'^.^ \ V:r^ -. -■c-^iL J' t y^ A / ■£■ •■ •" i , «: »J " « I9ÖI, DER Eine Zeitschrift des allgemeinen deutschen Apotheker- Vereins. Herausgegeb en unter ülitwirkung des Direetoriums von ;-:^ <•■•'•'' JL, Jahrgang. HANNOVER. Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandlung. 18 6 0. ^Ä DER PHARMICIE. '0 ( Zweite Reihe. CI. Band. Der ganzen Folge CLL Band. Unter Mitwirkung der Herren Aldenhoven, Feldhaus, Giese, Hahn, Hendess, Herzog, HilkenJcamp, Hirschberg, Hornung, Jonas, Kemper, Kromayer, Kühn, Landerer^ Liebe, Meurer, E. Müller, J. Müller, Peckolt, Beichardt, Reinige, Eubach herausgegeben von i:'^ Kästner Tereiiisjalir« HANNOVER. Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandlung. 1800. . ■ ) , f*' ' ♦ » ^< ?*. *■' - ' %' Inhaltsanzeige. Erstes Heft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Seite Bericht über die Arbeiten, welche zur Lösung der Preisfi-age der Hagen -Bucholz'schen Stiftung 1859 eingegangen sind; erstattet von Dr. L. F. B 1 e y 1 Bericht über die Preisarbeiten der Zöglinge auf die Aufgabe pro 1858/59 ; erstattet von Dr. L. F. B 1 e y 15 Untersuchung selenhaltigen Flugstaubs; von Dr. Kern per in Osnabrück 25 Beitrag zur Untersuchung einer grau-blau -grünlich gefärbten frischen Kuhmilch und Butter; von L. E. Jonas in Eilenburg 31 n. Monatsbericht 33 — 74 in. Literatur und Kritik 75 Zweite Abtheilung. Vereins - Zeitung. 1. Biographische Denkmale. Biographisches Denkmal des Apothekers Lorenz Wrede zu Meschede: eingesandt vom Kreisdirector E. Müller 89 Jacob Bell 90 2. Vereins -Angelegenheiten. Vortrag in der General -Versammlung des Apotheker-Vereins JT in Norddeutschland, zur Feier des 396ten Stiftungsfestes ^^ und zum ehrenden Gedächtnisse des zu Erlangen verstor- ^2. benen Hofraths und Professors Carl Friedrich Wilhelm Kastner, am 5. Septbr. 1859 zu Halle a. d. S.; vom Ober- CJ director Dr. Bley 91 ^^ Veränderungen in den Kreisen des Vereins 105 ^ Notizen aus der Generalcorrespondenz des Vereins 105 ^ 3. Zur Reform der Pharmacie; von Hahn in Mer- seburg 106 VI Irihhltsanzeige. -'"■ If Seite 4. Zur Medicin,,»Tbxikolpgie und Pharmakologie .... 112 5. Zur Technologie ........... «> 117 6. Allgemein interessante Mittheilungen 123 7. Notizen zur praktischen Pharmacie 125 Zweites Heft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Notizen über Cyanide: von Professor Dr. 0. B. Kühn 123 Auffindung des Phosphors und dessen Oxydationsstufen in Ver- giftungsfällen ; von Dr. C. Herzog 13S Ueber silberhaltiges Glockengut; von Dr. E. Reich ar dt in Jena 142 Bildung der Uebermangansäure durch unterchlorige Säure; von Wilhelm Reinige, Pharmaceut in Detmold 145 Untersuchung einer Anthracitkohle ; von Dr. Hilkenkamp und Dr. Kemper 14T Vei'einfachte Darstellung des Selens aus dem Selenschlamm mancher Schwefelsäure - Fabriken ; von Liebe, z. Z. in Dresden 150 Ueber ein neues Löthrohr; von A. Aldenhoven 151 II. Naturgeschichte und Pharmakognosie. Beschreibung, Eigenschaften und Gebrauch von Narthex Asa foetida und des Gummiharzes dieser Pflanze. Aus dem Holländischen von Dr. Job. Müller in Berlin 153 Ueber Bixa orellana und Orlean; von Demselben 161 III. Monatsbericht 163—213 IV. Literatur und Kritik 214 Zweite Abtheilung. Vereins - Zeitung. 1. Vereins -Angelegenheiten. Veränderungen in den Kreisen des Vereins 217 Ehrenmitgliedschaft 218 Inkaltsanzeige. vii Seite Dankschreiben des Herrn Kreisdirectors Jubilars Sarnow in Schwerin 218 Dankschreiben des Herrn Apothekers Carl Hendess s^n 218 Mittheilungen über die Feier des pharmaceutischen Jubiläums des Dr. Ernst Witting zu Höxter: von dem Kreisdirector E. Müller zu Arnsberg 219 Trinkspruch des Kreisdirectors E. Müller 220 Kurze Biographie des Dr. E. Witting; von Giese 221 Notizen aus der Generalcorrespondenz des Vereins 222 2. Zur Medicinalgesetzgebung 222 3. Zur Medicin, Toxikologie und Pharmakologie 231 4. Zur Technologie 236 5. Jahresbericht über Droguenhandel von H. Lappen- berg 239 6. Notizen zur praktischen Pharmacie 248 Drittes Heft. Erste Abtheiliing. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Ueber die Zusammensetzung der -Kieselsäure; von Prof. Dr. O. B. Kühn 257 Mannit in den Blättern von Ligustrum vulgare L.; von A. Kro- mayer, Assistent am chemisch -pharmaceutischen Labora- torium zu Jena 281 Ueber kupferhaltigen Schnupftaback ; von A. Hirschberg in Sondershausen 284 Ueber eine Verbesserung des Röhrenkühlers; von Feldhaus, Apotheker in Horstmar 285 II. Naturgeschichte und Pharmakognosie. Allgemeines über bra.silianische Nutz- und Heilpflanzen; von Th. P e ck 1 1. (Fortsetzung.) 287 Notiz über Feigenmilch; von Dr. X. Landerer in Athen 299 Notiz über Scammonium ; von Demselben 300 Ueber den Cyprischen Wein ; von Demselben 301 III. Monatsbericht 303—343 IV. Literatur und Kritik 344 VIII Inhaltsanzeige. Seite Zweite Abtheilung. Vereins-Zeitung. 1. Vereins -Angelegenheiten. Veränderungen in den Kreisen des Vereins 353 Notizen aus der Generalcorrespondenz des Vereins 354 2. Düsseldorf - Ebermaier'sche Stiftung 354 Stiftungs - Urkunde 355 Bestimmungen über die Ebermaier'sche Stiftung für verdiente Apothekergehülfen im Regierungsbezirke Düsseldorf 356 3. Zur Medicinalgesetzgebung 357 4. Zur Medicin, Toxikologie und Pharmakologie .... 357 5. Botanisches 362 6. Zur Technologie 368 7. Jahresbericht über Droguenhandel von H. Lappen- berg 374 8. Bibliographischer Anzeiger 382 9. Personalnachrichten 387 10. Notizen zur praktischen Pharmacie i 387 !!+• ARCHIV DERJHARMOE. CLL Bandes erstes Heft. Erste Abtheilung". I. Physik, Clieiuie iinil praktische Piiariuacie. Bericht über die Arbeiten, welche zur Lösung der Preisfrage der Hagen -Bucholz'schen Stiftung 1859 eingegangen sind; erstattet von Dr. L. F. Bley. Uie Preisfrage der Hagen-Bucholz'schen Stiftung für das Jahr 1859 lautet also: „Es wird eine Reindarstellung der wirksamen Be- standtheile des Mutterkorns {Seeale cornutum), welche im sogenannten Ergotin mit andern Stoffen verbunden sind, gewünscht, nebst Beschreibung der Eigenschaften des isolirten wirksamen Körpers." Die Arbeiten 'sollten bis 1. August 1859 eingesandt werden. Es waren sechs Arbeiten eingegangen: No. L mit dem Motto: „Niinquam retrorsum. Ein schlechter Soldat, der nicht denkt einmal General zu werden." Aus Neubrandenburg, nebst Kiste mit Präparaten, präs. den 9. Juni 1859. Zuerst ist eine kurze Erwähnung der verschiedenen Ansichten über die Entstehung des Mutterkorns gegeben. Um darüber klar zu werden, ob das Mutterkorn ein Pilz sei, versuchte der Verf. die Darstellung des Fungins. Arch.d.i'harm. CLI.BdB. l.Hft. 1 2 Bley, Zu dem Ende behandelte er 6 Unzen Reraanens vom Extr. Secal. com. aquos. mit Aether, dann mit Schwefel- säure, hernach mit Natronlösung, Der Versuch führte nicht zum glücklichen Ziele. Darauf behandelte der Verf. Mutterkorn mit Aether und erhielt so ein fettes Oel und eine weisse krystalli- nische Substanz. Um ein etwaiges Alkaloid herzustellen, bereitete der Verf. zuerst Molybdän-Phosphorsäure und prüfte mehrere Mutterkorn-Extracte nach Dr. Sonnenschein 's Methode. Die Ausführung war sehr unvollständig, die beigeleg- ten Proben sind ohne allen Werth. Doch glaubte der Verf. annehmen zu müssen, dass ein noch unbekanntes Alkaloid vorhanden sei. Um dessen habhaft zu werden, stellte er einen Destillationsversuch an und kam, wie vor- herzusehen, nicht zum Ziele. Nun stellt« der Verf. eine Probe auf Propylamin an und destillirte deshalb Mutterkorn mit Aetzkalk, Es ward ein nur schwach riechendes Destillat erhalten. Dieses Destillat enthielt etwas freies Ammoniak, mit einer Spur Propylamin. In Salzsäure aufgefangen, bildete sich ein krystallinischer Niederschlag, der bei der Prüfung sich bloss als unreiner Salmiak zeigte, was man natürlich vor- her sehen konnte. Da der Verf. die Vermuthung hegte, es könne diese krystallinische Substanz nicht unwichtig sein, so ist es um so auffallender, dass er den Versuch nicht mit grös- seren Mengen wiederholte, zumal der Preis des Materials ein niedriger ist. Die Bildung des Propylamins erklärt der Verf. für zufällig Und hier unwesentlich. Ein Versuch, Mutterkorn mit salzsaurem Wasser aus- zuziehen, Abdunsten des Extracts bis fast zur Verkohlung (wie unüberlegt!), neues Digeriren mit Wasser und Be- handeln mit phosphorsaurer Molybdänsäure gab einen Niederschlag, der indess nur ein Zersetzungsproduct sein Preisai'heiten der Ha gen- Buch olz sehen Stiftung. 3 kann. Der Rückstand in der Retorte ward mit absolutem Alkohol behandelt und gab seidenähnliche Krystalle. Diese Probe kam halb zerflossen an, als syrupdicke Tropfen, aus denen sich einige Krystalle gesondert hat- ten, welche meist aus Salmiak mit wenig Harz bestan- den; die Menge betrug höchstens einige Gran. Die rückständige Substanz wurde mit Chloroform ex- trahirt. Der Auszug ist Chlorophyll ähnlich und besitzt denselben Geschmack wie Chlorophyll, fettig harzig, und die Menge 0,250 Gran, also nicht weiter zu prüfen. Die zurückbleibende Substanz ist weggeworfen. Ein anderer Versuch wurde mit nur 3 TJnzen Sub- stanz unternommen, ein Auszug mit salzsaurem Wasser gemacht, gab geringes Resultat, welches noch dazu ab- handen gekommen ist. Eine Behandlung mit Salzsäure gab schwarzes krystallinisches Product, von dem nichts eingesandt ist. Der Rückstand ward mit Kalkwasser ge- kocht, das Zurückbleibende durch Alkohol extrahirt, wo- bei eine weisse Substanz erhalten wurde, die nicht näher geprüft worden ist. Der Verf. zieht aus seinem Verfahren Schlüsse, die er selbst als „wunderliche" bezeichnet. Jetzt zog er das bereits drei Mal mit Wasser be- handelte Mutterkorn mit Alkohol aus und erhielt ein Harz, welches nach ranzigem Oele riecht. Der Verf. sagt: die- ses Harz trat einen bedeutenden und zwar den flüssigen Theil an Aether ab und scheint (?) ebenso wie das Ergo- tin einen specifischen Geruch zu besitzen. Die beige gebene Probe ist ohne Werth. Der Preisbewerber versuchte das in Amerika ge- bräuchliche flüssige Extract darzustellen, indem er das Mutterkorn mit Aether vom fetten Oel befreite, das fette Gel mit Essigsäure schüttelte, um das Alkaloid aufzu- nehmen (Vj, wobei er sich so ausdrückt: „das hat auch statt, wie ich schon oben zeigte". Er zog dann die vege- tabilische Substanz mit essigsaurem Alkohol aus, dampfte ab, setzte ein wenig Alkohol zu und filtrirtc. Da ihm 1* 4 Bley, die Methode zweckmässig, aber doch zu weitschweifig schien, so Hess er bei weiteren Versuchen die Ab- scheidung durch fettes Oel weg, und erhielt ein unan- sehnliches, werthloses Extract, wovon eine Probe beige- fügt war. Der Verf. erklärt die Essigsäure für ein gutes Binde- mittel des Alkaloids und stellte ein essigsaures Extract dar, welches aber verdarb. Hiernach war der Verf. bemüht, ein salzsaures Alka- loid darzustellen, und behandelte 4 Unzen Mutterkorn mit Salzsäure, sättigte mit kohlensaurem Kali und erhielt einen reichlichen Niederschlag, den er voreilig genug für wirk- liches Alkaloid hielt, was er aus dem Verhalten gegen Phosphormolybdänsäure schloss, ohne die Vorfragen ge- hörig zu erörtern; hätte er denselben ein wenig einem Verbrennungsversuche ausgesetzt, so würde er gefunden haben, dass das vermeinte Alkaloid, von ihm mit dem Namen „Clavisipin" bezeichnet, zum grössten Theil feuer- beständig ist und meistens aus Chlorkalium und Chlor- natrium besteht, dem ein wenig organische Substanz an- hängig ist. Da der Verf. dieses Product für reines Alkaloid hielt, so stellte er eine Reihe von Versuchen an über seine Eigenschaften. Leider unterliess er die Prüfung mit den geeigneten Reagentien, welche ihm Aufklärung über die wahre Beschaffenheit hätten geben können. Er war zu sehr von seiner vermeintlichen Entdeckung eingenommen, als dass er die einfachen Beweise aufzusuchen sich hätte bemühen sollen. So geräth er auf Fehlschlüsse, die ganz unstatthaft sind. Diese Arbeit ist mit zu schwachen Kräften;, ohne Methode und gehörig praktische Fertigkeit, namentlich aber auch mit zu kleinen Mengen unternommen, und konnte um so weniger ein günstiges Resultat geben, als der Verf. voreilig jede sorgfältige Prüfung der erhaltenen Präparate unterliess. AnFleiss hat es der Preisbewerber' 'i^B Preisarheiten der Hagen- Bucliolz sehen Stiftung. 5 nicht fehlen lassen; die übersandten Präparate, welche übrigens hübsch verpackt sind, haben wenig Werth. Dem Verf. ist die bronzene Medaille der Stiftung und 5 Thlr. für gehabten Aufwand bewilligt worden. Verfasser ist: Ludwig Scherff aus Wendisch Buchholz, zur Zeit bei Hm. Apotheker Struve in Görlitz. No. II. mit dem Motto : „O! glücklich, wer noch hoffen kann. Aus diesem Maass des Irrthums aufzutauchen. Was man nicht weiss, das eben brauchte man, Und was man weiss, kann man nicht brauchen." Aus Graudenz, präs. am 9. Juli 1859. Die Abhandlung wird eröffnet mit einer Betrachtung über die verschiedenen Ansichten der Entstehung des Mutterkorns; der Verf verspricht nachträglich noch einige Bemerkungen vorzulegen. Die Arbeit handelt weiter über den anatomischen Bau des Seeale cornutmn, wobei die Abbildung eines fei- nen Querschnitts in 3 Figuren beigegeben ist in recht sorgfältiger Ausführung. Bei dieser Gelegenheit äussert der Verf. die Meinung, dass der von unserm verehrten Hm. Collegen Mitscherlich aufgestellte Mutterkomzucker (Mycose) durch Einwirkung des zweiten Atoms Phosphor- säure des im Mutterkorn enthaltenen sauren phosphorsau- ren Salzes auf das Amylum des gesunden Fruchtknotens gebildet sein dürfte. Einige chemische Prüfungen führten den Preisbewer- ber zu dem Schlüsse, dass das Mutterkorn sehr stickstoflf- reich sei, aber kein Amylum enthalte. Chemische Versuche. Der Verf unternahm zuerst eine Elementaranalyse der Substanz des Mutterkorns und ermittelte als Bestand- theile : Stickstoffgehalt 3,100 Wasserstoff 8,980 Kohlenstoff 43,650 Sauerstoff 41,170 Anorganisches 3,100 100,000. 6 Bley, Er zog sodann 4 Unzen bei 50^ C. getrockneten Mut- terkorns mit Aether aus und destillirte von der filtrirten Flüssigkeit ^\n ab, nachdem zuvor ein Versuch gemacht worden war, das fette Oel so weit als möglich durch Pressen zu entfernen. Das vom Aether aufgenommene Oel schied sich beim Abdestilliren des Aethers vollstän- dig aus, der vom Oel befreite Auszug zeigte keine Kry- stallisirbarkeit und gab ein braunes Extract von wider- lich bitterem Geschmack. Das mit Aether erschöpfte Mutterkorn wurde mit Wasser extrahirt. Es enthielt Traubenzucker oder Mannit. Bei der Extraction des mit Wasser erschöpften Rück- standes durch Weingeist wurde der gewonnene Auszug nicht weiter zerlegt, sondern nur der Menge nach bestimmt. Die Asche enthielt: kohlensaures Kali, Chlornatriura, Kalk, Talkerde und eine unbekannte Säure (doch wohl Phosphorsäure?), Eisenoxyd. Aus 100 Theilen des Mutterkorns wurden erhalten: Feuchtigkeit 9,00030 In Aether Lösliches 31,25000 ~ In Wasser Lösliches 13,54166 In Weingeist Lösliches . . . 1,04166 In Ammoniak Lösliches . . 5,20833 Zellstoff 36,05205 Asche 3,90000. Weitere Prüfung. a) Fettes Oel. Von demselben wurde eine grössere Menge dargestellt. Bei einem Verseifungsversuche bemerkte der Verf. eine kleine Spur eines ätherischen Oeles. Durch Zersetzung der gebildeten Seife mittelst Chlor- baryums wurde eine kleine Menge flüchtiger Säure ge- wonnen, welche bei der Elementaranalyse ergab: C 65,5173 = 76 12 C H 10,3448 = 12 12 H O 24,1379 = 28(?) 4 O 116 Freisarheifen der Ha gen-Bucholz sehen Stiftung. 7 woraus die Formel C'2Hi2 04 hergeleitet wird, was eine Identität mit der Capronsäure anzeigen würde. Aus dem Oele wurde auf einem andem Wege noch Essigsäure und Oel und Stearinsäure dargestellt. Durch fernere Zersetzung einer Kalkseife versuchte der Verf. etwa vorhandene organische Verbindungen zu ermitteln. In dem Mutterkomöl wurden überhaupt ermittelt : Glyceryloxyd, Stearinsäure, Palmitinsäure, Oleinsäure, Caprinsäure, Capryl- und Caprinsäure, eigenthümliche Säure und flüchtiger riechender Stoff. h) Wässeriger Auszug. Der Preisbewerber unter- nahm zahlreiche Versuche zur Isolirung des eigenthüm- lichen wirksamen Stoffes, wobei nur zu bedauern ist, dass er überall mit gar zu kleinen Mengen arbeitete, was stets ein Hinderniss ist, über noch unbekannte Stoffe ins Klare zu kommen. Das Resultat ergab Wigg er s' Ergotin. Durch Chlo- roform ward aus der extractartigen Substanz eine braune harzige Substanz erhalten, welche Brechen erregte, in Wasser und Aether unlöslich war und in Chloroform, ab- solutem Weingeist und concentrirter Schwefelsäure (?) leicht löslich war (doch nicht ohne Zersetzung?). Wei- tere Eigenschaften sind nicht notirt und aus den ange- gebenen ist wenig zu folgern für die Eigenthümlichkeit des Stoffes. Bei weiteren Versuchen wurde ein stets Ekel und Brechen erregendes Extract erhalten, allein in höchst kleinen Mengen, mit dem weiter sich nichts an- fangen Hess. Das Secalin Wiggers' hält der Verf. für nichts Anderes als reines Ammoniak (?), sicher ein un- haltbarer Schluss. c) Weingeistiger Auszug. Aus demselben er- hielt der Verf. Zuckerkrystalle und Wiggers' Ergotin, welches Wink 1er für eine Säure erklärt, sonst keine Substanz, für welche eine Eigenthümlichkeit in Anspruch genommen werden konnte. 8 Bley, d) Ammoniakalischer Auszug. Bei diesem Aus- zuge wandte der Verf. eine grössere Menge Rohmaterial an, nämlich 3 Kilogrm., während er bei dem früher er- wähnten meist viel kleinere Mengen in Arbeit nahm und schon deshalb zu keinem recht günstigen Resultate kom- men konnte. Ein praktisches Resultat wurde auch hier nicht gewonnen. Es folgt eine Betrachtung der einzelnen wichtigen Bestandtheile des Mutterkorns, als des fetten Oeles, der Mycose, der Mutterkorngerbsäure, des Cornutins, des Harzes. Mit dem Oele wurden Versuche über die Wirkung angestellt. Es wirkt schon in kleinen Dosen abführend, und zwar stärker als Ricinusöl. Mycose^ bekannt durch Mitscherlich's Arbeit, wurde einer Elementaranalyse unterworfen. Die Gerbsäure zeigte keine besondern Eigenschaften. Cornutin^ ein sauer reagirender Farbstoff, aus C 50,609 8 H 2,344 2 N 30,622 2 O 16,425 2 zusammengesetzt, woraus die empirische Formel : CSH2N2 02 abgeleitet ist. Harz. Wiggers' Ergotin. Nach Wiggers' Ver- fahren wird es mit Cornutin vermengt erhalten. Die beste Darstellungs weise soll nach dem Verf. sein, das Mutterkorn wiederholt mit Weingeist auszukochen, die filtrirten Auszüge zur Extractconsistenz zu verdampfen und in Wasser zu lösen, die unlösliche Substanz mit Aether auszuziehen, in Alkohol zu lösen und wieder ein- zudampfen. Der Verf. lässt nun einen Commentar folgen zu den verschiedenen Mutterkorn-Extracten : d) Wässeriges Extract nach Dr. Schacht's Vorschrift. Das kalt bereitete Extract enthält, wie natürlich, weniger von dem Wiggers'schen Ergotin. Der Preisarheiten der Ragen -Bucholz sehen Stifhaig. 9 Verf. zog daher vor, dasselbe durch heissen Auszug dar- zustellen und im concentrirten Zustande mit Weingeist zu versetzen. Bei der Bereitung soll alle Anwendung hölzerner Gefasse und Holzgerathschaften vermieden wer- den, weil sonst gar leicht Zersetzung entsteht. 8 Unzen Mutterkorn gaben nur 230 Gran Extract von dickflüssi- ger Beschaflfenheit. Von kalt bereiteten Extracten, nachher mit Wein- geist behandelt, wurde eine Gewichtsmenge von nur 120 Gran erhalten, welche noch ekelerregender wirkte als das heiss bereitete Extract. Eine weitere Bestimmung der verschiedenen Bestand- theile in den nach verschiedenen Methoden dargestellten wässerigen Extracten gab folgendes Resultat: nach Schacht nach des Verf. Weise bereitet bereitet a) kalt b) warm Rothfarbstoff 10,800 5,230 8,3C0 Violetter 2,750 1,060 3,840 Stickstoffhaltige Substanz 12,200 12,200 14,030 Mutterkoruharz 1,445 3,440 6,805 In Chloroform lösliche Base in unrei- ner Gestalt 4,333 5,000 6,102 Anorganische Salze 20,200 4,000 4,130 Eigen thümliche Säure 0,360 0,360 0,540 Gummischleim 4,000 0,330 0,750 Feuchtigkeit 18,000 14,000 14,000 Extractivstoff 25,482 54,880 41,503. h) Weingeistiges Extract nach Schacht wurde aus 1 Pfund Mutterkorn bereitet. Dieses Extract zeigte wenig anorganische Bestandtheile, ansehnliche Menge fet- tes Oel^ etwas Gerbsäure, rothen und violetten Farbstoff, Harz und Extractivstoff. Der Harzgehalt ist etwa lOmal grösser als in wässerigem Extracte. Nach Hager's Ma- nual bereitet, enthielt dasselbe viel mehr anorganische Substanzen, viel fettes Oel, Gerbstoffgehalt eben so viel als im Schacht'schen Extract. Vom Schacht'schen Extract giebt das Pfund Mutter- korn 120 Gran, vom Hager'schcn 180—210 Gran. Erstercs 10 Bley, scheint aber das wirksamere, weil es mehr Ergotin, we- niger Salze, Gummi und Extractivstoff enthält. Der Verf. räth den Apothekern, das Extraet niemals zu kaufen, sondern selbst darzustellen, was ganz in der Ordnung ist. c) Aetherisches Extraet nach Hager besteht der Hauptsache nach aus fettem Oel, also wohl ein sehr entbehrliches Präparat. Am Schlüsse seiner Arbeit giebt der Verf. noch Erfahrungen über die Wirkung einiger Präparate aus dem Mutterkorn auf Thiere. Bei Kaninchen wirkte weder wässeriges Extraet, noch Ergotin selbst in grossen Dosen tödtlich, überhaupt nur vorübergehend krankmachend. Ebenso bei Hühnern. Ein bei den Versuchen mitwirkender Arzt, Dr. Hei- demann, schloss aus den beobachteten Wirkungen, dass das Mutterkorn nur vorübergehend wirke und der Genuss von Selterswasser die Übeln Wirkungen bei Menschen beseitigen würde; An Proben sind beigefügt: 1) Harz als grau-violettes Pulver, einige Gran. 2) Fet- tes Oel von gelber Farbe, etwa 15 Gran. 3) Mit Aether ausgezogenes Oel, gelb mit dunkelbraunem Absätze. 4) Wäs- seriges Extraet nach eigener Voi'schrift. 5) Extraet nach Schacht dargestellt. 6) Mycose, circa 0,125 Gran. 7) My- cose aus Weingeist krystallisirt, circa 0,080 Gran. 8) Blei- salz von einer Zersetzung in kaum wahrnehmbarer Menge. 9) Nach Schacht bereitetes Extraet. 10) Ein Auszug mit Chloroform. 11) Ein ähnlicher. 12) Cornutin, ein dunkelbraunes Pulver. 13) Eine Seife, aus Oel darge- stellt. Durch die Arbeit ist die Aufgabe allerdings nicht gelöst, was mit daran lag, dass der Verf. nicht fest das Ziel im Auge behielt und mit zu kleinen Mengen arbei- tete, wonach der angebliche Verbrauch von 20 Pfd. Mut- terkorn fast unglaublich erscheint. Indess sind seine Kesultate in Betracht der Darstellung der Extracte und Preisarbeiten der Hagen- Buckolz' sehen Stiftung. 11 der Wirkung dieser, so wie des Oels, nicht ohne Nutzen. Dem Verf. ist als Belohnung die silberne Medaille und 10 Thaler für die Auslagen zuerkannt, als diesjähriger erster Preis. Verfasser ist Friedrich Barrlay aus Riga, zur Zeit bei Hrn. Apotheker Engelhardt in Graudenz. No. IIT. mit dem Motto: „Utere tempora vitae hreviSf ars longa.'' Aus Cöthen, präs. am 14. Juli 1859. Nach einigen einleitenden Worten über den Einfluss der Chemie auf die Erkenntniss der Natur folgt eine kurze Betrachtung über das Seeale cornutum und seine Entstehung, die nichts Neues lehrt. Die Darstellung des Ergotins ward nach drei Metho- den versucht. a) Aus 3 Unzen Mutterkorn will der Verf. 1 Unze Ergotin erhalten haben, es war indess nicht Ergotin, son- dern wässeriges Extract. h) Nach Bonjean wurde durch Ausziehen mittelst destillirten Wassers^ hernach mit Alkohol verfahren und 3 Drachmen Extract erhalten. c) Nach F.Mohr erhielt Verf. aus 3 Unzen 1/2 Unze Elxtract. Das fette Oel zeigte ihm keine schädliche Wir- kung auf Thiere. Die Auflöslichkeit des Oels in Aetzkalilauge läugnet der Verfasser. Verf. unternahm eine trockene Destillation mit dem Mutterkorn, was eine vollkommen nutzlose Arbeit war. Eine Destillation mit Wasser gab ein ekelhaft rie- chendes Destillat, welches Ammoniak enthielt, so wie auch Schwefelverbindung. Der Verf. will 10 verschiedene Methoden angewandt haben zur Darstellung des wirksamen Bestandthoils aus dem Mutterkorn in reinem Zustande, ohne etwas Weite- res darüber zu sagen, als dass alle kein befriedigendes Resultat gegeben haben. Verf. stellte eine Destillation des Mutterkorns mit verdünnter Salpetersäure an und erhielt ein blausäurc- 12 Bley, haltiges Product. Bei der Prüfung ist die entschiedenste Reaction mit Eisen ausser Acht gelassen. Auch unternahm derselbe eine Destillation mit chrom- saurem Kali und Schwefelsäure und erhielt eine wunder- schöne grüne Flüssigkeit, und noch eine Destillation mit Salzsäure. Darin wurde eine Krystallbildung bemerkt.. Der Verf. verspricht die Arbeit fortzusetzen, so dass er das Werk den Meistern der Chemie vorlegen könne. Auch eine Destillation mit Alkalien wurde versucht und Propylamin erhalten. Als Präparate sind drei Ex- tracte, zwei Verseifungen und sieben Destillate in Proben eingesandt. Dieses ist die ganze Arbeit. Da bei derselben der Zweck: „die Reindarstellung des wirksamen Stoffes", ganz ausser Acht gelassen oder doch auf keine gründ- liche Weise verfolgt worden ist, die unternommenen Ar- beiten aber von vornherein als nicht zum Ziele führend angesehen werden konnten, so verdient die Arbeit gar keine Berücksichtigung. No. IV. mit dem Motto: „Ihr Herren, die Kraft ist schwach, allein die Lust ist gross". Aus Brandenburg^ präs. am 27. Juli 1859. Ueber die Entstehung ist eine kleine Mittheilung gegeben. Der Preisbewerber behandelte 1 Pfund Mutterkorn mit Aether und sonderte das fette Oel mit Alkohol aus. Unter der Harzlösung des alkoholischen Auszuges sah der Verf eine körnige Masse sich ausscheiden, welche nach Wiederauflösen des Harzes in Weingeist zurück- blieb, aber an Menge so gering war, dass sie nicht wei- ter untersucht werden konnte. Auch von diesem Preisbewerber wurde der Weg der Destillation eingeschlagen, der aber zum Theil verun- glückte, weil Gährung eingetreten war. Aus 21/2 Pfund Mutterkorn wurde durch Destillation nichts wesentlich Wichtiges erhalten ; denn die Zersetzungs- producte können hier nicht in Betracht kommen. Preisarheiten der Hagen- Bucholz' sehen Stiftung. 13 Ein alkoholischer Auszug aus 1 Pfund Seeale cornu- tum gab wesentlich kein anderes Resultat als Wiggers- sches Ergotin und etwas Mycose. Diese theils verunglückte, theils nicht zu Ende gebrachte Arbeit verdient gar keine Berücksichtigung, denn wir dürfen nicht zu flüchtigen Arbeiten aufmun- tern, sondern können nur die fleissigen und sorgfältig ausgeführten Arbeiten belohnen, auch wenn sie nicht ganz zum gewünschten Resultate geführt haben sollten. No. V. mit dem Motto: „Aus Liebe zur Sache zur Förderung der Wissenschaft". Aus Arnstadt eingesandt am 31. Juli 1859. Der Verf. geht sofort an die Lösung der Preisfrage, Er unternahm drei Arbeiten. Die erste mit nicht entöltem Mutterkorn; er berei- tete aus 6 Unzen nach Schacht ein Extract, welches weiter zu zerlegen versucht wurde, aber ohne Resultat blieb. Der zweite Versuch wurde mit nur 2 Drachmen Ex- tract unternommen, welches mit schwefelsaurem Wasser ausgezogen wurde. Derselbe gab als Resultat 20 Gran eines braunen Extracts, mit Krystallen vermischt. Der dritte Versuch wurde mit 3 Unzen Mutterkorn angestellt, welche mit Natronlauge behandelt wurden, um das Gel abzusondern, worauf das Extract mit verdünnter Schwefelsäure weiter ausgezogen ward, und gab, wie vor- herzusehen war, ein negatives Resultat, wie auch alle ferneren Versuche in dieser Art. Versuche mit Mutterkornöl Die Darstellung geschah mittelst Aether. Dieser Auszug lieferte überall gar nichts Bemerkenswerthes. Versuche mit entöltem Mutterkorn, a) Es wurden nur 2 Unzen Mutterkorn aufgewendet und mit salzsaurem Wasser behandelt nur 3 Gran einer grauen Substanz erhalten. b) Ungeachtet des ungünstigen Resultats wurde ein 14 Bley, zweiter derartiger, wenig abgeänderter Versuch mit gar nur 1 Unze Mutterkorn unternommen und 10 Gran einer ähnlichen Substanz wie in a) erhalten. Einige Reactio- nen sind angemerkt, die aber keinen Aufschluss gaben über die Natur des Stoffes. c) Ein dritter Versuch der Extraction mittelst schwe- felsäurehaltigen Wassers bei 1 Unze Mutterkorn angestellt, konnte natürlich kein genügendes Resultat geben. Doch sandte der Verf. das Präparat nach Göttingen zu Ver- suchen in der medicinischen Klinik! Auch diese Arbeit muss als eine völlig resultatlos gebliebene betrachtet werden, denn mit unreinen Stoffen von wenigen Granen ist nichts anzufangen und ein gün- stiges Resultat unmöglich. Möge der Verf. seine Arbeit fortsetzen, und wenn sie zu bessern Resultaten führen sollte, nachträglich ein- senden. Die jetzigen Präparate sind ohne besonderen Werth. Bis dahin ist derselben die Bronze-Medaille zu- zuerkennen. Bei Anwendung so kleiner Mengen Roh- materials wird überall ein günstiges Resultat nicht zu erlangen sein. Verfasser ist: Georg v. Lös ecke aus Osnabrück, zur Zeit bei Hrn. Hof-Apotheker Brockmann in Arnstadt. No. VI. mit dem Motto : „ Das Beste, was der Mensch vermag, ist er seiner Zeit schuldig". Aus Homberg, präs. am 19. Juli 1859. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Anführung der verschiedensten Ansichten über die Entstehung des Seeale cornutum, wobei besonders auf Meyen's Ansicht Gewicht gelegt wird, sodann auf Tulasne's Erklärung als Pilz. Bei der Betrachtung der narkotischen Eigenschaften des Mutterkorns wird erwähnt, dass Pettenkofer die Mj- cose Mitscherlich's für phosphorsaures Morphium ge- halten habe?! wie in Orfila's Toxikologie angegeben sein soll. Bei seinen Versuchen stellte der Verf. zuerst VV^ig- ger's Ergotin dar. Der Verf. arbeitete mit 6 Pfund Preisarheiten der Zöglinge. 15 Mutterkorn und unternahm mehrere Versuche, bie ader zu einem andern Ergebniss nicht führten, als dass der Verf. ein gereinigtes Wiggers'sches Ergotin in kleiner Menge erhielt, wovon er etwa 1 Gran eingesandt hat. Die übrigen Präparate sind Wiggers'sches Ergotin, Bon- jean'sches Ergotin, Oel, Wachs, Mycose und zwei Ex- tracte, welche sämmtlich für Nichtlösung der Aufgabe sprechen. Die Arbeit verdient keine Belohnung. Die Preisfrage für das Jahr IS^S^g^ lautet: 5 Die Darstellung des Bitterstoffes aus einer Reihe einheimischer Pflanzen in möglichster Reinheit, so weit es gelingt, in krystallinischer Form." Bericht über die Preisarbeiten der Zöglinge anf die Aufgabe pro 18 ^%9; erstattet vou Dr. L F. B 1 e y. Die gestellte Preisfrage ist diese: „Ausmittelung der besten Darstellungsweise des Jalappenharzes, sowohl aus den Wurzeln, als aus den Stengeln, mit Rücksicht auf die im Handel vorkom- menden verschiedenen Sorten, als auch die Verfälschun- gen, sowohl des Harzes, als der Wurzeln." Es sind acht Arbeiten eingegangen : No. I. mit dem Motto : „In dem grossen Räume des Lebens Jede Kraft eine Welle, Jede füllend ihre Stelle, Nicht vergebens, Wenn statt eitlen Ueberhebens Still sie finden will das schnelle Schiff Des Ewigwcitcrstrcljens. " Aus Remmlingen eingekommen am 7. Juli 1859. 16 Bley, Der Verf. verspricht im Eingange eine historische Abhandlung der Jalappenwurzel mit der Arbeit zu ver- binden. Dabei äussert derselbe sehr naiv: „Zudem kann ja die ganze Arbeit über das Jalappenharz nur mehr als eine genaue Zusammenstellung aus verschiede- nen Werken betrachtet werden. Das ist aber gerade nicht, was das Directorium des Apotheker -Vereins in Norddeutschland, welches die Preisfrage stellt, wollte, son- dern eine Arbeit, welche eigene Beobachtungen und ver- gleichende Prüfung und selbsteigenes Studium zeigt. Der Verf. giebt die Werke an^ welche ei- bei seiner Arbeit benutzte, auch die Zeichnung einer Abbildung von Jpomoea purga. Sonach ist die Arbeit nach dem eigenen Geständniss des Verf. mehr eine Compilation, als eigene Ai"beit. Die Auszüge sind fleissig verabfasst. Eine Kritik der vorhandenen Arbeiten, wie der Verf. meint, wird gar nicht verlangt. Eine angewandte Wurzelsorte lieferte nur 5 Proc. Harz, aus Stengeln wurden 6 Proc. Harz erhalten. Die Bemerkung, dass man im Handel selten unver- fälschtes Jalappenharz fände, mag wohl nicht ganz ge- rechtfertigt sein: denn es giebt jetzt viele chemische Fabriken in Deutschland, die das Harz von bester Beschaf- fenheit liefern, indess gewährt die sorglältige Selbst- bereitung immer die beste Ueberzeugung der Aechtheit. Es findet sich in der ganzen Arbeit keine Wahr- nehmung von eigenem Nachdenken und von vergleichen- der Prüfung der verschiedenen Wurzelsorten sowohl, als auch der Methoden der Darstellung des Harzes, daher der Verf. die Aufgabe nicht richtig erfasst und aus- geführt hat. Die eingesandten Proben in Glasröhren waren bloss in Papier verpackt und kamen daher zum Theil zerbro- chen an. Sie bestehen in einigen Granen wässerigen Jalappenwurzel -Extracts, zwei Proben Harz aus Stengel und Wurzel und einer Probe gebleichten Harzes. Die Preisarbeiten der Zöglinge. 17 Präparate sind sämmtlich von guter Beschaflfenheit. Die Arbeit ist gut stylisirt und sauber geschrieben. Dem Verfasser, Gottfried Volland aus Hetzingen, Zögling des Hrn. Apoth. Barnickel in Remmlingen, ist eine schriftliche Anerkennung als Accessit, jedoch mit dem Ausdrucke: ^künftig sorgfältigerer Beachtung der Aufgabe", auszustellen. No. n. mit dem Motto: „Jedem Menschen für sein Leben Ist ein Maass von Kraft gegeben, Das er nicht erweitern kann. Aber nach den rechten Zielen Stets die Kräfte lassen spielen Soll und kann ein rechter Mann." Aus Remmlingen am 7. Juli eingegangen. Ebenfalls mit fünf Proben von Präparaten, ganz wie die vorige verpackt. Doch ist von den Präparaten bei No. I. das Harz aus der Wurzel trocken und pulverig, während dieses von No. II. feucht ist und doch an dem Glase fest- haftet. Die Arbeit No. I. ist sauberer geschrieben. Es sind hier genau dieselben Werke benutzt wie bei No. I. Im Ganzen ist die Einleitung ebenfalls dieselbe, nur in etwas anderer Wortfassung. Der Gang der Aufstellung ganz derselbe. Die historischen und literarischen Nach- weisungen sind erschöpfender als bei No. I. üeber die Verfälschung der Wurzeln sind Notizen mitgetheilt, welche bei No. I. fehlen. Wenn der Verf. sagt : „ G e i s e 1 e r wiederspricht die- ses", so ist das fehlerhaft und muss heissen: „ Geisel er widerspricht diesen Behauptungen". Es ist auch hier nur ein Versuch zur Darstellung des Harzes aus Wurzeln, wie einer aus Stengeln unter- nommen. Was über die Prüfung gesagt ist, ist vollständiger als bei No. I. Jedenfalls geht hervor, dass die Verfasser No. I. wie No. H. die Arbeit gemeinschaftlich machten oder gegenseitig austauschten, der von No. II. aber mehr Arch.d.Pharm.CLI.Bds. l.Hft. 2 18 Bley, Zeit und Fleiss auf die Ausarbeitung verwandte, der von No, L mehr Sorgfalt der Abschrift widmete. Dem Verfasser, Eugen Dietrich aus Waltershau- sen^ Zögling des Hrn. Apoth. Barnickel in Remmlingen, ist, ebenso wie dem von No. I., ein Accessit ertheilt. No. III. mit dem Motto: „Aller Anfang ist schwer". Aus Leipzig, präs. am 23. Juli 1859. Eine saubere, nette Handschrift. Die Abhandlung beginnt mit einer Besprechung der Abstammung der Jalappenwurzel. Der Verf. ermittelte, dass Alkohol von 650 Tralles die rechte Stärke habe zum Ausziehen des Harzes. Eine mehr als einmalige Extraction mit Alko- hol hielt der Verf. für nicht günstig und nicht lohnend. Das zuvorige Ausziehen mit Wasser, welches sicher ganz praktisch ist, will dem Verf. nicht gefallen. Bei blosser Ausziehung mit Alkohol erhielt der Verf. 6,5 Proc. Harz, nach Gummi bei der erst geschehenen Extraction mit Wasser nur 6,03 Proc, bei dem Verfah- ren nach Martins 7,33 Procent. Das Verfahren von Planche wird als unpraktisch verworfen. Der Verf. prüfte noch das Verfahren von Mouchon, welches 6,33 Procent Harz gab. Die Anwendung der Kohle beim Ausziehen fand der Verf. nutzlos. Die Deplacirungsmethode gewährte gute Resultate und gab 10 — 11,33 Proc. Harz, worüber eine ganze Reihe von Versuchen angestellt wurden. Ueber die Entdeckung der Verfälschung stellte der Verf. mehrere recht umsichtige Versuche an. Um mit Lerchenschwamm verfälschtes Jalappenharz zu erkennen, stellte der Verf. Lerchenschwammharz dar und fand die- ses in Alkohol, Terpentinöl, Chloroform, Benzin und Aether löslich, also abweichend vom Jalappenharz. Auch über die Verfälschungen mit Guajakharz, Co- lophonium, Jalappenstengelharz wurden Proben angestellt. Die hiezu gegebenen Präparate, 17 an der Zahl, sind gut bereitet und verpackt. Der Verf. prüfte noch die Berei- Preisarheiten der Zöglinge. 19 tungsweisen hinsichtlicli des Kostenpunctes und fand die Selbstbereitung am lohnendsten. Man sieht, dass der Verf. nicht bloss schriftlich ge- arbeitet, sondern kritisch verfuhr bei der Darstellung des Harzes nach verschiedenen Methoden. Der Schluss, dass die Ausziehung mit Wasser nicht nützlich sei, ist unrich- tig. Die Ausbeuten sind meist gering, was an den ge- ringen Sorten des Materials und den kleinen Mengen liegen kann. Die Arbeit zeugt von richtiger Auffassung der Preis- frage und praktischem Sinn bei der Lösung. Sie ver- dient den zweiten Preis a) der Meurer'schen Stiftung. Verfasser ist Georg Crusius aus Dresden, Zög- ling des Hrn. Apoth. John in Leipzig. No. IV. mit dem Motto : „ Omnia conando docilis so- lertia vincit. " Aus Neckarbischoffsheim, präs. den 23. Juli 1859. Auf unbeschnittenes Papier geschrieben, wenig sauber, sehr flüchtig. Die Abhandlung beginnt, ohne nur die Preisfrage zu erwähnen, mit einer allgemeinen Betrachtung der Harze. Bei der Angabe der Eigenschaften laufen manche Un- richtigkeiten nebenher. Dann ist von der botanischen Abstammung die Rede. Bei der Betrachtung des Jalappenharzes ist auch von sei- ner Lösung im Wasser die Rede, wahrscheinlich hat der Verf. Extract gemeint. 3/4 der ganzen Abhandlung ist aus Büchern entnom- men. Verf. arbeitete bei der Darstellung nur sehr im Kleinen, mit 2 Unzen, was kein geeignetes praktisches Resultat geben kann. Es wurde zwar eine ganze Reihe von Versuchen unternommen, aber alle in viel zu kleinem Maassstabe, um praktische nützliche Schlüsse daraus zu gewinnen. Die Präparate, 14 an der Zahl, a 1 Scrup. bis 1/2 Drchm., sind nicht übel. p]in Resultat zu ziehen, hat der Verf der Prüfungs- Commission überlassen, selbst die Versuche ohne über- 9* 20 Bley, sichtliches Resultat und sonstige Folgerung hingestellt. Die ganze Arbeit ist etwas flüchtig und kann nur ein Accessit erhalten. Verfasser ist Heinrich Nauer, Zögling des Hrn. Apoth. Becker in Neckarbischoffsheim. No. V. mit dem Motto: „Die Chemie strebt zu er- kunden, was die grosse Mutter schafft; wohl ergründet ist ihr Wirken, unerschöpflich bleibt die Kraft." Aus Eisenach, präs. den 27. Juli ,1859. Alles saubere Handschrift und die Abhandlung meist tüchtig und recht; doch kommt manches nicht dazu Ge- hörige mit vor. Die Verpackung konnte noch etwas vor- sichtiger geschehen sein. Zuerst ist in der Abhandlung von den sogen. Brut- knospen {Gemmae proUßcae) die Rede, dann folgt die botanische Beschreibung der Mutterpflanze und Wurzel. Auch von den Verfälschungen der Wurzel ist hier die Rede. Bei der Darstellung des Harzes redete der Verf. der Vorschrift der Pharmakopoe das Wort. Der Verf. wen- dete eine Art Deplacirung zur Extraction der Wurzel an. Die zuvorige Ausziehung mit Wasser fand der Preis- bewerber praktisch. Er erhielt 8,5 — 11 Proc. Harz, am meisten nach der Vorschrift von Gummi. Ueber die Verfälschung des Harzes wurden alle be- kannten Methoden durchgenommen und in diesem Theile ist die Arbeit sehr gut. Beigegeben sind 8 Proben Rohwaaren an Wurzeln und Stengeln und 11 Proben und Präparate. Dieselben scheinen gut, doch waren sie zum Theil unkenntlich, weil ein Glas mit flüssigem Extract zerbrochen sich über meh- rere ausgebreitet hatte. Die Arbeit zeugt von praktischem tüchtigem Streben und verdient alles Lob. Ihr ist der dritte Preis zuzu- erkennen. Verfasser ist Richard Seesemann aus Eisenach, Zögling des Hrn. Hof-Apoth. Oswald in Eisenach. Preisarbeiten der Zöglinge. 21 No. VI. mit dem Motto : „ Ut desint vires, tarnen est laudanda voluntas.'' Aus München präs. Die Arbeit htält sich auch dem Ganzen nach an die Worte der Preisaufgabe, ist sehr sauber und brav aus- geführt. Handschrift deutlich. Präparate sehr gut. Ver- packimg vortrefflich. Die Sammlung der Data über die Verfälschungen der Wurzeln sind hier am fleissigsten gesammelt. Es standen dem Verf. zahlreiche Werke zu Gebote. Auf diese Excerpte folgen eigene Beobachtun- gen. Eine falsche Jalappenwurzel scheint Rad. Aristolo- chiae rotund., wie auch der Verf. richtig erkannt hat. Auch eine mikroskopische Untersuchung wurde an- gestellt. Die Bestimmung der Menge des Harzes im Kleinen wurde nach Gorup-Besanez im v. Bibra'schen Apparate ausgeführt. Ueber die Constitution des Harzes sind zahlreiche Arbeiten citirt. An eigenen Versuchen wurden fünf gemacht, die meist günstige Resultate gaben, von 11 — 12 Proc. Als bestes Verfahren wird das der Preuss. Pharmakopoe, we- sentlich das von Gummi nach Geiseler rectificirte, ge- rühmt. Die Arbeit ist praktisch und gut. Sie zeigt ein fleis- siges Quellenstudium, eine gute Kenntniss und Uebung in chemisch -pharmaceutischen Arbeiten. Die Versuche sind mit Umsicht unternommen, die Resultate richtig beurtheilt. Nach Ansicht, Betrachtung und Prüfung der Präparate verdient sie den Preis No. I. Verfasser ist Georg Diehl aus Wienweiler, Zögling des Hrn. Apoth. Bedall in München. No. VH. mit dem Motto: „Gutes aus Gutem kann jeder Verständige bilden, Aber der Genius ruft Gutes aus Schlechtem hervor. An Gebildeten nur darfst Du Nachahmer Dich üben. Selbst gebildeter ist Stoff nur dem bildenden Geiste." Aus Carlsruhe. Handschrift deutlich und fest. Verpackung in blos- sen Glasröhren in Papier sehr gewagt, kam doch Alles 22 Bley, gut an. Die Präparate sind bloss in höchst gereinigtem Zustande, also nicht ganz für die Praxis geeignet, ein- gesandt. Der Verf. wurde bei seiner Arbeit durch Krank- heit und Mangel an Rohmaterial (Wurzeln) unterbrochen und aufgehalten und konnte sie also nur theilweise liefern. Verf. giebt zuerst eine botanische Beschreibung, dann folgen pharmakologische Notizen. Von den Verfälschun- gen ist nur kurz die Rede. Bei der Darstellung spricht der Verf. von der Anwendung der Glasretorten, hat also nur die Bereitungsweise in kleinem Maassstabe im Auge. Verf. erhielt bei einigen Versuchen durch Ausziehen mittelst Alkohol aus der Wurzel 13,33 Proc. Harz. Durch Ausziehen mit Wasser und Alkohol nur 8,33 Proc. In einem andern Versuche 15,30 und 15,27 Proc. Harz. Zur Prüfung des Harzes wurden mehrere Versuche unternommen, mit Salzsäure, Salpetersäure, Schwefelsäure, Aether, Alkohol, Benzin, Schwefelkohlenstoff und Chloro- form. Aus den Stengeln wurden 12,50, 12,70 und 12,81 Procent Harz gewonnen. Auch die Eigenschaften dieses Harzes sind studirt. Ueber die Prüfung absichtlich verfälschter Harze wurden mehrere Versuche unternommen. Die Arbeit ist freilich etwas flüchtig, doch nicht ohne praktischen Werth, verständig angefangen und durch- geführt^ so weit beschränkte Zeit und Mittel gestatteten. Der Verfasser, Carl Schmidt aus Carlsruhe, Zög- ling des Hrn. Apoth. Riegel in Carlsruhe, ist durch ein Accessit zu belohnen. No. VIH. mit dem Motto: ^Natura cupiditatem in- genuit homini veri inveniendi. " Aus Naumburg, präs. am 30. Juli 1859. Sauber geschrieben. Mit 46 Proben, 18 Wurzeln Stengelproben und 28 Präparaten, welche recht sorgfältig bereitet scheinen und gut verwahrt sind. Unter ersteren sind auch fris<5he Wurzeln aus dem botanischen Garten in Jena. Die Arbeit bespricht erst die botanischen Verhält- Preisarbeiten der Zöglinge. 23 nisse nach Angabe der Quellen ziemlich weitläufig, so- dann die Verfälschungen. Ehe der Verf. zur Darlegung seiner eigenen Ver- suche kommt, giebt er die Grundsätze an, nach welchen er dabei verfuhr. Dann folgen die verschiedenen Versuche, welche sorg- fältig und zweckmässig ausgeführt wurden, bei denen nur zu bedauern ist, dass sie nicht im grösseren Maass- stabe unternommen worden sind: denn der Verf. arbei- tete jedesmal bloss mit 500 Gran, was kein sicheres Re- sultat für die Praxis im Grossen geben kann. In der ersten Abtheilung wurden die Jalappenwur- zeln direct mit Weingeist ausgezogen und drei Versuche angestellt. In der zweiten Abtheilung ging erst eine Behandlung mit Wasser der Extraction mit Weingeist voraus. Auch hier sind drei Proben gemacht worden. In der dritten wurde das Deplacirungsverfahren ange- wandt. Da die Mengen des erhaltenen Harzes hier nicht an- gegeben sind, so würde sich der Werth der Versuche nicht genau ermessen lassen, was ein grosser Fehler sein würde, wenn nicht in einer Tabelle das Fehlende nach- geholt worden wäre. Es folgt das Verzeichniss der verschiedenen Jalappen- wurzelsorten, Avelche berücksichtigt wurden. Jetzt bei der Beschreibung der W urzeln ist ein Ver- zeichniss der Ausbeuten gegeben, welche 10 — 12,6 Proc. Harz betrug bei der Bad. Jalappae Schiedean und auf 10,6 — 14,8 bei der Bad. Jalappae de Florida^ 12,0 bis 15,0 Proc. aber bei der Bad. Jalappae Mexican. Die Jalappenstengel gaben 7,18 — 9 Proc. Harz. Die Bad. Purgae Maclio, männliche Jalappe, gab 10,2 — 13,8 Procent Harz. Es folgt eine Betrachtung des echten Jalappenharzes mit Angabe der Kennzeichen. Am Schlüsse sind noch Bemerkungen gemacht über das Bleichen des Harzes, über eine aus frischer Jalappenwurzel aus dem botani- 24 Bley, Preisarbeiten der Zöglinge. sehen Garten in Jena bezogene, welche indess nur etwa 5 Proc. Hai-z gab. Eine Probe mit Lerchenschwamm- harz ward ebenfalls dargestellt. Es folgt dann ein Verzeichniss der Arten von Roh- material und der Präparate. Diese Arbeit ist unstreitig eine recht gute, sie trägt praktisches Gepräge, ist gut angelegt und durchgeführt und verdient den II. Preis der Meurer-Stiftung. Verfasser ist Albert Steudemann aus Altenburg, Zögling des Hrn. Hof-Apoth. Cerutti in Camburg. Mit Vergnügen können wir auf diese Arbeiten der Zöglinge hinblicken, sie zeugen von Sinn für fleissiges Streben und Fortschritt. Rufen wir uns ins Gedächtniss zurück, weshalb vom Directorio der Beschluss gefasst wurde, den Zöglingen alljährlich Fragen zur Beantwor- tung vorzulegen und die Arbeiten mit Preisen zu beloh- nen, so müssen wir uns zwar im Allgemeinen sagen, dass wir die Lehrlinge dadurch zu wissenschaftlicher Beschäf- tigung aufmuntern wollen; doch gehen wir tiefer in die Sache ein, so ist die Absicht vorzugsweise, die jun- gen Leute zu denkenden Arbeitern im Laboratorio heran- zubilden. Von diesem Standpuncte aus sind wir also auch bei der vorstehenden Beurtheilung verfahren. Die neue Preisfrage für das Jahr IS^^/gQ lautet: „Die qualitative und quantitative Ermittelung der Be- standtheile der im Handel vorkommenden Sorten des Zinkvitriols mit Rücksicht auf die Verunreinigungen. " , Die Arbeiten sind bis 15. Juli an den Oberdirector Medicinalrath Dr. Bley in Bernburg, mit Motto, Devi- senzettel, Curriculum vitae und Zeugniss des Principals versehen, frankirt einzusenden. Die Prüfungs - Commission. Dr. L. F. Bley. Dr. Fr. Meurer. Dr. C. Herzog. Kemper, Untersuchung selenhaltigen Flugstauhs. 25 Dntersachnng selenhaltigen FIngstanbs; von Dr, R. Kern per in Osnabrück. Bereits im Jahre 1856 erhielt ich durch gütige Ver- mittelung des Herrn Dr. Böttger in Eisleben einige Pfunde des selenhaltigen Flugstauhs, welcher beim Rö- sten des Kupfer- Roh- und Spursteins gewonnen wird. Derselbe setzt sich an den Wandungen eines mehr als 100 Fuss hohen Schornsteins ab, in welchen sieben Röst- öfen (mit Doppelheerden) ausmünden; es bleibt jedoch wenig an den Wänden haften, sondern der grösste Theil desselben fällt auf die Sohle des Schornsteins nieder. In der Regel werden die Röstöfen einmal im Jahre kalt gelegt und dann einige Centner des Flugstaubs aus- geräumt. Die chemische Untersuchung des Flugstaubs wurde von mir anfangs 1857 ausgeführt, eine Veröffentlichung derselben jedoch nicht für angemessen erachtet, Aveil damals von dem Flugstaube noch nicht verkauft wurde. Da mir nun aber bekannt geworden ist, dass derselbe seit einiger Zeit auf besonderes Ersuchen käuflich ab- gelassen wird, so erlaube ich mir, meine damaligen Ver- suche mitzutheilen. Der Flugstaub stellt eine feuchte, schwarze Masse dar, welche mit grösseren und kleineren Backstein- und Mörtelstücken untermischt ist; der grösste Theil dessel- ben ist in Wasser auflöslich, doch enthält die Auflösung kein Selen. Die feuchte Beschaffenheit des Flugstaubs rührt von freier Schwefelsäure und Wasser her. Bei der Analyse wurde der wässerige Auszug und der Rück- stand besonders, letzterer jedoch nur in Bezug auf Selen- gehalt untersucht. Die qualitative Analyse ergab, dass der in der wäs- serigen Lösung durch Schwefelwasserstoff entstehende Nie- derschlag nur Schwefelkupfer sei, und dass an Basen Eisen- 26 Kemperj oxyd, Zinkoxyd; Thonerde und Kalk, von den Säuren nur Schwefelsäure vorhanden war; auf Magnesia und Alkalien wurde nicht geprüft; Spuren von Kobalt und Mangan wurden bemerkt. Die quantitative Analyse wurde nach den gebräuchlichen Methoden ausgeführt, nämlich Kupfer als Kupferoxyd bestimmt, das Eisen als Oxydul durch Fällen mit Kalilauge von Zink und Thonerde ge- trennt, aber als Oxyd gewogen; durch Schwefelwasser- stoff wurde in der kaiischen Lösung Zink von der Thon- erde getrennt. Der Kalk wurde als kohlensaurer Kalk gewogen. Zur Feststellung des Wassergehalts wurde bei 130 — 1400 getrocknet, da bei höherer Temperatur saure Dämpfe entwichen; es muss daher die gefundene Menge freier Schwefelsäure als drittes Hydrat, die schwefelsau- ren Kupfer- und Zinksalze als CuO, SO^ -J- HO und ZnO, SO^ -f- HO in Rechnung gebracht werden. Auf 60 Grm. des Flugstaubs wurden 1,55 Grm, Backsteinstückchen ausgelesen, derselbe dann zerrieben und mit Wasser auf einem Filter möglichst ausgewaschen, der unlösliche Rückstand betrug 18,88 Grm. Die Lösung wurde zunächst bis auf 210 Grm. eingedampft, wobei sich Gyps ausschied, welcher gesammelt, gewogen und dem später gefundenen zugerechnet wurde. 15 Grm. der Flüssigkeit lieferten: 0,4935 Grm. CuO 0,1820 „ Fe2 03 0,0300 „ Zn O 0,0260 „ A12 03 0,0144 ^ CaO, SO 3 3,4560 „ BaO,S03. 1,566 Grm. Flugstaub verloren an Gewicht durch Erwärmen auf 130— 1400 C. o,342 Grm. = 21,84 Proc. Wasser. Berechnet man nach diesen Angaben die Men- gen der gefundenen Metalloxyde als schwefelsaure Salze, so erhält man für 100 Theile Flugstaub: Untersuchung selenhaltigen Flugstauhs. 27 Unlösliches 23,12 CaO,S03 1,78 Fe203, 3S03 10,73 A1203, 3S03 2,08 CuO, S03 -f HO 25,89 ZnO, S03 -4- HO 1,55 3H0, S03 11,02 HO 21,84 Backsteinstückchen 2,60 ~loö,6i7 Der in Wasser unlösliche Rückstand, welcher alles Selen enthält, wurde anhaltend und wiederholt mit Königs- wasser gekocht, dann mit Wasser verdünnt und filtrirt; auf dem Filter blieb ein schwarzer aus Kohle, Kiesel- erde und Sand bestehender Rückstand. Die saure Lö- sung enthielt neben der gebildeten selenigen Säure Spu- ren von Kupfer, welche wohl als Schwefel- oder Selen- kupfer im Flugstaube vorhanden waren. Die Auflösung wurde mit kohlensaurem Natron fast vollständig neutralisirt^ mit Schwefelwasserstoff gefallt und der Niederschlag nach dem Auswaschen durch wie- derholtes Digeriren mit gelbem Schwefelammonium ge- löst. Das durch Fällen mit Schwefelsäure ausgeschiedene Schwefelselen wurde ausgewaschen und so lange mit Salzsäure und chlorsaurem Kali behandelt, bis nur wenig Schwefel von hellgelber Farbe noch unoxydirt war. Aus der filtrirten Lösung wurde durch schwefligsaures Natron das Selen gefällt, gewaschen, getrocknet und gewogen. 1,073 Grm. des in Wasser unlöslichen Rückstandes hinterliessen nach dem Kochen mit Königswasser 0,282 getrockneten und 0,213 geglühten Rückstand; aus der- selben Menge wurden 0,390 Grm. getrocknetes Selen er- halten, welches sich beim p]rhitzen vollständig verflüch- tigte = 30,34 Proc. Selen. Da jedoch möglicher Weise der unoxydirt gebliebene Schwefel noch etwas Selen ein- geschlossen enthalten haben konnte, so wurde der Ver- such in der Weise wiederholt, dass die durch Königs- wasser erhaltene Lösung, nach möglichstem Verdampfen 28 Kemper, der Salpetersäure, direct mit schwefliger Säure gefällt wurde. 1,150 Grm. lieferten auf diese Weise 0,524 Selen. = 45,50 Proc., welches sich jedoch nicht voll- ständig verflüchtigte. Wenngleich die beiden Selenbestimmungen so sehr differiren und ich später die genaueren Bestimmungen anführen werde, so stelle ich dennoch die Resultate zu- sammen, um einen ungefähren Ueberblick über die Zu- sammensetzung des im Wasser unlöslichen Theiles des Flugstaubes zu geben, da es nicht in der Absicht lag, eine vollständige quantitative Analyse desselben auszu- führen. Auf Procente berechnet ergiebt sich: 40,92 Selen (Mittel der beiden Versuche), 19,76 Sand und Kieselerde, 6,52 Kohle (unoxydirt geblieben), 52,80 Verlust. Da der Verlust so sehr bedeutend, und von Metal- len nur geringe Mengen Kupfer und Eisen aufgefunden waren, so lag die Vermuthung nahe, ob das Selen viel- leicht mit Schwefel verbunden sei. Da durch Kochen mit Salpetersäure das Selen nur zu seleniger Säure oxy- dirt wird, so wurde ein Theil des mit Wasser vollstän- dig erschöpften Flugstaubes anhaltend mit Salpetersäure gekocht und die verdünnte Lösung mit Barytsalz geprüft; es trat keine Abscheidung von schwefelsaurem Baryt ein, während erhebliche Mengen Selen gelöst waren. Mithin rührt der oben angeführte Verlust grösstentheils von Kohle her, welche durch das wiederholte Kochen mit Königs- wasser oxydirt wurde. Zur genauen Ermittelung des Selengehalts wurde der Flugstaub mit kohlensaurem Natron und Salpeter im Porcellantiegel geschmolzen, die filtrirte wässerige Lösung mit überschüssiger Salzsäure zur Reduction der Selen- säure zu seleniger Säure erhitzt und dann durch schweflige Säure gefällt. Das vorsichtig ausgewaschene Selen wurde abermals durch Schmelzen oxydirt, die Lösung mit Salz- säure zur Trockne verdampft, um die vom Porcellan Untersuchung selenhaltigen Flugstauhs. 29 aufgenommene Kieselerde unlöslich zu machen und um etwa vorhandene Salpetersäure zu entfernen. Da die Selensäure hierdurch vollständig reducirt war, so wurde die wässerige Lösung mit Ammoniak ver- setzt, mit Chlorbaryum gefällt, und der selenigsaure Baryt geglüht und gewogen. Es wurden zwei gut über- einstimmende Resultate erhalten : 1,310 Grm. Flugstaub =0,4100 BaO, Se02 = 9,36 0/^ Selen 1,270 „ „ =0,3950 „ „ =9,31 „ „ Diese beiden Analysen wurden einige Jahre später ausgeführt, während welcher Zeit der Flugstaub in einem lose bedeckten Gefässe gestanden hatte ; der Wassergehalt betrug 27,21 Proc; früher nur 21,84 Proc. Verschiedene Methoden wurden zur Isolirung des Selens angewandt: 1) wurden 2 Theile des Flugstaubs mit 3 Th. koh- lensaurem Natron und 1 Th. Salpeter im eisernen Tie- gel geschmolzen, die Masse ausgelaugt, mit Salzsäure gekocht und dann das Selen durch schweflige Säure gefällt. 2) wurde derselbe mit Schwefelsäure und Wasser erhitzt und durch salpetersaures Natron oxydirt; es ist hierbei unangenehm, nicht an der Farbenveränderung des unlöslich bleibenden die Beendigung des Processes erkennen zu können; durch Wiederholung der Operation bringt man jedoch auch hier alles Selen in Lösung. 3) 4 Theile Flugstaub wurden mit 3 Th. doppelt- chromsaurem Kali innig gemischt und in einem geräu- migen Gefässe mit 4 Th. Schwefelsäurehydrat übergös- sen; es fand heftiges Aufschäumen und Erwärmung statt. Später wurde unter Zusetzung von 4 Th. Wasser so lange gekocht, bis das Unlösliche kaum noch gefärbt erschien, dann filtrirt und das Filtrat, da sich auch hier nur sc'lenige Säure bildet, direct mit schwefliger Säure behandelt; das so gewonnene Selen war mit Chromoxyd verunreinigt. Alle diese Methoden lieferten 9 — 10 Proc. destillir- 30 Kemper, Untersuchung selenhaltigen Fliigstaubs. tes Selen; die letztere besitzt den Vorzug, dass man nicht durch Chlor oder niedere Oxydationsstufen des Stickstoffs belästigt wird, und dass man an der Farben- veränderung des Rückstandes die Beendigung der Ope- ration erkennen kann, da auf diese Weise auch die Kohle oxydirt wird. Herr Dr. Böttger verfuhr nach brieflicher Mitthei- lung bei der Darstellung des Selens im Grossen folgen- dermaassen : Durch Waschen mit Wasser und Abschlämmen wird das kohlehaltige Selen von den mechanisch beigemengten erdigen Bestandtheilen getrennt, auf einem Filter mit Salzsäure und destillirtem Wasser ausgewaschen, getrock- net und mit Pottasche geschmolzen. Die dann gepul- verte Masse wird in leinene Filter gegeben und mit heissem Wasser ausgelaugt, die erhaltene dunkle Lösung in grossen Schalen der Einwirkung der atmosphärischen Luft überlassen, das sich ausscheidende Selen gesam- melt, getrocknet, destillirt und in Stangen gegossen. In neuerer Zeit unterwirft derselbe den ausgewaschenen und getrockneten Flugstaub in einer Thonretorte direct der Destillation. In den chemischen Laboratorien wurde bisher ge- wöhnlich der Schlamm der Schwefelsäurefabriken zur Gewinnung des Selens benutzt, doch ist derjenige der Harzer Fabriken nur arm an Selen. Nach Gmelin's Handbuch erhielt Berzelius aus dem Selenschlamm von Luckawitz 11,5 Proc. Selen, welchem vielleicht noch etwas Schwefel beigemengt war; Brunn er erhielt aus demselben Material 7,3 Proc. Selen. Die Selenmetalle, namentlich das Selenblei, welche ebenfalls zur Darstel- lung dieses Elements benutzt werden, kommen so spär- lich in der Natur vor, dass die Chemiker sich gewiss gern dieses Flugstaubes bedienen werden, welcher 9,3 Proc. enthält. Unters, einer grau-blau-grünlich gefärbten Kuhmilch etc. 31 Beitrag zur Untersuchung einer grau-blau-grünlich gefärbten frischen Kuhmilch und Butter; von L. E. Jonas in Eilenburg. Zu Anfang v. J. wurde ich aufgefordert, einer Kuh- milch, die lirplötzlich unter constanten Verhältnissen der Fütterung der Kühe und Reinlichkeit der Molkenwirth- schaft, eine Butter von obiger Färbung gab, abzuhelfen; desgleichen erfolgte eine gleiche Veranlassung an mich Seitens der Polizei, eine zu Markte gebrachte Butter obi- gen Ansehens auf schädliche Beimischung oder Verun- reinigung zu untersuchen. Die mir von der Polizeibehörde zur Untersuchung gestellte Butter bestand in Stückchen von gehöriger Butterconsistenz, im Geschmacke der Winterbutter gut zu nennen und nur ihr Ansehn war abnorm, zumal wenn die Stückchen derselben durch ein Messer zertrennt wurden, bildete die Schnittfläche obige aufTällige Art der Färbung. Dagegen zeigte die bei gelinder Wärme zerlassene Butter eine vollkommen rein gelblich -weisse Färbung des so gewonnenen von den Molken getrennten Butter- fettes, während die letzteren, die Molken, jene bläulich- graue Beschaffenheit in vermehrtem Grade beibehielten. Die Untersuchung ergab keinerlei mineralische schäd- liche Beimischung, noch Bestandtheile, die als Zusatz auf Fälschung, Vermehrung oder Umänderung der Butter hinwiesen. Die Annahme, dass die Futterkräuter der Kühe, z. B. Polygala Bistorta, Indigo führend, auf die Farbe der Kuhmilch unter gewissen Verhältnissen übergehen könne und zeitweise die Bläuung der Kuhmilch veranlasse, hat mir nie so recht zur Verständigung der Erscheinung einer blauen Milch gedient, denn wird dem Viehe sau- res, weinsteinsaures Kali gereicht, so verschwindet nach sehr kurzer Zeit die Färbung; der Milch. 32 Unters, einer grau-blau-grünlich gefärbten Kuhmilch etc. Die Entdeckung Nicki es über die Bildung des Vivianits im lebenden Organismus und die von Schloss- berger und Schiff über Bildung dieser Blauerde im lebenden Thierkörper, im Eiter sich ausstossend, wobei die Veranlassung zur Bildung desselben nicht in von aussen zugeführtem Mineral gesucht werden kann, ver- anlasste mich nach Kenntniss dieser neuen Beobachtung, den Rest meiner Molken jener Butteruntersuchung, auf Eisenoxydul und Phosphorsäure zu prüfen. Ich bin nicht zweifelhaft geblieben, dass, nachdem mir das Sediment der Molken unverkennbar Vivianit zeigte, dass ich es hier mit diesem interessanten Mineral zu thun hatte; denn schmilzt man es mit Kalihydrat, so entsteht Eisen- oxydul und Eisenoxyd und in dem im Wasser löslichen Theile findet sich die Phosphorsäure. 33 II. Hoiiatsliericht. Trennung der Phosphorsäure von dem Eisenoxyd und der Thonerde. Bei der Untersuchung des Verhältnisses der Phos- phorsäure zu dem Stickstoff in einigen Samen hat W. Mayer gefunden^ dass die zur Trennung der Phosphor- säure von dem Eisenoxyde und der Thonerde vielfach angewendete Methode mittelst Weinsäure und Magnesia- mixtur nur dann ein richtiges Resultat liefert, wenn eine Flüssigkeit genommen wird, welche in 1000 C.C 15 Grm. "Weinsäure, 6 Grm. wasserfreie schwefelsaure Magnesia, und 16,5 Grm. Chlorammonium enthält. Es entsprechen diese Zahlen 1 Aeq. Weinsäure, 1 Aeq. Magnesiasalz und 3 Aeq. Ammoniaksalz. Bedient man sich anderer Ver- hältnisse, als der eben angeführten, so lässt es sich nicht vermeiden, dass sich dann immer dem Niederschlage von phosphorsaurer Ammoniak -Magnesia etwas basisch -wein- saure Magnesia beimischt. Die Zerlegung des wein- sauren Doppelsalzes durch Ammoniak findet hierbei nach folgender Formel statt : 4(MgO,H4NO, CBH4O>0)-}-2H4NO =: 4MgO, CSH^Oio -f 3(2H4NÜ, C8H4O10). Die basisch weinsaure Magnesia stellt ein weisses, sandiges Krystallpulver dar, löst sich in 4100 Theilen AVasser bei mittlerer Temperatur und setzt sich wie die phosphorsaure Ammoniak -Magnesia an geritzten Stellen des Glases an. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXV. pag. 164 — 169.) G. l'eber die Zersetzung der Sehwefelmetalle durch Chlorphosphor. In einer früheren Mittlieilung hat Dr. Weber die P'.inwirkung des Fünffach -(Jhlorphosphors auf die Sauer- stoffvcrbindungen beschrieben, und gezeigt, dass sowohl eine grosse Anzahl von einfachen Oxyden, selbst Kiesel- säure, geglühte Thonerde, Chromoxyd, als auch die ver- schiedensten Salze, z. B. Schwcrspath, phosphorsaure Baryt- Arcb. d. Pharm. CLL IJds. 1. Ilft. o 34 Zersetzung der ScJiwefelmetalle durch Chlorphospkor. erde, Wolfram bei Rothglühhitze durch die Dämpfe des Chlorphosphors zerlegt werden. Bei diesen Einwirkun- gen wird ein Theil des Chlors vom Chlorphosphor an das Radical des Oxyds übertragen, während der entsprechende Sauerstoff an die Stelle des Chlors tritt. Als Zersetzungs- producte werden die den Oxyden entsprechenden Chlor- verbindungen der Metalle und Phosphoroxychlorid ge- bildet. Dr. Weber hat sich seitdem mit der Einwirkung des Chlorphosphors auf die Schwefelmetalle beschäftigt und sich bei diesen Versuchen wieder des in der frühe- ren Mittheilung beschriebenen Apparates bedient. Es wurde das Verhalten einer Anzahl von natürlich vorkom- menden und künstlich erhaltenen Schwefelverbindungen untersucht und gefunden,, dass die Zersetzung derselben im Allgemeinen leichter als die der Oxyde und auch hier zuweilen unter Feuererscheinungen erfolgt. Schwefelkies^, Zinkblende, Schwefelwismuth, Realgar, Grauspiessglanzerz, ßleiglanz werden sehr leicht und vollständig zerlegt. Letzterer zeigte das Glühphänomen sehr schön. Bei der Einwirkung des Chtorphosphors auf den Bleiglanz bildet sich zunächst ein braunroth gefärbtes Product, wohl eine Verbindung von Chlorblei mit Schwe- felblei, welches durch längere Einwirkung in reines Chlor- blei übergeführt wird. Der Schwefelkies lieferte bei der Zersetzung nur flüchtige Producte, so dass als Rückstand nur eine Spur von Gangart bleibt. Desgleichen werden Arsenkies, Speisskobalt, Kobaltspeise, Rothgültigerz leicht zersetzt; letzteres hinterlässt reines Chlorsilber. Bour- nonit, Fahlerz etc. verhalten sich wie die übrigen Schwefel- verbindungen. Die Arsenmetalle, wie Arseneisen, Kupfer- nickel, werden schwieriger angegriffen. ■ Bei diesen Zersetzungen werden wieder Chlormetalle und ausserdem ein flüssiges Product gebildet^ welches Schwefel, Chlor und Phosphor enthält. Letzteres lässt sich bei der Zerlegung des Bleiglanzes leicht isoliren; es ist eine gelbe ölige Flüssigkeit von stechendem Ge- rüche, schwerer als Wasser, von dem sie sehr langsam unter Abscheidung von Schwefel zersetzt wird. Die Lösung enthält Salzsäure, Phosphorsäure und unterschwef- lige Säure. Salpetersäure zersetzt die Verbindung und scheidet Schwefel aus, welcher aber noch etwas Chlor enthält, ein Umstand, der die Analyse sehr erschwert. Weber zieht aus seinen Versuchen den Schluss, dass diese Flüssigkeit zum grössten Theile aus einer Siliciumwasserstoffgas. 35 Verbindung besteht, welche dem Phosphoroxychlorid ana- log zusammengesetzt ist. Ein solches hat zuerst Serul- las durch die Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Fünffach -Chlorphosphor erhalten. Die Abscheidung des überschüssigen Chlorphosphors ist noch nicht vollständig geglückt. Der bei der Zersetzung der Schwefelverbindungen statt findende Vorgang hat daher mit dem bei der Zer- setzung der Oxyde grosse Aehnlichkeit. Der mit den Metallen verbundene Schwefel tritt nämlich wie der Sauer- stoff der Oxyde an den Phosphor, während das Metall mit einem Theile des Chlors vom Chlorphosphor sich vereinigt. Aus der grossen Verwandtschaft des Schwe- fels zum Phosphor und des Chlors zu den Metallen ist der hier statt findende Process leicht erklärlich. Weber hat ferner durch directe Vereinigung von Chlorphosphor mit Schwefelphosphor eine Verbindung er- halten, welche nach der damit vorgenommenen Unter- suchung aus PCl-^S^ besteht; also gleicher Zusammen- setzung mit der von Serullas hat, und durch welche die angeführte Zersetzung der Schwefelmetalle ihre voll- ständige Bestätigung erhält. Leitet man die Dämpfe von Fünffach- Chlorphosphor über erhitzten Schwefel, so wird eine Flüssigkeit erhal- ten, welche Chloraluminium stark röthet und wahrschein- lich ein Gemenge von Halb- Chlorschwefel mit der oben erwähnten Verbindung ist. Durch Einwirkung von Fünffach -Chlorphosphor auf Selenblei hat Weber neben Chlorblei eine röthliche selen- haltige Flüssigkeit erhalten, welche mit Wasser unter Abscheidung von Selen sich zersetzt. Die Lösung ent- hält neben andern Verbindungen auch Selenwasserstoff. (Ber. der A/cad. der Wissensch. zu Berlin. 1859. — Cham. CentralU. ISÖU. No.27.) B. lieber das Siliciumwasserstoflgas. Ungeachtet vielfacher Versuche war es bis jetzt nicht gelungen, das Siliciumwasserstoffgas auf rein chemischem Wege hervorzubringen. Der Zufall hat nun auf den Weg geführt, auf dem es so leicht wie Phosphorvvasserstoffgas darstellbar ist, so leicht, dass seine merkwürdigen Eigen- schaften in der Vorlesung gezeigt worden können. Martius aus München beobachtete nämlich in Woh- le r's Laboratorium zuerst, dass eine Schlacke, die bei 3* 36 Siliciumwasserstöffgas. der Darstellung von Magnesium nach Deville's Ver- fahren erhalten war, die Eigenschaft hatte, mit Salzsäure ein selbstentzündliches Gas zu entwickeln. Dieses Gas konnte in diesem Falle nur Siliciumwasserstoffgas sein, entstanden ohne Zweifel aus siliciumhaltigem Magnesium. Die zahlreichen Versuche, die Wöhler nun gemein- schaftlich mit Marti US vornahm, haben diese Annahme vollkommen bestätigt. Das Material zur Entwicklung des Gases bereitet man auf folgende Weise: 40 Grm. geschmolzenes Chlormagnesium, 35 Grm. scharf getrock- netes Fluorkieselnatrium und 10 Grm. geschmolzenes Chlor- natrium werden in einer heissen Reibschale fein gerieben, innig vermischt, in ein erwärmtes verschliessbares Glas geschüttet und dann 20 Grm. Natrium, in möglichst kleine Stücke zerschnitten, rasch hinzugegeben und mit dem Pulver durch Schütteln gemengt. Zugleich hat man einen hessischen Tiegel zum vollen Glühen gebracht, in welchen dann jenes Gemenge auf einmal hineingeschüttet wird. Nachdem man ihn bedeckt hat, verstärkt man das Feuer etwas, worauf sich dann die bald eintretende Reaction durch wiederholtes prasselndes Geräusch zu erkennen giebt. Sobald es aufgehört hat und auch keine Natrium- flamme mehr unter dem Deckel hervorbrennt, nimmt man den Tiegel aus dem Feuer, lässt ihn erkalten und zerschlägt ihn. Er enthält eine geschmolzene grauschwarze Masse, die mit metallglänzenden, dunkel eisenschwarzen Blätt- chen und Kügelchen erfüllt ist. Diese Masse dient un- mittelbar zur Entwickelung des Siliciumwasserstoffgases. Es sei hier auch noch bemerkt, dass man auch bei An- wendung anderer Verhältnisse, namentlich mit weniger Natrium, Massen bekam, die recht gut selbstentzündliches Gas entwickelten. Man erhielt eine solche selbst, als man statt des Fluorkieselnatriums ein Gemenge von Kryo- lith und Wasserglas anwandte, oder statt des Chlormag- nesiums geschmolzenes Chlormagnesium -Natrium bereitet durch Auflösen von Magnesia alba in Salzsäure, Zumischung von 1/4 Kochsalz, Abdampfen, vollkommenes Austrocknen und Schmelzen. Um das Gas zu entwickeln, schüttet man die Masse, gröblich zerstossen, in eine zweihalsige Flasche, deren eine Oeffnung mit einem weiten bis auf den Boden reichenden Eingussrohi'e, die andere mit einem weiten und kurzen Ableitungsrohre versehen ist. Man füllt sie ganz mit Wasser an und senkt sie in der Wanne bis unter die Oberfläche des Wassers, so dass auch das ßiliciumwasserstoffgas. 37 Ableitungsrohr mit Wasser erfüllt wird und nirgends eine Luftblase zurückbleibt. Nachdem man über die Mündung des Ableitungsrohres eine mit Wasser gefüllte Glocke gestellt hat, giesst man durch das Trichterrohr nach und nach concentrirte Salzsäure ein, mit der Vor- sicht, dass keine Luftblasen mit eingegossen werden. Das Gas entwickelt sich mit grosser Heftigkeit unter Bildung eines starken Schaumes, der unvermeidlich bis in die Glocke mit übergeführt wird, sich aber nach kurzer Zeit so absetzt, dass man das Gas frei davon in eine andere Glocke überfüllen kann. Diese ganze Operation muss mit Anwendung von ausgekochtem Wasser vorgenommen werden, denn über lufthaltigem wird das Gas nebelig und verliert in Kurzem seine Selbstentzündlichkeit. Es ist nicht schwer, das über Wasser in einer mit einem Hahne versehenen Glocke aufgesammelte Gas in Gefasse über Quecksilber überzufüllen und zugleich zu trocknen. Man verbindet die Glocke mit einem Chlorcalciumrohre und dieses mit einer möglichst kurzen und engen Lei- tungsröhre. Im ersten Augenblicke entzündet sich das Gas, jedoch gefahrlos, in den noch lufthaltigen Röhren, dann entflammt es sich an der Mündung, und nun führt man diese unter das Quecksilber. Als Bestätigung und Ergänzung der früheren Beob- achtungen über dieses Gas ist Folgendes anzuführen. Jede Blase entzündet sich an der Luft mit heftiger Ex- plosion und weisser Flamme. Die entstehende Kiesel- säure bildet dabei; ganz so wie beim Phosphorwasserstoff- gas, meist schöne, ringförmige Nebel, die dann zu leichten, in der Luft herumfliegenden Fäden und Flocken zer- gehen. Häufig sind diese von unverbranntem Silicium bräunlich gefärbt. Aus einer Röhre in die Luft aus- strömend, bildet das Gas eine grosse, weisse, hellleuch- tende Flamme. Oeffnet man einen mit dem Gas gefüllten schmalen Cylinder an der Luft, so senkt sich die Flamme allmälig hinab und die ganze innere Wand des Cylin- ders belegt sich mit braunem amorphem Silicium. Lässt man das Gas zu über Wasser abgesperrter Luft treten, 80 legt sich der bei der Verbrennung entstehende Kiesel- säurenebel als ein weisses Mehl auf die Oberfläche des Wassers. Das Gas wird schon bei schwacher Glühhitze vollständig zersetzt. Durch ein schwach glühendes Glas- rohr geleitet, belegt es die ganze innere Wand mit einem dunkelbraunen, undurchsichtigen Spiegel von amorphem Silicium ; ebenso verhält es sich, wenn man seine Flamme 38 . Siliciumwasser Stoff gas. gegen eine Porcellanfläcbe brennen lässt. Dass es mit Chlorgas lebhaft explodirt, ist schon früher beobachtet. Dagegen lässt es sich ohne Veränderung mit Stickoxyd und Stickoxydulgas vermischen. Eben so wenig scheinen Natronlauge und Ammoniak darauf zu wirken. Zu den neu beobachteten Eigenschaften des Gases gehört noch die, dass es mehrere Metalllösungen fällt. Es sind dies die Auflösungen von schwefelsaurem Kupfer- oxyd, salpetersaurem Silberoxyd und Palladiumchlorür. Vor Allem war es nun von Interesse, die eigentliche Verbindung näher kennen zu lernen^ die bei ihrer Zer- setzung mit Salzsäure das Siliciumwassei'stoffgas bildet. Wo hl er und Martins haben darüber viele Versuche vorgenommen, viel Natrium und Chlormagnesium ver- braucht, ohne bis jetzt mit Sicherheit ins Klare kommen zu können. Die Beobachtungen, die sie darüber gemacht haben, sind folgende: Wie oben erwähnt, erhält man die das Gas bildende Verbindung bei ihrer Darstellung nur in kleinen, in die Schlacke eingeschmolzenen Theilchen oder in sehr klei- nen Kügelchen. Martins und Wöhler versuchten, sie zu einer Masse angesammelt und geschmolzen zu erhal- ten, indem sie die Reductionen, mit Zusatz von Fluss- spath, in einem stark ziehenden Windofen vornahmen und nach erfolgter Reduction das Feuer bis mindestens zur Roheisenschmelzhitze verstärkten. Sie erhielten auf diese Weise wohlgeflossene, dunkel eisenschwarze Metall- körner, deren geringe Gewichtsmenge aber entfernt nicht der Quantität des angewandten Materials entsprach. Diese Substanz sieht ganz so wie das Silicium- Aluminium aus, ist spröde und im Bruche sehr krystallinisch. In Salz- säure entwickelt sie lebhaft selbstentzündliches Gas mit Hinterlassung von krystallinischem Silicium und dichtem Siliciumoxyd, letzteres daran erkennbar, dass der Rück- stand, mit Ammoniak übei'gossen, schäumend Wasser- stofi'gas entwickelt. Die Bildung desselben ist auch Ur- sache, dass die Einwirkung der Säure auf ein ganzes Stück der Substanz bald aufhört und erst nach dem Zer- reiben wieder eintritt. In einer Lösung von Salmiak, die bekanntlich das Magnesium sehr leicht auflöst, ent- wickelt diese Substanz, als ganzes Stück angewandt, An- fangs lebhaft Wasserstoffgas, was aber nach einiger Zeit ganz aufhört. Wird sie dagegen zu Pulver zerrieben mit Salmiaklösung übergössen, so entwickelt sie mit gros- ser Heftigkeit seibstentzündliches Gas; die Lösung, die Süiciumwasserstoffgas. 39 stark nach Ammoniak riecht, enthält dann viel Magnesium- salz. Nach völlig beendigter Einwirkung bleibt ein graues Metallpulver, das mit Salzsäure wieder sehr heftig nicht selbstentzündliches WasserstofFgas entwickelt und zuletzt krystallinisches Silicium mit Siliciumoxyd hinterlässt. Diese Metallmassen scheinen demnach Gemenge von dreierlei Substanzen zu sein; von freiem Silicium, einem Silicium-Magnesium, welches mit Salmiaklösung, beson- ders aber mit Salzsäure Siliciumwasserstoffgas entwickelt, und von einem Siliciuramagnesium, welches mit Salzsäure freies Wasserstoffgas und Siliciumoxyd bildet. Letzteres ist auch stets in Menge in dem bei der Bereitung des Siliciumwasserstoffgases sich bildenden Schaume enthal- ten und ist eben die Ursache des starken Schäumens der Masse. Bei einer Bereitung der gasentwickelnden Schlacke, in ungewöhnlich grossem Maassstabe ausgeführt, fanden sich, offenbar in Folge der im Reductionsmomente ent- standenen höheren Temperatur, eine grosse Zahl kleiner, schwarzer JMetallkugeln in der schwarzen Schlacke, die indessen zusammen kaum 1 Grm. wogen. Gleich der Schlacke entwickelten diese Kugeln sehr lebhaft selbst- entzündliches Gas und lösten sich auf, nur Siliciumoxyd hinterlassend, kein Silicium. Da an mehreren freies Magnesium sichtbar war, so wurden 0,595 Grm. so lange mit concentrirter Salmiaklösung behandelt, als der Rück^ stand Wasserstoffgas entwickelte. Die Einwirkung fand Anfangs unter starker Erwärmung und Ammoniak -Ent- wickelung statt. Der im Salmiak unlösliche Rückstand wog 0,189 Grm., also 31,8 Procent. Derselbe bestand aus Aggregaten von bleigrauen, schon mit blossen Augen erkennbaren regulären Octaedern, zum Theil mit den Würfelflächen. Diese 0,189 Grm. lösten sich in Salz- säure unter heftiger Entwickelung von Gas auf, das sich Anfangs nicht entziindete, bald aber selbstentzündlich wurde und heftig explodirte. Es blieb keine Spur Sili- cium zurück, sondern nxir weisses, pulveriges Silicium- oxyd. Nach dem Glühen gab es 0,124 Grm. Kieselsäure = 0,058 oder 30,6 Proc. Silicium. Die aus der Auflösung gefällte phosphorsaure Mag- nesia wog nach dem Glühen 0,463 Grm. = 0,100 oder 52,9 Procent Magnesium. An 100 der angewandten Ver- ]>indung felden demnach 16,7. Nimmt man an, dass diese von Silicium ausgemacht werden, das als Siliciumwasser- stoffgas wegging, und rechnet sie den gefundenen 30,6 40 Dimorphismus der krystalUsirten Kieselsäure. Procent Silicium hinzu, so würde diese krystallisirte Verbindung bestehen aus Magnesium 52,9 Silicium 47,1 ~ 100,0. Das entspricht aber genau der Formel Mg2Si. Würde diese Verbindung mit Salzsäure gerade auf Chlormagnesium und Siliciumwasserstoffgas bilden, so müsste letzteres nach der Formel SiH^ zusammengesetzt sein und könnte in 1 VoL 1/2 Vol. Siliciumgas und 2 Vol. Wasserstoffgas enthalten. Aber wie man sah, entsteht zugleich Siliciumoxyd, des- sen Bildung indessen auf einem secundären Vorgange beruhen und mit dem gleichzeitigen Auftreten von freiem Wasserstoffgase in Zusammenhang stehen könnte. Mar- tins hat es übernommen, durch fernere Versuche diese Fragen zur Entscheidung zu bringen. {Nachr. von der G. A. ünivers. u. Königl. Gesellsch. der Wissensch. zu Göttin- gen. No. 9.) B. Dimorphismus der Icrystallisirten Kieselsäure. Bergrath Jenzch hat eine bis jetzt unbekannt ge- bliebene Modification der Kieselsäure beobachtet, die im ein- und eingliedrigen (gedreht -tetarto- rhombischen) Systeme krystallisirt, während der Quarz hexagonale Kry- stallform zeigt. Dies neue Mineral ist ein charakteristi- scher Gemengtheil der Melaphyre und wird Vestan genannt. Sein gewöhnlicher Bruch ist ausgezeichnet muschelig; er hat einen sehr lebhaften, sich dem Diamantglanze nähernden Fettglanz, ist bei weissem Striche blass- und nelkenbraun^ bis farblos, wasserhell^ fühlt sich kälter an und ist etwas härter als der Quarz, hat bei 28^ C. ein specifisches Ge- wicht = 2,659 und wird von Chlorwasserstoffsäure und Salpetersäure gar nicht, von Flusssäure weniger als Quarz angegriffen. Vor dem Löthrohre ist er unschmelzbar, ertheilt auch der äusseren Flamme keine Färbung und löst sich in der Boraxperle auf. Was seine chemische Zusammensetzung anbetrifft, so ist er eine durch geringe Beimengungen (etwa 1 Proc.) verunreinigte Kieselsäure. {Ann. der Chem. u. Pharm. XXXIl. 382 — 384.) G. Krystallformen des Bor. — Bestimiming der Salpetersäure. 41 Siliciumoxyd im Rückstände von der Auflösung des Roheisens. Schaf hau tl hatte beobachtet, dass der bei dem Auflösen von grauem Roheisen in Salzsäure bleibende schwarze Rückstand nach dem völligen Auswaschen mit Wasser bei dem Uebergiessen mit Ammoniak lebhaft Wasserstoffgas entwickelt und Hüll hatte, diese That- sache bestätigend, dafür die Erklärung gegeben, dass das Ammoniak nur das in der porösen Masse mechanisch eingeschlossene Wasserstoffgas austreibe. Wo hl er hat nun gefunden, dass dieses Verhalten auf einem Gehalt jenes Rückstandes an Siliciumoxyd beruht, da erwiesen ist, dass Siliciumoxyd in Berührung mit Ammoniak sich unter Wasserstoffentwickelung in Kieselsäure ver- wandelt. Diese Wasserstoffentwickelung beweist aber auch, dass das im Roheisen enthaltene Siliciumeisen, ebenso wie das Siliciummangan, bei der Auflösung nicht Kieselsäure, sondern Silicumoxyd bildet. [Annal. der Chem. u. Pharm. XXVIII. 374.) G. Krystallformen des Bor. Bekanntlich ist es Wo hl er und St. Ciaire De- ville gelungen, das Bor diamantförmig und graphitförmig darzustellen, und beider Krystallformen hat Sartori us v. Walters hausen genau untersucht. Das diamantför- mige Bor zeigt eine grosse Mannigfaltigkeit von Formen im monodimetrischen Systeme, obwohl die Krystalle nur selten 1 M.M. lang sind, besitzen sie doch ebene sehr spiegelnde Flächen von ungewöhnlichem Lichtglanz. Es ist eine einfache ziemlich flach gebaute quadratische Pyramide mit Polkantenwinkeln von 52') 42' — 53^ 20'. Neben dieser Grundpyramide und ihrem Prisma kommen mehrere abgeleitete Pyramiden vor, darunter eine dem Oetaeder sehr ähnlich, auch Zwillinge sind nicht selten. Das graphitförmige Bor krystallisirt hexagonal oder mono- trimetrisch, ausser der hexagonalen Tafel wurde eine hexagonale Doppelpyramide beobachtet. {Göttinger gelehrte Nachr. 1867. S.2J3 — 228. — Ztg.fürdieges.Naturwissensch. XI. 6. 481.) Bkh. Bestimmung der Salpetersäure. Zur Vermeidung der nach der Methode von Pelo uze für die Bestimmung der Salpetersäure häufig auftreten- 42 Wirkung des Wasserdampfes etc. auf schwefelsaure Salze. den Fehlerquellen giebt R. Fresenius folgendes Ver- fahren an: Man nehme eine tubulirte Retorte von etwa 200 C.C. Inhalt mit langem Halse und spanne sie so ein, dass letzterer ein wenig schräg aufwärts gerichtet ist. Man bringe in ihren Bauch etwa 1,5 Grm. feinen Ciavierdraht, setzt etwa 30 bis 40 C.C. reine rauchende Salzsäure zu, leite jetzt durch den Tubulus mittelst einer Glasröhre durch Kalilauge gewaschenes Wasserstoffgas ein und ver- binde den Hals der Retorte mit eii^em U- förmigen, etwas Wasser enthaltenden Rohre. Den Bauch der Retorte setze man auf ein Wasserbad und erhitze gelinde bis zu erfolgter Lösung des Eisens. Man lasse nun im Wasser- stoffstrome erkalten, verstärke letzteren und werfe durch den Hals der Retorte das in einem kleinen Röhrchen abgewogene salpetersaure Salz sammt dem Röhrchen in den Bauch der Retorte. Nachdem die Verbindung des Halses mit dem ü- förmigen Rohre hergestellt ist, erhitze man den Inhalt der Retorte im Wasserbade etwa ^j^ Stunde, entferne alsdann das Wasserbad, ei'hitze nunmehr mit der Lampe zum wallenden Kochen, bis die durch das absorbirte Stickoxydgas dunkel gefärbte Lösung die Farbe des Eisenchlorids angenommen hat. Hierauf lasse man im Wasserstoffstrome erkalten, verdünne stark mit Was- ser und bestimme endlich das noch als Oxydul vorhan- dene Eisen mit Chamäleonlösung. (Ännal. der Cliem. u. Pharm. XXX. 217—219.) G. lieber die Wirkung des Wasserdampfes und des Koh- lenoxydgases auf einige schwefelsaure Salze. Wenn man bei der Rothglühhitze einen Strom von Wasserdampf und Kohlenoxydgas über die schwefelsau- ren Salze von Kali, Natron, Magnesia, Strontian, Baryt leitet, so entbindet sich Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, und endlich bleiben nur die Oxyde zurück. Der Wasser- dampf zieht Schwefel in sehr zertheiltem Zustande mit sich fort, denn der Schwefelwasserstoff kann bei der Temperatur des Versuches theilweise zerstört werden. Das Endresultat wird durch zwei auf einander fol- gende Reactionen herbeigeführt. Das Reductionsmittel verwandelt zuerst das schwefelsaure Salz in Schwefel- metall nach der allgemeinen Gleichung: MO, SO^ -j- 4 CO = MS -f 4 CÖ2. Darstellung des Aetznatrons im Grossen. 43 E. Jacquemin erhielt auch wirklich Schwefel- natriiun, als derselbe ausgetrocknetes Kohlenoxydgas über schwefelsaures Natron leitete, welches auf eine hohe Tem- peratur erhitzt war; unter denselben Umständen konnte er mit der schwefelsauren Magnesia sehr weisses Schwefel- magnesium erzeugen. Der Wasserdampf, welcher hernach seine Wirkung äussert, giebt Schwefelwasserstoff und Hydrat der Basis, denn MS -f 2 HO = MO, HO -f HS. Sollten diese Thatsachen eine industrielle Anwendung gestatten, so wäre es nicht nöthig das Kohlenoxydgas besonders darzustellen, denn man brauchte nur die vom Verbrennungsheerd abziehenden Gase über die schwefel- sauren Salze zu leiten. Würde z. B. der Aetzbaryt in Gebrauch kommen, so Hesse er sich leicht auf Grundlage des beschriebenen Verfahrens fabriciren. Seine bisherige Bereitung, durch Glühen des salpetersauren Baryts, ist kostspielig, selbst wenn man die dabei entweichende sal- petrige Säure benutzen kann. Das von Jacquemin vorgeschlagene Verfahren gewährt überdies den Vortheil, dass man den Schwefel und den Schwefelwasserstoff, welche sich entwickeln, verwerthen kann, weil sie durch ihre Verbrennung schweflige Säure liefern, welche man zur Fabrikation von schwefligsaurera Natron oder von Schwefelsäure verwenden könnte. {Coiwpt.rend. Juni 1858. — Dingl. 'polijt. Journ. Bd. 149. Heft 4.) ^kb. Darstellung des Aetznatrons im Grossen. Das Aetznatron ist bereits ein Handelsartikel gewor- den und würde eine sehr ausgedehnte Anwendung finden, wenn der Preis eines guten Productes in richtigerem Verhältniss mit demjenigen der rohen Soda stände. Um seine DarstelluDgskosten so viel als möglich zu vermin- dern, muss es offenbar direct aus der durch Auslaugen der rohen Soda gewonnenen Flüssigkeit erhalten werden, ohne letztere zuvor auf reines enlschwefeltes kohlensau- res Natron zu verarbeiten. Zu diesem Zweck hat sich folgendes höchst einfache und leicht ausführbare Verfah- ren von Joh'n Oedway bereits bei der Anwendung im Grossen als verlässlich bewährt. Die unter stehenden Mahlsteinen zerknirschte rohe Soda wird methodisch ausgelaugt, so dass man eine Lösung von ir/Mi. erhält. Eine stärkere Lauge lässt sich nicht ganz ätzend machen. Diese Lösung wird zum Kochen 44 ' Darstellung des Aetznatrons im Grossen. erhitzt und mit Kalkmilch behandelt, welche durch Ab- löschen von Kalk mit beiläufig seinem sechsfachen Gewicht Wasser bereitet wurde. 3 Pfund Kalk sind für 1 Cubik- fuss Lauge vollkommen hinreichend. Den erhaltenen kohlensauren Kalk lässt man ganz abtropfen, und trock- net ihn dann, um ihn zur Fabrikation von roher Soda zu verwenden. Die klare Aetznatronlauge wird abgedampft, bis sie ungefähr 45^ B. erreicht hat, wobei man etwa nieder- fallendes Salz von Zeit zu Zeit ausschöpft. Nun giebt man eine Quantität dieser dicken Aetzlauge in einen gusseisernen Kessel, welcher über einem Feuer stark und gleichmässig erhitzt werden kann, und versetzt sie dann mit so viel fein gepulvertem (rothem) Eisenoxyd, dass dessen Gewicht etwas mehr beträgt, als der Gehalt der Flüssigkeit an trocknem Natronhydrat. Das Gemisch muss nämlich so viel Eisenoxyd enthalten, dass es beim Eindampfen unter beständigem Umrühren zu einer trock- neren Masse wird, und bei einer der dunklen Rothgluth nahekommenden Hitze nicht schmilzt. Während dieses Einkochens entbindet sich reichlich Ammoniak, da die rohe Soda in der Regel Cyanverbindungen enthält. Ein eigenthümlicher, aber schwacher und nicht unangeneh- mer Geruch entsteht auch durch die Zersetzung der or- ganischen Unreinigkeiten, welche das zum Auslaugen verwendete Wasser enthielt. Zuletzt, nachdem alles Was- ser ausgetrieben ist, absorbirt das Gemisch rasch Sauer- stofi", wobei seine schwarze oder dunkelbraune Farbe in Rostgelb übergeht. Man löscht nun das Feuer,, lässt das geröstete Product 1 bis 2 Stunden, es gelegentlich um- rührend, im Kessel stehen, und entleert es dann in ein reines eisernes Gefäss. Nachdem der Kessel so weit er- kaltet ist, dass man ein Zerspringen desselben nicht mehr zu befürchten hat, füllt man ihn wieder mit frischer Be- schickung, und die zum Abkühlen erforderliche Zeit aus- genommen, wird die Arbeit Tag und Nacht ohne Unter- brechung fortgesetzt. Nachdem sich von dem rostgelben Pulver eine hin- reichende Quantität angesammelt hat, behandelt man es mit heissem Wasser, so dass man eine Lösung von etwa 300 B. erhält. Nachdem diese Flüssigkeit durch Stehenlassen voll- kommen klar geworden ist, zieht man sie ab, um sie zu verkochen und den Rückstand zu erhitzen, bis alles freie Wasser ausgetrieben ist. Bald nach dem Beginn des Darstellung des Aetznatrons im Grossen. 45 Verdampfens fällt eine Salzmasse nieder, welche aus schwefelsaurem, schwefligsaurem und kohlensaurem Natron besteht; dieser Niederschlag, welcher in dem Maasse als er sich am Boden sammelt, ausgeschöpft werden muss, bildet sich so lange fort, als die Lösung auf 320B. bleibt. Hernach fällt etwas Chlomatrium nieder, wenn solches vorhanden ist, aber sobald die Dichtigkeit 360B. erreicht hat, erfolgt kein Niederschlag mehr. Der gusseiserne Verkochkessel wird voll erhalten, bis die Lösung 420 B. zeigt, und dann ohne weiteres Nachfüllen fertig gemacht, weil die Flüssigkeit gegen das Ende des Verkochens bedeutend schäumt und reichlich Raum zu ihrer Aus- breitung erheischt. Zuletzt wird das Feuer verstärkt, bis das Natronhydrat geschmolzen ist, und sollte eine erkaltete Probe der Masse eine röthliche Farbe besitzen, das Zeichen eines unvollkommenen Eöstens, so wird eine Quantität Natronsalpeter vorsichtig eingestreut, um die vollkommene Oxydation zu bewirken. Seiten ist mehr als 1 Proc. Salpeter erforderlich, um noch zurückgeblie- benes schwefligsaures Natron zu zerstören. Wenn das geschmolzene Natron ruhig geworden ist und eine auf eine kalte Eisenplatte ausgegossene Probe durch unmit- telbares Erstarren und ihre weisse Farbe anzeigt, dass Alles iu Ordnung ist, schöpft man das Ganze in eiserne Formen aus, von welchen es nach dem Erkalten in luft- dichte Fässer kommt. Das Product ist weiss oder schwach gräulich und für alle technischen Zwecke rein genug. Die Hauptsache bei diesem Verfahren ist ein Oxy- dationsprocess, wozu das schwefelhaltige Natronhydrat, weil es bei der erforderlichen Hitze schmelzbar ist, mit einer fremden Substanz gemischt wurde, um es in eine trockne und poröse Masse zu verwandeln, deren einzelne Theilchen dem atmosphärischen Sauerstoff leicht zugäng- lich sind. Aus demselben Grunde darf man die braune Masse nicht zum Schmelzen kommen lassen. Das Eisen- oxyd scheint besonders geeignet zu sein, um das ätzende Alkali in eine trockne und poröse Masse zu verwandeln. Nach dem Auswaschen und Abtropfenlassen ist es stets Avieder verwendbar, ohne dass man es zu trocknen braucht. Ich habe zu diesem Zwecke immer einen Rotheisenstein benutzt, welcher vorher calcinirt und gemahlen wurde; Venetianisches Roth wäre ebenfalls brauchbar. Halb- kugelförmige gusseiserne Kessel von 4 Fuss 4 Zoll Durch- messer, welche an den Seiten ','2 Zoll und am Boden 3/4 Zoll dick sind, haben sich bei ziemlich langer Be- 46 Gewinnung von Kali oder Natron aus Feldspath oder Älhit. nutzung sehr geeignet sowohl zum Rösten als zum Schmel- zen erwiesen. In einem solchen Kessel kann man 500 Pfund Aetznatron auf einmal fertig machen. Grössere Kessel wären schwer zu handhaben und kleinere wür- den Zeitverlust verursachen. Diese Erzeugung von Aetznatron lässt sich, mit Vor- theil in Verbindung mit der Fabrikation einer guten Qua- lität von Sodasalz betreiben. Eine Lösung von kohlen- saurem Natron kann nicht stärker als 320B. gemacht werden. Die Lauge der rohen Soda hält daher nach dem Abdampfen alles Aetznatron und Schwefelnatrium aufgelöst zurück und setzt ein sehr reines kohlensaures Natron ab, welches man ausschöpft, abtropfen lässt und für Sodasalz calcinirt. Wenn die Dichtigkeit der Flüs- sigkeit über 320 B. gestiegen ist, das Zeichen, das alles kohlensaure Natron ausgefällt wurde, so kann man sie in andere Kessel schaffen, abdampfen, bis sie sehr dicht wird, dann mit Eisenoxyd mischen und austrocknen. Das geröstete Product wird zur Gewinnung eines guten Aetznatrons aufgelöst, decantirt, abgedampft, geschmolzen und mit Natronsalpeter verpufft. {Sillimanns american Journ. Novhr. 1868. — Chemical Gazette. Januar 1859. No. 390.) Bkh. Gewinnung von Kali oder Natron aus Feldspath oder Albit. F. O. Ward Hess sich am 20. December 1857 zum Theil als Mittheilung ein Verfahren in England patentiren, aus Feldspath oder feldspatbhaltigen Gesteinen das Kali oder aus Albit das Natron abzuscheiden. Dasselbe be- steht im Wesentlichen darin, dass das zu Pulver zer- theilte Material mit ebenfalls pulverförmigem Flussspath und kohlensaurem Kalk gemengt, das Gemenge in einem Flammofen geglüht, und nachher methodisch mit heissem Wasser ausgelaugt wird, welches das Alkali daraus auf- löst. Der Zusatz von kohlensaurem Kalk wird so gross gemacht, dass in der Mischung auf je 4 Aeq. Thonerde und auch je 1 Aeq. Kieselerde (die in dem etwa zuzu- setzenden Thon enthaltene Thon- und Kieselerde mit gerechnet) 3 Aeq. erdige Basis (Kalk- oder Talkerde, theils mit dem zugesetzten Kalkstein, theils vielleicht aus dem Silicat selbst herstammend) enthalten sind. Von Flussspath nimmt man so viel, dass in 100 Theilen der Mischung 7 bis 8 Th. Fluorcalcium enthalten sind. Die Natriumamid. 47 Hitze beim Glühen wird so regulirt, dass die Masse er- weicht und sich frittet. Man glüht unter öfterem Um- rühren am besten so lange, bis die Kohlensäure aus- getrieben ist. Die durch das Auslaugen erhaltene Flüssigkeit kann zur Trockne abgedampft und der Rückstand an Glasfabriken, Seifensieder u. s. w. verkauft werden. Man kann aber auch Kohlensäure hineinleiten, um die in ziem- licher Menge vorhandene Kieselsäure abzuscheiden und dann durch Abdampfen sehr reine Pottasche oder Soda gewinnen. Der Rückstand vom Auslaugen kann zu Dün- ger, oder zur Anfertigung von hydraulischem Mörtel be- nutzt werden. Für letzteren Zweck ist es in den Fällen, wo das Silicat quarzig und arm an Thonerde ist, vor- theilhaft, noch thonerdereichen Thon zuzufügen und zwar so viel, dass die Thonerde im Ganzen dem Gewichte nach etwa halb so viel als die Kieselerde beträgt. Der Thon kann entweder vor dem Fritten, oder erst dem ausgelaugten Rückstande zugesetzt, und muss in jedem Falle innig mit der Masse vermischt werden. Zur Um- wandlung in hydraulisches Cement Avird der Rückstand nochmals calcinirt und nach Umständen gemahlen und gesiebt. Zur Umwandlung in künstliche Puzzolane wird vor dem Brennen noch Thon in solcher Menge zugesetzt, dass Thonerde und Kieselsäure, zusammen etwa 80 Th., auf je 20 Th. Kalk (und Talkerde) ausmachen. (Deutsche Musterzeitung. — Polyt. Centralhalle. No. 46. 1858.) Bkb. Natrinmaiiiid. Beilstein und Geuther berichten über das Natrium- amid und über die Einwirkung verschiedener Körper auf dasselbe Folgendes : Die Darstellung des Natriumamids gelingt am be- sten, wenn man in ein auf einem Sandbade stehendes und mit Wasserstoffgas gefülltes Kochfläschchen Natrium- metall hineinbringt und dann durch dasselbe einen Strom getrockneten und völlig entwässerten Ammoniakgases leitet. Beim Erhitzen des Fläschchens bildet sich eine grünblaue Flüssigkeit, welche während des Erkaltens zuerst eine braune, zuletzt eine olivengrüne, bis ins Flcischrothe variirende Farbe annimmt und strahlig kry- Btallinisch erstarrt. Für das so gewonnene Natriumamid wurde die bereits dafür aufgestellte Formel NaNll'-^ be- stätigt. Bringt man Natriumamid mit Kohlcnoxydgas bei 48 Natriumamid. massiger Wärme zusammen, so schmilzt das Natriumamid und entwickelt, indem es zu kochen anfängt, viel Ammo- niakgas. Das Product der Einwirkung ist Cyannatrium und Natron, welches letztere, so wie das entweichende Ammoniak von einer durch Wassererzeugung bedingten secundären Zersetzung des Natriumamids herrührt. Der Process verläuft demnach nach dem Schema: NaNH^ -\- C202 = C2NNa -f 2 HO. Schwefelkohlenstoifdampf greift ebenfalls schon bei geringer Hitze und unter Freiwerden von Ammoniak das Natriumamid an, wobei die Reaction oft so heftig ist, dass die Masse zeitweilig glühend wird. Es entsteht Rhodannatrium und die Zersetzung geht nach der Glei- chung: NaNH2 -f C2S4 = C2NNaS2 -f 2HS vor sich. Leitet man dagegen trocknes Kohlensäuregas über Natriumamid, so schmilzt zwar auch das Natriumamid, fängt an zu kochen und entwickelt viel Ammoniakgas, die Einwirkung findet aber in anderer Weise statt und es entsteht Cyanamid nach der Gleichung: 2NaNH2 -|- C2 04 = C2N2H2 -f 2NaO + 2 HO. Während näm- lich bei der Behandlung des Natriumamids mit Schwefel- kohlenstoff das electronegative Element, der Schwefel, mit dem Cyan sich zu Rhodan verbindet, geht hier der electropositive Wasserstoff zur Cyangruppe und das elec- tronegative Element, der Sauerstoff, vereinigt sich mit dem Natrium zu Natron. Das Cyanamid C2N2H2 bildet mit Kupfer und Silber salzähnliche Verbindungen und verhält sich demnach wie eine Wasserstoffsäure. Scheidet man aus der Kupfer- verbindung durch Schwefelwasserstoff das Kupfer ab und dampft das Filtrat ein, so erhält man einen dem Cyan- amid isomeren Körper in feinen seideglänzenden Prismen, der den erhöhten Schmelzpunct von etwa 19*^ zeigt, in Wasser und Alkohol leicht löslich ist, mit Kupfer- und Silberlösung keine Niederschläge mehr giebt und nach der Formel CNH zusammengesetzt ist. Auch durch blosses Aufbewahren geht das Cyanamid, indem es un- durchsichtig wird, in diesen Körper über, für den man den Namen „Param" vorgeschlagen hat. [Ann. der Chem. u. Pharm. XXXIl. 88 — 102.) G. Eigenthümlicher grüne)' Farbstoff der Pflanzen. 49 Neue Zuckerpflanze. Nach Gössmann enthält die jetzt in Nordamerika ihres Zuckergehaltes wegen zu einer wichtigen Culturpflanze wer- dende Graminee Sorghum saccharatum allen Zucker als Rohr- zucker. Sie stammt aus Nordchina, hat Aehnlichkeit mit dem Mais, wird 12 bis 16 Fuss hoch, gelangt in einem Jahre zur Reife und liefert 70 bis 75 Proc. Saft, aus dem Göss- mann 6 bis 7 Proc. eines guten Kandisrohzuckers nebst wohlschmeckender Melasse dargestellt hat. {Ann. derChem. n. Pharm. XXVIIl. 335—336.— Vergl.Bd.95. S.243. E.) G. lieber einen eigenthümlichen grünen Farbstofl* der Pflanzen. Die fleischigen Theile noch nicht aufgebrochener Distel- und Artischockenköpfe sind ganz farblos oder weiss. Kocht man sie mit Wasser oder presst man sie aus, so erhält man einen farblosen Saft, der sich an der Luft nicht ändert. Fügt man aber eine geringe Menge Alkali oder Kalkwasser hinzu, so fängt die Flüssigkeit an von oben her grün zu werden, und schüttelt man die- selbe mit Luft, so wird sie bald dunkelgrün. Bei Ueber- schuss von Kali geht die Farbe in hellgrün über. Alaun, essigsaures Bleioxyd, Zinnoxydsalze schlagen aus der Lösung grüne Lacke nieder. Zinnoxydulsalze geben damit einen gelben Niederschlag, und färben auch die mit Bleioxyd und Thonerde schon erzeugten grünen Lacke gelb. Zersetzt man das Bleisalz unter Alkohol bei Zusatz von Schwefelsäure, so geht der grüne Farb- stoff in Lö.sung. Aus dieser Lösung kann er durch Zu- satz von Aether niedergeschlagen werden. Trocknet man den Niederschlag, so erhält man einen gelblich -braunen Rückstand. Dieser zersetzt sich beim Erhitzen ohne zu schmelzen, und verbrennt dann mit Hinterlassung von etwas Asche. Er enthält Kohleastoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Dieser Farbstoff ist unlöslich in Wasser und Säuren, etwas löslich in Alkohol, am leichtesten wird er von Alkalien aufgelöst. Es genügt eine sehr geringe Menge Alkali, um die- sen Niederschlag wieder zu grüner Flüssigkeit in Was- ser aufzulösen, Säuren modificiren den Farbstoff nicht, fügt man aber einen Ucberschuss von Säure dazu, so geht die Farbe in Roth über und der Farbstoff fällt nieder. Arch.d. Pharm. CLI.Bds. l.IIft. 4 50 Bestandtheile der Rhdbarhßrwurzel. Concentrirte Schwefelsäure löst ihn mit schön rother Farbe. Concentrirte Alkalien zersetzen ihn. Diesen Eigenschaften nach ist der erwähnte grüne Farbstoff vom Chlorophyll und anderen bekannten grünen Farbstoffen verschieden. Er ist vorzugsweise in den Blüthenköpfen enthalten und findet sich reichlicher darin, wenn die Pflanzen in heissen Klimaten wachsen. (Compt. rend. Tom. 47. — Chem. Centralbl. 1858. No. 55.) B. Chemische Untersuchung der Blätter des Giftsumachs (Rhus Toxicodendron). Die Pflanzengattung Rhus ist in chemischer Bezie- hung bis jetzt noch sehr wenig erforscht, nur so viel weiss man, dass sie vorwaltend Gerbstoff enthält. Dr. Jos. Khittel hat deshalb eine chemische Untersuchung der Blätter von Rhus Toxicodendron unternommen. Die Bestandtheile, welche die Untersuchung ergeben hat, sind folgende : Chlorophyll, Wachs, Fett, Harz, Zucker, Albumin, Gummi, Pectin, Stärkmehl, eisengrünende Gerbsäure, Oxalsäure, ein eigenthümlicher indifferenter Körper, und als giftiger Bestandtheil ein flüchtiges Alkaloid. Die Aschen-Analyse der Blätter ergab, in 100 Ge- wichtstheilen der Asche : 25,812 Kali 0,040 Natron 21,591 Kalk 6,453 Magnesia 0,487 Alaunerde 2,354 Eisenoxyd 1,542 Chlor 3,977 Schwefelsäure 11,566 Phosphorsäure 6,859 Kieselsäure 18,425 Kohlensäure 99,106. ( Wittst. Vierteljahrsschr. Bd. 7. Heft 3.) B. Ueher einige Bestandtheile der Rhaharberwurzel. In der Rhabarbertinctur erscheint bekanntlich nach einiger Zeit ein Absatz. Warren de la Rue und H. Müller erhielten von Dr. Wipple, der die Rhabar- bertinctur in grossen Massen bereitet, hinreichend grosse Quantitäten von diesem Stoffe, um die Bestandtheile des- selben untersuchen zu können. Sie fanden darin: Chryso- phansäure, Erythroretin, Phäoretin, Aporetin und Emodin, Bestandtheile der Rhabarheriourzel. 51 indem sie im Wesentlichen die von Schlossberger und Döpping eingeschlagene Methode der Untersuchung dabei wieder anwandten. Da die Chrysophansäure in Alkohol, namentlich in verdünntem, sehr schwer löslich ist, so kamen Warren de la Rue und H.Müller auf die Idee, zur Darstellung dieses Körpers die bei der Bereitung der Rhabarber- tinctur zurückbleibende Wurzel zu verwenden. Bei der Prüfung eines solchen Rückstandes erhielten die Verf. 2,6 Proc. Chrysophansäure. Diese Säure zieht man am besten mittelst Benzol aus der Wurzel aus. Sie löst sich auch in Terpentinöl, Steinöl, Fuselöl und Eisessig. Der Benzolauszug wird destillirt; wenn der grössere Theil des Benzols übergegangen ist, lässt man den In- halt der Retorte erkalten. Es krystallisirt unreine Chry- sophansäure aus. In der Mutterlauge bleibt Fett und Erythroretin gelöst. Die rohe Chrysophansäure löst man nochmals in siedendem Benzol, dabei bleibt ein rothgelber Rückstand, von dem weiter unten die Rede ist. Beim Abkühlen scheidet sich noch mehr von diesem Körper aus, man filtrirt die Lösung der Chrysophansäure, lässt sie krystallisiren und löst sie nun in Eisessig. Reine Chrysophansäure krystallisirt aus der Lösung in Benzol in sechsseitigen Tafeln (monoklinischen Pris- men), die die grösste Aehnlichkeit mit Jodblei haben. Ihre Farbe ist gelb bis orange. Aus Eisessig, Alkohol, Fuselöl scheidet sie sich in moosartigen Aggregaten aus. Sie löst sich in 224 Theilen siedendem Alkohol von 86 Proc, in 1125 Theilen Alkohol von 300. Schmilzt ohne sich zu zersetzen bei 1620 und erstarrt zu einer krystallinischen Masse. Der oben erwähnte Rückstand, der beim Reinigen der Chrysophansäure durch Wiederauflösen in Benzol bleibt, oder sich beim Abkühlen der siedend bereiteten Lösung von Chrysophansäure in Benzol ausscheidet, ent- hält einen neuen Körper. Um diesen rein von Chryso- phansäure zu erhalten, löst man den Rückstand in heis- sem Benzol und lässt die Lösung abkühlen. Der neue Körper, der in Benzol viel schwerer löslich ist als Chryso- pliansäure, scheidet sich mit etwas Chrysophansäure ver- unreinigt aus. Man löst ihn in heissem Eisessig, woraus er sich beim Erkalten in schönen Krystallen ausscheidet, die man durch Auflösen in Alkohol und Krystallisiren rei- 4* 52 Arzneilich wirksame Chinarinden Neu-Granadas. nigt. Diesen Körper nennen Warren de la Rue und H. Müller „Emodin", Zusammensetzung C^ORiSOiS^ schön dunkel -Orangeroth, in dicken Krystallen fast roth. Monoklinische Prismen, spröde, dem Isatin ähnlich, schmilzt erst bei 250^ und verdunstet zum Theil unzersetzt, dabei giebt es einen gelben Dampf, der zuerst zu einer kry- stallinischen Masse sich verdichtet. In den chemischen Eigenschaften ist das Emodin der Chrysophansäure ähn- lich. Kali, Ammoniak geben rothe Lösungen. Analyse: C 66,69 66,57 66,63 40 = 240 66,85 H 4,07 4,13 4,10 15 = 15 4,18 O — — — 13 = 104 28,97 359 100,00. Behandelt man Aporetin mit concentrirter Salpeter- säure, so erhält man eine rothbraune Lösung, die sich erhitzt und rothe Dämpfe entwickelt. Fügt man, wenn diese Reaction vorüber ist, überschüssige Salpetersäure hinzu und erhitzt, so scheidet sich beim Erkalten ein gelber Körper aus, der nach erfolgter Reinigung alle Eigenschaften der Chrysamminsäure hatte, welche Säure bisher nur aus der Aloe dargestellt worden ist. {Quaterly Journ. ofihe ehem. Soc. — Chem. Centrhl. 1858. No.36.) B. lieber die arziieilicli wirksamen Chinarinden Neu- Granadas. Aus vielen vergleichenden Analysen der gelben Rinde der Cinchona lancifolia Mut.;, so wie einer grünen Loxa- Rinde der C. corymhosa Karst., welche Herr Karsten an Ort und Stelle selbst angestellt hat, ergiebt sich das be- merkenswerthe Resultat: dass der Gehalt an organischen Basen in der Rinde je nach dem Standorte der Pflanze bedeutenden Veränderungen unterliegt, die höchst wahr- scheinlich mehr durch das Klima als durch den Boden veranlasst werden. Die Rinde der C. lancifolia, die im Mittel 21/2 Procent schwefelsaures Chinin und 1 bis II/2 Procent schwefelsaures Cinchonin giebt, enthält oft gar keine organische Basen, oder nur Cinchonin oder nur Chinin in geringer Menge, während sie zuweilen auch 41/2 Procent schwefelsaures Chinin giebt. Die Rinde der jungen Zweige eines Baumes der C. lancifolia, dessen Stammrinde 1 1/4 Proc. schwefelsaures Chinin und '/^ Proc. schwefelsaures Cinchonin gab, enthielt , durchaus keine organische Basen. Das Chinin scheint für die Pflanze, Untersuchungen über die Pkosphorhasen. 53 in deren Rinde es entstand, die Bedeutung eines Abson- derungsstofles zu haben; es wird durch den Vegetations- process, wie es scheint, aufgesogen, wenn der Pflanze der Zufluss von Nahrungsmitteln durch die Wurzel abge- schnitten ist. Die Rinde eines Stammes, die zur Zeit der Fällung desselben o'/2 Proc. schwefelsaures Chinin gab, hatte nach 6 Monaten nur 3 Proc. dieses organi- schen Salzes, während welcher Zeit sich die an dem umgehauenen Stamm befindliche Rinde durchaus frisch erhalten hatte. Ein fortdauernd gleichraässiges Klima mit wechseln- dem Nebel, Sonnenschein und Regen ist die Bedingung für einen grösseren Gehalt an organischen Basen der Chinarinde, während diejenigen Individuen und Arten, die in einem wechselnden Klima mit intermittirender Vegetation periodisch wachsen, eine an organischen Basen ärmere Rinde hervorbringen. {Ber. der Berl. Akad. der Wissensch. 1858.) B. llntersachungen über die Phosphorbasen, Ueber diese schon vor 10 Jahren von Paul The- nard entdeckten, aber nur unvollkommen untersuchten Verbindungen haben A. Cahours und A.W. Hofmann, unter Mitwirkung von Dr. Leibius, W. Perkins und Ch. Hof mann neue, ausführliche Untersuchungen ange- stellt. Sie erhielten bei Einwirkung des Phosphorcalciums auf Jodmethyl: 1) eine sehr entzündliche Flüssigkeit = (C2H3)2p = Me^P, entsprechend dem Kakodyl (Arsenbimethyl Me^As); in kleiner Menge; 2) eine andere, weit flüchtigere Flüssigkeit, jedoch weniger leicht entzündlich, von der Formel (C2H3)3p = Me'^P, entsprechend dem Ammoniak H^N, dem Tri- methylamin Me^N und Trimethylstilbin (Stibtrimethyl) Me3Sb; 3) einen festen Körper in prächtigen Krystallen = Mc^'PJ, welcher dem Tetramethylammoniumjodid Me^NJ entspricht. Zur Darstellung des Triraethylphosphins Me^P und des analogen Triäthylphosphins Ac^P eignet sich nach Cahours und Hofmann am besten die Destillation des Zinkniethyls oder Zinkäthyls (nach Frankland 's Methode darzustellen j, mit Dreifach -Chlorphosphor, z.B. 3(MeZn) -j- PC13 = 3ZnCl -f Mc3P. 54 Untersuchungen über die PJiosphorhasen. Die Destillation geschieht in einer Atmosphäre von Kohlensäure ; aus der erhaltenen strohgelben zähen Verbindung des Chlorzinks mit Trimethylphosphin wird das letztere durch Aetzkali abgeschieden, durch Kali- hydrat entwässert und durch Destillation im trocknen Wasserstoffgasstrome gereinigt. In gleicher Weise ge- schieht die Bildung des Triäthylphosphins, nach der Gleichung : 3 ( Ae Zn) + P C13 = 3 Zn Cl -[- Ae3 P. Das Triäthylphosphin = Ae3P = (C4H5)3P = Ci2Hi5p^ bildet eine farblose, durchsichtige, leicht beweg- liche Flüssigkeit, von starkem Lichtbrechungsvermögen. Spec. Gew. =0,812 bei 150,5 C. Siedepunct = 1270,5 C. bei 0,744 M. Druck. Unlöslich im Wasser, löslich im Weingeist und Aether. Geruch stark, betäubend, Kopf- weh und Schlaflosigkeit verursachend; mit viel Luft ge- mengt, riecht es hyacinthenartig. (Die höchst unangeneh- men Gerüche bei Bereitung der Phosphorbasen gehören anderen Verbindungen an.) Oxydirt sich ungemein rasch zu Triäthylphosphinbioxyd, schon in Berührung mit atmo- sphärischer Luft, rascher und unter Entflammung und Explosion beim Zusammentreffen mit Sauerstoffgas. Mit Chlorgas zusammenkommend, entflammt es unter Bildung von PCl^, HCl und Abscheidung von Kohlenstoff. Mit Brom und Jod vereinigt es sich direct unter Erhitzung zu krystallisirbaren Verbindungen. Mit Cyan- gas liefert es eine braune harzige Masse. Schwefel löst sich darin unter Erhitzung, die geschmolzenen Schwefel- kugeln schwimmen darauf herum, wie die Natriumkugel auf Wasser. Beim Erkalten krystallisirt Triäthylphosphin- bisulfid. Selen verhält sich gegen dasselbe, wie Schwefel, nur weniger heftig. Das Triäthylphosphin, frisch berei- tet, reagirt neutral; einige Augenblicke der atmosphäri- schen Luft ausgesetzt, nimmt es saure Reaction an. Es vereinigt sich langsam, aber unter Erhitzung, mit Säuren. Die meisten seiner Salze krystallisiren, sind leicht löslich und zerfliesslich. Das salz-, brom Wasserstoff-, Jodwasserstoff-, schwefel- und salpetersaure Salz krystalli- siren. Das salzsaure Salz giebt mit Platinchlorid die Verbindung Ae3 P, H Cl + PtCl^, in kaltem Wasser schwer löslich, in Alkohol und Aether unlöslich ; bei 1000 C. sich zersetzend. Es lässt beim Glühen mit den Phosphordämpfen Platin entweichen, deshalb muss das Salz zur Platinbestimmung mit Ueberschuss von kohlen- saurem Natron geschmolzen werden. Untersuchungen über die Phosphorbasen. 55 Mischt man Triäthylphosphm mit Jodäthyl C^H^J, so tritt nach einigen Augenblicken eine lebhafte Reaction ein ; die Mischung siedet mit Heftigkeit und erstarrt dann zu einer weissen Krystallmasse. Wendet man statt der reinen Basis eine ätherische Lösung derselben an, so bilden sich dieselben Krystalle, nur langsamer. Diese Krystalle sind: Phosphäthyliumjodid = Ae^PJ = (C4H5)4PJ = C16H20PJ (sie sollten eigentlich Phosphoteträthyl- ammoniumjodid heissen, doch ziehen Cahours und Hof- mann den kürzeren Namen vor). Sie lösen sich ausser- ordentlich leicht im Wasser, weniger im Alkohol, im Aether sind sie unlöslich. Aus wässeriger Lösung fällt sie reine Kalilauge unzersetzt und krystallinisch. Aether scheidet sie aus der Alkohollösung als krystallinisches Pulver. Schöne Krystalle erhält man aus der in der Wärme mit Aether vermischten weingeistigen Losung beim Abkühlen. Silberoxyd, mit der wässerigen Lösung gekocht, entzieht der Verbindung das Jod und liefert ihr seinen Sauerstoff. Es bleibt P h s p h ä t h y 1 i u m X y d h y d r a t = Ae'* PO, HO in Lösung, ohne Geruch, von bitterem, phosphorigem Geschmack, beim Abdampfen zu einer Krystallmasse ein- trocknend, die leicht zerfliesst und rasch Kohlensäure aus der Luft anzieht. Seine wässerige Lösung zeigt alle Reactionen der Kalilauge; nur lösen sich Thonerdehydrat und Zinkoxvdhydrat langsamer in derselben als in der Kalilauge. Mit HCl, N05 und SO^ liefert es krystalli- sirbare, leicht zerfliessliche Salze. Die salzsaure Lösung desselben giebt mit Platinchlorid einen blass-orangegelben Niederschlag = Ae^PCl, PtCP, sch^ver löslich in heis- sem Wasser, unlöslich in Alkohol und Aether, ohne Zer- setzung zu erleiden, bei 100^ C. zu trocknen. Mit Gold- chlorid liefert die salzsaure Lösung goldgelbe glänzende Nadeln = Ae^PCl, Au 01'^. Beim Erhitzen zerlegt es sich in Aethylwasserstoffgas und Triäthylphosphinbioxyd, nach der Gleichung Ae^PO, HO = AeH + Ae3PÖ2. Das Triäthylphosphinbioxyd = Ae^PO^, de- stillirt als klebrige, fast geruchlose Masse über, welche im Retortenhalse zu strahligen Kry stallen erstarrt; es ist ausserordentlich zerfliesslicli, löst sich in allen Verhält- nissen im Wasser und Weingeist, ist wenig löslich im Aether. Die wässerige Lösung wird durch Kalilauge gefällt und zwar in farblosen Oeltropfen, die flüssig blei- ben und auf Zusatz von Wasser oder verdünnter Säure 56 Untersuchungen über die Phosphorbasen. sich lösen. Das Bioxyd des Triäthylphosphins bildet sich auch beim Aussetzen dieser Basis an die Luft, beim Kochen derselben mit massig concentrirter Salpetersäure, beim Erhitzen mit Quecksilberoxyd (wobei metallisches Quecksilber abgeschieden wird) und beim Erhitzen mit Silberoxyd. Mit Natrium erhitzt, verwandelt sich das krystallisirte Bioxyd des Triäthylphosphins wieder in diese letztere Basis. Es liefert mit HCl, HBr, HJ, HO, SOS und HO, NO 5 krystalli sirbare Verbindungen. Triäthylphosphinbisulfid = Ae3PS2 := C12H15PS2 Grosse farblose Krystalle, durch directe Auflösung von Schwefelblumen in Triäthylphosphin, Auf- lösung in Wasser und Verdunstung zu gewinnen. Leicht löslich in heissem, wenig löslich in kaltem Wasser, auf Zusatz von Alkali scheidet es sich rasch aus dieser Lösung in kleinen Krystallen, aus heisser Lösung in Oeltropfen ab, diö beim Erkalten zu kugeligen Krystallanhäufungen erstarren. Löslich in Alkohol, Aether, Schwefelkohlen- stoff. Schmilzt bei 940 C., erstarrt bei 880,6 C, ver- dampft über 1000 Q, jn weissen schweflig riechenden Nebeln. Bei gewöhnlicher Temperatur riecht es nur schwach. Mit den Wasserdämpfen flüchtig. Ohne Wirkung auf Pflanzenfarben. Gegen Säuren zeigt es schwach basische Eigenschaften, es löst sich z. B. leichter in concentrirter Salzsäure als im Wasser. Diese Lösung giebt mit PtCl^ einen gelben Niederschlag, der aber bald unter Bildung von Schwefelplatin harzartig Avard. Es löst sich auch in Schwefelsäure; concentrirte Salpetersäure zersetzt dasselbe, oft unter heftigem Knall. Die wässerige Lösung des Bisulfürs erleidet keine Ver- änderung auf Zusatz von essigsaurem Bleioxyd, salpeter- saurem Silberoxyd oder Quecksilberoxydul, selbst nicht bei 1000 C; eine alkoholische Lösung desselben wird aber durch die genannten Salze augenblicklich unter Ab- scheidung von Schwefelblei, -Silber und -Quecksilber zer- setzt. Das Filtrat enthält nun das Bioxyd des Triäthyl- phosphins in Verbindung mit Essigsäure oder Salpetersäure und giebt auf Zusatz von Alkali eine Abscheidung des- selben. Mit Natrium erhitzt, verliert das Bilsulfid seinen Schwefel und giebt reducirtes Triäthylphosphin. Triäthylphosphinbiselenid = Ae2PSe2. Kry- stallisirt aus seiner wässerigen Lösung, mit Leichtigkeit; färbt sich an der Luft wegen Abscheidung von Selen röthlich. Schmilzt bei 1120C. Völlig flüchtig. Seine Untersuchungen über die Phosphorbasen. 57 •weingeistige Lösung wird durch AgO, NO^ unter Fällung von AgSe zersetzt. Phosphomethvltriäthyliumjodid = (MeAe3)PJ = (C2H3, 3C4H5)PJ = C14H18PJ, erhält man in Kry- stallen bei Einwirkung des Jodraethyls auf das Triäthyl- phosphin. Mit AgO gekocht, liefert die wässerige Lösung dieser Krystalle Jodsilber und das Hydrat des Phospho- methyltriäthyliuinoxyds, als eine stark alkalisch reagirende Flüssigkeit. Diese, mit Salzsäure gesättigt, mit Platin- chlorid vermischt, liefert ein prächtiges Salz in Octaedern nnd Cubooctaedern, löslich in siedendem Wasser, unlös- lich in Alkohol und Aether, von der Formel (MeAe3)PCl, PtC12. Phosphamyltriäthylium Jodid = (C^^Hi', 3 C'*H5)PJ. Aus einer Lösung von Jodamyl und Tri- äthylphosphin im Aether scheiden sich nach einigen Tagen prächtige Krystalle dieser Verbindung ab. Sie liefern mit AgO behandelt Jodsilber und das Hydrat des Phos- phamyltriäthyliumoxyds mit alkalischen Eigenschaften. Mit HCl und Platinchlorid giebt dasselbe prismatische Krystalle von der Formel (CiOHH, 3 C4H5)PC1, PtC12. Erhitzt man das Hydrat des Phosphamyltriäthyliumoxyds, so entwickelt sich ein brennbares Gas (wohl Aethylwas- serstoffgas AeH = C^Hß) und eine Flüssigkeit destillirt bei 2800 C. über, welche wahrscheinlich das Bioxyd des Araylbiäthylphosphins ist (also = COHn, 2C2H5, P02). Trimethylphosphin = Me^P = (C2H3)3p = Q6H9P. Gewinnung in ähnlicher Weise, wie die des Triäthylphosphins. Das Trimethylphosphin ist eine durch- sichtige, farblose, sehr bewegliche Flüssigkeit von uner- träglich widrigem Genich; bricht das Licht sehr stark, specifisches Gewicht grösser als das des Wassers, in welchem es unlöslich ist. Siedet zwischen 40 — 42^0. Stösst an der Luft weisse Dämpfe aus und entzündet sich zuweilen an derselben. Bei Destillation der Basis bedeckt sich der Retortenhals mit prächtigen, sich durchkreuzen- den Kadeln von Bioxyd. An trockner Luft oxydirt es sich sehr rasch. Mit Cl, Br, J, S, Se und Säuren giebt diese Methylbasis ähnliche Verbindungen wie die Aethyl- basis, gewöhnlich zeigten sie noch energischere Reactio- nen als diese. Salz sau res Trimethylphosphinplatinchlorid =: Me3 P, H Cl -{- Pt C12, ein orangegelbes, schwierig krystallisirendes Salz, welches bei lOO^C. sich zu zer- setzen beginnt. 58 Untersuchungen über die Phosphorhasen. Phosphomethyliumjodid = Me4PJ = C8Hi2PJ. Weisse Krystallmasse vom Silberglanz des frisch subli- mirten Naphthalins. Entsteht durch Einwirkung des Jod- in eth vis auf Trimethylphosphin in ätherischer Lösung. Mit Silberoxyd und Wasser gekocht, liefert es Jodsilber und Phosphomethyliumoxydhydrat, als ätzende wässerige Lösung. Mit Salzsäure gesättigt und mit Platinchlorid gemischt, giebt es Octaeder des Platinsalzes Me^ PCI, PtC12. Mit Goldchlorid das Salz Me4PCl, AuC13. Trimethylphosphinbioxyd = Me^PO^, entsteht bei Destillation des Phosphoraethyliumoxydhydrats, wo- bei als zweites Zersetzungsproduct Sumpfgas (Methyl- wasserstoff) auftritt. Es ist eine flüchtige Flüssigkeit von höherem Siedepunct als Trimethylphosphin. Trimethylphosphinbisulfid = Me^PS^. Kry- stallisirt in schönen vierseitigen Prismen aus concentrirter wässeriger Lösung; schmilzt bei 1050 C. Trimethylphosphinbiselenid=: Me^ P Se^. Schmilzt bei 840 C. Schwärzt sich an der Luft wegen Abscheidung des Selens; dabei entwickelt sich der Ge- ruch nach Mesitylen. Trimethylphosphin verbindet sich mit Chlor, Brom und Jod ; die Formeln dieser Verbindungen sind noch nicht ermittelt. Phosphäthyltrimethyliumjodid = (Me3Ae)PJ, bildet sich bei Einwirkung von Jodäthyl auf eine ätheri- sche Lösung des Trimethylphosphins. Krystallisirt aus seiner alkoholischen Lösung. Bei Behandlung seiner wässerigen Lösung mit Silberoxyd liefert es eine ätzende Lösung von Phosphäthyltriraethyliumoxydhydrat, welche mit HCl und PtCl ein gelbes, in Octaedern krystalli- sirendes Salz = (Me3Ae)PCl, PtCl giebt. Phosphamyltrimethyliumjodid = (Me3CiOHll)PJ. Die ätherische Lösung des Trimethylphosphins mit Jod- amyl gemischt, scheidet die genannte Verbindung lang- sam in Krystallen ab. Sie ist ausserordentlich löslich in Wasser, mit dem sie einen Syrup bildet. Löslich in Alkohol und daraus krystallisirend. Durch Einwirkung von AgO wird daraus Phosphamyltrimethyliumoxydhydrat gebildet, welches mit Salzsäure gesättigt, mit Platinchlorid die Verbindung (Me3CiOHii)PCl, PtCP erzeugt, die aus heisser wässeriger Lösung in prächtigen Nadeln sich abscheidet. Bei Betrachtung dieser Phosphorverbindungen fällt die grosse Aehnlichkeit derselben mit den Stickstoff-, Substitutionspi^ducte mit ternären Säureradicalen. 59 Arsen- und Antiraonbasen auf. Namentlich ist die Ana- logie beim Typus Ammonium H^N auifallend. Man konnte diese Verbindungen mit den Kalium- und Natrium- verbindungen verwechseln, denen sie in ihrer alkalischen Beschaffenheit kaum nachstehen. Die Phosphorverbin- dungen stehen in der Mitte zwischen den Aminbasen einerseits und den Arsen- und Antimonbasen andererseits. Während z. B. das Triäthylamin und Trimethylamin sich nicht mit Sauerstoff, Chlor, Brom, Schwefel verbin- den, aber mit Sauerstoffsäuren und Wasserstoffsäuren, so vereinigt sich Triäthylphosphin und Trimethylphosphin sowohl mit Sauerstoff und mit den Halogenen, als auch mit Säuren. Die Arsen- und Antiraonbasen vom Typus des Ammoniaks H^N vermögen sich ebenfalls mit O, Cl, Br, J, S zu verbinden, aber nicht direct mit Säuren. {ÄJinal. de Chim. et de Phys. 3. Ser. Sept. 1857. Tom. LI. pag.5 — 47.) Dr. H. Ludioig. Sabstitutionsproducte mit ternären Säureradicalen. C. Nach bau er versuchte, in einige Substanzen statt des Wasserstoffs organische Säureradieale einzufüh- ren, indem er die Substanz in einem Kolben, welcher mit einem Kühlapparat so verbunden war, dass die ver- dichteten Antheile zurückfliessen konnten, mit der Chlor- verbindung zusammenbrachte, den Ueberschuss des Chlo- rids abdestillirte und das Product auswusch und um- krystallisirte. Bei der Behandlung der Pyrogallussäure, C'^H^O^, mit Acetylchlorid erhielt er eine vollständige Lösung, die nach dem Verdunsten des überschüssigen Chlorids krystallinisch erstarrte. Dui'ch die Analyse konnte die Zusammensetzung der neuen Verbindung nicht erkannt werden, und es liess sich nur feststellen, dass zufolge der Reaction Acetyl statt Wasserstoff in die Verbindung eingegangen war. Benzoylchlorid wirkte weniger heftig auf Pyrogallussäure ein und das Product erschien als bräunliche, harzige, klebende Masse, deren Analyse an- nähernd zu der Formel C«2(H4, 2Ci4H502)Ofi führte. Brenzcatcchin, C '2 11604^ lieferte mit Acetylchlorid eine leiciit aus Alkohol in schönen Nadeln krjstallisirende Substanz von schwach aromatischem Geruch, die in Was- ser unlöslich ist und deren Zusammensetzung der Formel C''2|" ^ jj^ I O^ entspricht. Die Benzoylverbindung 60 Hyperoxyde organischer Säureradieale. ist zuerst zäh und klebrig, wird aber nach, einigen Tagen fest und giebt dann in Alkohol gelöst sehr schöne, meist trichterförmig vertiefte rhombische Krystalle von der Formel C^ {^(«"«f^)} 04. Aesculetin, CISJJGOS^ setzt sich mit Acetylchlorid zu einem Substitutionsproduct um, welches das Ansehen des krystallisirten schwefelsauren Chinins hat und sich ausdrücken lässt durch die Formel Ci8 j^ (C4H302)U8^ {Ann. der Chem. u. Pharm. XXXI. 243—248.) G. Hyperoxyde organischer Säureradieale. Die Untersuchungen Gerhardt 's haben die grosse Aehnlichheit dargethan, welche zwischen den einbasischen organischen Säuren und den Protoxyden der Metalle statt hat. Das Chloracetyl entspricht einem Chlormetall, das sogenannte Essigsäurehydrat und die wasserfreie Essig- säure entsprechen einem Oxydhydrat und einem wasser- freien Oxyd. Dieser Reihe von Verbindungen hat C. Brodie ein neues Glied hinzugefügt, indem er die Hyperoxyde organischer Säureradieale entdeckte, von welchen das Benzoylhyperoxyd und Acetylhyperoxyd, Analoga des Baryumhyperoxyds, dargestellt wurden. Das Benzoylhyperoxyd gewinnt man durch gegen- seitige Zersetzung von Chlorbenzoyl und reinem Baryum- ßuperoxyd. Die Substanz krystallisirt aus ätherischer Lösung in grossen und glänzenden Krystallen, zersetzt sich bei Erhitzung über den Siedepunct des Wassers unter schwacher Explosion und Entwickelung von Koh- lensäure und wird bei dem Kochen mit Kalilösung zu Sau-erstoff und Benzoesäure gespalten. Die Zusammen- setzung wird durch die Formel Ci^hiOO* ausgedrückt; es enthält demnach das Benzoylhyperoxyd 1 At. Sauer- stoff mehr als die wasserfreie Benzoesäure C^^^iOO^ und 1 Atom Wasserstoff weniger als das Säurehydrat Ci4hi204. Das Acetylhyperoxyd wird durch Mischen äquivalen- ter Mengen wasserfreier Essigsäure und Baryumhyper- oxyd in wasserfreiem Aether erhalten. Nach dem Ab- filtriren von dem sich bildenden essigsauren Baryt destillirt man den Aether ab und wäscht die rückständige Flüs- sigkeit mit Wasser. Die übrig bleibende Masse ist das Acetylhyperoxyd, eine zähe Flüssigkeit, die ungemein Jodgehalt der Essigsäure. 61 stechend schmeckt, in Wasser suspendirt, schwefelsaure Indigolösung augenblicklich entfärbt, Manganoxydul sofort höher oxydirt und mit Barytwasser übergössen, Baryum- hyperoxyd und essigsauren Baryt bildet. Ein Tropfen desselben, auf einem Uhrglas erhitzt, bringt eine laute Explosion hervor, unter Zertrümmerung des Glases in seine kleinsten Theile. Die Formel für das Acetylhyper- oxvd ist C'^h^O*. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXXII. 79 — 88.) G. Yorkomiuen von Essigsäure unter den Destillations- producten des amerikanischen Fichtenharzes. Bei der trocknen Destillation des Fichtenharzes geht während der ersten Periode eine Flüssigkeit über, die aus zwei Schichten besteht, von welchen die obere das Terpentinöl, die untere das Terpentinwasser ist. Das Terpentinwasser stellt ein braunrothes bis hellgelbes, manchmal fast farbloses Liquidum dar, siedet zwischen 110 und 1200C., röthet Lackmus und schmeckt und riecht sauer. Die saure Reaction desselben bestimmte Chr. Grimm, das Terpentinwasser näher zu untersuchen, wobei sich herausstellte, dass das Terpentinwasser eine verdünnte Essigsäure sei, indem Bleiglätte von der Flüs- sigkeit aufgelöst wurde und das durch Abdampfen er- haltene Salz in allen seinen Eigenschaften mit dem rohen Bleizucker übereinstimmte. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXXL 200—266:) G. . Jodgehalt der Essigsäure. In Walz' Laboratorium wurde in jüngster Zeit ein Natronsalpeter verarbeitet zur Darstellung der Salpeter- säure, welcher jodhaltig. Der Rückstand, als doppelt- schwefelsaures Natron zu betrachten, wurde so lange er- hitzt, als noch irgend Spuren von NO^ zu kennen waren; nach dem Ausgiessen und Erkalten wurde auf Salpeter- säurcgehalt geprüft, aber keine Spuren mehr gefunden. Mit diesem, von NO^ freien, sauren Salze wurde nun aus trocknein essigsaurem Natron p]isessig dargestellt, und als die trockne Mischung beider Salze im Chlorcal- ciumbade erhitzt wurde, der Retortcnhals bis in die Vor- lage sehr schön violett in Folge von Joddämpfen gefärbt. Die Dämpfe verdichteten sich und die überdcstillirte Essigsäure wurde durch Auflösen des Jods braunroth gefärbt. Nachdem die Joddämpfe verschwunden waren, 62 Ameisensaure Salze der Alkalien und alkalischen Erden. ging eine wasserhelle Säure über, aber auch sie enthielt noch Spuren von Jod. In dem Rückstande der Retorte fand sich nach been- digter Destillation keine Spur von Jod mehr vor. Diese Thatsache hebt Walz hervor, um dadurch darzuthun, dass während der Bereitung der Salpetersäure das Jod, welches sicher in der Form der Jodsäure vor- handen war, in dem Rückstande verblieb, dann aber beim Erhitzen mit essigsaurem Natron als freies Jod ausgetrieben wurde. (N.Jahrh. für Pharm. Dechr. No.l2.) _^ B. Ameisensäure Salze der Alkalien und alkalischen Erden. A. Souchay und C. Groll haben diese zur Ver- vollständigung der schon vorhandenen Resultate unter- sucht und folgende Salze erhalten : Ameisensaures Kali = KO, C^HO^; wasser- freie Krystalle, an der Luft zerfliessend, im Wasser leicht, in Alkohol und Aether etwas schwieriger löslich. Das Salz verknistert beim Erhitzen, schmilzt bei 1500 C. und wird bei anfangender Glühhitze unter Entwickelung von Kohlenoxydgas zersetzt. Ameisensaures Natron = NaO, C2H03. Leich- ter krystallisirend, wie das Kalisalz, luftbeständig, in Wasser leicht, in Alkohol von 80 Proc. schwieriger, in Aether unlöslich. Bei 200^0. beginnt das Schmelzen, später die Zersetzung. Einmal erhielten die Verf. auch das von G ö b e 1 früher beschriebene wasserhaltige Salz NaO, C^ HO^ -|- 2 HO, es verwitterte aber äusserst schnell. Ameisensaures Lithion = LiO, C^HO^-j- 2H0, krystallisirt in grossen, schönen, oft zolllangen rhombi- schen Prismen, luftbeständig, erst bei 1000 C. verlieren sie 2 Aeq. Wasser, ziemlich leicht löslich in Wasser^ schwieriger in Alkohol und Aether. Ameisensaures Ammoniumoxyd == H* NO, C^HO^^ krystallisirt in rhombischen,, fast rectangulären Tafeln, federartig vereint, etwas zerfliesslich, leicht lös- lich in Wasser, schwerer in Alkohol und Aether. Bei 1000 C. schmilzt das Salz, es verflüchtigt sich Ammoniak und nach längerem Erhitzen fast das ganze Salz. Bei 1800 0. zerlegt es sich in Blausäure und Wasser. Ameisensaurer Baryt = Ba O, C^ HO^, wie Enhcässeruncj. der krystaUisirten Kleesäure. 63 schon Göbel und Heusser gefunden. Rhombische Säu- len, luftbeständig, in 4 bis 5 Theilen Wasser, nicht in Alkohol und Aether löslich. Bei anfangender Glühhitze zersetzt sich das Salz. Ameisensaurer Strontian = SrO, C^HO^ -|- 2 HO, Bestätigung der Formel von Heusser. Krystalli- sirt in schönen sechsseitigen rhombischen Säulen, luft- beständig, ziemlich leicht löslich in Wasser, unlöslich in Alkohol und Aether. Bei lOQO verlieren die Krystalle das Wasser, bei 200'' zerfallen sie ohne weiteren Gewichts- verlust zu weissem Pulver. Ameisensaurer Kalk = CaO, C^HO^, wie gleichfalls Heusser erhalten, krystallisirt schwierig in rhombischen Säulen, luftbeständig, in 8 bis 10 Theilen Wasser löslich, in Alkohol und Aether unlöslich. Ameisensaure Magnesia = MgO, C^HO^ -j- 2 HO; Verf. erhielten das von Richter und Göbel an- gegebene wasserfreie Salz. Krjstallisirt in mikroskopi- schen rhombischen Prismen und Octaedern, verwittert an der Luft, ist in etwa 13 Th. Wasser löslich, unlöslich in Alkohol und Aether. Bei 1000 C. verliert das Salz den Wassergehalt. {Journ. für prakt. Chem. 1859. Bd. 76. S. 470.) Bdt. Entwässerung der krystaUisirten Kieesäure. Die krystallisirte Kleesäure ist, in gewöhnlicher Tem- peratur der Luft ausgesetzt, der Verwitterung nur wenig unterworfen; man bedient sich daher nach Mohr 's Vor- schlage ziemlich allgemein der lufttrocknen Kleesäure zur Herstellung einer Normalsäure bei Titrirversuchen. Indessen kann sie keine ganz genaue Resultate geben. Schon Turner bemerkte, dass die Krystalle bei 210 über gebranntem Kalk oberflächlich verwittern, während sie bei Mittelwärme in einigen Stunden nicht an Gewicht verlieren. Bei lOOO verlieren sie allraälig alles Wasser. Erdmann hat gefunden, dass die krystallisirte Kleesäure bei einer Temperatur von 200 über Schwefelsäure im Verlaufe eines Tages sehr merklich verwittert. 6,925 Grm. glänzende Krystalle hatten in 8 Tagen 1,155 Grm. ver- loren, nach 6 Wochen wogen sie noch 4,92 Grm. und verloren nichts weiter an Gewicht. Der Rechnung nach hätten beim Uebergange von 02 O^, 3 HO in 02 O^, HO von der angewendeten Menge 4,94 Grm. zurückbleiben müssen. Es hat demnach vollständige Entwässerung statt 64 Ca'prylalkohol und Caprylaldekyd. — Chloralid. gefunden. Hiernach wird es zweckmässiger sein, ent- wässerte Kleesäure statt der lufttrocknen krystallisirten zur Bereitung der Normalsäure anzuwenden. {Journ. für 'prakt. Chem. Bd. 75. 4. u. 5.) B. Caprylalkohol und Caprylaldehyd. Bei der Destillation des Ricinusöls mit Kali geht ausser dem Caprjlaldehyd, welcher von Stade 1er als ein Aceton, Methylönanthol, erkannt ist, ein Alkohol über, den man früher iür Oenanthylalkohol ansprach, der aber nach den jetzt vorliegenden Untersuchungen von G. Dachauer der Caprylalkohol ist. Die aus den Analysen der Chlorverbindung CißH'^Cl, des Essigsäureäthers C20H20O4 und des Alkohols selbst CI6HI8O2 gewonne- nen Resultate lassen keinen Zweifel darüber, dass man in der fraglichen Flüssigkeit den Caprylalkohol vor sich hat. Aus dem Methylönanthol kann man durch Destilla- tion mit Phosphorchlorid, Zersetzung des Destillats mit Wasser und nochmalige Destillation des in Wasser un- löslichen Oeles eine Chloi'verbindung darstellen, für welche die Formel C'öHißCP berechnet ist. Dieselbe Verbin- dung gewinnt man auch aus dem Caprylen Ci^H'ß, wenn man in Wasser, auf welchem Caprylen schwimmt, Chlor- gas leitet, das Product trocknet und destillirt. Auffallend ist es^ dass diese beiden aus dem Methylönanthol und Caprylen ei"haltenen Verbindungen C'ßHißCP den gleichen Siedepnnct zwischen 190 und 2000 haben, da sonst die aus den Aldehyden und Kohlenwasserstoffen dargestellten isomerischen Verbindungen verschiedenen Siedepunct be- sitzen. [Ann. der Chem. u. Pharm. XXX. 269 — 272.) Q. Chloralid. Zur Darstellung einer grösseren Menge Chloralid mischt man nach Kekule einmal über Schwefelsäure destillirtes Chloral mit etwa dem gleichen Volum rauchen- der Schwefelsäure und erwärmt. Unter fortwährender Salzsäureentwickelung entweicht in stetigem Strom eine beträchtliche Menge Kohlenoxydgas, sobald aber Kohlen- säure und schweflige Säure unter den Zersetzungsproduc- ten auftreten, lässt man erkalten und es erstarrt dann die auf der Schwefelsäure schwimmende Oelschicht zu Krystallen von reinem Chloralid. Der Erstarrungspunct des Chloralids liegt bei 1080, der Siedepunct bei 260«, Veratt'umsäure. — Jodacetyl. 65 die Zusammensetzung des Körpers wird durch die For- mel CiOH^Cl^O^ ausgedrückt. Zur Erklärung des Bil- dungsprocesses dient folgende Gleichung: Chloral Chloralid 3C4HC1302 -f- 2H0 = C10H2C16O6 -f. 3 HCl + C202. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXIX. 293—295.) G. Veratrumsäure. Bringt man nach W. Merck Veratrumsäure C'^HiOQS mit starker Salpetersäure zusammen, so löst sie sich un- ter heftiger Wärmeentwickelung auf und durch Zusatz von Wasser wird ein gelber Körper, Nitroveratrumsäure C*®H^N0i2^ abgeschieden. Diese Säure ist wenig löslich in Wasser, löst sich sehr leicht in Weingeist und wird aus letzterem in kleinen gelben Krystallblättchen erhal- ten. Durch abermalige Behandlung der Nitroveratrum- säure mit concentrirter Salpetersäure entsteht die Binitro- verbindung. Wird Veratrumsäure mit dem dreifachen Gewichte Baryt gemischt und gelinde in einer Retorte erhitzt^ so destillirt ein farbloser, ölartiger Körper von angenehm aromatischem Geruch über, der bei -}- lö^ zu einer kry- stallinischen Masse erstarrt, ein specifisches Gewicht von 1,086 bei 15« besitzt und zwischen 202 und 205« siedet. Er wurde von Merck mit dem Namen Veratrol belegt und entspricht seiner Zusammensetzung nach der Formel Ci6H'0O4^ in der 2 Aeq. Kohlensäure weniger als in der der Veratrumsäure enthalten sind. Durch rauchende Salpetersäure wird aus dem Vera- trol zuerst Mononitroveratrol, welches aus der weingeistigen Lösung in gelben Blättchen anschiesst, und bei längerer Einwirkung Binitroveratrol gebildet, welches in langen gelben Nadeln krystallisirt und die Formel C'6H8N20'2 erhalten hat. Von Brom wird das Veratrol sehr heftig angegriffen und zu einem Bromsubstitutionsproduct um- geschaffcn, dem Bibromveratrol C'6H8Br204, welches sich aus ätherischer und weingeistiger Lösung in weissen, pris- matischen Krystallen ausscheidet. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXXI 1. 58 — 62.) G. Jodacetyl. F. Guthrie hat gezeigt, dass die Jodverbindung des Acctyls sich bildet, wenn das Oxyd dieses Radicals Arch.d. Pharm. CLJ.Hd.s. l.IIft. 5 66 yaleraldeTiyd , Val-eraJ und Vcäeron. (wasserfreie Essigsäure mit einer der Verbindungen von Jod und Phosphor zusammengebracht wird. Zur Darstellung des Jodacetyls wird 1 Aeq. wasser- freie Essigsäure zu etwas mebr als 1 Aeq. trockien Phos- phors in einen langhalsigen Kolben gegossen und etwas mehr als 1 Aeq. Jod in kleinen Portionen zugesetzt. Der Kolben wird dann erwärmt, bis die Einwirkung been- det ist. Die Fliissia:keit; welche noch freies Jod enthält, wird in eine PiCtorte gegossen, die einige trockne Phos- phorstücke enthält, und deren nach oben gerichteter Hals mit einem Kühlapparate verbunden wird. Nachdem man während einiger Minuten zum Sieden erhitzt hat, stellt man den Hals der Ptetorte nach unten geneigt und de- stillirt die Flüssigkeit über. Der Siedepunct derselben ist ziemlich constant 108'^, am Ende der Destillation steigt die Temperatur in der Ptetorte bis auf 1200. Das Destil- lat wird mit Quecksilber geschüttelt und bei der Recti- fication der bei 1080 übergehende Antheil für sich auf- gefangen. Man erhält so von 3' 2 Unzen wasserfreier Essigsäure, 9^ 9 Unzen Jod und 1 Unze Phosphor, etwa 5 Unzen Jodacetyl. Dasselbe ist durchsichtig braun, raucht stark an der Luft, wird durch AYasser sogleich in Essigsäure und Jodwasserstoffsäure zersetzt, siedet bei IOS'5 und hat bei 17^ ein specifisches Gewicht = 1,98. Bei der Destillation \\ird es stets theilweise zersetzt un- ter Entwich elung von Jodwasserstoffsäure und Hinterlas- sung eines festen jodhaltigen Rückstandes. Aus der Ana- lyse ergab sich die richtige Formel C^H'^O-J. Von Zink und 2Satrium wird das Jodacetyl schon bei gewöhnlicher Temperatur, von Quecksilber in directem Sonnenlicht ohne Gasentwickelung in Körper zersetzt, welche in Aether löslich sind und an der Luft rasch er- härten. (Annal. der Chera. u-PTiarm. XXVII. p. 335 — 337.) . G. Taleraldehyd, Taleral und Yaleron. Das reine Valeral stellte C. Ebersbach dar, indem er valeriansauren Kalk mit ^ g Kalkhydrat gemischt, der trocknen Destillation unterwarf, den unter 120^ siedenden Theil des Destillats zur Trennung von anhängendem Va- leron mit sam-^m schwefelsaurem Xatron schüttelte, mit dem nur das Valeral Krystalle einer Doppelverbindung liefert, und die erhaltenen Krystalle durch Destillation mit Sodalösung zersetzte. Das Valeral kommt, wie aus den angestellten Ver- suchen hervorgeht, mit dem Valeraldehyd (aus Fuselöl) Valeraldehyd, Valeral und Valeron. 67 in seinen Eigenschaften überein ; auch die Zusammen- setzung der VeruinduDgen mit schwefligsaurem Xatrön ist bei beiden dieselbe, nämlich C'*^H^NaS206 -f- 3 aq; nur in den Siedepuncten findet eine Differenz statt, indem das Valeral zwischen 100 and 110^ siedet, das Valeralde- hyd einen constanten Siedepunct von 97*^ zeigt. Nimmt man an, dass diese Siedepunctsverschiedenheit von einer dem Valeral noch anhängenden fremden Substanz her- rührt, die durch die angewandten Reinigungsmethoden nicht vollständig entfernt wurde und in zu geringer Menge zugegen war, um auf das Resultat der Analyse bemerk- baren Einfluss zu üben: so hören Valeral und Valeralde- hyd auf, verschiedene Modificationen zu sein. Wie das Oenanthol mit Phosphorchlorid, so giebt auch das Valeraldehyd mit demselben die Chlorverbin- dung C'^^H'^CP, eine leicht bewegliche, w&sserhelle Flüs- sigkeit, deren spec. Gew. bei 24*' = 1,05 gefunden wurde. Diese Verbindung bildet mit den aus Acetaldehyd und Oenanthol mittelst Phosphorchlorid gewonnenen Verbin- dungen eine Gruppe : C4 H^ C12 = 600 Siedepunct, C10H10C12 = 1300 C14HI4C12 = 1910 und die C^H- entsprechende Siedepunctsdifferenz beträgt daher 260, während sie bei den isomeren Chlorüren der Kohlenwasserstoffe f^aus dem Elaylchlorür C^H^Cl-, Pro- pylenchlorür C^H'^Cr- und Butylenchlorür C-H^CP abge- leitet) = 190 ist. Da nach der Theorie sich die Acetone künstlich aus Metallverbindungen der Aldehyde und den Jodüren der Alkohole darstellen las.sen: C»0H9(Na;O2 -i- C^H5J = C10H9 (C*H5; 02 -L XaJ, so wurde Natriumvaleraldehyd der Einwirkung von Jodäthyl ausgesetzt. Das erhaltene ätherische Product aber hatte die Formel C'^H''02 und würde nach der Gleichung C»0H5Na2O2 -f 2 C4H5J = C»0H^(C4H5;2O2_f NaJ gebildet werden. Das bei der Gewinnung des Valerals nebenbei er- haltene Valeron ist eine zwischen 164 — 1660 siedende Flüssigkeit, deren Analyse zur Formel Ci=*H'S02 führte. Sie ist klar, farblos und äusserst leicht beweglich, bleibt an der Luft unverändert, riecht angenehm ätherisch und zeigt brennenden Geschmack. Sie ist* leichter als Was- r und mischt sich nicht mit demselben, ist dagegen lieh in Weingeist und Aether. {Annal. der Chem. u. Jiiarm. XXX. p.202 — 260.) G. 68 Eine neue Base in der Fleischflüssigkeit. Eine neue Base in der Fleischflüssigkeit. A. Strecker entdeckte in der nach der Liebig- schen Methode bei der Darstellung des Kreatins erhalte- nen Mutterlauge noch einen krystallisirbaren Körper von schwach basischen Eigenschaften, den er mit dem Namen Sarkin belegt. Zur Isolirung desselben versetzte er die kochende verdünnte Mutterlauge mit essigsaurem Kupfer- oxyd, zerlegte den entstandenen Niederschlag mit Schwe- felwasserstoff und Hess aus der von dem Schwefelkupfer abfiltrirten Flüssigkeit das Sarkin herauskrystallisiren, welches, da es noch unrein und gefärbt war, nochmals in kochendem Wasser gelöst und durch Zusatz von Blei- oxydhydrat und Schwefelwasserstoff decolorisirt wurde. Dasselbe stellt ein weisses, undeutlich krystallinisches Pulver dar, löst sich in 300 Theiien kaltem Wasser und in 78 Theiien kochendem Wasser und wird von concen- trirter Schwefelsäure oder Salpetersäure ohne die geringste Färbung oder Gasentwickelung aufgenommen ; von kochen- dem Alkohol bedarf es 900 Theile zur Lösung. Seine chemische Zusammensetzung wird durch die Formel QiOH4]Sf4()2 ausgedrückt. Mit vielen Säuren bildet es bestimmte krystallisirbare Salze; so giebt es mit Salz- säure eine Verbindung, welche aus Ci^H'^N^O^, HCl-f- 2 aq besteht und mit Platinchlorid einen gelben krystalli- nischen Niederschlag von der Formel C10H4N4O2, HCl -|- PtC12 hervorbringt. Als schwache Base vereinigt sich das Sarkin aiich mit Metalloxyden, und zwar nicht nur mit den Oxyden der schweren Metalle, sondern auch mit Kali und Baryt. Die Verbindung des Sarkins mit Baryt ist nach der Formel Cif'H4N402 -|- 2BaO -|- 2 aq zusammengesetzt, die Verbindungen desselben mit Zinkoxyd, Kupferoxyd, Quecksilberoxyd sind in Wasser unlöslich und AA'erden als flockige Niederschläge erhalten. In seinen Eigenschaften nähert sich das Sarkin dem Guanin = CiOH^N^O^ ungemein, von dem es sich nur durch einen Mindergehalt von NH unterscheidet; mit Sehe er er 's Hypoxanthin C^H^N^O stimmt es zwar der Atomenzahl nach überein, differirt aber zu sehr in den Eigenschaften, um mit diesem für identisch gehalten werden zu können; auch Xanthicoxyd C^OH^N^Ö* und harnsaures Sarkin (C»0H4N4O2 -f CI0H4N4O6 z=, 2 C10H4N4O4) sind als zwei verschiedene Körper zu betrachten. Das Sarkin ist bereits im Ochsenfleisch und im Pferdefleisch aufgefunden, von ersterem sind in 1000 Margarinsäure. 69 Theilen im Slinimum 0,22 Theile Sarkiu enthalten. {Ann. der Chem. u. Pharm. Bd. 26. pag. 204 — 209.) G. 91argarin$(äure. Nach den Untersuchungen von Heintz ist die natürlich vorkommende ]\Iargarinsäure stets ein Gemenge von Stearinsäure und Palmitinsäure; doch ist damit die Existenz der Margarinsäure überhaupt nicht aufgehoben, da es G. Becker gelungen ist, diese Säure auf künst- lichem Wege darzustellen. G. Becker bediente sich nämlich der von Kolbe und Frankland vorgeschlage- nen Methode, nach welcher die fetten Säuren im All- gemeinen künstlich bereitet werden können und die darin besteht, dass man die Cyanverbindungen der Alko- hoh'adicale von dem um den homologisirenden Factor C^H^ niederen Kohlenstoffgehalte, als welcher in der zu erzielenden fetten Säure enthalten ist, mit Kali kocht, wobei sich Ammoniak und die gewünschte Säure bilden. Es war also in diesem Falle die Cyanverbindung eines Alkoholradicals mit 32At.C. erforderlich, wenn man die Margarinsäure mit 34 At. C. erhalten wollte. Ein Alko- hol mit 32 At. C. ist bekannt, es ist der Cetylalkohol, oder das Aethal und wird durch Verseifen des Wallraths mit alkoholischer Kalilösung dargestellt. Aus dem Cetyl- alkohol bereitete G. Becker nach dem gewöhnlichen Verfahren mittelst Jod und Phosphor das Jodcetyl, wel- ches mit einer weingeistigen Lösung von Cyankalium gekocht, sich mit diesem umsetzte und nach der Entfer- nung des Alkohols durch Destillation das Cyancetyl in Form eines geschmolzenen Fettes abschied. Die Ueberführung des Cyancetyls C2N -f- 032 H33 in Margarinsäure C34H34 0'* durch Kochen mit wein- geistigem Kali dauerte mindestens 3 Tage und wurde nicht eher unterbrochen, als bis sich kein Ammoniak mehr entwickelte. Der nach Verdunsten des Weingeistes gebliebene Rückstand wurde mit Salzsäure erwärmt, wo- bei sich die Margarinsäure als Fettschicht an der Ober- fläche zeigte und dann noch einige Mal aus Alkohol um- krystallisirt wurde. Sie schiesst in perlmutterglänzenden Schüppchen an, ist in Aether und Weingeist in jedem Ver- hältniss löslich, schmilzt bei 52 bis 530 C. und erstarrt beim Erkalten zu einer krystallinischen, leicht zerreib- lichen Masse. Merkwürdig ist bei dieser Säure der niedere Schmelzpunct, den man bei etwa 65^, zwischen 70 Leucin. dem der Stearinsäure C36H36 0* und dem der Palmitin- säure C32H32 04 liegend, erwartet hatte. (Annal. der Chem. u. Pharm. XXVI. 209—219.) G. Lencin. Nach H. Schwanert stellt man das Leucin am besten auf folgende Weise dar: Man kocht 2 Pfund Hornspäne mit einem Gemisch von 5 Pfund englischer Schwefelsäure und 13 Pfund Wasser 24 Stunden unter stetem Erneuern des verdampfenden Wassers, versetzt die noch heisse Flüssigkeit mit Kalk, filtrirt von dem sich abscheidenden Gyps ab und setzt zu dem bis auf etwa 12 Pfund abgedampften Filtrate Oxalsäure; hier- auf trennt man den entstandenen Oxalsäuren Kalk und verdampft das Filtrat bis zur Erscheinung einer Krystall- haut. Es scheiden sich beim Erkalten drusenartig grup- pirte, gelbliche Blättchen und unregelmässige Körnchen aus, welche aus Leucin mit mehr oder weniger Tyrosin bestehen. Nach zweimaligem Umkrystallisiren löst man die Krystallmasse in so viel heissem Wasser, dass nach dem Erkalten nur Nadeln des schwer löslichen Tyrosins sich ausscheiden ; die Leucinlösung wird dann mit Thier- kohle entfärbt, verdampft und das ausgeschiedene Leucin nach dem Pressen aus heissem Weingeist umkrystallisirt. Beim Erhitzen bleibt das Leucin bis 1600 unver- ändert, bei 1700 schmilzt es und entwickelt weisse Dämpfe, die sich in der Vorlage zu einer gelben, fettähnlichen, ammoniakalisch riechenden Flüssigkeit condensiren. In der Retorte bleibt eine braune harzige Masse zurück, die selbst bei 3000 keine weitere Destillationsproducte liefert. Das Destillat, mit Salzsäure neutralisirt, giebt nach dem Eindampfen und Wiederauflösen in absolutem Alkohol beim Verdunsten Krystalle von salzsaurem Amyl- amin, welche mit concentrirter Kalilauge vermischt das ölartige Amylamin abscheiden. In rauchender Schwefelsäure löst sich das Leucin ohne Zersetzung auf; das Schwefelsäureanhydrid aber wird von dem trocknen Leucin rasch absorbirt und bil- det damit eine braune, geruchlose, schwer fliessende Lö- sung, aus welcher sich bei längerem Erwärmen auf 1000 unter starkem Aufschäumen Kohlensäure und schweflige Säure entwickeln. Destillirt man alsdann mit Wasser, so geht neben Wasser eine bei 970 siedende Flüssigkeit, der Aldehyd der Valeriansäure C10H1002 über. Behau- Zuckerhilden der Stoff^ in der thierischen Oekonomie. 71 delt man in Wasser vertheiltes Leucin mit Chlorgas, so entwickelt sich Kohlensäul'e und es bildet sich eine trübe Lösung, welche an ihrer Oberfläche ein rothgelbes, öliges Liquidum abscheidet, das überdestillirt und ein Gemenge von Valeronitril Ci^'H^N mit wechselnden Mengen von Chlorvaleronitril C'^HSCIN ist. Im sauren Rückstande zeigen sich nach massiger Concentration Krystallblättchen, die aus 2 At. Leucin und 1 At. Salzsäure zusammen- gesetzt sind, 2C12H13N04, HCl. Wird trocknes Chlor- gas über trocknes Leucin geleitet, so entstehen dieselben Producte, wie auf nassem Wege, nämlich Kohlensäure, Valeronitril und Wasserstoff; der letztere bildet mit Chlor Salzsäure, die sich mit dem noch unzersetzten Leucin verbindet, während zugleich ein Theil des Chlors auf das Valeronitril substituirend wirkt. Das Zerfallen des Leucins in höherer Temperatur in Amylamin und Kohlen- säure erinnert an das Verhalten der Carbanilsäure oder Anthranilsäure bei gleicher Behandlung, und es lässt sich demnach auch das Leucin als Amylcarbaminsäure be- trachten. C12H13N04 — NfC>0Hii)fC2O2)H) rl\ I (Leucin) (Amylcarbaminsäure) (Amylamin). C»H'NO. = N (C12H5) (Cm H) ^,_ ^ ^^^^ ^ ^^^^^^ (Anthranilsäure) (Carbanilsäure) (Anilin). (Annal der Chevi. u Pharm. XXVI. p. 221—236.) G. Teber den zackerbildenden Stoff (Olycogen) in der thierischen Oekonomie. Poggiale hat der medicinischen Akademie in Paris eine umfangreiche, auf ausgedehnte und sorgfältige Versuche basirte Abhandlung über den zuckerbildenden Stoff im thierischen Organismus vorgetragen, aus der sich folgende interessante Facta ergeben : Seiner Zusammensetzung und seinen Eigenschaften nach gehört das Olycogen in die Gruppe der ternären Verbindungen, wohin z. B. die Cellulose, das Stärkmehl und Dextrin zu zählen sind. E. Pelouze fand es folgendermaassen zusammengesetzt: Kohlenstoff 39,8 Wasserstoff. ....... 6,1 Sauerstoff 54,1 entsprechend der Formel C'^H^^O'Z. 72 Zuckerhüdender Stoff in der ihierischen Oekonomie. Es ist neutral, weiss, pulverförmig, gerucli- und geschmacklos, auflöslicli in Wasser, unlöslich in Alkohol und Essigsäure. Jodwasser färbt eine Auflösung dessel- ben violett oder mehr oder weniger tiefroth-kastanienbraun. Bei einer Temperatur von ungefähr 80^0. entfärbt sich diese Flüssigkeit und nimmt, Avie das Stärkmehljodür^ beim Erkalten ihre ursprüngliche Farbe wieder an. Durch Hefe wird es nicht in Gährung gesetzt, wird es aber mit durch Wasser verdünnten Mineralsäuren gekocht und dann mit Diastase oder Speichel versetzt, so verwandelt es sich in Zucker, und erhält die Eigenschaft, Kupfer- salze zu reduciren, die ihm vorher abging. Durch die Einwirkung von rauchender Salpetersäure verwandelt sich das Glycogen in Xyloidin, welches, wie das aus Stärkmehl bereitete, entzündlich ist, und bei 1800 C. mit Flamme verpufft. Poggiale fand ferner: 1) Die Abscheidung des Glycogens geschieht am zweckmässigsten mittelst krystallisirter Essigsäure. 2) Eine concentrirte Abkochung der Leber, des Muskelfleisches u. s. w., mit Speichel gemischt und gelinde' erwärmt, wird durch Hefe in Gährung gebracht, wenn sie Glycogen enthält. Die Abwesenheit des Zuckers in der Leber war vorher festgestellt worden. 3) Das Glycogen scheint seinen Eigenschaften nach zwischen Stärke und Dextrin zu stehen. 4) Bei nur mit Fleisch genährten Hunden findet sich das Glycogen nur in der Leber, wie dies auch bei den Carnivoren der Fall ist, wo es allein in der Leber, nicht aber in den Geweben vorhanden ist. 5) Das Glycogen wird am meisten in der Leber der Herbivoren angetroffen. Man findet es auch in den übrigen Organen derselben, wenn die Thiere mit stärk- mehlreichen Nahrungsmitteln gefüttert worden sind. 6) Bei einer sehr grossen Anzahl von Versuchen fand Poggiale das Glycogen nur einmal im geschlachteten Fleische vor, öfters dagegen im Muskelfleische hochtra- gender Pferde. {Journ. de Pharm, et de Chim. Aoüt 1858. jpag. 99 etc.) Hendess. Miscellen. 73 Ueber einen Ducatenfresser ; von Dr. Landerer. Zu den schönsten und geregeltsten Anstalten in Konstantinopel gehört die Münz-Anstalt, die unter der Leitung eines Engländers steht. In dieser Anstalt ereignete sich folgender Vorfall. Seit lan- ger Zeit werden daselbst Goldmünzen im Werthe von 1/4 Lire aus- geprägt, welche die Grösse eines 1 Pfennigstückes nicht übersteigen und einen ungefähren Werth von 2 fl. besitzen, somit leicht zu verstecken sind. Es herrscht die Sitte, dass alle Arbeiter vor dem Eintritt in die Münz- und Präge-Werkstätten sich vollkommen ent- kleiden müssen, und sie werden dann statt der abgelegten Klei- dungsstücke mit ledernen Kitteln bekleidet, die sie Abends wieder ablegen. Dabei wird die strengste Untersuchung gehandhabt, so dass es nicht möglich ist, irgend eine Münze mitzunehmen, wenn man nicht zum Herunterschlucken seine Zuflucht nimmt, wie der nachstehende Fall zeigt. Einer der Arbeiter verschluckte täglich 2 bis 3 solcher 5 Francs Werth habenden türkischen Lires, ohne dass es bemerkt wurde, und trieb dieses Geschäft lange Zeit. Um sich diese Lires wieder aus dem Leibe zu schaffen, nahm er täg- lich Abends, nachdem er zu Hause angekommen, Cassia, das be- liebte Abführmittel der Orientalen, und unter den Excrementen fanden sich sodann die Goldstücke. Da derselbe eines Tages durch einen andern Arbeiter beim Verschlucken überrascht und verrathen wurde, so hielt man ihn Abends fest und die Behörde stellte mit ihm dasselbe Experiment der Gabe eines starken Abführmittels an, wobei sich unter den Excrementen wieder mehrere Goldstücke fan- den. Hierauf wurde er festgesetzt und nach dem Gesetze zum Tode verurtheilt. Stereoskopische Mondphotographie. Dr. J. Müller kamen für das Stereoskop bestimmte Ansichten des Vollmondes zu Gesicht, welche bei etwas starken Contrasten zwischen Hell und Dunkel im Stereoskop einen ausgezeichnet pla- stischen Effect gaben. Dieser Umstand aber erregte Zweifel, ob diese aus Paris stammenden Bilder wirklich Photographien des Mon- des seien? Um darüber Gewissheit zu erlangen, verglich Müller die beiden Bilder und fand sogleich die auffallendsten Verschie- denheiten, welche eben den stereoskopischen Effect bedingen. Ein Gebirgsring z. B., von welchem strahlenförmig weisse Streifen aus- gehen, war in dem einen Bilde ungefähr 1 Centimeter weiter vom Mondrande entfernt als im andern. Da uns nun aber der Mond stets dieselbe Seite zukehrt, so können zwei wirkliche Mondphoto- graphien nie eine so bedeutende Differenz zeigen ; die beiden frag- lichen Photographien sind also gar keine Mondphotographien, was auch die Untersuchung mit der Loupe aufs unzweifelhafteste be- stätigt. Wahrscheinlich sind diese I^hotographien nach einer Kugel gemacht, welche dem Vollmond ähnlich angemalt war. (Dlnql. Journ. Bd. 153. Heft 1. S. 75.) iJkb. ' Fischzucht und kün.stliche Perlen. Im Departement der Meurthc hat die französische Fischzucht in der letzten Saison ein merkwürdiges Resultat erzielt, da aus einem sehr kleinen Strome die staunenswerthe Menge von 25,000 74 Miscellen. Kilogrm. Weissfischen (Cyprinus alhurnus) gewonnen wurde. Die Schuppen dieses Fisches dienen bekanntlich zur Verfertigung fal- scher Perlen. Durch einen scharfsinnigen Process werden sie zu- nächst in einen glänzenden Teig verwandelt, den man Essence d'Orienf, auch Perlmutter -Essenz nennt, und mit dieser Masse die innere Seite hohler Glaskugeln bestrichen. Werden diese dann mit Wachs gefüllt, so sind die künstlichen Perlen fertig. {Ausl. 1859. No. 2.) Bkb. Natürliches Vorkommen von Glaubersalz in Spanien. Das Salz kommt hier nach Leyonkaire nicht, wie in andern Ländern, als Auswitterung in geringen Mengen vor, sondern es bil- det ganze Gebirgsmassen. Es findet sich in sehr beträchtlichen Mengen mit Bittersalz, Gyps und Kochsalz zusammen, so im Ebro- thale, bei Madrid, an den Hügeln von Aranjuez, bei Lodoja und in den Gebirgen von San Adrian und Alcanadi-o. (Compt. rend. T. XLV. p. 11. — Z.f. d. Naturw. XL 2. p. 211.) Bkb. Weichmachen harten Wassers. Clarke's Verfahren, hartes Wasser weich zu machen, ist in einigen grossen Wasserwerken, z. B. in Plumstead, Woolwich und Charlton, im Grossen eingefülirt. Besonders die Wasser, die aus dem bunten Sandstein kommen, sind durch ihren Gehalt an sau- rem kohlensaurem Kalk sehr hart. Diese werden durch einen Zu- satz von Kalkmilch weich, indem dadurch die freie Kohlensäure entfernt und der Kalk niedergeschlagen wird. Sehr merkwürdig ist aber auch die Wahrnehmung, dass das so behandelte Wasser sich besser hält. Es widersteht Monate lang dem Verderben. (Mo- natsschrift des Givbe.- Ver. zu Cöln. 1858.) B. Concentrirte Gewürze {Epices solubles concentrees). Lemettais- und Bom6re haben sich am 19. Mäi-z 1857 ein Verfahren für Frankreich patentiren lassen, durch Behandeln der Gewürze mit geeigneten Lösungsmitteln die wirksamen Stofi'e aus denselben auszuziehen, sie von den unwirksamen Stoffen, wie Pflan- zenfaser, Stärke u. s. w., zu trennen und erstere in Form flüssiger Extracte darzustellen. Eine Commission von Chemikern und Aerz- ten, welcher nach diesem Verfahren aus Pfeffer, Cayennepfeffer, Piment, Muscatnüssen, Gewürznelken, Ingwer u. s. w. bereitete Ex- tracte vorgelegt wurden, hat sich über dieselben sehr günstig aus- gesprochen. Nach dem Bericht derselben sind diese Extracte in Wasser und den zur Ernährung dienenden Flüssigkeiten vollkom- men löslich, von reinem Geschmack und in ganz kleiner Menge sehr wirksam. Um die Anwendung dieser Extracte bequemer zu machen und ihre Vertheilung in den Speisen zu erleichtern, ver- grössern die Patentträger ihr Volumen durch Vermischen mit Koch- salz. {Le Genie industr. Janv. 1858. p. 45. — Polyt. Centrbl. 1858. Lief. 13. S.896.) Bkb. 75 Ol. liiteratiir iind Kritik. Canstatt's Jahresbericht über die Fortschritte in der Pharmacie und verwandten Wissenschaften in allen ~ Ländern im Jahre 1858. Redigirt von Professor Dr. Scherer, Pi'of. Dr. Virchow und Dr. Eisenmann. Verfasst von Prof. Dr. Clarus in Leipzig, Dr. Eisen- mann in Würzburg, Dr. Eulenburg in Berlin, Prof. Dr. Pick in Zürich, Prof. Dr. Lös ebner in Prag, Prof. Dr. Seh er er in Würzburg und Prof. Dr. Wig- gers in Göttingen. Neue Folge. Achter Jahrgang. I. Abtheilung. Würzburg, Verlag der Stahel'schen Buch- und Kunsthandlung. 1859. (Fortsetzung von Bd. CL. Heft 3. S. 311.) Bericht über die Leistungen in der Pharmakognosie und Pharmacie, von Professor Dr. Wiggers in Göttingen. II. Pharmacie. A. Allgemeine pharmaceutische Verhältnisse. Tropfen. Wie weit man früher, wo im Allgemeinen 1 Tropfen = 1 Gran im Gewicht galt, wenigstens bei wässerigen Flüssigkeiten, von der Wahrheit entfernt war, zeigt eine neue verdienstliche Arbeit von Bernoulli, indem derselbe die Anzahl von Tropfen genau zu bestimmen gesucht hat, welche man aus 1 Drachme einer gros- sen Menge von flüssigen Arzneimitteln bekommt. 1 Drachme = 3,9062 Grm. giebt an Tropfen von Acetum plumbicum (1,33 spec. Gew.) 42 Acidum aceticum 50 „ hydrocyanicum spirituosum 126 „ muriaticum (1,15 spec. Gew.) 48 „ „ dil. (1,018 spec. Gew.) 46 Aether sulphuricus 204 „ aceticus 135 Amylenum 160 Aqua destillata 52 Balsamum Copaivae 105 „ peruvian 65 Chloroform 126 Elixir acidum Halleri 100 Mucilago gmi. arabici 42 Oleum Amygdalarum aethereum 80 „ „ dulcium 89 „ Anisi aether 113 „ Carvi aether 118 „ caryophyllorum aether 108 76 Literatur. Oleum chamomillae aether 146 „ crotonis 204 „ foeniculi aether 100 „ menthae piperitae 126 „ rosarum 142 ^ terebinthiuae 105 Petroleum 110 Solutio arsenicalis Fowleri 67 „ extracti Belladonnae (1:3) 126 „ „ Hyoscyami (1:3) 126 Spiritus aethereus 152 „ camphoratus 120 „ muriatico aethereus 150 „ nitrico aethereus 150 „ Vini = 300 ß 152 Vini =: 200 B 142 Syrupus simplex 42 Tinctura Castorei 120 „ Chinae comp 136 „ Ferri pomati 89 Jodi (1:12) 158 „ opii crocati 82 „ „ simplex 134 „ Ehei vinosa 70 „ Valerianae aether 158 Vinum stibiatum 71. Die aufgeführte Anzahl von Tropfen ist das Mittel von meh- reren, sorgfältig angestellten Versuchen, bei denen das Austropfen nur aus einem Glase geschah. Es wird übrigens die Anzahl der Tropfen aus anderen Gefässen eine andere sein, so dass die auf- geführten Zahlen nicht überall als Norm gelten können. Auch ist wohl nicht in Abrede zu stellen, dass die Grösse des Gefässes, die Mündunj desselben, Temperatur und andere Verhältnisse ihren ab- ändernden Einfluss darauf haben können. B. Operationen. Filtrationen. Um ätzende, Papier u. a. m. leicht zerstörende Flüssigkeiten (Säuren, Alkalien, Metalllösungen U.S.W.) zu filtriren, empfiehlt Wiggers ebenfalls, wie schon in neuester Zeit von Löwe geschehen ist, die Anwendung von Asbest. Da der käufliche Asbest jedoch nicht ganz rein ist, so muss er vorher durch Behandeln mit Kalilauge und darauf mit starker Salzsäure, Auswaschen und Trocknen verbessert werden. Gebrauch- ter Asbest wird durch Ausspülen, Behandeln mit Kali und Salz- säure, Auswaschen und Ausglühen wieder brauchbar. C. Apparate und Geräthschaften. D. Pharmacie der unorganischen Körper. — 1) Elektronegative Grundstoffe und deren binäre Verbindungen. Arsenicum. Arsenik. Solutio arsenicalis Foioleri. Die frü- her mitgetheilten Resultate einer Prüfung dieser Flüssigkeit von Buignet, nach denen dieselbe nur arsenige Säure und kohlen- saures Kali unverbuuden neben einander enthalten sollte, haben in England verschiedene Discussionen hervorgerufen. Bamber hatte nämlich aus einigen Versuchen den Schluss gezogen, dass die arsenige Säure doch Kohlensäure aus dem KO, CO^ austreiben könne und dass also das Präparat doch arsenigsaures Kali ent- hielte. Bell hielt jedoch die Versuche für nicht völlig beweisend, und brachte daher den Gegenstand in der folgenden pharmaceuti- Literatur. 77 sehen VersammluDg zur Sprache. Aus den dann in dieser darüber gehaltenen Discussionen von Kedwood. Porret t etc. folgt, da.s8 diese Herren die Annahme von Buignet für richtig halten. Bromum. Brorn. Riche hat gefunden, das.s Brom und Brom- wasserstoffsäure, wenn rnan ihre Lösungen in Wasser dem EinfluBs eines elektrischen .Stromes aussetzt, sich analog eben so verhalten wie Chlor, wo man also daPjei Bromsäure = BrO^ als Endproduct erhält, und dass durch diese Behandlung die beste Bereitung die- ser Säure vorliegt. Auch ist von Riche eine Methode gegeben, nach welcher rnan Brom direct sowohl mit Wasserstoff als auch mit Sauerstoff ver- einigen kann, indem man sie auf die einfachste Weise im Statu nascent.i darauf wirken lässt. Carhfjnicum. Kohlenstoff. AcUlum carhf/nif.ura. Das Koh- lensäuregas, welches aus Kreide oder anderen thonhaltigen Kalk- steinen entwickelt wird, besitzt bekanntlich einen, von geringen Mengen eingemengter Bestandtheile herrührenden, widrigen soge- nannten Thongeruch, den es nicht verliert, selbst wenn man es durch viele hinter einander ge.stellte Wa.=;chfla<-chen strömen lässt, und der es zu mehreren Zwecken unbrauchbar macht, namentlich zur Bereitung von künstlichem Mineralwasser, Sodawasser etc. Diesem Uebelstande abzuhelfen, das entwickelte Gas leicht und vollständig von dem üblen Gerüche zu befreien, ist Stenhouse dadurch gelungen, dass man das Gas durch ';in mit Holzkohle ge- fülltes Rohr strömen lässt. Sulfidum carhonicv.rn. In Bezug auf den Schwefelkohlenstoff hat Seyftirth zwei gewiss so interessante als wichtige Entdeckun- gen gemacht. Die eine besteht in der Erfindung eines Apparates, mit welchem der Schwefelkohlenstoff' so billig dargestellt werden kann, dass 1 Pfund desselben nur 2 bis 2V2 Sgr. zu stehen kommt, und er hat sich die Fabrikation des Schwefelkohlenstoffs mittelst des neu constmir- ten Apparates für das Königreich Hannover f^atentiren lassen. Dieser Apparat findet sich im Polyt. CnntraUÄ. IHöH. S. 782 — 742 ausführlich beschrieben und mit Zeichnungen versinnlicht. Die zweite betrifft den bekanntlich so üblen Geruch des Schwe- fel kphlenstoffs. Derselbe soll ihm .selbst nicht angehören, sondern von einem fremden darin aufgelösten Körper herrühren, nach des- sen Entfernung der Schwefelkohlenstoff nur ätheraitig und nicht unangenehm riechen soll. Die Entfernung dieses fremden Körpers geschieht nun in dem erwähnten Apparate selbst und zwar bei der Rectification, wo der dampfffirmige Schwefelkohlenstoff mit dem Wassf'r in dem Cond<»n»ator zusammentrifft: nur in diesem Augen- blick und unter den in dem Apparate gegebenen Um.ständen soll das Wa.':ser den fremden Körper daraus auflösen und also wegneh- men, und zwar in der Art, dass ein auf andere Weise dargestellter und übel riechender Schwefelkohlenstoff nicht durch Waschen mit Wasser davon befreit werden kann. Weitere Versuche darüber müssen jedoch die obige Angabe noch bestätigen. Wie wichtig und folgenreich beide Entdeckungen sind, braucht wohl nicht erörtert zu werden. Seyferth empfiehlt ihn ausser den schon bekannten medicinischen und technischen Anwendungen (wie z. B. in Kantschukfabriken; zum Betriebe von Dampfmaschi- nen, zum Ausziehen von F'etten, Harzen u. s. w. Und kann man ihn wirklich ao billig und vor Allem nicht übelriechend haben, 78 ; Literatur. so wird man gewiss auch keinen Anstand nehmen, ihn häufiger zu gebrauchen, und namentlich auch bei wissenschaftlichen Unter- suchungen von Vegetabilien stets zu ähnlichen Zwecken, wie Alko- hol, Aether,^ Chloroform etc. und besonders in solchen Fällen an- zuwenden, in welchen jene Flüssigkeiten nicht zum Zweck führen, und dabei solche vortreffliche Entdeckungen machen, wie z. B. beim Carotin. 2) Elektropositive Grundstoffe (Metalle) und alle ihre Verbin- dungen. Baryum. Baryum. Das Atomgewicht des Baryums ist mit aller Sorgfalt aufs Neue von Marignac bestimmt worden und er hat es = 857,25 gefundeu. Dasselbe ist also kein Multiplum von Wasserstoff in ganzer Zahl, denn H =i 1 gesetzt, ist es (38,58. E. PTiarmacie der organischen Körper. 1) Pflanzensäuren. Bekanntlich haben die 3 Atome Sauer- stoff enthaltenden sogenannten Alkoholsäuren (deren jede einem bestimmten Alkohol entspricht, wie die Essigsäure dem Aethyl- Alkohol) die Eigenschaft, dass in ihnen, wenn man sie als krystal- lisirte wasserhaltige Säuren mit Phosphorsuperchlorid = PCl^ oder als wasserfreie Salze mit Phosphoroxychlorid = PCl^O^ behan- delt, 1 Atom Sauerstoff gegen 1 Aequivalent Chlor ausgewechselt wird und dadurch Körper entstehen, welche sich von den primiti- ven Säuren nur dadurch unterscheiden, dass sie 1 von ihren 3 durch 1 Cl substituirt enthalten, und welche bisher besonders da- durch wichtig waren, dass man mit ihnen die Pflanzensäuren was- serfrei darzustellen gelernt hatte. Man hat sie im Allgemeinen Säurechlorüre genannt, und die Eeactionen bei ihrer Bildung werden leicht durch Bilder mit z.B. der Benzoesäure eingesehen: HO + C14H5 03, PC13 02 PC15 j — QI4H5C102. 3(NaO + C14H502)\ _ 3NaO, PO^ PC13 02/ — 3C14H5C102. Es ist dabei auch klar, dass wenn man in derselben Weise die analogen Verbindungen des Phosphors mit Brom und Jod an- wendet, die entsprechenden Säurebromüre und Säurejodüre erhal- ten werden. Gerhardt und nach ihm Andere betrachten jedoch die Pflanzensäuren als Verbindungen von 1 Atom Sauerstoff mit einem sauerstoffhaltigen Eadical, z.B. die Benzoesäure =: Ci^H^ 02 -j- O, und daher die neuen Körper als Chlorüre, Bromüre und Jodüre von den sauerstoffhaltigen Eadicalen, z. B. den von der Benzoe- säure = C14H5 02 -\- Cl. und daher heissen jetzt solche Körper häufig Benzoylchlorür, Benzoylbromür etc., Acetylchlorür, Acetyl- bromür etc., aber auch Chlorbenzoyl, Chloracetyl etc. etc., was Alles wohl zu beachten ist, indem man unter Chlorüren etc. in der organischen Chemie sonst gewöhnliche Verbindungen von Chlor U.S.W, mit Kohlenwasserstoffen als Eadicalen versteht. Wiggers setzt hier ferner als bekannt voraus, dass diese Säurechlorüre, Säurebromüre etc. wieder in die ursprünglichen Säuren zurück- kehren, wenn man sie mit basischen Oxyden behandelt. Z.B. giebt C14H5C102 mit 2 Na einfach NaCl und NaO, C14H5 03, d.h. Chlornatrium und benzoesaures Natron. Schischkoff und Eö- sing sind nun auf den 'Gedanken gekommen, dass durch eine weiter getriebene Einwirkung von PCl^ oder PBr^ und PJ^ auf die Chlorüre oder Bromüre oder Jodüre von den Säuren vielleicht Literatur. 79 aller Sauerstoff weggenommen und durch Chlor oder Brom oder Jod ersetzt werden könnte, und dass dadurch Körper hervorgehen würden, welche den Säuren und Alkoholen in derselben Weise entsprechen, wie z. B. die bekannten Körper Chloroform, Bromo- foi-m und Jodoform der Ameisensäure und dem Methylalkohol. Bis jetzt versuchten sie nur erst eine Behandlung des soge- nannten Benzoylchlorürs = Cl'lH5C102 mit PCl^. Um eine Wech- selwirkung derselben hervorzubringen, war es nöthig, gleiche Atome von beiden Körpern in einer Glasröhre zuzuschmelzen und diese dann in einem Oelbade bei -(- 200^ so lange zu erhitzen, bis sich beim Erkalten keine Krystalle von Phosphorchlorid mehr ausschei- den, und diese Operation erforderte mehrere Stunden, aber dann hatte die ßeaction der Körper in der erwarteten Art nach dem Bilde _CHH5C102_| _ |PC130'.i PC15 j — JC14H5C13 wirklich statt gefunden, d. h. die Ingredienzien hatten sich umge- setzt in Phorphoroxychlorid und in eigentliches Benzoylsuperchlorür = Ci^HS -j- C13, welchen Körper die Verfasser jedoch nicht gut Benzoesäure -Chloroform nennen, indem derselbe nicht, wie die Silbe pform" ausdrückt. Formyl = C^H enthält. Das Benzoylsuperchlorür ist eine gelbliche Flüssigkeit, sinkt in Wasser unter, riecht schwach angenehm, reagirt völlig neutral, ist unlöslich in Wa.=ser und verändert sich nicht in Berührung mit dem Kali. Es löst sich leicht in Alkohol und Aether und wird durch Wasser aus dem ersteren wieder abgeschieden. Ohne eine gewisse Zersetzung kann es nicht destillirt werden. Man gewinnt es daher aus dem Producte der Reaction, indem man zunächst bis zu -\- 110^ das entstandene Phosphoroxychlorür davon abdestillirt, den Rückstand mit starker Kalilauge schüttelt, dann abwäscht, in Alkohol löst und durch Wasser ausfällt. Hiermit ist also der Weg vorgeschrieben, sämmtliche dem Chloroform = C2H + C13, Bromoform = C2H + Br3 etc. ent- sprechenden Verbindungen von allen andei-en, sogenannten Alkohol- säuren darzustellen, wenn auch über die chemische Constitution noch verschiedene Ansichten vorliegen, und wird auch die Dar- stellung derselben nicht lange auf sich warten lassen. 2) Organische Basen. 3) Eigenthümliche organische Stoffe. 4) Alkohole. F. Pharmacie gemischter Arzne.istoffe. Liquores. Flüssigkeiten. Liquor avtiscorhuticus von Dr. B. in H. ist nach Cichorius eine Mischung von STheilen lAquor Natri chlorati, 2 Theilen Tinctura Catechu und 1 Theil Kreosot. Für den Gebrauch wird 1 Theeiöffel voll davon mit V2 Tasse Salbeithee vermischt und damit der Mund 3 — 4 Mal täglich aus- gespült. Cichorius bemerkt dazu, dass man durch die so inten- sive und wunderschöne braunrothe Färbung überrascht würde, welche beim Vermischen der Catcchutinctur mit dem Liquor Natri chlorati hervorgerufen werde. Er wurde dadurch veranla.sst, mit einer solchen Mischung ein Möbel von Tannenholz zu beitzcn, und es bekam dasselbe auch dadurch eine prächtige und tief in das Holz eindringende Färbung, die durch einen Zusatz von mehr oder weniger Eisenvitriol noch verschiedenartig nüancirt werden konnte, so dass dadurch die Umbra und l'erra Sie.7ia sehr vor- theiihaft ersetzt werden können. 80 Literatur. Bericht über die Leistungen in der Pharmakodynamik und Toxikologie, von Prof. Dr. Julius Clarus in Leipzig. Einzelne Arzneimittel. A. Pharmakologie und Toxikologie der anorganischen Stoffe und deren Verbindungen. 1. Nichtmetallische Elemente und deren Verbindungen. Oxalsäure. Toxikologie, von Dr. Rul-Ogez. Die Ab- handlung zerfällt in drei Theile, deren erster ein Resume der bis- herigen Kenntnisse über die Vergiftungen mit Oxalsäure liefert, während der dritte die Noth wendigkeit gesundheits- polizeilicher Maassregeln gegen diese meist durch Verwechselungen des soge- nannten Sauerkleesalzes mit ähnlichen Substanzen entspringenden Vorfälle bespricht. Uns interessirt vorzugsweise der zweite Theil, welcher über folgenden Vergiftungsfall, der zu der ganzen Arbeit Anlass gab,' berichtet. Eine bisher gesunde Frau von 49 Jahren nahm etwa 1/2 Unze Oxalsäure, die ihr von einem unwissenden Droguistenjungen statt Cremor tartari verabreicht Avorden war, utid wurde wenige Augenblicke nachher von heftigen Magenschmerzen, Kolik und Durchfall ergriffen, denen alsdann Brechneigung, Schmer- zen in der linken Seite, Zuckungf-n, Ohnmacht, Eöcheln und be- reits nach 1/4 Stunde der Tod folgte, ohne dass eine Hülfsleistung möglich gewesen wäre. Jod und Jodpräparate. Toxikologie. Galy sucht die localen toxischen Wirkungen des Jods zu erklären und Mittel zu deren Verhütung aufzufinden. Die Hauptursache der die Ge- webe alterirenden Wirkung des Jods ist deren Affinität zum Was- serstoff, mit dem es Jodwasserstoffsäure bildet; ist dieser Affinität Genüge geleistet, so hört die destruirende Wirkung auf. Galy glaubt durch Verbindung des Jods mit Zucker (in Gestalt von Syrup, Paste oder Bonbon) die Sättigung des Jods mit Wasserstoff zu be- wirken und dadurch den gedachten Nachtheilen vorbeugen zu können. Pharmakologie. Physiologische Wirkung. Absorp- tion und Ausscheidung des Jods. W. Braune gelangt bei seinen Untersuchungen über die Resorption des Jods zu folgenden Sätzen : Jodkalium in Form von Bädern wird durch die Haut nicht resorbirt; Jodtinctur in Bädern wird oft, aber nicht immer resorbirt und erscheint im Harn und Speichel, wenn das Wasser ausdünsten kann; waren aber die Dämpfe (durch eine Oelschicht) zurückgehalten, so konnte das Jod niemals in den Secreten nach- gewiesen werden. Ein Fussbad mit Jodwasserstoff und freiem Jod gab bei Abhaltung der Dämpfe auch ein negatives Resultat. Jod- salbe kann auch mit frischem Fett bereitet werden, da die Säuren des Schweisses hinreichen, um Jod frei zu machen; aus derselben wird Jod, nicht Jodwasserstoff frei. Arsen. Toxikologie. Nachweis des Arseniks in Vergiftungsfällen, von Dr. Blondlot. Die vielfachen Ver- besserungen des Marsh'schen Apparats, die namentlich durch Dan- ger und Flaudin vorgeschlagen wurden und in der Hauptsache die Zerstörung der organischen Materie sich zum Zwecke vorsetzen, sind wegen der mehr oder weniger beträchtlichen Menge Arsenik, die dabei verloren geht, nicht ausreichend. Dr. Blondlot gelangte zu dieser Ueberzeugung dadurch, dass er in den Falten der Magen- schleimhaut von drei an Vergiftung durch arsenige Säure Verstor- benen nicht unbeträchtliche Mengen von Schwefelarsen, die jeden- Literatur. 81 falls durch den Fäulnissprocess gebildet worden waren, vorfand. AVäre nun in diesen Fällen das Danger-Flaudin'sche Verfah- ren angewendet worden, so würde das Schwefelarsen ganz unver- ändert in der Kohle zurückgeblieben sein und selbst das Befeuch- ten der letzteren mit Salpeter oder Salpetersalzsäure wegen der grossen Menge Kohle, in der das Schwefelarsen eingebettet liegt, nichts in der Sache geändert haben. Diese Betrachtungen veranlassten Dr. Blondlot zu folgenden Versuchen. Ein Theil der Leber, Milz und Nieren eines der drei Vergifteten wurde 6 Monate lang in einem mit Pergament geschlos- senen Steingutgefässe der Fäulniss überlassen, und hierauf 500 Grm. dieser Masse mit 100 Grm. concentrirter Schwefelsäure verkohlt. Die trockne zerreibliche Kohle wurde hierauf mit 30 Grm. rauchen- der Salpetersäure behandelt, die Kohle von Neuem getrocknet, mit kochendem Wasser behandelt und dann auf dem Filter von allen löslichen Bestandtheilen durch Auslaugen mit heissem Wasser be- freit. Auf diese Weise erhielt Dr. Blondlot etwa 1 Liter einer gelblichen Flüssigkeit, die er etwa auf ein Deciliter eindampfte und mit A. bezeichnete. Von Neuem wurde hierauf die Kohle mit kochendem Wasser behandelt, das Product concentrirt und mit B. bezeichnet, hierauf der Kohlenrückstand wiederholt und mit ver- dünntem Aetzammoniak befeuchtet und die dabei erhaltene schwärz- liche Flüssigkeit in einer Porcellanschale zur Trockenheit abgedampft, der Rückstand in der Wärme mit rauchender Salpetersäure behan- delt, von Neuem zur Trockenheit abgedampft, der Rückstand mit destillirtem Wasser behandelt, filtrirt und dadurch etwa 1 Deciliter einer mit C. bezeichneten gelblichen Flüssigkeit erhalten. Die Flüssigkeit A. bildete im Marsh'schen Apparat sofort einen Metall- ring, während B. selbst nach '/i Stunde noch keine Spur davon zeigte, ein Beweis, dass alles lösliche Arsen durch die vorgenom- menen Auswaschungen entfernt worden war. Die Flüssigkeit C. dagegen, die durch Auswaschen mit Ammoniak erhalten war, fing schon nach wenigen Minuten einen fast eben so starken Metallring zu bilden an als A. Es konnte nun die Frage entstehen, ob alles Schwefelarsen, dessen Existenz in der Kohle nachgewiesen war, allein dem Fäulnissprocess oder zum Theil auch der Behandlung der organischen Materie mit Schwefelsäure seine Entstehung ver- dankte. Um hierüber Gewissheit zu erlangen, wurden 250 Grm. frischer Ochzenlunge grob geschnitten, 100 Grm. concentrirter Schwe- felsäure und, nach Verflüssigung des Ganzen, 2 Centigrm. arseni- ger Säure, in etwas destillirtem Wasser gelöst, zugesetzt. Hierauf wurde wie oben verfahren und auf diese Art ebenfalls drei ent- sprechende Lösungen erhalten, von der die Solution A. und C. starke Metallringe gab, während B. keine Spur von Arsen zeigte. Hieraus ergiebt sich, dass abgesehen von der durch die Fäulniss veranlassten Entstehung von Schwefelarsen, auch das Behandeln der organischen arsenhaltigen Materie mit Schwefelsäure eine solche bedingt. Es muss sonach angenommen werden, dass arsenige und Schwefelsäure in Gegenwart von Kohle und in höherer Temperatur reducirt werden und dadurch die Bildung von Schwefelarsen ver- anlasst wird. Es erklärt dies zugleich die bereits von Barse und Chevallicr gemachte Beobachtung, dass beim Verkohlen der arsenhaltigen Thiermateric durch Scliwefelsäurc immer eine nicht unbeträchtliche Menge von Arsenik verloren geht. Es braucht aber deshalb nach den oben gemachten Erfahrungen jenes im Uebrigen unstreitig zweckmässige Verfahren nicht aufgegeben zu werden, Arcb.d Pharm. CLI.Bds. l.IIft. 6 82 Literatur. nur muss nach dem Auswaschen der Kohle mit kochendem Was- ser dieselbe nochmals mit ammoniakhaltigem Wasser ausgezogen, das Ausgezogene zur Trockenheit abgedampft, der Rückstand nach und nach mit kleinen Mengen concentrirter heisser Salpetersäure versetzt, der Säureüberschuss entfernt und der Rückstand mit Was- ser behandelt werden. Diese so erhaltene Arsenlösung wird mit der ersten vereinigt und in den Marsh'schen Apparat gebracht. 2) Metalle und deren Verbindungen. Leichte Metalle. — Alkalimetalle. — Allgemeines. Owen Rees sucht in seiner Arbeit über Urinalkalescenz zu beweisen, dass Proust 's „phosphatic diathesis''^ welche die Tendenz hätte, die erdigen Salze aus dem Körper zu entfernen, gar nicht existirt, sondern dass der Harn, normal sauer, durch das Secret der entzün- deten Schleimhaut eine alkalische Reaction annimmt und nun zur Entstehung der betreffenden Niederschläge Anlass giebt. Deshalb leistet auch die alkalische Behandlung mit pflanzensauren Alkalien : citron- oder weinsteinsaures Kali (^/o — 1 Drachme 2 — 3 Mal täg- lich) mit vegetabilischen tonischen Mitteln vortreffliche Dienste. Carbonate und kaustische Alkalien wirken nicht so schnell. In- gleichen wird, wie Owen Rees ferner beobachtete, das durch ent- zündliche Affectionen der Blase {Lithiasis, Blennorrhoe) bedingte häufige Harnlassen durch die alkalische Behandlung beseitigt und zugleich vortheilhaft auf die Entzündung eingewirkt. Natrium. Phosphorsaures Natron. W. Gairdner: „die Gicht; aus dem Englischen von Dr. C. Braun, Wiesbaden 1858", gedenkt bei Behandlung der Gicht der Wichtigkeit kleiner Gaben von Neutralsalzen, besonders der Phosphate zur Herstellung d«r Nierensecretion. Das phosphorsaure Natron zu 20 — 60 Gr. mit 3 — 10 Gr. kohlensaurem Natron und 1/2 — 1 Drachme Salpeter- äther und Tinct. Diosmae crenatae alle 6 Stunden soll eine mächtige Reinigung des Organismus bewirken. Zweckmässig ist, mit den phosphorsauren, wein- und citronensauren Salzen zuweilen abzu- wechseln. Zusammengesetzte Radicale. — Cyan und dessen Verbindungen. Bittermandelwasser hat Dr. A. Schubert in einer Keuchhusten- Epidemie rein und in grossen Dosen im Convulsivstadium angewandt. Die günstige Wirkung trat fast in allen Fällen am zweiten und dritten Tage ein, indem der Husten den Charakter eines einfach- katarrhalischen annahm und sich beim Fortgebrauche bald gänzlich verlor. Schubert giebt das Mittel, auch in der Nacht, mit etwas Wasser anfangs (nach Alter und Constitution) zu 1 — 10 Tr., steigt beim jedesmaligen Eingeben um 1 — 2 Tr. und ist so bei Kindern von 6 — 18 Monaten auf 5 — 10, bei Kindern von 2 — 4 Jahren auf 12 — 20, bei 5- bis 8jährigen auf 25 — 30 Tropfen und darüber ge- stiegen. Je stürmischer die Anfälle, desto grössere Gaben wurden vertragen und desto dreister durfte gestiegen werden. Bis zum Aufhören des Hustens müssen immer kleiner werdende Gaben fort- gebraucht werden. Wiggers bestätigt den vortrefflichen Erfolg von Schub ert's Methode durch eigene Erfahrung in seiner ärztlichen Praxis, , B. Pharmakologie und Toxikologie der organischen Körper. Pflanzenstoffe und deren Derivate. Pahnae. Phoenix dactylifera. Pharmakologie. Klet- ginsky hat hinsichtlich der Nährkraft der Datteln und Areca- Literatur. 83 nüsse Folgendes gefunden: Die Dattel enthält 85 Proc. Fleisch, 10 Proc. Kerne iind 5 Proc. Schale. In chemischer Hinsicht fand Kletzinsky in den Datteln nach arrondirten Zahlen: Wasser 30 Proc, Zucker 36, Legumin und Wasserextract 23V4. Pectinate 81/2) Cellulose 11/2, Cumarin, Citronensäure und Asche 3/^ Procent. Die löslichen Salze (6 p./m.) der Asche enthalten die für die Blut- bildung so wichtigen dreibasisch • phosphorsauren und kohlensauren Salze des Natrons und etwas Chloride und Sulphate; die unlöslichen (2 p./m.) bestehen beinahe zur Hälfte aus Kieselerde mit Spuren von Fluorcalcium, zur anderen Hälfte aus Phosphaten der alkali- schen Erden, Kalk, Magnesia und Eisenoxyd. Die im Handel fälschlich unter dem Namen Arecanüsse bekannten rundlich drei- seitigen Nüsse stammen nicht von der Arecapalme {Areca Catechu) her, sondern wahrscheinlich von Phytelephas macrocarpa oder Ma- nicaria succifera (Para- oder Taguanuss); es sind von den Bestand- theilen dieser Nüsse etwa 50 Proc. geniessbar. Die Zusammensetzung des geniessbaren Theiles ist in arrondirten Zahlen 31/4 Proc. Was- ser, 533/4 Fett, 30 Emulsin, 4 Pflanzenfaser, 63/4 Zucker, 21/4 Asche. Der Stickstofi^gehalt beträgt 4,2 Proc. Von der Asche sind etwa die Hälfte lösliche Chloride und Carbonate der Alkalien, die andere Hälfte die unlöslichen Stoffe: phosphorsaurer Kalk, Eisenoxyd mit Spuren von Kieselerde. Vergleicht man die Zusammensetzung des Dattelfleisches mit der des Nusskerns, so zeigt es sich, dass bei ersterem Wasser und Kohlenhydrate bedeutend, bei letzterem das Fett in kleinem Maasse den stickstoffhaltigen Eiweisskörper über- wiegt, der in beiden Früchten in einer sehr löslichen und verdau- lichen Form (einer Art von Legumin und Emulsin) vertreten- ist. Giebt man einem Reconvalescenten beiderlei Früchte, so erhält er in dieser Kost alle vier wesentlichen NährstoflPe: Aschensalze, Koh- lenhydrate, Fette und Proteinate in äusserst verdaulicher, wohl- schmeckender, den Stoffersatz befördernder Form. Dieser Bericht giebt von Neuem eine Nachweisung der wich- tigsten Arbeiten auf dem Gebiete der Pharmacie und dahin ein- schlagenden Wissenschaftszweige, dessen Umfang sich immer mehr erweitert durch die Fortschritte, welche die Naturwissenschaft Jahr aus Jahr ein macht, zum Nutzen und Wohle der menschlichen Gesellschaft, er liefert aber auch einen neuen Beweis von der grossen Umsicht und dem rühmlichen Fleisse der Bearbeiter, welche die regste Anerkennung verdienen. Dr. L. F. Bley. Lehrbuch der organischen Chemie, von Dr. A. Kekule^ Professor der Chemie zu Gent. Erste Lieferung. Erlangen 1859, F. Enke. Die Ankündigung dieses Werkes durch die erste, 15 Bogen starke Lieferung zeigt an, dass das gesammte Werk circa 60 Bogen umfassen und demnach die organische Chemie ziemlich detaillirt enthalten soll. Wir begrüssen auf der einen Seite das Werk mit Freuden wegen der sehr vollständigen und ausgezeichnet klar ab- gefassten geschichtlichen Darstellung der Entwickelung der orga- nischen Chemie bis auf die neueste Zeit, indem kaum ein anderes Werk hierin ihm zur Seite gestellt werden kann; andererseits thut 68 uns um so mehr leid, dass abermals, wie jetzt fast allgemein üblich, eine andere Auffassungsweise darin Platz gefunden. 84 Literatur. Schon an anderm Orte findet sict die Ton uns ausgesprochene ]yieinnng, dass Aenderungen der Atom- und AeqniTalentzeichen, so nothwendig sie sicher durch die Forschnngen der Neuzeit sieh zeigen, doch nicht sofort auf Lehrbücher, für allgemeinen Gehrauch bestimmt, übertragen werden sollten. Wir befinden uns erst am Anfang dieser weit eingreifenden Forschung über die absolute und relative Grösse, Höhe der Aequivalentzahlen. Atome. Molecüle ete^ und Aenderungen der dahin schlagenden Theorien erscheinen von Tage zu Tage. Der weiteren Verbreitung eines Lehrbuches scha- det gewiss die hier nothwendige Anforderung, dass jeder Lesende und darin Belehrung Suchende erst das System und die neue An- sicht sich vorstellen muss. um es überhaupt gebrauchen zu können. Da hier der Anfang des Werkes nur vorliegt, wäre allerdings die üebertragung dieses Urtheils verfrüht, und mögen die späteren Lieferungen vielleicht durch Anordnung und klare Einsicht das- selbe modificiren. Verf. definirt die organische Chemie als die Chemie der Koh- lenstoffverbindungen, die eigentlich zu allererst angebrachte Weise, die früher wenig zahlreichen, sogenannten organischen Verbindun- gen als Anhang des Kohlenstoffes zu geben. Die Verbindungen von Kohlenstoff und Sauerstoff allein, Koh- lenoxyd und Kohlensäure, welche hier den Anfang der Combina- tion von C, H, und N machen, werden an anderen Orten, und wegen ihrer Bildung und des Verhaltens wohl demonstrativer, in der anorganischen Chemie behandelt. Schwefel und Phosphor, welche sonst als Bestandtheile der organischen Verbindungen im Allgemeinen mit angeführt werden, sind hier ganz consequent als Substitute für und N mit Se und Te, As, Sb und Bi aufgeführt. Die ganze vorliegende erste Lieferung des Werkes enthält die geschichtliche Entwickelung der organischen Chemie und nament- lich der theoretischen Ansichten, die bisher aufgestellt wurden, allerdings etwas vorwaltend der in dem Buche angenommenen An- sicht zugewendet. Missfällig tritt die so häufig angebrachte Erin- nerung an Berzelius hervor, wie derselbe in seinen Ideen über die Constitution der organischen Verbindungen sich widersprochen und endlich den Gerhardt'schen Ansichten nachgegeben habe. Das starre Festhalten von Berzelius an einmal angenommenen Theorien und die allerdings oft fast zurechtweisende Kritik in den Jahresberichten verdient eher Lob als Tadel: jetzt fehlt in dieser wie vieler anderer Hinsicht ein Berzelius. Den Gerhardt'schen Ansichten folgend und sie ausführend, nennt der Verf. ^Atom die kleinste, chemisch untheilbare ]Menge von Materie, die wir in Verbindung mit anderen StofFtheilchen annehmen", _Molecül dagegen die geringste Menge von Substanz, welche in freiem Zustand esistiren kann, die also als kleinste bei chemischen ISIetamorphosen in AVirkung tritt". Aus dem Verhalten der bezüglichen einfachen Stoffe in den Verbindungen wird endlich die Ansicht begründet, dass 0. S, Se Fe, C und Si eigentlich nur zu 2 Atomen (gewöhnliehen) als un- theilbares Ganze vorkommen und demnach diese ein chemisch klein- stes Theüchen — ein Atom — seien. Deshalb schreibt der Verf. 02 z= O, S- = 'S, Se2 = "^e etc., wobei diese Zeichen die doppelte Zahl der gewöhnlich üblichen bedeuten. Wasser wird auf diese Weise als H2 geschrieben, wobei aber H = 1 ist; Schwefelwas- serstoff ist H^S u. s, f. Literatur. 85 Aequivalent werden „diejenigen Mengen verschiedener Substan- zen genannt, welche chemisch gleich- oder ähnlichwerthig sind, welche also denselben chemischen Effect hervorbringen". Die der weitereu Eintheilung zu Grunde gelegten Typen sind nun: 1. Gruppe. Einatomige oder einbasische, d.h. solche, von welchen ein Atom äquivalent ist einem Atom H. 2. Gruppe. Zweiatomige oder zweibasische, von wel- chen ein Atom äquivalent ist zwei Atomen H. 3. Gruppe. Dreiatomige oder dreibasische, von denen ein Atom äquivalent ist drei Atomen H. Die Basicität der Radicale wird nach Odling's Vorschlag durch beigefügte Striche ausgedrückt, analog den früher von Ber- zelius eingeführten, für Schwefel z. B. das zweiatomige Radical Sulfuryl = §6^2 ^^ gQ2^ das dreiatomige Radical Phosphoryl = pe = Vb u. s. w. Ein Atom eines dreiatomigen Elementes bedarf drei Atome von einatomigen Elementen, um eine Verbindung zu bil- den, z. ß. : NH3 - PC13 - SbAg3. Ein Atom eines zweiatomigen Elementes verbindet sich mit 2 Atomen eines Elementes oder zweier verschiedener Elemente der einatomigen, z. B. e^H2 — §H2 - ^KH. ♦ Ein Atom eines einatomigen Elementes verbindet sich mit einem Atom eines anderen einatomigen Elementes, z.B.: HCl — KCl ~ HH. Als Repräsentanten für die Typen wurden Wasserstoff, Was- ser und Ammoniak gewählt, dies sind die eigentlichen Typen oder Haupttvpen : HH - eH2 — NH3. Um bei den zahlreichen Verbindungen eine zu grosse Anhäu- fung derselben bei einem Typus zu vermeiden, werden Unterab- theilungen (Nebentypen) gemacht, z.B.: Alle Verbindungen, welche dem Haupttypus (H20) zugehören, aber statt des Sauerstoffs Schwe- fel enthalten, werden zu dem Nebentypus Schwefelwasserstoff (H2^) gezählt U.S.W. Nebentj'pen sind z. B. : Haupttypus: HH — m^ - H3N. Nebentypen: HCl - H2^ - H3p HBr — H2Se - H3As HJ — etc. — etc. etc. Zusammengesetzte Atomgruppen zeigen, so lange sie als zu- sammengesetzte Radicale erscheinen und mit Elementen verglichen werden können, in Basicität genau dieselben Beziehungen, wie die P>lemente oder einfachen Radicale. Sie sind, wie diese: einatomig, d. h. äquivalent 1 Atom H oder 1 ehem. Einheit zweiatomig, „ „ 2 „ „ „ 2 „ dreiatomig, „ „ 3 „ „ „ 3 „ „/>te Grundidee dieser Ansicht — der Theorie der mehratomi- gen Radicfde — ist also, dass durch Eintritt mehratomiger Radi- cale, mögen diese nun einfach (Elemente) oder zusammengesetzt sein, 86 Literatur. eine grössere Anzahl vorher getrennter Molecüle zu einem jetzt un- iheilbaren Molecül vereinigt werden können.^ Zahlreiche Beispiele der Ersetzung und Zusammensetzung ein- und mehratomiger Radicale folgen hierauf, anschaulich zusammen- gestellt und der anorganischen, wie organischen Chemie entlehnt. Da Molecül die kleinste Einheit der frei existirenden Elemente — Eadical — ist, Atom die kleinste Grösse der Elemente in Ver- bindung, so kann auch hierin wieder eine Erklärung gegeben wer- den durch Vereinigung der Atome, welche vorher verschiedenen Molecülen angehören, z. B. bildlich : vor der Zersetzung während nach der Zersetzung a®Ot Das Ganze soll natürlich nur die Vorstellung andeuten, um so Zersetzungen, und Vereinigung in grosser Mannigfaltigkeit zu erklären. „Radicale sind nicht etwa absolut unveränderliche Atomgrup- pen, vielmehr nur Gruppen, die bei den gerade in Betracht gezo- genen Eeactionen nicht weiter verändert werden." — „Complicirt zusammengesetzte Radicale werden als eine Verbindung oder An- einanderlagerung mehrerer einfacheren Radicale betrachtet." — „Die einfachsten Radicale selbst sind Aneinanderlagerungen der einzelifen Atome der Elemente, die dabei denselben Gesetzen fol- gen, welche für die Aneinanderlagerung der Atome selbst gültig sind. Man kann demnach in demselben Sinne von der Constitution der Radicale sprechen, wie man von der Constitution der Verbin- dungen spricht." Um dies bildlich zu geben, kann die Basicität der Atome durch verschiedene Grösse derselben dargestellt werden. Ein Grössen- unterschied, der nicht etwa Verschiedenheit der wirklichen Grösse der Atome ausdrücken soll, der vielmehr nur die Anzahl der che- mischen Einheiten, welche ein Atom repräsentirt, also die Anzahl der Wasserstoffatome, denen es äquivalent ist, darstellt, z. B. : Salzsäure Wasser Ammoniak Sauerstoff Radical Sulfuryl Chlorschwefel- säure Schwefelsäure- hydrat Salpetersäure Die Verbindungen des Kohlenstoffs führen zu der Einsicht, dass derselbe 4atomig oder 4basisch ist. Nach der angenommenen Atom- zahl des Kohlenstoffs "C" = C^ der gewöhnlichen Annahme, ver- binden sich mit "C" stets 4 chemische Einheiten, z. B. ^&2^ "ü^öCl^, "G"S2 u. s. w., und so finden sich im Grubengas 4 Atome H auf 1 Atom ^ = 'C"H4. Der Kohlenstoff ist demnach nach obiger bildlicher Darstellung 4atomig zu geben. Isomerie. Polymerie. Metamerie. — Die frühere Ansicht, dass Literatur. 87 gleiche Zusammensetzung auch gleiche Eigenschaften bedinge, ist durch zahlreiche Beispiele widerlegt; „procentisch gleich zusammen- gesetzte Körper können verschiedene Moleculargrösse besitzen, so dass also der eine innerhalb eines Molecüls die doppelte oder drei- fache Anzahl von Atomen enthält, als der andere. Dann aber kön- nen selbst Köi-per, die bei gleicher procentischer Zusammensetzung auch gleiche Moleculai-grösse besitzen, doch völlig verschiedene Eigenschaften besitzen, wenn die relative Stellung der Atome inner- halb der Molecüle verschieden ist.'' „Man bezeichnet im Allgemeinen alle diejenigen Körper als isomer, die bei gleicher procentischer Zusammensetzung verschie- dene Eigenschaften besitzen." ,,Polymer nennt man diejenigen Substanzen, bei welchen die Isomerie durch Verschiedenheit der Moleculargrösse bedingt ist: welche also dieselbe empirische Verhältnissformel, aber ungleiche Molecularformel besitzen." „Metamer nennt man diejenigen bei gleicher Moleculargrösse isomeren Körper, bei welchen man sich von der verschiedenen Stellung der Atome eine gewisse Rechenschaft wenigstens zu geben im Stande ist: die also bei gleicher empyrischer Molecularformel durch verschiedene rationelle Formeln ausgedrückt werden können." Es kann nicht die Absicht dieser kritischen Anzeige des Wer- kes sein, näher auf die angedeutete und mit grösster Klarheit aus- geführte Theorie einzugehen, wir verweisen deshalb auf das Werk selbst. Nahe am Schlüsse dieser ersten Lieferung kommt die Grund- lage der zu erwartenden Classification der Körper selbst, ganz den Ansichten der Radicale und hier der 1-, 2- und 3atomigen ange- messen. Um zu zeigen, wie passend und umfangend die geschichtliche Entwickelung der organischen Chemie durchgenommen ist, mag hier noch ein Theil des vorgedruckten Inhaltsverzeichnisses vor- geführt werden : „Historische Entwickelung der Ansichten über die Constitution der organischen Verbindungen." „Lavoisier's Ansichten. Dualismus. Eadicale." „Einfluss der atomistischen Theorie und der electro-chemischen Hypothese." „Berzelius. Eadicaltheorie." S. 62 — 66. „Ansichten von Laurent und Dumas. Gesetz und Theorie der Substitutionen. Typentheorie. Kerntheorie." „Streit der electro-chemischen Radicaltheorie gegen die Sub- stitutionstheorie. " S. 71 — 75. „Neuere Modificationen der Radicaltheorie." u. s. w. u. s. w. Noch über 20 Seiten des Buches werden der weiteren Entwicke- lung gewidmet und daselbst die Ansichten mit ausgezeichneter Schärfe und Ausfiihrlichkeit vorgeführt. Wie schon im Eingange dieser Anzeige angegeben, stimme ich nicht mit der acceptirten Theorie überein, weil ich dieselbe als noch völlig in der Entfaltung selbst begriffen anschaue und deshalb ein Lehrbuch fiir den allgemeinen Gebrauch sich immer auch den noch allgemein festgehaltenen Ansichten anschliessen müsste, um die Aufgabe seines Namens zu erfüllen. Wird auch noch so viel gegen Berzelius' electro - chemische Theorie angeführt und dieselbe als unhaltbar bezeichnet: es ist eben eine Theorie, und wenn die Stützen der neu aufgestellten An- 88 Literatur. sichten verglichen werden mit den zum Wanken gebrachten der electro-chemischen Theorie, dürften die letzteren sich doch immer noch als ziemlich feste Säulen den andern gegenüber zeigen kön- nen. Vorzüglich wenn eine Vorstellung von Berzelius umge- kehrt wird, die der damaligen Ansicht über die den Atomen inne- wohnenden Kräfte mehr entsprach. Berzelius nahm an (S. 61), dass die Atome der Körper an den entgegenstehenden Polen mit entgegengesetzten Electricitäten beladen seien, dass die Electricität den Atomen eigen sei, sie durchdringe; dafür liegt kein Beweis vor, da die Nachweisung der vorhandenen Electricitäten nur wäh- rend des Actes der Verbindung oder der Scheidung möglich ist. Es entspricht diese Voraussetzung auch keineswegs den Experimen- ten über Electricität und den daraus nothwendig zu ziehenden Schlüssen, da dabei jederzeit die auftretende Electricität als Pro- duct erscheint, nicht als Ursache, wie Berzelius dieselbe für die chemische Verbindung hinstellte. Weit einfacher und den experi- mentalen Forschungen entsprechend ist die Annahme, dass die Er- scheinung der Electricität bei der chemischen Action erst Folge der mit der innigsten Berührung und Bewegung der Atome noth- wendig verbundenen Reibung derselben sei, demnach Product, und die einfachen Körper, wie chemischen Verbindungen zeigen, wie alle Körper überhaupt ein polares Verhalten. Dass dieses zur Eintheilung der Elemente und ihres Verhaltens benutzt wird, liegt deshalb nahe, weil eben eine ganz allgemeine Eigenschaft der Elemente und ihrer Verbindungen zu Grunde liegt, so allgemein, wie das polare Verhalten der Körper überhaupt erwiesen ist, und Berzelius' electro-chemische Theorie enthält die Grundzüge schon sehr umständlich und exact. (Vergleiche übrigens meiae „Theorie der Wärme" an betrefPender Stelle.) Hoffend, dass wenigstens der Inhalt des Werkes den Lesern der kritischen Anzeige näher vorgeführt ist, wird zum Schluss noch einmal dasselbe allen denen empfohlen, welche sich der neuen Theorie der Radicale nach Gerhardt befreunden wollen oder die eine klare, umfassende Schilderung der geschichtlichen Entfaltung der sogenannten organischen Chemie wünschen. Das erschienene erste Heft enthält das Angeführte in ausgezeichneter Weise, und werde ich nicht verfehlen, die weiteren Lieferungen, deren baldi- ges Erscheinen angezeigt ist, gleichfalls hier zu besprechen. Druck und Papier sehr schön, wie diese Verlagswerke von Ferd. Enke es immer gewähren, die Holzschnitte gleichfalls sehr gut. Druckfehler sehr selten. Dr. E. Reichardt. 89 Zweite Abtheilung*. Vereins -Zeitung, redigirt vom Directorium des Vereins. 1. Biographische Denkmale. Biograpldsches Denkmal des Apothekers Lorenz Wrede zu Meschede\ eingesandt vom Kreisdirector E. Müller. Lorenz Wrede, Apotheker zu Meschede, wurde am 11. Juni 1801, als das jüngste von sechs Geschwistern, zu Meschede geboren. Seinen ersten Unterricht genoss er in der dortigen Elementar- achule, und zeichnete sich bereits so ans, dass er mit Hülfe von Privatunterricht in Soest bei seiner Aufnahme in das dortige Gymnasium als reif für die Prima erachtet werden konnte. Er lag mit bestem Erfolge seinen Studien ob und suchte sich möglichst Vorkenntnisse zu verschaifen, um diese später durch regen Eifer auf der Universität zu vervollständigen, und dann möglichst zum Nutzen und Wohle seiner Mitmenschen anzuwenden. Er war nämlich zuerst für das Studium der Medicin bestimmt, und diesem mit ganzer Seele zugethan. Familienereignisse jedoch riefen ihn bald unerbittlich nach Hause zurück, und widmete er .sich unter Leitung seines, nun beinahe 20 Jahre verstorbenen Vaters, des Apothekers Christian Wrede, der Pharmacie. Wie gross sein Eifer beim Lernen, und wie schöne Kenntnisse er sich erwarb, davon geben alle Zeugnisse, die von seiner Lehre ab bis zum Staatsexamen sich noch vorgefunden, den Beweis, — und log der Ruf nicht, der ihn als einen sowohl wissenschaftlich, wie praktisch durchgebildeten Apotheker bezeichnete. So schön sein Wirken in geschäftlicher Beziehung sich äusserte, 30 musterhaft war es auch in geselliger und häuslicher Umgebung. Ueberall ehrte man in ihm die offenste Geradheit, schätzte man seine Biederkeit und Humanität, und liebte ihn wegen der steten Bereitwilligkeit, Hülflosen mit Rath und That beizuspringen. Leider fehlte es unserm dahingegangenen Freunde und Colle- gen nie an Kreuz und Leiden. Schon nach elfjähriger Ehe, im Jahre 1840, wurde ihm seine Gemahlin durch den Tod entrissen, und zeigte es sich da so recht, wie tiefe Religiosität alle seine Handlungen beseelte. Obwohl er beim Tode seiner Gattin kaum 39 Jahre alt war, konnte er sich doch nie entschliessen, eine zweite Ehe einzugehen. Er blieb seinem, bei der Bahre seiner seligen Frau gefasHtcn EntschluKse, die übrige Zeit seines Lebens nur sei- ner Familie und der Erziehung seiner, damals noch uiunündigei» vier Kinder zu widmen, unverbrüchlich treu; und welche unend- Arch. d Pharm. CLL Bd». 1 . Hft. 7 90 . Vereinszeitung. liehe Sorgfalt verwandte er auf diese! Kein Opfer war ihm zu gross, keine Arbeit zu ermüdend, seinen Kindern gewidmet zu werden. Diese haben in ihm einen unersetzlichen Verlust erlitten, und können nur in dem Gedanken Trost finden, dass der all- gerechte Gott ihm den Lohn, den er so wohl verdient hat, geben und zu den ewigen Freuden berufen werde. Wir Alle haben in ihm einen treuen Freund und höchst acht- baren CoUegen verloren. Friede seiner Asche! Ai-nsberg, im October 1859. Jacoh Bell. Am 12. Juni v. J. verschied zu Tunbridge Wells bei London der Präsident der Londoner pharmaceutischen Gesellschaft und Eigenthümer des Journals PharmaceuticalJournal and Transactions, Professor Jacob Bell, kaum 49 Jahre alt. Fast jede Nummer seines Journals, das seit Juli 1841 erscheint, enthält wichtige Aufsätze aus seiner stets bereiten Feder, welche ein bleibendes, ehrenvolles Zeugniss bilden von seinem rastlosen Eifer, und seiner unermüdlichen und uneigennützigen Hingebung nicht allein für die wissenschnftliche Seite der Pharmacie, da sein Bestreben auch besonders auf Vei-besserung der Lage des pharma- ceutischen Standes, und auf stets collegialisches Zusammenhalten desselben gerichtet war. Für die Uneigennützigkeit seines Strebens und Wirkens liefert wohl den besten Beweis der Umstand, dass er bei dem niedrigen Preise seines Journals (jedes Monatsheft von der Stärke unserer Archivhefte nur 1 Schilling = 10 Sgr. 3 Pf. H.) ein jährliches Defi- cit von 30 bis 60 Pfd. Sterl. (circa 200 bis 400 Thlr. H.) zu decken hatte, was ihm seine glänzenden pecuniären Verhältnisse erlaubten. Die Londoner pharmaceutische Gesellschaft gründete er am 15. April 1841, und hatte die Freude, sie kräftig sich entwickeln und emporblühen zu sehen. Diese Stiftung, so wie der durch sein Journal ausgeübte Ein- fluss auf die englischen pharmaceutischen Zustände, theils durch Verbreitung wissenschaftlicher Neuigkeiten, theils durch die Er- rungenschaften für die pharmaceutischen Chemiker Englands sind B e 1 l's Hauptverdienst. Kurze Zeit vor seinem Tode übertrug er das Verlagsrecht seines Journals der pharmaceutischen Gesellschaft, mit der es fast gleichzeitig entstanden, und mit der es immer eng verbunden gewesen. Seit lange schon hatte Bell 's Gesundheit gelitten. Sein über- grosser Eifer für Alles, was er einmal begonnen, bewirkte eine Ueberschätzung seiner Körperkräfte. So zog er sich sein lang- jähriges Leiden, die Kehlkopfschwindsucht, zu, dass ihm nicht nur die Stimme raubte, sondern auch das Schlucken äusserst schmerzhaft machte. Mit hektischem Husten behaftet, wurde er immer schwächer und aufs Aeusserste abgemagert, da er in Folge der furchtbaren Schmerzen beim Schlucken fast gar keine Nahrung mehr zu sich nehmen konnte. Er traf ruhig die Vorbereitungen zu seinem Tode, und begab sich wenige Wochen vor demselben von London nach Tunbridge Wells, wo er am 12. Juni v. J. von seinen Leiden er- löst wurde. Jacob Bell war, in Folge seiner vielen verdienstvollen Ar- Vereinsze itung. 9 1 beiten Ehrenmitglied verschiedener gelehrten Gesellschaften, so des Philadelphia College of Pharmacie, der Societi de Pharm, de Bru- xelles, der Soc. de Pharm. d'Anvers, der Soc. d'Emidation et de Prevoyance des Phai^\aciens de l'Est, des Cercle Medico-Chimique et Pharmac. de Liege, der medicinisch -physikalischen Gesellschaft zu Erlangen, der pharmaceutischen Gesellschaft zu Lissabon und Mitglied mehrerer Londoner Gesellschaften. {Pharm. Journ. and Transact.) Hendess. 3. Vereins -Angelegenheiten. Vo7'trag in der General- Versammlung des Apotheker- Vereins in Norddeutschland, zur Feier des S9sten Stiftungs- festes und zum ehrenden Gedächtnisse des zu Erlangen verstorbenen Hofraths und, Professors Carl Friedrich Wilhelm Kastner, am 5. Septbr. 1859 zu Halle a.d.S.; vom Oberdirector Dr. Bieg. Hochverehrte Anwesende, liebe Collegen und Freunde! Wenn wir uns bereits einmal im Jahre 1847 in einer Stadt an der Saale und zwar ebenfalls an dem Sitze der Wissenschaften in Thüringens Gauen zu Jena versammelten, so führt uns die 39ste General -Versammlung unseres Vereins hier in der Stadt Halle an der Saale Strand zusammen, in dem Musensitze, den die Weisheit des ersten Königs aus dem Hause Hohenzollern, Friedrich L, im Jahre 1694, also 6 Jahre bevor er den Titel eines Königs von Preussen annahm, stiftete. Halle, eine der ältesten Städte an der Saale, soll schon als Platz, welcher Salzquellen erzeugt, in der grauesten Vorzeit bekannt gewesen sein. Irn 7ten Jahrhundert von Wenden bewohnt, soll es im Jahre 806 vom Kaiser Carl dem Grossen dem Grafen zu Wettin, aus deren Schooss das sächsische Königshaus entsprossen, zu Lehn gegeben sein. Seit seiner frühesten Zeit hat die Hochschule in Halle der Wirksamkeit berühmter Lehrer für Heil- und Naturwissenschaften sich erfreuen dürfen. Wir dürfen nur an den Namen Friedrich Hoff mann erinnern, von welchen der Aeltere, der um das Jahr 1670 in Halle Physikus war, eine Clavis pharmaceutica Schroederi cum Thesauro pharmaceutico., Halae 1681 schrieb und eine Epistola contineiiH Judicium de auro 1674 verfasste, während Friedrich Hoff mann, der Jüngere genannt, ebenfalls 1688 Physikus in Halle war, so wie Professor an der neu errichteten Universität, als Leibarzt des Königs Friedrich von 1708 bis 1712 in Berlin lebte, aber in dem letztgedachten Jahre nach Halle zurückkehrte, der fleissigc Mann, der allein nach Gmelin's Zeugniss 122 Abhand- lungen chemischen Inhalts verfasste, dem wir eine Menge schätz- barer Arzneimittel verdanken, als den Liquor anodynus, Balsamus vitae, Elixir viscerale, die freilich von der neuen Schule als un- nöthig angesehen, beim Volke aber als schätzbare Mittel stets in Ansehn bleiben werden. Dieser Ho ff mann ward Vorgänger für viele ausgezeichnete Lehrer der Natur- und Heilkunde auf der Universität Halle, welche tlicils aus der Schule der Pharmacie hervorgegangen, theils Gönner und Freunde derselben waren, so mein Landsmann Friedrich Carl 92 Vereinszeibang. Albrecht Gren*), der in dem letzten Jahrzehend des 18ten Jahr- hunderts eine Zierde der Universität war, Professor der Physik und Chemie und diesen eine Bahn ebnete für ihren Eingang in die gebildeten Classen, durch sein Journal der Physik, in deren erstem Hefte ^vir schon eine Abhandlung über die Reduction der einfachen Erden vom Obermedicinalrath und Professor Klapproth, Apothe- ker in Berlin, so wie Versuche vom Senator und Apotheker We- strumb in Hameln finden, auch Arbeiten Gren 's über die Theo- rie des Feuers, der Wärme, des Brennstoffs, über das Phlogiston, chemische Untersuchung der Salzsoolen im Herzogthum I^Iagdeburg. Auch finden wir hier schon eine Beschreibung der Dampfmaschine und Geschichte derselben aus dem Jahre 1795, den Vorschlag zu einer neuen ehemischen Nomenclatur und andere wichtige Arbeiten. Femer eines weltberühmten Gurt Sprengel, ausgezeichnet als Botaniker, wie anerkannt durch seine Geschichte der Medicin, ein trefi'licher J^ehrer, auch hochverdient durch Erweitei-ung der Kenntnisse über Abstammung mancher Arzneistofi'e aus dem Pflan- zenreiche, von welchem auch unser Archiv noch einige Arbeiten aufzuweisen hat. Gehlen, welcher im Jahre 1806 Docent der Chemie war und später nach München ging, dessen Namen in unserer Gehlen-Bucholz TrommsdorflPschen Stiftung in wohlthätig dankbarer Erinnerung bleibt. Gilbert, der 10 Jahre lang als Professor der Physik thä- tig war, 1811 nach Leipzig ging und Gren's Journal der Physik fortsetzte. Meinecke, der eine Zeit lang als Professor der Physik wirkte. Schweigger, der 40 Jahre lang Professor der Physik und Chemie war, der Gehlen 's Journal für Chemie und Physik fort- setzte, ein ausgezeichneter Physiker, der sich namentlich um die nähere Kenntniss der Elektricitätslehre verdient gemacht hat, des- sen Multiplicator seinen Namen für alle Zeit den Physikern unver- gessen machen wird. Dessen AdoptivnefiFe Schweigger-Seidel, mein Freund, welcher ein pharmaceutisches Institut in Halle be- gründete, das indess nie zu rechter Blüthe gekommen ist. weil die rechte Unterstützung zur Herstellung eines zweckmässig eingerich- teten Laboratoriums fehlte. Er setzte Schweigger's Journal foi't, das gegenwäi-tig noch als Journal für praktische Chemie von Pro- fessor Erdmann in Leipzig fortgesetzt wird. Duflos, der Assi- stent Schweigger-Seidel's, ein ausgezeichneter Lehrer der Pharmacie, der gegenwärtig Professor der Chemie und Pharmacie in Breslau den dort studirenden Pharmaceuten zu grossem Segen gereicht. Stoltze. der als Administrator der Waisenhaus- Apotheke und als Professor der Pharmacie wirkte, die Darstellung reinen Essigs aus Holzessig lehrte, eine neue Methode zur Herstellung der Benzoesäure auffand und eine Reihe von chemischen und phar- maceutischen Arbeiten lieferte, von welchen auch unser Archiv manche enthält. Ernst Friedrich Ger mar, Professor der Minera- logie und Zoologie, anregender und freundlicher Lehrer. Verdient *) Albrecht Gren war der Sohn eines Hutmachers, ursprüng- lich aus Schweden stammend, in Bernburg, kam im Jahre 1776 in meines Grossvaters Apotheke, des Dr. Ludwig Bern- hard Schulze, der zugleich Arzt war. Gren war ein auf- geweckter, aber körperlich sehr schwächlicher Jüngling, der die schwere damalige Lehrzeit schwer empfand, aber bei der Menschenfreundlichkeit seines Principals gewiss vor Unfällen gesichert war. Vereinszeitung. 93 • um die Kenntniss der Versteinerungen des Mansfelder Kupfer- schiefers und des Steinkohlengebirgs bei Wettin und Lobejün. durch sein Lehrbuch der Mineralogie und der Krj-stallkunde, wie als Menschenfreund, über 1;4 Jahrhundert hindurch Präses der Freunde der Humanität und in dieser Stellung in verdientem Ruhme. Noch haben wir dankbar eines verewigten Freundes und Collegen zu gedenken, der eine Zierde der praktischen Apotheker war, des Dr. Wilhelm Meissner, ein treuer Gehülfe und Schwiegersohn des Meisters der Pharmacie, Christian Friedrich Bucholz in Erfurt, ein Freund und Studiengenosse des seel. Oberdirectors Dr. Rudolph Brandes, auch mir ein treuer Freund, der sich um die pharraa- ceutisehe Chemie manche Verdienste erworben hat: durch eine Reihe von chemischen Arbeiten über die Bestandtheile der Brun- nen der Stadt Halle, über den Salzsäuregehalt der Luft, über den der Salinen, über die Bestandtheile des Sabadillsamens, der Aloe, der Rhabarber, des Sumpfporsts, Ledum palustre. der Tormentill- wurzel und des Bärentraubenblattes, die Eigenschaften des echten Lactucariums, den Gehalt an Jod und Brom in den Halle'schen SoolqueUen, vergleichende Untersuchung von Arsen- und Antimon- WasterstoflF und noch andere, bekannt: ein Mann von ernstem Charakter, ein gediegener Freund seiner Freunde, ein College, welcher im wissenschaftlichen Streben uns ein schönes Vorbild gegeben hat, der leider durch schweres Leiden schon zeitig der Wirksamkeit hier entrissen ward. Wir haben bereits in unserm Vereinsorgane, dem Archive der Pharmacie, Bd. 146, S. 321 dem- selben ein biographisches Denkmal gesetzt. Marchand, ein tüchtiger Chemiker, wurde der Mitheraus- geber des Journals für praktische Chemie, dem nur eine kurze Frist seiner Wirksamkeit hier beschieden war und Steinberg, der Nachfolger Schweigger-Seidels, den ebenfalls ein frühzeiti- ger Tod ereilte. Müsste ich nicht befürchten, meinen Vortrag bei dem vorlie- genden mannigfach nicht zu übergehenden Stoflre über die Gebühr auszudehnen, so vermöchte ich meine Rede noch mit den Namen vieler hochverdienter Männer, namentlich aus dem Gebiete der Heilkunde, zu schmücken. Ich muss mich begnügen, wenigstens eine Hauptzierde dieser. Reil, zu erwähnen, der in seinen Schwie- gersöhnen in gediegenem Wissen und Wirken fortlebt, deren einer, Peter Kruken b erg. seiner bedrohten Gesundheit wegen sich gezwungen sah, sein zum Heile der Krankert langjährig gesegnetes Wirken einzustellen, der aber unvergessen in Tausenden von Schü- lern unter den deutschen Aerzten in dankbarem Gedächtnisse blei- ben wird. Einem aber, welcher an hiesiger Friedrichs-Universitüt 6 Jahre lang als Professer der Chemie und Physik wirkte, Carl Friedrich Wilhelm Kastner, soll in dankbarer Anerkennung seiner Ver- dienste um Leben und Wissenschaft unsere heurige General -Ver- sammlung gewidmet sein und das Vereinsjahr 186U ihm zu Ehren mit dem Namen Kastner'sches bezeichnet werden. Kastner war geboren in Usedom auf der Insel Eugen im Jahre 1783, widmete sich, 15 Jahre alt, der Pharmacie in Swine- münde, benutzte die ihm als Lehrling zugemessene Mussezeit mit eisernem Fleisse. versuchte schon als Lehrling oder doch kaum der Lehrzeit entwachsen, eine Analyse des Ostseewassers, fand hernach Gelegenheit in Berlin zu wissenschaftlichen Fortschritten, bezog die Universität Jena, musste durch Unterricht das Honorar seiner Promotion verdienen, erhielt schon 1805 einen Ruf ab ausserordent- 94 Vereinszeitung. lieber Professor nach Heidelberg, nachdem er einen Ruf nacb Mos- kau, so wie nach Griechenland abgelehnt hatte. 1812 folgte er einem Rufe nach Halle als ordentlicher Professor der Chemie und Ph3'sik. Sein Patriotismus führte ihn im October 1813 nach der Schlacht von Leipzig zur Uebernahme eines der russisch-preus- sischen Lazarethe, ging später als Stabscapitain mit nach Frank- reich, machte aus patriotischer humaner Rücksicht eine officielle Reise nach England, wo er sehr ehrenvoll aufgenommen und gün- stige Erfolge für sein Wohlthätigkeitsunternehmen fand. Im Jahre 1818 ward er nach Bonn berufen, von wo er schon nach drei Jah- ren nach Erlangen übersiedelte, daselbst hat er 36 Jahre lang mit grossem Fleisse gewirkt. Bei einer grossen Belesenheit war Kast- ner mit steter Bereitwilligkeit bemüht, mit seinem Rathe Jedem, der sich ihm näherte, zu unterstützen. In Bonn, wo Kastner eben abgegangen war, als ich dort Vorlesungen zu höi-en Gelegen- heit fand, wurde er von den Studirenden sehr gerühmt und wegen seiner Freundlichkeit und Leutseligkeit hochverehrt. Käst n er hatte schon zeitig gleich nach dem Freiheitskriege sein Augenmerk gerichtet auf die Nothwendigkeit der Unterweisung der Gewerbetreibenden in den Naturwissenschaften und zu dem Ende seinen Gewerbefreuud herausgegeberi, welcher Hermbstädt's Museum und Bulletin des Neuesten und Wissenswürdigsten unter- stützte und ergänzte, da Kastner mehr auf directen Nutzen für die Gewerbe es abgesehen hatte. In diesem Sinne war er, obgleich sein Gewerbefreund nicht lange erschien, thätig bis in seine späte- sten Jahre, wofür sein Handbuch der angewandten „Naturlehre in zwei Bänden, Stuttgart 1849" Zeugniss gewährt, welches einen grossen Schatz von Kenntnissen und Erfahrungen zusammenfasst. In diesem Werke findet der Leser eine Menge allgemeiner Bemer- kungen, Begriffsbestimmungen und Worterläuterungen in Beziehung auf alle Zweige der Naturwissenschaft, dann Erklärungen und Nach- weisungen aus dem Gebiete der Mathematik, phj'sikalischen Astro- nomie und mathematisch -physikalischen Geographie, ferner über Meteorologie, Klimatologie und Geologie. Aus dem Gebiete der Chemie sind alle für die Gewerbskunde wichtigen Gegenstände be- sprochen oder doch angedeutet, sowohl die Atomenlehre, die Elek- tricitätseinwirkungen, Elektrochemie, Formeln, Grundstoffe, alle chemischen Operationen und Geräthschaften, die verschiedenen Aeusserungen chemischer Thätigkeit, die Gase, Gährung, die mei- sten Körper, welche in der Chemie eine Rolle spielen, die Brenn- und Erleuchtungsstoffe, die Acte der Metallurgie, die Destillationen, die agronomische, wie die hauswirthschaftliche Chemie, Bekleidungs- gegenstände, Nahrungsmittel, Leim und Kitte, Kautschuk, Asphalt, die Thonarbeiten, die Glasbereitung, die künstlichen Edelsteine, die Färberei, die Oelbereitung, die Zuckerarten, die Alkohole, Branntweinbrennerei, Salzbereitung, die Gewinnung und Darstel- lung der Säuren. Die Erzeugnisse der unorganischen Chemie, auch die Ph_ysiologie, wie die neueren Entdeckungen in der Physik mit ausführlicher Betrachtung der Lehre vom Licht und von der Wärme. Auch die Pharmacie ist nicht vergessen und überhaupt ein so reicher Schatz in diesem Handbuche niedergelegt, überall durchstreuet von eigenen Beobachtungen und Erfahrungen, dass man erstaunen muss, wie der Verf. dieses Alles so gedrängt zu vereinigen wusste, frei- lich nicht ohne Mithülfe einer so kleinen Schrift, dass es mit An- strengung der Augen verbunden ist, das Werk viel zu gebrauchen, was jedenfalls ein grosser Nachtheil für den Gebrauch und Absatz Vereinszeitung. 95 ist, denn die Augen werden bei unsern Physikern, Chemikern und Naturforschern ohnehin schon auf starke Proben gestellt, als dass mau sich nicht hüten müsste vor einem anhaltenden Studium der mit so kleinen Typen gedjuckten Werke. Schon im Jahre 1816 gab Kastner eine Einleitung in die neuere Chemie, wo damals die neuen Entdeckungen Davy's über die Erd- und Alkalimetalle besprochen wurden. Bald erschienen Grundzüge der Physik und Chemie als Einleitung in das Studium derselben, ein Handbuch der Meteorologie mit Sammlung vieler interessanter Notizen und Beobachtungen. Eine vergleichende Uebersicht des Systems der Chemie, ein Grundriss der E.xperimen- talphysik. Kastner hat in allen Zweigen der Chemie sich ver- sucht und Arbeiten geliefert so vielfach in der medicinischen und pharmaceutischen Chemie. Ueber die gleichzeitige Darstellung des Quecksilbersublimats und kohlensauren Natrons, der Salpetersäure, des essigsauren Kalis, Sicherung vor schädlicher Einwirkung des Chlors, über Aetherbildung, medicinische Anwendung schwefelsau- rer Alkalien, der phosphorsaure Kalk in den Knochen, Verhalten des schwefelsauren Chinins und Cinchonins, über die Natur des Mineralkermes, des künstlichen Moschus, Darstellung des Salpeter- äthers, der Schwefelmilch, Anwendung des Schwefelkohlenstoffs, des Chlorkalks in der Medicin. Das Studium der Natur der Mineralwässer hat Kastner viel- fach beschäftigt. So verdanken wir ihm zwei schätzbare Abhand- lungen über die innere Natur der Mineralwässer und die Bildung derselben voller eigenthümlicher interessanter Ansichten. Eine ganze Reihe von Mineralquellen wurden von ihm analysirt, so das Mineralwasser von Brunn bei Euskirchen, die Quellen zu Ems, Schwalbach, Selters, Fachiugen, zu Kissingen, Hanibach, Schwelm. Auf dem Felde der technischen Chemie begegnen wir Arbeiten von Kastner, über Darstellung des Schweinfurter Grüns, des Zin- nobers, des Essigs, über Abtreiben des Silbers mit Wismuth, Er- kennung des Arsens im Zinn, Prüfung der Schwefelsäure auf flüchtige Säuren, Essigbereitung, Prüfung geschwefelten Kupfers, Darstellung der Soda und des Salmiaks, des Platinschwamms, Bereitung farbiger Glasmassen, Verhalten des Borax als Stellvertreter des Kaliumeisen- cyanürs bei der Stahlbcreitung, Bereitung des Mineralblaus. Von rein chemischen Arbeiten sind zu erwähnen: Verhalten des Kaliumeisencyanürs zu Phosphor. Trennung des Kalks von der .Magnesia. Ueber • udiometrische Mittel. Die Natur der Gäh- rung, der chemische Bestand der Gemische und Grundstoffe. Ueber Wasserstoffhyperoxyd, Verhalten des Crotonöls und der Eisensalze, der Mennige zur Schwefelsäure. Die Fernanziehung des Goldes. Elekti-ischer Process bei Sublimationen, phosphorsaure Magnesia als R<'agens auf Ammoniak, Verhalten des phosphorsauren Natrons zu alkalischen Erden, des phospliorsauren Natrons zu Magnesia- salzen, Prüfung des Eisengehalts in sauren Mangan- und Kupfer- lösungen durch Salpetergas, Trübwerden des Glases, Schützung der I'iatintlegei im Feuer, Darstellung des Wasserstoffgases, der Koh- lensäure, F^rkennung kleiner Mengen phosphorsauren Kalks, Lithioa im Mineralwasser. Sein Biograph in Erlangen nennt sein Wissen ein encyklopädi- 8chc4. Sein Vortrag war lebhaft und anziehend. Kastner war ein Biedermann im ganzen Sinne des Wortes, milde in seinem 96 - Vereinszeitung. Urtbeil, freundlich und gefällig im Umgänge, belehrend in seiner Unterhaltung. Bis an das Ziel seiner Tage war er bestrebt, nützlich zu wir- ken. Sein Wirken, so sagte sein Freund, Prof. Thomasius an seiner Gruft, war ein redliches vollgemessenes Tagewerk, eine Aus- saat für den Geist, eine Frucht, die da bleibt. Darum ehren wir dankbar das Gedächtniss des Mannes, der aus der Schule der Phar- macie hervorgegangen, ihr zur Förderung und Ehre gereicht hat und halten sein Andenken in dankbarer Erinnerung mit dem Wunsche, dass sein Fleiss, sein fruchtbares Wirken, seine stets freundliche Gefälligkeit, seine Bestrebungen nützlich zu werden^ reiche Nachfolger finden möge unter seinen Fachgenossen. Wir begehen heute . das 39ste Stiftungsfest unseres Vereins. Im Jahre 1820 in einem kleinen Kreise durch Brandes, Aschoff^ Beissenhirtz, Witting und du Menil gestiftet, ist derselbe in diesen vier Decennien immer mehr herangewachsen, während er im ersten Jahre kaum 100 Mitglieder zählte, ist die Zahl derselben jetzt nahezu 1600. Damals waren es meistens Apotheker aus West- phalen und der nahen Umgegend in Hessen, Hannover und Braun- schweig. Heute sind die Mitglieder über ganz Norddeutschland und einem Theile von Mittel- und Westdeutschland verbreitet, ja wir zählen derer in fernen Ländern. Zu seinen Ehrenmitgliedern gehören die berühmtesten Männer der Äledicin und Naturwissen- schaften, hochgestellte Staatsmänner und sonstige Freunde der Pharmacie. Der Verein ist noch täglich im Wachsen, wenn auch die Zahl der Mitglieder im letzten Jahrzehend nicht ansehnlich vermehrt worden, so ist sie doch nicht allein nicht verringert wor- den, sondern wenn auch nur um wenige Mitglieder gestiegen. Eingetreten sind in dem abgelaufenen Jahre 69 Mitglieder, da- von kommen auf Kreis Aachen 1, Arnsberg 3, Berlin 1, Bobers- bei'g 1, Bonn 1, Breslau 1, Bromberg 2, Braunschweig 2, Cassel 1^ Cöln 1, Crefeld 2, Danzig 2, Dessau 1, Elberfeld 1, Erfurt 1, Frank- furt 2, Görlitz 2, Gotha 1, Heide 4, Homberg (früher Treysa) 2^ Jena 1, Königsberg i. d. N. 2, Königsberg in Pr. 1, Lausitz 4, Lippe 1, Lissa 3, Lübeck 1, Luckau 1, Münster 1, Ostfriesland 1, Posen 1, Regenwalde 2, Eeinfeld 1, Rostock 2, Stade 3, Stettin 6, St. Wen- del 2, Weimar 2, Wolgast 2. Ausgeschieden sind 46, davon aus dem Kreise Aachen 2, Ber- lin 1, Bobersberg 1, Cöln 1, Crefeld 2, Danzig 2, Dessau 1, Erfurt 1, Görlitz 3, Güstrow 2, Halle 3, Hildesheim 1, Jena 2, Kreuzburg 2, Leipzig 1, Lippe 1, Lissa 1, Minden 1, Münster 1, Neisse 1, Ost- friesland 1, Osnabrück 2, Paderborn 2, Rostock 2, Ruhr 5, Staven- hagen 2, Schwelm 1, Weimar 1. Durch Tod sind ausgeschieden 11 Mitglieder und 3 Ehrenmit- glieder. Die ersten sind die Collegen: Herbrich in Ebersdorf, Welter in Stolberg, Libeau in Wadersloh, Schnitze in Osna- brück, Kerkhoff in Haren, Jahn in Geseke, Röder in Markran- städt, Brandenburg in Rostock, Schindler in Zöblitz, Dr. Tu- chen in Naumburg, unser Kreisdirector, dessen öOjähriges Jubiläum wir erst am 12. April begangen hatten, wo wir ihn inmitten seiner Familie und Freunde ein schönes Fest voll Heiterkeit und Frohsinn feiern sahen und hoflFen dui-ften, dass er uns noch lange erhalten und uns ein schon viele Jahre hindurch treuer und umsichtiger Vereinsbeamter sein sollte. Aber die Vorsehung hat es anders beschlossen, er musste uns plötzlich durch einen Nervenschlag ent- rissen werden. Wir bedauern innig seinen Verlust. Ein noch ganz Vereinszeitung. 97 junger College, Dr. Göpel in Werdau, ehemals eine Zeitlang mein Gehülfe, ein kenntnissreicher nnd höchst bescheidener Manu, dem ein günstiges Loos gefallen, ward im November 1858 nach kurzer Krankheit aus seinem Berufskreise abgerufen. Er hat im Archive einige Arbeiten niedergelegt, welche noch weitere Nachfolge geisti- ger Früchte hoffen Hessen. An Ehrenmitgliedern verloren wir meinen Neffen, Dr. Hein- rich Bley. Lehrer der Mathematik und Naturwissenschaften, einen fleissigen Arbeiter am Archive, der ausser mancherlei Original- Arbeiten eine grosse Reihe von Excerpten mit Fleiss und Einsicht verfasst hat: dann den Professor Soubeiran in Paris, einen aus- gezeichneten Pharmaceuten, dem wir viele schätzbare Arbeiten ver- danken, und endlich den Nestor der Naturforscher, den grössten der Naturkundigen, den gediegensten aller Gelehrten auf dem Felde der Erdkunde, Alexander v. Humboldt, der zu Berlin am G.Mai aus seiner langen und überaus rühmlich durchlaufenen Ei-denpilger- schaft von 90 Jahren abgerufen ward, um nun Gottes Herrlichkeit zu schauen, die er hier in seinen Werken mit tiefem Forscherblick zu durchdringen bestrebt war. Mit ihm ist ein reiches Leben erloschen, dessen Wirken sich auf drei Welttheile erstreckt hat. Er ist gestorben, aber nur um zu neuem Leben zu erwachen, wie er selbst einst so schön an- deutete : Es sterben dahin die Geschlechter der Menschen, Es verhallt die rühmliche Kunde der Völker, Doch wenn jede Blüthe des Geistes welket, Wenn im Sturme der Zeiten die Werke schaffender Kunst zer- stieben, So entspriesst ewig neues Leben aus dem Schoosse der Erde. Rastlos entfaltet ihre Knospen die zeugende Natur, Ob auch der frevelnde Mensch, ein nie versöhntes Geschlecht, Die reifende Frucht zertrete. Der Name Humboldt aber wird behalten bleiben für alle Zeiten, so lange auf Erden der menschliche Geist Forschungen an- stellen wird, um Gottes Grösse und Herrlichkeit zu entziffern. Stets wird Alexander v. Humboldt als eine glänzende Sonne auf dieser Bahn voranleuchten allen Völkern. Der Verein hat im Jahre 1840 dem grossen Forscher seine Huldigung dargebracht durch die Widmung der General -Versammlung in Leipzig und Bezeichnung des Vereinsjahres 1841 mit Humboldt 's Namen. Unser Archiv enthält mehrere Abhandlungen von A. v. Hum- boldt. Der verstorbene Oberdircctor Brandes hat im Jahre 1840 am 8. September einen schönen Vortrag zu Ehren Humboldt's gehalten und das erste Heft des 25sten Bandes zweiter Reihe oder des T.'Jsten Bandes der ganzen Reihe enthält auf der ersten Seite einen Brief A. v. Humboldt's, worin er dem Vereine seinen Dank ausspricht für die ihm zugedachte Ehre, die General-Versammlung und das Vercinsjalir mit seinem Namen zu belegen. Möge der Verein stets würdig sich zeigen, einen Mann wie Alexander v. Humboldt den Scinigcn haben nennen zu dürfen. Zum Zeichen aber der innigen Anerkennung seiner grossen Ver- dienste um Leben und Wissenschaft la.ssen Sic uns von dem Platze erheben ! An neuen Ehrenmitgliedern hat der Gesammt- Verein gewon- nen: den Geheimen Hofratli v. Jobst in Stuttgart, Apotheker Dr. Lucanus in Halberstadt und Kreisdirector Dr. Tuchen in 98 Vereinszeitung. Naumburg, Apotheker Hoffacker in Buekow, Schiedt in Herin- gen, Nienliaus in Stadtlohn und Schliwa in Cosel, welche säinmtlich die Feier öOjähriger Wirksamkeit in der Pharmacie ge- feiert haben, so wie den Kreislandrath und Magistratsrath Then in Würzburg. Kreisversammlungen sind gehalten worden in dem Kreise Hom- berg, sonst Trevsa, unter der thätigen Verwaltung des neuen Kreis- directors Dr. Caseelmann, in Duisburg unter Vereinigung der Kreise Düsseldorf, Crefeld, Duisburg und Ruhrkreis, in Braun- schweig für das Vicedirectorium Braunschweig, zu Waldeck im Kreise Corbach, zu Halle für die Kreise Halle, Bernburg und Dessau, zu Wühelmsbad für Kreis Hanau. An Veränderungen kamen vor in der Leitung der Kreise die, dass dem Kreisdirector Dr. Hardtung die Leitung des Kreises Harburg musste abgenommen und in der Person des Herrn Colle- gen Schultze in Jork ein neuer Kreisdirectoi- bestellt werden. Herr Dr. Hardtung, der sich erst so viele Mühe gab zur Leitung dieses Kreises zu gelangen, hat dem Verein mit grossem Undank gelohnt, da er auf eine sehr unwürdige Weise sich der Verpflich- tung der Berichtigung der Einnahmen zu entziehen suchte, unter der Vorspiegelung, das Directorium bestehe in nicht rechtmässiger Weise. Das Directorium hat die Freude zu ersehen, dass der Ver- waltung Seitens der Herren Vice- und Kreisdirectoren viel Eifer und Umsicht gewidmet worden ist. Dasselbe spricht denselben seinen anerkennendsten Dank aus für die so erfreuliche Bethätigung an dem Interesse des Vereins. Nicht derselbe rege Eifer heri-schte in Beziehung auf die Un- terstützung der Redaction mit Arbeiten für das Archiv. Die Reihe der Mitarbeiter war eine geringe, so wie die Zahl der gewonnenen Beiträge verhältnissinässig nicht bedeutend. Doch verdanken wir' den Herren : Blüher, Brodkorb, Cassebnann, Flach, Geiseler, und dessen Sohn Dr. Otto Geiseler, Göppert, Grischow, Hahn, Harms, Herzog. Heusler, Hager, Ihlo, Kraut. Krauthausen, Kümmell, Lan- derer, Leidolt, Löhr, Lucas, Ludwig, Th. Martins, Meurer, Mit- scherlich, Müller, Neese, Oelschütz, Peckolt, Rebling, Reichardt, Rubach, Schlienkamp, Schlossbei-ger, Sommer, Strumpf, Veitmann, Völker, Walz, Carl und Gustav Bley nützliche Beiträge fürs Archiv. Der Verein zählt an 1600 Mitglieder. Wenn nur der zwanzigste Theil sich jährlich durch Beiträge und Mitarbeiten betheiligte, so würde unser Archiv zu den best -beschicktesten Zeitschriften gehören. Dass es nicht so ist und die Redaction oftmals eine Zeit der Ebbe bemerken musste, kann dem Vereine nicht zum Ruhme gereichen. Wenn die Pharmacie für die Zukunft eine andere Aus- sicht nicht haben wird, als vermöge der in ihr vorhandenen Summe von Kenntnissen sich ehrenvoll zu behaupten, so können wir nicht anders als es aussprechen, dr^ss die junge Generation sich bestreben möge, den fleissigen Vorbildern uachzu.~trebeu, als welche sich unsere Meister und unsere Freunde, ein BiltzL, Bucholz, Brandes, Geiger, Meissner, Buchner, Döbereiner, Duflos, Dulk, du Menil, Geiseler, Göbel, Göppert, Herberger, Herzog, Hirzel, Hornung, Kühn, lugenohl, Jonas, Kästner, Landerer, Löhr, Ludwig, Löwig, Marquardt, Met- tenheimer, Meurer, Mohr, Müller, Nees v. Esenbeck, Overbeck, A. Overbeck, Pfaff, Rebling, Reich, Reichardt, Reinsch, Riegel, Rose, Rump, Schacht, Schrader, Stoltze, Trautwein, TrommsdorfF, Vereinszeitung. 99 Vogel, Voget, Wackenroder, Walz, Wiegmann, Wild, Will, Wink- ler, Witting sen., Wittstein, Wöhler, Wurzer erwiesen haben. Unsere Vereins- Stiftungen erfreuen sich eines gedeihlichen Zustandes und wirken in aller Weise nützlich. Sie Ihrer Beach- tung und Förderung zu empfehlen, namentlich die Stiftung zur Fürsorge verlassener Wittwen und Waisen, verarmter Collegen, hülfsbedürftiger Gehülfen und studirender Pharmaceuten darf ich nicht unterlassen. Wer dafür, wirken kann, streut die Saat des Wohlthuns und erntet eine freudige Frucht, die Frucht des bese- ligenden Herzens, den Bedürftigen die hülfreiche Hand geboten zu haben, welche Gottes Auge siehet und segnet mit innerem Frieden. Ueber die Fonds der Stiftungen und die Cassenverhältnisse des Vereins überhaupt habe ich Ihnen folgende Resultate vorzulegen. Bericht über die Cassenverhältnisse des Apotheker- Vereins in Norddeutschland. Die Cassenverhältnisse unseres Vereins, über welche ich jetzt zu berichten die Absicht habe, sind in einer Ordnung, wie sie in jedem Haushalte sein sollten. Sie sind so geordnet, dass die vor- handenen Fonds, die Grundpfeiler der vorhandenen Cassen, fast im steten Wachsen begritl'en sind oder dass diese doch nie an- gegriffen werden, selbst wenn kleine unvorhergesehene Ausfälle und Verluste durch nachlässige Mitglieder oder Vereinsbeamte herbei- geführl. oder wenn eine ausserordentliche Ausgabe vom Directorio für nöthig gehalten wurde. Alle solche Verluste oder ungewöhn- liche Ausgaben werden dann durch die Zinsen der Vereins-Capital- Casse ausgeglichen. Fälle der ersten Art kommen freilich immer vor, einzelne Mit- glieder bezahlen nicht und es kann auch nicht immer der Betrag später erlangt werden, doch ist dies nicht oft der Fall und der Verlust also nicht gross, grösser ist er schon, wenn Vereinsbeamte nachlässig sind oder zahlungsunfähig werden, so z. B. haben wir noch aus dorn Kreise Düsseldorf, von seinem früheren Kreisdirector aus dem Jahre 18.55 etwas zu fordern, doch wird dies wohl im jetzt laufenden Rechnungsjahre zurückerlangt werden, hierzu ist im letzten Jfihre ein neuer Verlust gekommen, aus Kreis Harburg, der doch nicht so gross ist, da dieser Kreis nur 6 Mitgliederzählt*). Aussergewöhnliche Ausgaben hat aber das Directorium für das ver- flossene und laufende Jahr für nöthig gehalten, das erste war ein nothwendig gewordenes Ergänzung-^heft, dessen Druck 304^ 3 s^r 3^ gekostet und wovon jedem .Mitgliede, ohne Nachzahlung ein Exemplar gesandt wurde, die zweite ist der Druck eines Autoren- und Sachregisters über sämmtliche bis jetzt erschienene Jahrgänge unseres Archivs, welcher Kostenbetrag aber erst im nächsten Jahre in Ausgabe kommt. Die hier vorliegoiden Rechnungen der verschiedenen einzelnen Gassen, welche alle schon vom Cassenverwalter Director Faber durchgesehen und justificirt sind, werden Jedem den Beleg für das oben Gesagte liefern. Da aber doch nicht Jeder geneigt sein könnte, hier solche Studien zu machen, so will ich eine kurze Uebersicht geben und einen Ueberblick durch herumzureichende, von dem Verwalter der General-Casse gefertigte Tabellen erleichtern. *) Dieser Verlust wird nicht eintreten, da Dr. Ilardtung zur Zahlung rechtskräftig verurtheilt worden ist, wie mir eben mitgetheilt wird. Bl. 100 Vereinszeitung. Die Einnahme der General - Casse des Jahres 1858 betrug- 10,787^ 18 sgr 2 3). Hiervon gehören: 8692 *f 1 sgr 8 §) der Vereins - Casse, 146 „ — „ — „ Eintrittsgelder, der Vereins - Capital- Casse, 1744 „ 19 „ 6„ freiwillige Beiträge, der Gehülfen- Unterstützungs - Casse, 175 „ 28 „ — „ der allgem. Unterstützungs- Casse und 28 „ 29 „ — „ zu sonstigen milden Zwecken 10787 4 18s^r 2§). Die für die verschiedenen Gassen vereinnahmten Gelder sind den Verwaltern derselben theils durch Quittungen über für sie gemachte Zahkingen, theils baar durch den Verwalter der General- Casse bei der Directorial- Versammlung in Eehme ausgezahlt und von diesen in den vorliegenden Rechnungen vereinnahmt und weiter verrechnet worden. Die gesammte Einnahme der Vereins -Casse besteht in: 8636 4 bsf — §) Beiträge der Mitglieder, verkaufte Archive an Behörden etc. und für verkaufte Journale aus den Lesezirkeln, 26 „ 20 „ — „ für an den süddeutschen Apotheker- Verein ver- kaufte Archive, 7 „ 25 „ 8 „ aus der Niemann'schen Creditmasse, 17 „ — „ — „ Kestanten aus dem Jahre 1857, 4 „ 11 „ — „ vsregen zurückgesandter Archivhefte, 8692 4 Isgr 8§) Summa. Von dieser Einnahme wurden die laufenden Ausgaben des Vereins bestritten, und zwar: 3989 4 5sgr — §) für 1595 Exempl. des Archivs an die Hahn'sche Hofbuchhandlung in Hannover, Zeitschriften für das Directorium, Porto für die Versendung des Archivs an die Kreisdirectoren, für Couvertirung des Archivs, für das Binden der Dedications-Exemplare, für 103 Exemplare des Jahrbuchs der Pharmacia, für den Druck der Vereinspapiere, Druck des Ergänzungsheftes, Verwaltungskosten des Directoriums, incl. Gehalt des Archivars Schwarz, Verwaltung der General -Casse, Zeitungs- Annoncen, die General - Versammlung betreffend, für Ehrendiplome, für Lesekreise und Verwaltung der Vicedirec- torien und Kreise, 768 „ 15 „ — „ an die Gehülfen-Ünterstützungs-Casse, als statu- tenmässiger Beitrag von 1537 Mitgliedern. 91624 22 sgrlO^ Summa. Ziehen wir von dieser Ausgabe die Einnahme der Vereins- Casse von 8692 4 1 «gr 8 §) ab, so ersehen wir, dass diesmal 470 4 21 snr 2 S) mehr verausgabt und von den Einnahmen der Vereins- Capital-Casse gedeckt werden mussten. Dass diese Mehrausgabe 20 „ 6„ 290„24„ 6 36„-„ 6„ 6„ 274„20„ 59 „ 8„ 304,, 3„ 552 „ 3„ 6 3 3 184„ 1„ 4.17„ 3 6 6 „ 15 „ 2666 „ 17 , 7 Vereinszeitung. 101 aus den unentgeltlich den Lesekreisen gelieferten Jahrbüchern der Pharmacie und den Mitgliedern zugesandten Ergänzungsheft ent- standen, wollen wir hier noclmials erwähnen. Von den von der Hahn'scheu Hofbuchhandlung venrechneten Exemplaren des Archivs waren 1547 an wirkliche Mitglieder des Vereins, 25 „ Ehrenmitglieder, 23 „ den südd. Apoth.-Verein, Behörden etc. verkaufte. 1595. Verloren gegangene und verschleppte Exemplare des Archivs sind auch in diesem Jahre keine zu berechnen, weil theüs durch die Sorgfalt der Hahn'scheu Hofbuchhandlung und theils durch die Aufmerksamkeit des Keclinungsführers es unmöglich gemacht wird, und weil endlich einzelne Hefte von der genannten Buch- handlung mit grosser Liberalität unentgeltlich ersetzt werden. Die Vereins- Capital-Casse hat von ihren am Schlüsse des vorigen Jahres besessenen und im Mai 1858 noch angekauften Wei'thpapieren nichts veräussert: auch am Schlüsse des Jahres 1858 ungeachtet der zur Vereins-Casse zugeschossenen 470 ^ 21 s^r 3 §) noch 284 ^ 2 st^r 2 S) übrig behalten. Diese wurden jedoch dies- mal nicht zum Capital geschlagen, sondern zurückgelegt zur Bestrei- tung der grossen Extra-Ausgabe, welche durch die vom Directorio beschlossene und nun schon ausgeführte Heiausgabe des Autoren- und Sachregisters über sämmtlichb bis jetzt erschienenen Jahr- gänge des Archivs veranlasst wurde. Den VVerth dieses Unter- nehmens wird Jeder zu schätzen wissen, der sich literarisch be- schäftigt: ja für den erstreckt sich dieser Werth nicht bloss auf die Benutzung des Archiv-Inhalts, sondern auch auf den fast aller übrigen chemischer und pharmaceutischer Journale, da man nicht bloss den Auszug, sondern auch den Ort, wo er im Originale ge- standen, nachgewiesen erhält. Jeder wird es also gerechtfertigt finden, wenn in diesem Jahre keine Vermehrung der Fonds der Vereins-t.'apJtal-Casse bewirkt worden und wohl auch im nächsten Jahre nicht erzielt werden wird. — Einen sicheren Eeservefond hat der Verein in den 13 — 14000 Thalern, welche die Vereins- Capital-Casse jetzt schon ix'sitzt, und unrecht wäre es gewiss, wenn das Directorium den jetzt Lebenden durch solche nöthige und nützliche Unternehmen, wie die Herausgabe des Ergänzungshefts und des Generalregisters, neue oder grössere Lasten autlegen und dagegen nur für die Nachkommen sparen wollte. — Ist das Gene- ralregister bezahlt, so bleibt der Zuschuss der Vereins- Capital- Casse der Kosten freier Lieferung des Jahrbuchs wegen zwar wohl immer noch, doch ist er nur ein geringer, und es findet dem un- geachtet stete noch eine Vermehrung des Fonds um circa 500 ^ statt. Noch will ich zur Rechtfertigung des Directoriums hier er- v/äbnen, das» um circa G'/j Proc. Zinsen zu erzielen, in der letzte- ren Zeit einige österreichische Staatspapiere angekauft worden sind; auch in der jetzt durchlebten schlimmen Zeit hat man an den Zinsen der österreichisch-französischen Eisenbahn -Prioritäten nicht das Geringste eingebüsst, sie sind ebenso ausgezahlt worden, wie früher, 7 Francs mit 2 'l'lialer weniger 3 Pfennig; aber auch an den Grundentlastungs-Oljügationen, wo man fast '/s; wegen des echhtchten Standes der österreichischen Währung, verlor, hatte man, den Einkauf in IJetracht gezogen, noch 4'/2 Proceut Zinsen. 102 Vereinszeitung. Das Capital selbst steht aber so sicher, wie das der Staatspapiere überhaupt. Die Gehülfen-Ünterstützungs-Casse schloss im Jahre 1857 mit einem Cassenbestand von 17,800 *f Id s^r 8 §5 ab und hat im Jahre 1858 an freiwilligen Beiträgen, regelmässiger Einnahme, Yon jedem Mitgliede 15 scjr und Zinsen von den angelegten Capita- lien eine Gesammteinnahme von 3162 4* 24 s^r 6 ^ gehabt. Für Pensionen an Gehülfeu sind im verflossenen Jahre 1962 *^ 15 sgr und ausserdem noch 53 ^ 20 sjr ausgegeben worden. Ziehen wir diese Ausgaben von der Einnahme ab, so ergiebt sich ein üeber- schuss von 1176 «^ 19 scjr 6 ^, welcher wiederum zum Capital ge- schlagen werden konnte. Für das jetzt laufende Jahr wurde der Stipendien-Casse 50«^ aus der Gehülfen -Unterstützungs-Casse zu- gewiesen, da der Gesuche um Stipendien so viele sind und Stipen- dien ja doch auch Unterstützungen für Gehülfen sind. Die allgemeine Unterstützungs-Casse, an welche immer im Verhältniss zu ihren Mitteln die grössten Anfoi'derungen gestellt werden, hat im Jahre 1858 68,$ 8sgr 7 §) mehr ausgeben müssen, als sie eingenommen. Ihre Haupteinnahme ist immer die Eüekzahlungsprämie aus der Aachen -Münchener Feuer- Versiche- rungs-Gesellschaft, diedC betrug aber im laufenden Kechnungsjähre nur 551 ■^ 4 sgr, die aus der Colonia nur 10 sgr, die freiwilligen Beiträge 107 ^' 6 sgr und die Zinsen 81 «^ 11 s^r 3 b). — Die Aus- gaben aber beliefeu sich auf 808,;^ 10 sgr. Im nächsten oder viel- mehr im jetzt laufenden Jahre wird sich das Verhältniss wieder besser stellen, da die Rückzahlungsprämie der Aachen -Münchener Feuer -Versicherungs- Gesellschaft an 30^ mehr beträgt und der Zuschuss, den die Stipendien -Cassen bedurften, nicht mehr dieser, sondern der Gehülfen -Unterstützungs-Casse überwiesen worden ist. Die Stipendien -Cassen bestehen jetzt aus den zu Ehren von Brandes und Wackenroder, durch Sammlungen bei den Vereinsmitgliedern, gegründeten Stiftungen und aus den vom Me- dicinalrath Dr. Müller überwiesenen Geldern, deren Gesammt- betrag nahe an 5000 *f beträgt. Die beiden ersten vermehren sich auch jetzt noch durch kleine zufällige Beiträge, nur wenig durch bleibende Zinsen, da es nie an Gesuchen zur Unterstützung beim Studiren von tüchtigen und bedürftigen Pharmaceuten fehlt. — Stipendien erhielten im Jahre 1858 die Herren Carl Bley 50 ^$, Leuterbach 30«$ und C. Lehmann 50^. Für das Jahr 1859 waren 9 Gesuche um Gewährung von Sti- pendien eingegangen, doch konnten nur 5 berücksichtigt und eine auf 1860 verwiesen werden, was um so gerechtfertigter schien, da Petent erst Ende 1859 seine Studien beginnen will. Die Meurer-Stiftung, aus welcher im Jahre 1858 zum zweiten Male die Prämien für die Lehrlinge mit 24 -^ 12 s^r 6 d) bezahlt worden sind, ist in 600 Gulden österreichischen Grundent- lastungs-Obligationen angelegt und es werden so immer die Zinsen davon zur Bestreitung dieser Vereins -Ausgabe ausreichen. Die Herren Mitglieder, welche die vorjährige Versammlung in Würzburg besucht haben oder die mit Aufmerksamkeit dem Be- richte gefolgt sind, werden sich erinnern, dass damals über die Vereinszeitung. 103 Sammlungen des Vereins, welche unter dem Namen Museum in Bielefeld bei Herrn Director Dr. L. Aschoff aufbewahrt wurden, der Beschluss gefasst worden ist, diese Sammlungen zu einer frucht- baren Verwendung zu bringen, indem man sie den pharmakogno- stischen Sammlungen der Universitäten zu Breslau und Jena ein- verleibte. Dieser Beschluss fand nach dem rechten Verstäudniss die Betheiligung der Versammlung, und so hat das Directorium den- selben ausgeführt, nachdem es von der Directorial-Confei-enz zu Bad Oeynhausen aus einen Abstecher nach Bielefeld gemacht und daselbst die brauchbaren Gegenstände bezeichnet hatte, welche nach Breslau und welche nach Jena übermittelt werden sollten. Das ist geschehen. Der grösste Theil der Drogueu und Mineralien- sammlung ist nach Breslau, einige hübsche Droguen, welche in mehreren Exemplaren vorhanden waren und das gut erhaltene Herbarium des Vereins sind nach Jena gesandt worden und erstere von Herrn Geheimen Mediciiialrath Professor Dr. Göppert, letz- tere von Herrn Professor Dr. Ludwig als Director des pharma- ceutischen Instituts in Empfang genommen worden. Von beiden Seiten bin ich beauftragt worden, dem Vereine den besten Dank für seine Geschenke darzubringen und die Versicherung hinzuzu- fügen, dass die Sammlungen in dankbarer Erinnerung an den Vei'- ein zum Besten der studirenden Pharmaceuten in Gebrauch kom- men sollen. Das Directorium hat die Ueberzeugung, dass auf diese Weise die Sammlungen die zweckmässigste Verwendung ge- funden haben. Die in der General- Versammlung zu Würzburg zur Sprache gebrachte Ausarbeitung eines Real - Registers zum Archive der Pharmacie ist erfolgt und aus den Händen des Herrn Dr. Witt- stein in München als eine nützliche Arbeit hervorgegangen. Der Umfang dieses Registers ist freilich ein viel grösserer geworden, als vorhergesehen werden konnte, was damals zu 27 bis 30 Bogen veranschlagt war, füllt nicht weniger als 45 Bogen 2V4 Seite. Si^ ist auch eine fleissige und treffliche Arbeit. Sie gewährt uns eine Uebersicht dessen, was das Archiv in seinen 130 Bänden von 1822 bis 1857 enthält und zeigt einen reichen Schatz an wissenschaft- lichen Bestrebungen und Arbeiten. Sie gewährt aber auch eine Einsicht in die Leistungen, die wir den Mitgliedern, Ehrenmit- gliedern, und den Männern der Wissenschaft zu danken haben zum Besten der Pharmacie. Die Versendung dieses Generalregisters ist theils schon geschehen, theils wird sie mit den Septemberheften des Archivs bewirkt werden. In derselben vorjährigen General - Versammlung zu Würzburg war von einigen wichtigen, die Pharmacie betreffenden Tagesfragen die Rede, als: 1) Verbesserung der Vertretung für die pharmaceutische Lauf- bahn, 2) Genügende Ausbildung in der sogenannten Lehrzeit, 3) Prüfung der Gehülfen, 4) Verpflichtung derselben, 5) Genügende Fürsorge der Staaten für das Studium der Pharmaceuten, 6) Rück- sichtsnahme auf Verbesserung der Taxpreise, deslialb Zuziehung von Apothekern kleiner Städti- oder Land-Apotheker zur Tax-Com- mission, welche bereits bei der Versanmilung in Breslau ang(!regt worden waren, wozu in Würzburg noch die Einführung des neuen bürgerlichen Gewichts als Medicinalgewiclit hinzukam, welche entweder die Beibehaltung des jetzigen Medicinalgewichts oder 104 Vereinszeitung. besser die Einführung des französisclien Grammengewich.ts als Me- dicinalgewicht wünschte. Was nun die Einführung des neuen bürgerlichen Gewichts als Medicinalgewicht betrifft, so wäre nach den in Sachsen und Preus- sen eingezogenen Erkundigungen damals eine derartige Aeusserung ohne günstigen Erfolg gewesen, weil die Gewichts- Angelegenheit schon durch Gesetze geregelt ist, wenn auch der Zeitpunct der Geltung für das Medicinalgewicht noch ausgesetzt worden ist. Frei- lich kann man den Wunsch nicht unterdrücken, dass auch die Medicinalpersonen darüber vorher gehört worden wären, dann würde sich gezeigt haben, dass es grosse Schwierigkeiten habe mit der Einführung eines andern Medicinalgewichts. Auch scheint es, dass man beim Entwürfe der Pharmakopoe darauf Rücksicht nehmen müsse. Am zweckmässigsten und leichtesten würde es sein, das französi- sche Grammengewicht anzunehmen, das fast Jedermann, der mit Maass und Gewicht überhaupt zu thun hat, schon bekannt und leicht zu handhaben ist. Das Directorium hat den beantragten Reformen seine Aufmerksamkeit nicht entzogen, sondern sich damit mehrfach in Correspondenzen und Berathungen beschäftigt, nament- lich auch in seiner letzten Conferenz zu Bad Oeynhausen und Bielefeld im Mai dieses Jahres. Nach den dortigen Erwägungen hat dasselbe auch durch den Ober- director eine Eingabe an das Königl. preussische Ministerium aus- arbeiten und einreichen lassen, welche den Mitgliedern des Vereins durch das Septemberheft des Archivs zur Kenntniss gebracht wer- den wird. Ich habe davon einige Separatabdrücke machen lassen, die ich Ihnen hier vertheilen will. Inzwischen hat die Redaction der Bunzlauer pharmaceutischen Zeitung eine Petition beantragt zum Schutze gegen die Ueberfluthung der Geheimmittel und ihr Unternehmen, an der gegen 700 Collegen sich betheiligt haben, in einer Schrift: „Brennende pharmaceutische Fragen" zu motiviren gesucht. Mein Ürtheil über dieses Schriftstück habe ich zur Kennt- nissnahme der Mitglieder des Vereins im Augusthefte des Archivs S. 214 — 216 vorgelegt. Ich bin dabei von der Meinung ausgegan- gen, dass die Apotheker sich stets auf dem Standpuncte der Bil- dung und Wissenschaft nach Aussen wie nach Innen bewegen sol- len, und dass anderes Thun und Treiben der Pharmacie unwürdig ist und zum Nachtheil gereicht, wofür die Erfahrung in meiner 42jährigen pharmaceutischen Laufbahn sprechen dürfte, in der sich Gelegenheit gefunden hat, die Ansichten und Ei-fahrungen der be- deutendsten Männer der deutschen Pharmacie kennen zu lernen. Möge unsere diesjährige 39ste Stiftungsfeier und General-Ver- sammlung Zeugniss davon ablegen, dass die Apotheker sich einig fühlen in der Bestrebung nützlich zu wirken für Leben und Wohl- fahrt auf der Basis des strengsten Pflichteifers und steten Fort- schreitens in der Wissenschaft! Vereinszeitung. 105 Veränderungen in den Kreisen des Vereins. Kreis Arnsberg. Hr. Apoth. Pelizäus scheidet aus. „ „ Otto Schütz in Berleburg und „ „ Wilhelm Walt her in Soest sind eingetreten pro 1860. Kreis Eisleben. Hr. Apoth. Marschhausen in Stollberg ist ausgeschieden. Kreis Bernburg. Hr. Apoth. V. Lengerken in Ballenstedt, früher schon Mit- glied, ist eingetreten. Kreis Danzig. Es scheiden aus: Hr. Apoth. Hartwig in Danzig, „ „ Müller in Lauenburg. Hr. Regierungs - Mediciualrath Dr. Seh aper, welcher nach Coblenz versetzt worden ist, tritt dem Kreise Bonn bei. Kreis Elbing. Es treten aus: Hr. Apoth. Preussmann in Neuteich, „ „ G. Schneider in Elbing. Kreis Lissa. Hr. Apoth. Dr. Hager ist nach Berlin übersiedelt und in den Kreis Berlin getreten. Kreis Angermünde. Eingetreten ist: Hr. Apoth. Oesterfeld in Fürstenwerder. Kreis Neisse. Die HH. Apoth. Ernst in Neisse und Wehl in Zütz sind aus- geschieden. Kreis Osnabrück. Mit Ablauf dieses Jahres wird Hr. Apoth. Meessmann in Gehrde aus dem Verein scheiden. Kreis Oels. Hr. Apoth. Tinzmann in Stroppen ist eingetreten. Kreis Altona. Hr. Apoth. Christiensen in Hohenwestedt ist eingetreten. Kreis Ryhnik. Hr. Apoth. Seybold iu Beuthen a. d. 0. ist aufgenommen. Kreis Leipzig. Hr. Apoth. Rüger in ßrandis ist ausgeschieden. Kreis Minden. Hr. Apoth. Stammer in Rinteln ist ausgeschieden und an seine Stelle Hr. Apoth. Dr. Strüwer eingetreten. Notizen aus der General-Correspondenz des Vereins. Beiträge zum Archiv gingen ein von den HH. Eder in Dres- den, Dr. Herzog in Braunschweig, Prof. Dr. Kühn in Leipzig, Privatdoc. Dr. Reichardt in Jena, Apoth. Hendcss in Sachsa, Arch. d. Pharm. CLL Bds. L Ilft. 8 106 Vereinszeitimg. Hornung in Ascliersleben, Brodkorb in Halle, Prof. Dr. Lan- de rer in Athen, Apoth. Feldbaus in Herstmar, Privatdoc. Dr. Berg in Berlin, Apoth. Dr. Scblienkamp in Düsseldorf, Apoth. Aldenhoven, Apoth. Peckolt in Cantagallo, Ehr endir. Dr. M eu- rer in Dresden. Anmeldungen und Abmeldungen wurden gemacht durch die HH. Vicedir. Dr. v. d. Marck, Director Dr. Geiseler, Ehrendir. Bucholz, Dr. E. Müller, Vicedir. Werner, Vicedir. Claussen, Vicedir. Vogel, Vicedir. Bredschneider in Königs- berg. Meldungen zu Stipendien erfolgten von den HH. Schulz in Breslau, Wagner in Breslau. Von Hrn. Kreisdir. Struve wegen Weigerung eines Mitgliedes," den vollen Beitrag zu zahlen, Anwei- sung auf abschlägigen Bescheid. Von Hrn. Vicedir. Dr. Gri seh ow wegen des Jubelfestes des Hrn. Kreisdir. Sarnow in Schwerin. Von Hrn. Hof-Apoth. Hartmann in Magdeburg wegen Beitrages zur Unterstützung für Hrn. Güttcke. An Hrn. Kreisdir. Fischer in Saalfeld wegen Unterstützungssache. An das Directorium der Gehlen-Bucholz-TrommsdorfFschen Stiftung wegen Uebernahme eines Pensionairs. An HH. Prof. Dr. Ludwig, Dr. Reich ardt, Hen- dess, Hornung verschiedene Bücher und Journale zur kritischen Auzeige. Von Hrn. Geh. Med.-Bath Dr. Mitscherlich wegen An- gelegenheit der Hagen-Bucholz'schen Stiftung. Von Hrn. Oberdir. Prof. Dr. Walz in Heidelberg wegen seines Jahrbuchs. Von Hrn. Vicedir. Berg-Comm. Ketsch y wegen Unterstützungssache und Ver- änderungen in den Hannoverschen Kreisen. Von Hrn. Prof. Dr. Ehrmann in Olmütz wegen Journalaustausch. Von HH. Apoth. Hof mann in Dresden und Hof mann in Schlotheim wegen Gehül- fen und Lehrlinge. Von Hrn. Med.-Rath verbeck in Lemgo u. Hrn. Dir. Faber wegen Unterstützungssachen. Von Hrn. Kreisdir. Strauch in Frankfurt a/0. Empfehlung des Hrn. Wagner zum Stipendiumgenuss. 3. Zur Reform der Pharmaeie; von Hahn in Merseburg. (Vortrag bei der General -Versammlung in Halle.) Will die hochgeehrte Versammlung der Pharmaceuten von Nah und Fern mir die Erlaubniss geben, meine durch vieljährige Beob- achtungen entstandenen Gedanken über die Standesverhältnisse der deutschen Pharmacie in einem kurzen Abrisse vorzutragen, so bitte ich um einige Aufmerksamkeit. Die Pharmacie, eine Tochter der medicinischen Wissenschaft, entstand, indem sie die Mittel herstellte, welche der Arzt zur Her- stellung kranker Individuen bedurfte. Sie war in den frühesten Zeiten in den Händen der Aerzte und trennte sich erst von der Medicin, als die Zahl der Arzneimittel sich vergrösserte und es nicht mehr in der Hand eines einzelnen Mannes lag, bei den Be- obachtungen am Krankenbette zugleich die Arzneikörper zu sam- meln, zu bearbeiten und auszutheilen. Zuerst waren die Pharma- ceuten mechanische Handlanger des Arztes, sie waren Wurzelgräber, Kräutersammler und später durch die Gesetzgebung Arzneibereiter und Arzneiverkäufer. Das Letztere waren sie Jahrhunderte hin- durch und sind es noch. Als aber die Medicin zur Wissenschaft reifte und durch ihre verschiedenen Systeme die verschiedensten Arzneiformen wünschte, konnte die Pharmacie nicht zurückbleiben, Vereinszeitung. 107 sie musste folgen, um die Wliusche der Aerzte zu befi-iedigen, und aus ihrem mechanischen .Walten heraustreten. Die Natur giebt die mannigfachen Arzneikörper her — die Kräfte derselben werden von dem Arzte beobachtet — sie selbst aber wollen gekannt und unterschieden sein, und bei der zahllosen Menge von Körpern bedarf es nicht nur einer allgemeinen Kenntniss des Thier-, Stein- und Pflanzenreiches, sondern auch einer feinen Beobachtungsgabe, um die wirksamen Arzneikörper von ähnlichen zu unterscheiden. Diese Xalurwissenschaften wollen hinlänglich stu- dirt sein, um über jene Merkmale entscheiden zu können. Dazu tritt die Chemie: sie verändert tausendfach die Körper und macht für 'den Arzneischatz Medicameute, die dem Organismus annehm- barer als in ihrer rohen Gestalt sind. Also jene Wissenschaften, die uns für die Zwecke der Heilkunst Ausbeute geben, sind in den Kreis des Wissens der Pharmaceuten zu ziehen. Diese Kenntnisse macheu den Pharmaceuten zu einem für das Wohl der Menschheit nützlichen Mann, aber sie machen noch nicht den wahren Apo- theker. Der Apotheker soll auch ein durchaus rechtschaffener und zu- verlässiger Mann sein: er soll sein ganzes Leben hindurch mit der grössten Genauigkeit seine Arzneikörper bereiten, sie fortwährend beobachten, sie öfters prüfen, in steter Ordnung erhalten und sie aufs scrupulöseste nach gesetzlicher Vorschrift vertheilen. Dazu gehört nicht nur ein grosses Wissen und Gewisseusruhe, mecha- nische Fertigkeit, Ordnungsliebe, Ausdauer, sondern auch Entsagung von manchen Lebensfreuden. Prüfen wir uns nun selbst, meine Herren, ob wir diesen An- forderungen genügen. Der Staat kann diese Anforderungen machen, die Menschheit muss sie zu ihrem Wohle verlangen. Vielfach ist von ausgezeichneten Männern in bessern Worten die Sache erör- tert, aber es scheint mir die rechte Stelle, heute, an einem Tage, wo so viele wackere Fachmänner zusammen sind, sie noch einmal zur Sprache zu bringen, ob wir, die wir im Besitz von Apotheken sind, der Pharmacie genug gethan, ob ein Jeder von uns die Grenze erreicht oder überschritten habe. Dass wir durch unsere Kennt- nisse berechtigt sind, Apotheken zu leiten, dafür hat der Staat durch seine Examina gesorgt: er überwacht uns auch, er controlirt und visitirt nach seiner gegebenen Verordnung. Fragen wir uns, sind wir nach der Studienzeit, als Besitzer von Apotheken, den Naturwissenschaften und der Chemie in ihi-en un- geheuren Fortschritten gefolgt, und haben wir, was in unsern Kreis gehört, uns zu eigen gemacht? Sind wir trotz allen Ungemachs und finanzieller Schwierigkeit immer mit Liebe Apotheker geblie- ben? Haben wir uns durch Uebernahme von Aenitern aller Art, durch technische Unternehmungen, durch kaufmännische Specula- tionen, durch Liebhabereien u. s. w. nicht allzu oft von unserm Geschäfte getrennt? Haben wir immer unsere Pflicht erfüllt? Kön- nen wir ruhig mit Ja! antworten, dann kann es auch nicht schwer i sein, dem Mangel an guten Gehülfen, worüber so viele Klage ge- führt wird, abzuhelfen. Ich habe junge Männer um mich gesehen, die mit regem Fleiss an ihrer Vervollkommnung gearbeitet haben, die den Begierden der Jugend widerstanden und ihren Berufspflichten oblagen. Ich habe Gelegenheit gehabt. Hunderte von jungen Pharmaceuten, die eiuh als Freiwillige zum Militair meldeten, seit 30 Jahren zu prüfen and mit wenigen Ausnahmen gefunden, dass, wenn sie nicht in 8* 108 Vereinszeitung. früher Jugend von der Schule als untüchtig abgegangen waren, Hoffnung geben, uns würdige Nachfolger zu werden. Aber hier tritt der erste und grösste Uebelstand für unser Fach hervor. Viele von unsern jungen Leuten bringen nicht genug Schul- kenntnisse mit in die Lehre, sie siechen daran ihr ganzes Leben hindurch; dieser Mangel lässt sich selten ersetzen; es wird zwar oft nachgeholfen, aber immer offenbart sich dieser Fehler bei jedem Fortschreiten. Es ist also unsere Pflicht, und selbst wenn wir Opfer bringen müssen, darauf zu sehen, dass solche junge Leute, die den massigen Ansprüchen der Schule nicht genügt haben, von unserm Fache entfernt bleiben. Ich stelle mir, als am meisten zum Apothekerlehrling geeignet, einen Jüngling von 16 Jahren vor, im Gymnasio oder der Keal- schule erzogen, gesund von Geist und Körper. Je mehr sein Wis- sen in der Latinität und den Elementar-Wissenschaften vorgeschrit- ten ist, desto besser: ich verlange aber auch etwas Mathematik, die Anfangsgründe der griechischen Sprache und Französisch. Mathe- matik, um in der Folge stöchiometrische Formeln zu lösen; Grie- chisch, um leichter die in den Naturwissenschaften und der Chemie gebräuchlichen Namen zu entziffern, und Französisch, um als die gangbarste Sprache französische Schriftsteller zu verstehen. So vielfach auch darüber gestritten ist, ob der Lehrling bis Secunda oder Prima gekommen sein muss, so ist Beides kein sicherer Maass- stab. Primaner sind oft bei mechanischen Arbeiten völlig unan- stellig, und andere kaum mit der nöthigen Wissenschaftlichkeit ausgestattete junge Männer sind als Autodidacten gross geworden. Die nach der Gesetzgebung der meisten deutschen Länder noch bestehende Art, dass die Berechtigung, in die pharmaceutische Lehre zu treten, von der Prüfung des Physicus abhängig gemacht wird, taugt nicht mehr für unsere Zustände; einige erfahrene Apo- theker werden viel besser beurtheilen, ob ein junger Mann zum Apotheker taugt oder nicht. Es wird nun oft die Klage laut, dass die jungen Pharmaceuten sich ihren Pflichten entziehen, ohne hinlängliche Kenntniss da- stehen und ihren Beruf verabsäumen. Hierbei kann ich nicht über- gehen, dass auch die Principale oftmals Fehler bei der Erziehung dieser jungen Männer machen. Das Verhältniss zu einander sollte wie das des Vaters zu dem Sohne sein. In grossen Städten wer- den diese jungen Männer nicht genug von den weltlichen Reizen zurückgehalten, in den Mittelstädten oft zu andern Arbeiten, als die strenge zur Pharmacie gehören, benutzt, und in den kleinen Städten fehlt ihnen oft die gewünschte Belehrung. Die Principale in grossen Städten müssen strenger darüber wachen, dass diesen jungen Männern Zeit genug zur Belehrung gegeben wird, dass sie diese aber nicht im Haschen nach Lebens- freuden allein vergeuden. In den Mittelstädten lassen es die Geschäfte gewöhnlich zu, dass den Lehrlingen Zeit genug bleibt, sich selbst zu belehren ; der Principal muss aber stets die Leitung ihrer Leetüre übernehmen, . mit seinem Wissen aushelfen, ihr Thun und Lassen überwachen und ihre freie Zeit nicht immerfort mit mechanischen Arbeiten ausfüllen. In den kleineren Städten muss der Principal durchaus selbst auftreten, den Lehrling sorgsam zu belehren, und alles Mögliche thun, um ihm die Entbehrungen an Hülfsmitteln und Anschauen grösserer Anstalten weniger fühlbar zu machen. Vereinszeitung. 109 Kanu der Principal dennoch mit dem besten Willen einen jun- gen Mann nicht zur Stetigkeit und gewissenhaften Genauigkeit erziehen, so ist es gerathen, ihn bald zu entlassen, damit der junge Mann sich nicht in Unmuth abzehre und dem Fache ein untaug- liches Mitglied erspart werde. Haben die grösseren Städte den Vortheil, dem Lehrlinge grosse technische Anstalten, Kunstschätze und Sammlungen vorzuführen, so besitzen die kleineren dagegen den Vortheil, dass der Lehrling sich schon früh au Entbehrungen gewöhue, weniger nach Vergnü- gungen haschen kann und sich mehr der Natur mit ihren Geheim- nissen hingebe. So ist gewiss die liebliche Wissenschaft Botanik diejenige, zu welcher solche junge Leute geführt werden müssen, denn diese ist es gerade, die in dem Jugendalter fleissig getrieben werden muss. Die Pflanze mit Mühe an ihrem Standorte aufzu- suchen, sie zu zergliedern, den Namen kennen zu lernen und mit den Systemen bekannt zu werden, erweckt so viele Freuden, dass noch die angenehmsten Eiinnerungen an solchen botanischen Ex- cursionen im Alter zurückbleiben. Solche erworbene Vorkennt- nisse machen auch befähigt, vor dem höheren Lehrstuhle Nutzen zu ziehen. Hüten wir unsere Lehrlinge noch, dass sie nicht aus Journalen allein naschen; für ihr Alter sind diese nicht allein geschrieben, diese Leetüre ist oft der Tod aller tieferen Wissenschaftlichkeit; versagen wir ihnen kein klassisches Buch, aber lassen wir sorgfäl- tig phantasieerhitzende Eomane aus dem Hause. Kommen wir nun zu dem Zustande der Gehülfen. Dieser ist ein bei weitem beklagenswertherer. Es zeigen sich hier die Folgen der Lehre. Je weniger der junge Mann ausgebildet wurde, desto mehr sucht er seine Mängel zu verdecken. Er beschäftigt sich nicht mit der Wissenschaft; je strenger er in der Lehre gehalten wurde, desto mehr fühlt er sich entfesselt und geht fremdartigen Vergnügungen nach; nur der gebildete, nach Vervollkommnung strebende Mann ist beflissen sich fortzubilden. Man erkennt ihn bald, ob er an seinen Ausgehtagen noch einige Zeit der Selbst- belehrung widmet. Wie ist hier zu helfen ? Ein jedes Individuum will anders behandelt sein und das Geschäft soll dennoch in ungestörtem Gange bleiben. Der Apotheker muss mit fester Hand sein Geschäft selbst lei- ten, er darf sich selbst keiner Arbeit entziehen und muss, wo es fehlt, sogleich eingreifen. Durch eigenes Beispiel kann man Vie- les erringen. Der drei- bis vierjährige Lehrling, hat er gute Schulkenntnisse mitgebracht, ist er in allen mechanischen Arbeiten unterrichtet, hat er sie fleissig geübt, sich an Pünctlichkeit und Ordnung gewöhnt, kann er den Verkauf der Arzneien und die Arbeiten im Labora- torio unter Aufsicht des Principals zur Zufriedenheit besorgen, und ist er im Stande, die Kecepte der Aerzte nach Kegeln der Kunst zu bereiten und Taxe so wie Apothekergesetze befolgen, so ist er reif zum Apothekergehülfen. In den meisten Ländern Deutsch- lands hat er ein Examen vor dem Physicus zu machen. Der Gehülfe ist ein wohlanständiger junger Mann, wie ich ihn mir gern denke und wie ich Gelegenheit gehabt habe, recht viele zu sehen; er muFs al.s Familiengiied aufgenommen werden; er hat 80 gut seine Rechte wie seine Pflichten. Hat er seine Lehrzeit gut verwendet, so wird er auch billigen Anforderungen genügen kön- I 110 Vereinszeitimg. nen; man schenke ihm Vertrauen und suche sein Vertrauen zu gewinnen; sage mit Bestimmtheit, wie es im Geschäfte aussehen soll; lasse ihn weder Haus- noch Geschäftsordnung überschreiten, aber mäkele, hadere und zanke nicht immerfort. Man gehe ihm immer mit Beispiel voran und belehre und berathe sieh mit ihm auf eine freundliche Weise. Alle Hülfsmittel, die man besitzt, stelle man ihm zur Selbstbelehrung zu Diensten, rege seinen Fleiss durch eigenes Beispiel an, suche Einfluss auf seine Leetüre zu gewinnen und erkenne seinen Fleiss durch anständige Belohnung an. Die älteren Herren Gehülfen, welche ihre Kenntnisse schon Vor der höheren Prüfungsbehörde documentii-t haben und jeden Augen- blick Principal sein können, behandle man als Freund, mache es ihnen so wenig wie möglich fühlbar, dass sie uns gegen Honorar ihre Kräfte leihen und gebe ihnen willig Zeit zu ihren Studien, Zeit zu ihren Vergnügungen und Liebhabereien. Der gebildete Mann wird die gegebene Freiheit nicht überschreiten, der Wissen- schaft ferner folgen und fleissig praktische Chemie treiben, die erst im Mannesalter zu ihrem wahren Rechte kommt. Es giebt unter diesen Gehülfen Männer, die, auf andere Fächer sehend, sich zurückgesetzt glauben, die mit der ganzen Pharmacie zerfallen sind; sie haben die Liebe zum Fache aufgegeben, sie sind missmüthig, haben üble Laune, sie leben mit sich und ihren Unter- gebenen und Umstehenden in Unfrieden und verwalten ihre Ge- schäfte mit Unwillen. Für diese ist es besser, dass sie sich, wie es auch häufig geschieht, von der Pharmacie lossagen und einen andern Beruf wählen. Die Pharmacie ist nun einmal nicht für Jedermann ; wer sich nicht unterordnen kann, wer nur nach grossem Geldverdienste ringt, wer sich beim Publicum nicht Vertrauen verschaffen kann, wer nicht im patriarchalischen Familienleben Genuss findet: für den ist sie Galeerensklaverei. Es giebt nun aber auch leider Gehülfen, die nicht zu leiten und zu bessern sind; die unwissend aus der Lehre heraustraten, durch Ausschweifungen, Trunk und Liederlichkeit untreu wurden und das Apothekergesehäft, wo sie sich befinden, in Unordnung bi-ingen. Diese müssen durchaus, ja unnachsichtlich, verfolgt und entfernt werden, sowohl durch Angabe ihrer Fehler im Abschieds- zeugnisse, als auch durch öffentliche Bekanntmachung. Fassen wir nun noch einmal unsere Gedanken über diesen Gegenstand zusammen, so ist er: Nehmen wir Alle in Zukuiift nur gut geartete, wohl unterrichtete Zöglinge in die Lehre; sorgen wir dafür, dass sie aus unsern Officinen als ordnungsliebende und technisch gebildete, sittlich erzogene junge Männer herausgehen; beüiühen wir uns, den Gehülfen ausser den täglichen Geschäften Liebe zur Wissenschaft eirrzuflössen und Einfluss auf ihren sitt- lichen Lebenswandel zu gewinnen: dann können wir hoffen, dass in nicht langer Zeit unser Stand von schlechten Gehülfen befreit sei. Die Apotheker selbst werden eingedenk sein, dass die Apo- thekerkunst nur dann ein ehrwürdiger Stand ist, wenn Kunst und Wissenschaft mit Gewissenhaftigkeit sich den Anordnungen des Arztes unterwei-fen. Ehren wir die Männer, welche durch Hergabe ihrer besten Kräfte, durch ihre Erfahrungen und überragende Kennt- nisse der Pharmacie genützt und ihre Fortschritte geleitet haben; aber wollen wir nicht Alle Gelehrte oder Schriftsteller sein. Ne m- tor ultra crepidam. Der Staat giebt die Gesetze, wir befolgen sie; der Staat hat Aufseher über unsern Stand gesetzt, um uns zur Vereinszeitung. 111 treuen Erfüllung unserer Pflichten anzuhalten, aber auch in unsern Gerechtsamen zu schützen. Die Apothekergesetze sind im Allge- meinen hinlänglich, in specie lassen sie Zusätze wünschen, zumal da, wo sie zu alt sind und für die gegenwärtigen Verhältnisse nicht mehr passen. Die Beaufsichtigung ist nur theilweise streng, die damit Beauftragten vernachlässigen unsere Rechte in hohem Grade, theils weil sie sich nicht für berechtigt halten, theils weil sie nicht befähigt dazu sind. Das Amt des Aufsehers über unsern Stand ist gröästentheils in die Hand eines Physicus oder eines höhern Medi- cinalbeamten gelegt. Ich spreche meinen hohen Eespect vor den Kenntnissen der Aerzte aus, ihre Wissenschaft ist gross und unent- behrlich und für einen Mann kaum bezwingbar. Aber eben so entschieden spi-eche ich aus : von der Pharmacie wissen sie sehr wenig. Auf meiner langen Lebensreise ist mir unter den gelehrten Aerzten nur einmal ein Mann vorgekommen, der gründliche phar- maceiüische Kenntnisse sich zu erwerben bestrebte. Diese Männer sind als Vertreter unsers Standes erkoren. Hier müssen wir ferner ringen, dass der Staat uns Selbstrepräsentation gewähre, nicht etwa allein zur Verbesserung unserer pecuniären Verhältnisse, sondern zur Entscheidung in unsern Standes-Angelegenheiten. Wir wollen uns den Aerzten nicht entziehen, wir wollen ihren Anordnungen treu nachkommen: wir wollen nicht durch hohles, aufgeblasenes Wesen uns in ihre Stellung drängen; wir loollen ferner Hand in Hand mit ihnen gehen : aber wir wollen, unsere übrigen Angelegenheiten zu ord- nen, selbst die Sorge tragen. Wie kommen wir aber dahin, da der Staat bis jetzt alle Wünsche, alle Bitten, wenn nicht zurückweiset und unbeachtet lässt, doch unbewilligt gelassen hat. Landesgesetze und Verordnungen werden- nur selten und lang- sam verändert, wir können noch lange auf die ersehnte Abhülfe warten. Ich schlage darum einen andern Weg vor; möge dieser etwas weiter zum Ziele führen und den höchsten Behörden zeigen, dass es uns Ern.st mit unserer Verbesserung ist. Wir wählen aus unserer Standesmitte „Ehrenräthe". In jedem deutschen Gau, Landbezirk, Departement, Regierungsbezirk von ungefähr 50 bis 100 Apotheken wählen die Apothekenbesitzer drei untadelhafte, erfahrene, theoretisch und praktisch gebildete CoUe- gen. Diese zusammen bilden den „Ehrenrath" und sind Vertreter für alle Betheiligten. Sie haben die Ehre, aber auch die Last. Der Ehrenrath verwaltet sein Amt unentgeltlich; er ist befugt und ver- pflichtet, die Medicinal -Gesetze des Landes aufrecht zu erhalten, nach vollständiger Berathung mit seinen Collegen um Abänderung zu petioniren, die Streitigkeiten unter den Collegen zu schlichten, die Klagen des Publicums und der Aerzte zu hören und abzustel- len, die gegenseitigen Beschwerden zwischen Personal und Prin- cipal zu ordnen, der Annahme der Lehrlinge vor dem Atteste des Physicus durch eigene Anschauung und Prüfung Gültigkeit zu ver- schaffen, die Entlassung des Lehrlings als Gehülfe vor dem E.xa- men des Physicus durch praktische Prüfung Gültigkeit zu geben, die Uebergrifl'e der ICrämer, der Buchhändler und Buchbinder etc. nach den Landesgesetzen zu prüfen und den ]{ehörden zur Bestra- fung anzuzeigen, die Homöopathen und Thierärzte, wenn sie über ihre J»efngnisse hinausgcdien, so wie den (xisheiinhandel mit Apo- theken - Erzeugnissen zur Kenntniss der Behörden zu bringen, Pfuschereien und Verfälschung der Nalirungsmittel aufzudecken, und dien Alle» strenge innerhalb der Landrsgeselze. 112 Vereinszeitung. Eine Instruction müsste näher berathen werden; könnten die Herren Kreisdirectoren des nord- und süddeutschen Apotheker- Ver- eins, wenn ihr Wohnort mitten in dem zusammentretenden Spren- gel liegt, die Sache in die Hand nehmen, so verspreche ich mir schon in Jahr und Tag manches Gute für die deutsche Pharmacie *). 4. Znr mediciii; Toxikologie und Pharmakologie. lieber jRadix Seiini palustris Linn. als Mittel gegen Epilepsie. Im Julihefte des Journ. de Pharm, et de Chim. Jahrgang 1859 findet sich eine Abhandlung von Dr. Herpin über genannte Pflanze, die darin als Heilmittel gegen Epilepsie und andere Nerven -Affec- tionen empfohlen wird. Dieses Mittel wurde 1807 von dem russischen Arzte Dr. Tri- nius entdeckt und 1818 von ihm der physikalisch -medicinischen Gesellschaft in Moskau vorgelegt. Im Jahre 1826 versuchten es einige Aerzte der Schweiz mit Erfolg, und empfahlen es der medi- cinisch-chirurgischen Gesellschaft zu Zürich. Ein Jahr später ver- öffentlichte Peschier die Analyse der Wurzel und verschiedene dui'ch sie bewirkte Heilungen. Von dieser Zeit bis 1852 war das Mittel wieder in Vergessenheit gerathen, bis Dr. Herpin in jenem Jahre nach vielfach angestellten günstigen Versuchen von Neuem auf dasselbe aufmerksam machte. Selinum palustre Linn., zu den Umbelliferen gehörig, ist syno- nym mit Selinum sylvesfre Jacq., Selin. thysselinum Krantz, Thysse- linum palustre Hoffm., Koch und Gaudin, Thyssel. Plinii Spreng., Thyssel. palustre, sylvestre et angustifolium Reichenb., Thyssel. syl- vestre Vaucher, Peucedanum sylvestre DC, Peuced. palustre Moenc\ Duhy, Cosson et Germain, Grenier et Godron, Boreau et Godet. Die Wui-zel desselben ist ästig, fleischig, aussen dunkelbraun, innen weiss und milchig, besitzt einen starken, gewürzhaften Ge- ruch, und scharfen pikanten Geschmack. Wächst in Deutschland, Frankreich, England, Eussland und der Schweiz. Bis jetzt ist nur die Wurzel arzneilich versucht worden, doch besitzen auch die Samen einen ähnlichen Gei-uch und Geschmack, Die getrockneten Wurzeln sind etwas blasser, als die frischen^ Geruch und Geschmack sind aber ebenso stark. Das Pulver der- selben ist blassgelb mit einem Scheine ins Graue. Nach Peschier enthält die Wurzel ein ätherisches Oel, ein fettes, in Aether und Alkohol bei 34^ C. lösliches Oel, Gummi, eine gelbfärbende Materie, eine stiffstoff haltige, schleimzuckerartige Materie, eine eigenthümliche Säure (Selenin), phosphorsauren Kalk und Holzfaser. Der ölig-harzige Stoff beträgt den achten bis zehn- ten Theil der Wurzel, weshalb Peschier ein alkoholisches Extract als das wirksam.ste Präparat empfahl, wogegen Herpin die einfach gepulverte Wurzel am wirksamsten fand. Das Selinum scheint vorzugsweise auf die Verdauungswerk- zeuge einzuwirken. In 79 Fällen, in denen es Herpin anwandte, wurde bei der Hälfte derselben eine gelind abführende Wix-kung *) Die Vorschläge meines langjährigen Freundes Hahn verdie- nen die umsichtigste Prüfung und Beachtung. Bl. Vereinszeitung. 113 beobachtet, und in wenigen Fällen trat Erbrechen, Gastralgie oder Dispepsie ein, und dann immer nur in geringem Grade. In keinem einzigen Falle übte es schädlichen Eiufluss aus, es bewirkte im Gegentheil bei Einigen einen wohlthätigen Einfluss auf das Ge- sammtbefinden. Meistentheils wirkte es sehr günstig auf die Men- struation und alle damit zusammenhängenden Störungen. H e r p i n Hess das Pulver der Wurzel gewöhnlich 3 Mal täglich nehmen: stellt sich indessen im Laufe der Behandlung Durchfall oder Kolik ein, so wurden nur zwei Gaben und nöthigenfalls nur eine täglich gereicht. Die anfängliche wöchentliche Dosis für einen Erwachsenen beträgt 30 Grm. in 20 Theile getheilt. Diese Dosis wird wöchentlich um 15 Grm. gesteigert, bis sie in der siebeuten Woche 120 Grm. beträgt. In der achten Woche wird die Gabe auf das höchste wöchentliche Quantum gesteigert, welches 125 Grm. beträgt, und damit in Fällen, in welchen das Mittel noch nichts gewirkt, noch 6 Wochen oder so lange fortgefahren, bis sich eine sichtbare Wirkung zeigt. Kinder von 7 bis 15 Jahren erhalten den dritten, noch jüngere Kinder den sechsten Theil der obigen Gaben. H erpin glaubt, dass diese Wurzel auch bei andern nervösen Leiden, wie Hysterie, Chorea etc. wirksam sein werde. In einem Falle von Hypochondriasis und in drei dergleichen von Keuch- husten leistete es ihm sehr gute Dienste. Hendess. Glycerinsalbe gegen Krätze. Bourguignon in Paris, bekannt durch seine Untersuchun- gen über den Acarus scabiei, empfiehlt in der Gazette medic. fol- gende Salbe, von der eine einzige Einreibung des ganzen Körpers ohne vorheriges Abwaschen mit Seife zur vollständigen und schmerz- losen Heilung der Krätze genügt. 2 Stück Eidottern, Lavendelspiritus, Citronenspiritus, Pfeffer- münzspiritus, von jedem 75 Tropfen, Gewürznelken- und Zimmt- spiritus, von jedem 120 Tropfen, werden mit '/2 Drachme Traganth- pulvers zu einem gleichmässigen Schleime gerührt, und diesem nach und nach 26 Drachmen Schwefelblumen und 32 Drachmen Glycerin zugesetzt. Auch die bekannte, sehr wirksame Helmerich'sche Kräz- ßalbe, (aus V2 Schwefel, V4 Pottasche und 2 Fett bestehend H.) hat Bourguignon wie folgt abgeändert. Sie wird dadurch theurer, aber auch wirksamer, verursacht weniger Schmerzen, besudelt die Wäsche nicht und riecht angenehm. 15 Gran Traganthpulvers werden mit 1 Unze Glycerin zu einem gleic'hförmigen Schleime angerührt, 13 Drachmen Pottasche durch ferneres Reiben darin gelöst, nach und nach 26 Drachmen Schwe- felblumen, noch 44 Drachmen Glycerin und endlich Lavendel-, Citronen-, Pfeffermünz-, Nelken- und Zimmtspiritus, von jedem 15 Tropfen zugesetzt. Mit dieser Mischung lässt Bourguignon zwei Totaleinrei- bungen machen, jede von V2 Stunde Dauer mit 12stündigem Zwi- schenräume. 24 Stunden nach der letzten wird ein Had von war- mem Wasser genommen, wodurch in I"'olge der Löslichkeit dc8 Glycerins in Wasser, die Haut vollständig gereinigt wird. Zur ersten Einreibung werden 2/3, zur zweiten das letzte V.3 *^^'' ^^^' ßchung verwandt. (Lancet. — Pharm. Journ. and Travsact. Octbr. 1869. pafj. 246.) Hendess. 114 Vereinszeitwig . Mit Leinölfirniss abgeriebenes Bleiweiss gegen einige Hautkrankheiten. Alfred Freer empfiehlt dringend das mit Leinölfirniss in solchem Verhältniss abgeriebene Bleiweiss, dass es eine halbflüssige Masse darstellt, gegen verschiedene Hautkrankheiten. Es leistete ihm die wesentlichsten Dienste gegen Erysipelas, welche Krankheit er jedes Mal damit heilte. Es ist nach ihm den bleihaltigen Wa- schungen, warmen Bähungen, dem Höllenstein und CoUodium vor- zuziehen. Er wandte es ferner an gegen Eczema und Herpes in ihren vei'schiedenen Formen, und zwar mit gutem Erfolge; ebenso bei Carbunkeln und Furunkeln, bei denen es die Entzündung hebt. Das Mittel scheint eine doppelte Wirkung zu haben, einmal hält es die Luft vollständig ab und dann wirkt es direct beruhi- gend auf die sehr empfindlich gewordenen Nerven, und beseitigt die Entzündung. Die Anwendvmg ist einfach. Man bestreicht mittelst einer Feder die kranken Theile und etwas darüber hinaus und trägt ungefähr alle zwei Stunden eine frische Schicht auf, bis sich eine dicke Lage gebildet hat. Bei Erysipelas schält sich diese Schicht nach ungefähr einer Woche mit der abgestorbenen Haut ab, unter welcher eine weiche, reine und gesunde Hautoberfläche zum Vor- schein kommt. {Pharm. Journ. and Transact. Aug. 1859. p. 138 etc.) Bei uns benutzt man schon lange den aus Leinöl und Blei- glätte gekochten Firniss zum Bestreichen von fi-ischen Verbrennun- gen. Die Schmerzen vermindern sich und es entstehen keine Blasen. Hendess. Panis laxans (Laxirkuchen) bereitet man durch Bestreichung der'Eückseite der Biscuits mit einer weingeistigen Jalappenharzsolutien, Ueberziehen der be- strichenen Seite mit einer dünnen Schicht einer Mischung aus zu Schaum geschlagenen Eiweiss, Zucker und etwas Traganthschleim und Austrocknen. Auf 30 Biscuits nimmt man 60 Gran Jalap- penharz. Dosis des Panis laxans. Vpn diesem angenehmen Laxirmittel genügt: 1/3 Panis für ein Kind von 1/2 ^ 1 Jahr V2 V n n n n 2 3 „ /4 n n n n n ^ — 5 „ ^ V V n ^ n n" "» 2 bis 3 für einen Erwachsenen, um eine gelinde abführende Wirkung hervorzubringen. {Pharm. Oentralhalle. 1. Jahrg. No. 12.) B. lieber die Wirkung des Lwpulins hat Walter -Jauncey folgende Beobachtungen gemacht. Die Wirkung ist hauptsächlich bei-uhigend und schmerzstillend. Es beseitigt den Schmerz, ohne Schlaf hervorzubringen. In gros- sen Dosen verringert es den Pulsschlag um 20 bis 30, ja sogar 36 Schläge auf die Minute und verursacht endlich Kopfschmerzen, Neigung zum Erbrechen und Verlust des Appetits. Auch wirkt es in grossen Gaben genommen als Diureticum. Vereinszeitung. 115 Aus den vielen Beobachtungen Walter -Jauncey 's geht Folgendes hervor: Das Lupulin enthält zwei verschied6ne Körper, von denen der eine, das Oel, rein beruhigend und schmerzstillend wirkt. Der andere darin enthaltene Körper, wahrscheinlich Humulin, übt nur eine tonische Einwirkung auf die Verdauungswerkzeuge aus. Das Lupulin kann in grossen Dosen, 10 Gran halbstündlich, ohne Gefahr genommen werden. Das Lupulin fördert die Verdauung, während andere schmerz- stillende drittel sie stören. Endlich scheint das Lupulin bei wie- derholter Anwendung seine Wirksamkeit einzubiissen. Walter- Jauncey giebt es in Substanz, alle 3 bis 4 Stunden 10 Gran. Durch Bearbeitung in einem wai-men Mörser lässt es sich zu Pillen formiren. {Edinb. med. Journ. — Journ. de Pharm. d'Anvers. Aout 1859. pag. 418 etc.) Hendess. Suppositorien. Dr. Pfeiffer lässt sie auf folgende, nach seinen Erfahrungen zweckmässige Weise bereiten. Cacaobutter oder Talg wird mit ungefähr '/g weissen Wachses zusammengeschmolzen und in Formen gegossen. Kurz vor dem Erkalten wird von der Basis des Zäpfchens nach der Mitte zu eine Röhre eingedrückt, so dass eine Art Rinne entsteht, die dann mit dem vorgeschriebenen Arzneimitel, wie Belladonna-Extract, Opium- tinctur oder dergleichen versehen wird, worauf man das Loch mit etwas weicher Cacaobutter vollständig schliesst. Ausser einer grösseren Wirksamkeit, die durch diese Berei- tungsweise erzielt wird, hat man noch den Vortheil, die mit einem Loche versehenen Zäpfchen zum Füllen vorräthig halten zu kön- nen. (Journ. des connaiss. vied. et pliarm.) Hendess. Ueber den Zinngehalt des Essigs. Auf Grund der .Mittheilung eines Kreisphysicus über den Zinn- gehalt des in Zinnmensuren verkauften Essigs hat die Regierung zu Potsdam genauere Ermittelungen darüber veranlasst. Es hat sich durch diese herausgestellt, dass reiner käuflicher Essig, wel- cher in einer blank gescheuerten Zinnmensur nur so lange auf- bewahrt wurde, als nöthig war, ihn aus dem Keller nach dem Ver- suchszimmer zu bringen, bereits kleine Mengen von Zinn gelöst hatte, dass nach längerem Stehen diese Mengen grösser und dass durch Kochen des Essigs in reinen Zinngefässen sehr bedeutende Mengen Zinn gelöst wurden. Erwägt man, dass bei dem Gebrauche von Zinnmensuren in den .Vlateriahvaarenhandlungen sehr selten blank gescheuerte Men- suren in Anwendung kommen, dass dieselben höchstens des Sonn- abends einmal wöchentlich gescheuert werden, dass ferner sehr häufig kleine Reste von Essig in der Mensur verbleiben, so wäre der hieraus erwachsende Zinngehalt ganz unausbleiblich und ist dies gewiss ein Fingerzeig für die oft in anderer Richtung gesuchte Schädlichkeit des Essigs. (Arch. der Med. Ges. 1859.) B. 116 Vereinszeitung. Syrupus Scillae comp. Eec. Rad. Scillae cone. „ Senegae conc. ana prt. 120 Tartari stibiati prt. 2,5 Aquae prt. 1250 Sacchari prt. 1160. Scilla und Senega werden mit dem Wasser bis zur Hälfte des- selben eingekocht, abgepresst, der Zucker zugesetzt, auf 1750 Th, eingedampft, und in dem noch warmen Syrupe der Brechweinstein gelöst. Wird bei Croup und Bronchitis mit sehr gutem Erfolge an- gewandt, und erfreut sich in Nordamerika eines grossen Rufes. Dosis für Erwachsene 1 bis 8 Grm., für Kinder 5 bis 15 Tropfen. Beim längeren Aufbewahren dieses Syrups wird indessen der Brechweinstein sich in zunehmender Zersetzung befinden und die Wirkung des Syrups demgemäss eine schwächere werden. {Bull, de thdrap. — Journ. de Pharm, et de Chim. Juin 1859. pag. 460 J) Hendess. Kreosotum chlor oformatum. Reo. Kreosoti Part. 1 Chloroformii Spirit. Vini alcoholisat. ana Part. 2. M. Ein Zahnmittel wurde der Redaction der pharmaceutischen Cen- tralhalle zur Prüfung übergeben und nach vorstehender Vorschrift zusammengesetzt gefunden. Diese oder eine ähnliche Composition scheint in Frankreich schon längst in Gebrauch zu sein. {Pharm. Centralhalle. Bd. 1. Heft 1) B. Aqua St. Joha7inis. Rec. Zinci sulphurici Dr. 1 ^ Cupri sulphurici Scpl. 1 solve in Aq. fontan. Unc. 36 Tum adde Tinct. Croci Dr. 2 Spirit. camphorati Unc. 2 §tent per aliquot dies, saepius agita et filtra. Serva. Dieses Wasser wird im südlichen Frankreich als ein vorzüg- liches Wundmittel geschätzt, welches die Eiterung vermindert, die AVunde rein hält und zur schnelleren Heilung disponirt, auch in allen Fällen gelobt wird, wo die Anwendung der Aq. vidneraria, Aq. Goulardi, Spiritus camphoratus dienlich ist. {Pharm. Central- halle. Jahrg. 1. No. 6.) B. Glycerinum. Dr. Daude wendet mit viel Glück das Gl3'cerin in Form von Lavements und in Mixturen bei beginnender Ruhr an. Zu den Lavements lässt er das Glycerin mit der fünflFachen Menge Lein- samenschleim vermischen, und auf 1 Lavement circa 4 Drachmen Glycerin verbrauchen. Innerlich lässt er folgende Mixtur gebrauchen: Vereinszeitung. 117 Rec. Glycerini Unc. IV2 Aq. flor. aurant. Aq. destillat. ana Unc. 4. M. D. S. Alle Stunde 2 Esslöffel voll. (Pharm. Centrcdhalle. Jahrg. 1. No. 6.) Mixtura refrigerans. Rec. Acidi oxalici Part. 1/4 Syrupi Citri Part. 25 Aqua destill. Part. 250 M. 2 — 3stündlich esslöffelweise bei Magenentzündung. Potio antiemetica. Rec. Kreosoti Gtt.2 Mucil. Gum. Arab. Grm. 8 Aquae destill. Grm. 30 Tinct. nuc. mosch. Grm. 2. M. Bei stürmischem Erbrechen anzuwenden. (Joum. de Pharm, et de Chim. Juin 1859. pag. 463.) Hendess. Pomata contra varos. Pomade gegen Hautßnnenf Flecken im Gesicht, Venushlättcken. Rec. Sulphuris loti Acidi tannici Aquae amygdalar. amar. conc. ana Part. 5 Olei thymi „ bergamottae ana Part. 1 Adipis suill. Part. 60 M. F. ungt. (Pharm. CentralhaLle. Bd. 1. Heft 1.) B. 5. Zur Technologie. Ueber den Stärkmehlgehalt der hei der Abscheidung der Stärke aus Kartoffeln zurückbleibenden Faser- von F. E. Anthon, technischem Chemiker in Prag. Bekanntlich erhält man bei der Bereitung der Kartoffelstärke bei weitem nicht den ganzen Gehalt an Stärkmehl, indem ein gros- ser Theil davon so fest von der Faser zurückgehalten wird, dass er für die Fabrikation verloren geht. Dieser Verlust ist so bedeu- tend, dass er wohl befremden kann, wenn man sich schon vielseitig bemüht hat, ihn zu umgeiien. So vervollkommnete man die Keib- ma«chiiie, so ermittelte Völker das sogen. Zerrottungsverfahren, nach welchem die bereits durch Auswaschen in der gewöhnlichen Weise vom blossgclegten Stärkmelile befreite Faser einem Zerrot- tungsprocesee unterworfen wird, wodurch die Faser, als leichter ver- wesbfir, zersetzt und das von ihr noch eingeschlossene Stärkmehl mehr oder weniger blossgelegt wird, das theilweise durcli noch- maliges Auswaschen erhalten werden kann. Aber weder durch die 1'18 Vereinszeitung. Yervollkommnung der Reibmaschinen hat man bis jetzt das Ziel erreicht, noch durch den erwähnten Zerrottungsprocess. Es bleibt somit die nutzbringende Ausscheidung des Stärkmehls aus der stärk- mehlhaltigen Faser, sei es nun als Stärkmehl, oder als irgend ein Umw'andlungsproduct desselben, eine noch zu lösende Frage. Diese Umstände veranlassten den Verf. zur Durchführung eini- ger Versuche, bei denen er davon absah, die Stärke als solche zu erhalten, sondern durch die er sich überzeugen woUt^, in wie fern sie nutzbar als Gummisurrogat, Zucker oder Spiritus verwerthet werden könne. Die zu diesen Versuchen verwendete stärkmehlhal- tige Faser war bei der Verarbeitung von KartoflPeln erhalten, welche bei grösserem Durchschnitt ein specif. Gewicht von 1,102 besassen, während dasselbe bei einzelnen Exemplaren zwischen 1,097 und 1,108 schwankte, und welche durch das gewöhnliche Reibverfahren 13,08 Proc. wasserfreies Stärkmehl geliefert hatten. Die stärkmehl- haltige Faser betrug, wasserfrei angenommen, genau 8 Proc. vom Gewichte der rohen Kartoffeln. Die angewendeten ganzen Kartof- feln hinterliessen beim vollständigen Austrocknen 24,3 Proc. wasser- freien Rückstand ; es enthielten sonach dieselben in 100 Gewichts- theilen : Wasserfreies Stärkmehl . • , 13,08 Proc. Stärkmehlhaltige Faser, gleichfalls wasserfrei 8,00 „ In Wasser lösliche Stoffe (sog. Saftbestandtheile) 3,22 „ 24,30 Proc. Die hauptsächlichsten mit der aus diesen Kartoffeln erhaltenen Faser angestellten Versuche waren nun folgende: 1) Verhalten der frischen, noch nassen Faser gegen verdünnte Schwefelsäure. Zu 90 Gewth. Wasser wurde IV4 Gewth. Schwefel- säure gesetzt, über freiem Feuer in einem kupfernen Kessel zum Sieden erhitzt und nun die nasse Faser in einem solchen Zustande in das kochende Säurewasser eingetragen, in welchem sie 75 Proc. Wasser und 25 Proc. wasserfreie stärkmehlhaltige Faser enthielt. Als 20 Gewth. nasser Faser (= 5 Gewth. wasserfreier) unter stetem Umrühren eingetragen waren, erschien die Mischung bereits so dick, dass noch Wasser zugesetzt werden musste. Nachdem dieses (und zwar mit 50 Gewth.) geschehen war, konnten noch 15 Proc. nasser Faser eingetragen werden, und es waren davon sonach im Ganzen 45 Gewth. nasser (= 11,25 wasserfreier) Faser zugesetzt worden. (? 45 Bkb.) Die Mischung wurde jetzt unter stetem Umrühren und unter Ersatz des verdampfenden Wassers im Kochen erhalten. Nach 11/2 Stunden reagirte Jod noch auf Stärkmehl, wogegen nach 21/2 Stunden Jod keine Reaction mehr zu erkennen gab. Alkohol zeigte jedoch noch die Gegenwart von Gummi an. Die Schwefelsäure wurde nun mittelst kohlensauren Kalks gesättigt, die dickflüssige Mischung auf ein grosses Filter gebracht und die stark aufgequollene Faser durch Auswaschen vollständig extrahirt. Die sämmtlichen zuckerhaltigen Flüssigkeiten wurden jetzt durch theilweises Abdampfen concentrirt, durch Absetzenlassen vom Gyps getrennt und so 37,5 Gewth. gummihaltige Zuckerlösung von 1,1059 spec. Gew. bei 14" R. erhalten, was bei dem entsprechenden Gehalte von 25 Proc. wasserfreiem Zucker (und Gummi) 9,375 Gewth. gleich kommt. Die Lösung weiter abgedampft, lieferte nahezu 12 Gewth. eines gelbbraunen, ziemlich rein schmeckenden Syrups, der aber noch keine Neigung zum Krystallisiren zu erkennen gab. Die Aus- beute an wasserfreiem Extract (Zucker und Gummi) von 100 Gewth. Vereinszeitimg. 119 der wasserfrei angenonimenen Faser betrug souacli 83,29 Gewth. (oder Procente) oder 20,82 Gewth. von der nassen Faser mit dem oben angegebeneu Wassergehalte. 2) Verhalten der getrockneten und in Mehl verwandelten Faser gegen Schwefelsäure. Es wurden 60 Gewth. Wasser mit 0,3 Gewth. Schwefelsaure versetzt, die Mischung zum Sieden erhitzt und unter stetem Umrühren allmälig 9,5 Gewth. trockne (wasserfreie) pulve- risirte Faser eingetragen und fortgekocht. Die Mischung wurde schnell so dick, dass noch Wasser (19 Gewth.) zugegossen werden musste. Später wurde bloss das verdampfende Wasser durch frisches ersetzt. Nach einstündigem Kochen verursachte Jod keine blaue Färbung mehr, sondern eine violettrothe. Das Kochen wurde jetzt eingestellt, die Schwefelsäure wie oben (bei 1) gesättigt und in glei- cher Weise weiter verfahren. Die erhaltene Lösung war diesmal sehr schleimig und das Ausziehen der Faser auch eine lästige •Arbeit. Die Ausbeute an Extractlösung (Gummi und Zucker) betrug diesmal 37,6 Gewth. Lösung von 1,0893 spec. Gew. bei 140 ]j_ ^^ 21,6 Proe. oder 8,12 Gewth. wasserfreien Extractes von 9,5 Gewth. wasserfreien Fasermehls. Die auf dem Filter zurückgebliebene und vollständig ausgewaschene Faser betrug wasserfrei 1,57 Gewth. oder 16,6 Procent. Da bei diesem Versuche aus 9,5 Gewth. wasserfreier stärkmehl- haltiger Faser an wasserfreiem Extract 8,12 an eigentlicher reiner Faser .... 1,57 zusammen . . . 9,69 erhalten worden sind, so ergiebt sich hier eine Gewichtszunahme von 0,10 Gewth., welche darin ihren Grund hat, dass die erhaltene Extractlösung neben Zucker und Gummi auch Gyps enthält, der in der Sacharometeranzeige mit als Extract erscheint. 3) Verhalten der trocken in Mehl verwandelten stärkmehlhalti- gen Faser gegen Malz. Es wurden 9,5 Gewth. des wasserfreien Kar- toflFelfasermehls mit dem Grünmalz (von 10 Gewichtsproc. trockner Geeste; im gut zerquetschten Zustande und 50 Gewth. lauem Was- ser innig gemischt und dann im Wasserbade allmälig erhitzt. Als die Temperatur auf 45" R. gestiegen war, fing die Mischung an sich zu verdicken, was jedoch mehr einem Anschwellen der Faser, als einer eigentlichen Kleisterbildung zuzuschreiben war. Die Ver- dickung nahm allmälig zu, stieg jedoch nicht soweit, dass das Rüh- ren dadurch sehr erschwert worden wäre. Die Mischung wurde fortwährend in einer Temperatur von 52 - 56" R. erhalten. Nach 3 Stunden reagirte Jod noch blau, nach 4 Stunden gleichfalls noch. Nach 5 Stunden aber nicht mehr, dagegen bewirkte es noch vio- lette Färbung. Die Mischung wurde nun auf das Filter gebracht und mit Wasser die Faser ausgezogen, lieim Abdampfen dieser Lösungen entwickelte sich fortwährend ein starker Kartoflelgeruch. Die erhaltene Ausbeute an Extractlösung betrug 29,16 Gewth. von 1,1037 spec. Gew. bei 14" R., entsprechend 24,52 Proc. wasser- freiem Extract, was für die 9,5 Gewth. verwendeter Faser berechnet 7,15 Gewth. ausmacht. Das Malz hatte sonach, nach Abzug des P.xtractes, welches von diesem geliefert wurde, 69,2 Proc. wasser- freie Stärke löslich gemacht. Die bei diesen Versuchen erhaltenen Resultate lassen hiernach ßich in Folgendem zusammcnfasBen : 120 Vereinszeitung, 1) Die stärkmehlhaltige Faser besteht in wasserfreiem Zustande in 100 Gevsrth. aus: Stärkmehl 83 — 84 Proc. reiner Pflanzenfaser 17 — 16 „ 2) Bei der Bereitung der Kartoffelstärke mit den gewöhnlichen Mitteln geht der dritte Theil (und auch mehr) des in den Kar- toffeln erhaltenen Stärkmehls in der stärkmehlhaltigen Faser ver- loren. 3) Das von der stärkmehlhaltigen Faser zurückgehaltene Stärk- mehl lässt sich sowohl aus der frischen nassen, als auch aus der getrockneten und in Mehl verwandelten Faser durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure ausziehen und in Gummi und Zucker umwandeln; doch bietet dieses bei der Durchführung mancherlei, wenn auch nicht unüberwindliche Schwierigkeiten dar. Besonders ist es die grosse Menge Wasser, welche dabei nothwendig ist, und das schwierige Ausziehen des mit der verdünnten Säure gekochten* Fai'bstoffes, was die Ausübung eines derartigen Verfahrens schwie- rig macht. 4) Auch das Malz vermag das Stärkmehl aus der selbst ganz trocknen (und dann gemahlenen) Kartoffelfaser auszuziehen und zu verzuckern. 5) Sowohl das mittelst verdünnter Schwefelsäure, als das mit- telst Malz extrahirte und umgewandelte Stärkmehl ist gährungs- fähig und somit zur Spirituserzeugung anwendbar. 6) Bei Anwendung von 10 bis 11 Proc. Schwefelsäure ist der Umwandlungsprocess schon binnen 2V2 Stunden beendigt, bei An- wendung von 3 bis 4 Proc. Schwefelsäure (vom Gewichte der was- serfreien Faser) aber ist ein 4- bis östündiges, auch noch längeres Kochen nothwendig. 7) Bei Anwendung von Malz und trockner gemahlener Faser ist der Process nach 5 bis 6 Stunden so ziemlich beendigt, wenn man eine Grünmalzmenge anwendet, welche 10 Proc. Gerste vom Gewicht der wasserfreien Faser gleichkommt. 8) Die wasserfreie stärkmehlhaltige Faser (oder die entsprechende Menge frischer nasser Faser) vermag durch Behandlung mit Schwe- felsäure oder Malz ihr gleiches Gewicht Syrup zu liefern. 9) Aus 100 Gewth. wasserfreier stärkmehlhaltiger Faser kann man so viel Spiritus erhalten, als aus 350 bis 400 Gewth. frischer Kartoffeln. Hierdurch findet eine in verschiedenen Werken (so z.B. in Berchtold's Monographie der Kartoffeln, S. 211 und 277, in Putsche's Encyklopädie der Land- und Hauswirthschaft, Bd. 5., S. 640) verbreitete, sehr irrige, wohl nur auf einem Druckfehler beruhende Angabe ihre Berichtigung, wornach 32 Pfund trocken berechnete stärkmehlhaltige Faser, wie sie bei der Kartoffelstärkq- bereitung abfällt, noch ebenso viel Bi-anntwein liefern sollen, als 400 Pfd. frische Kartoffeln zu liefern im Stande sind. {A. d. Cen- tralhl. für die ges. LandescuUur. — Landioirthsch. Centralbl. — Dingl. Journ. Bd. 154. S.69.) Bhh. Mittel, die Haltbarkeit des zum Auf hau eines Ofens die- nenden Lehms zu erhöhen. Der Borax ist ein vortreffliches Mittel, dem Lehm beim Zu- sammensetzen eines Ofens eine viel grössere Haltbarkeit zu geben. Will mau z. B. denselben bei einem eisernen Ofen anwenden, so muss man zu 4 Th. Lehm 1 Th. Borax nehmen und beides wohl Vereinszeitung. 121 mit einander mischen. Dieser Kitt hält sehr gut. Sind aber in einem eisernen Ofen Sprünge entstanden, so verschmiere man die- selben mit fein gesiebtem Braunstein, der mit Wasserglaslösung zu einer dicken plastischen Masse aagerührt ist. Dieser Kitt erhärtet sobald der Ofen angewärmt ist, sehr schnell und wird so hart als Eisen. {Polyt. Centralhalle.) B. Künstlicher Stein. Die Anwendung des künstlichen Steines, dessen Zusammen- setzung nach M. Dumesnil unten folgt, gewährt folgende Vortheile. 1) Gleicht er, sowohl was die Solidität, als auch die Sonorität anbelangt, vollkommen dem natürlichen Stein und hat ganz das Ansehen und die Gediegenheit desselben. 2) Werden durch seine Anwendung durchschnittlich 25 Proc, bei Scheidewänden sogar 35 Proc. erspart. 3) Lässt die Gesundheit der Wohnungen nichts zu wünschen übrig, und kann, da die bei der gegeuAvärtig üblichen Bauweise so lästige Fevichtigkeit, welche das Bewohnen erst nach langer Zeit gestattet, gänzlich vermieden wird, alsbald nach Beendigung der groben Arbeit mit dem Malen und Tapeziren vorgeschritten werden. 4) Werden die Arbeiten mit ausserordentlicher Schnelligkeit ausgeführt, indem den anzuwendenden Materialien mittelst der Form gleich die gewünschte Gestalt gegeben wird, während solche bei natürlichen Steinen nur durch Stein- und Bildhauerarbeit her- zustellen ist, was nicht allein viel Zeit und Mühe, sondern auch intelligente, hierzu besonders geeignete Arbeiter erfordert. 5) Wird der Transport der künstlichen Steine durch den Um- stand sehr erleichtex-t, dass denselben kein unnöthiges Gewicht an- haftet, weil sie schon im Voraus auf die gehörigen Dimensionen reducirt worden sind und in gewissen Fällen sogar, unbeschadet ihrer Solidität, ausgehöhlt werden können. Composition : 1000 Grm. G}'ps 10 „ hydraulischer Kalk 5 „ flüssige Gelatine (Leim) 500 „ kaltes Wasser. , Man mischt den Gyps und den eingerührten hydraulischen Kalk in einer Kufe mit dem Wasser und der Gelatine zusammen und giesst die Composition in Formen, wo möglich in hölzerne, welche zerlegbar, durch Eckstücke zusammengefügt und mittelst schwarzer Seife von innen gefettet sind. Die Zeit von der Herstellung der Mischung des Gusses bis zum Herausnehmen derselben aus der Form beträgt nicht mehr als 20 bis 22 Minuten. Nachdem der künstliche Stein 14 Tage lang in freier Luft getrocknet hat, besitzt er alle Eigenschaften, welche man von einem gut zugerichteten Steine verlangt; es kann übrigens das Trocknen durch einen Trockenofen beschleunigt werden. Bei der Vornahme der Mischung kann auch zugleich eine färbende Materie zugesetzt werden, sei es gelber oder rother Ocker, Eisen- oxyd oder irgend ein anderes Metalloxyd. Eine grössere Dichtigkeit der Masse ist während des Gusses, resp. während der Erhärtung durch eine Compression zu erzielen. Die Anwendung dieses künstlichen Steines, welcher je nach seiner Bestimmung massiv oder hohl hergestellt werden kann, und Arch. d. Pharm. CLI.Bds. l.Hft. 9 122 Vereinszeitung. der nach seinem Korn und Aussehen von einem zugerichteten natürlichen Steine gar nicht zu unterscheiden ist, und in dieser Hinsicht vor allen andern Compositionen unbedingt den Vorzug vei^dient, erstreckt sich auf alle Arten von Bauführungen, Gebäude, Brücken, Aequiducten u. s. w. {Genie industr. 1858.) B. Das Austrocknen neu erbauter Wohnungen. In neu erbauten Gebäuden erfüllen die Gesteins- und Holz- massen und deren Ueberkleidungen die sie umgebende Atmosphäre so lange mit Feuchtigkeit, als sie noch den Grad der atmosphäri- schen Trockenheit nicht erreicht haben, also selbst noch nicht luft- trocken sind. Aber selbst nach langem Lüften der zu beziehenden Räume bemerkt man, sobald sie bewohnt sind, ein neues Auf- treten feuchter, schwer und gefahrvoll athembarer Luft; es ent- wickelt sich Modergeruch. Erst nach langer Zeit ist es oft mög- lich, diese gesundheitsgefährlichen Ausdünstungen der Wände zu bannen. In Folgendem ist ein Mittel gegeben, diesem Uebelstand abzuhelfen. Man stelle zu diesem Zwecke Becken mit glühender Holzkohle oder Coaks (nicht Steinkohlen- oder Holzfeuer) in solche Räume, verschliesse sie so dicht als möglich, und beobachte, wenn die Gluth verloschen ist. Ist dies geschehen, so ist die in dem Zimmer befindliche Luft ihres Sauerstoffs ziemlich entledigt, an die Stelle desselben ist Kohlensäure in Folge des Verbrennungsprocesses der Kohle getreten, diese theilt sieh dem Ueberzuge der Wände mit und erfüllt in Folge dessen die Luft mit Feuchtigkeit. Man öffne nach dem Verlöschen der Kohle die Thür des Raumes, lasse sie, ohne einzutreten, eine Stunde offen und bringe dann durch Oeffnen der Fenster einen starken Luftzug hervor. Durch Wieder- holung dieses i+xperiments, bei welchem die durch Verbrennung der Kohle entwickelte Wärme befördernd auf die Austrocknung der Wände wirkt, ist das Zimmer im Verlauf kurzer Zeit völlig trocken und kann ohne Gefahr bezogen werden. 6 Pfund Kohle entwickeln 22 Pfund Kohlensäure und verwenden zu deren Bildung ungefähr 1500 Cubikfuss Luft. 22 Pfund Kohlensäure sind im Stande, 37 Pfd. gelöschten Kalk zu zersetzen und in kohlensauren Kalk umzuwandeln, eine Menge, welche kaum zur Hälfte die Wand- fläche eines Wohnzimmers riKttlerer Grösse deckt. Durch eine zwei- bis dreimalige Verbrennung- einer solchen Kohlenmenge ist sicher die Entwässerung des Kalkes zu bewerkstelligen, und dass noch einige Tage dem Luftzuge preisgegebene Zimmer bewohnbar. {Würz- bürg. gem. Wochenschr.) B. Meyaratur der Gasbrenner aus Speckstein. Es ereignet sich öfters, dass die Gasbrenner aus Speckstein, die man gegenwärtig häufig in den Laboratorien verwendet, zer- brechen. Es gelingt aber mit einer concentrirten Lösung von Was- serglas leicht, sie wieder zu kitten, nur muss man beide an anein- ander zu klebende Stellen mit Wasserglas bestreichen, dann die Flächen gut aneinander drücken und den Brenner zum Trocknen hinstellen. Ist der Bruch nicht gerade unmittelbar an der Stelle, wo die Flamme brennt, so kann man ihn sogleich, während er noch nass ist, anzün- den, die erhöhte Temperatur trocknet ihn rasch und er ist nach dem Trocknen ebenso fest, wie ehedem. {Chem. Centrbl. 1859.) B. Vereinszeitung. 123 Verfahren, Kerzen haltbar und hart zu machen. Dieses Verfahren besteht in Folgendem : Die auf gewöhnliche Weise gegossenen oder gezogenen Talglichte werden in eine Mischung von Fett und Harz getaucht, welche am Talg haftet und einen dün- nen Ueberzug auf der Kerze bildet. Die Kerzen werden hierauf in eine andere ähnliche Mischung, deren Basis aus Stearinsäure besteht, gebracht, welche sich nicht mit dem Unschlitt, wohl aber mit dem ersten Ueberzuge verbindet. Die Kerzen erhalten hier- durch eine harte Einde, die erst bei höherer Temperatur als der Talg schmilzt, laufen daher weniger ab und werden nicht schmie- rig. Auch sollen geflochtene Dochte dabei verwendet werden kön- nen, wodurch das zu häufige Putzen erspart wird. (Scient.Americ. — Gewerhebl. aus Würtemberg.) B. Sago aus Kartoffeln. Wenn die Kartoffeln durch Fäulniss zu Grunde zu gehen dro- hen, dann rettet sich der kleine Grundbesitzer, der sie nicht auf Spiritus verwenden kann, am besten durch Gewinnung des Stärk- mehls, so lange sie noch brauchbar sind, oder durch Erzeugung von Sago, der sich lange aufheben lässt. Ein dem weissen Sago vollkommen ähnliches Nahrungsmittel bereitet man aus den Kar- toffeln, wenn man auf folgende Art verfährt: Man kocht gute, recht mehlreiche Kartoffeln, schält sie ab und zerdrückt sie noch warm mit einer unten breiten Keule, damit ein Theil des noch dabei befindlichen Wassers verdampfe. Hierauf vermengt man diese zerdrückten Kartoffeln mit so viel Kartoffelstärke als hin- reicht, um einen recht festen Teig zu bilden. Diesen schlägt oder formt man dann in faustgrosse Stücke, und reibt diese auf. einem gewöhnlichen Küchenreibeisen feiner oder gröber, je nachdem man die Kömer feiner oder gröber verlangt. Diese zerriebene Masse breitet man dann auf ein plattes Brett aus und reibt sie mit einem anderen, bis die Form der Theile rund erscheint, worauf man sie, wenn man wünscht, dass sie gleichförmig sein sollen, durch ein Sieb sortirt. Man lässt nun die kleinen Körner vollkommen trock- nen, bringt sie in eine Wanne, übergiesst sie mit frischem Wasser und reibt sie gelinde durch, worauf sie durch künstliche Wärme vollkommen und so lange getrocknet werden, bis ein Kern, von einander gebissen, nicht mehr nachgiebt, sondern zerspringt. Die- ser Sago lässt sich viele Jahre lang bei vollkommener Güte erhal- ten. (Allgem. deutsch. Telegraph. 1859. No. 9.) Bkb. 6. Allgemeiii interessaute Mittheilungen. Marcel de Serres, die Höhle von JPontil hei Saint- Pons (Herault). Dieselbe wird von mehreren verschiedenen Ablagerungen er- füllt, indem diese bis zur Decke reichen und zusammen etwa 21 Meter mächtig sind. Die unterste Ablagerung ähnelt dem Schlamme der meisten Knochenhöhlen und wird bedeckt von einer Stalag- initcnlage, welche dick genug ist, um gleich jener Knochen zu enthalten, die zu Rhinoceros ^chorhinus, Ursus spelaeus, Bos primi- 124 Vereinszeitung, genius und einem grossen Hirsche gehören. Die mittlere Ablage- rung besteht aus einem sandigeren Schlamme, ohne die abgerollten Geschiebe der unteren, und die eckigen Bruchstücke der oberen Lage. In letzterer finden sich z. B. Blöcke von ungleicher Grösse, und oft bedeutendem Umfange, welche durch das sie verbindende Cement auch an den Felsen gekittet sind. Diese Art Kalk -Pud- dingstein, in deutlichen Schichten abgesetzt, bildete die oberste Decke der dritten Abtheilung und war nur mit eisernen Werk- zeugen durchbrechbar. In der Höhle finden sich auch Gegenstände verschieden an Art und Alter. So im oberen Theile der Höhle und 1 Meter unter der Decke ein Heerd mit Asche und Holzkohlen daneben, deren Spuren nahe dem Eingange, die Gegenwart des Menschen andeuten, so wie auch ein Theil eines Hirnschädels. In der mittleren Lage, 2^/2 Meter unter dem Heerde, entdeckte man Eeste grober Töpferwaaren aus der gallisch -römischen Zeit. Die Ausfüllung erfolgte also in sehr verschiedenen Zwischenräumen. (Compt. rend. XLV. 1857. 1053. — Ztschr. für die ges. Naturw. XL V. 474.) BTcb. Das Klima von Astrachan. Die meteorologischen Ergebnisse sind noch so lückenhaft, dass jede sorgfältige Beobachtung eine wahre Bereicherung unseres Wissens ist, besonders wenn sie an einem so interessanten Orte, wie Astrachan, angestellt wird; der Boden der Wolgamündungen war ursprünglich Meeresboden. Man hat dort eigentlich nur zwei Jahreszeiten, eine Periode der Wärme, die vom April bis October dauert, und eine Periode der Nässe, die sich vom October bis zum April fortsetzt. Im Sommer und bis in den Herbst hinein ist Mangel an Regen, und im Juni und Juli herrscht der Südwest- wind, der die Luft schwächend und unerträglich drückend macht. Temperaturwechsel sind häufig, bald hat man im Winter lange anhaltenden Frost, bald unterscheidet sich diese Jahreszeit wenig vom Herbste. Dr. Meyerson, der zehn Jahre in Astrachan lebte, machte folgende Angaben: niedrigste mittlere höchste Temp. n. Eöaum. April +3 +6 4-22 Mai +-7 4-13 -f 27 Juni und Juli — 4-18 — 20 4-30 August bis Mitte September 4-6 4-14 — 18 4-23 October — -j- 8 — November — -|-3 — December — — 2 — Januar — — 5 — 23 Februar - -4 -20-23 März — -h OJ — Dass das Klima sich geändert habe und kühler geworden sei, ist eine irrthümliche Behauptung der Eingeborenen. Die Rebe gedeiht, liefert aber keinen guten Wein, weil sie unangemessen behandelt wird, [Zeitungs-Artikel) Bkh. Vereinszeitung. 125 7. Notizen zur praktischen Pharmacie. Chemisch -pharmaceutisches Institut in Berlin. Mit dem 12. April 1860 beginnen die Vorlesungen und prakti- schen Arbeiten für das Sommer-Semester in dem von mir am 12ten October 1858 eröffneten chemisch-pharmaceutischen Institute. Ueber den Zweck desselben habe ich mich ausführlich im Archiv der Pharmacie (Juli, August, September und October-Heft), auf welches hinzuweisen ich mir erlaube, ausgesprochen. Der Cursus ist halb- jährig. Die praktischen Arbeiten, welche unter specieller Leitung des Unterzeichneten ausgeführt werden, bestehen in der Anferti- gung chemisch - pharmaceutischer Präparate, von Reagentien und qualitativen und quantitativen Analysen. Anfragen und Anmel- dungen bitte ich zeitig an mich zu richten und lasse ich den Lec- tionsplan hier folgen. Montag von 8 — 10 Uhr: Unorganische Chemie mit besond. Berück- sichtigung der Pharmacie. Dr.Behncke. 10 — 1 „ Praktische Arbeiten im Laboratorium. 3 — 5 „ Botanik. Dr. Karsten. Dienstag von 8 — 10 „ Analytische Chemie. Dr. Behncke. 10 — 1 „ Praktische Arbeiten im Laboratorium. 3 — 5 „ Pharmaceutische Botanik, mit besonde- rer Berücksichtigung der officinellen Dro- guen. Dr. Behncke. Mittwoch von 8—10 „ Organische Chemie, mit besond. Berück- sichtigung der Pharmacie. Dr. B e h n ck e. 10 — 1 „ Praktische Arbeiten im Laboratorium. Nachmittags botanische Excursionen. Dr. Behncke. Donnerstag V. 8 — 10 „ Unorganische Chemie, mit besond. Berück- sichtigung der Pharmacie. Dr. Behncke. 10 — 1 „ Praktische Arbeiten im Laboratorium. 3 — 5 „ Botanik. Dr. Karsten. Freitag von 8 — 9 „ Stöchiometrie. Dr. Behncke. 9 — 10 „ Maassanalyse. Derselbe. 10 — 1 „ Praktische Arbeiten im Laboratorium. 3 — 5 „ Pharmaceutische Botanik, mit besonde- rer Berücksichtigung der officinellen Dro- guen. Dr. Behncke. Sonnabend v. 9 — 11 „ Systemkunde. Dr. Karsten. 11—12 „ Mikroskopie. Derselbe. Berlin, im Januar 1860. Dr. Behncke. Schellingstrasse No. 9, Die Mitglieder der Kreisversammlung zu Düsseldorf vom 23. September v. J. benachrichtige ich ergebenst, dass auf das an die Königl. Regie- rung gerichtete Gesuch: „die Königl. Regierung wolle bei dem hohen Ministerio da- „hin wirken, dass diejenigen neuen Arzneimittel, welche erfah- „rungsmässig in der Praxis Anwendung finden, durch eine ge- „setzliche Vorschrift von Zeit zu Zeit durch das Amtsblatt zur „Kenntnies der Medicinalpersonen gebracht werden," 126 Vereinszeitung. folgende Verfügung Königl. Regierung unterm 8ten d.M. erlassen ist: „Das uns unterm 5ten v. M. vorgelegte, dem Herrn Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten von uns eingereichte Gesuch um zeitweise Bekanntmachung neuer Arznei- Vorschriften durch die Amtsblätter, ist uns mit dem Eröff- nen wieder zugefertigt worden, dass dem Antrage nicht entspro- chen werden könne." „Nach dieser Entscheidung ist nämlich nur den in dieLandes- Pharmakopöe aufgenommenen Vorschriften von wissenschaftlich geprüften und durch langjährige Erfahrung bewährten Arznei- mitteln eine gesetzliche Kraft beizulegen. Wenn dagegen von den Medicinalpersonen neue, in der neuen Pharmakopoe nicht enthaltene, componirte Arzneimittel in der Art verschrieben wer- den, dass aus der blossen Angabe des Mittels die Dosirung der einzelnen Ingredienzien desselben nicht mit Sicherheit zu ersehen ist, so liegt es dem Apotheker ob, die betreffenden Aerzteum Mittheilung der Vorschrift, nach welcher sie das Arzneimittel in jedem Falle bereitet wissen wollen, zu ersuchen, und das verord- nete Arzneimittel nicht eher anzufertigen, als bis auf dem be- zeichneten Wege der Gehalt der starkwirkenden Bestandtheile desselben genau festgestellt ist." Dr. Schlienkamp. Beiträge und Rechnungen des Vereins. Die Mitglieder werden um alsbaldige Einsendung der Beiträge und die Vereinsbeamten um baldigen Abschluss und Einsendung der Rechnungen und Gelder dringend ersucht. Das Directorium. Lehrling gesucht. Ein junger Mann, der Lust hat sich der Pharmacie zu widmen und mit den nöthigen Vorkenntnissen versehen ist, kann vom 1. Ja- nuar 1860 ab oder auch zu Ostern in dem Geschäfte des Unter- zeichneten als Lehrling placirt werden. Auch kann durch densel- ben ein tüchtiger junger Mann als Gehülfe zu Ostern nachgewiesen werden. Schlotheim, den 10. Decbr. 1859. L. Hofmann, Apotheker. Fuselfreier Sprit von Ohlssen-Bagge Nachfolger. Wenngleich das Bedürfniss eines schönen, vollständig fusel- freien, geschmack- und geruchlosen, chemisch reinen Sprites ein allgemein gefühltes ist, und wenngleich keine der bekannten Methoden ein Fabrikat liefert, welches den Anforderun- gen genügt, die der Apotheker an reinen Sprit macht, so scheint doch meine Offerte eines solchen im Februarhefte dieses Blattes nicht das allgemeineVertrauen gefunden zu haben, welches sie verdient. Wohl wenige Apotheker sind es, welche nicht zu diesem oder jenem Geschäftszwecke den Wunsch haben, einen schönen, vollständig reinen Sprit verwenden zu können, und dennoch ist die Zahl der Versuchsbeziehungen von mir nur eine verhältnissmässig kleine ge- wesen. Ich kann mich trotzdem nicht von der Ansicht trennen, Vereinszeitung. 127 dass ich mit meinem Fabrikate — bei dem verhältnissmässig billi- gen Preise desselben — ein weit und breit gefühltes Bedürfniss zu befriedigen im Stande bin, und erlaube mir deshalb, denselben noch- mals allen CoUegen in Erinnerung zu bringen, welche auf einen schönen und vollständig reinen Sprit Werth legen. Ich werde des- halb auch — bis er sich Anerkennung erworben — von Zeit zu Zeit in diesen Blättern in untenstehender Weise die jeweiligen Preise bekannt machen, und ersuche gleichzeitig diejenigen Herren Apotheker, welche mein Fabrikat schon kennen und wiederholt Bezüge gemacht haben, im Interesse der Sache mit ihrem Urtheile nicht zurückhalten zu wollen. Frankfurt a/0., den 12. December 1859. Ohlssen-Bagge Nachfolger. Meiner Sprit von Ohlssen-Bag ge Nachfolger in FrankfuH ajO. Am 15. December 1859. Per Üxhoft von 17,280 % Tr. (192 Berl. Quart ä90 0/oTr.). . .52'/3 4 „ Ohm von 120 Berl. Quart 323/4 „ „ Eimer von 60 Berl. Quart 16% ^ „ Anker von 30 Berl. Quart 8^4 „ Nach der mir vorgelegten Pi-obe ist dieser Sprit sehr rein und empfehlenswerth. Dr. L. F. Bley. Preis-Courant von Blutegeln von Thomas Clifford in Hamburg. (Teiche und Reservoirs in Hom bei Hamburg und in Billwärder an der Bille.) Hamburg, den 1. Januar 1860. Beste grosse graue Blutegel 51/211$ pr- 100 „ „ Mittelsorte do 41/2 „ „ „ „ grüne do 41/2 „ „ „ Mittelsorte do 31/2 „ „ Gesunde blutfreie medicinische Waare. Die Preise sind incl. Verpackung und werden dieselben franco geliefert. Comtoir : Schauenburger Strasse No. 33. Kaufgesuch. Es wird 1 Exemplar: „Schlechtendal, Langethal und Schenk, Flora von Deutschland" zu kaufen gesucht. Verkäufer wollen ihre Offerten nebst Preisbemerkung an den Apotheker Niebuhr in Egeln gelangen lassen. Apotheken - Käufer mit einer Anzahlung von 6, 8, 10, 15 und 20 Mille werden nach- gewiesen: ebenso Apotheken in allen Provinzen, auch eine zu 27 Mille, 4 Mille Umsatz, 8 Mille Anzahlung, 64 4> Miethe, 38 „ 51/2 „ n 8 „ „ 200 „ „ 128 Vereinszeitung. ebenso 18 Gehülfen zu Neujahr, einige sogleich: Stellen für Lehr- linge in Berliner, mittleren und kleineren Officinen bei renommir- ten Principalen — durch das Bureau für Apotheker von H. Heck er, vereidetem Apotheker in Magdeburg. i Apotheken - Verkäufe. J ourn.- J]/s.: Umsatz: Miethe: Preis: 308. 13,000 4 ' — 75,000 4 262. 10,000 „ 400 4 65,000 „ 241. 9000 „ 150 „ 70,000 „ 209. 8500 „ 400 „ 55,000 „ 373. 4500 „ 100 „ 35,000 „ 38a. 3600 „ — 24,500 „ 378. 1500 „ 50 „ 13,000 „ 371. 2500 „ Gart. u. Feld 15,600 „ 872. 2700 „ do. do. 20,000 „ 366. 6000 „ — 41,500 „ 364. 5800 „ 2 Gärten 38,000 „ 356. 3000 „ Garten 22,500 „ 350. 4300 „ 450 4 43,000 „ 349. 1900 „ — 12,500 „ 346. 5000 „ 140 „ 36,000 „ 345. 3800 „ 250 „ 30,000 „ 340. 2500 „ 60 „ 18,000 „ 333. 7000 „ 120 „ 47,000 „ 309. 1200 „ — 8500 „ 297. 3500 „ 220 „ 28,000 „ 287. 4500 „ 180 „ 33.000 „ 283. 4600 „ — 32,000 „ 277. 3500 „ 250 „ 28,000 „ 261. 2100 „ 100 „ 15,000 „ 258. 2400 „ Gärten 17,000 „ 245. 4200 „ — 30,000 „ 202. 4000 „ 410 4 34,000 „ 236. 4400 „ 300 „ 38,000 „ 300. 10,500 „ 1200 „ 85,000 „ 379. 1700 „ — 11,000 „ und mehrere andere verschiedener Grösse durch L. F. Baarts, Apotheker I. Cl. und Agent, in Firma L. F. Baarts & Co. Berlin, Ziethenplatz No. 2. Berichtigung. Im Decemberhefte 1859, S. 257, in der Abhandlung von W. Dankworth ist beizufügen: Im Separatabdruck eingesandt. Hofbuchdruckerei der Gebr. Jänecke in Hannover. AHCHIV DERJPHARIHAOE. CLL Bandes zweites Heft. Erste Abtheilung'. I. Physik, Chemie und pralitisclie Phariuacie« Notizen über Cyanide; von Professor Dr. 0. B. Kühn. Uem nicht unbedeutenden Mangel an genaueren Kenntnissen vom chemischen Verhalten der Cyanide hel- fen nach und nach auch geringfügige Beobachtungen ab, wenn sie nur vorurtheilsfrei angestellt und so oft wieder- holt sind, dass an ihrer Sicherheit nicht zu zweifeln ist. Das letzte geringe Verdienst beanspruchen die folgenden Mittheilungen. Kalifreies Cyanblau (Berlinerblau) mit Cyankalium (auf die gewöhnliche Weise aus gelbem Blutlaugensalz dargestellt) in Auflösung einige Zeit lang stark geschüt- telt und nicht über 300 digcrirt, gab beim Filtriren eine ziemlich intensiv gelb oder wenig grünlich gefärbte Flüs- sigkeit, welche mit Eisen- Mono- und -Sesquichlorid fast gleich stark blau sich färbte; das Ungelöste hatte eine so dunkle Farbe_, dass es nicht möglich war zu bestim- men, ob sie blau oder braun sei. J^twas stärker erhitzt, trat der Geruch nach Cyanwasserstoff schwach auf, der Rückstand ward kaffeebraun, und der Niederschlag mit Eisen Monochlorid viel heller, als der mit Sesquichlorid. Nach viertelstündigem Kochen war das Unlösliche roth- Arch.d.Pbarm. CLI.Bd8.2.IIft. 10 130 Kühn, braun, und der Niederschlag mit Eisen -Monochlorid im ersten Momente weiss ; also findet sich in der Flüssigkeit nur Mono-Cyaneisenkalium vor, ohne jede Spur von Ses- qui-Cyaneisenkaliura. Ist der braune Rückstand hinrei- chend ausgesüsst, was nicht leicht ist, so erhält man mit Salzsäure in der Regel eine gelbe, nur manchmal eine durch suspendirtes Cyanblau etwas grünlich scheinende Flüssigkeit, in welcher beide Eisenoxyde sich nachweisen lassen. Nach der nächsten Ursache suchend, warum das beim directen Entgegenführen von Sesqui-Cyaneisen und Kaliumcyanid erzeugte rothe Blutlaugensalz beim Kochen wieder verschwinde, kam Verf. auf den Gedanken, zu versuchen, wie reines Sesqui - Cyaneisenkalium in Auf- lösung gegen Cyankalium sich verhalte. In der Kälte bleibt die Flüssigkeit einige Zeit lang unverändert, beim Erhitzen jedoch und noch ehe dieselbe ins Kochen kam, färbte sie sich rasch hellgelb, unter Entwickehmg von Cyanwasserstoff, und es war das ganze Salz in Mono- Cyaneisenkalium zurückgeführt. Da das angewandte Cyankalium unrein war, so konnte die Reaction vielleicht von den fremden Körpern herrüh- ren, obgleich die Entwickelung von Cyanwasserstoff sehr bestimmt auf das Cyankalium hinzuweisen schien. Dem ungeachtet ward untersucht, wie kohlensaures Kali, was doch leicht im gewöhnlichen Cyankalium vorkommen kann, besonders in der Wärme reagirt: es bleibt lange Zeit wirkungslos; über zwei Stunden ward jedoch der Versuch nicht fortgesetzt. Femer konnte das aus dem cyansauren Kali im gewöhn- lichen Cyankalium bei längerem Erhitzen entstehende kohlensaure Ammoniak die Reduction des rothen Blut- laugensalzes bewirken, was um so eher zu vermuthen war, als reines Ammoniak ziemlich rasch die Reduction herbeiführt. Dies findet jedoch wenigstens in derselben Zeit, in welcher reines Ammoniak wirkt, ja in welcher auch kohlensaures Kali unthätig bleibt, nicht statt. Notizen über Cyanide. 131 Um endlich auch das cyansaure Kali wo möglich auszuschliessen, ward nun Blausäure und Kali angewandt. Blausäure, auch starke (bis 40 '^Iq), blieb für sich ohne Wirkung auf rothes Blutlaugensalz; so wie aber eine kleine^ zur Uebersättigung der Blausäure lange nicht hinreichende Menge von Aetzkali zugefügt wurde, fing alsbald in Siedhitze die Reduction zu gelbem Blutlaugen- salz au und war bald auch vollendet. Da das rothe Blutlaugensalz vom gelben, wie die rohen Formeln es zeigen (3 K -f- 2 Fe -|- ^ Cy und 4 K -|- 2 Fe -[- 6 Cy), durch ein Minus von Kalium unterschie- den ist, so sollte man meinen, es könne auch durch an- dere Kaliumverbindungen dieses Minus ersetzt werden. Dies ist anscheinend auch der Fall, wie durch Jodkalium» Schwefelkalium und selbst durch Aetzkali. Letzteres wirkt jedoch viel langsamer als Cyankalium ; es dauert viel länger als bei Anwendung von Cyankalium, ehe die letzte Reaction des rothen Blutlaugensalzes verschwindet. Die Ausscheidung von Eisenoxyd, welche hierbei statt findet, wie schon Boudault angegeben hat, beweist, dass die Reduction des rothen Blutlaugensalzes hier zum Theil wenigstens anders zu erklären sei, als durch blosses Ein- treten von Kalium. Bei Einwirkung von Jodkalium auf Sesqui-Cyan- eisenkalium scheiden sich weissliche Flocken aus, deren Natur bis jetzt nicht untersucht worden ist. Schwefel- kalium scheint der Folge mehrerer Erscheinungen nach mehrere verschiedene Perioden der Einwirkung durch- zugehen ; auch diese Vorgänge sind noch genauer zu Studiren. Ueber diese Thatsachen ist es gerathen, für jetzt eine theoretische Erörterung zu unterlassen, da, wie leicht zu übersehen ist, ein Punct noch im Dunkeln liegt, dessen Aufhellung wo möglich die Zeit erst bringen wird. Lie- ber mögen einige Beobachtungen, das rothe Blutlaugen- salz betreffend, hier folgen, welche sich ungezwungen an die vorigen anschliesaen. Sie betreffen die Darstellung, 10* 132 Kühn, aber noch viel mehr die Zersetzung des genannten Salzes. Es ist neuerdings empfohlen worden, zur Darstellung des rothen Blutlaugensalzes das gelbe in wässeriger Auf- lösung mit Bleioxyd und Aetzkali zu behandeln; es soll so jenes Salz ohne alle Nebenproducte leicht und sicher entstehen. Gegen diese Darstellung schienen sich meh- rere Bedenken zu erheben. Schon das besprochene Ver- halten von Aetzkali gegen rothes Blutlaugensalz musste bedenklich machen. Dann aber hat schon Boudault angegeben, dass eine Auflösung von Bleimonoxyd in Aetz- kali mit einer Sesqui-Cyaneisenkalium-Lösung erhitzt^ als- bald Mono-Cyaneisenkalium bilde, und Bleibioxyd, wel- ches letztere krystallinisch niederfalle. Dies hat seine völlige Richtigkeit: der Versuch ist ganz ergötzlich durch die Ausscheidung glänzender Flimmern. In gleicher Weise wirkt Manganmonoxydhydrat, was schon bei gewöhnlicher oder wenig erhöhter Temperatur, mit Auflösung von ro- thera Blutlaugensalz stark geschüttelt^ dieses zu Sesqui- oder Bioxyd oxydirt, unter Bildung von gelbem Blut- laugensalz. Natürlich war vorauszusehen, dass Eisen- monoxydhydrat gleich sich verhalten werde. Auch vom Kobaltmonoxydhydrate Hess sich mit einiger Bestimmt- heit das Nämliche erwarten: der blaue Niederschlag aus Chlorkobalt-Auflösung durch Aetzkali wird mit einer Auf- lösung von rothem Blutlaugensalz augenblicklich schwarz und nach kurzer Digestion ist bei gehöriger Proportion der beiden reagirenden Körper alles rothe Blutlaugensalz verschwunden, Nickelmonoxydhydrat ist anscheinend ohne Wirkung. Zinnmonoxydhydrat wirkt auch hier reduci- rend. Wie das Kupfersemioxyd (was für Sauers tofi'ver- bindungen auch als Reductionsmittel betrachtet Averden kann) mit rothem Blutlaugensalze sich verhalte, hat Verf. schon vor längerer Zeit in einem Programm besprochen, jedoch nur in der Hinsicht^ ob Kupfer in Auflösung über- gehe und dadurch im Allgemeinen das Cyansalz zersetze. Damals hat Verf. nur das wasserfreie Kupfersemioxyd in Notizen über Cyanide. 133 Anwendung gebracht und gefunden, dass dasselbe sehr langsam wirke. Viel energischer wirkt frisch nieder- geschlagenes, also das, was man gewöhnlich Hydrat nennt; dasselbe, kann man sagen, wirkt kaum eigentlich redu- cirend,- sondern vielmehr dadurch, dass es sehr leicht Semicyanid bildet, und dies sogar auf Kosten des Eisen- cyanids, was sich in Oxyd umwandelt; ausserdem schei- det das Kupfersemicyanid durch seine stärkere Anziehung zum Cyankalium das Eisencyanid von diesem ab und verbindet sich wahrscheinlich mit letzterem, wenigstens zum Theil. Hier ist also der Erfolg des Versuchs sehr complicirt und daher nur schwierig deutlich zu erkennen. Aehnliches Verhalten zeigt Quecksilbersemioxyd. Aber gehen wir auf die Wirkung des Bleimonoxyds auf Sesqui-Cyaneisenkalium zurück! Dass das genannte Salz, wie angegeben_, Bleibioxyd aus Monoxyd entstehen lässt, ist noch kein Beweis, dass nicht Bleibioxyd aus gelbem Blutlaugensalz rothes erzeugen könne; es giebt ja dergleichen Paradoxien anderwärts, wie z. B. die Zer- setzung des Wassers durch Eisen und der Eisenoxyde durch Wasserstoff u. a. ra. Es ward daher der ang-esre- bene Versuch ohne Weiteres wiederholt. Eine gesättigte Auflösung von gelbem Blutlaugensalz ward mit Blei- bioxyd etwa 30 Stunden lang gekocht; es hatte sich viel von einem weissen Körper an das Gefäss angesetzt, offen- bar Bleimonoxydhydrat oder kohlensaures Salz, die Flüs- sigkeit hatte eine schwache alkalische Reaction angenom- men; mit Eisenmonochlorid entstand eine sehr lichtblaue Färbung, also war eine geringe Menge Sesqui-Cyaneisen- kalium gebildet. Nun ward eine gleiche Auflösung von gelbem Blutlaugensalz mit Bleibioxyd einer Temperatur von höchstens 60*^ unter öfterem Umschütteln ausgesetzt. Nach 24 Stunden war die Bildung von rothem Blutlaugen- salz nicht viel weiter vorgerückt, als wie beim Sieden. Beim Abkühlen schössen eine Menge Krystalle des ge- wöhnlichen Blutlaugensalzes an. Eine Auflösung von gel- bem Blutlaugensalz mit Bleihyperoxyd, unter Zusatz von 134 Kuhn, Aetzkali gekocht, verhielt sieh fast nicht anders als ohne Aetzkali, nur enthielt die Flüssigkeit sehr viel Bleimon- oxyd. In Temperaturen bis höchstens 600 43 Stunden lang erhalten, war allerdings etwas mehr rothes Blutlau- gensalz entstanden, aber noch lange nicht alles Mono- Cyaneisenkalium in jenes umgewandelt. Die dem Kochen unterworfen gewesenen beiderlei Flüssigkeiten so weit mit Wasser vermischt, dass ein Auskrystallisiren nicht statt finden konnte, waren bei gewöhnlicher Temperatur meh- rere Tage lang stehen geblieben und während dieser Zeit öfters stark umgeschüttelt worden; weder die Färbungen noch die Reactionen mit Eisen-Auflösungen waren gegen vorher stärker geworden. Es kann also die Methode, das gelbe Blutlaugensalz durch Behandlung mit Bleibioxyd in rothes umzuwandeln, nicht empfohlen werden; sie gelingt nur unter bestimmten, noch zu ermittelnden Umständen vollständig. Das Gleiche gilt von der Methode der Darstellung des Sesqui-Cyaneisenkaliums mittelst Manganbioxyds. Wie sich gewöhnliches Cyankalium in Auflösung mit Oxyden, Chloriden, Bromiden und Jodiden verhält, ist fürs Erste hinreichend untersucht; nicht, wie sich Sul- phide gegen dasselbe verhalten. Hier folgen einige Ver- suche darüber. Gewöhnliches Cyankalium wird durch Silbersulphid sehr leicht und rasch zersetzt. Kocht man letzteres mit einer Auflösung von Cyankalium, so zeigt sich sehr bald Silber in Auflösung, also hat sich Cyansilberkalium ge- bildet, und zwar neben Schwefelcyankalium : 3 K Cy mit 2AgS giebt KS CyS und 2(KCy, AgCy). Schwefel- kalium ist durch eine kaiische Auflösung von Bleioxyd nur in einer ganz geringen Spur nachzuweisen. Die leichte Bildung von Schwefelcyankalium ist deshalb auf- fällig, weil das nämliche Schwefelsalz durchaus nicht zu entdecken ist bei der allerdings nur schwachen Ein wir- Notizen über Cyanide. 135 kling des Schwefelsilbers auf Mono- Cyanei senk aliuni^ ob man es gleich sehr bestimmt erwarten konnte ; denn wenn hier Silbercyanid zuerst unter Bildung von Eisensulphid entsteht, so bleibt die eine Hälfte von Kaliumcyanid aus dem Blutlaugensalz frei, welche nun wie oben auf noch unverändertes Schwefelsilber wirken müsste. Frisch gefälltes Quecksilbersulphid lässt sich lange Zeit mit einer Auflösung von Cyankaliura kochen, ohne dass eine bedeutende Einwirkung von beiderlei Körpern auf einander vor sich ginge ; es zeigen sich nur sehr un- beträchtliche Mengen von Quecksilber in der Abkochung. In ganz gleicher Weise wie das Schwefelquecksilber verhält sich Schwefelblei. Kupfersemisulphid giebt mit Cyankali um -Auflösung sehr schnell eine gelbe, später farblose Flüssigkeit, welche mit Salzsäure versetzt, unter Entwickelung von Cyan- wasserstoff, eine stark braune Fällung erzeugt; mit Eisen- sesquichlorid entsteht darin sogleich ein schwarzer Nie- derschlag, zu keiner Zeit aber eine rothe oder röthliche Färbung. Die Abwesenheit von Schwefelcyankaliura Hess sich auf folgende Weise noch bestimmter nachweisen, dass die Flüssigkeit mit einer kaiischen Auflösung von Blei- oxyd vom Schwefelkalium befreit und nach vorsichtiger Neutralisation durch Chlorwasserstoff mit Eisensesqui- chlorid geprüft ward; auch hier entstand nicht die ge_ ringste rothe oder röthliche Färbung. Also hat sich durch Austausch der Bestandtheile Kupfersemicyanid und Schwefelkalium gebildet^ das erste ist aber durch unver- ändert gebliebenes Cyankalium in Auflösung versetzt wor- den ; durch Salzsäure wird das Schwefelkalium zwar zer- setzt, aber der sonst frei werdende Schwefelwasserstoff durch das zu gleicher Zeit zur Ausscheidung kommende Kupfersemicyanid wieder zersetzt; daher ist hauptsächlich nur Entwickelung von Cyanwasserstoff zu bemerken. Kupfermonosulphid verhält sich gerade so wie das Semisulphid; es scheint jedoch, als wenn sich eine Spur Schwefelcyankaliura bildete. 136 Kühn, Schwefelzink liefert mit Cyankalium eine zinkhal- tende Flüssigkeit und Schwefelkalium. Letzteres ward durch eine kaiische Auflösung von Bleioxyd nachgewie- sen. Nachträglich sei hier noch bemerkt, dass auf eine solche Auflösung weder Cyankalium von der gewöhnlichen Beschaffenheit, noch auch gutes Schwefelcyankalium sicht- bar einwirkt. Schwefelcyankalium hatte sich bei Ein- wirkung von Schwefelzink nicht gebildet. Schwefelcadmium liefert mit Cyankaliumlösung ge- kocht, eine Flüssigkeit, welche sich mit kalischer Auf- lösung von Bleioxyd ein klein wenig bräunlich färbt, aber mit Chlorwasserstoff angesäuert durch Schwefelwasserstoff auch bei langem Stehen sich nicht verändert. Abweichend von dem Verhalten dieser Sulphide, welche mit Cyankalium entweder sich nicht verändern, oder nur Kaliumsulphid neben Metallcyanid, oder Schwefelcyan- kalium und Cyanid liefern, bildet Palladiumsulphid bei- des, Schwefelkalium und Schwefelcyankalium. Die Auf- lösung von Cyankalium färbt sich mit reinem, frisch gefälltem Palladiumsulphid schon in der Kälte braun, wobei sich ein äusserst übler Geruch entwickelt, etwa wie wenn man Schwefelarsen (AsS^ oder As S^) mit Aetz- kali kocht. Der nämliche Geruch war auch bei der Behandlung der andern Sulphide zu bemerken. Die Flüs- sigkeit hat nach dem Aufkochen und Filtriren eine gelb- braune Farbe, so dass man sie für eine Platin- Auflösung hätte halten können. In dieser Flüssigkeit erzeugte Salzsäure einen (nicht dunkel-) braunen , Niederschlag, kaiische Auflösung von Bleioxyd einen starken schwar- zen Niederschlag, nach dessen Entfernung Eisensesqui- chlorid blutrothe Färbung hervorbrachte. Aehnlich verhielt sich Platinbisulphid. Frisch dar- gestellt, getrocknet und durch besondere Analyse als rein befunden, noch ohne Gehalt von Schwefelsäure, löst sich das- selbe mit Leichtigkeit in warmer Auflösung von Cyankalium zu einer anscheinend klaren, dunkelbraunen Flüssigkeit auf, die sich beim Erkalten etwas trübte. Auf Zusatz von star- Notizen Über Cyanide. 137 kern AYeingeist entstand ein dunkelbrauner Niedersclilag, der nach hinreichendem Auswaschen mit Weingeist sich in Wasser nicht vollständig löste ; der Rückstand gab beim Glühen hauptsächlich Platin; der wässerige Auszug von brauner Farbe enthält auch Platin und giebt mit Eisen- sesquichlorid nur braune Fällung, ohne jede rothe oder röthli che Färbung; kaiische Eleisolution liefert einen ähn- lichen braunen Niederschlag wie die Eisen- Auflösung. Die spirituöse Flüssigkeit, fast farblos, liefert mit Eisen- sesquichlorid und kalischer Eleisolution dunkelbraune Nie- derschläge; erstere wird beim Stehen gelbbraun. Schwe- felcjanid wird nicht angezeigt. Die ursprüngliche dunkelbraune Flüssigkeit ward nun gekocht: es entwickelte sich Schwefelwasserstoff- Ammo- niak, das Ammoniak war schon durch den Geruch del^t- lich wahraehmbar, dessen Verbindung mit Schwefelwas- serstoff aber durch Schwärzung eines mit Eisensesqui- chlorid angefeuchteten Papiers. Die Flüssigkeit ist nach längerem Kochen fast entfärbt, und am Boden hat sich ein schwarzgraues Pulver, metallisches Platin, angesam- melt. Die filtrirte, sehr blassgelb gefärbte Flüssigkeit giebt mit Salzsäure wenig Schwefelwasserstoff, mehr Cyan- wasserstoff aus, und einen braunen Niederschlag; mit Eisensesquichlorid färbt sie sich licht blutroth ; mit kali- scher Bleilösung entsteht eine starke schwarze Fällung, mit Weingeist von 90 Proc. eine starke Trübung und nach einiger Zeit Absatz einer öligen Flüssigkeit, fast die Hälfte der angewandten Probe betragend, worin fast kein Platin nachweisbar und hauptsächlich kohlensaures Natron enthalten ist. Die spirituöse Flüssigkeit reagirtc alkalisch und färbte sich, mit Salzsäure so genau als möglich neutralisirt, mit Eisensesquichlorid blutroth. 138 Herzog, Auffindung des Phosphors und dessen Oxydations- -stufen in Vergiftungsfällen; von Dr. C. EI e r z g. Sobald sich noch eine geringe Menge Phosphor in Substanz in dem zu untersuchenden Körper befindet, so ist die Nach Weisung desselben auf die von Mitscher- lich angegebene Weise so leicht und schön^ dass wir diesem Manne hierfür zum grössten Danke verpflichtet sind. Nach meinem Dafürhalten übertrifft diese Methode auch die interessanten Beobachtungen von Lipo witz mit- telst Schwefels. Die höchst sinnreiche, von unserm wür- digen Duflos construirte Vorrichtung^ welche auf eine Combination des Mitscherlich'schen und Marsh'chen Appa- rats basirt ist^ hat den Uebelstand, dass das Entwicke- lungsgefäss verhältnissmässig etwas gross sein muss, um ein Uebersteigen des Inhalts zu verhüten, und dass bei sehr geringen Mengen Phosphor oder phosphoriger Säure die Reactionen vielleicht etwas weniger empfindlich aus- fallen dürften. Bei einer desfallsigen gerichtlichen Untersuchung nahm ich Gelegenheit, die verschiedenen Methoden einer kri- tisch experimentellen Prüfung zu unterwerfen, wurde aber in alle den Fällen^ wo sich kein Phosphor in Substanz, sondern nur die Oxydationsstufen desselben vorfanden, durch die bis jetzt vorgeschlagenen Prüfungsmethoden keineswegs befriedigt. Bei Gelegenheit der General- Versammlung zu Würz- burg theilte ich meine bis dahin gemachten Beobachtun- gen mit und habe mich seitdem noch öfter mit demsel- ben Gegenstande beschäftigt^ so dass ich glaube, im Folgenden sichere Anhaltspuncte zur Nachweisung der Oxydationsstufen des Phosphors geben zu können. Die Hauptsache dabei ist die, jede Möglichkeit aus- zuschliessen, woraus hervorgehen könnte, dass die Oxy- Auffindung des Phosphors etc. in Vergiftungsfällen. 139 dationsstufen aus der Köi'persubstanz resp. aus den Kno- chen selbst erzeugt seien. Hat man Phosphor in Sub- stanz gefunden, denselben durch sein Leuchten im Dun- keln erkannt und die hierbei sich etwa bildende phos- phorigfe Säure in einem zweckmässig angebrachten kleinen Gefässe aufgefangen, so kann man solche durch die Reductionen der bekannten Metalllösungen sehr bald con- statiren; jedoch bekommt man auch, wenn kein Phosphor in Substanz da war (natürlich ohne Leuchten), ein De- stillat, welches die Metalllösung reduciren kann; dieses rührt aber nicht von phosphoriger Säure, sondern von flüchtigen Fettsäuren her; denn die phosphorige Säure, wenn auch vorhanden^ ist nicht flüchtig, wie schon Mit- scher 1 i ch angegeben hat. Es ist aber, wenn man in einer Leiche keinen Phos- phor nach der Methode von Mit seh er lieh nachweisen kann, die Möglichkeit einer Vergiftung durch Phosphor nicht ausgeschlossen, und ist der Fall sehr wohl denk- bar, dass sich der Phosphor, sofern derselbe längere Zeit vor dem Tode auf irgend eine Weise in einen thierischen Körper gelangt ist, sich völlig in phosphorige Säure verwandelt hatte; ja es dürfte solches auch bei einer Leich,e, die schon längere Zeit in der Erde gelegen, nicht unwahrscheinlich sein. Man verfährt folgendermaassen. Die zu untersuchende Substanz wird, nachdem dieselbe eventuell mit etwas Wasser in angemessener Weise verflüssigt ist, ohne Zu- satz einer Säure in einer Digerirflasche mit dem Mitscher- lich'schen Apparate (den man sich sehr leicht selbst con- struiren kann) in Verbindung gebracht und mittelst einer Spirituslampc erhitzt. Ist die geringste Menge Phosphor noch in Substanz zugegen, so erblickt man alsbald die eigenthümlichen Dämpfe und das charakteristische Leuch- ten im Dunkeln. Die weiteren Manipulationen und Prü- fungen sind bekannt. Bemerkt man nun aber kein Leuchten und hat den- noch Verdacht auf eine eventuelle Phosphorvergiftung, so 140 Herzog, prüft man zunächst mit Lackmuspapier, . ob die Flüssig- keit stark sauer reagirt; die saure Reaction kann von verschiedenen Säuren herrühren; ob aber von phosphori- ger Säure, ergiebt sich erst später. Bei alkalischer, neu- traler oder ganz schwach saurer Reaction ist eine wei- tere Verfolgung auf die Oxydationsstufen des Phosphors nicht anzurathen. Man versetzt im ersteren Falle die Substanz mit der gleichen Menge Alkohol (80^ Richter), wodurch eine Coa- gulation der eiweisshaltigen Stoffe statt findet, eine nur sehr geringe Lösung der Fettbestandtheile erfolgt und die tüchtig geschüttelte und dann kurze Zeit hingestellte Masse sich leicht filtriren lässt, es wird mit schwachem Wein- geist nachgewaschen und sodann die vereinigten Flüssig- keiten bis zur Syrupsdicke gelinde verdunstet. Hierauf lässt man diesen Syrup in mindestens der dreifachen Menge absoluten Alkohols unter beständigem Umrühren hineinfliessen, filtrirt^ verdunstet und wieder- holt diese Operation noch 2 Mal. Die Menge des hierzu verbrauchten absoluten Alkohols ist im Ganzen nur ge- ring und bedarf es daher wohl nur in sehr seltenen Fäl- len des besonderen Abziehens desselben. In der rückständigen Masse, welche man mit etwas Wasser aufnimmt, bringt weder Ammoniak, noch oxal- saures Kali eine Trübung hervor, wenn auch zuvor ab- sichtlich phosporsaurer Kalk zugesetzt war; man über- zeugt sich hiervon zuvor durch eine kleine Probe. So- dann theilt man die Menge in zwei Theile. Nachdem zu der einen Hälfte etwas destillirtes Wasser zugesetzt ist, wird solche in einer kleinen Digerirflasche mit Zink und verdünnter reiner Schwefelsäure in Berührung ge- bracht und das sich entwickelnde Gas in eine Silber- lösung geleitet. Wird das Silber reducirt, so war phos- phorige Säure zugegen, denn in diesem Falle hatte sich Phosphorwasserstoffgas entwickelt. (Reines Wasserstoögas reducirt bekanntlich die Silberlösung nicht.) Auffindung des Phosphors etc. in Vergiftungsfällen. 141 Ferner brennt das aus der in eine Spitze ausgezoge- nen Röhre ausströmende Gas anfänglich mit grünlicher Flamme, wie Duflos solches sehr richtig angiebt-, wo- bei nicht der geringste Anflug an ein darüber gehaltenes Porcellanschälchen statt lindet. Die andere Hälfte der syrupartigen Flüssigkeit wird mit einigen Tropfen Salpetersäure versetzt, mit reinem kohlensaurem Natron gesättigt, verdunstet und geglüht, um die etwa vorhandenen Fettsäuren zu zerstören^ in Wasser gelöst, neutralisirt und mit den bekannten Rea- gentien auf Phosphorsäure geprüft, wobei selbstverständ- lich im Anfang, sofern stark genug geglüht ist, die Reac- tionen auf Pyrophosphorsäure sich kund geben. Wollte man vor dem Glühen die Reactionen auf phosphorige Säure vornehmen, so könnte uns vorgeworfen werden, dass solche durch die event. vorhandenen Fettsäuren her- vorgerufen seien. Vorstehende Versuche müssen sich gegenseitig con- troliren; finden alle Reactionen statt, so kann man mit Sicherheit auf die Vergiftung durch Phosphor schliessen. P. S. Die im Octoberhefte des Archivs von Dr. Fr. Hoff mann, Apotheker in Pyritz, angegebene Methode zur Nachweisung des Phosphors, sobald solcher in Sub- stanz vorhanden, ist sehr zweckmässig, hat jedoch keinen besonderen Vorzug vor der Mitscherlich'schen Methode, und sind die von Hoff mann sehr richtig angegebenen Modificationen zum grössten Theil in Gmelin's Hand- buch der Chemie, pag. 5G7, von «Davy, Graham und Vogel angegeben; keineswegs unterschätze ich aber die von Hoffniann gemachten Beobachtungen, so wie auch erst durch Wiederholung und Bestätigung meiner Ver- suche solche einen praktischen Werth erhalten. 142 Reichardty neber silberhaltiges Glockengnt; von Dr. E. Reich ar dt in Jena. Die Sagen über den Silbergehalt mancher Glocken sind auch in hiesiger Gegend allgemein verbreitet, beson- ders bei Glocken, deren Alter sich nicht genau bestim- men lässt^ oder bei denen sicher nachgewiesen ist, dass ein hohes Alter ihnen eigen sei_, und sie einem reichen Kloster oder einem gesuchten Wallfahrtorte entstammen. Der Silberklang der Glocke wird von den bedächtigen Ortsbürgem bald herausgehört, und so lange die Glocke noch ungestört klingt^ glaubt auch ein Jeder an den rei- chen Silberfond darin und den dadurch bedingten herr- lichen hellen Ton. Sachverständige Einwendungen, dass gerade die klingenden und tönenden Legirungen, beson- ders wo es sich um bestimmte, vorgeschriebene Töne handelt, sehr wenig Variation der Mischung vertragen^ helfen gegen Volksglauben Nichts^ und nur die Nachwei- sung der Bestandtheile kann die lieb gewonnene Idee besiegen. So auch bei einer Glocke des weltbekannten Dörf- chens Ziegenhain bei Jena, von welcher der obige Glaube gleichfalls existirte, und bei dem nothwendigen Umgiessen der Glocke, weil gesprungen, an mich die Aufforderung zur chemischen Untersuchung veranlasste. Das Dörfchen Ziegenhain ist nicht nur bekannt durch den in früherer Zeit bedeutenden Handel mit „Ziegen- hainer" Stöcken, sondern auch geschichtlich als berühm- ter Wallfahrtsort, da der Sage nach der heilige Bonifa- cius hier gepredigt haben soll und auch von ihm herrüh- rende Reliquien, sogar schriftliche, noch aufbewahrt wer- den. Die Kirche Ziegenhains ist sicher eine sehr alte und früher von- sehr bedeutendem Umfange gewesen. Jetzt, wo die Wallfahrer dahin nicht mehr die Kirche füllen, anderem Ziele zueilen, ist dieselbe, angemessen über silberhaltiges Glockengut. 143 der kleinen, aber rührigen Kirchengemeinde, verkleinert worden, und nur noch ein Theil des früheren, durch die Ruinen leicht ersichtlichen grossen Bauwerkes. Immer- hin ist die Kirche sehr sehenswerth, da zahlreiche Ueber- bleibsel aus alter Zeit, so wie die ganze alte Einrichtung noch vorhanden ist. Hier befand sich nun auch die sog. kleine Glocke mit nicht zu lesender Inschrift und schon der Tradition nach den Zeiten des Bonifacius zugehörend. Alter und Inschrift, so wie der liebliche Ton berechtigten demnach gar wohl zu der Annahme des Silbergehalts, und dass früher hier reiche Spenden gegeben worden, vielleicht auch wirklich zu der Beschaffung dieser Glocke, macht das weite und breite Ansehen des damaligen Wallfahrts- ortes wohl glaublieh. Die Inschrift der Glocke bestand aus aneinander gereihten Buchstaben wie folgt : SBFDNYRMPNS VMBIBYEDN. Herr Dr. Klopffleisch von hier unterzog sich zuerst der Deutung dieser Zeichen, deren Form und sonstige Eigenthümlichkeit der Schreibart nach ihm der Zeit des späteren 13ten oder dem Anfang des 14ten Jahrhunderts zugehören. Das Ergebniss der Ent- zifferung war: Sanctus Bonifacius, Dei Nuntius, Irorum magnus propheta, nuntius sum priorum Bibliorum Jesu domini. „Die Glocke selbst ist ferner noch durch ein läng- liches medaillonartiges Relief geschmückt, welches eben- falls den heiligen Bonifacius darstellt, und zwar in der Weise, dass der Heilige, eine mehr nach romantischer Kunstweise gebildete, kurze, gedrungene Figur von vol- lem, breitem Gesicht, in der Linken den Bischofstab tra- gend und die Bischofsmütze auf dem Haupte, auf einem Drachen, dem Symbole des überwundenen Heidenthums, steht; seine rechte Hand ist sprechend oder verkündend erhoben und neben ihr befindet sich ein abwärts geschlän- geltes Spruchband." 144 Reichardt, über süherhaltiges Glockengut. Eine andere Lesart der obigen Biichstaben, von un- genannter Hand veröffentlicht, lautet: Sanctiis Bonifacius, Dei nuntius, insipientes revoco, mortuos plango, natos san- cio, vivos moneo, piis infernis henedico, Jesu Domine no- mine. Doch nun zur chemischen Untersuchung. Dieselbe ergab ganz die schon früher erhaltenen Resultate ähn- licher Analysen, dass nämlich der Silbergehalt in Wirk- lichkeit nicht vorhanden war. 100 Theile der Glockenspeise enthielten: Zinn 23,585 Blei 4,036 Kupfer 71,477 Silber 0,124 99,222. Der äusserst geringe Silbergehalt ist sicher dem Kupfer zuzuschreiben; auffallend ist jedoch die nicht un- bedeutende und jedenfalls absichtlich zugesetzte Menge Blei. In runden Zahlen ausgedrückt, bestand das Glocken- metall aus 231/2 Pfd. Zinn, 4 Pfd. Blei und 71 1/3 Pfd. Kupfer. In dem Handwörterbuch der Chemie von Liebig, Wöhler und Poggendorff (1. Aufl. Bd. IIL S. 628) fin- det sich über gleichen Gegenstand folgende Notiz: „Manche älteren Glocken werden als silberhaltig be- 'zeichnet^ und die Chroniken weisen nach, dass beim Gusse die frommen Einwohner das Silber selbst oft in Masse in den Heerd geworfen haben. Die Oeffnung dieses Heerdes führte jedoch ohne Zweifel nicht zu dem schmel- zenden Glockenmetall, denn bei der Untersuchung der als Silberglocken bekannten war es nicht möglich, Silber anzutreffen. Girardin untersuchte eine Glocke in Rouen, deren schöner Ton von ihrem hohen Silbergehalte her- rühren sollte; er fand 72 Kupfer, 26 Zinn, 1^80 Zink, 1,20 Blei. Die Leichtflüssigkeit dieser Legirung erlaubt scharfen Abguss von Inschriften und Zierathen. Die Reinige, Uehermang ansäure durch unterchlorige Säure. 145 Form braucht nicht ganz vollkommen trocken zu sein, der Guss wird dadurch nicht gefahrvoll." Aehnlich verhält es sich auch mit dieser Glocke aus Ziegenhain, deren allerdings hohes Alter und sonstige Erin- nerung an denkwürdige Zeiten Interesse veranlasst und auch hier die aoi Eingange der Veröffentlichung erlaubte Abschweifung entschuldigen mag. Bildnng der Uebermangansäure durch unterchlo- rige Säure; von Wilhelm Reinige, Pharmaceut in Detmold. Behufs der Fällung des MnO- aus MnCl wurde eine Lösung desselben mit Javellischer Lauge versetzt, und um das Absetzen des Niederschlages zu beschleunigen, aufgekocht. Nachdem das gebildete Mn02 sich vollstän- dig abgesetzt hatte, zeigte die überstehende Flüssigkeit eine intensiv rothe Farbe von Mn2 07, deren Vorhanden- sein durch die bekannten Reagentien: Aetzkali, Schwefel- wasserstoff, Salzsäure und schweflige Säure nachgewiesen wurde. In Folge dieser Erscheinung, welche ich in keinem der mir zu Gebote stehenden chemischen Werke angeführt fand^ stellte ich nunmehr eine Reihe von Versuchen an, wobei ich zu dem Resultate kam, dass bei Abwesenheit organischer StoflFe stets Mn2 0'^ entsteht, wenn man eine Mangansalzlösung oder auch nur Braunstein (hier jedoch bedeutend schwieriger) mit einem Ueberschuss eines un- terchlorigsauren Salzes behandelt, und zwar beim Kochen im Augenblicke, während in der Kälte längere Zeit dazu erforderlich ist. Die Oxydationsstufe der MnO^ scheint dabei ganz übersprungen zu werden; wenigstens war es mir nicht möglich, die grüne Farbe derselben zu beob- achten. Arch. d. Pharm. CLL Bds.2.nft. 11 146 Reinige, üeherrhangansäure durch unterchlorige Säure. Diese Einwirkung der unter chlorigen Säure maclit dieselbe zum emtofifidlichsten Reagens auf Mangan^ be- söndei^s da die charakteristische Farbe der entstehenden Mn20'' auch in den verdünntesten Lösungen bemerkbar ist. MaW' hat nur nöthig, die nicht allzu saure und vor- züo-lich nicht alkalische Lösung der zu prüfenden Substanz mit einer concentrirten Chlorkalklösung oder mit Javellischer Lauge im Ueberschuss zu versetzen und einige Augen- blicke zu kochen. Nach dem vollständigen Absetzen zeigt dann äi€ kla#e Flüssigkeit die rothe Farbe der Mn^O^. Ist dieselbe sehr schwach, so kann man sie durch ein hinter das Glas gehaltenes Blatt weissen Papiers dem Auge bemerkbarer machen. Organische Stoffe, so wie Alkalien verhindern die Reaction. Am empfindlichsten zeigte sich mir eine durch Abreiben von 1 Theil Chlor- kalk mit 4 Theilen destillirten Wassers und nachheriges Filtriren bereitete Lösung desselben. Chlorkalk, für sich mit wenig Wasser aufgekocht, zeigt schon das Vorhan- densein des Mangans im Kalk. Eine Auflösung von 1 Gran MnCl in 96 Unzen dest. Wassers (= 1 : 46080) giebt, wie oben angeführt behan- delt, noch deutliche Reaction. In einer Mischung von Manganoxydul und Eisenoxyd, in der ersteres durch Soda vor dem Löthrohre nicht mehr zu erkennen ist, kann man dasselbe so noch mit Sicherheit nachweisen. Zur bequemen Darstellung der Mn^C^ als Titrirflüs- sigkeit, wo ein Gehalt an CaCl nicht hinderlich, behan- delt man eine Manganlösung mit überschüssiger Chlor- kälklösung auf einer dem Siedepuncte nahen Temperatur. Nachdem sich hinreichend Mn^O^ gebildet hat, lässt man absetzet oder filtrirt durch Asbest, verdampft bis zur Zerstörung der überschüssigen unterchlorigen Säure und der vollständigen Entfernung des freien Chlors uüd bringt dann durch Zusatz von destillirtem Wasser zur gewünsch- ten Verdünnung. Hilkenkamp u. Kemper, Untersuch, einer Anthracitkohle. 147 Untersuchung einer Anthracitkohle; von Dr. Hilkenkamp und Dr. Kemper. Etwa 3^4 Stunden von der Stadt Osnabrück entfex'nt liegt der Piesberg, welcher verschiedene;, dem älteren Kohlengebirge angehürige Kohlenflötze enthält; derselbe ist Eigenthum der Stadt. Schon seit Jahrhunderten wur- den Kohlen aus demselben gewonnen, doch war der Ver- brauch bis zur Eröffnung der Hannoverschen Westbahn auf die Umgegend beschränkt. Seit einigen Jahren wird nun das Bergwerk in grösserem Maassstabe betrieben; der Magistrat liess eine Zweigbahn nach dem Piesberge bauen, und Niederlagen der gewonnenen Kohlen wurden in Hannover, ßraunschweig und Magdeburg errichtet. Eine genaue Analyse lag bis dahin nicht vor und wurden wir mit der Ausführung derselben vom Magi- strate beauftragt. Einen Auszug aus derselben halten wir von allgemeinem Interesse, da die Piesberger Kohle eine Anthracitkohle ist, welche in Deutschland nicht häu- fig vorkommt. Sie verbrennt mit schwacher Flamme und kaum bemerkbarem Rauche, giebt einen ausserordent- lichen Hitzgrad, bedarf aber zum Brennen eines starken Luftzuges und eignet sich ganz vorzüglich zur Stuben- heizung wie zur Feuerung von Dampfkesseln. Weil die Kohlen nicht beim Erhitzen zusammenbacken, so wird ihr Werth einigermaassen durch die Grösse der Stücke bedingt, die kleineren Stücke fallen leicht unverbrannt durch den Rost oder verhindern den zum Verbrennen starken Luftstrora. Die ganz grossen Stücke werden bei der Gewinnung für sich gefördert und unter dem Namen „Stückkohlen" in den Handel gebracht; kleinere Stücke mit den feine- ren Tbeilen werden als „Brocken" gefördert. Letztere scheidet man durch Aufwerfen auf einen Rost in „Rost- brocken" und „Rostgrus". Seit einem Jahre beziehen 11* 148 Hilkenkamp u. Kemper, mehrere Soda -Fabriken von diesen Kohlen, namentlich wurden grosse Quantitäten nach Böhmen versandt; bei diesen Versendungen wird das Rostgrus noch einmal gesiebt. An zwei Stellen des Berges, am Lechtinger- und am Hasestollen, werden die Kohlen gefördert. Die mit der Bahn versandten kommen vom Hasestollen. Ein Theil der Flötze liefert harte, ein anderer Theil weichere Koh- len ; sie besitzen eine eisenschwarze oder stahlgraue Farbe, sind stark glänzend und enthalten etwas Schwefelkies eingesprengt. Das specifische Gewicht derselben variirt zwischen 1,55 bis 1^63. Für die Analyse wurden harte und weiche Stückkohlen sowohl vom Lechtinger- als vom Hasestollen verwendet, und wurden zur Erzielung eines der Wahrheit nahe- stehenden Resultats grössere Mengen von jeder Sorte in nussgrosse Stücke zerschlagen und nach vorgenommener gleichmässiger Mengung eine angemessene Quantität zu grobem Pulver gebracht und von diesem der zur Unter- suchung erforderliche Theil fein gepulvert. Die Asche der Kohlen besteht im Wesentlichen aus Thon, Sand und Eisenoxyd. Die Wasserbestimmung wurde mit gröblich gepul- verter Kohle bei 1200C, ausgeführt ; zur Ermittelung des Schwefelgehalts oxydirten wir entweder durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron und chlorsaurem Kali, oder durch allmälige Eintragung der Kohle in geschmolzenen Salpeter. Der Aschengehalt wurde durch Glühen der gepulverten Kohle im Platintiegel, bis kein Gewichts- verlust mehr statt fand, ermittelt; es ist indess dabei zu berücksichtigen, dass^ da der Schwefelgehalt der Kohle von uns für sich aufgeführt ist, die demselben entspre- chende Menge Sauerstoff von dem gefundenen Aschen- gehalte abzuziehen i^t. Die Verbrennung wurde im Sauer- stoffgasstrome mit Kupferoxyd vorgenommen; zwischen dem Chlorcalciumrohre und dem Kali -Apparate war ein mit Bleihyperoxyd angefülltes Rohr eingeschaltet, um die Untersuchung einer AnthracitkoJile. 149 schweflige Säure zurückzuhalten. Nur bei den weichen Kohlen vom Hasestollen wurde der Stickstoff (0,3 Proc.) bestimmt. 100 Theile enthalten: Kohlensorte Kohlen- Wasser- Säuerst. Asche Schwe- Was- stoff stofF u. Stickst. fei ser Weiche Stückk. Hasestollen 86,92 1,83 1,66 3,73 2,08 3,78 Harte Stückk. Hasestollen 84,95 1,90 0,59 5,40 3,72 3,44 Weiche Stückk. Lechtingen 88,23 2,01 0,00 3,44 3,15 3,85 Harte Stückk. Lechtingen 86,59 1,76 0,52 3,95 3,53 3,65. Berechnet man diese Resultate unter Hinweglassung der Asche auf 100, so ergiebt sich folgende Zusammen- setzung : Kohlensorte Kohlen- stoff Weiche Stückk. v. Hasestollen 96,14 Harte „ „ 97,15 Weiche „ v. Lechtingen 97,77 Harte „ „ 97,44 Regnault's Analysen von Anthraciten, welche wir hierneben stellen, setzen es ausser Zweifel, dass auch die Piesberger Kohle zu den Anthraciten zu zählen ist. Fundort Kohlen- Wasser- Sauer- u. Stick- Asche Stoff Stoff Stickstoff Stoff Pensylvanien 90,45 2,43 2,45 — 4,67 Sauerstoff Lamur, Isere-Depart. . . . 89,77 1,67 3,63 0,36 4,57. Schliesslich fügen wir noch die analytischen Belege bei. Analytische Belege. I. Weiche Stückkohlen vom Hasestollen. 1,8597 Grm. Substanz 0,0690 HO — i;,71 Proc. Wasserj 2,3750 „ „ 0,0915 „ = 3,85 „ „ 1^''^^ ^^°^- 0,9280 „ „ 0,0400 Asche = 4,31 „ Asche > 0,2969 „ „ 0,0140 „ = 4,71 „ „ P'^^ » 0,2120 „ „ 0,0310BaO,SO3=2,00 „ Schwefel) 0,2602 „ „ 0,0410 „ = 2,16 „ „ r'"° » 0,2969 „ „ 0,9462 C02 =86,92 „ Kohlenstoff 0,2969 „ „ 0,0490 HO = 1,83 „ Wasserstoff, asser- Sauerstoff stoff U.Stickstoff 2,02 1,84 2,17 0,68 2,23 0, 1,98 0,58 • 150 Liebe, Darstellung des Selens aus Schwefelschlämm-. n. Harte Stückkohlen vom Hasestollen. 3,5792 Grm. Substanz 0,1220 HO = 3,41 Proc. Wasser / ^ „ 2,3540 „ „ 0,0816 „ = 3,47 „ „ 1 3,44 Proc. 0,8710 „ „ 0,0580 Asche = 6,66 „ Asche i 0,3283 „ „ 0,0228 „ = 6,94 „ „ T'^^ " 0,6000 „ „ 0,1653BaO,SO3 = 3,78 „ Schwefel j 0,2833 „ „ 0,0756 „ = 3,66 „ „ )^'^^ " 0,3283 „ „ 1,0226 C02 = 84,95 „ KohlenstoflP 0,3283 „ „ 0,0563 HO = 1,90 „ WasserstoflF. ni. Weiche Stückkohlen vom LechtingerstoUen. 3,0222 Grm. Substanz 0,1150 HO = 3,80 Proc. Wasser i 1,4560 „ „ 0,0570 „ = 3,91 „ „ ^'^^ P^^*'" 0,7353 „ „ 0,0345 Asche = 4,76 „ Asche ) 0,2676 „ „ 0,0120 „ = 4,48 „ „ \^^^ " 0,1196 „ „ 0,0285 BaO,S03==: 3,27 „Schwefel) 0,6435 „ „ 0,1424 „ = 3,04 „ „ P'^^ " 0,2676 „ „ 0,8658 C02 = 88,23 „ Kohlenstoff 0,2676 „ „ 0,0485 HO = 2,01 „ Wasserstoff. IV. Harte Stückkohlen vom LechtingerstoUen. 2,8853 Grm. Substanz 0,1056 HO = 3,66 Proc. Wasser; 1,9480 „ „ 0,0710 „ = 3,64 „ „ ^ 3,65 Proc. 1,3020 „ „ 0,0690 Asche = 5,29 „ Asche 0,2797 „ „ 0,0147 „ = 5,25 „ 0,3022 „ „ 0,0735 BaO,S03= 3,34 „ Schwefel) 0,4580 „ „ 0,1244 „ = 3,73 „ „ i^'^^ 0,2797 „ „ 0,8880 C02 =86,59 „ Kohlenstoff 0,2797 „ „ 0,0445 HO = 1,76 „ Wasserstoff. Vereinfachte Darstellung des Selens aus dem Selen- schlamm mancher Schwefelsäure -Fabriken; von Liebe, z. Z. in Dresden. 5,27 Bei mehrfacher Bearbeitung von Selenschlamm der Okerhütte bei Goslar a. H. habe ich die bekannten Me- thoden von Wühler und Otto zu verschiedenen Malen zur Gewinnung des Selens angewandt und immer gefun- den, dass man im Verhältniss zur in vielen Fällen noch unreinen Ausbeute ein zu bedeutendes Material zu ver- Aldenhoven, .über ein neues l^äthro^. 151 schY'^enden genöthigt ist; ich erlaube mir daher folgende Bereitungsweise, die bei gerin^eren;i Aufwand sofort ein günstiges Resultat erzielt, und zwar so, dass man mit dem aiys den Mansfeldschen Hüttenwerken billiger in den Handel kommenden Selen leicht zu concurriren im Stande ist, vorzulegen. Ich schliesse den mit Wasser ausgewaschenen Schlamm mittelst Königswasser auf, das ich, nach vollständiger Ent- färbung des meist röthlich- weissen Schlamms, durch Zu- satz von englischer Schwefelsäure und Erhitzen bis zum beginnenden Verdampfen der Schwefelsäure wieder ent. ferne. Erkaltet, wasche ich nun den aufgeschlossenen Schlamm mit abgekochtem Wasser aus, sättige die saure Lösung mit kohlensaurem Natron bis zum geringen Ueber- schuss des letzteren, filtrire und dampfe die Lösung zur Trockne ein. Das rückständige Salzpulver vermische ich mit der gleiqhen Menge Salmiak und breite das Gemisch in einer Porcellfupschale aus, worin ich es so lange bei geringer Wärme röste, bis das anfangs weisse Salz eine vollkommen rothbraune Farbe angenommen hat, Stickstoff und überschüssiger Salmiak entweichen, aber keine be- merkenswerthe Menge Selen. Das rothbraune Salzpulver wird jetzt auf ein Filter gebracht und mit Wasser voll- kommen ausgesüsst^ wobei das reine Selen zurückbleibt. Sollte vielleicht beim Abdampfen Schmutz in die Lösung des Schwefel- und selenigsauren Katrons gefallen sein, so kann man ja das Präparat wieder mit Salpetersäure oxy- diren und mit schwefliger Säure wiederum ausfällen, Deber ein nenes Löthrohr; von A. .Aldenhoven. Jeder, der sich viel mit Löthrohrversuchen beschäf- tigt, weiss, wie unbequem und anstrengend das anhaltende Blasen ist. Diesen Uebelstand beseitigt ein sehr einfacher Apparat, der das gewöhnliche Löthrohr auf das Vollkom- 152 Aldenhoven, über ein neues Löthrohr, menste ersetzt. Man nimmt ein grosses Arzneiglas mit abgesprengtem Boden, befestigt luftdicht in die Halsöffiaung des Glases ein Löthrohr und taucht den Apparat in ein Gefäss mit Wasser; dann wird durch den Luftdruck das Wasser in das Arzneiglas gepresst werden, während die in dem Glase enthaltene Luft mit Heftigkeit aus der Spitze des Löthrohrs entweicht und zum Anfachen einer Flamme benutzt werden kann. Man thut wohl, oberhalb des Was- serbehälters eine Klammer anzubringen, welche das Um- fallen des Apparates im Wasser verhindert. Mat hat auf diese Weise nicht allein den Gebrauch beider Hände frei, sondern auch einen stets gleichmässigen Luftzug, resp. Löthrohrflamme. Wünscht man einen stärkeren Luftzug, so muss man das Arzneiglas tiefer ins Wasser tauchen oder dasselbe mit einem grösseren vertauschen. Ist das Glas mit Wasser angefüllt, so wird es aus dem Wasser- behälter genommen und von Neuem hineingesenkt. Es währt etwa 4 — 5 Minuten, ehe aus einem Arzneiglase von 6 Unzen Inhalt die Luft verdrängt worden ist, 153 O. Matiir^escliichte iind Pharma- koä:uo8ie« Beschreibung, Eigenschaften und Gebrauch von Nar- thex Asa foetida und des Gummiharzes dieser Pflanze. Aus dem Holländischen von Dr. Johannes Müller in Berlin. Bekanntlich ist die Pflanze, die das Gummi resina Asae foetidae liefert, eine Schirmpflanze, welche haupt- sächlich die Gebirgsstrecken vom östlichen Pei'sien und nördlichen Cashmir einnimmt. In der letzten Zeit ist darüber Zweifel entstanden, welche Pflanze eigentlich das echte G. res. As. foetid. liefert. In älteren botanischen Werken finden wir die Mutterpflanze als Fernla Asa foetida beschrieben, andere geben die Fenda jyersica als Mutterpflanze an. Kämpfer untersuchte vor anderthalbhundert Jahren das ganze Tei'- rain, wo diese Pflanzen vorkommen und welche durch ihn als echte Asa foetida liefernde Pflanzen beschrieben wurden. Er nennt sie Asa foetida disgunensis, nicht Ferula Asa foetida und dieses scheint gerade die Pflanze zu sein, welche Falconer 1837 in dem botanischen Garten zu Saharunpore angepflanzt und Narthex Asa /oehVia genannt hat. Dieses scheint die Qc\\i& Asa foetida liefernde Pflanze zu sein und es findet sich kein Be- weis, dass andere Pflanzen das Gummiharz liefern. Das Wort Ferula stammt vom lateinischen Worte 154 ^ Müller, ferire (geissein, quetschen), weil die Stengel dieser Pflanze als Kuthen für Kinder gebraucht werden. Das Wort Narihex ist mit Ferula synonym und kommt von dem griechischen vapÖT]^, welches ebenfalls Röhre oder Stock bezeichnet, aber das Genus Narthex ist von allen bekannten Sorten iier Ferula^ sowohl was die Blüthen als die Frucht betrifft, sehr verschieden. Falconer vermuthet, dass die Narthex mit Ferula ver- wandt ist. Falconer und Balfour theilen an Dyve Duck- worth Folgendes darüber mit: Kämpfer war der erste europäische Naturforscher, welcher den He eng oder die Asa foetida - FQ.a.nze im natürlichen Zustande vor beinahe 200 Jahren sah und nannte sie Asa foetida disgunensis. Das Geschlecht Ferida wurde später durch länne unter die Schirmpflanzen gerechnet, welche gewisse Kennzeichen und im Allgemei- nen einen starken knoblauchartigen unangenehmen Ge- ruch besitzen. Man kennt ungefähr 32 Ferula - Arten. Die durch Kämpfer untersuchten und beschriebenen Exemplare waren unvollkommen, da er keine Blüthen finden konnte. Seit die Botaniker der Linne'schen Schule vom Gerüche und dem Habitus der Schirmpflanzen abgingen, kamen sie zu dem Beschlüsse, dass Kämpf er 's Asa foetida- Pflanze aller Wahrscheinlichkeit nach zu dem Geschlechte Ferula gehören müsse. Auf einer Reise in Centralasien traf Falconer eine Pflanze an, welche die reinste Sorte Asa foetida liefert und welche durch die Eingeborenen als die Asa foetida- Pflanze von Khorastan in Persien beschrieben wird. Er fand die botanischen Eigenschaften dieser Pflanze total verschieden von der Ferula und einiger anderer dort bekannten Schirmpflanzen und gab ihr den Namen Nar- thex. Er verglich bei seiner Zurückkunft nach Europa die Materialien mit dem ursprünglichen Exemplar von Kämpfer und fand, dass sie damit übereinstimmten. Narthex Asa foetida und Gummiharz derselben. 155 Robert Brown verglich sie ebenso und kam zu gleichem Beschlüsse. Botanisch sind die verschiedenen Merkmale beider Genera sehr bestimmt. Femda hat 5 Rippen im Peri- carpium"_, zwischen jeder mit verschiedenen drahtförmigen Striemen in der Naht (commissura). Bei Narthex jedoch findet man nur einen einzigen dicken breiten Striemen in jeder Abtheilung und eine begrenzte Anzahl Striemen {vittae) in der commissura. Ferula hat ein involucrum, Narthex besitzt weder ein allgemeines noch theilweises involucrum. Die Botaniker sind indess über bestimmte Eigenschaften übereingekommen, wodurch sie die Um- belliferen imterscheiden und es ist deshalb nicht möglich, solche von einander abweichende Unterschiede, als die oben genannten, unter demselben Geschlechtsnamen zu vereinigen. Uebrigens ist der Habitus von Narthex mit seinem grossen blühenden Stamme, breitem Blattstiel- blatte (phyllodmm) und untersten Blättern ganz von Ferula verschieden. Im Jahre 1838 — 1839 hatte Falconer Samen von Narthex und nicht von Ferida an das indische Haus geschickt. Ein Theil davon kam nach Edinburgh und waren in dem Jahre 1844 auf 1845 Pflanzen im dortigen botanischen Garten, welche mit den Pflanzen in Centralasien vollständig übereinstimmten. Im letzten Jahre endlich blühten die Pflanzen. Dr. Balfour sandte an Dankworth frische Exemplare und dergleichen in Spiritus, welche nicht wesentlich unterschieden waren von denen dieser Beschreibung. Balfour hat einige weniger belangreiche Puncte, welche in den Mittheilun- gen Dankworth 's mangelhaft waren_, verbessert. Un- glücklicher Weise haben die Edinburgher Pflanzen keine Samen getragen. Die Photographien der Edinburgher Pflanzen lieferten keinen Beweis zum Nachtheile der Narthex, auch nicht zum Vortheile von Ferida. Wenn alle daselbst anwesenden Pflanzen in dem Pericarpium von der Beschreibung abweichen, was bezweifelt wird, so müssen sie zu einer anderen Gattung gezählt werden. 156 Müller, aber nicht zu Ferula. Bis zu letzt genanntem Jahre war die Pflanze noch von keinem Europäer in Blüthe gesehen. Falconer meldet, dass die Blüthen weiss seien, sie sind aber gelb. Der Stengel der Pflanze ist hohl. Balfour sagt in seinem Briefe, er glaube Falco- ner 's Pflanze und die Äsa foetida-Vüanze von Kämpfer seien identisch. Da unsere Pflanze durch den Frost gelitten und keine Früchte trug, so war es mir unmög- lich, vollständige Kennzeichen festzustellen. Ich hoffe indess, dass die anderen Pflanzen im Garten blühen und alsdann auch Samen tragen werden. Der folgende Bericht über das Exemplar, welches in Edinburgh geblüht hat, wurde kürzlich bekannt gemacht: Mc. Neill und Falconer haben für unsere Gärten Samen eingesandt, welche sorgfältig durch den Super- intendanten William Mc. Nab gepflegt worden sind. Falconer glaubte die durchMc. Neill gesandten Früchte seien nicht die von Narihex. Sie entwickelten Sprösslinge, welche nur eben aus dem Boden reichten und abzuster- ben schienen. M. Nab verlor indess den Muth nicht, Hess die Pflanze in demselben Boden stehen, bis im nächsten Jahre neue Sprossen zum Vorschein kamen und von diesen stammen die gegenwärtigen im Garten befindlichen Pflanzen. Seit der Zeit hat jede Pflanze eine schwere Blumenkrone gehabt. In der Mitte des Sommers verwelkte sie. Der Wurzelstock nahm eben- falls an Umfang zu und erreichte bei einigen Exem- plaren einen Diameter von 4 Zoll. Christison beschreibt diese Pflanze in seiner Materia medica auf folgende Weise: Sie besitzt eine lange, auswendig schwarze Wurzel, welche ungefähr so eingetheilt ist, wie eine ausgestreckte Hand. Sie ist inwendig weiss, faserig, saftreich und hat einen sehr starken knoblauchartigen Geruch. Wenn die Wurzel ein Jahr alt ist, so hat sie die Dicke eines Daumens und nimmt an Dicke zu, bis sie einen blühenden Sten- Narthex Asa foetida und Gummiharz derselben. 157 gel ausschickt, welcher oft die Dicke von 5 bis 6 Zoll erreicht. Es kommen jährlich eine Menge Wurzelblätter hervor, welche denen von Paeonia gleichen und einen starken Knoblauchsgeruch verbreiten, ebenso wie die Wurzel, jedoch schwächer. Die Pflanze stirbt ab, wenn sie geblüht und reife Samen getragen hat. Diese Beschreibung kommt viel mit dem Edinburgher Berichte überein. Die schöne grosse blühende Pflanze, welche am 7. April 1858 in Edinburgh eine Höhe von 5 Fuss 7 Zoll erreicht hatte, erfror unglücklicher Weise den 13. April 1858. Man hält es für sehr wahrscheinlich, dass die farrn- artigen Blätter, welche in verschiedenen botanischen Wer- ken angeführt werden, der Mutterpflanze der Asa foetida angehören, aber sich von den Abbildungen der Narthex unterscheiden. Es sind wahrscheinlich die Fortsätze der kleinen Blätter, welche man aus der Scheide kommen sieht und die sich im Mutterlande kräftiger entwickeln. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass einige Sor- ten von Ferula sehr scharfe Ausschwitzungen liefern, doch keine kornrat mit dem der Asa foetida überein, keine erreicht deren unangenehmen Geruch. Die Blätter der Ferula persica haben beinahe gar keinen Geruch nach Asa foetida, während die von Narthex solchen in hohem Grade haben. Unglücklicher Weise ist die Geschichte in Dunkel gehüllt^ was daher kommt, dass sie mit dem Producte einer anderen Pflanze verwechselt worden ist. Man vermuthet, dass das Wort Asa foetida von einem alten Worte Lasar (Gummi) abstammt und foetidus stinkend, oder von dem persischen Assa (Stab oder Rohr). Die Alten besassen sowohl ein wohlriechendes als stin- kendes Lasar, das letzte Wort scheint das allerwahr- scheinlichste Stammwort zu sein, da Assa mit Ferula und vapUr,; synonym zu sein scheint. Niclas Myrephus, einer der letzten griechisclien Aerzte, welcher ungefähr 158 Müller, um das Jahr 1227 lebte, scheint solches zuerst gebraucht zu habeii; denn er spricht von aaa cpitiSa. Man kann vermuthen^ dass sowohl die griechischen als römischen Aerzte solche kannten. Um das Gummiharz zu erhalten_, wird in den Sten- gel dicht an der Wurzel eine starke Oeffnung geschnit- ten,, woraus der Milchsaft ausfliesst und von Zeit zu Zeit gesammelt wird. Zuweilen schwitzt er auch von selbst aus. Zuerst stellt er einen milchweissen Saft dar, welche Farbe durch die starke chemische Einwirkung der Luft und des Lichtes in eine violette oder persischrothe und zuweilen in Dunkelroth übergeht. In diesem Zustande ist die Äsa foetida weich und zähe. Nach Kämpfer, welcher vielleicht die grösste Autorität in diesem Puncte ist, soll die Äsa foetida- Pflanze ein ebenso hohes Alter erreichen als der Mensch, und wie er behauptet, werden die Wurzeln zuweilen aussergewöhnlich dick. Die Wurzeln werden nicht eher verwundet, ehe sie nicht- 4 Jahre alt sind, je älter sie sind, von desto besserer Beschaffenheit ist das Gummi- .harz. Man macht jedes Jahr 4 Einsammlungen, im hal- ben April, Ende Mai, die dritte 10 Tage später und die vierte Anfang Juli. Die Sammler entfernen zuerst den harten, sandigen, steinartigen Boden von der Wurzel bis zur Tiefe einer Hand, oder sie pflücken die Blätter ab und umgeben die Wurzel damit, indem sie dieselben mit Steinen bedecken. Später schneiden sie die Wurzel quer durch und sammeln den Saft, der aus den Wunden fliesst. Nach jeder Arbeit bedecken sie die Wurzel mit alten Blättern, um sie vor der Sonne zu schützen. Nach der letzten Einsammlung werden die Blätter weggeworfen und man lässt die Wurzeln absterben. Die Pflanze wächst in Persien wild und wird in Indien angebaut. Im ersteren isst man die ganze Pflanze mit anderen Pflanzen als Gemüse, die jungen Wurzeln werden geröstet und auch gegessen, ehe sie das Alter erreicht haben, worin sie Gummiharz liefern. In Indien Narihex Asa foetida und Gummiharz derselben. 159 ist der Gebrauch etwas beschränkt. Die Frucht der- selben wird aus Persien und Afghanistan unter dem Namen Anfrodan eingeführt und durch eingeborene Asia- ten sehr viel gebraucht, während man das Gummiharz als Heilmittel vielfältig gebraucht. Hier zu Lande wird nur das Gummiharz ausschliesslich zum Arzneigebrauche angewendet. Beinahe alle Asa foetida kommt zu uns über Bom- bay von Herath in Khorastan. Wir bekommen sie unter folgenden Formen : a) Asa foetida in granis seu lacrymis, eine ungewöhn- liche Form; li) Asa foetida in massis, die gewöhnliche Handels- waare ; c) Asa foetida petraea, eine sehr ungewöhnliche Form. Der wichtigste Bestandtheil der Asa foetida ist das flüchtige Oel, dem sie den eigenthümlichen Geruch und besonders die Heilkräfte verdankt. Der Geruch erinnert an Zwiebeln, Knoblauch, Senf, Rettig etc. und der wirk- same Bestandtheil wird ebenso eine flüchtige Kohlenstoff- verbindung sein, wie in dem Senf, den Zwiebeln, Knob- lauch vorhanden ist. Es ist sehr bemerkenswerth, dass verschiedene Men- Bchenracen in verschiedenen Welttheilen bereits sehr lange, ohne einige Kenntniss von der chemischen Ver- wandtschaft zu haben, oben genannte Pflanzen zum Wür- zen ihrer Speisen gebrauchen. Der Engländer liebt seine Zwiebeln, der Franzose seinen Knoblauch und Schalotten. Ebenso lieben die Spanier die Zwiebeln, und die Portu- giesen den Knoblauch als tägliche Gewürze zu den Spei- sen. Dieser Geschmack ist wahrscheinlich den Halb- insulanern von Nordafrika zugekommen. Vom Ufer des Mittelländischen Meeres bis zu den Quellen des Nils sind Knoblauch und Zwiebeln sehr beliebte Specereien der dortigen Bevölkerung. Araber, Mohren, Aethiopier be- wirthen stets damit und der Geschmack für diese Spece- reien ist sehr alt. Die Israeliten murrten fortwährend 160 Müller, Narthex Asa foetida u. Gummiharz derselben. in der Zeit ihres Aufenthaltes in der Wüste und klagten : „Wir denken an unsere Gurken, Kürbis, an den Knob- lauch und Zwiebeln." {4. B. Moses, Cap. XL V.5.) Selbst bei den alten Aegyptern war die Zwiebel ein Gegenstand der Anbetung und wiesen sie ihr einen Platz in ihrem Paradiese an. Bis auf den heutigen Tag gedeiht die Zwiebel am Nilufer vortrefflich und hat einen an- genehmen Geschmack. Die Ostasiaten scheinen kräftigere Specereien zu bedürfen^ denn bei ihnen wird die Asa foetida der Zwie- bel und dem Knoblauch vorgezogen. Pereira sagt, dass der Geschmack für gewürzartige Ingredienzien, welcher von jedem Menschen mehr oder weniger getheilt wird, uns auf die Vermuthung bringt, es müssen diese Substanzen im thierischen Körper zur nützlichsten Verwendung kommen und nicht bloss den Gaumen kitzeln. Das flüchtige Oel, welches sie enthal- ten, wird absorbirt, aber wieder ausgeschieden und be- sitzt dann noch den eigenthümlichen Geruch. Ein Theil davon kann wohl in den Lungen verbrannt werden und auf diese Weise Wärme hervorbringen. Ebenso muss man auf eine andere mächtige Eigenschaft dieser Spece- reien denken, dass nämlich die Oele derselben, welche Schwefel enthalten, die Eigenschaft besitzen, gewisse Gährungsprocesse zu unterdrücken. Wenn wir diese Eigenschaft der schwefelhaltigen Oele kennen, dann müssen wir zu der Vermuthung kom- men, dass der Mensch diese Substanzen instinctmässig entdeckt und gebraucht hat als Gegenmittel der zer- legenden Wirkungen, denen der menschliche Speisever- tilgungs-Apparat unter verschiedenen Umständen unter- worfen ist. Müller, über Bixa orelluna und Orlean. 161 Deber Bixa orellana und Orlean; von Dr. Joli. Müller in Berlin. Die Bixa orellana ist eine Pflanze, welche auf dem festen Lande von Südamerika, so wie auf den nahe ge- legenen Inseln sehr verbreitet ist. Die geschmeidige Substanz, womit die Samen bekleidet sind, wird nach zweckmässiger Behandlung durch die Einwohner von Neu- Granada zu dem Orlean des Handels bereitet und heisst dort Bya. Die Indianer von Neu -Granada bereiten die Bya, wenn die Samen reif sind, indem sie dieselben unter Wasser stark kneten, wodurch diese Substanz dem Was- ser mitgetheilt wird. Alsdann wird die Flüssigkeit ab- gegossen, um sie von den Samen zu trennen und zur Ruhe hingestellt, wodurch der Farbstoff zu Boden sinkt. Man kann das Absetzen sehr befördern, wenn man etwas Citronensaft zusetzt. Nachdem das Wasser entfernt ist, wird das Präcipitat getrocknet und zwar an einem schat- tigen Orte, indem durch die Sonne die Substanz theil- weise entfärbt wird. Auf diese Weise kann man im Kleinen operiren, aber bei Behandlung grosser Mengen Samen, welche die Eigenschaft haben, schnell zu trock- nen, ist ein anderes Verfahren nöthig, welches in Folgen- dem besteht. Man lässt nämlich die Samen in Wasser weichen, bis eine leichte Gährung eintritt, wodurch der Farbstoff leicht erweicht und man dann die breiartige Masse bes- ser trennen kann. Wenn das Wasser gut gefärbt und von den Samen befreit ist, lässt man es ruhig stehen und setzt es der Wirkung eines gelinden Feuers aus, bis die Masse eine hinlängliche Consistenz erhalten hat, wobei Sorge getragen werden muss, dass es nicht kocht. Es ist nöthig, dass anhaltend gerührt wird, damit ein Arch. d. Pharm. CLL Bd8.2. Hft. 12 162 Müller, über Bixa orellana und Orlean. Anbrennen nicht statt findet, wodurch der Farbstoff zer- stört würde. Nach geendigtem Verdampfen der wässerigen Theile wird die Masse in Formen gebracht, wodurch sie das Ansehen von Broden erhält, die in der freien Luft trocken. Gut bereiteter Orlean muss einen sehr unangeneh- men Geruch verbreiten, welchen man der Maceration und dem Urine zuschreibt, den man zusetzt, um die Farbe desselben zu entwickeln. Er muss zerreiblich sein und inwendig eine lebendige Farbe besitzen, seidenartig sich anfühlen lassen und die Hände, womit man ihn berührt, nicht beschmutzen. Der Orlean von Cayenue wird als der vorzüglichste geschätzt. In den Gegenden, wo Handel mit Orlean getrieben wird, wickelt man die Brode in Blätter, packt sie auch in Weinfässer und sendet ihn so nach Europa. Auch werden die getrockneten Samen zur Färberei versendet, namentlich benutzt die spanische Bevölkerung dieselbe zum Färben der Speisen, Butter, Käse, Fett, Chocolade u. s. w. In der Färberei nimmt der Orlean eine der ersten Stellen ein, weil er eine der ersten Nuancen an die Stoffe abgiebt, welche später roth, orange, blau, grün u. s. w. gefärbt werden und mit andern Farben gemischt, ihnen Kraft und vermehrten Glanz mittheilt. Daher der be- deutende Handel in diesem Artikel zwischen Amerika und Europa. Für sich allein kann man den Orlean nicht gut gebrauchen, weil seine schöne feurige Farbe eine schnell vorübergehende ist, welche durch den Einfluss der Sonnenstrahlen bedingt wird. Früher wurde der Orlean auch als Heilmittel gebraucht und zwar bei Dysenterie, er wirkt purgirend, magen- stärkend. Die Wurzel des Baumes enthält denselben Farbstoff, wie die Umhüllung der Samen und vom faseri- gen Baste werden Taue fabricirt. Die Pflanze lässt sich leicht anbauen. Die erste Ernte findet nach Verlauf von 3 bis 31/2 Jahren nach dem Pflanzen statt und die folgende nach 6 Monaten. Die reichlichste Ernte erhält man in der Regenzeit. 163 m. llouatsbericlit. lieber den gegenwärtigen Staudpnnct der Erzeugung und Verarbeitung des Aluminiums in Frankreich hat Prof. A. Schrötter der k. k. Akademie der Wis- senschaften einen Bericht erstattet, welcher folgendes Wichtige über das Aluminium enthält. Herr Dr. W. S ch w a r z , Sectionsrath und Canzlei- director im k. österreichischen Consulate zu Paris, fasste den glücklichen Gedanken, eine Sammlung verschieden- artiger Gegenstände aus Aluminium und mehreren seiner Legirungen, wie derlei gegenwärtig in Paris in täglich wechselnder Menge verfertigt werden, zusammenzustellen und nach Wien zu senden. Herr Deville hat von dem unbeschränkten Credite, welchen ihm Kaiser Napoleon III. zur Ausführung seiner Versuche im Grossen bewilligte, nur 36,000 Francs ver- braucht. Bezüglich der Eigenschaften des Aluminiums führt Schrötter an, dass wir dieselben noch nicht mit hin- reichender Schärfe kennen, da fast alle Versuche sie zu erforschen nicht mit ganz reinem Metalle angestellt wurden. Ein Blick auf die erwähnte Sammlung von Gegen- ständen aus Aluminium, welche 159 Nummern zählt und einen Werth von 7000 Francs repräsentirt, zeigt unwider- leglich, dass dieses Metall, sowohl für sich als in mehre- ren seiner Legirungen vollkommen geeignet ist, nach den bekannten Verfahrungsarten verarbeitet zu werden. In der That enthält die Sammlung gegossene, dann kalt gestreckte Barren, ferner Bleche und Drähte von äusser- ster Feinheit und gezogene Röhren. Ferner von ver- arbeitetem Metall, grosse und kleine Löffel, Gabeln, Becher, elegante, theilweise galvanisch vergoldete, cise- lirte Tassen und andere Gefässe, Bi'acelets, Brillengestelle von allen Formen, Perspective, Busennadeln von ciselir- ter Arbeit, zum Theil vergoldet, Medaillons u. s. w. Da sich das Aluminium vortrefflich feilen, abdrehen, drücken 12* 164 Erzeugung und Verarbeitung des Aluminiums etc. und radiren lässt, somit auch für feine Theilungen sehr geeignet ist, so wird es ohne Zweifel für physikalische, geodätische und astronomische Instrumente, bei denen es so oft auf Leichtigkeit ankommt und deren Theilungen an der Luft unverändert bleiben müssen, eine bedeutende Verwendung finden. Von den Legirungen sind besonders hervorzuheben die mit Zinn, die mit Silber und endlich die mit Kupfer. Die mit Zinn (3 Theile Aluminium auf 100 Theile Zinn) ist härter und wird weniger von Säuren angegriffen als dieses. Sie verspricht eine grosse Anwendung und wird das reine Zinn bei seinem mannigfaltigen Gebrauche verdrängen. Die Legirung mit Silber und zwar die aus 5 Th. von diesem mit 109 Th. Aluminium wird ihrer Härte und Elasticität wegen bereits in beträchtlicher Menge zu Obst- und Dessertmessern verarbeitet. Bei 100 Th. Sil- ber mit 5 Th. Aluminium eignet sich die Legirung be- sonders für Münzen, und es dürfte das Aluminium in nicht allzu ferner Zeit das Kupfer als Beimischung des Silbers in Münzen ersetzen, wodurch nicht bloss die Schönheit und Dauerhaftigkeit der Münzen erhöht, son- dern auch noch andere Vortheile erreicht würden. Die grösste Wichtigkeit dürfte jedoch die Legirung von Kupfer und Aluminium erlangen, indem dieselbe bei 5 — 10 Proc. Alauiinium {Bronce d^ Aluminium) an Farbe vollkommen dem Golde gleicht und durch Härte, Festig- keit, Elasticität upd Unveränderlichkeit in der Luft, in Salzlaugen und sauren Flüssigkeiten ausgezeichnet ist. Diese Legirung wird als Messing und Tomback in allen seinen Anwendungen, wo es sich um Schönheit der Farbe und Dauerhaftigkeit handelt, ersetzen, schon jetzt zieht dieselbe die Aufmerksamkeit der Bijoutiers und Bronce-Arbeiter in hohem Grade auf sich und wird in nicht unbeträchtlicher Menge verarbeitet. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass das Alumi- nium zur Darstellung seiner Legirungen vielleicht in noch grösserer Menge verbraucht werden wird als in reinem Zustande. Was den Preis des Aluminiums betrifft, so dürfte derselbe für die allgemeine Verwendung dieses Metalles kein Hinderniss mehr sein. Er ist bereits von 1200 auf 300 Francs per Kilogramm gesunken, ja er wird sogar bei Abnahme von grossen Partien, wie 100 Kilogrm., 3,uf 100 Francs für das Kilogramm gestellt. Und doch Erzeugung und Verarbeitung des Aluminiums etc. 165 beschäftigen sich gegenwärtig nur erst zwei Fabriken in Frankreich mit der Erzeugung dieses Metalles. Die eine befindet sich zwei Stunden von Paris zu Nanterre und steht unter der Leitung des Herrn Paul Morin; die zweite wurde von Deville gegründet und befindet sich zu Amfreville-Ia-Mit- voie bei Ronen; sie steht unter der Leitung der Herren Charles und Alexandre Tissier. Die erste erzeugt gegenwärtig monatlich 60, die zweite 80 Kilogrm. Aluminium. Die letztere ist dadurch beson- ders merkwürdig, dass sie nicht, wie die zu Santerre, das Natrium - Aluminiumchlorid NaCl, AP Cl^, sondern den Kryolith 3 Na F, A12 F^ nach der Anregung, die Heinrich Rose hierzu gegeben hat, verarbeitet. Der Kryolith findet sich nämlich in so enormen Massen an den Küsten Grönlands, dass er zu 3 Frcs. per 100 Kilo gramm, das ist 40 Kreuzer per Centner, in einem fran- zösischen Hafen gestellt wird, und zwar 3000 Tonnen per Jahr, wozu sich die Eigenthümer der Grube durch 20 Jahre verpflichten. Da der Kryolith nicht bloss ungleich bequemer zu gebrauchen und seiner Reinheit wegen auch noch mit andern Vortheilen verknüpft ist, ferner als Nebenproduct Fluornatrium giebt, das leicht in Soda und Flussspath umgewandelt werden kann, so muss dessen Verwendung zur Erzeugung des Aluminiums einen günstigen Einfluss auf den Preis des letzteren üben, und man darf anneh- men, dass dieser bis auf 50 Francs per Kilogramm her- absinken werde. Es hängt dies vorzugsweise von dem Preise ab, um welchen der Fabrikant sich das Natrium verschaffen kann; denn dieses bleibt wohl noch für lange Zeit die Basis der ganzen Aluminium -Industrie. Nach Deville betragen die Bereitungskosten des Natriums aber nur noch 9 Frcs. per Kilogramm, und man braucht 3 Kilogrm. davon, um 1 Kilogrm. Aluminium zu erzeugen. Setzt man den Preis des Aluminiums auf 100 Frcs. per Kilogramm, so ist der des Silbers 2^/5 Mal höher, da dieses Metall per Kilogramm 220 Frcs. kostet. Da aber die Dichte des Aluminiums nur '/,j von der dos Silbers beträgt, so würde mit Rücksicht auf das Volumen der Preis des Aluminiums nur etwas über 1/9 von jenem des Silbers betragen. Dass dieses günstige Verhältniss eintritt, hängt also nur mehr von dem gesteigerten Ver- brauche und der dadurch bedingten Concurrenz ab, und es ist bei den vortrefflichen Eigenschaften dieses Metalls, insbesondere bei seiner absoluten Unschädlichkeit und 166 Ueher die Anomalien, welche das Aluminium zeigt. grossen Widerstandsfähigkeit gegen alle im gewöhnlichen Leben vorkommende Flüssigkeiten, so wie bei seiner Verwendbarkeit zu Legirungen, mit Sicherheit zu erwar- ten, dass in nicht allzu ferner Zeit diese Hoffnung reali- sirt sein wird. {Journ. für prakt. Chemie. Bd. 73. 7.U.8.) B. Heber die Anomalien^ welche das Aluminium zeigt. Bis jetzt kannte man nach Tissier als nur in ge- ringem Grade oxydirbare Elemente die Schwermetalle, Quecksilber, Silber, Gold und Platin; indessen steht das Aluminium, ungeachtet sein specifisches Gewicht nur 2,56 beträgt, dem Silber, Gold und Platin nur in geringem Grade nach. Andererseits beobachtete man, dass die Neigung zur Oxydation bei den Metallen in dem Maasse wuchs, als das Atomgewicht geringer war. Dies trifft bei Aluminium gleichfalls nicht zu •, denn das Atom- gewicht desselben ist 14, also halb so gross als das des Eisens und dennoch ist es bedeutend weniger leicht oxydabel als das Eisen. Ausserdem erfreut sich kein anderes Metall von so geringem specifischen Gewichte solcher Festigkeit, Härte, Hämmerbar]i:eit, Dehnbarkeit und Klangvermögen als das Aluminium. Da das Alumi- nium ferner das Wasser nach Deville's Beobachtungen nicht zersetzt, überdies das Alurainiumoxyd (Thonerde) weder durch Wasserstoff und Kohlenstoff noch durch Kalium und Natrium reducirt wird, so würde es nach der Eintheilung von Thenard in die vierte Gruppe der Metalle gehören. Das Aluminium würde also nach seinem Verhalten gegen Wasser und Sauerstoff zum Sil- ber, in seinem Verhalten zu Kieselsäure, Kohlensäure und Borsäure zu den Alkalimetallen, und in seinem Ver- halten zu Metalloxyden zum Eisen zu stellen sein. Was seine Stellung in der elektro- chemischen Reihe anlangt, so findet man, dass es alle Metalle, bis auf das Blei und Cadmium, diese mit eingeschlossen, aus ihren Chlorver- bindungen niederschlägt; so dass es also zwischen Cad- mium und Eisen zu stellen sein würde. Alles scheint darauf hinzuweisen, dass Eisen und Aluminium in eine Gruppe gehören; denn auch das Eisen zersetzt in höhe- rer Temperatur Kohlensäure, Kieselsäure und Borsäure. Beide unterscheiden sich nur in ihrem Verhalten zu Sauerstoff und Wasser, und dadurch, dass das Aluminium kein .Oxyd von der Formel R^O* bildet. Schliesslich ist noch ausser der geringen Dichtigkeit und der gerin- Technische Verwendung des Baryts. 167 gen Einwirkung von SauerstofFsäuren und Schwefelver- bindungen erwähn enswerth, dass es seine Hämmerbar- keit verliert, wenn es mit anderen Metallen legirt wird. (Compt. rend. T. 44. — Ztschr.für die ges. Naturw. Bd. 13. Heft 2.) Bkh. Technische Verwendung des Baryts (Baryt -Industrie). In Folge der Untersuchungen über die Anwendungs- arten der löslichen alkalischen Silicate (der Wasserglas- sorten) zur Erhärtung poröser Gesteine und zur Malerei wurde F. Kühl mann dahin geführt, sich mit den weis- sen Verbindungen zu beschäftigen, welche fähig sind, das Bleiweiss und Zinkweiss vortheilhaft zu ersetzen. Für die Malerei mit Wasserfarben und mit Wasserglas fand er den künstlichen schwefelsauren Baryt vor. Die- ses neue Farbraaterial empfiehlt sich nicht allein durch seine schöne Weisse und seine Unveränderlichkeit in Berührung mit Schwefelwasserstoffgas, sondern auch durch seine Ungefährlichkeit für die Fabrikarbeiter und seiner Unschädlichkeit überhaupt. Directe Versuche an Thie- ren, denen man beträchtliche Mengen dieses künstlichen pulverigen Schwerspaths mit der Nahrung beibrachte, haben gezeigt, dass derselbe durchaus nicht giftig wirkt. Um den Preis des schwefelsauren Baryts so niedrig als möglich stellen zu können, bemühte sich Kuhlmann anfangs, den Witherit (natürlichen kohlensauren Baryt), der sich in beträchtlichen Lagern in England findet, zur Verdichtung der sauren Dämpfe zu benutzen, welche sich bei Zersetzung des Kochsalzes durch Schwefelsäure bei der Sodafabrikation oder bei Darstellung der Schwe- felsäure in den Bleikammern aus diesem letzteren mit der abziehenden Luft entweichen. Auf diese Weise wur- den grosse Mengen von salzsaurem und salpetersaurem Baryt gewonnen und gleichzeitig den Umwohnern der Fabrik die lästigen sauren Dämpfe vom Halse geschafft. Aus dem so gewonnenen salzsauren und salpetersauren Baryt wurde dann durch verdünnte Schwefelsäure der Baryt als fein pulveriges schwefelsaures Salz gefällt und als Blancfix verkauft, die abgeschiedenen verdünnten Säuren, Salzsäure wie Salpetersäure, waren werthvolle Nebenproducte. Kuhlmann suchte das Chlormangan zu verwerthen, welches als Nebcnproduct der Chlorbereitung in Massen erhalten wird. Die Hälfte der auf den Braunstein wir- 168 Technische Verwendung des Baryts. kenden Salzsäure ging bis dahin völlig ungenutzt ver- loren (Mn02 -4- 2HC1 = MnCl + Gl -[- 2 HO), d. h. in der Theorie; praktisch mögen ^j^ der Salzsäure unnütz angewendet worden sein. Bei der Sodafabrikation in Frankreich werden mehr als 60 Millionen Kilogramm Kochsalz jährlich verarbeitet und mehr als die Hälfte der dabei gewonnenen Salzsäure dient zur Chlorkalk- bereitung. Welche ungeheure Quantität von Chlorman- gan dabei nutzlos abfällt, ist hieraus ersichtlich. Zwar hat man das letztere benutzt, um bei der Leuchtgas- bereitung das Ammoniak aus dem Gase zu arborbiren, ferner zur Disinfection des Düngers; endlich hat man versucht, daraus wieder Manganoxyd darzustellen. Allein alle diese Benutzungen waren unbedeutend im Vergleich mit den Massen des unbenutzt hinweggegossenen Chlor- mangans. Dabei stellte sich noch der Nachtheil für die Gesundheit der Bevölkerung ein, wenn das wegfliessende manganhaltige Wasser die fliessenden Wässer verunrei- nigten. Kuhlmann benutzt nun dieses Mangarichlorür zur Gewinnung von Chlorbaryum aus schwefelsaurem Baryt (dem natürlichen Schwerspath). In Oefen, welche denen, worin die Soda calcinirt wird, gleichen, lässt Kuhlmann ein Gemenge von gepulvertem, natürlichen Schwerspath, Chlormangan und Kohle glühen und das gewonnene Gemenge von Schwefelmangan, Chlorbaryum und unterschwefligsaurem Baryt nach dem Erkalten mit Wasser auslaugen. Es bleibt Schwefelmangan ungelöst zurück, während Chlorbaryum sich auflöst, durch Ab- dampfen der Lösung krystallisirt erhalten oder durch verdünnte Schwefelsäure in künstlichen pulverigen Schwer- spath (Blancßx) verwandelt wird. So lässt sich der natürliche Schwerspath bis auf den geringen Rest von 3 bis 4 Proc. in Chlorbaryum verwandeln. Bei diesem Process beobachtete Kuhlmann die Bildung eines Baryt-Ultramarins, durch Einwirkung der Schmelze auf die Ziegelsteine des Ofens. In diesem Ultramarin fand sich das Natron des gewöhnlichen Ultra- marins durch Baryt ersetzt. Bei der Darstellung des kohlensauren Baryts aus dem Schwerspath, durch Einwirkung der Kohlensäure auf die wässerige Lösung des ^us jenem erhaltenen Schwefelbaryums, entweicht Schwefelwasserstoffgas, des- sen Verwendung zur Schwefelsäurefabrikation nach Kuhl- mann viele Schwierigkeiten darbietet. (Den kohlensau- ren Baryt liefert Kuhlmann an die Zuckerfabrikanten, Technische Verwendung des Baryts. 1G9 welche nach Dubrunfaut's Methode den krystallisir- baren Zucker aus den Rübenmelassen scheiden.) Das Schwefelwasserstoffgas übt einen nachtheiligen Einfluss auf die Gesundheit der Arbeiter aus, es ruft beim Ver- brennen Explosion hervor und sobald unverbranntes HS in die Bleikammern gelangt, scheidet sich durch Wech- selzersetzunq mit SO^ Schwefel aus. Kuhlmann benutzte den Schwefel des basischen Schwefelcalciums der Sodabereitungsrückstände zur Schwe- felsäurefabrikation. Die Umwandlung des basischen Schwe- felcalciums durch Glühen mit Kohle und Chlormangan in Chlorcalcium, wobei zugleich Schwefelmangan entsteht^ geht leicht von Statten. Durch Auslaugen der Schmelze mit Wasser erhält man eine Lösung von reinem Chlor- calcium und im Rückstande bleibt eisenhaltiges Schwe- felmangan. Bei dem Pieise der Schwefelkiese, 3 Eres, für 100 Kilogrm., ist kein Vortheil dabei, das so gewon- nene Schwefelmangan anstatt der Schwefelkiese zur Schwe- felsäurefabrikation zu verwenden. Denn während das reine Schwefelmangan 37 Proc. Schwefel enthält und bei der Röstung 26 Proc. Schwefel in Form von SO^ her- giebt, lieferten obige Rückstände von unreinem Schwe- felmangan nur 15 bis 18 Proc. Schwefel in Eorm von schwefliger Säure. Jedenfalls kann das so gewonnene Schwefelmangan eine Schranke gegen die übermässige Steigerung der Preise des Schwefels und der Eisenkiese abgeben. Eine Umwandlung des Schwefelmangans durch Rö- stung in nutzbares Manganoxydoxydul bietet keine Vor- theile. Man wird immer den natürlichen Braunstein vor- ziehen. Fabrikation des Blancfix tind der Salzsäure. Die Chlorbaryumlösung, durch Auslaugen der Schmelze von Ba Gl -J- Mn S gewonnen, hat eine Dichte von 24 bis 2ö0 B. Man giesst sie in grosse Kufen und fügt ver- dünnte Schwefelsäure hinzu, wie sie aus den Bleikam- mern kommt und verdünnt diese Schwefelsäure mit Wasser bis zu einer Dichte von 300B. Sobald kein Niederschlag mehr entsteht, hört man mit dem Schwefelsäurezusatz auf, rührt gut um und lässt absetzen. Der schwefelsaure Baryt trennt sich schnell von der verdünnten Salzsäure die 6^ B. zeigt und abgehoben wird. Der gewonnene Niederschlag des schwefelsauren Baryts wird einem me- thodischen Auswaschen unterworfen, bis er salzsäurefrei geworden ist, darauf auf Sackfiltem gesammelt und zu- 170 Technische Verwendung des Baryts. letzt durch Auspressen und Centrifugalkraft von dem überschüssigen Wasser befreit. Sobald die Masse einen dichten Teig bildet und noch etwa 30 bis 32 Procent Wasser enthält, wird sie in Fässer geschlagen und in den Handel gebracht. Eine völlige Austrocknung wirkt nachtheilig auf die Deckkraft dieses neuen Weiss, des Blancfix. Es dient zur Fabrikation farbiger Papiere und von cartons glaces, in der Wassennalerei, Wasser- glasmalerei, zum Weissen der Decken u. s. w. In Kuhl- mann 's Fabrik zu Lille werden jetzt täglich gegen 2000 Kilogrm. Blancfix gewonnen. Die als Nebenproduct erhaltene Salzsäure dient direct zum Ausziehen der Knochen, zUr Wiederbelebung der Knochenkohle, zur Darstellung mancher Chlorverbindun- gen. Sie lässt sich von 6^3. bis auf 40 B. in offenen Gefässen ohne merklichen Verlust an Salzsäure concentriren. Fabrikation des salpetersauren Baryts und der Sal- petersäure. Die geringe Löslichkeit des salpetersauren Baryts gestattet, denselben durch Wechselzersetzung einer heiss bereiteten Lösung von Natronsalpeter und einer Lösung von Chlorbaryum darzustellen. Drei Viertheile des gebildeten salpetersauren Baryts scheiden sich beim Erkalten des Gemenges unmittelbar in kleinen Krystallen aus; durch Concentration der Mutterlauge gewinnt man aufs Neue Krystalle. Die letzten Antheile des Baryts fällt man aus der Mutterlauge durch verdünnte Schwefel- säure oder durch Glaubersalzlösung und erhält in Lösung Kochsalz, welches leicht rein gewonnen werden kann. Der salpetersaure Baryt findet in der Pyrotechnik immer mehr Anwendung; auch kann er häufig da angewendet werden, wo man bisher Aetzbaryt benutzte. Für sich geglüht liefert er reinen Baryt und ein Gemenge von Sauerstoffgas und Untersalpetersäure, welches in den Blei- kammern der Schwefelsäurefabriken seine Verwendung findet. Aus dem Barytsalpeter stellt man ohne Destillation verdünnte Salpetersäure dar, indem man die wässerige Lösung desselben durch eine genau berechnete Menge von verdünnter Schwefelsäure zersetzt. Man erhält als Nebenproduct ein schönes Barytweiss (Blancfix). Die gewonnene Salpetersäure zeigt 10 bis ll^B. Bei grösse- rer Concentration fällt ein krystallinischer schwefelsaurer Baryt nieder. Die Salpetersäure kann in Glas-, Stein- zeug- oder Porcellangefässen bis auf 250B. ohne grosse Verluste eingekocht werden. Technische Verwendung des Baryts. 171 Barythydrat wird durch Zusatz einer concentrirten Lauge von Aetznatron zu einer heiss gesättigten Chlor- baniimlösung gewonnen. Es scheidet sich in blätterigen Krystallen aus^ die durch Pressen oder Centrifugalkraft leicht v.on der Mutterlauge zu trennen sind. Fabrikation von Weinsäure. Der Weinstein wird mit Wasser übergössen, letzteres zum Sieden erhitzt, darauf die Mischung mit kohlensaurem Baryt gesättigt. Es entsteht unlöslicher weinsaurer Baryt und lösliches weinsaures Kali ; der erstere wird gesammelt und aus der Lösung des letzteren durch Chlorbaryum weinsaurer Baryt niedergeschlagen. Der letztere wird durch Aus- waschen von der anhängenden Chlorkaliumlösung befreit, mit dem zuerst erhaltenen weinsauren Baryt vermischt und in der Hitze durch eine hinreichende Menge ver- dünnter Schwefelsäure zersetzt. Die saure Flüssigkeit giebt beim Verdunsten und Stehenlassen bis auf den letzten Tropfen Krystalle von Weinsäure. Der nebenbei erhaltene schwefelsaure Baryt ist sehr dicht. Die Wasch- wässer desselben dienen zur Verdünnung der Schwefel- säure bei neuen Zersetzungen von weinsaurem Baryt. Diese Methode hat Vortheile vor der alten, bei welcher bekanntlich kohlensaurer Kalk und Chlorcalcium benutzt werden, um die Weinsäure vom Kali zu trennen; der erhaltene schwefelsaure Baryt dient als Blancßx, wäh- rend man den Gyps nicht benutzt; er trennt sich rasch und vollständig von der Weinsäurelösung, was beim Gyps nicht der Fall ist. Schwefelbaryum taugt nicht zur Zer- setzung des Weinsteins, da der dabei erhaltene wein- saure Baryt gallertartig ist und schwierig auszuwaschen, während der durch kohlensauren und salzsauren Baryt gebildete weinsaure Baryt körnig erscheint und sehr leicht ausgCAvaschen werden kann. Der einzige Vortheil der Anwendung von BaS ist, dass man KS anstatt des KCl als Kebenproduct erhält, welches erstere grösseren Handelswerth hat als letzteres. Fabrikation von Citronensäiire. Auch der citronen- saure Baryt ist schwerer löslich als der citronensaure Kalk. Der concentrirte Citronensaft wird heiss durch gepulverten kohlensauren Baryt (Witherit) neutralisirt, die Neutralität durch etwas Schwefelbaryum vollständig hergestellt, oder durch Aetzbaryt, den man aus Chlor- baryum durch Natronlauge fällte, oder durch ammoniaka- liftches Chlorbaryum oder endlich durch Aetzammoniak allein. Diese Körper fällen den durch überschüssige 172 Technische Verwendung des Baryts. Citronensäure gelöst erhaltenen citronensauren Baryt, der mit Wasser gewaschen wird. Seine Zersetzung geschieht in der Wärme durch 1 Aeq. Schwefelsäure von 660B., verdünnt mit 5 bis 6 Th. Wasser. Um genau die für den citronensauren (weinsauren, essigsauren u. s. w.) Baryt zur Zersetzung nöthige Schwefelsäuremenge zu bestimmen, muss man eine gewogene Menge dieser Salze unter Zu- satz von etwas Salpeter einäschern und in dieser Asche den Baryt quantitativ ermitteln. Der bei Zersetzung des citronensauren Baryts durch verdünnte Schwefelsäure er- haltene schwefelsaure Baryt kann ebenfalls als Blancßx benutzt werden, falls der citronensäure Baryt selbst hin- reichend weiss erschien. Die so erhaltene Citronensäure krystallisirt leichter, als die aus citronensaurem Kalk erhaltene, da die letztere immer viel Gyps zurückhält. Fabrikation von Essigsäure. Wenn man den Holz- essig durch gepulverten natürlichen kohlensauren Baryt oder durch Schwefel baryum sättigt, so erhält man ein essigsaures Salz, welches man vorsichtig rösten muss, um es nicht zu zersetzen, jedoch stark genug, um die Theertheile zu zerstören. Auf jeden Fall muss die Hitze unterhalb der Rothgluth liegen. Diese Operation wird nöthigenfalls mehrere Male wiederholt. Der erhaltene essigsaure Baryt wird durch 1 Aeq. Schwefelsäure zer- legt; die Zersetzung ist jedoch nur dann vollständig, wenn die Lösung des essigsauren Baryts nicht zu con- centrirt ist. So erhält man schwefelsauren Baryt, den man als Blancßx verwerthet und eine verdünnte Essigsäure, die unter anderen zur Bleizucker- und Bleiweissfabrikation unmittelbar verwendet werden kann. Aus zu concentrir- ten Lösungen des essigsauren Baryts fällt Schwefelsäure eine gallertartige, halb durchscheinende Masse von essig- säurehaltigem schwefelsaurem Baryt, welche schwierig zersetzt wird. Um die Essigsäure reiner zu bekommen, kann man den essigsauren Baryt durch schwefelsaures Natron in Blancßx und essigsaures Natron verwandeln, und aus diesem durch concentrirte Schwefelsäure die reine concentrirte Essigsäure scheiden. So vermeidet man die unangenehme Bildung des Doppelsalzes aus schwefelsaurem Natron und schwefelsaurem Kalk, welche bei der älteren Methode der Holzessigsäurefabrikation immer statt fand. Fabrikation von Chromsäure. Chlorbaryum und neu- trales chromsaures Kali geben Chlorkalium und chrom- Magnesium . 173 sauren Baryt; es bleibt keine Spur Chromsäure in Lösung. Lässt man auf den chronisauren Baryt in der Wärme ein Atom Schwefelsäure mit ihrem lOfachen Volumen Wasser verdünnt, einwirken, so setzt sich rasch aller schwefel- saurer Baryt ab und die Lösung enthält alle Chromsäure; sie besitzt eine Dichte von lO^B. In Cefässen von Stein- z;eug, selbst in Bleikesseln, kann die Lösung ohne Nach- theil bis auf 50 bis 60^ des Aräometers concentrirt wer- den. Der hierbei gewonnene schwefelsaure Baryt hält selbst nach gutem Auswaschen noch etwas chromsauren Baryt zurück; er kann aber gut zur Farbenbereitung dienen. Kuhlmann hat mit Erfolg das Chrombleigelb (chromsaures Bleioxyd) der Maler durch chromsauren Baryt ersetzt, welches zwar weniger intensiv^ aber immer noch ziemlich lebhaft gelb gefärbt ist; er nennt es Jaune ßx. Es ist unveränderlich, ein Vorzug vor dem chrom- sauren Bleioxyd. Fabrikation von Ferrocyamvasserstoff säure. Fällung einer heiss gesättigten Lösung des gelben Blutlaugen- salzes mit Chlorbaryumlösung. Der krystallinische Nie- derschlag ist gelb, schwer löslich und hält Ferrocyan- kalium zurück, welches man ihm durch Kochen mit Chlorbaryumlösung entzieht. Durch 2 Aeq. verdünnte Schwefelsäure zerlegt sich der Niederschlag schon in der Kälte in schwefelsauren Baryt und in gelöst blei- bende Ferrocyanwasserstoffsänre. Die Lösung kann nicht durch Wärme concentrirt werden. Concentrirte Salz- säure nebst ein wenig Aether fällt die Ferrocyanwasser- stoffsänre aus ihrer Lösung. Man trocknet sie bei ge- wöhnlicher Temperatur über Aetzkalk. Die flüssige Säure von 12 bis lo'^B. wird in gut verstopften Flaschen von Steinzeug aufbewahrt. (Annal. de Chim. et de Phys. 3. Str. Dec. 1858. Tom. LIV. pag. 386—403.) Dr. H. Ludwig. Magnesium. Sainte Clairc Deville und Caron haben ermit- telt, dass das Magnesium fast bei derselben Temperatur, wie das Zink sich verflüchtigt. Sie theilen über das Magne- sium Folgendes mit: In einem aus dichter Kohle an gefertigten Apparate Hessen sich 30Grm. Magnesium leicht vei*fliiclitigen. Keines Magnesium verflüchtigt sich ohne Rückstand, das sublimirte Metall ist weiss mit einer kleinen Menge von Magnesia umgeben. Unreines Mag- nesium hinterliess bei der Sublimation einen schwarzen 174 Magnesium. Rückstand und das sublimirte Magnesium war mit klei- nen durchsichtigen Nadeln besetzt, die sich leicht unter Bildung von Magnesia und Ammoniak zersetzten und daher wahrscheinlich eine Verbindung von Stickstoff mit Magnesium enthielten. Das Magnesium schmilzt bei einer dem Schmelzpunct des Zinks sehr nahen Tempera- tur, stärker erhitzt entzündet es sich und brennt mit einer glänzenden Flamme, unter Bildung von Magnesia- Pompholix mit denselben Erscheinungen, wie Zink. Das specifische Gewicht des Magnesiums ist = i,^^'-, es lässt sich gut feilen und nimmt eine schöne Politur an, die sich gut hält. Zur Darstellung des Magnesiums wurden 600 Grm. Chlormagnesium mit 100 Grm. vorher geschmol- zenem Chlornatrium und 100 Grm. Fluorcalcium gemischt und 100 Grm. Natrium in Stücken zugesetzt. Das Ge- menge wurde mittelst eines Eisenblechs in einen stark glühenden irdenen Tiegel eingetragen und dieser dann bedeckt. Nach Beendigung der durch ein Geräusch zu erkennenden Einwirkung wurde mit einem Eisenstabe umgerührt bis die Masse gleichförmig und der obere Theil der flüssigen Masse rein erschien. Als der Tiegel ausserhalb des Ofens erkaltet und die Masse dem Er- starren nahe war, wurde noch einmal mit dem Eisen- stabe umgerührt, um die kleinen zerstreuten Metallmassen zu vereinigen, worauf nach dem Ausgi essen auf eine Eisenplatte und nach dem Zerschlagen der Masse die Magnesiumkügelchen ausgelesen werden konnten. Durch Umschmelzen der Masse erhielt man noch etwas Magne- sium, im Ganzen an Gewicht 45 Grm. Um das so er- haltene rohe Magnesium zu reinigen, wird es in einem aus dichter Kohle angefertigten Schiffchen in eine aus demselben Material bestehende Röhre gebracht und zu starkem Rothglühen, fast Weissglühen erhitzt, während ein langsamer Strom von Wasserstoffgas durch die Röhre geleitet wird. Man legt die Röhre stark geneigt in den Ofen ; alles verflüchtigte Magnesium condensirt sich dann vor dem Kohlenschiffchen und lässt sich nach dem Er- kalten leicht herausnehmen. Man schmilzt es dann in einem Gemenge von Chlormagnesium, Chlornatrium und Fluorcalcium. Durch allmälig vermehrten Zusatz des letzteren macht man das Salzgemisch weniger schmelz- bar, als das Magnesium, so dass man letzteres in dem Augenblick abgiessen kann, wo ersteres erstarrt. Destillirt man das Magnesium in einem raschen Strom von Wasserstoffgas, so wird etwas metallischer Staub Saures Magnesiumsulfat. 175 ziemlich weit mit fortgeführt, welcher in dem Wasser- stoÖgas noch suspendirt ist, das aus dem Apparat heraus- tritt. Zündet man dieses Gas an, so hat man eine der schönsten Flammen, die sich nur hervorbringen lassen. {Annal. -der Chem.u. Pharm. XXV. 359 — 363.) G. Reduction des Calcinnis, ßaryiims^ Strontiums durch Natriumlegiruugen. Zuerst bereitet man Le2;irungen von Wismuth, Blei, Zinn oder Antimon mit Natrium und trägt diese in das geschmolzene Chlorcalcium, Chlorstrontium oder Chlor- baryum ein. Man erhält dann Legirungen von Blei, Wismuth, Antimon oder Zinn mit Calcium, Baryum und Strontium, die äusserst wenig Natrium enthalten. Chlor- calcium lässt sich in einem gut bedeckten Tiegel auch durch Natrium allein zersetzen, wenn letzteres in grossem Ueberschusse angewendet wird. Man kann das Natrium aus der entstehenden Calciumnatriumlegirung abdestilliren, erhält das Calciummetall dabei aber so sehr fein ver- theilt, dass es sich zu leicht oxydirt und deshalb nicht zusammengeschmolzen werden kann. {H. Caron; Compt. rend. T.48. — Chem. Centralbl 1859. No. 20.) B. Ein saures Magnesiumsulfat. Heisse concentrirte Schwefelsäure löst nach H. Schiff eine ziemliche Quantität entwässerten Bittersalzes und bil- det damit bei vollständiger Sättigung eine Flüssigkeit von syrupartiger Consistenz. Beim Erkalten der Lösung schei- den sich stark glänzende, verschobene sechsseitige Tafeln aus, welche, über Schwefelsäure auf einem porösen Zie- gelsteine getrocknet, wasserfreies Magnesiumsulfat SMgO* H oder nach bekannterer Schreibweise MgO, SO 3 -J- HO, SO^ darstellen. Beim Glühen des Salzes entweicht Schwefel- säure und es bleibt neutrales Salz zurück. Wasser wird begierig vom Magnesiumbisulfat angezogen, aber unter Zersetzung des Salzes, indem freie Schwefelsäure und gewöhnliches Bittersalz entstehen. (Annal. der Chem. u. Pharm. XXX. 115.) G. 176 Löslichkeit der Silicate der alkalischen Erden. Neue Darstellung des Aluminiums und Magnesiums. Tony Petitjean 's Verfahren ist folgendes: Thon- erde oder Magnesia wird in ein Rohr oder eine Kammer gebracht und darin zum Rothglühen erhitzt, worauf Schwe- felkohlenstoff in Dampfform in oder durch dieselben ge- leitet wird. Der Schwefelkohlenstoff wird hierzu in dem bisher gebräuchlichen Apparate erzeugt. Die rothglühende Masse in dem Rohre oder der Kammer wird von Zeit zu Zeit umgerührt, um die Reaction zu befördern, welche vollständig statt gefunden hat, wenn sämmtliche metalli- sche Basis der Thonerde oder Magnesia in ein flüssiges oder geschmolzenes Sulfurid verwandelt ist. Anstatt auf diese Weise Schwefelaluminium und Schwefelmagnesium darzustellen, kann man auch ein Doppelsulfurid erzeugen, indem man Thonerde oder Mag- nesia^ mit ein wenig Theer oder Terpenthin gemengt, in einen mit Kohle gefütterten Tiegel giebt, sie darin er- hitzt, dann mit einem aus kohlensaurem Natron oder Kali und Schwefel bestehenden Pulver mischt, und endlich einige Zeit lang einer heftigen Hitze aussetzt. Das auf angegebene Weise bereitete Sulfurid oder Doppelsulfurid wird zur Gewinnung des Aluminiums oder Magnesiums gemahlen und dann in einen Tiegel von der Gestalt einer Röhre gebracht, durch dessen Boden man einen Strom Kohlenwasserstoffgas leitet; oder man lässt in den Tiegel an dessen Boden etwas festen oder flüssi- gen Kohlenwasserstoff gelangen, welcher das Aluminium oder Magnesium, aus seiner Verbindung mit Schwefel abscheidet. Man kann das Aluminium oder Magnesium aus dem Sulfurid oder Doppelsulfurid aber auch dadurch erhalten, dass man dieselben mit Eisenfeile (oder einem sonstigen geeigneten pulverisirten Metall) vermengt und das Ge- menge schmilzt, oder indem man anstatt des Kohlen- wasserstoffs Metalldämpfe in den Tiegel von dessen Boden aus leitet. (Lond. Journ. of arts. — Dingl. polyt. Journ. Bd. 148. Heft 5.) Bkb. Löslichkeit der Silicate der alkalischen Erden. BoUey hat die interessante Beobachtung gemacht, dass der beim Vermischen von Kalkwasser oder einer etwas verdünnten Lösung eines Kalksalzes mit einer Auf- lösung von Wasserglas entstehende Niederschlag wieder gänzlich verschwindet, wenn die Wasserglaslösung im Trennung der Beryllerde und Thonerde. 177 Ueberschuss hinzugefügt wird. Dasselbe findet statt mit Magnesia- und Barytsalzen. Dies Verhalten der kiesel- sauren alkalischeu Erden zu den kieselsauren Alkalien ftihrt fast mit Nothwendigkeit zur Annahme der Bildung von löslichen Doppelsalzen. Zwar gelang es nicht, eine bestimmte chemische Formel für diese Doppelverbindungen aufzufinden, da es mit diesen Doppelsilicaten ähnlich wie mit den auf trock- nem Wege dargestellten analogen, dem Glase, steht; aber die Erfahrung, dass die so sehr verbreiteten Silicate der alkalischen Erden leicht in löslichen Zustand gebracht werden können, könnte vielleicht zur Erklärung mancher Erscheinungen in der Geologie dienen. {Ann. der Cheni. u. Pharm. XXX. 223 — 227.) G. Trennung der Beryllerde und Thonerde. V. Hofmeister hat bei der Untersuchung zweier Berylle vorzüglich auch die Trennung der beiden in chemischer Hinsicht sich so nahestehenden Erden in das Auge gefasst. Die Methode nach Gmelin und Schaffgotsch, die Erden in Kalilauge zu lösen und die Beryllerde durch Kochen der verdünnten Lösung zu fallen, führte auch bei den verschiedensten Verdünnungen zu keinem genauen Resultate. Bei der Trennung durch schweflige Säure nach Berthier schied sich mit der schwefligsauren Thon- erde auch Beryllerde ab. Die Scheidung nach Berzelius, dass die durch Ammoniak gefällten Erden mit Salmiaklösung gekocht werden, bis kein Ammoniak mehr entweicht, wobei die Beryllerde sich vollständig lösen soll, gab gleichfalls keine günstigen Resultate. Nach langem Kochen mit gesättigter Salmiaklösung veränderte die Thonerde ihre äussere Beschaffenheit und wurde zum Theii sogar auch löslich. Die beste Trennung wurde endlich noch nach H. Rose's Methode erzielt, wie bekannt durch kohlensaures Ammoniak-, jedoch schlägt der Verf. eine leicht ersicht- liche und ausführbare Verbesserung des Verfahrens vor. „Man wendet zunächst auf die durch Aetzammoniak gefällten und gehörig ausgesüssten Erden so viel Lösung von kohlensaurem Ammoniak, dass man gewiss sein kann, alle Beryllerde werde gelöst; bemerkt sich aber Arch.d.Pharm. CLl.ßd8.2.IIft. 13 178 Trennung der Beryllerde und Thonerde. ungefähr die Menge des angewendeten kohlensauren Am- moniaks. Es muss nun hier der Fall eintreten, dass neben der Beryllerde mehr oder weniger Alaunerde mit in Lösung übergegangen ist. Die ungelöst gebliebene Alaunerde ist aber sicher beryllerdefrei. Es kommt also darauf an, die geringeren Mengen Alaunerde, die mit der Beryll- erde gelöst sind, zu entfernen." „Ist verhältnissmässig viel Alaunerde neben der Beryllerde in Lösung^ so giebt sich dies schon dadurch zu erkennen, dass nach 6- bis 12stündigem Stehen die ammoniakalische Lösung sich trübt. Allein wenn auch diese Trübung nicht erfolgt, wird etwas Thonerde noch in Lösung sein." „Die Lösung wird nun durch Salzsäure angesäuert^ (erwärmt zur Entfernung aller Kohlensäure) und durch Aetzammoniak die also mit etwas Alaunerde verunreinigte Beryllerde gefällt. Diesen wohl ausgewaschenen Nieder- schlag behandelt man nun wieder wie oben mit kohlen- saurem Ammoniak; der Kunstgriff zur Trennung beider ist also hier nur der, dass man etwas weniger koh- lensaures Ammoniak verwendet, als man früher (bei Abscheidung der Hauptmasse der Thonerde) benutzt hatte. Es wird nun selten der Fall eintreten, dass da- bei keine Alaunerde ungelöst bleibt; wäre dies aber der Fall, so hätte man anfangs gleich die zur vollständigen Trennung beider gerade nöthige Menge kohlensaures Am- moniak getroffen. Gewöhnlich wird und muss aber der andere Fall eintreten, dass nämlich ein Rückstand ent- steht und dass dieser alaunerdehaltig ist." „Allein hier kann es nur sehr leicht geschehen, dass das Ungelöste neben Alaunerde auch etwas Beryllerde enthält, zu deren Lösung das kohlensaure Ammoniak nicht ausreichte. Enthält dieses Ungelöste neben Thon- erde wirklich noch Beryllerde, so war zu wenig kohlen- saures Ammoniak angewendet worden ; man weiss aber zugleich, dass die erhaltene Lösung in kohlensaurem Ammoniak nur Beryllerde und keine Thonerde mehr enthalten kann. Man hat es also nur noch mit dem im Ungelösten enthaltenen Gemenge von Thonerde und Beryll- erde zu thun, oder wenn das Ungelöste reine Thonerde war, nur mit der Lösung des kohlensauren Ammoniaks, in welcher möglicher Weise noch etwas Thonerde gelöst enthalten sein könnte." „Es ist also mit dem Gelösten oder dem Ungelösten (dieselbe Methode nur noch einmal zu wiederholen^ da Zusammeiisetzung des Ben^lls. 179 nämlich die Grenzen der Löslichkeit der genannten Erden im kohlensauren Ammoniak keineswegs so nahe liegen, so reicht die dritte Anwendung kohlensauren Ammoniaks gewöhnlich zur vollständigen Trennung aus." {Journ. füvprakt. Chemie. Bd. 76. S. 1 u. f.) Rdt. Znsammensetzang des Berylls. In derselben Arbeit wie oben veröffentlicht V. Hof- meister schliesslich seine Resultate der Untersuchung zweier Berylle. /. Beryll von Jtoseitbach in Schlesien-. War gemeiner Beryll. Spec. Gewicht bei 20^ C. 2,67; 2,65; 2,63; 2,68 — Mittel = 2,68. Zusammensetzung: Gefunden Kieselsäure . Alaunerde . Beryllerde Eisenoxyd Kalk Magnesia . Es stellt sich sonach eine Bestätigung der früheren Formel Be2 03, 2Si03 -f- AP 03, 2Si03 heraus. 65,34 65,69 21,01 20,41 11,32 11,60 1,21 1,45 0,26 0,20 0,12 0,11 //. Beryll ans dem Heuhachthale des ohev'en Pinzgaus. Hofmeister fand die Angabe Lewy's {Compt.rend. Tom. XLV. pag.SSt), dass Smaragden in einer Glasröhre erhitzt ihre Farbe verlieren sollten und daher die Fär- bung derselben durch organische Stoffe herbeigeführt werde, nicht bestätigt. Bei der stärksten Glühhitze in einer schwer schmelzbaren Glasröhre blieb die Farbe des Berylls. Niir die Kanten hatten sich entfärbt, was weit eher Folge einer Zerstörung und Zertrümmerung des krystallinischen Gesteines sein kann, wie das farblose Pulver des Minerals gleichfalls es zeigt. Auch die mit den vollkommensten Krystallflächen ausgestatteten Säulchen enthielten im Innern viel Glim- merblättchen, welche unter der Loupe mit Hülfe eines Messers möglichst entfernt wurden. Spocifisches Gewicht bei 20^ C. und vollkommen reinen Krystallen = ^,^3, bei grösseren aber noch glim- merhaitigen Krystallen = 2,69. 13* 180 Lösungen der Manganoxydsalze. Zusammensetzung: Sauerstoff Kieselsäure . . . 66,22 35,3 Thonerde 16,36 7,8 Beryllerde. ... 12,79 8,1 Eisenoxjd 1,63 0,48 Kalk 0,78 0,22 Magnesia 0,83 0,33. Es führt die Analyse sonst zu der gleichen Formel, wie oben. {Journ. für prakt. Chem. Bd. 76. S.6.) Rdt. Heber die Lösungen der Manganoxydsalze. Die Lösungen des Manganoxyds in Sauerstoffsäuren sind der Lösung von übermangansaurem Kali so ähnlich, dass dieses Oxyd darin oft für eine Modification der Ueber- mangansäure gehalten worden ist. Am merkwürdigsten verhält sich nach H. Rose eine Lösung des phosphor- sauren Manganoxyds. "Wenn man Manganoxyd, Mangan- superoxyd, mangansaure oder übermangansaure Salze mit Phosphorsäure erhitzt, so lösen sie sich, darin mit tief- blauer Farbe auf. Nach dem Erkalten wird die Farbe purpurfarben und löst sich in Wasser mit derselben Farbe. Die Lösung enthält Manganoxyd, welche durch die Phos- phorsäurö eine grosse Beständigkeit erhält, so dass sie selbst durch langes Kochen nicht zersetzt wird und ein verändertes Verhalten gegen Reagentien zeigt. Kali bringt darin einen braunen Niederschlag hervor. Setzt man zu der Lösung eine Lösung von Chromoxyd in Kalihydrat, so wird braunes Manganoxyd gefällt, während die abfil- trirte Flüssigkeit kein chromsaures Kali enthält, mithin konnte sie keine Uebermangansäure enthalten. Ammo- niak bringt in der Lösung keinen Niederschlag, wohl aber eine dunkelbraune Färbung hervor. Schwefelammo- nium fällt kein Schwefelmangan daraus. Kohlensaures Natron erzeugt einen hellbraunen Niederschlag, die dar- über stehende Flüssigkeit bleibt braun gefärbt; Schwefel- ammonium fällt daraus Schwefelmangan. Fügt man der mit Soda gesättigten rothen Flüssigkeit Cyankalium zu, so wird in der neuen braunen Lösung durch Schwefel- ammonium kein Schwefelmangan gefällt. Oxalsäure ßirbt die rothe Lösung ■ braun, und nach einiger Zeit wird sie farblos. Salzsäure färbt die rothe Lösung dunkelbraun, beim Verdünnen mit Wasser wird die rothe Farbe wie- der hergestellt. Salpetersäure, welche kleine Mengen sal- Ueber Gusseisen hei Ueberführung in Stabeisen. l-^^l petriger Säure enthält^ entfärbt die rothe Lösung schnell. Durch kohlensauren Baryt wird rothes phosphorsaures Manganoxyd gefällt, welches sich in Säuren mit purpur- rother Farbe löst. Kaliumeisencyanür bringt einen grün- lichen, Kaliumeisencyanid einen braunen Niederschlag in der rothen Lösung hervor. Wird die Lösung des Man- ganoxyds in syrupartiger Phosphorsäure in einem Platin- tiegel bis zum Rothglühen erhitzt, so wird sie entfärbt. Setzt man zu der entfärbten Masse etwas Salpeter oder chlorsaures Kali, so Avird sie wieder blau und nach dem Erkalten roth. Manganoxydul mit syrupartiger Phosphorsäure ge- schmolzen, giebt eine farblose, in Wasser lösliche Masse. Geringe Mengen einer höheren Oxydationsstufe des Man- gans färben sie purpurroth. Kali erzeugt in der farblosen Lösung anfangs keine Veränderung,, nach und nach bräunt sich die Flüssigkeit und setzt Manganoxydhydrat ab. Ammoniak ist ohne Wirkung auf die Lösung; Schwefel- ammonium erzeugt in der ammoniakalischen Lösung kein Schwefelmangan; auch salpetersaures Silberoxyd bringt keinen Niederschlag darin hervor. Lm kleine Mengen Manganoxydul in einer Lösung zu erkennen, verfährt man nach W. Cr um folgender- maassen : Man erhitzt Bleihj'peroxyd mit verdünnter Sal- petersäure und setzt dann etwas von der Lösung hinzu. Ist Manganoxydul vorhanden, so wird die Flüssigkeit purpurroth gefärbt, welche Färbung aber nicht von Ueber- mangansäure, gondern von Manganoxyd herrührt. (Foggd. Annal. 1858. S. 289.) E. Die Verändernngen^ welche das Gusseisen bei seiner Ueberführung in Stabeisen erleidet, studirten C. Calvert^ R.Johnson und S. Stocko witsch. Eine halbe Stunde nach dem Einbringen des Gusseisens in den Puddelofen erweicht dasselbe und kann leicht in Stücken zerbrochen werden. 10 Minuten, nachdem es zu schmelzen begonnen hat und wie Quecksilber flüssig geworden ist, entsteht in der Masse eine lebhafte Bewe- gung in Folge einer Kohlenoxydgasentwickelung. Dieses Wallen wächst während etwa 20 Minuten; das Gusseisen bläht sich dabei bis zum fünf- bis sechsfachen Volumen auf. Während dieser Zeit bewegt der Arbeiter die Masse lebhaft, um die Oxydation des Kohlenstoffs zu beschleu- nigen. Sobald das Aufwallen vorüber ist, vereinigt er 182 lieber Gusseisen hei üeherführung in Stdbeisen. die in der gebildeten Schlacke zerstreuten Eisenkugeln nach und nach zu mehreren Ballen^ den Luppen, die er dann unter den Hammer bringt. Dieser letzte Theil der Operation erfordert viel Aufmerksamkeit und Uebung; denn wenn der Puddler sein Feuer nicht gehörig regelt oder einen anderen Handgriff versäumt, so ist das Eisen entweder nicht gehörig entkohlt, oder es ist ein Theil desselben schon oxydirt. In dem einen^ wie in dem an- deren Falle ist es brüchig geworden und deshalb von schlechter Beschaffenheit. Das Gusseisen, dessen sich Calvert, Johnson und Stock owitsch zu ihren Untersuchungen bedienten, war von Staffordshire, guter Qualität [cold blast), grau und von der zur Drahtbereitung dienenden Sorte. Es enthielt 94,059 Proc. Eisen, 2,275 Proc. Kohlenstoff, 2,720 Proc. Silicium, 0,645 Proc. Phosphor, 0,301 Proc. Schwefel, Spuren von Alumium und Mangan. 224 Pfund desselben wurden Mittags 12 Uhr in den Puddelofen gegeben. 30 Minuten nach dem Einbringen erweichte das Gusseisen und liess sich leicht in Stücke zertheilen; 10 Minuten später begann es zu schmelzen. Jetzt wurde eine Probe aus der Mitte der Masse gezogen. Erkaltet zeigte dieselbe nicht mehr das Ansehen des grauen Gusseisens, sondern einen weissen silberartigen Glanz, wie rafined metal. Die rasche Abkühlung war wohl die Ursache dieser Veränderung. Beim Auflösen in Säuren schied es grosse Flocken von Kohle ab. Ge- halt der Probe 2,726 Proc. Kohlenstoff und 0,915 Proc. Silicium, also eine Vermehrung des Kohlenstoffs, eine Verminderung des Siliciums. Dieselben Erscheinungen zeigte eine Probe, die 1 Stunde nach dem Einbringen des Gusseisens in den Ofen genommen wurde. Sie hielt 2,905 Proc. C und 0,197 Proc. Si. Das Eisen hatte noch Kohlenstoff aus seiner Umgebung aufgenommen. Das Silicium verbrennt zu Kieselerde und bildet mit dem gebildeten Eisenoxydul die Schlacke, welche bei den folgenden Erscheinungen des Puddelns eine Rolle spielt. Bei der ersten und zweiten Probe sass die Schlacke an der Oberfläche, bei den folgenden Proben war sie mit den Eisenkörnern gemengt. Die flüssige Eisenmasse im Ofen begann nun aufzuwallen; die jetzt gezogene dritte Probe bestand nach dem Erkalten aus kleinen Eisen- kugeln, die mit Schlacke gemengt waren. Die Masse war schwammig, äusserlich schwarz, beim Zerbrechen zeigten die Kugeln Metallglanz. Zusammensetzung der lieber Gusseisen hei Ueherführung in Staheisen. 183 mechanisch von der Schlacke getrennten Eisenkugeln: 2,444 Proc. Kohlenstoff und 0,194 Proc. Siliciuni. Als die Volum Vermehrung der wallenden Masse ihr Maximum erreicht hatte, wurde die vierte Probe gezogen. Wäh- rend des Erkaltens derselben beobachtete man blaue Flämmchen brennenden Kohlenoxydgases auf derselben. Erkaltet glich die Probe einem Ameisennest wegen der feinen Mengung der Eisenkörnchen mit der gebildeten Schlacke. Aeusserlich schwarz, unterm Hammer sehr brü- chig, zeigten die Eisentheilchen metallischen Bruch. Sie hielten 2,305 Proc. C und 0,182 Proc. Si. Die fünfte Probe wurde genommen, als die Masse zu wallen auf- gehört und ihr früheres geringes Volumen wieder ange- nommen hatte. 1 Stunde 35 Minuten nach Beginn der Arbeit vereinigte der Puddler die Kügelchen zu hämmer- barem Eisen. Diese fünfte Probe war eine der inter- essantesten der ganzen Reihe, denn die voluminöser ge- wordenen Eisenkugeln waren nicht mehr brüchig, wie die früheren Proben, sondern hämmerbar. Gehalt an Kohlen- stoff 1,647 Proc, an Silicium 0,185 Proc. Also in Zeit von 15 Minuten zwischen der vierten und fünften Probe ein Herabsinken des Kohlenstoffs von 2,305 auf 1,647 Procent, d. h. um 0,658 Procent. Die sechste Probe wurde 5 Minuten nach der fünf- ten gezogen, weil in diesem Augenblicke das Eisen sich von den Schlacken trennte und der Puddler die Luppen zu bilden begann. Während des Erkaltens der Probe beobachtete man abermals blaue Flämmchen, aber weni- ger als bgi den Proben 4) und 5). Die Kügelchen des Eisens waren grösser und weniger innig mit Schlacke gemengt als bei der letzten Probe. Die sechste Probe hielt 1,206 Proc. C und 0,163 Proc. Si. In 5 Minuten also eine Verminderung um 0,441 Proc. C. Die siebente Probe, 1 Uhr 45 Minuten gezogen, als der Puddler seine Luppen zu bilden anfing, enthielt brei- tere Kugeln, mehr von der Schlacke getrennt, hämmer- barer als die vorige. Gehalt an C = 0,963, an Si = 0,163 Proc. Die achte Probe, 1 Uhr 50 Minuten, wurde von einer Luppe genommen, die der Arbeiter aus dem < )fen gezogen hatte, um sie unter den Hammer zu brin- gen. Während des Erkaltens zeigte sie keine blaue Elämmchen mehr, was bewies, dass der Puddler seine Arbeit gut zu Ende geführt hatte und dass das Eisen jrut entkohlt war. Die Probe stellte eine schwammige Masse kleiner Eisenkugeln dar, die so aneinandcrklebtcn, 184 Verhalten des Geioürznelkenöls zu Metalloxyden. dass sie nur nach einer gewissen Gewaltanwendung aus- einander gerissen werden konnten. Sie waren hämmer- barer als die vorhergehende Probe. Gehaltan = 0,772, an Si = 0,168 Proc. Die schwarze, die Eisenkugel be- deckende Schicht bestand aus Eisenoxydoxydul. Die neunte Probe, ein Stück Stabeisen (nachdem die Luppe unter dem Hammer gewesen und durch das Streck- werk gegangen war). Zusammensetzung : C = 0^300 — Si = 0,120 — S = 0,134 und P = 0,139 Proc. Die zehnte Probe, Eisendraht aus dem Stabeisen dargestellt. C = 0,111 — Si = 0,088 — S=: 0,094 und P= 0,117 Proceni. Zusammensetzung der Puddelschlacke : SiO^ = 16,53 — FeO = 66,23 — FeS = 6,80 — PO^ = 3,80 — MnO = 4,90 — A1203 = 1,04 und CaO = 0,70 Procent. {Annal. de Chim. et de Fhys. 3. Ser. Avril 1858. Tom. LH. ■pag. 460 — 485.) Dr. II. Ludwig. lieber das Yerhalten des Ciewürznelkenöls zu einigen Metalloxyden. Benetzt man staubtrocknes Silberoxyd schwach mit -gewöhnlichem Gewürznelkenöl, so erfolgt fast augenblick- lich unter Funkensprühen und Ausstossung starken Rau- ches, eine Entflammung des Oels. Beim Benetzen von staubtrocknem Bleisuperoxyd, desgleichen von Chlorkalk, tritt, unter Ausstossung von Rauch, nur eine Erwärmung ein. Uebermangansaures Kali und Quecksilbe.roxyd ver- halten sich beim Benetzen mit genanntem Oele völlig indifferent, dagegen wird das Oel beim Benetzen von Goldoxyd unter Funkensprühen flammend entzündet, des- gleichen beim Benetzen von auf elektrolytischem Wege gewonnenem staubtrocknem Silbersuperoxyd. Bei allen diesen Entzündungsphänomenen sieht man ohne Ausnahme eine vollständige Reduction der Oxyde zu Metall eintreten. Dem nach Entfernung der Nelken- säure aus dem Gewürznelkenöle resultirenden sauerstoff- freien Oele geht die Eigenschaft, durch die genannten Metalloxyde entzündet zu werden, ab. {Jahresher. des physikal. Vereins. 18^'^j^g.) B. Tncapronylamin. 185 Tricapronylamin, Die Bildung flüchtiger Basen beim Erhitzen der Aldehydverbindungen des sauren schwefligsauren Ammo- niaks mit Kalkhydrat veranlasste Petersen und Göss- mann, auch das Verhalten des Oenanthols in dieser Beziehung zu studiren. Sie beobachteten dabei die Bil- dung einer flüchtigen flüssigen Base, die sie für Tricapro- CI2H13J nylamin C36H39N = C12H131n halten. Erhitzt man Ci2Hi3| die mit Alkohol ausgewaschene und getrocknete Verbin- dung des sauren schwefligsauren Oenantholammoniaks mit dem dreifachen Gewichte eines Gemisches von glei- chen Theilen Aetzkalk und Kalkhydrat in einer mit Lehm beschlagenen Retorte rasch über den Siedepunct des Oenan- thols, so geht neben einer wässerigen ammoniakalischen Flüssigkeit ein gelbes Oel über. Dieses Mard zur Ent- fernung von Ammoniak, Oenauthol und Kohlenwasser- stofi'en mit einer verdünnten Lösung von kohlensaurem Natron einige Zeit hindurch gekocht,, mit Wasser gewa- schen und im Wasserstoffstrome rectificirt. Das Destillat ist die neue Base, mit geringen Mengen schwer flüchtiger Kohlenwasserstoffe verunreinigt. Sie ist flüssig, bei durch- fallendem Lichte blassgelb, bei auffallendem grünlich- gelb, in hohem Grade die innere Dispersion des Lichtes zeigend, riecht eigenthümlich aromatisch, reagirt alka- lisch, schmeckt laugenhaft aromatisch und erregt nach- träglich im Schlünde ein Kratzen; sie ist fast unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Aether, siedet bei 2600 nj^d {.^t leichter als Wasser; sie fällt Eisenoxyd und Thonerde aus ihren Salzen und löst letztere wieder auf; AmmoniaksalzG werden nicht davon zersetzt. An feuchter Luft bräunt sich die Base, ihre Salze sind zer- fliesslich, leicht veränderlich und bilden obige Tropfen oder syrupartige Massen. Das Platindoppelsalz (C36H''0NC1 -|- Pt CI2) erhält man V>eim Verdunsten der mit Platin- chlorid versetzten weingeistigen Lösung des salzsauren Salzes im luftleeren Räume in gelben, glänzenden Schüpp- chen. Bei 24stündigem bis 48stündigem Erhitzen der Base mit Jodäthyl auf 100^^ oder bei mehrwöchentlicher Berührung damit entsteht eine rothe, ölförmige Verbin- dung, welche bei der Analyse als Tricapronyläthylammo- niurnjodid Ci Ci^W^, C^U^, N, J) sich erwies. Das Tri- capronylamin bildet sich auch durch Pirhitzen von saurem^ 186 Milchsäur egahrung. schwefligsaurem Oenantholammoniak in einer zugeschmol- zenen Glasröhre auf 260 bis 270^. Neben einer öligen Flüssigkeit, die durch Destillation mit etwas Aetzkali die Base liefert, entsteht Kohlensäure, schwefelsaures Ammoniak und Schwefel scheidet sich ab. {Annal. der Chem.u. Pharm. XXV. 310—313.) G. Heber die Milchsänregährung hat L. Pasteur seine Versuche und Ansichten ver- öffentlicht. Wenn man aufmerksam eine gewöhnliche Milchsäure- gährung verfolgt, so kann man über dem Bodensatze der Kreide und der stickstoffhaltigen Substanz Flecken einer grauen Substanz bemerken, welche zuweilen eine Zone an der Oberfläche des Bodensatzes bilden. Ein anderes Mal findet sich diese Substanz an den oberen Wandun- gen des Gährungsgefässes, wohin sie durch die Kohlen- säureentwickelung geführt worden ist. Sie scheint zer- setzter Käse, zersetzter Kleber und dergleichen zu sein, ist aber bei genauerer Betrachtung eine von der gewöhn- lichen Bierhefe verschiedene Hefe, nämlich Milchsäurehefe. Ihre Menge ist immer nur gering im Vergleich mit der zur ursprünglichen stickstoffhaltigen Substanz. Oft ist sie so untermengt mit der letzteren und mit Kreide, dass sie der Beobachtung entgeht. Dessen ungeachtet spielt sie nach Pasteur bei der Milchsäuregährung die Hauptrolle. Das Mittel zu ihrer Gewinnung im reinen Zustande ist Bierhefe. Man kocht reine Bierhefe mit der 15- bis 20fachen Menge reinen Wassers und filtrirt die Abkochung. Sollte das Filtrat nicht vollkonnuen klar sein, so lässt es sich durch Kochen mit etwas Kreide, etwas Kalkwasser oder einer sehr kleinen Menge Zuckerkalklösung völlig klären. Diese Flüssigkeit hält nun eiweissartige Substanzen, Zucker u. s. w. in Lösung. Man löst darin etwas Zucker auf (etwa 50 bis 100 Grm. auf 1 Liter Abkochung) bringt geschlämmte Kreide hinzu und säet nun eine Spur der eben besprochenen grauen Substanz, der Milchsäurehefe, hinein, die man von einer in gutem Gange befindlichen Milchsäuregährung gewonnen hat. Das Gemenge stellt man bei einer Temperatur von 30 bis 35^0. ruhig hin. Es ist zweckmässig, durch einen Strom von Kohlensäure die atmosphärische Luft aus der Müchsäuregahning. 187 Entwickelmigsflasche zu entfernen. Man setzt auf die letztere eine Gasentwickelungsröhre auf, deren Ende unter Wasser taucht. Schon den folgenden Tag stellt sich eine lebhafte Kohlensäuregasentwickelung ein; die anfangs klare Flüssigkeit trübt sich, die Kreide verschwindet nach und nach und es bildet sich ein Bodensatz von Milch- säurehefe. Dem Kohlensäuregas ist zuweilen Wasserstoff- gas beigemengt. Wenn die Kreide verschwunden ist, lässt sich aus der filtrirten Flüssigkeit durch Concentration eine reichliche Krystallisation von milchsaurem Kalk ge- winnen und aus der Mutterlauge buttersaurer Kalk. Zu- weilen wird die ganze Flüssigkeit sehr schleimig. Kurz es hat eine regelmässige Milchsäuregährung statt gefun- den. Anstatt der Bierhefe kann man jedes andere stick- stoffhaltige plastische Nahrungsmittel mit gleich gutem Erfolge anwenden. Die auf dem Filter abtropfen gelassene Milchsäure- hefe gleicht, in Masse gesehen der Bierhefe,, ist grau und etwas schleimig. Unter dem Mikroskope betrachtet, lässt sie Kügelchen gewahren, oder sehr kurze Glieder," theils einzeln, theils in Haufen, theils zu unregelmässigen Flo- cken geballt, ähnlich manchen amorphen Niederschlägen. Die Kügelchen, viel kleiner als die der Bierhefe, zeigen einzeln lebhaft die Brown'sche Molecularbewegung. Mit vielem Wasser durch Decantation gewaschen, darauf in reinem Zuckerwasser vertheilt, bewirken sie unmittelbar die Säuerung desselben, aber mit grosser Langsamkeit fortschreitend, da die saure Eeaction die umwandelnde Wirkung der Hefe auf den Zucker beeinträchtigt. Lässt man gleichzeitig Kreide einwirken, welche die Neutralität der Lösung erhält, so wird die Umwandlung des Zuckers in Milchsäure sichtlich beschleunigt und schon nach we- niger als einer Stunde ist die Gasentwickelung bemerk- bar. Die Flüssigkeit sättigt sich nach und nach mit wechselnden Mengen milchsaurem und buttersaurem Kalk. Ist zugleich eine eiweissartige Substanz als Nahrung der Hefe zugegen, so entwickelt sich dieselbe und man erhält Mengen davon, welche ihre Grenze nur in dem Gewicht des vorhandenen Zuckers und Eiweisses finden. Man kann die Milchsäurehefe sammeln und versenden ohne ihre Wirksamkeit zu vermindern; durch Austrock- nung verliert sich dieselbe nicht völlig. Es bedarf nur sehr wenig von dieser Hefe, um eine beträchtliche Menge von Zucker in Milchsäure zu verwandeln. Diese Gäh- rungen lässt man am besten bei Abschluss der atmosphär 188 Oxalate der schweren Metalloxyde. rischen Luft vor sich gehen, damit sie nicht durch fremde Vegetationen und durch Infusorien geschwächt werden. Was die Raschheit und Regelmässigkeit der Milch- säuregährung unter den angegebenen Bedingungen betrifft, sobald nämlich das Milchsäureferment sich allein entwickelt, so werden alle Chemiker davon überrascht werden; die- selbe geht mitunter ebenso schnell vor sich, wie die Wein- gährung; die gewöhnliche Milch säuregährung ist bekannt- lich weit langsamer. Die Milchsäurehefe wird gleich der Bierhefe so zu sagen spontan erzeugt, d. h. in Flüssigkeiten zu denen erweislich keine Hefenzelle hinzugekommen ist. Der Zwiebelsaft hat besonders die Eigenschaft, die geistige Gährung des Zuckers nicht aufkommen zu las- sen; aber leicht und beständig die Milchsäuregährung. Die Bierhefenzellen entwickeln sich nicht im rohen Zwiebelsaft und bringen keine Alkoholgährung hervor. Ist aber durch Kochen des rohen Zwiebelsaftes das äthe- rische Oel desselben entfernt, so geschieht die Entwicke- lung der Hefe und die Alkoholbildung. Die Milchsäurebildung aber findet auch im ungekoch- ten Zwiebelsaft statt. (Pasteur; Ann. de Chim. et de Phys. 3. Ser. Avril 1858. T. LIL p. 404—418.) Dr. H. Ludwig. Oxalate der schweren Metalloxyde. Aus den weiteren Mittheilungen von A. Souchay und E. Lenssen über Oxalsäure Salze entnehmen wir Folgendes : Oxalsaures Wismuthoxyd. Bringt man salpetersau- res Wismuthoxyd in klarer Lösung zu einer gesättigten Lösung von Oxalsäure, so dass die letztere im üeber- schuss vorhanden ist, so scheidet sich sogleich das neu- trale Oxalsäure Wismuthoxyd als blendend weisser, kry- stallini scher Niederschlag aus, dessen Formel = BiOS/ Bl03!3C406-fl5aq ist. Bei 1000 wird das Salz röthlich-violett und entspricht dann der Formel: BiO^j t \ir BiO^i ^^ -{- 2 aq. In Wasser ist es unlöslich und wird lange damit in Berührung ge- lassen zersetzt, indem sich Oxalsäure löst und basisch oxalsaures Wismuthoxyd zurückbleibt. Oxalsaures Wismuthoxyd-Kali. Man trägt neutrales oxalsaures Wismuthoxyd in eine concentrirte heisse Lösung Oxalate der schweren Metalloxyde. 189 von normal oxalsaurein Kali ein, liltrii't noch lieiss und stellt die Flüssigkeit zum Krystallisiren hin. Beim Er- kalten scheidet sich ein Doppelsalz in kleinen säulenför- migen, in einander verwachsenen Kiy stallen ab, welches die Formel: BiO^/ .^^^^(^^ic\(i i o^ i 3jjQ^3C4H6 + 2jrQJC406 -}- 24aq be- sitzt. Aus der Mutterlauge dieses Salzes schiesst ein Doppelsalz vori noch geringerem Wismuthgehalt an, wel- ches die Formel: Bi03/ . I^C>/ 3jjQ,3C406-f 4j^Q|C406+ 24 aq verlangt. In Weingeist und Aether sind beide Salze unlöslich und zerfallen in Berührung mit Wasser bald in basisch oxalsaures Wismuthoxyd und in sich lösendes oxalsaures Kali. Oxalsaures Wismuthoxyd - Ammoniak. Dieses Salz wird auf die Weise wie das vorhergehende durch Ein- tragen von oxalsaurem Wismuthoxyd in eine concentrirte heisse Lösung von oxalsaurem Ammoniak erhalten. Es besteht aus Bi03/^^^..„ , .H4N0/„^^^ , 3H4NO^ ^^'^' + ^ H4No! C'06 + 24 aq, und löst sich in heissem Wasser leicht zu einer klaren Flüssigkeit, die sich aber schon nach wenigen Secunden trübt, indem sich oxalsaures Wismuthoxyd als krystalli- nisches Pulver absetzt. Basisch -oxalsaures Wismuthoxyd bildet sich beim wiederholten Auskochen des neutralen Salzes mit Wasser und lässt sich durch die Formel BiO^, 0^0^ -|- 2 aq ausdrücken. Basisch -oxalsaures Antimonoxyd scheidet sich aus einer klaren Mischung einer kalt gesättigten Lösung von Oxalsäure und einer salzsauren Lösung von Antimon- chlorür nach 24 Stunden ab. Die Analyse des körnigen Niederschlages ergab die Formel SbO^, C^O^ -\- 2 aq. Durch Kochen mit Wasser verliert das Oxalsäure Antimon- oxyd einen Theil der Oxalsäure und wird noch basischer. Das dem Brechweinstoin ähnliche Doppelsalz, das Oxalsäure Antimonoxyd - Kali, wird durch Auflösen von Antimonoxyd in saurem oxalsaurem Kali dargestellt. Es sind warzenförmige Krystalle, die nach der Formel: SbO^/ ., j^QjSC^O^ -j- 12 aq zusammengesetzt sind; sie sind in Wasser leicht und ohne Zersetzung löslich, ihre Lösung aber wird durch Zusatz einer Mineralsäuro zerlegt. Oxalsaures Antimonoxyd -Natron entsteht auf ganz dieselbe Art und Weise wie das Kalidoppelsalz und er- 190 Oxalate der schweren Metalloxyde. scheint in deutlichen, prächtig glänzenden Krystallen, für welche die Formel: SbO^) NaO) ^.^^ , ^^ aufgestellt ist. Es ist ebenfalls in kaltem und heissem Wasser unzersetzt löslich. Das Oxalsäure Antimonoxyd-Ammon besitzt die For- 3 H^NOi 3 C^O^ -(- 4aq und scheidet sich erst durch Zusatz von Alkohol aus der mit Antimonoxyd gesättigten sauren Oxalsäuren Ammoniumoxydlösung in deutlichen Nadeln ab. Oxalsaures Manganoxyd -Kali erhält man am besten, indem man 3 Theile Oxalsäure mit kohlensaurem Kali abstumpft, 4 Theile Oxalsäure hinzufügt und alsdann künstliches Manganhyperoxyd einträgt, bis die Flüssig- keit noch etwas sauer reagirt. Die wunderschöne, pur- purrothe Flüssigkeit zersetzt sich äusserst leicht und nur durch Zusatz von Alkohol gewinnt man das Salz kry- stallisirt in prächtigen purpurrothen Nädelchen. Die Zu- sammensetzung ist nicht bekannt. Oxalsaures Eisenoxydul fällt aus wässeriger Lösung von schwefelsaurem Eisenoxydul durch Oxalsäure nieder. Das helle citronfarbige Pulver hat die Formel |^^^{C406-|-4aq. Oxalsaures Eisenoxydul-Kali entsteht aus dem vori- gen Salze durch Auflösen desselben in einer heissen Lösung von oxalsaurem Kali. Das durch Zusatz von Alkohol abgeschiedene Doppelsalz stellt eine hellgelbe Krystallmasse dar mit der Formel: K0|^.^„ , ^ FeOi^^ +2aq. Oxalsaures arsenige - Säure - Kali bildet sich durch Auflösen von arseniger Säure in heisser Sauerkleesalz- lösung. Den glasglänzenden harten Kryställchen kommt wahrscheinlich die Formel: AsO-^L,^.^™ , _ 3 KO 4" 6 ^^ ^^• Oxalsaures Platinoxydul - Natron. Behandelt man Platinoxyd -Natron mit Oxalsäure, so braust die Flüssig- keit auf, zeigt die merkwürdigsten Farbenveränderungen und scheidet zuerst dunkel-kupferrothe Nadeln ab, von der Zusammensetzung: PtO/^.^„ , . t-i- r i NaO I ^^^- Die folgen- den Krystallisationen besitzen nicht den tiefen Metall- glanz und sind reichhaltiger an Natron. (Äomal. der Ckem. u. Pharm. XXIX. 245—257.) G. Stibäihylverhindungen und Zinnäthylradicale. 191 StibäthylTerbindiingen nnd Zinncäthylradicale. Während Löwig und Schweizer in dem Jodstib- äthyl (und entsprechend in den anderen Verbindungen des Stibäthyls ) auf Sb(C4H5)3 2 Aeq. Jod fanden, glaubte sich Merck später zu der Ansicht berechtigt, dass die Formel für das Jodstibäthyl noch 1 Aeq. Wasserstoff mehr enthalten müsse. Zu dieser Ansicht wurde Merck be- sonders dadurch geführt, dass es ihm gelang, eine in farblosen Octaedern krystallisirte Verbindung darzustel- len, welche aus 1 Aeq. Stibäthyl und 1 Aeq. Jod zu- sammengesetzt ist. Diese octaedrische Jodverbindung aber ist, wie uns jetzt die Untersuchungen von Strecker lehren, ein Oxyjodid und die Entstehung desselben aus Jodstibäthyl und wässerigem Ammoniak erklärt sich durch die Gleichung: Jodstibäthvl Stibäthyloxyjodid SbAe3j"2 -f H3N -f HO = SbAe^JO -f H^NJ. Nach dieser Entdeckung von Strecker müssen alle Formeln Merck's eine Veränderung erleiden. Das von Merck dargestellte Oxyd enthält nicht 1, sondern 2 Aeq. Sauerstoff, und ist mit dem Stibäthyloxyd Löwig's iden- tisch; das einfach -schwefelsaure Stibäthyloxyd entspricht der Formel: SbAe302,HO,S03(nach Merck SbAe30,S03) und das einfach -salpetersaure Stibäthyloxyd der Formel: SbAe302, HO, N05 (nach Merck SbAe30,N05). Auch hält Strecker es nicht für unwahrscheinlich, dass von den vielen Stannäthylradicalen, welche Löwig aufgestellt hat, mehrere identisch, und dass die beschrie- benen Jodverbindungen gleichfalls theilweise Oxyjodide sein möchten. Hiernach wären dann drei verschiedene Zinnäthylradicale anzunehmen, nämlich: Kadicale Jodverbindungeu Entsprechende anorgau. Verbindungen Sn2Ae Sn2Ae J Sn2 02 Sn2Ae2 Sn2Ae2J2 , Sn2 04 Sn2Ae3 Sn2Ac3J Sn2 04. (Annal. der Cliem.u. Pharm. XXIX. 306 — 313.) G. Chemische Ontersnchnngen über die Zusammensetzung der Pflanzenzellen. Nach E. F r e m y sind die Wände der Zellen unrei- fer Früchte anfangs sehr dick und aus mehreren Mem- branen gebildet, die sich zur Zeit der Fruchtreife rasch verdünnen. Diese Veränderung giebt sich durch Um- 192 Zusammensetzung der Pflanzenzellen. änderung der Härte und Durchsichtigkeit der Früchte kund und lässt sich analytisch beweisen. Er analysirte das dichte Pericarpium zweier Birnensorten zu verschie- denen Zeiten ihrer Entwickelung, zuletzt zur Zeit der Reife. Hier die Resultate: Winterbirne Somnierbirne Am 16. Juni 17,7 Proc. 13,4 Proc. Zellgewebe rt 24. n 17,4 r> 13,4 n r) T> 1. Juli 14,8 n 11,0 n n n 9. Tl 14,0 n 11,0 V n n 17. n 12,5 n 11,0 v n n 26. V 9,2 n 6,7 n V n 4. August 5,8 n 6,0 n V » 12. n 4,8 n 5,1 n n n 20. JJ 3,8 V 4,4 n » n 28. i> 3,4 V 3,5 V n Aus dieser Uebersicht ergiebt sich eine beträchtliche Verminderung des Zellgewebes von einem gewissen Puncte der Entwickelung bis zur Reife der Birnen. Auch bei den Aepfeln, die erst reifen, nachdem sie vom Baume genommen worden, deren Volum dann nicht mehr zunimmt, findet man eine beträchtliche Verminde- rung der Masse der Zellenwände während der Epoche des Reifens. Welche Membranen sind es nun, die die Umwandlung in lösliche Substanzen erleiden? In einer 1848 veröffentlichten Arbeit zeigte Fremy, dass eine unlösliche Substanz, die Pectose, die Cellulose begleite, dass dieselbe durch Säuren, Alkalien, Fermente, ja selbst schon durch heisses Wasser in lösliche Stoffe, namentlich in Pectin verwandelt werden, welches letztere auch in reifenden Früchten sich aus der Pectose hervor- bilde. Die veränderliche Membran im Innern der Pflan- zenzelle besteht nach Fremy aus Pectose, die äussere Zellenwand aus Cellulose, welche durch ihre ungemeine Beständigkeit ausgezeichnet ist. Mikroskopisch Hess sich diese Annahme nicht beweisen und früher auch nicht chemisch - analytisch, da es an einem Lösungsmittel für Cellulose mangelte, welches die Pectose unangegriffen lässt. In neuester Zeit ist nun in dem Schweitzer'schen Reagens, dem Kupferoxyd-Ammoniak, ein solches Lösungs- mittel für Cellulose gefunden, welches Peligot benutzte, um in der Haut der Seidenraupen die Gegenwart der Cellulose nachzuweisen. Fremy zeigte nun vor Kur- zem, dass das Schweitzer'sche Reagens auch die Cellu- lose der Pflanzenzelle, sammt den Stickstoffverbindungen Zusammensetzung der Pflanzenzellen. 193 der Pflanzenzelle auflöse, die Pectose aber ungelöst lasse. Fremy bebandelt zarte Scbeibchen aus Frücbten und Wurzeln mit dem flüssigen Kupferoxyd- Ammoniak. Die Zellen färben sich grünlich, schwellen etwas an und scheinen -auseinander zu treten. Decaisne fand bei mikroskopischer Betrachtung der Fremy 'sehen Präparate das Zellgewebe scheinbar unverändert, nur zeigten die Zellenwände Aveniger bestimmte Umrisse. Zur Unter- suchung wählte Fremy stärkefreies Zellgewebe, um die secundären Reactionen der aufschwellenden Stärkekörner zu vermeiden. Beim Ansäuei'n der erhaltenen Lösung mit einer schwachen Säure fiel die gelöste Cellulose nie- der und Hess sich durch Wasclien mit schwach alkali- schem, dann mit reinem Wasser rein darstellen. Es bleibt eine grüne Substanz genau in der Form der Zellen zurück, bestehend aus Pectinsäure, verbunden mit Kupferoxyd. Die Pectinsäure entstand durch Um- wandlung der Pectose bei Einwirkung des Kupferoxyd- Ammoniaks. Alle Cellulose ist in Lösung übergegangen. Bei Einwirkung von Säuren wird das Kupferoxyd auf- gelöst und es bleibt Pectinsäure zurück, die sich voll- ständig in Alkalien löst. Das Kupferoxyd -Ammoniak schliesst sonach die or- ganischen Gewebe der Pflanzen in ähnlicher Weise auf, wie Aetzkali die Silicate des Mineralreichs. Diese Ver- suche von Freray beweisen, welche Avichtige Rolle die Pectinsubstanzen im Pflanzenreiche spielen. Sie finden sich in manchen Zellen reichlicher als die Cellulose, sie inkrustiren die Zellen, verdicken ihre Wände ; das Schweitzer'sche Reagens löst die aus Cellulose bestehende Aussenwand der Zelle und lässt ein Pectingewebe zu- rück, im Ansehen dem unveränderten Zellgewebe gleichend. Allein nicht jedes Zellgewebe wird, wie schon Payen zeigte, durch das Kupferoxyd-Ammoniak gelöst, z. B. nicht das Mark gewisser Bäume und das Pilzgewebe. Hier zeigt uns das Schweitzer'sche Reagens, dass wir jenen Geweben mit Unrecht den Namen Cellulose ertheilen und wie nothwendig es sei, zwischen Zellsubstanz und Zell- substanz zu unterscheiden. Fr6my ist geneigt, mehrere Arten von Pflanzencellulose anzunehmen. Ausser der Cellulose, der Pectose, den stickstoffhal- tigen Körpern und den Mineralsubstanzen existirt nach Fr<^.my noch eine organische Säure im Zellgewebe der Pflanzen, die er Zelleiisäure (acide cellulique) nennt. Sie wird erhalten bei Einwirkung von Säuren oder Alkalien Arch. d. i'harm. CLL Bd.s. 2. Hft. 14 194 Zusammensetzung der Pflanzenzellen. auf die Zellenwände der Früchte und Wurzeln. Die Zellensäure ist weder ein Zersetzungsproduct der Zell- substanz (Cellulose), noch der Pectinsubstanz (Pectose). Man erhält diese Säure leicht, wenn man das durch Waschen von allen löslichen Substanz-en befreite Zell- gewebe der Wurzeln und Früchte mit Kalkhydrat behan- delt. Es bildet sich alsdann zellensaurer Kalk; welcher in wässerige Lösung übergeht und daraus durch Alkohol gefällt werden kann. Durch Oxalsäure zerlegt liefert dieses Salz reine Zellensäure. Diese ist im Wasser lös- lich; ihre Acidität gleich derjenigen der Aepfelsäure. Sie bildet mit allen Basen lösliche Salze, ist nicht flüchtig, reducirt mit grosser Leichtigkeit Gold- und Silbersalze u. s. w. Die Rübenmelassen enthalten neben anderen Stoffen auch zellensauren Kalk. Dass die Wandung der ausgewachsenen Zellen neben Cellulose noch beträchtliche Mengen von Pectinsubstanz enthält, lässt sich nach Fremy wie folgt nachweisen: 1) Das ausgebildete Zellgewebe, der Einwirkung einer verdünnten Säure ausgesetzt, lässt einen Rückstand von Cellulose und erzeugt eine beträchtliche Menge von Pectin, welches das Wasser schleimig klebrig macht; in diesem Falle ist das Pectin aus der unlöslichen Pectose entstanden. 2) Alkalische Flüssigkeiten ziehen ebenfalls die Pec- tose aus, indem sie sie in lösliche Pectinsubstanzen ver- wandeln, während Cellulose ungelöst hinterbleibt. 8) Kupferoxyd-Ammoniak hingegen löst die Cellulose auf und hinterlässt die Pectinverbindung mit Kupferoxyd ungelöst. Nach Pelouze ist die durch eine schwache Säure aus ihrer Lösung in Kupferoxyd-Ammoniak gefällte Cel- lulose in einer Salzsäure löslich, welche Papier, Charpie, Baumwolle u. s. w. nicht aufzulösen vermag. Bei Behandlung der Cellulose mit schmelzendem Kali- hydrat bei der Temperatur zwischen 1500 C. und 190^ C, Auflösen der Schmelze im Wasser und Ansäuern der Flüssigkeit, fällt eine Substanz nieder, welche sich mit Leichtigkeit durch dieselben Mittel in Zucker umwandeln lässt, als Cellulose und ihre durch Kupferoxyd-Ammoniak gebildete Modification, aber von ihnen durch Löslichkeit in kalten alkalischen Flüssigkeiten unterschieden ist. Durch Fremy's Mittheilungen über die verschiede- nen Substanzen des Pflanzengewebes veranlasst, theilt Fayen seine Beobachtungen über Pflanzenzellgewebe Zusammensetzung der Pflanzenzellen. 195 mit. Die Inkrustationen der Holzzellen enthalten fremde Substanzen in zunehmender Menge von der Innenwand der Zelle bis zur Mitte derselben, Pectinsubstanzen fin- den sich sowohl im Innern der Zellen, als auch zwischen denselben. (Intercellularsubstanzen) und dienen zur Ver- einigung derselben. Es ist ein allgemeines Verhalten der Wurzeln und knolligen Stengel, so wie mehrerer Früchte, dass sie sich in ihre Uewebselemente auflösen lassen, sobald man sie zuerst mit verdünnter Salzsäure, darauf mit vei'dünntem Amimoniak behandelt. Oft gelangt man so dahin, die einzelnen Zellen von einander zu tren- nen. Eines der merkwürdigsten Beispiele bietet die dicke Epidermis unter der resistenten Guticula der Cactus- stengel dar. Payen behandelte die Epidermis vonCereus Peruvianus oder von Cactus Opuntia mit säuerlichen und alkalischen Flüssigkeiten und vermochte hierdurch die dicken Zwischenschichten der Zellen aufzulösen und die Zellen in Freiheit zu setzen. Diese Zellen zeigten nun unter dem Mikroskope ihre doppelten aus Cellulose be- stehenden Wandungen mit den Canälchen im Innern. Die alkalische Flüssigkeit, mit Säuren übersättigt, gab reichliche Mengen von farbloser und durchscheinender Pectinsäure. Die Pectose in den Zellen hatte Payen selbst noch nicht erkannt; erst Fremy fand sie, wie oben gesagt, darin. Im Innern der Zellen der Kartoffeln fand Payen keine Pectose; dünne Schnitte derselben gaben an CuO -|- H^N die Cellulose ab und Hessen aufgequollenes Stärkmehl zurück, neben der ungelösten Epidermis. Payen beobachtete die gallertartige Substanz in den grossen Zellen der Orchisknollen zwischen den stärkeführenden Zellen; er fand das Gelin {la gelose) in den Zellen von Gelidium corneum ; endlich fand er Pec- tin^ pectinsäure Salze u. s. w. zwischen den Zellen ver- schiedener Algen. Was die Cellulose betrifft, so zeigte Payen, dass sie sehr verschiedene Modificationen bilden könne, von derjenigen an, welche sie in der Cuticula, der Epidermis und dem Periderma einer grossen Anzahl von Pflanzen zeigt und welche durch Vjedeutende Cohäsion, Beimen- gung von Kieselerde, von Stickstoffverbindungen, fetten Stoffen bewirkt, dass diese Cellulose selbst der lösenden Kraft des Schwefelsäurehydrats widersteht, bis zu der- jenigen Modification, welche z. B. beim Mycelium von Xylostroma Laricis beobachtet wird, welches durch con- centrirte Salzsäure =: HCl, 6 HO direct gelöst wird und 14* 196 Stärkmehl und Cellulose. zwar schon durch Mengen dieser Säure, welche eben hinreichen, dieses MyceHum zu durchtränken, ferner der- jenigen Modification, die sich bei Zellen findet, die die Quittenkörner als Schleim umgeben, bis zu den Zell- geweben, die durch Jod direct gebläut werden. Schon die Herren Nägeli und Gramer haben auf Unterschiede derselben Art aufmerksam gemacht. (Compt. rend. Janvr. 1859. pag. 202—208; 210—212.) Dr. H. Ludwig. Heber Stärkmehl und Cellnlose. Nach Payen löst sich die Cellulose aus Pflanzen oder aus dem Mantel der Tunicaten im Kupferoxyd- Ammoniak auf und lässt sich aus der violett gefärbten Flüssigkeit durch gelindes Uebersättigen mit HCl oder Essigsäure in körnigen unlöslichen Flocken fällen, welche die Eigenschaften und die Zusammensetzung (Ci^H^^OiO) der Cellulose besitzen. Bei theilweiser Sättigung des Ammoniaks, ja selbst beim Zumischen einer grossen Menge von Wasser fällt die Cellulose nieder, hält jedoch in letzterem Falle etwas Kupferoxyd zurück. Zwischen der Cellulose der Pflanzen und Tunicaten einerseits und dem Stärkmehl andererseits bemerkt man nach Payen folgende Unterschiede: Die Cellulose wird durch CuO -|- H^N (das Schweitzer- sche Reagens) gelöst und daraus durch Säuren unlöslich abgeschieden. Das Stärkmehl löst sich nicht im CuO-f- H^N; aber bei Neutralisation des Reagens und Zusatz von überschüssiger Säure löst sich das mit CuO-j-H^N behandelte Stärkmehl dem grössten Theile nach; nur die äusserste Hülle der Stärkekörnchen, welche Hülle" die meiste Analogie mit Cellulose zeigt, bleibt ungelöst. Die Stärkekörnchen bilden mit dem Kupferoxyd des Schweitzer'schen Reagens direct und schon in der Kälte eine unlösliche Verbindung, die Cellulose nicht. Die Cellulose giebt auch keine der folgenden, für das Stärk- mehl charakteristischen Reactionen : Ammoniak entzieht dem Stärkmehl - Kupferoxyd das Cu O ; das so in Freiheit gesetzte Amylum ist nun zum grössten Theile im Wasser löslich geworden. Schwache Säuren zerlegen das Stärkmehl-Kupferoxyd ebenfalls, sie lösen das CuO auf, gleichzeitig aber auch das Amylum, dessen äusserste Hüllen ungemein ver- grössert und durch Jod noch violett färbbar, zurückblei- ben. Die so gewonnene Amylumlösung wird durch Jod Unncandlung des Rohrzuckers etc. 197 gebläut. Die blaue Verbindung ist sehr beständig und lässt sich durch verschiedene Mittel fällen. Ammoniak entfärbt sogleich die blaue Lösung; beim Abdampfen im Vacuum erscheint die intensiv blaue Fär- bung der Verbindung wieder. Die Auflösung der Cellulose der Kartoffeln durch das Kupferoxyd-Ammoniak bietet ein Mittel dar, um den Gehalt der Kartoffeln an Stärkmehl zu ermitteln. Das letztere bleibt ungelöst, aber um das Zehnfache seines ursprünglichen Volumens vergrössert, zurück. {Compt. rend. Janvr. 1859. pag. 67 — 75.) Dr. H. Ludwig. l^mwandlang des Rohrzuckers bei Aufbewahrung seiner Wcässerigen Lösungen. B e ch a m p fand in dieser Beziehung Folgendes : 1) Das kalte Wasser verändert das Rotationsvermö- gen des Rohrzuckers nicht und dieser wird nicht in linksdrehenden Zucker verwandelt. 2) Das kalte Wasser wirkt nur dann auf den Zucker, wenn sich Schimmelbildungen in der Zuckerlösung ein- finden. Die Umwandlung ist dann eine wahre Gährung und geschieht unter Mithülfe einer Säure, die sich neben dem Ferment bildet. Dieses letztere entwickelt sich bald in Form kleiner isolirter Körper, bald als farblose, voluminöse Häute, die sich unversehrt aus der Flüssig- keit herausheben lassen. Mit Kalihydrat erhitzt ent- wickeln dieselben reichlich Ammoniak. Diese hautartigen Schimmelbildungen bewirken zwischen Ib^Q. bis SO^C. sehr rasch die Umwandlung des Rohrzuckers in links- drehenden Zucker. In den angewandten Zuckersäften fand sich keine Spur von Eiweisssubstanzen. Sicher entstanden die Schimmelbildungen aus Keimen, die aus der Luft in den Saft gelangt waren. 3) Der Einfluss von Salzlösungen auf den Zucker ist veränderlich, nicht allein nach der Gattung und Art der Salze, sondern auch nach Concentration und Neu- tralität der Salzlösungen. 4) Die Salze, welche die Umwandlung des Rohr- zuckers in Syrupzucker verhindern, sind im Allgemeinen solche, die für antiseptisch gelten. 5) In allen Fällen war eine gewisse, nicht zu nie- drige Temperatur erforderlich, damit diese Umwandlung 198 Verbindung des Zuckers mit Kalk. des Zuckers vor sich ging. (Annal. de Chim. et de Phijs 3. Ser. Sept. 1858. T. LIV. p. 28 — 42.) Dr. H. Ludwig'. Verbindungen des Zuckers mit Kalk, Der gemeine Zucker (Rohrzucker, Rübenzucker u. s. w.) verbindet sich mit den Alkalien und Erdalkalien und kann nach Eugen Peligot aus diesen Verbindun- gen, ohne die geringste Veränderung erlitten zu haben, wieder abgeschieden werden. Darin liegt ein scharfer Unterschied von den übrigen gährungsfähigen Zucker- arten, welche unter dem Einflüsse der Alkalien sich rasch in verschiedene Säuren verwandeln, die die Alka- lien neutralisiren. Die starken Säuren im Gegentheil zerstören den gemeinen Zucker sehr leicht, während sie den Krümelzucker (Glucose) unverändert lassen. Die Fabrikanten behandeln jetzt ihre Zuckersäfte mit Kalk in grosser Menge und sichern dadurch die Haltbarkeit derselben, erlangen also eine grössere Ausbeute an Zucker. Man weiss seit langer Zeit^ dass der gelöschte Kalk sich in einer wässerigen Zuckerlösung in grosser Menge auf- löst. Peligot zeigte, dass Alkohol iu einer solchen klarfiltrirten Zuckerlösung, der man noch eine gewisse Menge Zuckersaft beigemischt hat, einen weissen Nie- derschlag hervorbringt, welcher beim Austrocknen harz- artig und brüchig wird. Diese Verbindung, obgleich unkrystallinisch, zeigt immer dieselbe Zusammensetzung nach der Formel CaÖ, CiaHHOH mit 14 Proc. Kalk- gehalt. Sie entspricht dem krystallisirten Zuckerbaryt. Der Zuckerkalk ist sehr löslich in kaltem Wasser. Diese Lösung, gleich derjenigen, welche man durch längere Berührung des Zuckerwassers mit überschüssigem Kalk- hydrat erhält, besitzt die Eigenschaft, sich beim Erhitzen zu trüben und gleich einer Eiweisslösung völlig zu ge- rinnen, wenn sie in gehöriger Concentration erhitzt wird. Aber der Niederschlag verschwindet in dem Maasse wieder, als die Flüssigkeit erkaltet und die Flüssigkeit klärt sich zuletzt völlig wieder, während geronnenes Ei- weiss auch in der kalten Flüssigkeit geronnen bleibt. Der in der Hitze entstandene Zückerkalkniederschlag lässt sich von der Flüssigkeit trennen, wenn man diese während der Filtration fortwährend im Sieden erhält. Einmal von der zuckerhaltigen Mutterlauge getrennt, ist dieser Zuckerkälk beinahe unlöslich in kaltem und heis- sem Wasser. Der bei llO^C. vor Kohlensäure geschützt Verbindungen des Zwickers mit Kalk. 199 getrocknete Niederschlag hat die Formel 3 CaO, C »211 » ^O " und enthält 32,9 Proc. Kalk. Kaltes Wasser löst weni- ger als ",QQ dieser Verbindung, siedendes kaum '/200- Zuckerbaryt löst sich bei 150 C. zu '/50 (genauer zu 2,1 Procent); 100 Theile siedendes Wasser lösen 2,3 Theile desselben' Bei Bildung des basischen Zuckerkalks 3 CaO, C'2H"0" bleibt in der Siedehitze eine gewisse Menge von Zucker in der Lösung zurück und dieser vermag aufs Neue den gefällten basischen Zuckerkalk beim Er- kalten aufzulösen. Erhitzt man die wässerige Lösung des Zuckerkalks CaO, C^^HHO^i (des neutralen Zucker- kalks), so bleiben 2^3 des Zuckers in Auflösung und es fällt 1/3 des Zuckers in Form von basischem Zuckerkalk nieder. 3(CaO,C>2Hi'0>«) = 2(Ci2H»iOii)4-(3CaO,Ci2HHOiJ). Wird hingegen eine Lösung, welche auf 20 Theile Kalk 80 Theile Zucker enthält, (entsprechend der For- mel 3CaO, 2 C12H110H) gekocht, so bleibt nur die Hälfte des Zuckers in Auflösung. Nach Soubeiran existirt eine Verbindung == 3 CaO, 2 0^2^11 QU und soll jedesmal erhalten werden, wenn man einen Ueberschuss von Kalk mit wässeriger Zucker- lösung in Berührung lässt. Nach Peligot schwankt aber die Menge des gelösten Kalks mit der Concentration der angewendeten Zuckerlösung, wie die nachstehende Tabelle zeigt : Zucker in Dichtigkeit Dichtigkeit 100 Th. des trocknen Rück- lOOTheilen der Zucker- der mit Kalk Standes dieser Zuckerkalk- Walser lösung gesättigten lösung enthalten: gelöst Zuckerlösung Kalk Zucker 4(J,Ü 1,122 1,179 21,0 79,0 37,5 1,116 1,175 20,8 79,2 35,0 1.110 1,166 20,5 79,5 32,5 1,103 1,159 20,3 79,7 30.0 1,096 1,148 20,1 79,9 27,5 1,089 1,139 19.9 80,1 25.0 1,082 1,128 19.8 80,2 22,5 1,075 1,116 19,3 80,7 20,0 1,068 1,104 18,8 81,2 17,5 1,060 1,092 18,7 81,3 15,0 1,052 1,080 18,5 81,5 12,5 1,044 1,067 18,3 81,7 10,0 1,036 1,053 18,1 81,9 7,5 1,027 1,040 16,9 83,1 5,0 1,018 1,026 15,3 84,7 2,5 1,009 1,014 13,8 86,2 T^m constante Resultate zu erhalten, muss 1) der Knlk gut gepulvert, oder sein Hydrat wohl 200 Quantitative Bestimmung von Zucker. zerfallen sein und im grossen Ueberschuss angewandt werden, wenigstens das Doppelte der Menge, welche sich löst ; 2) der Kalk muss in kleinen Portionen in die Flüs- sigkeit eingetragen werden, die sich dabei erhitzt. Erst nach längerer Zeit und nach gutem Schütteln löst sich die grösste Menge des Kalks. Es löst sich um so mehr Kalk, je concentrirter die Zuckerlösung ist, mit welcher er in Berührung gebracht wird. Enthält die Lösung z. B. auf 100 Th. Wasser 40 Th. Zucker, so nehmen 100 Th. Zucker 26,4 Th. Kalk auf; auf 100 Th. Wasser und 5 Th. Zucker, so löst sich in 100 Th. Zucker nur 18 Th. Kalk. Man kann nach Peligot annehmen, dass diejenige Zuckerkalkver- bindung sich zu bilden strebt, welche die Formel 2 CaO, QUJff^iiQii besitzt (entsprechend dem Zuckerbleioxyd 2PbO, C12H11011). Diese Verbindung würde 24,6 Proc. ' Kalk und 75,4 Proc. Zucker besitzen. Allein bis jetzt ist es nicht gelungen, diese Verbindung herzustellen. Sättigt man einen Zuckersyrup, welcher mehr als 30 Procent Zucker enthält, mit Kalk, so wird die Lösung anfangs sehr klebrig und gesteht später zu einer Masse. Peligot versuchte, vermittelst des Kalkes den Zucker (den krystallisirbaren) aus den Melassen, in denen er sich noch reichlich findet, auszuziehen. Er erhielt aus einheimischen Melassen auf diese Weise 25 Procent krystallisirten Zucker. Neben Kalk benutzte er nur noch Kohlensäure und Schwefelsäure. Der durch Erhitzen abgeschiedene Zuckerkalk wurde heiss vom Syrup ge- trennt und dieser mehrere Male nach einander mit Kalk gesättigt, abermals erhitzt u. s. w. Dubrunfaut erhielt mit Baryt grössere Ausbeute und zwar bei einmaliger Behandlung. Allein der Kalk ist billiger und unschäd- lich, während Baryt giftig ist. {Ann. de Chim. et de Phys. S.Ser. Dec.1858. T.LIV. p. 377—386.) Dr. H. Ludwig. Quantitative Bestimmnng von Zucker. Von den zur Bestimmung des Zuckers in organi- schen Substanzen üblichen drei Methoden, 1) dem Gäh- rungsverfahren, 2) der Probe mittelst Polarisation und 3) der Probe mit einer titrirten alkalischen Lösung von weinsaurem Kupferoxyd -Kali giebt keine ein absolut ge- naues Resultat; doch ist nach den Versuchen von H. Fehling die letzte Methode diejenige, welche sich der Bestimmung des Traubenzuckers, RoTirzuchers etc. 201 Wahrheit am meisten nähert, wenn man gewisse Vor- sichtsmaassregeln beobachtet. Eine wesentliche Bedingung, um zu einem guten Resultate zu kommen, ist ein Zusatz von Bleiessig zu der zu untersuchenden Flüssigkeit, durch welchen die fremden Körper entfernt werden. Ferner ist die Be- schaflfenheit der Kupferlösung von Wichtigkeit. Die Kupfer- lösung muss eine bestimmte Zusammensetzung haben, namentlich scheint die Reinheit des weinsauren Kalis von Einfluss zu sein, so dass statt desselben das leichter krjstallisirbare und daher reinere Seignettesalze ange- wendet werden kann; sie muss in gut geschlossenen, ganz gefüllten Gefässen aufbewahrt werden, damit sie keine Kohlensäure anzieht, in welchem Falle sie schon beim Kochen für sich rothes Kupferoxydul abscheidet; sie muss endlich mit verdünnter Kalilauge alkalisch ge- macht werden, um sich dann beim Kochen nicht mehr zu verändern. Auch darf die auf Zucker zu unter- suchende Flüssigkeit nicht sauer sein^ wenn nicht die Kupferlösung sehr grossen Ueberschuss an Alkali enthält. Am sichersten sind die Resultate bei Prüfung auf Krümelzucker. Rohrzucker muss zuerst durch Erhitzen mit verdünnten Säuren in Fruchtzucker übergeführt wer- den und ebenso ist es nöthig, den Milchzucker durch Kochen seiner Lösung mit etwas Schwefelsäure in Glu- cose umzuwandeln, da Milchzucker nur 7 bis 8 Aeq. Kupfersalz zersetzt. {Annal.. de Chem. u. Pharm. XXX. 76—79.) G. Bestimmung des Traubenzuckers, Rohrzuckers und Dextrins in ihren Mischungen. Die Prüfungsweise einer Mischung, in welcher Trau- benzucker, Rohrzucker und Dextrin, oder bloss zwei die- ser Substanzen enthalten sind, gründet J. G. Gentele auf folgende Thatsachen: 1) Ein Gemisch von 1 Theil Anderthalb - Cyaneisen- kalium frothem Blutlaugensalz) mit ^l^ Theil Kalihydrat, in wässeriger Lösung, wirkt nicht auf eine reine Lösung von Rohrzucker, weder bei gewöhnlicher Temperatur, noch beim Erhitzen bis zum Kochen. Eine ausserordentlich geringe Quantität dieses Reagens färbt die Flüssigkeit stark gelb, und diese Farbe behielt sie bei. 2) Dasselbe Reagens, auf Traubenzucker angewendet, entfärbt sich in einer Lösung desselben in der Kälte 202 Bestimmung des Traubenzuckers, Rohrzuckers etc. höchst langsam, schneller zwischen 50 und 600C., aber sehr rasch zwischen 60 bis SO^C. Giesst man einige Tropfen der Losung dieses Rea- gens in eine Lösung von Traubenzucker, nachdem letz- tere auf 600 C. erwärmt worden ist, und schüttelt die- selbe dann um, so verschwindet die entstandene gelbe Färbung sehr bald (bei 800 C. fast augenblicklich). Nach- dem die Färbung wieder eingetreten ist, wird sie durch erneuerten Zusatz des Reagens stets wieder aufgehoben, so lange noch Traubenzucker vorhanden ist. Gegen das Ende erfolgt die Entfärbung langsamer und wird dann durch Erwärmung der Flüssigkeit auf 80^ C. beschleunigt. Behält die Flüssigkeit ihre gelbe Farbe in dieser Tem- peratur bei, so ist aller Traubenzucker zerstört. Dieses Reagens ist ausserordentlich empfindlich; die endlich in Folge eines Ueberschusses des Reagens verbleibende gelbe Farbe der Flüssigkeit lässt sich durch einige Tropfen Traubenzuckerlösung aufheben. 3) Stärkegummi, durch Rösten der Stärke dargestellt, wirkt nicht auf dieses Reagens, selbst dann nicht, wenn das Gummi unter denselben Umständen mit Salzsäure behandelt worden ist, unter denen Rohrzucker in Trau- benzucker übergeht. 4) Wird eine Auflösung von Rohrzucker in seinem 40fachen Gewicht Wasser, welcher 25 Proc. des Zucker- gewichts an concentrirter Salzsäure zugesetzt wurden^ im Wasserbade auf 54 — 55^0. erwärmt, so geht aller Rohrzucker in Traubenzucker über. Neutralisirt man nun diese Lösung mit kohlensaurem Natron (wovon ein Ueberschuss keinen Einfluss hat), so verhält sie sich wie eine reine Traubenzuckerlösung. Um diese Thatsachen zur Bestimmung von Trau- benzucker, Rohrzucker und Dextrin in ihrer Vermischung anzuwenden, musste ich zuerst die Quantität von Andert- halb -Cyaneisenkalium ermitteln, welche erforderlich ist, um ein gewisses Gewicht von Traubenzucker zu zer- setzen. Drei Versuche mit titrirter Lösung von Andert- halb - Cyaneisenkalium ergaben, dass von demselben im Mittel 10980 Milligrm. zur Zersetzung von 1000 Milligrm. Rohrzucker, welcher mittelst Salzsäure in Traubenzucker umgesetzt wurde, hinreichen, also auf 1 Grm. Rohrzucker 10,980 Grm. des Salzes. Es wurde nun eine Probeflüssigkeit hergestellt, welche in 100 Cubikcentimetern 10,980 Grm. Anderthalb-Cyan- eisenkalium und 51/2 Grm. Kalihydrat enthielt. Anderer- Bestimmung des Traubenzuckers, Rohrzuckers etc. 203 seits wurde 1 Grm. Zucker in 40 C. C. Wasser gelöst und 250 Milligrm. concentrirter Salzsäure zugesetzt, her- nach die gemischte Lösung im Wasserbade 10 Minuten lang, auf 54 — 55^ C. erwärait. Hierauf wurde diese Lösung - mit kohlensaurem Natron neutralisirt und nach und nach mit Probeflüssigkeit versetzt; von dieser wur- den 99,7 C. C. entfärbt, der Zucker enthielt also 99,7 Procent Rohrzucker. Derselbe Zucker ergab bei der optischen Probe 99,75 Procent. Hierbei erwies sich also das Reagens als sehr genau. (Nicht nur, wenn zu vermuthen ist, dass das zur Dar- stellung der Probeflüssigkeit angewendete Anderthalb- Cyaneisenkalium und das Kalihydrat nicht absolut rein sind, sondern in jedem Falle prüfe man die Probeflüssig- keit, um sicher zu sein, dass sie richtig bereitet ist, vor ihrer Anwendung mit reinem Rohrzucker, welcher in Traubenzucker umgesetzt worden ist. Ergiebt sie einen zu grossen oder zu geringen Gehalt, d. h. werden mehr oder weniger als 100 C.C. auf 1 Grm. Zucker verbraucht, so ist die Flüssigkeit gleichwohl verwendbar, nur erfor- dern dann die Resultate eine Umrechnung; sollten z. B. 102 C.C. Probeflüssigkeit auf 1 Grm. umgesetzten reinen Rohrzucker erforderlich sein, so zeigen 102 C.C. lOOProc.) Gegen das Ende der Operation tritt zwar durch die Bil- dung einer concentrirten Lösung von Einfach -Cyaneisen- kalium eine schwache gelbliche Färbung ein, die aber leicht von derjenigen zu unterscheiden ist, welche ^JjqC.C. der Probeflüssigkeit hervorbringt. Diese Färbung ist kaum merklich, wenn man den Zucker in zweimal so- viel Wasser, als vorgeschrieben wurde, auflöst; des- gleichen bei Proben, Avelche einen geringeren Zusatz von Probeflüssigkeit erfordern. Um ein Gemenge von Rohrzucker und Traubenzucker zu untersuchen, wiegt man von , demselben (Rohzucker, Raffinade oder Syrup) genau 1 Grm. ab, löst ihn in 40 C.C. Wasser auf, erwärmt die Lösung auf 70'^C. und giebt dann '/jo^-^-^- Probeflüssigkeit aus einer Titrir- röhro hinzu. Verschwindet die Färbung sogleich (wie bei den Syrupen), so ist ziemlich viel Traubenzucker vorhanden und man kann einen ganzen Cubikcentimeter zufügen, bis die Färbung bei 70*^(1 langsam verschwin- de,*:, worauf man mit Zehntcl-Cubikcentimctern zu titriren anfängt. Verschwindet die Färbung vom letzten Zusatz beim Schiitteln in 15 bis 20 .Secnnden nicht mehr, so ist die Operation beendigt, und man liest nun den Gehalt des Zuckers direct ab; wobei man die Portion von Probe- 204 Bestimmung des Traubenzuckers, Rohrzuckers etc. flüssigkeit^, welche nicht entfärbt wurde, abrechnet. Aus dem angezeigten Rohrzucker berechnet man den Trau- benzucker, (welchen die angewandte Zuckerprobe ent- hielt) in Procenten nach der Proportion: 171 : 180 =^n Cubikcentimeter : x. Erfolgt in der Lösung die Entfärbung von Anfang an nicht (wie bei Raffinade), so ist kein Traubenzucker vorhanden; erfolgt sie langsam (wie bei Rohzucker), so ist nur wenig Traubenzucker vorhanden, und man hat alsdann sehr vorsichtig zu titriren, wie es vorher zur Beendigung der Operation vorgeschrieben wurde. Um andererseits den im Gemenge enthaltenen Rohr- zucker zu bestimmen, wiegt man von derselben Probe wieder 1 Grm. ab, löst ihn in 40 C. C. Wasser auf, setzt 250 Milligrm. concentrirte Salzsäure zu, und erwärmt das Gemisch im Wasserbade 10 Minuten lang auf 54 bis 55^ C. ; nachdem man es dann mit kohlensaurem Natron neutra- lisirt hat, prüft man es in vorher angegebener Weise. Man findet nun (weil der Rohrzuckergehalt der Probe in Traubenzucker umgewandelt wurde) eine weit grössere Anzahl von Zuckerprocenten als vorher. Zieht man die bei der vorhergehenden Probe verbrauchte Anzahl von Cubikcentimetern Probeflüssigkeit von der nun gefunde- nen Anzahl derselben ab, so ergiebt die Difi'erenz den Rohrzuckergehalt in Procenten. Gentele fand durch Proben mit Gemischen von Rohr- zucker- und Traubenzuckerlösung, deren Gehalt an bei- den Zuckerarten bekannt war, dass sich dieselben bis auf ein Zehntelprocent genau bestimmen lassen. Er be- merkt noch, dass er unter den organischen Säuren, welche in den Syrupen vorkommen, nur zwei fand, welche, selbst an Kali gebunden, durch die Probeflüssigkeit zer- setzt werden, wie der Zucker, und daher dieselbe ent- färben, nämlich Oxalsäure und Weinsäure ; dagegen wirk- ten Citronensäure, Bernsteinsäure und Essigsäure nicht auf die Probeflüssigkeit. Wie man sieht, beruht diese Bestimmungsmethode des Rohr- und Traubenzuckers auf demselben Princip, wie die Fehling'sche Zuckerprobe; {siehe Polyt. Journal von Dingler, Bd. CXVIl. S. 276 u. Bd.CXLVIll. S. 454) wird letztere Probe so eingerichtet, dass sie mit die- ser correspondirt, so giebt sie in dem Falle, wo Dextrin vorhanden ist, einen grösseren Traubenzucker- gehalt an, und die Differenz zwischen den Angaben bei- der Proben kommt dann auf Rechnung des Dextrins, so dass also die Möglichkeit gegeben ist, den Gehalt eines Glycolsäure. 205 Gemisches an Rohrzucker, Traubenzucker und Dextrin auf maassanah-tischem Wege zu bestimmen. Die Bestimmung des Rohr- und Traubenzuckers nach diesem Titi'irverfahren scheint nur noch schärfer zu sein, als mittelst des Polnrisationsinstruraentes; denn G. konnte mittelst seines Verfahrens im Rohzucker noch einen Ge- halt an Traubenzucker auffinden, welcher sich mit dem optischen Saccharoraeter nicht mehr zu erkennen gab. {Dingl. polyt. Journ. Bd. CLIl. Heft 1. S. 68.) Bkh. Glycolsäure. Erhitzt man Monochloressigsäure mit einem Ueber- schuss von Alkali, so bildet sich sogleich Chlormetall und eine Säure, die von Kekule als Glycolsäure erkannt ist, nach der Formel: C4H2C1M04 4; H2 02 = C^H^Qe -j- MCI. Die Bildung der Glycolsäure aus der Essig- säure ist das einzige Beispiel von der Entstehung einer zweiatomigen Säure aus einer einatomigen Säure der Essigsäuregruppe und entspricht demnach der Bildung des Glycols aus Alkohol in der Reihe der entsprechen- den Alkohole. Alkohol ^* h' i ^^ Essigsäure ^"^ g^ ^^ j 02 Glycol ^^ ^2 1 0* Glycolsäure ^^ JJ2 ^^ j Ol Das bei der Darstellung der Glycolsäure durch Er- hitzen von monochloressigsaurem Kali entstandene weisse Pulver, welches nach dem Ausziehen der Masse mit kal- tem Wasser zurückbleibt, ist Glycolid, da es bei länge- rem Kochen mit Wasser zur Glycolsäure wird. Die von dem Glycolide getrennte Flüssigkeit enthält Chlorkalium und Glycolsäure-, sie wird zur Trockne eingedampft, rait einem Gemenge von Alkohol und Aether ausgezogen und aus dieser Lösung durch Verdunsten die Glycolsäure als schwach gelbgefärbter Syrup gewonnen. Der so er- haltene Syrup zeigt selbst nach längerem Stehen keine Spur von Krystallisation; will man die Säure in kry- stallisirter Form haben, so muss man das Silbersalz dar- stellen, das Silber durch Schwefelwasserstoff herausfällen, und die Flüssigkeit dann auf dem Wasserbade abdam- pfen, bis sie conccntrirt genug ist, um Krystalle abzu- scheiden. Die Krystalle sind strahlig gruppirt und sehr leicht zerfliesslich. Mit Kalk, Baryt, Bleioxyd und Sil- beroxyd verbindet sich die Glycolsäure zu krystallisir- baren Salzen. {Annal. der (Jhe,m.u. Pharrii. XXIX. 286 — 292.) G. 206 Crotonöl. Crotonöl. Das Crotonöl, welches in der Medicin äusserlich als Ruhefaciens und innerlich als Furgans Anwendung findet, wird durch Pressen der Früchte von Croton Tiglium ge- wonnen und stellt dann das in den Apotheken gewöhn- lich gehaltene Oel von dickflüssiger, bräunlicher Beschaf- fenheit und stark ranzigem Gerüche dar. Nach Thom. Schlippe kann man aber durch Pressen nur einen Theil des in den Samen befindlichen Oeles erhalten^ einen zwei- ten ungefähr eben so grossen Theil bekommt man noch durch Ausziehen des Presskuchens mittelst Weingeist, der hier weniger eine Lösung des Oeles, als vielmehr eine Verdrängung desselben bewirkt. Daher besteht auch die von dem Presskuchen abgelaufene Flüssigkeit aus zwei Schich- ten, einer unteren öligen, aus 1 Th. Weingeist und 14 Th. Oel zusammengesetzt, und einer oberen dünnflüssigen, welche auf 23 Th. Weingeist 1 Th. Oel enthält und von der durch Destillation der Weingeist getrennt wird. Dies aus der weingeistigen Lösung gewonnene Oel ist in Be- zug auf die hautentzündende Kraft das wirksamste^ wäh- rend dasjenige, welches unter jener Lösung die dickere Schicht bildete, von bedeutend geringerer Wirkung ist, aber doch noch das durch Pressen erhaltene Oel an Schärfe übertrifft. Was die Löslichkeit des Crotonöles anbelangt, so wurde festgestellt^ dass sich von dem gewöhnlichen ran- zigen Oele, welches Harz und freie fette Säuren enthält, 1 Th. in 23 Th. 85procentigem Weingeist löst, und dass, wenn beide Stoffe durch Behandlung mit alkoholischer Natronlösung entfernt sind, das dann erhaltene neutrale, schwach gelbliche Oel das 35fache Gewicht Weingeist bei gewöhnlicher Temperatur zu seiner Lösung erfordert. Für die Untersuchung des Crotonöls auf Fettsäuren, welche hauptsächlich in Form von Glyceriden vorhanden sind, wurde der durch Pressen erhaltene Theil des Oeles benutzt, da der andere, unter Beihülfe von Weingeist gewonnene wegen seiner grösseren Schärfe verwendbarer zur Darstellung des hautreizenden Stoffes schien. Bei der nun zuerst statt findenden Verseifung mittelst starker Natronlauge schied sich eine braune Seife ab, welche auf schwarzer Unterlauge schwamm. Die durch Aussalzen gereinigte Natronseife wurde durch Chlorcalcium in die Kalkseife übergeführt, welche mit Aether vollständig er- schöpft wurde, um die gewöhnlichen zwei Säuregruppen Crotonöl. 207 zu trennen, nämlich die festen, der fetten Säurereihe an- gehörenden von den flüssigen, der Oelsäurereihe zuge- rechneten Säuren zu scheiden. Nach Zersetzung der vom Aether nicht aufgelösten Masse durch Salzsäure, wandte Schlippe zur Fixirung der abgeschiedenen Säuren die partielle Fällung mit essigsaurer Magnesia an; es ergab sich, dass von der fetten Säurereihe der allgemeinen For- mel C2"H2"04 die Stearinsäure .= C36H3604, die Palmitin- säure = C32H3204 und die Myristinsäure = C28H2804 vorhanden war. Ausser diesen Fettsäuren Hess sich noch auf anderem Wege, durch Destillation der Samen mit Wasser, die Laurinsäure = C24H24 0'* darstellen. In dem gelbbraunen ätherischen Auszuge, der aus der ursprünglichen Kalkseife erhalten war und in dem die zur Oelsäurereihe gehörenden Fettsäuren enthalten sein raussten, konnte wegen der beschränkten Kenntniss über die trocknenden Oelsäuren trotz mühevoller Versuche nur das wahrscheinliche Vorhandensein einiger Glieder zwi- schen C28H18 04 und C34H32 04 nachgewiesen werden. Als aber die bei der Verseifung gebildete schwarze Unter- lauge mit Weinsäure destillirt wurde, fand sich in dem wässerigen Destillate eine andere Oelsäure, die Croton- säure = C^H^O^, welche das Zwischenglied der Acryl- säure und Angelikasäure ausmacht. Die Crotonsäure stellt ein wasserhelles Oel dar, welches bei — 7^ noch keine Krystallbildung zeigt; ihr Kali- und Natronsalz ist an der Luft sehr zerfliesslich, die Barytverbindung zerfliesst nicht, löst sich jedoch ebenfalls sehr leicht in Wasser; durch schmelzendes Kali wird sie in Essigsäure und Wasser- stoff zerlegt nach der Formel: C8H604 -f 2 KH02 = 2 04H3KO4-I- 2H. Ausserdem trat bei der Destillation der Unterlauge mit Weinsäure noch eine zweite Oelsäure, die Angelikasäure = C'<^H8 0'* auf. Beide Säuren, die Crotonsäure und Angelikasäure, sind im Crotonöle gleich- falls als Olyceride enthalten. Der beim Eindampfen der Unterlänge noch erhaltene schwarze schmierige Stoff, der den Harzen angehört, ist nur ein bei der Verseifung gebildetes secundäres Zer- setzungsproduct und verdankt seine Eintstehung einem indifferenten Stoffe, der entweder beim Kochen des wein- geistigen Auszuges der Crotonsamen gewonnen wird, oder sich auch durch längeres Kochen von Crotonöl selbst üVjcr Wasser ausziehen und bei darauf statt findendem Erkalten in krystallinischer Form darstellen lässt. Zur Abscheidung des llautcntzünders schüttelt man 208 Products der trocknen Destillation des hutters. Kalks. Crotonöl mit zur Milchbildung binreichender Menge wein- geistiger Natronlösung, erwärmt gelinde und drängt durch Zusatz von Wasser und Kochsalzlösung die milchbildenden Oeltheilchen an die Oberfläche, welche dann durch Fil- tration getrennt werden. In dem Filtrate scheidet Was- ser und Salzsäure ein anderes Oel ab, welches in Wein- geist gelöst, mit Bleioxydhydrat neutralisirt wird und darauf mittelst Natron und viel Wasser in eine klare Flüssigkeit und in ein klares untersinkendes Oel getrennt wird. Durch nochmaliges Lösen dieses Oeles in Aether und Schütteln mit Wasser wird die ätherische Lösung gereinigt und hierauf im Vacuum vom Aether befreit; die zurückbleibende, farblose, terpentinähnliche Masse be- sitzt die hautentzündenden Eigenschaften des Crotonöls in hohem Grade, wird Crotonöl genannt und entspricht der empirischen Formel Ci^Hi^O*. Das Crotonöl, ein dem Cardol in den Anakardfrüchten sehr ähnlicher Kör- per, nähert sich in seinen Eigenschaften am meisten den Alkoholen, verwandelt sich beim Kochen mit Kali- oder Natronlauge in einen braunen harzigen Stoff, der ohne alle Wirkung auf die Haut ist, und giebt bei der Destil- lation mit Wasser oder verdünnter Schwefelsäure als Zer- setzungsproduct ein flüchtiges Oel früherer Forscher, das Moderöl. Auch der oft eigen thümliche Geruch des nicht- ranzigen Crotonöls, der die grösste Aehnlichkeit mit dem Absud von Senegawurzel hat, rührt von einem Zersetzungs- producte des Crotonöls her. Das Crotonöl ist aber nur das hautröthende Princip im Crotonöle und hat nicht pur- girende Wirkung ; letztere Eigenschaft kommt einem Stoffe zu, der nicht aufgefunden wurde, da er durch die Be- handlungen, denen das Crotonöl unterworfen wurde, zer- stört sein musste. (Ann. de Chim. et de Pharm. 25. 1 — 36.) Producte der trocknen Destillation des bnttersanren Kalks. Als Limpricht das rohe Destillat von buttersaurem Kalk mit saurem schwefligsaurem Alkali schüttelte, um Butyral C8H8 02 und Butyron C14H14 02 möglichst zu entfernen, blieb eine ölige Flüssigkeit mit gelber Farbe und nicht unangenehm ätherischem Gerüche ungelöst. Durch sehr oft wiederholte fractionirte Destillationen konn- ten daraus drei Verbindungen in reinem Zustande abge- schieden werden: 1) Butyron, 2) eine bei 1800 siedende, angenehm ätherisch riechende Flüssigkeit von 0,827 spec. Zersetzung des fettsmiren Kalks. 209 Gewicht, das Methylbutyron, Ci^H'^O^, welches mit con- centrirter Salpetersäure Oenanthylsäure lieferte, und 3) eine bei 222^ siedende, schwach gelblich gefärbte, dem Methylbutyron ähnliche, aber schwächer riechende Flüs- sigkeit, das Butylbutj^ron, C22H2202^ Yom spec. Gew. 0,828 bei 20^, welches mit Salpetersäure wahrscheinlich Oenan- thylsäure und Buttersäure gab. {Ann. der Cliem. u. Pharm. XXXII. p. 183 — 187.) G. Zersetzung des fettsauren Kalks. Petersen hat die Producte der trocknen Destilla- tion des fettsauren Kalks untersucht. Die Fettsäure wurde aus dem Ricinusöl dargestellt. Dasselbe wurde mit star- ker Natronlauge der Destillation unterworfen, wobei Ca- prylaldehyd überging und der Rückstand das fettsaure Alkali enthielt. Es wurde mit Wasser ausgekocht, colirt, sodann mit Salzsäure zuerst die unreinen fetten Substan- zen und darauf durch einen Ueberschuss der Säure die Fettsäure gefällt. Das Kalksalz wurde sowohl durch Kochen der durch Umkrystallisiren gereinigten Fettsäure mit Kalkmilch und Eindampfen, als auch durch Fällung der Lösung des fettsauren Alkalis mit Chlorcalcium be- reitet. Das mit Kalküberschuss gemengte Salz lieferte, bei verschieden hoher Temperatur destillirt, gleiche Pro- ducte. Ausser einem festen fettai'tigen Körper bildet sich hierbei ein Oel, welches nach der Rectification über Kalk durch fractionirte Destillation in einen flüchtigeren, zwi- schen 90 und 100^, und einen zweiten, zwischen 150 bis 1600 übergehenden Theil geschieden wurde; der grössere Theil destillirte zwischen 1800 bis 2800. Die zwischen 900 und 1000 siedende Flüssigkeit zeigte den Geruch des Propylaldehyds, die vom Siedepunct 1500 bis 1600 den Geruch des Oenanthols. Erstere lieferte mit concentrir- ter Salpetersäure behandelt, auf Zusatz von Wasser und Alkali ein schweres, nach bittern Mandeln und Pfeffer- münze riechendes Oel, welches mit Chlorkalk Benzol zu erkennen gab. Mit verdünnterer Salpetersäure bildeten sich Propionsäure und Oenanthylsäure, welche durch die Analyse bestimmt wurden. Der vorzugsweise gegen Ende der Destillation über- gehende feste Körper ist ein Kohlenwasserstoff, den Petersen „ Scbacin " nennt. Derselbe ist geruch- und geschmacklos, löslich in Alkohol, Aether und fet- ten Gelen, unlöslich in Wasser, wenig veränderlich Arch. d. Pharm. CLL Bds. 2.Hft. 15 210 Bestandtheile des Gehirns. durch coneentrirte Schwefelsäure, Salpetersäure oder Aetz- kali. Er schmilzt bei 650 ^ind verflüchtigt sich bei mehr als 3000. Die Analyse des Sebacins führte zu der For- mel: C20H18. Schliesslich bemerkt Petersen noch, dass das durch Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigte Seba- cin in kleinen, wachsartig verfilzten Blättchen besteht, wie die aus dem Cholesterin dargestellten Kohlenwasser- stoffe. {Ann. der Chem. u. Pharm. XXVU. p. 184—188.) G. Darstellung von Laurostearin und Laurinsänre. Die Reindarstellung des Laurostearins aus dem Oleum lauri unguinosum der Officinen ist mit Schwierigkeiten verbunden wegen des das Fett durch alle Lösungen und Ausscheidungen verfolgenden grünen Farbstoffes. Auf fol- gende Art aber erhielt Bolley ganz weisses Laurostea- rin. Er setzte das grüne Fett auf weissen, mit Glasschei- ben bedeckten Porcellantellern einige Zeit in dünnen Schichten dem Sonnenlichte aus und bemerkte nach we- nigen Tagen, dass die grüne Farbe bald verschwand und dass sich in der durch die Sonnenwärme geschmolzenen klaren Fettmasse braune, feste, fast hart anzufühlende Bröckchen ausschieden, von welchen er durch Filtration das Fett leicht befreite. Durch Lösen der durch das Fil- ter gegangenen Masse in Weingeist und Krystallisation oder Fällung mit Wasser konnte er das Laurinfett von ganz weisser Farbe gewinnen. (Ann. der Chem. u. Pharm. XXX. p. 229—230.) G. Bestandtheile des Gehirns. W. Müller hat mit grosser Sorgfalt Untersuchungen über die Bestandtheile des Gehirns unternommen, deren Resultate folgende sind: 1) Das Gehirn des Menschen enthält als stickstoff- haltigen, in Wasser löslichen Bestandtheil eine geringe Menge Kreatin. 2) Dagegen fehlt dieser Körper im Gehirn des Och- sen und ist hier wahrscheinlich durch einen Homologen des Leucins oder dieses selbst vertreten. 3) In beiden Gehirnen finden sich flüchtige Säuren von der allgemeinen Formel: C^H^O* in sehr geringer Menge. 4) Beide enthalten sehr beträchtliche Mengen Milch- säure. Oxydationsproducfe des Glycerins. 211 5) Das Gehirn des Ochsen enthält aussei'dem sehr wenig Harnsäure, dabei eine bedeutende Menge von Inosit. 6) Bemsteinsäure, Glycin, Kreatinin, Harnstoff, Cy- stin und Taurin konnten im Gehirn nicht aufgefunden werden. Im Laufe seiner Untersuchungen hat Müller im Gehirn auch einen phosphorfreien Körper erhalten, der in seinen allgemeinen Eigenschaften mit der sogenannten Cerebrinsäure Frem^'s und Bibra's übereinstimmt, des- sen Analyse aber von Fremy's und Bibra's Angaben constant differirende Zahlen ergab. Das Vorkommen die- ses merkwürdigen stickstoffhaltigen Körpei's, dessen pro- centische Zusammensetzung viel Aehnlichkeit mit der der Gallussäure hat, deutet auf einen wesentlichen Unter- schied im Stoffwechsel des Gehirns von den zum Muskel- und Drüsensystem gehörigen Organen hin. Müller ist mit einer weiteren desfallsigen Untersuchung beschäftigt. {Ann. der Chem. u. Pharm. XXVII. p. 131—159.) G. Oxydationsproducte des Oljcerins. Die Entstehungsweise der Glyoxylsäure aus Aethyl- alkohol und Salpetersäure gab H. Debus Veranlassung, das Verhalten des Glycerins zu Salpetersäure zu beob- achten. Er entdeckte bei den in dieser Beziehung an- gestellten Versuchen eine der Glyoxylsäure homologe Säure, die Glycerinsäure, indem er die Mischung von Glycerin und Salpetersäure auf dem Wasserbade bis zur Syrups- consistenz abdampfte, den Rückstand mit Wasser ver- dünnt durch Kreide neutralisirte und die gebildeten Kalk- salze vermittelst starken Alkohols fällte. Beim Behan- deln des Niederschlages mit warmem Wasser blieb oxal- saurer Kalk ungelöst, das Filtrat wurde mit Kalkmilch versetzt, die sich abscheidende schmierige Substanz ent- fernt, der überschüssige Kalk durch Einleiten von Koh- lensäure niedergeschlagen und dann zur Krystallisation eingedampft. Die erhaltenen Krystalle stellten das Kalk- salz der Glycerinsäure dar. Die aus dem glycerinsauren Kalk durch Oxalsäure gewonnene Glycerinsäure bildet einen dicken, schwach gelbgefärbten Syrup, der bei 140*^ zu einer bräunlichen Masse austrocknet, welche Aehnlichkeit mit dem arabi- schen Gummi hat und in diesem Zustande mit der gröss- ten Begierde Wasser anzieht. Die wässerige Lösung hat einen sehr angenehmen, sauren Geschmack, ähnlich dem 212 Oxydationsproducte des Glycerins. der Weinsäure, löst Zink und Eisen mit Gasentwickelung, zersetzt die kohlensauren Saize und coagulirt Milch. Die procentische Zusammensetzung der Säure wird durch die Formel C3H604 ausgedrückt (0 = 12, H = 1, = 16); bei 1050 geht 1 Aeq. basisches Wasser fort, so dass der zurückbleibenden zähen Masse die Formel C^H^O^ zu- kommt. Die Verbindungen der Glycerinsäure mit Basen kry- stallisiren gut und lassen sich leicht rein darstellen. Saures glycerinsaures Kali wird erhalten, wenn man einen Theil Glycerinsäure mit kohlensaurem Kali sättigt, hierauf mit einem gleich grossen Theile Glycerinsäure vermischt, die Mischung bis zur Consistenz eines dünnen Syrups eindampft und dann über Schwefelsäure krystal- lisiren lässt. Die kleinen weissen Krystalle entsprechen der Formel: CSHSKO*-]- C3H6 04. Glycerinsaures Ammoniak, C3H5(H4N)04j bildet sich beim Fällen des entsprechenden Kalksalzes mit oxalsau- rem Ammoniak und Abdampfen der von dem Nieder- schlage abfiltrirten Flüssigkeit bis zur Syrupsconsistenz, Ist sehr zerfliesslich. Glycerinsaurer Kalk, C^H^CaO* -|- H20, krystallisirt in kleinen, weissen, concentrisch gruppirten Krystallen. Diese lösen sich leicht in Wasser, aber nicht in Alkohol, und verlieren zwischen 130^ und 1400 schnell 1 Atom Wasser, indem das Salz schmilzt und nach dem Erkalten einen Kuchen bildet, der zuweilen durchscheinend, zu- weilen undurchsichtig ist. Er löst sich leicht in Wasser und die Auflösung giebt nach dem Abdampfen wieder das ursprüngliche wasserhaltige Salz. Glycerinsaures Zinkoxyd entsteht beim Digeriren der Glycerinsäure mit kohlensaurem Zinkoxyd. Das Salz ist eine farblose lockere Substanz, die aus kleinen undeut- lichen Krystallen besteht, entspricht der Formel 2 (C^H^ ZnO*) -|- H20 und verliert bei 1400 getrocknet 1 At. Was- ser, so dass das wasserfreie glycerinsäure Zinkoxyd die Formel C^HSZnO* verlangt. Glycerinsaures Bleioxyd, C^H^PbO^^ wird durch Eintragen von Bleioxyd in Glycerinsäurelösung dargestellt. Die glycerinsauren Salze lassen sich also durch die allgemeine Formel C^H^MO*, oder nach der gebräuch- licheren Schreibweise CßH^MO^ ausdrücken. Betrachtet man das Glycerin als einen den Alkoholen analogen Kör- per, dann lässt sich die Bildung der Glycerinsäure aus Aufnahme des Quecksilbers etc. in den Körper. 213 demselben der Erzeugung der Essigsäure aus dem Wein- alkohol vergleichen. C2H6 + 02 = C2H4 02 + H20 Alkohol Essigsäure Wasser C3H8 03 4- 02 = C3H6 04 + H20 Glycerin Glycerinsäure Wasser. (Ann. der Chem. u. Pharm. XXX. p. 79 — 94.) G. Anfnahme des Quecksilbers und seiner Verbindungen in den Körper, Voit hat durch physiologisch-chemische Untersuchun- gen festgestellt, dass Quecksilber und alle Verbindungen desselben im thierischen Körper schliesslich in Sublimat übergehen und als solches wirken, dass aber die Inten- sität dieser Wirkung abhängig ist von der Menge, die in einer bestimmten Zeit gebildet wird. Es verhalten sich hierin in Bezug auf die Zeit, um eine gewisse Quantität Sublimat zu liefern, die verschiedenen Queck- silberverbindungen sehr verschieden. Die Quecksilber- oxydverbindungen gehen schneller, die Quecksilberoxy- dulverbindungen langsamer in Sublimat über. Die Wirkung der grauen Quecksilbersalbe beruht auf der Einwirkung der chlomatriumh altigen Flüssigkeiten des Körpers auf das fein zertheilte und eine grosse Oberfläche darbietende Quecksilber und der hierbei statt findenden Sublimatbildung ; ältere oxydulhaltige Salbe wirkt schnel- ler als frische, weil das aus dem Oxydul entstehende Calomel rascher Sublimat bildet, als metallisches Queck- silber. Indem aber das Quecksilber als solches und in allen seinen Verbindungen im Körper in Sublimat über- geht und zuletzt in das Blut kommt, muss er sich dort mit dem Eiweiss nothwendig verbinden, es muss spnach die medicinische Wirkung des Quecksilbers in der Ver- bindung desselben mit dem Eiweiss zu suchen sein; es muss, wie Voit sich ausdrückt, der Sublimat bei seiner Verbindung mit dem Eiweiss sich wieder in Quccksilber- oxyd verwandeln, und es ist das Quecksilberoxydalbumi- nat somit das Endproduct, das wir von den verschiedenen Quecksilberpräparaten im Organismus auftreten sehen. (Ann. der fJhem. u. Pharm. XXVIII. p. 341—367.) G. 214 IT. liiteratiir und Kritik. Botanischer Führer zur Flora von Köln, oder Beschrei- bung der in den weiteren Umgebungen von Köln wildwachsenden und am häufigsten cultivirten Pflan- zen, mit Angabe ihrer Fundorte, Blüthezeit und Dauer. Ein Taschenbuch für Freunde der Botanik und für die Zöglinge der Lehranstalten bearbeitet von Ma- thias Joseph Löhr, Apotheker zu Köln, früher in Trier, Bezirksvorstande des naturhistor. Vereins der preuss. Rhein- lande und Westphalens, Vicedirector des Apotheker- Vereins in Norddeutschland, corresp. Mitgliede des Vereins für Natur- kunde im Herzogthum Nassau, der pfälzischen Gesellschaft für Pharmacie, Technik und deren Grundwissenschaften, der Ge- sellschaft nützlicher Forschungen in Trier, der königl. bayeri- schen botanischen Gesellschaft in Regensburg und der Polli- chia, naturhistorischen Vereins der rheinbayer. Pfalz. Köln 1860. Verlag der M. Dumont-Schauberg'schen Buchhandlung. XL S. 323. 12. Mit dieser ersten Zusammenstellung der Pflanzen, welche bis- her in der Umgebung von Köln waren aufgefunden worden, wird uns zwar nicht eine noch unerforschte Gegend erschlossen, da die interessanteren Pflanzen des Gebiets uns schon inWirtgen's Flora der preussischen Rheinprovinzen vorgeführt sind, aber eine Flora der Umgebung einer grösseren Stadt ist stets auch in wissenschaft- licher Beziehung eine willkommene Erscheinung, wenn sie mög- lichst vollständig ist, und das dürfen wir bei den vielfachen Unter- stützungen, deren der fleissige Verf. sich zu erfreuen hatte, voraus- setzen. Ein Bedürfniss ist eine solche Flora aber auch für die vielen Freunde der Pflanzenkunde und die zahlreichen Zöglinge der Schulen und höheren Lehranstalten, und diese werden dem Verf. für diese Bearbeitung gewiss sehr dankbar sein. Wenn das Gebiet, ein Theil des Rheinthaies diesseits und jenseits des Rheins bis zu den Vorbergen des rheinischen Schiefergebirges, auch keine grosse Mannigfaltigkeit bietet, so ernährt es doch manche inter- , essante Pflanze, die aus jenem Gebirgszuge herabgeführt ist, so wie schöne Haide-, Moor- und Wasserpflanzen der norddeutschen Ebene, wie Hypericum elodes, Myrica Gale, Alisma natans^ Cicendia ßliformis, Narthecium Ossifragum etc., welche bis hier heraufstei- gen. Vorwiegend ist natürlich das Culturland, geringer noch die Haideausdehnung und der Wald, welcher vorzugsweise aus Laub'- hölzern besteht. Vorausgesendet ist eine Uebersicht der Gattungen nach dem Linne'schen Systeme, während bei der Aufzählung der Ai-ten das CandoUe'sche System nach Koch 's Synopsis als Leitfaden dient. Wir wünschen, dass dieses fleissig ausgearbeitete und freundlich Literatur. 215 ausgestattete Buch auch freundlich aufgenommen und fleissig benutzt werden möge. Hornung. Tabellen über die ZusaramensetzTing anorganischer, phar- macfeutiscli und technisch wichtiger chemischer Prä- parate, nebst kurzer, zum Verstehen derselben nöthi- ger Einleitung. Von Carl Frede rking, Apotheken- besitzer in Riga, Sectionsvorsteher der Chemie beim naturforschenden Vereine daselbst. Berlin, Verlag von Rudolph Gärtner. 1859. Der würdige Verfasser benut/it diese Tabellen bei dem Unter- i'ichte junger Pharmaceuten und Chemiker in der pharmaceutischen Schule in Riga und beim Privatunterrichte gewissermaassen zur Vorbereitung vor dem Beginn des eigentlich chemischen Cursus. Er hat das Werk dem Hofrath und Hof- Apotheker Dr. Wittstock und dem Medicinal-Assessor und Apotheker Dr. Schacht in Berlin gewidmet. In der 20 Seiten umfassenden Einleitung ist zunächst eine Erklärung über chemische Verwandtschaft gegeben und 1) die mischende chemische Anziehung, 2) die disponirende Affinität, 3) die einfache Wahlverwandtschaft und 4) die doppelte Wahlverwandt- schaft berücksichtigt. Es wird dann die electrochemische Theorie, die Atomenlehre, kurz und recht klar und anschaulich besprochen. Darauf ist eine Betrachtung der Verbindungen zweiter Ordnung oder der binären Verbindungen angestellt, dann der Doppelsalze oder der Verbindungen dritter Ordnung. Es folgt eine Erwähnung der technischen Namen, darnach einige Woi-te über Isomorphismus und Polymerie und zuletzt im Text eine Erklärung der Einrich- tung und Anweisung zum Gebrauch der Tabellen. I. Einfache Verbindungen. Die Tabellen enthalten in I. Classe in einer Colonne die Namen, in einer zweiten die chemischen Zei- chen, dann die Sauerstoffmengen, die Atomgewichte; in II. Classe die Schwefelverbindungen, die Schwefelmengen und Atomgewichte; in der III. Classe die Halogenverbindungen, die Mengen von Fluor, Chlor, Brom, Jod und die Atomgewichte. In der IV. Classe die Wasserstoffverbindungen, in der V. Classe Cyan und seine Verbin- dungen, nach Lieb ig 's Ansicht, der die Doppelcyanide als Ver- bindungen eigener Radicale mit Elementen annimmt. II. Binäre oder zusammengesetzte Verbindungen. I. Classe. Hydrate. II. Classe. Hydrate und Sauerstoffsalze. A. der Halogene. B. Hydrate und Sauerstoffsäuren des Schwefels und Chroms. C. Salze der Säuren des Stickstoffs, Phosphors und Arsens. III. Ternäre und quatemäre Verbindungen. Diese Tabellen sind ein sehr zweckmässiges Hülfemittel zur Einführung in das Studium der Chemie und verdienen die Beach- tung der Apotheker, welche ihre Zöglinge selbst unterrichten, so wie der Lehrer der Chemie, welchen der Unterricht für Anfänger übertragen ist. Die Ausstattung ist würdig. Dr. L. F. Bley. 216 Literatur. Photographisches NachscLlagebucli. Hand- und Hülfsbuch für den Photographen, Maler, Techniker und Chemi- ker, auf Grund der neuesten Fortschritte. Mit theil- weiser Benutzung von Sutton's Dictionary of Flioto- grapJiy und unter Berücksichtigung der neuesten deutschen, englischen und französischen Literatur, so wie eigener Erfahrungen, von Dr. Jul. Schnauss. Leipzig, Verlag von Otto Spanier. 1860. Die Anordming ist eine alphabetische. Die Erklärung des Ar- tikels Adhäsion ist eigentlich nur eine Erwähnung einiger prakti- schen Erscheinungen derselben: doch wäre eine mehr wissenschaft- liche Erklärung in diesem Werke wohl an seiner Stelle. Die Darstellung des Aethers wird als höchst gefährlich dar- gestellt, dieses ist sie nur bei Versäumniss der nöthigen Vorsicht. Die Erklärung von Benzol (Benzin) ist dürftig und unzurei- chend. Berliner Porcellan eine Art Töpferwaare zu nennen, wie hier geschieht, ist seltsam. Es mussten wenigstens die Unterschiede von Töpferwaare, Steingut und Porcellan angegeben werden. Bei Borsäure ist das borsaure Manganoxyd nicht erwähnt, wel- ches zur Firnissbereitung als nützlich empfohlen ist. Calotypprocess. Dieser Artikel, als ein mehr in die photogra- phische Technik eingreifender, ist mit vieler Ausführlichkeit be- handelt. Kautschuk. Der Saft von gewissen Bäumen. Weshalb sind die Arten dieser Bäume nicht angegeben? Ueber die Gewinnung und Reinigung des Stoffes etwas zu sagen, wäre wohl an der Stelle gewesen. Die vorliegende erste Hälfte, die Artikel von A bis J enthal- tend, umfasst eine grosse Reihe derjenigen Stoffe und Präparate, welche für Photographie und Malerei von Wichtigkeit sind. Sie sind meistens kurz und bündig beschrieben und nur die eigentlich technisch wichtigsten ausführlicher behandelt. Für diese Künstler empfiehlt sich das Werk als ein gewiss nützliches. Für Techniker und Chemiker sind ausführlichere Werke nöthig. Die äussere Ausstattung ist sehr lobenswerth. Dr. L. F. Bley. 217 Zweite Abtheilun^. Vereins -Zeitung, redigirt vom Directoriura des Vereins. 1. Vereins -Angelegenheiten. Veränderungen in den Kreisen des Vereins. Kreis Eifel. Bei der geringen Anzahl der Mitglieder ist nach Antrag der HH. Kreis- und Vicedirectoren dieser Kreis aufgelöst und die Mit- glieder andern Kreisen überwiesen. Kreis Berlin. Eingetreten sind: die HH. Apoth. Marggraff und Kobligk in Berlin. Kreis Charlottenburg. Eingetreten ist: Hr. Apoth. Otto Rhode in Werder. Kreis Stendal. Eingetreten ist: Hr. Apoth. Traffehn in Seehausen. Kreis Altana - Glückstadt. Eingetreten ist: Hr. Apoth. Conn in Altena. Kreis Saalfeld. Eingetreten ist: Hr. Apoth. Ger des in Saalfeld. Kreis Hoya- Diepholz. Hr. Apoth. Fr. Müller in Siedenburg ist eingetreten. Kreis Schwelm. Hr. Apoth. Schwabe jun. ist an seines Vaters Stelle getreten. Hr. C. Leverkus ist nicht Apotheker, sondern Ultramarin- Fabrikant. Kreis Oldenburg. Hr. Apoth. G. W. de Neese in Rodenkirchen und „ „ Fr. Eichstädt in Hooksiel sind eingetreten. Kreis Glatz. Hr. Apoth. Knij in Neuinarkt ist eingetreten. Kreis Brinkum. Hr. Apoth. Sander in Schwärme ist aufgenommen. Kreis Neu-Ruppin. Eingetreten sind: die Herren Apoth. Enzmann in Lindow, Otto Wittcke in Gransee. Kreis Leipzig. \lr. Apoth. A. O. Zahn in Markranstädt ist eingetreten. Kreis Osnabrück. Hr. Apoth. Fischer in Berge und Hr. Apoth. C. Niemann in VV'ellingholzhausen sind eingetreten. Arch. d. Pharm. CLL Bds. 2 Hft, 16 218 Vereinszeitung. Ehrenmitgliedschaft. Dem Herrn Apoth. Carl Hendess sen. in Sachsa ist bei sei- ner 50jährigen Jubelfeier als Apotheker das Ehrendiplom des allge- meinen deutschen Apotheker-Vereins ertheilt worden. Herr Assistent Kromeyer in Jena ist zum correspondirenden Mitgliede ernannt. Dankschreiben des Herrn Kreisdirectors Jubilars Sarnow in Schiverin, Wohlgeborner ! Hochgeehrtester Herr Medicinalrath ! sage ich meinen verbindlichsten Dank für die mir gewordene hohe Ehre, das Diplom als Ehrenmitglied des deutschen Gesammt- Apotheker- Vereins am Tage meines 50jährigen Besitzes meiner Apo- theke zu senden. Seit 56 Jahren bin ich gegenwärtig hier im Hause und habe Leid und Freude in dieser Zeit gehabt. Letztere hat zu meiner Freude gesiegt, wofür ich dem allmächtigen Gott nicht genug dan- ken kann. Die Jahre sind schnell verflossen und ich stehe in mei- nem SOsten Lebensjahre, wohl und munter. Mit der Hülfe meines guten Sohnes, dem die hohe Gnade zu Theil wurde, an demselben Tage, als am 1. Januar 1860, von Sr. Königl. Hoheit unserm allgeliebten Grossherzoge huldreichst auch zum Hof- Apotheker ernannt zu werden, besorge ich, was meine Kräfte ei-lauben, und so denke ich sehr gern das Geschäft als Kreis- director in meinem Kreise ferner zu besorgen. Nehmen Sie, mein Hochverehrter, und das hohe Directorium nochmals meinen tiefsten Dank und behalten im gütigen Andenken Ew. Wohlgeboren Mecklenburg-Schwerin, ganz gehorsamsten den 4. Januar 1860. H. Sarnow. Dankschreiben des Herr7i Apothekers Carl Hendess sen. Hochverehrter Herr Oberdirector ! Sehr freudig überrascht durch die hohe Ehre, welche mir bei Gelegenheit meines 50jährigen Jubiläums durch Ueberreichung des Diploms als Ehrenmitglied des allgemeinen deutschen Apotheker- Vereins zu Theil geworden, und innigst erfreut durch die dasselbe begleitenden freundlichen und herzlichen Worte, erlaube ich mir, dem hochgeehrten Gesammt-Directorio meinen wärmsten, gehorsam- sten Dank auszusprechen. Wenngleich ich durch den schon vor dreizehn Jahren erfolgten gänzlichen Verlust meines Augenlichtes genöthigt wurde, meine praktische Thätigkeit aufzugeben, habe ich doch mit grossem Inter- esse stets Kenntniss genommen von den Fortschritten unserer schö- nen Wissenschaften, und bin stolz darauf, seit 1823 einem Vereine anzugehören, dessen schönem Streben allgemeine Anerkennung zu Theil wird. Mit vorzüglicher Hochachtung und Ehrerbietung begrüsse ich Sie als Ew. Wohlgeboren Sachsa, dankbarer College am T.Januar 1860. Carl Hendess. Vereinszeitung. 219 Mittheilungen über die Feier des pharmaceutischen Jtd)i- läums des Dr. Ernst Wittin g zu Höxter; von dem Kreisdirector E. Müller zu Arnsberg. Indem durch einige der näheren Freunde und Collegen des Jubilars die Kunde sich in weiteren Kreisen verbreitet hatte, dass am 15. September v. J. für denselben der Erinnerungstag an den Beginn seiner pharmaceutischen Laufbahn zum fünfzigsten Male eintrete, konnte der Gedanke nicht fern liegen, diesem erfreulichen Erlebnisse einen öffentlichen Ausdruck der Theiluahme zu verlei- hen. Zu der Verwirklichung dieses Wunsches, der bei den Freun- den und Collegen allgemeinen Anklang fand, bildete sich ein Aus- schuss, der das Vorhaben einer näheren Berathung und Bestimmung unterzog. Es ging aus dieser Berathung der Beschhiss hervor: den Jubilar in seinem Geburtsorte Höxter zur Feier des Tages zu begrüssen, demselben zum ])leibenden Andenken an diesen Tag einen Pokal mit den auf demselben eingegrabenen Namen der Collegen zu übeiTeichen und dann eine Festtafel in dem Gesellschaftshause daselbst zu veranstalten. Referent war am 14. September in Gesellschaft mehrerer Col- legen in Höxter eingetroffen, um sich an den Voranstalten zum Feste zu betheiligen, fand aber zur Freude und Ueberraschung sei- ner Reisegenossen Alles zur Feier des kommenden Tages auf das Wünschenswertheste von den einheimischen und benachbarten Freun- den vorbereitet. Eine am 14ten Abends dem Jubilar unter grosser Betheiligung der Einwohner gebrachte Serenade war der Vorbote des Festes. Am löten versammelten sich die Festgenossen, denen sich die Geistlichkeit und die Herren Aerzte der Stadt anschlössen, im gros- sen Saale des Gesellschaftshauses: der Jubilar, durch eine Depu- tation begrüsst, und zum Feste eingeladen, wurde demnächst in den Kreis der Versammlung geführt und unter der hiernach erfol- genden An.sprache der ihm geweihte Ehrenpokal durch den Bericht- erstatter überreicht, den der Jubilar mit dem Ausdrucke des tief- gefühlten Dankes gegen die Spender und die zur Festfeier Ver- sammelten annahm. Unter anziehenden Unterhaltungen und gegenseitigen Mitthei- lungen, die mannigfachen Verdienste und Erlebnisse des Jubilars betreffend, schwand die Zeit, bis die Stunde, mit der geistigen Nah- i-ung die materielle zu verbinden, herangekommen war. In dem sinnig und schön decorirten Saale wurde nun bei wohlbesetzter Tafel und unter Beihülfe erheiternder Musik der Versuch gemacht, sich von der angestrengten Morgenarbeit zu restauriren, und ich glaube annehmen zu können, dass der Versuch durch günstigen Erfolg gekrönt worden sei. VV^ährend der Tafel trug Herr Kreisdirector Giese eine kurz gefasste Biographie des Jubilars (die hiemach mitgetheilt wird) vor und brachte dfnnselben ein Hoch aus, welchem die lebhafteste Theil- uahme ausgedrückt wurde. Der Herr Jubilar verknüpfte mit seinem Danke die Mittheilung mancher harmlosen erheiternden Erlebnisse aus seiner Jugendzeit, und nach vielseitig ausgebrachten Toasten begrüsste der Kreisph ysicus, Herr Sanitätsrath Dr. R ü t e i-, den Ju- bilar in heitern Versen am Schlüsse der Tafel. Nachdem die Tafel aufgehoben war, begab sich die Gesellschaft nach den vor der Stadt sehr anmuthig gelegenen Anlagen des Herrn Oppermann, die ganz hübsch mit vaterländischen Flaggen geziert, 16* 220 Vereinszeitung. unsere Ankunft durch den weithin im Gebirge wiederhallenden Donner einer ganzen Batterie von Boilern begrüsste. In dieser freundlichen Umgebung blieb die Gesellschaft bis zur späten Stunde der Nacht, und trennte sich endlich in dem Bewusstsein, einen schönen Tag erlebt zu haben, mit dem Wunsche, dass derselbe allen Anwesenden vmd besonders dem lieben Jubilar als ein freund- licher Stern auf ihrem ferneren Lebenswege noch lange in der Erinnerung hell leuchten möge. Trinkspriich des Kreisdirectors E. Müller. Verehrter Herr College! So wie der auf einer Reise zu fernem Gestade begriffene Wanderer zuweilen nach Bedürfniss sich einen Ruhetag gestattet, sein Tagebuch vervollständigt, neue Kräfte sammelt und mithin diese Mühe zugleich verwendet, einen Rückblick und eine Umschau auf die zurückgelegte Strecke des Weges und auf die Ex-gebnisse der Reise zu richten und zu halten : ebenso verhält es sich mit der Wanderung auf unserm Lebenswege. Es giebt gewisse Tage, die wir zu Merksteinen auf unserer Wanderung erhoben haben, an denen wir Umschau halten und ernste Blicke in die Vergangenheit werfen. Mit Freude und Dankbarkeit gegen den grossen Geber alles Guten erfüllt sich unser Herz, wenn wir bei dieser Umschau manches wohlgerathene Gute, allgemein Nützliche, sei es auch nur Materielles, wobei unsere Hände thätig waren, zu verzeichnen finden. Sie, verehrter Freund und College, sind an einem grossen und wichtigen Merksteine Ihrer Wanderung angelangt. Das glückliche Loos, welches nur wenigen Sterblichen beschieden ist, wurde Ihnen zu Theil: dass Sie auf eine lange fünfzigjährige Wirksamkeit Ihrer Berufsarbeiten zurückblicken können ! Sie haben nicht nur die Freude, in dieser Zeit für greifbare vergängliche Erdengüter gear- beitet zu haben, sondern ebenfalls für Geistiges, Unvergängliches, für die Naturwissenschaften, so wie für die Erweiterung und Berei- cherung der Kenntnisse unseres speciellen Berufes — der Vervoll- kommnung der Pharmacie — thätig gewirkt, Schätze gesammelt und als Lehrer diese Kenntnisse gemeinnützig verbreitet. Die That- saehen sind zu bekannt, als dass es einer speciellen Aufzählung derselben bedürfte! Bei einer solchen gesegneten Umschau muss sich unwillkürlich Ihre Brust erweitern, mit Freude und Dank gegen den grossen Weltenschöpfer erfüllen! Dieses hehre Gefühl mit Ihnen zu thei- len und wo möglich durch unsere herzliche Theilnahme zu erhöhen, haben wir uns heute um Sie versammelt und erlauben uns, dieser unserer theilnehmenden Freude einen noch in späterer Zeit für Sie sichtbaren Ausdruck dadurch zu verleihen, dass wir Ihnen diesen Fokal als ein Zeichen des Anerkenntnisses Ihrer Verdienste über- reichen und Sie bitten, denselben freundlich von uns annehmen zu wollen. Das Bild des Pokals ist wohl im Allgemeinen ein Symbol der menschlichen Eigenthümlichkeit — des Durstes; nach unserer Auf- fassung aber auch des Durstes nach Bereicherung unseres Wissens, mithin des geistigen Durstes! Möge in diesem Sinne sich derselbe für Sie noch manches Jahr recht reichlich füllen! Verwerfen wollen wir indess hiermit durch- aus nicht dessen matei'ielle Benutzung, sondern sprechen hiermit Vei'einszeitung. 221 den Wunsch aus; dass Sie denselben, bis zum Rande mit dem besten vaterländischen Traubensafte gefüllt, im Kreise lieber Freunde recht oft verwenden, unserer dabei freundlich gedenken, und sich der Becher zu einem Füllhorn des Wissens und der Freude gestal- ten möge!- Höxter, am 15. September 1859. Kurze Biographie des Dr. E. Witiing ; von Giese. Geehrte Herren! Erlauben Sie mir, Ihnen eine kurz gefasste Biographie von der pharmaceutischen Laufbahn unsers Jubilars, Herrn Dr. Ernst Wittin g, mitzutheilen. Ernst Wittin g trat am 15. September 1809 beim Hof-Apo- theker Hrn. Wich mann in Braunschweig in die Lehre. Nach Beendigung der Lehrzeit servirte derselbe beim Apotheker Aschoff in Bielefeld. Mit den besten Empfehlungs- Attesten von seinen Principalen ging derselbe im Jahre 1817 nach Berlin, um die Staatsprüfung als Apotheker I. Classe zu bestehen. Nachdem er diese c-itm ovme laude bestanden hatte, kehrte Witting im Jahre 1818 nach seinem Ge- burtsorte Höxter zurück; von da ab verfolgen wir ihn bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten, namentlich fanden diese in den dama- ligen chemischen Werken, sowohl im In- als Auslande, die beste Aufnahme. Im Jahre 1821 .begründete derselbe, in Verbindung mit dem Apotheker Dr. Aschoff in Herford und dem bereits verstorbenen Medicinal-Assessor Beisseuhirtz in Minden, Apotheker Dr. Bran- des in Salzuflen, Apotheker Dr. du Menil in Wunstorf, unsern jetzt zu 16üÜ Mitgliedern herangewachsenen norddeutschen Apothe- ker-Verein. Die wissenschaftlichen Arbeiten, welche derselbe für das Archiv des Vereins geliefert hat, hier aufzuzählen, wäre zu weitläufig, und muss ich auf Seite 295 des kürzlich von Dr. G. C. Wittstein in München erschienenen Autoren-Registers im Gene- ral-Register des Archivs der Pharmacie, Seite 295 — 297, verweisen. Im Jahre 1824 erhielt Witting von der Universität zu Mar- burg das Diplom als Doctor der Philosophie. Die pharmaceutischen Geschäfte bei den Revisionen eines Theils der Apotheken warr-n ihm von der Königl. Regierung in Minden schon frühzeitig übertragen. Im Jahre 1828 wurde ihm von dem Cultus-Minister v. Alten- stein ein Zuschuss bewilligt, um seine Kenntnisse an der Univer- sität zu Berlin zu bereichern. Viele damals in Berlin studirende Mediciner und Pharmaceuten werden sich unsers Wittings noch mit Vergnügen erinnern, wie derselbe auf den botanischen Excur- fcionen bei dem Geheimenrath Dr. Link sich befand und bei den Bestimmungen der I'flanzen beliülflich war. Im Jahre 1830 kehrte Witting nach vollendeten Ptudien von Berlin zurück und übernahm die Administration der Cramer'schen Apotheke in Paderborn, errichtete daselbst bald einen physikali- schen Verein, welcher bei den Betheiligten angenehme Reminiscen- zen hinterlassen hat. Während dos Aufenthalts in Paderborn beschäftigte sich der- selbe fortwährend mit wissenschaftlichen Arbeiten, und 1832 war es Witting, der die damals im Sumpfe noch sprudelnde Lipp- jjprirjger Quelle zuerst aualysirte und die Aufmerksamkeit der Aerzto 222 Vereinszeitung. auf dieselbe lenkte, die jetzt so segensreiche Dienste vielen Kran- ken leistet. Witting war es auch vorbehalten, die Inselquelle bei Pader- born zu analysiren. Er wies hierin 9,02 Gran feste Bestandtheile in 16 Unzen des Wassers nach, machte auch auf das frei ausströ- mende StickstofPgas aufmerksam, welches mit dem besten Erfolge zu Inhalationen bei Brustleidenden verwandt und jährlich von mehreren Hundert Patienten aus weiter Gegend in Anspruch genommen wird. Die mannigfachen Verdienste, welche derselbe um die Kenntniss der Naturwissenschaften sich erwarb, wurden vielfach anerkannt und ist er in Folge dieser von der Gesellschaft der Chemie und Medicin zu Paris zum correspondirenden Mitgliede, so wie von der Kaiserl. Eussischen pharmaceutischen Gesellschaft zu St. Petersburg, vom pharmaceutischen Vereine im Grossherzogthum Baden, von dem Gartenbau-Vereine im Herzogthum Braunschweig, so wie von der Grossherzogl. Weimarischen mineralogischen Societät zu Jena und andern naturhistorischen Vereinen zum Ehren- und correspondiren- den Mitgliede ernannt. Wenn ich die vielfachen Verdienste unsers Jubilars, nicht allein um die leidende Menschheit, sondern auch in den Zweigen der Naturwissenschaften resumire, so darf ich wohl mit Recht die an- wesenden Herren auffordern, Ihr gefülltes Glas zur Hand zu neh- men und auf das Wohl unsers heute Gefeierten zu trinken. Notizen aus der General-Correspondenz des Vereins. Von Hrn. Kreisdir. Strauch wegen Stipendiums für Hrn. Wag- ner. Von den HH. Vicedir. Werner, Geiseler, Retschy, Dr. Wild, Löhr, Claussen, Bucholz, Vogel, Kreisdir. Stre- semann, Müller, Münster, wegen neuer Anmeldungen von Mit- gliedern. Von Hrn. Med.- Ass. Beyer wegen Generalregister. Bei- träge zum Archiv von den HH. Feldhauss, Dr. Geiseler, Hor- nung, Prof. Dr. Ludwig, Assist. Kromeyer, Docent Dr. Rei- chardt, Dr. Eder, Dr. Müller. Von Hrn. Kreisdir. Schnitze wegen Kr. Jork. Von Hrn. Ibach in Stadtkyll wegen Auflösung des Kreises Eifel. Von Hrn. Prof. Dr. Walz wegen allgemeiner Vereins -Angelegenheit. 2. Zur Medicinalgesetzgebung, Kopenhagen. — Ein am 1. December 1779, also vor etwa 80 Jahren erlassenes Placat, welches den öffentlichen Blättern die Aufnahme von Inseraten über den Verkauf von Geheimmitteln (Ärcana) verbietet, ist noch jetzt in Kraft. Dagegen haben nun die Eigenthümer und Eedacteure der hiesigen Blätter schon lange, aber immer vergeblich, remonstrirt, bis kürzlich der Conseilspräsi- dent Rottwitt in seiner Eigenschaft als Justizminister auf ein er- neuertes Gesuch entschieden hat, dass künftig die Aufnahme von dergleichen Inseraten nur dann bestraft werden solle, wenn ein be- stimmtes Geheimmittel ausdrücklich vom Gesundheitsrathe verboten worden sei. Vereinszeitung. 223 Die Medicinalordming im Filrstenthnme Reiiss älterer Linie, vom 10. Juni 1856, icelche sich in der Gesetzsammlung No. 11. vom Jahre 1869 puhlicirt findet; kritisch be- leuchtet von Dr. L. F. Bley. Dieses Gesetz umfasst: I. Eine Verordnung, die Aufhebung des Selbstdispensirens der Aerzte und Wundärzte, iu.gleichen der Tliierärzte betreffend. IL Eine Apothekerordnung. III. Eine als Anhang derselben zu betrachtende Verordnung, die Handapotheken der Landärzte betreffend. IV. Eine Verordnung, den Droguen- und Giftverkauf betreffend. V. Eine Gebührentaxe für ärztliche, wundärztliche und geburts- hülfliche Praxis. VI. Eine Gebührentaxe für Aerzte, Wundärzte, Pharmaceuten und Hebammen bei gerichtlich-medicinischen und medicinalpolizei- lichen Verrichtungen. Auf erhaltene Veranlassung wollen wir diese gesetzlichen Be- stimmungen hier einer näheren Beti'achtung unterziehen. In I. dieser Verordnung wird das bis dahin dort noch üblich gewesene Selbstdispensiren der Aerzte, Wundärzte und Tliierärzte an demjenigen Orte ferner als nicht mehr gestattet erklärt, avo sich Apotheken befinden, mit Ausnahme der bei chirurgischen Opera- tionen, Entbindungen, beim Scheintode und in plötzlichen Lebens- gefahren, so wie zum Handgebrauche nöthigen Mittel, welche aber aus einer inländischen Apotheke entnommen werden sollen. Den in Reudnitz, Schönbach, Reitschau, Wildentaube, Remp- tendorf und vor der Hand noch den in Crispendorf wohnenden Aerzten soll das Halten von Handapotheken nachgelassen bleiben, jedoch widerruflich bei künftigen Personalveränderungen. Die den Aerzten etwa übrig bleibenden Vorräthe an Arznei- mitteln, Gefässen und bi-auchbaren Utensilien sollen von den Apo- thekern nach dem vollen W^erthe übernommen werden und wo eine Einigung nicht statt findet, die Entscheidung der Regierung ein- treten. Es i.st gewiss eine Sache nicht nur der Billigkeit, sondern der Gerechtigkeit gegen das Publicum, wie gegen Arzt und Apotheker, wenn das Selbstdispensiren der Aerzte abgestellt wird, nachdem dieses in den meisten anderen Staaten längst nicht mehr statt fin- den darf, mit Ausnahme homöopathischer Mittel, welche in Oester- reich, Preu'jsen, Anhalt Bernburg noch von Aerzten selbst dispen- sirt werden dürfen, während es in Bayern, W^ürtemberg, Sachsen und fast allen andenm deutschen Staaten, seit Kurzem auch in Anhalt- Dessau, gesetzlich abgestellt ist. //. Apothekerordnung. §. 1. bestimmt die Alleinberechtigung der priviligirten Apotheken. Arzneistoffe und Arzneien für Men- schen und Thiere, nach Recepten oder Handverkaufsweise zu ver- abfolgen, insoweit nicht einigen Landärzten eine desfallsige be- schränkte Befugniss zusteht. Wer dagegen handelt, verfällt in eine Geldstrafe von 5 bis 20 Thalem, welche bei Rückfällen angemessen zu erhöhen ist. Die Regierung behält sich das Recht vor, in besonderen Aus- 224 Vereinszeitung. nahmsf allen den Verkauf gewisser Arzneien aucli anderen Perso- nen zu gestatten. Solche Ausnahmen sind allemal vom Uebel und untergraben das Ansehen der Gesetze, sie durchbrechen das Recht und lockern die Achtung gegen die Obrigkeit: denn Willkür kann niemals mit rechter Gesetzlichkeit bestehen. EingriflFe in die Rechte der Apotheker sollen an das Physicat berichtet werden. Die Regierung will Entscheidung treffen, ob ein Stoff Arznei- mittel oder Luxusartikel sei. Den Apotheken in Greiz und Zeulenrode steht laut ertheilten Realprivilegiums und denen zu Fraureuth und Möschlitz laut per- sönlicher Concession die Berechtigung zum Verkaufe von Specerei-, Material- und Farbwaaren, so wie von Lacken und Liqueuren zu. Die Apothekenprivilegien sind sowohl vererblich, als überhaupt veräusserlich, aber nur an Apotheker. Ein Nichtapotheker muss die ihm etwa zugefallene Apotheke binnen Jahresfrist an einen Apotheker verkaufen, bis dahin durch einen vereideten Provisor verwalten lassen. Den Wittwen und Minorennen ist die Fortsetzung des Apothe- kengeschäftes unter zuverlässiger Verwaltung gestattet. Die Ver- pachtung der Apotheken ist zulässig. Diese Verordnungen sind vollkommen zweckmässig. Der Apotheker ist dem Physicus untergeordnet und soll auch unter der Mitaufsicht der sämmtlich prakticirenden Aerzte und Wundärzte stehen, was eine sehr überflüssige Verordnung ist, man darf hier einfach fragen: Wer kann vielen Herren dienen? Am Physicus ist es satt und genug und oft übei- genug, da derselbe bisweilen von der Pharmacie wenig oder nichts versteht. Gegen die Mitaufsicht der anderen Aerzte sollte der Physicus protestiren, denn eine solche Einräumung des Einflusses auf seine Befugniss giebt leicht Anlass zu Misshelligkeiten, welche leider schon häufig genug unter dem ärztlichen Personale vorkommen, wozu nicht noch mehr Anlass gegeben werden sollte. Fragt man einfach, was nützt diese Mitaufsicht,? so wird man nur antworten können: Nichts; sie giebt nur gar zu leicht Anlass zu Zwistigkeiten und Missver- hältnissen und das ist vom Uebel. Gegen Uebergriffe der Aerzte oder Physiker findet der Apo- theker Entscheidung bei der Regierung. Geschenke aller Art zu geben ist den Apothekern verboten. Lehrlinge dürfen nur die approbirten Apotheker annehmen, die Pächter und Provisoren bedürfen dazu besonderer Erlaubniss. Diese Anordnung ist keineswegs zweckmässig. Man soll diese Erlaubniss vielmehr abhängig machen von der wissenschaftlichen und praktischen Qualification des Apothekers, der Provisor und Pächter kann vielleicht ein besserer Lehrer sein, als der Apotlie- kenbesitzer. Das Alter des Lehrlings zu 14 Jahren ist zu gering. 15 Jahre sollen das Minimum sein. Man will keine Handwerker bilden, son- dern wissenschaftliche Pharmaceuten. Mit 14 Jahren ist selten das erlangte Maass der Kenntnisse ausreichend. Die hier bemes- sene Forderung ist freilich zu gering. Ein angehender Apotheker soll eine tüchtige Grundlage haben, er bedarf geographischer, mathe- matischer Kenntnisse, soll Geschichte wissen, wo möglich einige neuere Sprachen kennen und möglichst vielseitig ausgebildet sein, um sich leichter fortbilden und die Hülfsmittel benutzen zu kön- Vereinszeitung. 225 nen, welche sich dem Apotheker jetzt auch in anderen Sprachen, Journalen, bieten, als in der deutschen. Indem man aber ein solches Minimum von Kenntnissen ver- langt, verweist man den Apotheker immer auf eine sehr unter- geordnete Stufe der Gesellschaft, daran thut man Unrecht. Man sollte als Minimum das Zeuguiss der Reife für Secunda eines guten Gymnasiums feststellen, in der Regel das für die erste Classe wünschen. Die Prüfung durch den Physicus, wie sie angeordnet ist, kann ganz wegfallen, wenn das Schulzougniss ein wie oben erwähnt günstiges ist, denn die Physicatszeugnisse haben sich als durchaus nicht maassgebend erwiesen. Dass der Apotheker aber seine Büchersammlung, seine Her- barien- und Mineraliensammlung dem Physicus zur Controle an- heimgeben soll, ist eine vollkommen ungerechtfertigte Maassregel: denn der Apotheker, wenn er so ausgebildet ist, als man es heut- zutage fordern muss, wird davon mehr verstehen, als der Physicus und man muss niemals unnütze oder gar absurde Forderungen stellen. Sie schaden hier offenbar dem Ansehen des Apothekers und nützen in keiner Weise. Älit der pharmaceutischen Literatur hat der Physicus wohl nichts zu schaffen und auch wohl nicht die Müsse, ihrer Prüfung Zeit zu widmen. Die Bestimmung wegen der Prüfung des Lehrlings am Schlüsse seiner Lehrzeit ist ganz passend. Die Servirzeit soll 3 bis 4 Jahre dauern, die Studienzeit aber drei Semester umfassen. Die österreichischen, preussischen, bayerischen und sächsischen Prüfungen finden Anerkennung im Reussischeu Lande. Nur wenn diese Zeugnisse ungenügend sein sollten, wird aus zwei Aerzten und einem Apotheker eine Prüfungs-Commission gebildet. Bei dieser Prüfung soll dann die Königl. Preussische Verordnung vom 1. December 1825 gelten. Als Pharmakopoe gilt die Editio sexta der Pharm, horussica und die Pharm, paiipcrum., welche letztere ganz überflüssig ist, denn die Pharmakopoe enthält Mittel genug, welche wohlfeil sind, und das Leben des Arrnen ist ja auch wohl in Nothfällen einige theurere Arzneien werth. Homöopathische Arzneimittel sollen die Apotheker auf Ver- langen vorräthig halten. Sie werden dabei auf Gruner's (nicht Grunert's) homöopathisches Dispensatorium, Dresden 1854, ver- wiesen. §. 16. verordnet, dass der Apotheker keine Arzneien anfertige, zu welchen das Recept nicht von einem berechtigten Arzte, Wund- arzte oder Thierarzte unterzeichnet sei. Pfuschereien soll er dem Physicus anzeigen. §. 18. verbietet die Abgabe von Chloroform oder Aether. Da indessAether zum technischen Gebrauche dient, z.B. zum Flecken- vertilgen, so sollte für diesen Fall eine Ausnahme gestattet sein. §.21. führt die preussische Arzneita.xe ein, jedoch mit einem Nachlass von 10 Procent, der bei Lieferungen an Corporationen auf wenigstens 20 Proc. gesteigert werden soll. Der Ab/.ug von 10 Proc. bei jedem Recepte ist völlig ungerecht- fertigt. Die Apotheker im Fürstenthume Reuss hal)en dieselben Pflichten, wie die des Königreichs Preussen. Sie sollen, wie §. 18. anordnet, nur Arzneistoffe von vorzüglichster Güte führen, weshalb tollten aie nun mit einer um so viel geringeren Taxe sich beguU- 226 Vereinszeitung. gen. Jeder Arbeiter ist seines Lohnes werth, wer aber am Lohne kargt, muss auch mit geringerer Arbeit sich genügen lassen! §. 22. verordnet, dass der Apotheker nicht unter die Taxe her- abgehen dürfe, weil dadurch die Würde und Ehrlichkeit des Stan- des leide, so wie die Güte und Echtheit der Waare. Wenn die Fürstlich Reussische Staatsregierung dieses selbst gefunden hat und ausspricht, so musste ihr auch klar werden, dass sie nur eben jene 10 Proc, welche sie den Apothekern im §. 21. kürzt, die Würde, Ehrlichkeit, Güte und Echtheit schon in Frage stellt. Auch die höhere Rabattirung, als 10 Proc. bei Lieferungen an den Staat, an Communen etc. sollte nicht statt finden. Der Apo- theker hat in der Regel nicht geringere Abgaben als andere Staats- bürger, oft aber höhere, durch diese Abzüge werden sie aber enorm gesteigert. Im §. 23. wird dem Apotheker noch auferlegt, selbst für Restan- ten das erste Recept auch ohne Bezahlung anzufertigen, wenn das- selbe mit urgente necessiiate bezeichnet ist. Für solche Fälle sollten dann billigerweise auch die Gemeinde- oder Armen -Gassen haften. §. 24. schreibt vor, dass der Handverkauf nach den fallenden oder laufenden Preisen der letzten Leipziger Messe statt finden soll. Der Handverkauf ist ein kaufmännisches Geschäft. Wer aber schreibt dem Kaufmanne Preise vor? doch nur Concurrenz und seine eigene Klugheit. Die Apothekenrevisionen der Phj^siker halte ich für vollkom- men unnütz, weil derselbe weder genügsame Kenntniss in der Waarenkunde, noch in der Chemie haben kann, um über Echtheit und Güte ein vollgültiges Urtheil zu haben. Man soll aber Nie- mand eine Pflicht auflegen, der er nicht im vollen Maasse genü- gen kann. Wenn der Sehlusssatz in §. 27. anordnet, dass diejenigen Apo- theker, welche bisher nach der sächsischen Pharmakopoe dispen- sirten, noch bis zum 1. April 1860 die Vorrälhe anwenden dürfen, so kann sich das nur auf einige wenige in der Bereitung abweichende Präparate beziehen. III. Verordnung der Handapothehen der Landärzte. Die zum Selbstdispensiren Befugten dürfen ihre Arzneistoff'e nur aus inlän- dischen Apotheken beziehen, sie müssen ein Defectenverzeichniss führen, mit Nachweis der Bezugsquelle, ferner ein Recept - Journal mit Bemerkung des Preises. In dringenden Fällen dürfen sie auch nach Recepten anderer Aerzte Arzneien anfertigen. Handverkauf dürfen sie nicht treiben. Eine jährliche Revision soll der Physicus halten. Ein Verzeichniss weist nach, welche Arzneistoffe und Mittel die Landärzte führen sollen, auch die Mengen derselben. Melve majales finden sich auch darunter ! IV. Verordnung den Droguen- und Giftverkauf betreffend. Mate- rial- und Specereihändler, so wie jedem Andern ist der Verkauf aller Arzneistoffe, die sich bloss zum medicinischen Gebrauche eignen, auch wenn sie bloss als ausserliche oder als Noth- und Thierarzneimittel verwendet werden, gänzlich untersagt. Ausnah- men können nur in Folge besonderer Regierungserlaubniss statt finden. Eine solche sollte wenigstens nicht ohne vorgängige Prü- fung gegeben werden, zu Gunsten der Apotheker aber besser un- terbleiben. Vereinszeitung. 227 Wenn §. 2. vorschreibt, dass alle einfachen Arznei waaren, welche ausser zum mediciiiischen Gebrauche auch noch zum Hausbedarfe oder als Leckerei- und Luxusgegenstände, oder bei den Gewerken der Bäcker, Fleischer, Schmiede, Klempner, Brauer, Conditoren, ParfumeurCy Drucker, Färber, Essig- und Liqueurfabrikanten u. s. w. zur Anwendung kommen, von den Materialisten geführt und ver- kauft werden. Diese Fassung ist sehr allgemein und würde zweckmässig durch ein Verzeichniss geregelt sein. Wenn es §. 3. heisst, dass der Kaufmann die Ueberzeugung haben müsse, dass die zu kaufende Waare nicht als Arznei, son- dern wirklich zu anderen Zwecken gebraucht werden solle, so heisst das eine Voraussetzung hinstellen, welche selten zutreffen wird: denn dem Kaufmanne kann man keine sänitätspolizeili- chen Kenntnisse, kein Urtheil über die Wirksamkeit einer Arz- neisubstanz zumuthen, er wird verkaufen, was er kann und sich um Weiteres nicht kümmern. Aber Sache der Sanitäts- polizei ist es, Nachtheile möglichst im Voraus zu verhüten, des- halb sollen alle die Dinge ausgeschlossen sein vom unbedingten Verkaufe, die schädliche Wirkungen haben können. Diese gehören nur in die Apotheke, wo sie von Sachkundigen verwaltet werden. §. 8. verordnet, dass der Physicus über die Güte der Waaren wachen solle. Eine Anordnung, welche Kenntnisse voraussetzt, die man selten antreffen wird. Ein Verzeichniss enthält die Gegenstände, welche die Kauf- leute neben den Apothekern führen dürfen. Darunter finden sich Salzsäure, Grünspan, roher Spiessglanz, Scheidewasser, natürliche und künstliche Mineralwässer, Wacholderbeei-en, Lorbeeren, Kreuz- beeren, Borax, Kampfer, Cardamomen, Nelken, Cassia, Chlorkalk, Pottasche, Cochenille, Hausenblase, geraspeltes Hirschhorn, Ros- marin, römische Kamillen, Lavendelblumen, Kornblumen, Mohn- blumen. Pomeranzen, Kermeskörner, arabisches Gummi, Benzoe, Mastix, Sandarak, Storax, Traganth, Beifuss, Isop, Melisse, Krause- münze, Pfeffermünze, Dosten, Salbei, Ehrenpreis, Goldrxithe, Quas- sia, Manna, alle feinen ätherischen Oele, Weihrauch, Mineralwas- serpastillen, spanischer Pfeffer, Brausepulver, Alkannawurzel, Kletten, Engelwurzel. Calnius, Galganth, Veilchenwurzel, Süssholz, Salep, Seifenwurzel, Schwarzwurzel, Pfeffermünzkuchen, Sternanis, Stech- körner, Coriander, Mutterkümmel, Quittenkerne, Fenchel, Leinsamen, Bärlapp, Vanille, Wallrath, Seifengeist, Weinstein. Diese Artikel, welche fast nur zum Arzneigebrauch dienen, sollten billig dem Apotheker überlassen bleiben, zumal die Kaufleute selten im Stande sind, die Echtheit zu prüfen. L'^nter den Artikeln, deren Verkauf den Kaufleuten nicht unter einem halben Pfunde gestattet ist, finden sich: Aloe, gebrannter Alaun, Doppelsalz, rother und weisser Arsenik, Operment, Copaiv- balsam. Perubalsam, Mohnköpfe, Fliegenstein, Collodium, Angustura- rinde, Cascarillrinde, C'remor f.arf.ari, Kamillen, Fliedern, Schwefel- blüthen, Zinkblumen, Granatill, Kirschlorbeer, Euphorbium, Gna- denkraut, .Mineralkermes, Sassafras, Quecksilboroxyde, selbstSublimat, Meerzwiebel, Sauerkleesalz, Bittersalz, Glaubersalz, Salmiakgeist, gefülltCK? Scheidewasser (was soll das heissen „gefülltes"?), Gold- schwefel, Tamarinden, salzsaure Chromerde, wohl Chlorbaryum? weissen und blauen Vitriol. K» ist gewi.s8 nicht vereinbar mit guten sanitätspolizeilichen Maassregein, wenn alle die hier genannten Artikel von den Kauf- 228 Vereinszeitung. leuten geführt und von einem halben Pfunde an an Jedermann verkauft werden dürfen. Ihr Kleinverkauf gehört nur in die Apotheke. Unter denjenigen Artikeln, welche den Kaufleuten nicht unter drei Loth zu verkaufen gestattet ist, stehen: Salzsäure, Scheide- wasser, Antimonbutter, spanische Fliegen, Gummigutt, Brechnuss, Cajaputöl, Nelkenöl, Zimmtöl, Pomeranzenschalenöl, Citronenöl, Fenchelöl, Muscatnussöl, Pfeffermünz- und Krausemünzöl, Vitriol- Öl, Phosphor, Bernsteinsalz. Man muss erstaunen, wenn diese Dinge, deren Verkauf ander- wärts dem Apotheker nur gegen Eecepte oder Giftscheine gestattet ist, dort über drei Loth frei verkauft werden dürfen. Hier kann Vorsicht und Umsicht nicht streng genug sein, diese wird aber hier ganz ausser Augen gelassen und man muss um des allgemei- nen Besten willen wünschen, dass diese Verordnung auf ein rich- tiges Maass zurückgeführt werde, sie vertritt gegen gute polizeiliche Ordnung. Wenn aber in dieser Colonne die Rede ist von OL aeihereum Vitrioli, so zeugt das von einer Unkunde, deren man in keiner gesetzlichen Vorschrift begegnen sollte, wie denn auch die Aus- drücke Sal Succini, Butyi'um Antimonü, Acidum salis, Aqua fortis, Spathum ponderoswm, Terra ponderosa salita, Sjiiritus Vitrioli, Mercurius in allen Formen, Vitriolen, Martis, keine wissenschaft- liche Bezeichnungen mehr sind, und wo sie noch gebraucht wer- den, auf Nichtfortschritt deuten. In einer vierten Tabelle sind die giftigen Farbwaaren bezeich- net. Darunter steht auch Ultramarin, welches sicher nicht eigent- lich giftig ist, es besteht aus Thonerde, Eisen, Schwefel. V. Gehüllrentaxe für Aerzte und Wundärzte liegt ausserhalb unserer Beurtheilung. VI. Gebührentaxe für Aerzte, Wundärzte, Pharmaceuten und Hebammen bei gerichtlich -medicinischen und medicinalpolizeilichen Verrichtungen. Eeagentien und Chemikalien nur nach der Preis- liste chemischer Fabriken zu berechnen, würde den gerichtlichen Chemiker in Nachtheil bringen, denn er hat ausserdem Forto, Fracht, Capitalzinsen. Die chemische Untersuchung von vergifteten menschlichen Körpern kann man mit 2 bis 5 Thalern, namentlich wenn mehr- tägige Arbeiten nöthig werden, nicht abfertigen wollen. Richtiger ist es pro Tag 5 Gulden bis 3 Thaler zu gewähren, eine Forde- rung, dip auch sehr billig ist, wenn man die oft sehr lästigen Um- stände bei solcher Arbeit bedenkt. Gewiss ist es der Fürstlich Reussischen Regierung Absicht gewesen, durch diese neue Medicinalordnung der allgemeinen Wohl- fahrt zvl dienen, und viele nützliche Bestimmungen lassen sich nicht verkennen. In pharmaceutischen und chemischen Dingen ergiebt sich aber bei mehreren der betreffenden Feststellungen der Man- gel an gründlicher Sachkenntniss, wodurch die gesetzliche Verord- nung mit Mängeln behaftet ist, welche wir um des Zweckes willen gern vermieden sehen möchten. Offenbar ist aber die Stellung des Apothekers dort nicht richtig erkannt, sonst würde die Bestimmung über den Lehrantritt, die Unterstellung unter alle Aerzte, die un- gehörige allgemeine Rabattirung von 10 Proc. weggeblieben sein. Zum Besten des Ganzeii müssen wir eine Beherzigung dieser unserer Bemei'kungen wünschen, welche Ausflüsse langjähriger praktischer Erfahrung und entfernt von aller ungebührlichen Anmaassung sind. Bernburg, im December 1859. Vereinszeitung. 229 Berlin, den 31. December 1859. — Die vielfach angepriesene neue Heilmethode des ,,Baiunscheidtisrnus" hat Veranlassung zur Erhebung einer Anklage gegeben, welche kürzlich vor dem Königl. Ober-Tribunal in letzter Instanz verhandelt wurde. Der Mechani- ker Carl Baumscheidt, bei Bonn wohnhaft, bezeichnet sich als Erfinder einer neuen Kurmethode, die wesentlich bestehen soll in Erweckuug des Hautreizes mittelst Anwendung eines von ihm er- fundenen Instrumentes, dem er den Namen „Lebenswecker" gege- ben hat, und in der nachfolgenden Einreibung der durch den .Lebenswecker" gereinigten Hautstellen mit einem von ihm präpa- rirten Oel, welches er Oleum Baumscheidtii genannt hat. In einem im Verlage von J. Wittmanu in Bonn erschienenen Buche unter dem Titel: ,,Der Baumscheidtismus vom Erfinder dieser neuen Heilmethode C. Baumscheidt", 1858, 6. Auflage (Preis IThlr. 20Sgr.) geschieht Seite 32 u. tF. des vorgtHlachteu Oleum Baumscheidtii be- sondere Erwähnung; zwischen dem Titelblatt und dem vorgedruck- ten Portrait des Verfassers, befindet sich ein gedruckter Zettel des Inhalts: „Das Baumscheidt'sche Instrument „der Lebenswecker" nebst 1 Flacon Oel ist ebenfalls durch die Verlagsbuchhandlung von J. Wittmann in Bonn zu 4 Thlr. baar zu beziehen." Die An- kündigung dieses Oleums in dem genannten Buche, wie auch der stattgehabte Verkauf des Oeles als eines Geheimmittels, bildeten den Gegenstand der gegen Baumscheidt erhobenen Anklage, in Folge deren das Zuchtpolizeigericht zu Bonn denselben zu einer Geldbusse von 10 Thlr. event. eine Woche Gefängniss verurtheilte. Auf die Appellation des Angeklagteti hat die coi-rectionelle Appel- lationskammer des Landgerichts zu Bonn erwogen, dass der An- geklagte das Oleum Baumscheidtii als ein Mittel darstellt, welches in Verbindung mit dem mechanischen Instrumente, dem „Lebens- wecker", verschiedene Krankheiten und Gebrechen heilen und wirk- lich bei vielen Krankheiten mit Erfolg angewendet worden sein soll. Das Oel sei somit unzweifelhaft als ein Heilmittel angeprie- sen. Dasselbe müsse aber auch als ein Geheimmittel betrachtet werden, weil es als ein besonderes Präparat mit eigenthümlichen Wirkungen dargestellt wird, dessen Bestandtheile verschwiegen sind. Die Anpreisung eines Geheimmittels in einem Buche, welches in einer öffentlichen Buchhandlung Jedem feilgeboten wird, sei offen- bar eine Anzeige (Annonce) wie sie das Gesetz voraussetze, indem es keinen Unterschied machen könne, ob die Anzeige für sich allein oder in einem Buche öffentlich erfolgt ist, da die Absicht des Angeklagten offenbar nicht dahin gegannen ist, eine wissen- schaftliche Belehrung des Publicums eintreten zu lassen, sondern das von ihm erfundene Präparat dem Publicum zu empfehlen. Die Absicht des Gesetzes gehe dahin, den leichtgläubigen Theil des Publicums vor Schaden und betrügliclier Ausbeutung zu bewahren. Dieser Fall liege hier namentlich vor, da bei den giftigen Bestand- tbeilcn des Oleums ein falscher Gebrauch sehr leicht denkbar sei und der An','eklagte das Oel, dessen wahrer Werth von Sachver- ständigen auf 3 Sgr. 6 Pf. angegeben ist, zu 1 Thlr. verkauft habe. Es wurde deshalb das erste Erkenntniss bestätigt. In der vom Angeklagten gegen dieses Erk(;nntniss eingelegten Nichtigkeits- beschwerde, wurde Verletzung des Gesetzes behauptet, weil der Richter das Vorhandensein einer Anzeige (Annonce) angenommen. Die Anzeige in einem umfangreichen Buche, welches der Leser thener kaufen müsse, sei keine Annonce und ein Buch über ein Gelieimmittel zu schreiben sei durcli kein Gesetz verboten. Gleich- 230 Vereinszeitung. falls sei auch die Hinterlegung eines solchen Mittels in einem öffentlichen Laden zum Debit nirgends mit Strafe bedroht. Beson- ders aber behauptet die Nichtigkeitsbeschwerde eine Verletzung des Gesetzes, weil das Oleum als ein Geheimmittel betrachtet wor- den. Geheimmittel seien, so wurde ausgeführt, laut Beeret vom 18. August 1810 nur solche Mittel, deren Bestandtheile nur dem Erfinder bekannt seien. Im vorliegenden Falle sei das Gegentheil nachgewiesen, denn nach der chemischen Untersuchung bestehe das Oleum nur aus einer Mischung von Olivenöl und Crotonöl und auch die Bereitungsart sei nicht unbekannt. Der Angeklagte be- antragte seine Freisprechung. Das Königl. Ober-Ti-ibunal hat die Nichtigkeitsbeschwerde zurückgewiesen. Die Gründe lauten: in Erwägung, dass der Apellrichter die Anpreisung eines Geheim- mittels in einem Buche, welches in einer öffentlichen Buchhand- lung feilgeboten wird, für eine Anzeige oder Annonce erachtet, da es nach seiner Ansicht keinen Unterschied machen kann, ob die Anzeige für sich allein oder in Verbindung mit anderen Schriften in einem Buche öffentlich erfolgt sei, dass indessen von einer Wür- digung dieser vom Angeklagten bestrittenen Rechtsauffassung ganz abgesehen werden könne, weil der Apellrichter für seine Subsum- tion der in Frage stehenden Anzeige eines Geheimmittels unter den gesetzlichen Begriff einer solchen Anzeige auch den factischen Umstand in Erwägung ziehe und diese Subsumtion durch den Um- stand mitbegründe, dass in derselben Buchhandlung, worin das Buch zum Kauf dargeboten wurde, auch das in Rede stehende Mittel, das sogenannte Oleum Baumscheidtii von dem Angeklagten in Debit gegeben worden und nach der jedem Buche besonders beigedruckten Anzeige für 4 Thlr. incl. des Lebensweckers zu er- stehen war, hierbei aber, wie ferner festgestellt ist, die Absicht des Angeklagten nicht dahin ging, eine wissenschaftliche Abhand- lung und Belehrung über das neue Heilmittel zu liefern, sondern das Präparat dem Publicum zu empfehlen und abzusetzen, dass in dieser Feststellung eine Verletzung des Gesetzes nicht zu finden sei. Wenn der Art. 36. des Gesetzes vom 20. Germinal XL das in seinem Eingang ausgesprochene Verbot des Debits und der öffent- lichen Austheilung von Droguen und medicinischen Präparaten auf den Vei'kauf von Geheimmitteln wörtlich, allerdings nicht aus- dehne, sondern so weit es diese letztere insbesondere betrifft, aus- drücklich nur deren Annonce verbietet, so sei in diesem Verbot nicht bloss die Anzeige, sondern auch der Verkauf von Geheim- mitteln mit enthalten. Der gesetzliche Begi-iff eines Geheimmittels bestehe nicht darin, dass dasselbe in seiner Wesenheit, Zusammen- setzung oder Bereitung in dem Maasse ein ausschliessliches Eigen- th.um des Ei-finders sein und bleiben müsse, um selbst durch eine wissenschaftliche Untersuchung nie des Geheimnisses entkleidet werden zu können, sondern darin, dass dabei die betreffenden an- geblich heilsamen Substanzen oder die Verbindung und Mischung derselben Seitens des Erfinders oder Verkäufers zum Zwecke des grösseren Anreizes oder der Täuschung der Hülfesuchenden absicht- lich verschwiegen wird. Vereinszeitung. 231 3. Zur ^lediciü; Toxikologie und Pharmakologie. Phosphor - Streichhölzchen. Ueber die Frage der Gefährlichkeit von Brandwunden, die durch Phosphor -Streichhölzchen entstanden, sprach sich Geheimer Medicinalrath Prof. Mayer in der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn u. a. dahin aus: „Mehrere Zeitungsblätter und selbst mediciuische Journale haben in neuester Zeit von Fällen berichtet, in welchen nach Verwundung durch ein brennendes Phosphor- Streichhölzchen ein tödtlicher Ausgang der Verletzung erfolgt sei. Es erscheinen zwar diese Berichte an und für sich unwahrscheinlich und übertrieben, wenn man in Erwägung zog. dass solche Fälle von Brandwunden durch Phosphor -Streich- hölzchen wohl bei dem allgemeinen, so unvorsichtigen Gebrauche öfters vorgekommen sein müssten; dass auch Aerzte solche Ver- brennungen in ihrer Praxis beobachtet und keine weiteren Folgen daraus entspringen sahen; dass man ohne Nachtheil oder ohne solchen tödtlichen ElFect den Phosphor als Moxa auf alten Ge- schwüren abzubrennen, und ebenso in Lähmungen der Glieder ver- ordnet hat, dass ferner die Quantität des Phosphors in einem Knöpf- chen des Zündhölzchens zu gering sei (Herr College B ö ck e r berechnete sie auf 1/25 bis 1/250 Gran bei verschiedenen Fabrikaten), als dass eine schädliche AVirkuug davon zu fürchten wäre, da ja innerliche Gaben von 1/4 bis 1/2 Gran Phosphor ohne Nachtheil verordnet werden. Dessen ungeachtet hielt ich es für geboten, die Wahrheit der oben erwähnten Berichte zuerst festzustellen, ehe ich mir ein absprechendes Urtheil in der Sache erlaubte. Der erste bedenkliche Fall betraf den Herrn Dr. Cause in Gemingen bei Bingen, bei welchem in Folge solcher Brandwunde durch ein Phosphor- Streichhölzchen die Amputation des Fingers und bald darauf die des Armes vorgenommen wurde und dennoch tödtlicher Ausgang erfolgt sein sollte. Da dieser Bericht aber später als falsche Nachricht erklärt wurde, so glaubte ich Herrn Dr. Caus^ noch nicht im Schattenreiche, sondern unter den Lebendigen ver- muthen zu dürfen, und bat ihn brieflich um Auskunft über die Sache. Herr Dr. Cause hatte die collegialische Freundlichkeit, mir sogleich zu schreiben, dass an der Geschichte nichts sei und er mit Wohlbehagen seine vollkommene Gesundheit mir melden könne. In Betrefi' des zweiten, mit mehr Wahrscheinlichkeit er- zählten Falles von Königsberg erwarte ich officielle Mittheilung. Es waren aber doch directe Beweise vonnöthen, welche die Gefähr- lichkeit solcher Phosphor -Brandwunden entweder bestätigen oder widerlegten, und ich habe deshalb sogleich, als die Zeitungsnach- richt über den Fall von Herrn Dr. Caus^ erschien. Versuche mit Abbrennen von Kuöpfchen der Phosphor -Zündhölzchen auf der Haut von Tliieren angestellt. Bei kleinen und schwachen Thieren hatte das Abbrennen von einem bis zwei solcher Hölzchen auf der Haut keine erheblichen Folgen. Nach Abbrennen von zehn bis zwölf derselben auf der Haut eines erwachsenen Kaninchens war dasselbe zwar etwas afficirt, frass aber, war den ganzen Tag ganz wohl und blieb es bis zum elften Tage, wo es zu einem anderen Experimente verwandt wurde. Ich selbst hatte mich zufällig bei einem Experimente am Finger verbrannt, ohne irgend eine Folge zu verspüren. Es dürfte sich also aus diesen Versuclien ergeben, 232 Vereinszeitung, dass Brandwunden auch beim Mensehen von einem Phosphor- Zündhölzchen ohne besondere nachtheilige Folgen ertragen werden, dass die Furcht vor solchen Brandwunden ganz ungegründet und nur dann aus solchen Wunden etwa gefährliche Symptome entste- hen könnten, wenn sich eine krankhafte Disposition zeitweise im Körper vorfindet, in welchem Falle man aber auch nach anderen Verwundungen, selbst nach einfachen Schnittwunden, Anschwellun- gen des verwundeten Gliedes, typhöses Fieber und den Tod hat folgen sehen." Jodtinctur, Haltbarkeit derselben am Licht und in der Wärme f von Commaille. Eine Reihe von gut gewählten und ausgeführten Versuchen führte zu den folgenden Resultaten. Immer entsteht Jodwasser- stofFsäure rascher und reichlicher im Licht als im Dunkeln. Der Einfluss der Farbe des Glases ist nicht genau ermittelt. Erhitzt man ganz frische Jodtinctur bis 40'' C. ungefähr 8 Stunden lang, so erzeugt sich, wenigstens im Dunkeln, keine JodwasserstofPsäure. Die Bildung dieser letzteren Säure geschieht auf Kosten des Alko- hols. In Jodwasser entsteht keine Jodwasserstoffsäure, und Jod- säure bildet sich weder in der Jodtinctur noch im Jodwasser. Der in Freiheit gesetzte Sauerstoff muss sich also wohl mit Kohlenstoff verbinden. Die Zersetzung der Jodtinctur geht überhaupt langsam vor sich und kann durch Aufbewahrung derselben in undurch- sichtigen Gläsern noch sehr vermindert werden. Die Bildung der Jodwasserstoffsäure beginnt erst nach einigen Tagen, und nimmt selbst nach 6 Monaten erst etwa 1/3 des Jods in Anspruch, wenn die Tinctur im zerstreuten Lichte steht. Zu seinen Versuchen hat Commaille der Tinctur durch Schütteln mit in kaltem Wasser angerührten Stärkmehl das freie Jod entzogen und im Filtrat die Jodwasserstoffsäure mit Silber- lösung bestimmt. Sonderbarer Weise gedenkt er mit keiner Silbe desjenigen Theiles Jod, der in organische Verbindung eingeht und also durch Silberlösung nicht angezeigt wird (Jodäthyl). {Journ. de Pharm, et de Chim. — Schweiz. Zeitschr. für Pharm. 1859. S.267.) Bkb. Darstellung des Jodnatriums nach GripeJcoven. 12 Theile Jod, 3 Th. gepulvertes Eisen und 32 Th. destillirtes Wasser werden zusammen erhitzt. Sobald sich das Jod gelöst hat und die Flüssigkeit farblos geworden ist, mischt man, ohne das ungelöste Eisen abzufiltriren, eine Lösung von 6 Th. Jod in 12 Th. Aetznatronlauge von 370 B. hinzu. Man rührt gut um, wartet, bis die Entwickelung der Kohlensäure vorüber ist, welche immer noch in kleinen Mengen in der Aetzlauge sich findet und fügt nun in kleinen Portionen 9 Th. derselben Natronlauge zu. Das gefällte Eisenoxydhydrat wird abfiltrirt und aus dem Filtrate die noch vor- handene kleine Menge Eisenoxyd durch kleine Quantitäten von kohlensaurem Natron gefällt. Sobald die Flüssigkeit eine deutlich alkalische Reaction angenommen hat, filtrirt man und dampft zur Trockne ab. Den Rückstand löst man in seinem gleichen Gewichte Wasser auf, filtrirt und lässt zum Krystallisiren verdunsten. Bei dieser Methode entzieht das gebildete Eisenoxydul dem jodsauren Natron mit grösster Leichtigkeit den Sauerstoff und ver- wandelt es in Jodnatrium. Man umgeht so die Glühung. Vereinszeitung. 233 Eine ähnliche Darstellung des Jodkaliums gab Gripekoven im Journal de medecine de Bruxelles, Kovembre 1865. pag. 365. (Bull, de la Soc. de Phai^m. de Brux. 3. An7i. No. 6. pag. 123.) Dr. H. Ludwig. Bereitung von Jodidum arsenicosum. Diese Verbindung ist in der Heilkunde eingeführt und sofern dieselbe dadurch erhalten ist, dass man Arsenik mit Jod erhitzte, kann dieselbe bei unregelmässiger Einwirkung der Wärme entweder mehr Arsenik oder mehr Jod enthalten und daher ganz verschie- dene medicinische Wirkungen hervorbringen. Nach einer Vorschrift von N i ck 1 e s erhält man diese Verbin- dung in krystallisirtem Zustande und ist also gut zu bestimmen. Man bringt in einen mit langem Halse versehenen Kolben das Jod im Üeberschusse des Arseniks in Pulvei-form und erwärmt die Mi- schung über oflFenem Feuer. Die Verbindung erfolgt allmälig und ohne Gefahr. Sobald die violetten Dämpfe verschwunden sind, setzt man ein wenig SchwefelkohlenstoflF hinzu und erwärmt, um das gebildete Jodidum arsenicosum aufzulösen, worauf die Lösung filtrirt und der Kolben noch mit wenig Schwefelkohlenstoff nach- gespült und aufs Neue Jod hineingebracht wird, womit man so lange fortfährt, bis aller Arsenik verschwunden ist. Hat man zuviel Schwefelkohlenstoff zugesetzt, so kann man denselben wieder durch Destillation absondern, während der Rück- stand sich überlassen, rothe Krystalle absetzt. Sofern die Flüssig- keit etwas Jod in Ueberschuss enthalten sollte, so sind die Krystalle braun gefärbt. Es ist dann uöthig, dieselben mit etwas Arsenik- pulver zu kochen. Dieses geschieht am bequemsten, indem man den Kolben in Wasser, welches eine Temperatur von 50** C. hat, eintaucht. Mit der Auflösung in Schwefelkohlenstoff muss man der grossen Entzündbarkeit wegen sehr vorsichtig zu Werke gehen. Uebrigens wird das Jodidum arsenicosum mit einem Ueberschuss von Jod mit der Zeit von selbst entfärbt, denn da das Jod flüchtig ist, entweicht es langsam. Es ist also hinreichend, die schwarzen oder braunen Krystalle einige Zeit der Luft auszusetzen, wodurch sie binnen kurzer Zeit eine rothe Farbe annehmen. Das Jodidum arsenicosum ist auflöslich in Wasser, die Auf- lösung ist sauer und zerlegt die kohlensauren Alkalien. Wenn man die Auflösung sich selber überlässt, bedeckt sich die Oberfläche mit einem weissen Häutchen, welches aus perlmutterartigen Schup- pen besteht und welches die jodarsenige Säure ist, welche unlängst von Wallace beschrieben ist. Die Formel AsJ3 -\- 11 As 03, welche dieser Chemiker derselben giebt, passt nicht auf alle Por- tionen Säure, welche sich absetzen, da dieselben oft mehr, oft weniger Jod enthalten. Die Reaction auf Lackmuspapiei', welche die wässerige Auf- lösung dieser Verbindung zeigt, beweist nicht, dass sie eine Säure ist. Im Contacte mit Wasser wird sie nämlich zerlegt in Acidum arnenicosiim und Acid. hydriodieum. Nur diese beiden Säuren theilen an die wassei-freie Auflösung die saure Eigenschaft mit. Das Jodidum arsenicosum kann also nicht unter Hülfe von Wasser bereitet werden, da das Product hauptsächlich aus Acid. jodarsenicosum besteht. Um dieses Oxyjodür zu bereiten, kann man auch auf folgende Weise verfahren. Man bringt in einen Kolben, worin sich Wasser Arch, d. Pharm. CLL Bda. 2. Hft. 17 234 Vereinszeitung. befindet, eine gewisse Menge Arsenikpulver, darauf Jod und schüt- telt alsdann tüchtig um. Die Flüssigkeit wird zuerst rothbraun, dann gelb, worauf man aufs Neue Jod zusetzt, umschüttelt und eiu wenig erwärmt, um die Keaction zu erleichtern. Hiermit fährt man so lange fort, bis die Farbe braun bleibt. Nach dem Abküh- len sondert sich in Gestalt von perlmutterartigen Schuppen die jod- arsenige Säure ab. Will man gleich die Auflösung von dem abgesonderten Arse- nik trennen, so kann man ihr die Eigenschaft, aufs Neue eine Quantität Jod aufzunehmen, geben, wenn man ein wenig Wasser zusetzt. In demselben Augenblicke wird die Flüssigkeit entfärbt, wenn man sie mit Arsenik schüttelt und wird also mit einer neuen Quantität Acidum jodarsenicosum gesättigt. Wie erwähnt, sondert sich diese Verbindung plötzlich beim Abkühlen ab. So wie diese Absonderung fortfährt, wird die Mut- terlauge mehr und mehr gefärbt und bedeckt sich zum Schlüsse mit einer rothen Krystallhaut, zusammengesetzt aus einem Oxy- jodidum arsenicosuin, welches reicher an Jodid ist, als dasjenige, welches zuerst krystallisirte. Die wässerige Auflösung dieser Verbindungen färbt immer das Amylonpapier blau, eine Folge der Reduction von Äcid. hydriodi- cum. Sie brauset mit kohlensauren Alkalien und wird vollkommen entfärbt nach Bildung eines Jodids und einer Arsenikverbindung. Die Schlussfolgerungen nun sind, dass das Jodidum arsenico- sum sehr leicht und vortheilhaft auf nassem Wege bereitet werden kann und dass es unter diesen Bedingungen Krystalle bildet, die nach der Formel J^As zusammengesetzt sind; dass ferner dieses Jodid in Wasser aufgelöst wird unter Zer- legung und Bildung von Acid. arsenicosiim und Äcid. hydriodicum \ dass endlich die Auflösung sich selbst überlassen Oxyjodide absondert, bestehend aus mehr oder weniger grossen Mengen Acid. arsenicosum und Jodidum arsenicosum. {Bidl. gen. de Therap. 1859.) Dr. Joh. Müller. Essentia antirlieumatica, von Le Behot. Die Le Behot 'sehe Essenz ist in Frankreich mit vielem Er- folge gegen Gicht und Rheuma angewendet: Eec. Tinct. guajac. Unciam dimidiam Vini Colchici sem. Drachmas duas Kalii jodati Grana tria Natri bicarbonici Grana quinque. M. {Pharm. Centralhalle. 1859. No. 18.) B. Pulvis antisepticus. Demeaux'' und Corneas Wundenpulver. ßec. Picis liquidae e lithanthrace q. v. Gypsi subtilissime pulverati q. s. M. F. Pulvis. Dieses Pulver hat in der medicinischen W^elt Frankreichs ein grosses Aufsehen gemacht. Auf faulige stinkende Wunden jeder Art gebracht, macht es den Geruch derselben sogleich verschwin- den. Diese Mischung aus Steinkohlentheer und Gyps wird für den Vereinszeitung. 235 Gebrauch durch Zerreiben und Mischen mit Provenceröl zu einem weichen Teige oder einer Salbe gemacht und auf die Wunde ge- legt. Sie mindert bald die Schmerzen, macht die Wunde geruch- los und betordert die Vernarbung. Dieses Pulver zur Salbe gemacht möchte auch ein vortreö'liches Mittel bei Salzfluss sein. {Pharm. Ceiüralhalle. 1859. No. 18.) B. Emplastrum vesiator. anglicum; nach Emil Thiriaux, Apotheker in Brüssel. Man nimmt 30 Grm. Canthariden, 8 Grm. Schweinefett, 8 Grm. Hammeltalg, 18 Grm. weisses Pech, 22 Grm. gelbes Wachs, 4 Grm. Kampfer und 20 Grm. Aether. Die Canthariden werden, ohne sie weiter vorher zu trocknen, zerstossen, das feine Pulver wird durch ein Seidensieb geschlagen, bis man davon 10 Grm. erhalten hat, die man in einer verschliess- baren Flasche mit den 20 Grm. Aether übergiesst. Das zurückbleibende grobe Cantharidenpulver bringt man in eine Pfanne zu dem Fett und Talg mit einer hinreichenden Menge Wasser, erhitzt bei gelinder Wärme unter Umrühren eine Stunde lang, oder bis alles Wasser verdunstet ist, lässt erkalten und trennt die geschmolzene Fett- Talgmasse mittelst eines Spatels von dem ausgezogenen groben Cantharidenpulver, welches jetzt weg- geworfen wird. Die kleine Menge Fett und Talg, welche in dem groben Cantharidenpulver hängen geblieben ist (etwa 6 Proc. der vorgeschriebenen Menge) ersetzt man durch frisches Fett. Jetzt schmilzt man die Fettmasse wieder, aber ohne Wasserzusatz, bringt die geschmolzene Masse zu dem in einer zweiten Pfanne schon zum Schmelzen gebrachten Wachs und weissen Pech und fügt jetzt bei der Temperatur des Wasserbades (vom Feuer fern) den ätherischen Auszug des feinen Cantharidenpulvers sammt diesem letzteren hinzu und giesst nach gehörigem Durchrühren und nach Verdunstung des Aethers die Flüssigkeit durch ein enges wollenes Colatorium. Sobald die Masse halb erkaltet ist, wird der fein ge- riebene Kampfer zugefügt. Dieses Pflaster hat eine weiche Con- sistenz, hat nach 5 bis 6 Stunden bei dem Kranken seine Wirkung geäussert und kann schmerzlos entfernt werden. Um es klebend zu machen, breitet man dasselbe über gewöhnlichem Sparadrap aus und benutzt auf bekannte Weise zur Erlangung einer gleichmässi- gen Form und Grösse einen Ausschnitt in Papier, den man wäh- rend des Streichens auf das Sparadrap legt und dann wieder ent- fernt. (Tiull. de la Soe. de Pharm, de Brux. S.Ann. No.7. 1859. pag. 170 — 173.) Dr. H. Ludwig. Verfälschung des natürlichen Kampfers dui'ch künstlichen. Es ist neuerdings der Kampfer durch künstlichen Kampfer, der durch Einwirkung der Chlorwasserstofif'säure auf Terpentinöl erhalten wird, verfälscht vorgekommen. Nach Apotheker Dumont in lioussu lässt sich ein solcher IJetrug leicht durch Ammoniak entdecken. Aetzammoniakflüssig- keit bringt nämlich in der weingeistigen Lösung des echten Kam- pfers einen geringen Niederschhig hervor, der sich durch Schütteln wieder löst, wogegen dieselbe in einer ebensolchen Lösung, die küufitlichen Kampfer enthält, erneu flockigen, durch Schütteln nicht 17* 236 Vereinszeitung. wieder löslichen Niederschlag erzeugt, der mit der Menge des zu- gesetzten künstlichen Kampfers in Verhältniss steht. Der künstliche Kampfer ist ausserden weicher, hat kein kry- stallinisches Ansehn, besitzt keinen zerreiblichen und körnigen Bruch, und riecht weniger stark und durchdringend. [Journ. de Pharm. dAnvers. Aoüt 1859. pag. 385 etc.) Hendess. Anis des Handels, mit Schierlingssamen verunreinigt. Herr Apotheker Haaxmann in Rotterdam macht auf eine gefährliche Beimengung zu den Anis des Handels (Früchtchen von Pimpinella Anisum) aufmerksam, nämlich von Schierlingssamen (Conium maci^latum), der sich bisweilen zu 20 Proc. darin findet. Zahlreiche schwere Erkrankungsfälle in Folge der Benutzung solchen Anises sind in Rotterdam vorgekommen, wo ganze Familien dar- unter fürchterlich zu leiden hatten. Es stellte sich dabei heraus, dass dieser Anis direct von London an ein bedeutendes Handels- haus in Rotterdam abgesendet und durch letzteres durch ganz Holland verbreitet worden war. Zu Amsterdam, im Haag und in mehreren anderen Städten Hollands wiederholten sich diese Vei'- giftungsfälle. Die Früchtchen von Conium maculatum unterscheiden sich von denen der Pimpinella Anisum dadurch, dass die Diachenen (immer getrennt und nicht mit ihren beiden Hälften verbunden, wie bei- nahe immer beim Anis) fünf deutlich vorspringende Rippen zeigen, welche gekerbt (crdneUes) sind und viel deutlicher gelblich gefärbt erscheinen, als die des Anis, dessen Früchtchen eiförmig und längs- gestreift sind, die Rippen nicht so deutlich ausgeprägt und dabei leicht weichhaarig. Ein Schnitt durch ein Anisfrüchtchen erscheint wie ein Ohr, ein solcher bei Conium maculatum besitzt Nierenform. Erhitzt man nach Co Omans die verdächtigen Samen mit Wasser, so quellen sie auf und die Schierlingssamen zeigen jetzt ihre vor- springenden crenelirten Rippen sehr deutlich. Zerreibt man dann eine Portion solcher Früchte mit Kalilauge, so entwickelt sich aus den beigemengten Schierlingssamen der charakteristische Coniin- geruch, der neben dem aromatischen Anisgeruch recht wohl erkannt werden kann. In Brüssel fand man bei genauer Nachforschung unter dem dort verkäuflichen Anis keine Schierlingsfrüchtchen. (Bull, de laSoc. de Pharm, de Brux. 3. Ann. No.2.et3. 1859. pag. 41 — 43.) Dr. H. Ludwig. Eine Verfälschung des Schierlingssamens mit den Frücht- chen von Silaus pratensis und zwar centnerweise, beobachtete J. B. Müller, Apotheker zu Lausanne. (Bull, de la Soc. de Pharm, de Brux. 3. Ann. No. 6. 1859. pag. 130.) _____ Dr. H. Ludioig. 4. Znr Technologie. Die Pressrückstände der Zuckerrühe als Futtermaterial. Die bei Anwendung von hydraulischen Pressen gewonnenen Pressrückstände oder Presslinge der Zuckerrüben bestehen aus Vereinszeitung. 237 der Rübenschale, der Holzfaser, dem Pectiii, den unlöslichen Pro- teinsubstanzen, so wie aus den Bestandtheilen desjenigen Theiles des Rübensaftes, welcher durch Pressen nicht entfernt werden konnte. 100 Theile Rüben enthalten 95 Th. Saft und 5 Th. unlös- liche Theile. Von diesen 95 Th. werden 80 Th. ansgepi-esst. wäh- rend 15 Th. von den 5 Th. der unlöslichen faserigen Stoffe auf- gesaugt zurückbleiben; diese 20 Th. machen die Presslinge aus. 100,000 Ceutner Rüben, die eine Fabrik während der Winter- canipagne verarbeitet, liefern demnach gegen 20,000 Centner solcher Presslinge. In den frischen Pressrückständen fand Boussingault 70 Proc. Wasser und 0,38 Proc. Stickstoff oder 2,39 Proteinverbin- dungen. Weitere Untersuchungen über die Presslinge hat E. Wolff in Hohenheim ausgeführt: Pressrückstände von Hohenheim. Die Rüben gepresst mit Frische 20 Proc. 14 Proc. ohne Rüben Wasser Wasser Wasser Wasser 81,56 68,01 67,92 65,94 Asche 0,89 5,47 5,74 5,28 Cellulose 1,33 6,25 6,04 6,68 Zucker 11,88 7,86 7,58 6,72 Proteinkörper 0,87 1,05 1,67 11,02 Sonstige Nährstoffe .. . 3,47 11,36 11,05 14,31. 100 Th. vorstehender Rüben lieferten 23,2 Th. Presslinge und 76,8 Th. Saft von folgender Zusammensetzung: Presslinge Saft 23,2 76,8 Wasser 15,61 65,95 Asche 1,27 ? Cellulose 1,47 — Zucker 1,72 10,17 Kohlenhydrate . . . 2,84 0,63 Protei iikörper 0,28 0,58 23,20 76^80^ W. Tod in Mähren (a) und Meitzendorf in Halberstadt (b) fanden in frischen Presslingen: a. b. Proteinstoffe 1,65 3,05 Kohlenhydrate . . . 17,51 22,18 Cellulose 4,32 6,46 Asche 3,20 2,73 Wasser 73,32 65,57 ~~iÖ0,ÖÖ 100,00.' Aus diesen Analysen folgt die für den Nahrungswerth der Rüben so wichtige Thatf^ache, dass mit dem Auspressen nicht bloss Zucker aus den Rüben entfernt wird, sondern auch zwei Drittheile öämmtiicher Proteinstoff'e. Sie werden demnach nur dann einen gehörigen Nähreffect zeigen, wenn sie mit prote'inreichen Futter- Btoffen HO gemischt werden, dass in der Mischung ein Nährstoff- verbältniss von 1 : 5 entsteht. t)ic häufig unter den Laudvvirthen verbreitete Ansicht, es könne auf den mit Rübenzuckerfabrikep versehenen Landgütern mit Hülfe der Pre-sslinge leicht eine sehr intensive Viehmast erzielt werden, ist eine ganz irrige; es ist ihnen unbekannt, welch' geringes Mastfutter die Presslinge sind und dass 238 Vereinszeitung. die Rübenzuckerwirtliscliaften einen grossen Aufwand von Oel- kuchen, Kleie und Körnerschrot zu machen haben, ehe sie ihre Ochsen mit Pressungen fett machen. Da die Pressrückstände selten in dem Verhältniss consumirt werden können, als sie producirt werden, so muss man sie zweck- mässig aufbewahren ; dies geschieht entweder im frischen Zustande, indem man die Presslinge in eingemauerte Gruben fest einstampft. Sie werden hierbei in Folge von Milchsäuregährung bald sauer, und es gehen ähnliche Veränderungen vor sich, wie in den sauren Gurken und dem Sauerkraut; was sie dabei durch den Verlust an Zucker verlieren, scheint durch vermehrte Assimilirbarkeit anderer Bestandtheile wieder ersetzt zu werden. Die gedarrten Presslinge sind als Futter zu verwerfen. Ausser zum Mastfutter hat man die Pressrückstände zur Bereitung von Branntwein und Essig, so wie neuerdings als Material zur Herstellung von Papier anzuwenden vorgeschlagen. In letzterer Hinsicht sollen sehr gute Resultate er- zielt worden sein. (B.Waqnerin Würzhurq. qem. Wochenschr. 1859. No.34.) B. Erleuchtung von den Decken aus. Ein Venetianer hat eine neue Vorrichtung erfunden, um Theater zu erleuchten. Er concentrirt das Licht über der Oeff- nung in der Decke durch parabolische Spiegel, und diese werden durch ein System von planoconcaven Linsen, einen Fuss im Durch- messer, welche die Oeffnung einnehmen, wieder nach unten reflec- tirt, und die Strahlen des Lichts, welches in dieselben parallel einfällt und auseinandergehend von ihnen ausläuft, in das Theater gebracht. Es soll wirksam und billig sein, um das ganze Theater damit zu beleuchten. Das System der ausschliesslichen Erleuchtung von oben durch Reflectoren in Verbindung mit Ventilation ist ausserordentlich stark bei Kirchen, Hallen und anderen öffent- lichen Gebäuden, in unserem Vaterlande unter dem Namen des Sonnenlichtes angewendet worden. (Deutsche Ämerik. Geivbeztg. 1868.) JB. Neue Art der Behandlung von Politur auf Holz. Nachdem man gewöhnliche Schellackpolitur auf jedem Tischler bekannte Weise aufgetragen und noch keinen Glanz gegeben hat durch fortwährendes Reiben mit dem Ballen und Spiritus, nimmt man mit Wasser verdünnte Schwefelsäure und bespritzt damit die vorpolirte Fläche, nimmt dann ein feines Putzpulver (Wiener Kalk) auf den Ballen der Hand und fängt an zu reiben. Nach kurzer Zeit wird der Glanz erscheinen. Dies Verfahren ist viel vortheil- hafter als das gebräuchliche, denn es geht rascher als dieses, auch gebraucht man nicht so viel Spiritus, und endlich erhält man einen noch höheren und namentlich dauerhaften Glanz, der nicht durch das Durchschlagen des Oels beeinträchtigt wird. {Deutsche Geiuerhe- zeitung.) B. Vereinszeitung. 239 5. Jahresbericht über Droguenhandel yon H. Lappenberg. Hamburg, den 31. December 1859. Für Ägaricus hat sich im Laufe dieses Jahres der Preis loco von 55 Mrk. auf 80 Mrk. gehoben, der Artikel bot für den Markt eigentlich gar kein Interesse dar, da die eingeführten 148 Ballen direct in die Hände der Versender kamen. Aloii Capensis hat keine nennenswerthe Fluctuation im Preise während der verflossenen 12 Monate erfahren und Prima-Qualität blieb im Werth; die jetzigen Yorräthe sind nur von beschränktem Umfang, Aufträge für Arsenikalien waren in der Regel nur auf Lieferung zu eflfectuiren, weil die Fabrikation kaum mit dem Verbrauch Schritt halten konnte; für grauen und weissen Sächsischen sind die Preise abermals theurer geworden, rother war etwas billiger käuflich. Von Arrowroot sind in diesem Jahre auf directem Wege nur einige Parthieen von geringer Beschaff'enheit zugeführt worden, welche ebenso wie die älteren Läger von derartiger Waare hier selten Absatz fanden, indirect kam dagegen genügend von schönen Qualitäten an, welche zwar nur detaillirt aber in gutem Verbrauch bleiben. Balsam. Von Balsam Copaivae wies der Markt am 1. Januar ca. 15,000 Pfd. auf, seitdem sind an Zufuhren, fast sämmtlich Ma- i-acaibo, ca. 40,000 Pfd. eingetroff'en geg«n 41,600 Pfd. in den vor- hergehenden 12 Monaten. Die Preise haben sich ungeachtet der guten Versorgung des Älarktes auf hohem Stande behauptet, da ein gut unterhaltener Absatz voi-herrschte, es zeigte sich im September sogar Mangel an dem Artikel; von den seitdem angekommenen Parthieen sind etwa noch 6000 Pfd. in zweiter Hand übrig, welche seit einigen Wochen etwas billiger abgiebt. ~- Mit Balsam Peruv. musste man sich von England aus versorgen, es wandte sich keine Zufuhr direct unserem Hafen zu, im Preise hat der Artikel etwas nachgegeben. — Bei ausbleibenden Zufuhren haben sich die alten Vorräthe von Balsam Tolu aufgeräumt und zwar nicht ohne erheb- liche Werthsteigerung. Camphor. . Der Werth dieses Artikels hat im Laufe des Jahres eine wesentliche Veränderung erfahren. Eine langsame Erhöhung des Preises von rohem Camphor, welche sich bei Beginn des Jah- res auf allen Märkten entwickelte, führte auch für rafi'inirten, der lange Zeit vernachlässigt gewesen, eine vermehrte Kauflust herbei, und nachdem im Januar einige Umsätze zum damaligen Preise von 10 Seh. gemacht worden, musste man in den folgenden Monaten für neue Ankäufe 11 Seh. und IIV2 ''^ch. bewilligen. Diesen Stand behauptete der Artikel für längere Zeit und die für den Versand vorkommenden Aufträge, welche nie grosse Quantitäten l)eansprnch- ten, wirkten nicht auf den Markt ein, ja man konnte selbst im Som- mer wieder williger ä IIV4 Seh. ankommen. — Anfang August nahm der Preis indessen eine steigende Tendenz, veranlasst einerseits durch zunehmende Bedarfsfragc und andererseits in Folge der gleichzeitig von auswärts eintreffenden Berichte für rohen Cainphor; da (J(J Säcke Ende vorigen Jahres. Von iJicidivi trafen häufig kleine Zufuhren ein, die sich jeder Zeit gut placirt haben, im Herbste bezahlte man schwimmend gern O'/j .Mrk. und scheint dieser l'reis ferner zu bedingen zu sein, wie üherliaupt dieser Artikel hier gangbarer geworden ist: es ist gegen- wärtig nur ein kleiner Vorrath von ca. 20,000 Pfd. übrig, wofür man II Mrk. verlangt. Gauen. Die Ankäufe von Chinebischen waren klein aber eben- 244 Vereinszeitung. falls blieb die Frage zum Versand so schleppend, dass bis zum Herbste keine Pöste von Belang zum Abschluss kamen und selbst dann der Export erschwert war. Der Preis ist ca. 3 Mrk. gewichen, der jetzige Lagerbestand beträgt ca. 250 Kisten. Von Japanischen, die in diesem Jahre zum ersten Male in Europa erschienen sind, kamen Probesendungen nach hier, die Qualität derselben ähnelt den Chinesischen vollständig, nur ist die Frucht etwas kleiner und noch eckiger, die Farbe und der Bruch ist gleichmässig ; man be- hauptet, dass der Tannin-Gehalt der Chinesischen bedeutender sei, doch ist dies wohl noch nicht ganz erwiesen. — Levantische Gallen wurden nur sparsam zugeführt, Bombay auf directem Wege gar nickt, und haben wir daher stets nur kleine Auswahl am Markte gehabt; am besten käuflich waren dunkelgrüne, die etwas theurer geworden sind, hellgrüne fehlten fast gänzlich und weisse wurden bereits in den ersten Monaten weggesucht und sind seitdem nur zu extrem hohen Preisen anzuschaffen gewesen. Gummi Arabicum. Die Preise von Levantischem haben sich nicht wesentlich verändert, die mittelfeinen und feinen Sorten waren reichlich am Markte vertreten und die Frage dafür nur periodisch, geringe Waare genoss mehr Begehr und war zu höheren Preisen als im V. J. zu lassen, doch ward solche selten angeboten, — Cap Gumüii kam wenig vor. — Von Gummi Senegal ist viel importiert worden, der Artikel hat einen sehr niedrigen Stand erreicht. Gummi Asphalt. Von Amerikanischem wurden in der zweiten Hälfte d. J. Zufuhren wieder etwas häufiger und man hat dafür bisher ziemlich hohe Preise erzielt, sowohl von feinem als auch von geringem befindet sich jetzt Vorrath am Markte. Syrischer geht nur im Detail ab. Gummi Copal. Von rohem Afi-ikanischen ist etwas mehr als im vorhergehenden Jahre importirt worden, es befand sich darunter viel von geringer, staubiger Waare, die nur zu kleinen Preisen zu reali- siren vrar, dagegen zeigte sich zu jeder Zeit für die bessern Sorten, namentlich für flachen Benguela und rothen Angola, eine gute Verwendung und haben sich diese im Herbst zu successive höhern Preisen sehr weggeräumt. — Die diesjährige Einfuhr von Zanzibar Copal belief sich auf ca. 100,000 Pfd., dieselbe war ca. 70,000 Pfd. kleiner als 1858 und ca. 20,000 Pfd. kleiner als 1857; der Artikel war im vorhergehenden Jahre einem nicht unbedeutenden Rückgang der Preise unterlegen und die Importeure waren in diesem Jahre bemüht wieder bessere Resultate zu erzielen; nur entsprachen die allgemeinen Verhältnisse des Handels während der ersten 6 Monate d. J. diesem Streben nicht und es erforderte ein langes Zurück- halten vom Markte um die Preise für diesen Artikel successive im Herbst höher zu schrauben, die in der That für namhafte Export- Ordres, welche am. Rande der Saison noch eintrafen, schliesslich von den Consumenten bewilligt wurden. Wir gehen auch vorläufig keiner billigeren Periode für den Artikel entgegen, da die Inhaber der im November angelangten 129 Kisten, sowohl in Rücksiebt auf den am Bezugsoi'te vertheuerten Preis, als auch wegen des vermin- derten Exports von Zanzibar, wieder höhere Forderungen machen und die anderweitig am Markt sich befindenden Läger von den couranten bessern Marken von keinem Belang sind; eine kleine Zufuhr von 38 Kisten, pr. „Alma" in Cuxhafen angekommen, ist das Letzte, was von Zanzibar abgeladen war. — Cowrie Copal wurde nur indirect importirt und hatte wenig Interesse für den Markt. — Vereinszeitung. 245 Manilla Copal kann sich hier bis jetzt nicht einbürgern, und sind die früheren wie die neuereu Importen fast unberührt geblieben. Von G^irnmi Damar hat die Einfuhr ca. 1331 Kisten geliefert, mithin ca. 360 Kisten mehr als in dem vorhergehenden Jahre; die Preise sind einem Rückgang unterworfen gewesen, und es ist der Artikel ca. 5/g Seh. pr. Pfd. billiger käuflich als bei Beginn d. J. Die Qualität von fast sämmtlichen diesjährigen Importen ist nicht so sorgfältig gereinigt gewesen, um als streng elect passiren zu kön- nen, einzelne Parthieen ausgenommen, die aber wieder durch Klein- heit der Stücke abstachen. Im Herbst hat der Absatz dieses Arti- kels gelahmt und es sind daher auch die letzten, erst spät herein- gekommenen Zufuhren, nahe an 500 Kisten, noch in den Händen der Empfänger verblieben; die Läger in der zweiten Hand sind nicht von Belang und für hier sind jetzt keine Zufuhren unterwegs. Von Gummi Renzoes ist sehr wenig zugeführt worden und es sind die besseren Sorten, die mehrfach nachgesucht wurden, rar. Gummi Guttae fand sehr vereinzeht Frage und ist keine Preis- veränderung zu bemerken. Für Gummi Olihanum zeigen sich auf unserm Markt selten Auf- träge und hier lagernde kleine Partheien von ordinairer und mit- telfeiner Waare harren schon lange auf Käufer. Gummi Elasticum. Die extravagante Steigerung, welche Ost- indischer im Laufe d. J. erfahren, hat die kühnsten Erwartungen von irgend einer Seite bei Aveitem übertroflfen, denn es hat Niemand geabut, dass für diesen Artikel, der, nachdem im vorigen Herbst die Verminderung der Vorräthe auffällig geworden, gegen Ende 1858 einen um ca. 30 Proc. erhöheten Werth von ca. 10 Seh. angenommen hatte, in den folgenden 12 Monaten bei raschem Steigen bis 24 Seh. und selbst darüber bewilligt werden würde. Die musterhafte Versorgung aller Märkte mit Ostindischem Gummi, welche Jahre lang gedauert, ist nicht allein die Ursache gewesen, dass dieser sich so lange niedrig im Werth gehalten, sondern Vorurtheil einerseits und Unkenntniss andererseits haben diesen Gummi vorher nie zu solch universeller Verwendung kommen lassen, wie in den letzten Jahren. Wenn nun hieraus sich abnehmen lässt, dass die früher bestandene grosse Preisdifferenz zwischen Ostindischem und Para Gummi Elasicum sich nicht wieder für die Folge herstellen wird, so muss man doch erwarten, dass die übermässig angespannten Preise, welche die Fa- brikanten in diesem Jahre bei fast totalem Mangel anlegen mussten, sich nicht auf derselben Höhe erhalten werden, wie bisher, sobald erst wieder regelmässigere Abschiff'ungeu erfolgen. Es ist keine neue Erscheinung bei den Ostindischen Producten, dass sich die- selben für längere Zeit von den Stapelplätzen fern halten, nachdem die Lieferanten bei den dafür erzielten Preisen Jahre lang keine Rechnung gefunden haben; wir wollen auch gern glauben, dass die Waldungen von Gummibäumen an den zugänglichsten Uferstellen Sumatra's un Desmodium acuminatum, ciliare, laevigatum, paniculatum, Dicentra Cucullaria, Epiphegus virginianus, Eriocaulon decemangulare, Erio- phorum virginicum, Erythronium americanum, Gaultheria procum- bens, Gentiana Andrewsii, crinita, Geranium maculatum, Gerardia quercifolia, Gratiola aurea, Hedeoma pulegioides, Hieracium veno- sum, Hydrocotyle americana, Hypericum canadense, Sarothra, Hy- poxis erecta, Iva frutescens, Kalmia angustifolia, latifolia, Lachnan- thes tinctoria, Leiopbyllum buxifolium, Lespedeza capitata, procum- bens, Liatris graminifolia, Lilium superbum, Lygodium palmatum, Magnolia glauca, Mikania scandens, Mitchella repens, Monotropa Hypopitys (lanuginosa), caniflora, Nabalus Fraseri, Nyssa multiflora, Orchis spectabilis, Osmorrhiza brevistylis, Panax trifolius, Parnassia caroliniana, Pedicularis canadensis, Phaseolus perennis, Phryma leptostacbya, Piatanthera flava, lacera, psychodes, Polygala ambigua, brevifolia, lutea, Nuttallii, verticillata, Polygonum arifolium, virgi- nicum, Pontederia cordata, Prinus glabra, verticillatus, Proserpinaca palustris, Pycnanthemum incanum, unifolium, Pyrus arbutifolia, Quercus alba, Phellos, Rhus venenata, Rhynchospora cymosa, gra- cilenta, Torreyana, Sanguinaria canadensis, Sanicula marilandica, Sarracenia purpurea, Sassafras officinale, Sarurus cernuus, Scirpus atrovirens, Seriocarpus conyzoides, Silene stellata, Smilacina race- mosa, Spiraea tomentosa, Spiranthes cernua, gracilis, Symplocarpus foetidus, Taxus canadensis, Thalictrum Cornuti, dioicum, Tricho- stema dicbotomum, Uniola gracilis, Veratrum viride, Vernonia no- vaeboracensis, Viola blanda, pubescens. Gegen frankirte Einsendung des Betrages zu beziehen von Dr. R. F. Hohenacker in Kirchheim u. T. Kgr. Würtemberg. Fuselfreier Sprit von Ohlssen-Bagge Nachfolger. Wenngleich das Bedürfniss eines schönen, vollständig fusel- freien, geschmack- und geruchlosen, chemisch reinen Sprites ein allgemein gefühltes ist, und wenngleich keine der bekannten Methoden ein Fabrikat liefert, welches den Anforderun- gen genügt, die der Apotheker an reinen Sprit macht, so scheint doch meine Offerte eines solchen im Februarhefte dieses Blattes nicht das allgemein eV ertrauen gefunden zu haben, welches sie verdient. Wohl wenige Apotheker sind es, welche nicht zu diesem oder jenem Geschäftszwecke den Wunsch haben, einen schönen, vollständig reinen Sprit verwenden zu können, und dennoch ist die Zahl der Versuchsbeziehungen von mir nur eine verhältnissmässig kleine ge- wesen. Ich kann mich trotzdem nicht von der Ansicht trennen, dass ich mit meinem Fabrikate — bei dem verhältnissmässig billi- gen Preise desselben — ein weit und breit gefühltes Bedürfniss zu befriedigen im Stande bin, und erlaube mir deshalb, denselben noch- inals allen CoUegen in Erinnerung zu bringen, welche auf einen Vereinszeitung. 253 schönen und vollständig reinen Sprit Werth legen. Ich werde des- halb auch — bis er sich Anerkennung erworben — von Zeit zu Zeit in diesen Blättern in untenstehender Weise die jeweiligen Preise bekannt machen, und ersuche gleichzeitig diejenigen Herren Apotheker^ welche mein Fabrikat schon kennen und wiederholt Bezüge gemacht haben, im Interesse der Sache mit ihrem Urtheile nicht zurückhalten zu wollen. Frankfurt a/0., den 12. December 1859. Ohlssen-Bagge Nachfolger. Reiner Sprit von Ohlssen-Bagge Nachfolger in Frankfurt ajO. Am 15. December 1859. Per 0.xhoft von 17.280 % Tr. (192 Beri. Quart ä 90 o/o Tr.). . .521/3^ „ Ohm von 120 Berl. Quart 323/4 „ „ Eimer von 60 Berl. Quart 16% „ „ Anker von 30 Berl. Quart 8I/4 „ Nach der mir vorgelegten Probe ist dieser Sprit sehr rein und empfehlenswerth. Dr. L. F, Bley. Anzeige. Lehrlinge und Gehülfen suchen Stelle — Käufer mit 5, 6, 10, 14, 20 Mille suchen Apotheken — Apotheken zu Preis : Umsatz : Anzahlung: 9 Mille, 12/l0 ] Mille, 2 Mille '» 121/2 „ 2 n 4 n 14 „ 2 n 6 n 141/2 „ 22/10 V 5 n 15 „ I8/10 n 6 Tt 40^ Miethe 151/2 „ 2 •n 5 n I6I/2 n 21/10 V 6 n 100 „ „ 300 ^Ertrag einer Agentur, ausserdem Wiesen u. I68/10 „ 21/2 n 51/10 . Garten 18 „ 21/2 J7 8 n 3 Mille Ländereiwerth 191/2 . 21/2 n 7 V 20 „ 2'/io n 8 n 11/2 . 20 „ 22/10 n 6 y> 31/2 n Waaren-u. Weingeschäft 42 ^ Pacht von Wiesen 21 „ 24/,o V 7 n 230 „ Miethe, 500 «f Ertrag v. ICräuterhandel 22 „ 2 n 7 n 700 „ Ertrag vom Materialhan- del, 80 Morgen Acker 23 „ 3 n 12 Tl 120 „ Miethe 251/2 „ 33/,o r> 6 n 220 „ „ 27 „ 4 n 8 n 64 „ „ 38 „ 51/2 n 8 n 200 „ „ 471/2 . 51/2 n 11 n 120 „ „ Holst. Taxe 55 „ 8^/,o 12 n 450 „ „3 Mille Werth des Gartens als Bauplatz 60 „ 8 n 20 n 120 „ „ 68 „ 8 n 15 r> 400 „ „ 65 „ 10 n 16 n 400 „ „4 Mille Werth des Gartens als Bauplatz, 254 Vereinszeitung. so wie Apotheken im In- und Auslande werden nachgewiesen durch das Bureau für Apotheker von H. Heck er, vereidetem Apotheker in Magdeburg, Fürstenstrasse No. 12. neben dem Leipziger Bahnhofe. Preis -Courant von Blutegeln von Thomas Clifford in Hamburg. (Teiche und Reservoirs in Hörn bei Hamburg und in Billwärder an der Bille.) Hamburg, den 1. Januar 1860. Beste grosse graue Blutegel 5 V2 ^ pi"- 100 „ „ Mittelsorte do 41/2 „ „ „ „ grüne do 41/2 „ „ „ Mittelsorte do 31/2 „ „ Gesunde blutfreie medicinische Waare. Die Preise sind incl. Verpackung und werden dieselben franco geliefert. Comtoir : Schauenburger Sti-asse No. 33. Apotheken - Verkäufe. Journ.-.M: Umsatz : Miethe : Preis: 308. 13,000 ^ — 75,000 4 262. 10,000 „ 400 4 65,000 „ 241. 9000 „ 150 „ 70,000 „ 209. 8500 „ 400 „ 55,000 „ 373. . . 4500 „ 100 „ 35,000 „ 380. 3600 „ 24,500 „ 378. 1500 „ 50 „ 13,000 „ 371. 2500 „ Gart. U.Feld 15,600 „ 372. 2700 „ do. do. 20,000 „ 366. 6000 „ — 41,500 „ 364. 5800 „ 2 Gärten 38,000 „ 356. 3000 „ Garten 22,500 „ 350. 4300 „ 450^ 43,000 „ 349. 1900 „ — 12,500 „ 346. 5000 „ . 140 „ 36,000 „ 345. 3800 „ 250 „ 30,000 „ 340. 2500 „ 60 „ 18,000 „ 333. 7000 „ 120 „ 47,000 „ 309. 1200 „ 8500 „ 297. 3500 „ 220 „ 28,000 „ 287. 4500 „ 180 „ 33.000 „ 283. 4600 „ 32,000 „ 277. 3500 „ 250 „ 28,000 „ 261. 2100 „ 100 „ 15,000 „ 258. 2400 „ Gärten 17,000 „ 245. 4200 „ — 30,000 „ 202. 4000 „ 410^ 34,000 „ 236. 4400 „ 300 „ 38,000 „ 300. 10,500 „ 1200 „ 85,000 „ 379. 1700 „ 11,000 „ und mehrere andere verschiedener Grösse durch L. F. Baarts, Apotheker I. Cl. und Agent, in Firma L. F. Baarts & Co. Berlin, Ziethenplatz No. 2. Vereinszeitung, 255 Preis - Courant über Schmelztiegel, Retorten, Salbenkruken etc. aus der Niederlage von Gottlieh Wagner in Gross- Almer ode in Kurhessen. Die Preise verstehen sich in Preuss. Courant, den Thaler zu 30 Sgr., frei ab hier, Ziel 3 Monate vom Tage der Factura, ohne Sconto. Satz. Aa. Dreikantige Sdimelztiegel. 100. Kleine 3ter, ä Satz zu 3 Stück - ^22V2S?r 100. ^ 5ter. „ „ „ 5 „ 1„ 5 „ 100. Grosse 5ter, „ ^ „ 5 „ 2„ 71/2 « 50. ^ 6ter, „ „ „ 6 „ 3„10 „ 50. „ 7ter, „ „ „ 7 „ 4„ 5 „ 50. „ lOter, „ „ „10 „ : 20 „ 25 „ Ab. Runde Sehnielztiegel mit Ausguss. 10. Rothgiesser von 7 Stück 10 „ — „ 10. Halbe Rothgiesser von 6 Stück 5 „ 15 „ 10. Maasstiegel von 5 Stück 4 „ 10 „ 10. Halbe Maasstiegel von 4 Stück 2 „ 15 „ 10. Schoppentiegel von 3 Stück 1 » 15 „ 10. Halbe Schoppentiegel von 2 Stück — „25 „ Stück. B. Irdene Retorten mit Tubulus. 10. Vier -Maass- Retorte 12 „ 15 „ 10. Zwei - Maass - Retorte 5 „15 „ 10, Ein -Maass -Retorte 3 „ 15 „ 10. Halb -Maass -Retorte 2 „ 15 „ 10. Viertel - Maass-Retorte 2„— „ 10. Achtel -Maass -Retorte 1 n 10 r> C Salbenliraiien, weisse mit Bleiglätteglasur oder braune mit Salzglasur. 100. Zu 1/2 Loth — „ 5 „ 100. „ 1 „ - . 6 „ KX). „ 2 „ - „ 7 „ 100. „ 3 „ - „ 8I/2 „ 100. „ 4 „ - „ 10 „ 100. „ 6 „ - „ 111/4 „ IW. „ 8 „ - „ 15 „ 100. „ 10 „ - „ 18 „ 100. „ 12 „ - „ 211/4 „ l'XJ- n 16 „ - „ 25 „ IW- r, 24 „ 1 „ 8 „ KXJ. „ 1 Pfund 1 „ 15 „ IW- n 2 „ 3 „ - „ 100. „ 3 „ 4„ - „ IW. „ 4 „ 5 „ 15 „ HtsknAgefatiHn mit Decl^el. 100. Braune mit Salzglasur, zu 1 Pfund 5„ — „ 256 Vereinszeitung. Stück. Gelbe porcellanartige. 100. Salben-Kruken, zu 1 — 4 Loth assortirt — ^ 15 S9r 100. „ „ 6-12 „ „ 1 „ - „ 100. „ „ 16 Loth 1 „ 20 „ 100. „ „ 1 Pfund 3 „ 20 „ Verschiedene Cregenstände von feuer- festem Tlion. 1. Muffel, 10" lang, 6V2" breit, 5" hoch — „ I71/2 „ 1- . 9" « 6" „ 41/2" „ - „ 15 „ Kolben siehe Retorten. Chamottesteine. E. Für Hüttemverke. 100. Probir-Duten 2 „ 10 „ 100. Kelch-Duten 2 „ 5 „ 100. Schlagscherben , 1 „ 5 „ 1. Berzelius- Ofen 2 „ 10 „ 1. Tisch-Ofen — „ 20 „ Abdampfschalen von jeder Grösse. Ausserdem wei-den alle möglichen übrigen Geräthschaften, als Abtrittsröhreu, Schornsteinaufsätze, feuerfeste Steine zu Schmelz- öfen etc. nach eingesandter Zeichnung in jeder beliebigen Form geliefert. Aufforderung. Die HeiTen CoUegen des Kreises Arnsberg ersuche ich freund- lichst, die noch restirenden Beiträge pro 1859 und 1860 baldigst einsenden zu wollen, da ich nach Wunsch des Directoriums stets frühzeitig abschliesse. Gleichzeitig bitte ich auch, der Gehülfen -Unterstützungscasse eingedenk zu sein, indem ich zu meinem Leidwesen bemerke, dass viele der HeiTcn CoUegen den betreffenden Betrag einzusenden ganz übersehen haben. Arnsberg, den 8. FeÜruar 1860. Der Kreisdirector E. Müller. Offene Gehülfenstelle. Uten bei Lehrte, Februar 1860. Der für mein Apothekengeschäft zum 1. April d. J. engagirte Gehülfe ist erhaltenen Nachrichten zufolge plötzlich an einem Ner- venschlage verstorben und somit die Gehülfenstelle in meinem Ge- schäfte vacant. Gehalt 130 »^ Courant und Gelegenheit zum jähr- lichen Nebenverdienst von 30 <^. Bergcommissair B. Retschy. Offene Stellen. Für meine Filial- Apotheke in Cranz suche ich zum 1. April einen tüchtigen Administrator und für meine hiesige Apotheke zu Ostern einen Lehrling. W. Schnitze, Apotheker in Jork, Königr. Hannover. Hofbuchdruckerei der Gebr. Jänecke in Hannover. ARCHIV DER PHARMACIE. CLL Bandes driKes Heft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie luid pralitische Piiariuaeie. neber die Zusammensetzung der Kieselsäure; von Professor Dr. 0. B. Kühn. Ob man die Kieselsäure für ein Bi- oder für ein Tri-Oxyd anzunehmen habe, darüber ist man bis jetzt noch nicht einig geworden; indess neigt man sich neuer- lich immer mehr zur ersten Annahme hin, und es mag gestattet sein, die Gründe für die eine und gegen die andere Ansicht ganz kurz von Neuem zusammenzustellen um Unbefangenen den Uebergang zu erleichtern. So interessant auch die kurze Geschichte der Schicksale die- ser -wissenschaftlichen Frage sein mag, vielleicht nur be- sonders für den Verfasser ist, da er mit am frühesten (schon IHijl) die Berzelius'sche Ansicht (SiO^) einer frei- müthigen Kritik (offenbar zu seinem eigenen Nachtheil) unterwarf, so übergeht er dem ungeachtet diesen Theil, hauptsächlich, weil er, mehrfache ungerechte, also krän- kende Behandlung vergessend, den objectiven Standpunct nicht im Geringsten zu verlassen gesonnen ist. Kaum bedarf es eines Wortes der Entschuldigung, dass der Verf. immer noch „sich zu gefallen scheint in der Oppo- sition gegen Berzelius", selbst so lange nach seinem Tode: wenn die betreffende Ansicht mit einer andern zu vertauschen ist, so kann dieses nur nach gehöriger wis- Arch.d.Pharm. CLI.Bds.a.Hft. 19 258 Kuhn, senschaftlicher Prüfung geschehen, andere Gründe aber als Berzelius haben neuere Autoren für die Annahme von 3 Aeq. Sauerstoff in der Kieselsäure in der Haupt- sache nicht angeführt^ also muss man immer wieder auf den eigentlichen Urheber der Ansicht zurückgehen. Lau- rent's Ansicht, die Kieselsäure als Monoxyd zu nehmen, ist von Ramraelsberg so gründlich als unstatthaft er- wiesen worden, dass hier darauf nicht eingegangen zu werden braucht. Dass durch die blosse procentische Zusammensetzung der einzelnen Verbrennungsproducte des Siliciums das Aequivalent der letzteren sich nicht bestimmen lasse, ist eine ausgemachte bekannte Sache. Die Zusammensetzung des Oxydes ist jedoch durch Berzelius so weit ermit- telt, dass die auf den erhaltenen Mittelwerth gestützte Berechnung bisher allen gerechten oder billigen Anfor- derungen völlig genügt hat. Neuerlich haben Buff und Wöhler ein niedrigeres Oxyd des Siliciums gefunden; bei genauerer Bekannt- schaft damit wird es sich zeigen, in wie weit dies benutzt werden kann, die eine oder die andere Ansicht zu unter- stützen. Wie bei andern Elementen muss man also die Gründe zur Bestimmung des Siliciums in den weiteren Verbin- dungen der Verbrennungsproducte suchen; solche Ver- bindungen findet man hier aber bloss bei dem Oxyde, der sog. Kieselsäure, und beim entsprechenden Fluoride. Das Studium der Silicate in dieser Richtung ist noch gar nicht so lange betrieben worden, wie das vieler anderer anorganischer Salze. Es ist auch keineswegs so einfach und so leicht, wie z. B. das der Sulphate. Man ist haupt- sächlich auf die Untersuchung der natürlich vorkommen- den kieselsauren Salze gewiesen, und gerade an diesen hat man häufig genug eines der anerkanntesten Kennzei- chen von Selbstständigkeit der Verbindung, Krystallform, zu beobachten Gelegenheit. Aber dem ungeachtet darf man diesem Kennzeichen nicht allzuviel Werth beilegen; über die Zusammensetzung der Kieselsäure. 259 denn die natürlichen Krystalle sind Werke primae inten- tionis, an eine Reinigung der chemischen Masse durch Urakrystallisiren ist nicht zu denken, und oft genug hat man offenbar Gemengtheile in den Krystallen, welche von der Mutterlauge herrühren. Es wären, scheint es, ebenso wie bei den künstlichen, auch bei den natürlich vorkom- menden Salzen mehrere anzunehmen, welche leichter und schneller als andere krystaliisirt seien^ und daher auch leichter Mutterlauge in sich aufgenommen haben mögen. Das gemeinste künstlich dargestellte Silicat, das Glas, ist zu oft unbezweifelt ein Gemenge^ und fast nur in den Schlacken, die bei mehren Hüttenprocessen fallen, trifft man nicht selten Krystalle an, die dann die Form von analog zusammengesetzten Mineralien besitzen. Wichtig, keit in dieser Beziehung hat ein Natronsalz, was mit ver- schiedenen Wassergehalten in drei verschiedenen Krystall- formen erhalten worden ist. Die Thatsachen also, auf die man sich berufen kann, scheinen hiernach sehr spär- lich, sind aber doch in mehr als hinreichender Anzahl gegeben, um einem sichern Urtheil Grund zu schaffen, insofern der Boden nicht gar zu ungünstig ist. Von der Ungunst des Bodens hat es abgehangen, dass die schönen Untersuchungen Forchhammer's über die Silicate von Kali und Natron keine erhebliche Frucht bringen konnten. Als der erste und hauptsächlichste Grund für die Annahme von 3 Aeq. Sauerstoff in der Kieselsäure ist der Umstand angegeben worden, dass der gemeine Feld- spath das nämliche Verhältniss des Sauerstoffs in den einzelnen Bestandtheilen zeige wie der gewöhnliche Alaun; deswegen müsse die Kieselsäure auch so zusammen- gesetzt betrachtet werden wie die Schwefelsäure. Und doch ist wiederholt zugegeben worden, dass der Feld- spath, da er aus einer, sehr viel überschüssige Kiesel- säure enthaltenden Masse krystaliisirt sei, auch als ein saures Salz betrachtet werden könne. Wenn also Zwei- fel aufsteigen, ob ein Salz ein saures oder neutrales sei, wie kann man darauf bestehen, jenen zweifelhaft gewor- 19* 260 Kühn, denen Analogienschluss zur Stütze einer so wichtigen Annahme zu machen und als solche beizubehalten? Dem ungeachtet ist es bei der hohen Achtung, welche Ber- zelius gebührt, durchaus nicht zu billigen, die Ansicht „vom Vater Berzelius" als „eine wissenschaftliche Laune zur Unterstützung des Gedächtnisses über die Zusammen- setzung des Feldspathes " anzuführen, und doppelt zu miss- billigen, der Laune sich zu fügen. Jene Zweifel aber über die Vergleichbarkeit des Feldspathes mit dem Alaun sind durch die vermehrten Erfahrungen über die Feld- spathe gerechtfertigt worden, und wenn man auch mit der grössten Bereitwilligkeit zu übersehen geneigt ist, dass die Menschlichkeit, das Beharren bei einer einmal liebgewonnenen Vorstellung den wissenschaftlichen Geist des Urhebers jener Ansicht verdunkelt hat, so ist es bei weitem weniger zu rechtfertigen, wenn bei Späteren mit der vollen Kenntniss der den Hauptgrund nicht bloss schwächenden, sondern denselben ganz wegziehenden That- sachen das Gebäude darauf als sicher nicht bloss ange- nommen, sondern auch hingegeben und sogar aufgedrun- gen wird. Ueberdem ist es eine unerhörte Behandlung einer wissenschaftlichen Frage, auf einen einzigen Punct das ganze Gewicht eines ausgedehnten Gebäudes zu ver- legen, und alle andern und noch dazu viel tüchtigere und kräftigere Pfeiler ganz ausser aller Acht zu lassen. Dergleichen Stützen finden sich hier zunächst in der Zusammensetzung anderer Salze. Später ist allerdings noch auf einige andere Silicate Rücksicht genommen, allein in der kargen Auswahl, unsers Bedünkens, nicht das Richtige getroffen worden. Denn man hat nur Sesqui- Oxydsilicate, und noch dazu solche, welche zum Theil ihrer Seltenheit wegen als Ausnahmen von der Regel sich betrachten Hessen, herangezogen, nämlich An- thosiderit, Bamlit und Andalusit, Chiastolith, Fibrolith, welche letztere drei für gleich ausgegeben werden. Wie es um die daher genommenen Gründe steht, ersieht man am besten aus der Uebersicht aller Sesqui -Oxydsilicate. über die Zusammensetzung der Kieselsäure. 261 Es verhalten sich R2 03 zu SiO^ wie 22.3 : 1 m. Aq Schrötterit Alabama Nord-Araer. n. Mall et. 21/2:1 „ „ Opalin -Allophan Steyerra. n. SchrÖtter. 12'- : 1 Staurolith v. St. Gotthardt n. Marignac. m. Aq Allophan Nord-Amer. n. Northcote. 11,3 : 1 „ „ „ „ n. Jackson. I^/iq: 1 Staurolith V. St. Gotth. n. Jacobson unter H. Rose. 1 : 1 Cyanit v. versch. Orten n. Jacobson^ Risales, Marignac, A. Erdraann. Andalusit v. versch. Ort. n. Kersten, Svanberg, Pfingsten^ Damour, v. Hauer. Chiastolith v. Bona n. Renou. Sillimanit, Bucholzit, Fibrolith n. Silliman d.j. Talksteinraark v. Rochlitz u. Temeswar n. Kersten u. Kussin. Monrolith = Disthen n. Brush u. Smith, m. Aq dem Wolchonskoit ähnl. Min. von Volterra Toscan. n. Becchi. „ „ Allophan v. versch. Orten n. Northcote, Berthier, Guillemin, Walchner, Bergemann. CoUyrit V. Weissenfeis n. Kersten. 1 : ll/j2 Staurolith v. Ural n. Jacobson. l'/g Cyanit, blättr., v. Erdfahlen, n. Igel ström. m. Aq Allophan V. versch. O.n.Stro m eye r,B uns en. ll/g Fibrolith v. Chester Pensylvan. n. A. Erdmann. Andalusit v. Lisens n. Bunsen, Svanberg. Chiastolith n. Bunsen. II/5 Staurolith a. d. Bretagne n. Jacobson. Disthen a. Schlesien n. Oswald, m. Aq Disthen a. NewYork n. Silliman. 1 '/4 y> r> Wörthit V. St. Petersburg n. Hess. l'/s n r, ßol V. Sinope n. Klaproth. Xenolith, neben Wörthit, n. Komonen. l3/g IndischRotha.d.pers. Golf m. HCl extr. n.Rowney. l'/2 Sillimanit n. Th. Thomson. m. Aq Kaolin v. Zettlitz in Böhmen n. Bauer. 262 Kuhn, 1:11/2 m. Aq Steinmark v. Clausthal n. Kaiser. Wolchonskoit n. Kersten, Ilinoff. Dunkelbleigr. Mangankiesel v. Schweden n. Bahr. Pholerit a. d. Depart. Allier n. Guillemin. Gelberde v. Anaberg n. Kühn, u. CaF Karpholith n. v. Hauer. 12/3 m. Aq Steinmark v. Schlackenwalde und v. Zorge n. Rammelsberg. Porcellanthon v. Alabama n. Malle t. Leuzinit v. Kall in der Eifel n. John. „ „ Chauteloube n. Salvetat. Bol von Neu-Holland, Disco-Eiland, n. von Hauer. Thon auf Smirgel von Naxos, n. L. Smith, 13/4 „ „ Pholerit do. do „ „ Tuesit n. Thomson, Richardson. Steinmark v. Sasska Bannat n. v. Hauer. 1^/7 n » Ochran n. Kühn, vorläufig. 1% „ „ Wolchonskoit v. ? n. Kokscharow. 1^^/13 r> n Kaolin v. Chauteloube n. Damour. 2 „ „ „V. Schneckenstein im Voigtl. n. Clark, Steinmark v. Elgersberg n. Ram- melsberg, desgl. V. Sasska Ban- nat n. V. Hauer, erdiger Lenzinit v. Kall i, d. Eifel n. Forch- hamm e r. Severit n. v. Hauer. Melinit n. Uricoecha. Halloysit v. Oberschlesien n. Oswald^ v. Aachen n. Monheim. die meisten Thone und Letten nach Abzug verschiedener zufälliger Gemengtheile. 2i/g „ „ Bol V. Capo di Bove n. v. Hauer. 21/5 „ „ Porcellanthon v. Passau n. Forchhammer. 22/g „ „ Smectit v. Hondan n. Salve tat. 2'//i « « Porcellanthon v. Passau n. Forchhammer. i iibei' die Zusammensetzung der Kieselsäure. 263 1 : 21/4 m. Aq Bamlit v. Bamle (Norwegen) n. A. Erdmann. 21/3 „ „ Bol V. Ettingshausen, v. Cap de Prudelles, n. Löwig. 22/3 „ -„ Cimolit V. d. I. Cimolos (enth. KaO). Nontronit von Tirschenreuth (Oberpfalz) n. Hugo Müller u. Uricoecha. 3 „ „ russ. Mineral v. Ouchakow anal. u. brchnt. Chloropal v. Haar b. Oberzell n. v. Kobell u. Hausmann. Halloysit a. d. Dordogne n. Salvetat. Razoumowskin aus Schlesien n. Zellner (neben Ca02,Si02). Nontronit V. Andreasberg (ebenso) n. Mehner. „ „ Nontron (raitMgO, Si02) n. Ber- t h i e r. „ „ Montmart (mit APO^, HO) nach Jacquelin. 3,1 „ „ ungefähr, Malthacit, Meissner. 3^/2 „ „ Chloropal v. Unghwar (Ungarn) n. Bran- des u. Bernhardi. Steinraark v. Hannov. Münden n. Wittstein. 35/7 „ „ Pyrophyllit v. Süd-Carolina n. Genth. 33/^ „ „ „ /Agalmatolith a. China n. Brush 34/5 „ „ „ I u. Walmstedt. 1:4 „ „ Anauxit n. v. Hauer. 41/2 n r r n. Rchg. V. H a u 6 r. 4'/4 Agalmatolith n. Lychnell. 4'/3 m. Aq Pyrophyllit v. Schonen n. Sjögren unter Berlin. 4'/2 „ „ Antosiderit n. Schnedermann. Pyrophyllit v. Ekatharinoslow n. Khret- schatitzki. 42/3 „ „ Pelicanit n. Ouchakow's Analyse berechnet. Man könnte meinen, die kleinen, wenig verschiedenen Stufen, z. B. zwischen 1 : 1 und 1 : 2, auf grössere zurück- zuführen; aber dies ist keineswegs erlaubt, wenn man die betreffenden Versuche nicht allzu sehr in den Hinter- 264 Kühn, grund stellen will. Denn es bereclinen sich in Procen- ten, wenn auf 1 Aeq. APO^ kommt: lAeq.Si02 11/12 11/9 11/5 11/4 I/I3 13/8 37,56 39,46 40,06 41,92 42,92 44,51 45,27 Diff. 1,90 0,60 1,86 1,00 1,59 0,76. 13/8 IV2 12/3 13/4 l«/7 1% 1^2/^3 2 45,27 47,43 50,06 51,28 52,77 53,19 53,64 54,61 Diff. 2,16 2,63 1,22 1,49 0,42 0,45 0,97. Lässt man den vorläufigen Versuch über den Ochran fallen, und setzt für den Wolchonskoit n. Kokscharow das Verhältniss 1 : l^/g oder 53,01 Proc. Kieselsäure, so ergeben sich statt der drei Differenzen 1,49, 0,42, 0,45 die zwei: 1,73, 0,63. So lange nun die Autorität des Versuches gültig ist, darf man mit der darnach berech- neten Formel nicht allzu sehr, am wenigsten um 1 oder gar mehrere Procente davon abweichen; glaubt man dies thun zu dürfen, so ist der Versuch eben nichts werth, und dann hat man für die Formel keine Gewähr ihrer Richtigkeit, die Formel ist also auch nichts werth. Jene Reduction auf grössere Stufen könnte aber auch so ge- schehen, dass man die betreffenden Mineralien als Ge- menge zweier verschiedener Silicate hinstellte, wie z. B» 9 (R203 4-11/98102) = 8(R203, Si02)-f-(R203, 2Si02), 13 (R203 _|- 112/j3Si02) = (R203, Si02) -f 12(R203, 2 Si02) oder = 2 (R2 03, 11/2 Si02) -|- 11 (R2 03, 2 Si02). Wie sehr hier aber Willkür herrschen kann, ist leicht einzusehen, und in der Aufstellung der zusammengesetz- teren Formeln darf keineswegs ein Beweis irgend einer Ansicht gesucht werden. Dass der Name eines und desselben Minerals in obi- ger Uebersicht mehrmals vorkommt, ist nothwendig ge- worden, entweder weil die Zusammensetzung desselben von verschiedenen Chemikern verschieden befunden ward^ oder weil das Mineral von verschiedenen Fundorten sich verschieden gezeigt hat. Ist das Mineral nur Ein Mal genannt, da ist vielleicht nur eine einzige Analyse damit. über die Zusammensetzung der Kieselsäure. 265 angestellt worden, und diese kann falsch sein, oder das Mineral ist nur auf einen einzigen Fundort beschränkt und die Mischung kann zufällig sein. Wenn man alle diese Umstände gehörig berücksichtigt, wird man wohl geneigt werden, die Berufung auf die höchst verschie- dene Zusammensetzung der Sesqui-Oxydsilicate bei der Entscheidung über das Aequivalent der Kieselsäure durch- aus nicht gelten zu lassen. Noch muss bemerkt werden, dass Berzelius eini- ges Gewicht darauf legt, dass die basischen Salze der Kieselsäure, wenn man 3 Aeq. Sauerstoff in letzterer an- nimmt, ähnliche Verhältnisse darbieten, wie die von „drei- atomigen Säuren". Leider ist jedoch nur auf zwei sol- cher basischer .Salze Rücksicht genommen, welche durch Formeln vorgestellt werden: (R2 03 -f- 3Si03) -\- R2 03 und (R203-|-3Si03)-f-3R2 03. Werfen wir zuerst auf die Reihe der oben aufgeführ- ten Sesqui-Oxydsilicate, nach diesen beiden Vorbildern formulirt, einen prüfenden Blick. Die Reihe ist: (R203_^3Si03)-f llR2O3,-|-10i/4R2O3,-f5,3,-f 5,-f3,95, + 3,5, -f 3,14, +3,0, +2,75, +2,G, +2,375, +2,364, +2, + 1,7, + 1,57, + 1,346, + 1,38, + 1,34, + 1,25, + 1,07, + 1,045, +1,025, (R203+3Si03) + R2 03, 1,08 (R203 + 3Si03) + R203, i,45(R2 03+ 3Si03) + R2 03, 2, 2,214, 3,5, 4,73, 5,0, 5,43, 8,0, 17, 26, (R2 03 + 3 Si03) und (R203 + 3 Si03) + 1/37 Si03. Hier lässt sich keineswegs eine solche Einfachheit und Ordnung erkennen, dass man dadurch auf eine Regel der Zusam- mensetzung schliessen dürfte. Und dann muss die Aehnlichkeit dieser Verhält- nisse mit denen bei „dreiatomigen Säuren" vorkommen- den nur auf die Schwefelsäure beschränkt werden : der Ausdruck „dreiatomige Säuren" ist in seiner Allgemein- heit eitel, blendend, aber nicht wahr oder nur in be- schränktem Maasse wahr. Die basischen Sesqui-Oxyd- sulphate sind etwa folgende: 266 Kühn, (R203 4- 3S03) -\- 18R203, -I- 11, 4- 5, + 31/2 + 2^ _|_ 1 1/2, _]_ 1, 2 (R2 03 _|- 3 S03) -J- R2 03. Wenn auch mehrere Puncto beider Reihen überein- stimmen, so ist doch auch die Verschiedenheit derselben nicht zu übersehen. Und die Uebereinstimmung kann unmöglich als ein Beweis der elementaren Zusammen- setzung einer dieser beiden Säuren gebraucht werden. Die Zusammensetzung der Sesqui-Oxydsilicate kann also nicht maassgebend sein bei Entscheidung über das Aequivalent der Kieselsäure, und man muss hier verfah- ren wie anderwärts. Wird irgend eine neue Säure ent- deckt, so beeifert man sich, die Salze der Alkalien, des Blei- und Silberoxyds und anderer Monoxyde darzustellen und zu analysiren, und berechnet nach der Zusammen- setzung dieser Körper das Aequivalent der Säure, nicht nach der von Sesqui-Oxydsalzen, die man im Gegentheil ganz in den Hintergrund stellt. Schlagend sieht man dies bei der Mellithsäure, deren Aluminiasalz auch natürlich, und zwar als einziges mellithsaures Salz vorkommt; das Aequivalent der Säure ist keineswegs nach der Zusam- mensetzung dieses Salzes, sondern nach der von Mon- oxyden bestimmt worden! Bei der Untersuchung über die verschiedenen phosphorsauren Salze hat man nicht ein einziges Sesqui-Oxydphosphat benutzt oder benutzen können, um die Formeln für die verschiedenen Reihen dieser Salze zu gewinnen, oder die gewonnenen zu be- stätigen und zu rechtfertigen. Die zur Bestimmung des Aequivalents der Kiesel- säure so äusserst wichtigen Monoxydsalze mögen in kür- zester Uebersicht hier folgen, damit Diejenigen, welche die Absicht haben, ein selbstständiges Urtheil über den Gegenstand sich zu verschaffen, durch weitläufiges Zu- sammensuchen der betreffenden Thatsachen nicht vor der Zeit ermüden, und damit das Urtheil nicht durch die Formel präoccupirt werde, soll bloss der Sauerstoff der Säure durch eine Ziffer angegeben werden, der der resp. Basis immer = 1 gesetzt: über die Zusammensetzung der Kieselsäure. 267 1 1 Ka0 2 Na0 2 SiO 2* BaO 2* SiO 2* CaO 2 MgO 2 4 (6)* . 8 16 (36) (48) 4 6 8 16 (72) 4* 8* (16)* 4* 4* 4 22/3 (6)* 3 8* 4* BeÜ 1 YO 1 ThO 1 CeO 1 FeO 1 MnO 1 (CoO 1) NiO 1* 22 222 2 2 2* 3 3* 4* (8) (oder 4*) ZcO 1 2 PbC > (1) 2 (6) (8) AgO ? Cu2 ■? CuO 2 (8) Die mit Sternchen versehenen Silicate sind nicht für sich allein bekannt, und man nimmt sie entweder bloss der Analogie nach an, oder in zusammengesetzten Mine- ralien und Kunstproducten, wo die Formel also etwas von der Willkür abhängt, wie man nämlich die Säure zwischen den verschiedenen Basen austheilt. Man sieht aus dieser Uebersicht das Verhältniss des Sauerstoffs in Basis und Säure wie 1 : 2 sehr bestimmt herausspringen. Das Verhältniss, wie es in allen „drei- atomi-ien Säuren" hauptsächlich und thatsächlich sich ergiebt, selbst bei NO^, PO^^ AsO^, SbO^ vorkommt, nämlich 1:3, ist hier bloss bei drei Basen, neben den andern sonst regelmässigen Verhältnissen, zu beobachten oder vielmehr angenommen worden, nämlich bei Magnesia und den Monoxyden von Eisen und Nickel, im Meerschaum, Pimelith und Chlorophaeit. Von diesen Fällen ist jedoch der letztere ganz wegzulassen; denn die von Forchhammer angestellte Analyse giebt 14R0-|- l'J SiO- oder den Sauerstoffgehalt = 14 : 38, was ziem- lich weit von l4 : 42 entfernt ist; die Kieselsäure berech- 268 Kühn, nete sich hiernach um zwei Procent zu hoch. Das zweite Mineral ist sehr verschieden befunden worden: wenn auch die Analyse von C. Schmidt, unter H. Rose angestellt, die rohe Formel RO -|- 1^/2 SiO^ rechtfertigt, so sind damit nicht die Analysen von Klaproth und von W. Baer zu vereinigen; Letzterer analysirte Pime- lith aus der Privatsammlung G lock er 's. Bei solcher Zweifelhaftigkeit dieser beiden Fälle bleibt bloss der Meerschaum stehen, und diese Ausnahme von der Regel darf man gewiss nicht zum Vorbild, zur Regel selbst machen. Auch haben die Alkalien niemals die- ses Verhältniss gezeigt, so vielfache Silicate namentlich Kali und Natron auch zu bilden im Stande sind. Man muss erstaunen, dass hier sich etwas ganz Anderes ergiebt^ als was man nach B er zelius Darstellung {V. Aufl. Bd.S- S. 1200) anzunehmen hätte, nämlich die Verhältnisse 1 : 1, 1:2, 1:3, 1:6. Im Handwörterbuch der reinen und angew. Chemie, in den Artikeln Kieselsäure und Kiesel- saure Salze, finden sich leider die nämlichen Unrichtig- keiten, noch etwas verbreitert. Sehr viele der Silicate, in welchen der Sauerstoff in Basis und Säure gleich ist, sind krystallisirt gesehen wor- den, wie die von Magnesia, Yttria und von den Mon- oxyden von Eisen, Mangan, Cer, Zink; mehrere kommen mit Wasser vor, und dann lässt sich eine andere Ansicht von ihrer Zusammensetzung aufstellen. Auch viele der Silicate mit dem Sauerstoffverhält- niss 1 : 2 sind, gewöhnlich als Hydratoide, in Kry stallform zu beobachten, so die von Natron, Kalk, von Magnesia, und von den Monoxyden von Eisen, Mangan und Kupfer, wahrscheinlich auch vom Zink. Der Okenit mit dem Verhältniss im Sauerstoff = 1 : 4 krystallisirt als Hydratoid. Die übrigen einfachen Silicate sind nicht krystallisirt gesehen worden, auch nicht die, welche das Sauer- stoffverhältniss 1:3, also eigentlich nach Berze- über die Zusammensetzung der Kieselsäure. 269 lius das Hauptverhältniss einer „dreiatomi- gen Säure'' zeigen. Eine Menge Doppelsalze von Mon-Oxyden krystalli- siren ausgezeichnet, wasserfrei und mit Wasser verbun- den, mit den Sauerstoffverhältnissen 1 : 1 und 1 : 2, wie Batrachit, Gadolinit, Augit, Hornblende; das einzige Dop- pelsalz, wo das SauerstotFverhältniss =1:3 einmal sich gezeigt hat, der Pimelith, ist nicht krystallisirt beobach- tet worden. Von den Doppelsalzen, in welchen Sesqui- Oxyde neben den Mon-Oxyden enthalten sind, kann kein Ge- brauch gemacht werden wegen der Widersprüche, welche gegen die Austheilung der Kieselsäure auf die verschie- denen Oxyde erhoben werden könnten. An die Doppelsalze von Mon-Oxyden würden sich die theoretischen Vorstellungen der unregelmässigen Silicate der Magnesia und der andern Basen anschliessen lassen: dieselben könnten nämlich als Verbindungen zweier un- gleicher Silicate der nämlichen Basis betrachtet werden-, z. B. 3 MgO -{- 4 Si02 = 2 (MgO 4- Si02) + (MgO -f- 2 Si02), 2 MgO 4- 3 Si02 = (MgO -f Si02) -I- (MgO -f 2 Si02). Doch soll auch davon abgesehen werden, als von nicht allgemein gültigen Hypothesen. Aber das muss hervorgehoben werden, dass alle natürlichen Magnesia- silicate, welche mehr als 1 Aeq. Kieselsäure (Si02) ent- halten, beim Schmelzen mit der 8 — lOfachen Menge von kohlensauren Alkalien nur das „Mehr" der Kieselsäure an die Alkalien abgeben^ so dass es durch Wasser aus- gezogen wird, dass also MgO-|-Si02 rein zurückbleibt. Das nämliche Salz entsteht, wenn man zu schmelzendem kieselsaurem Kali oder Natron reine Magnesia einträgt und die erkaltete Masse erst mit reinem, dann mit koh- lensaurem Wasser auszieht. Nach diesen Vorlagen ist unbezweifelt die Formel Si02 die bequemste; sie gewährt eine Analogie mit der Kohlensäure, mit der Zinn- und Titansäure, und die ein- 270 Kuhn, fachsten Vorstellungen der am allerhäufigsten vorkommen den Silicate; denn die Berzelius'sche „mit Zahlen reich- lich ausgestattete Formel" 3RO-[-2Si03 gestaltet sich zu RO -\- Si 02. Die kieselsauren Salze haben das trau- rige Schicksal gehabt, dass sie, nachdem Berzelius im Allgemeinen die richtige Ansicht derselben eröffnet, der Gegenstand von einseitigen, ja einpunctigen Betrachtun- gen wurden: man hat einzelne Silicate ausser Verbindun- gen mit andern Silicaten betrachtet; man hat wohl auch mehrere Silicate zusammengenommen, aber selten alle Silicate ins Auge gefasst, und noch seltener sind die Erfahrungen an andern Salzgeschlechtern für die Silicate nutzbar gemacht worden. Die Vorstellung von der Zusammensetzung der Kie- selsäure als Bioxyd wird merkwürdig unterstützt durch einen gewichtigen Versuch H. Rose's, welcher fand, dass beim Zusammenschmelzen von Kieselsäure mit über- schüssigem kohlensaurem Kali gerade so viel Kohlen- säure entwich, dass der Sauerstoflf in beiden Säuren gleich viel betrug: die austreibende Kieselsäure, SiO^, war also äquivalent mit der ausgetriebenen Kohlensäure, CO^. Es ist ein einflussreicher Irrthum, in den Berzelius ver- fallen ist, wenn er {Lehrh. Aufi. V. Bd. 3. S. 164) behaup- tet, es werde so viel Kohlensäure ausgetrieben, dass im entstandenen Silicate der Sauerstoff im Kali und in der Säure gleich sei. Wird Kieselsäure als Trioxyd ange- nommen, so dürfte nur 2^3 so viel Kohlensäure dadurch ausgetrieben werden, was sich mit den Beobachtungen bei andern Säuren nicht vereinigen lässt, wenigstens nicht mit den an Schwefelsäure, Chrom-, Tellur-, Molybdän-, Wolframsäure gemachten. Die Borsäure würde höchstens an die Seite gestellt werden können, aber nur in beschränk- tem Maasse; denn wenn auch Borax, NaO-f-2Bo03, aus überschüssigem kohlensaurem Natron 2 Aeq. Kohlensäure austreiben kann, so scheint dies beim Kali nicht der Fall zu sein: hier verdrängt die Borsäure nur 1 Aeq. Kohlensäure. Dass Kieselsäure, als Trioxyd genommen, über die Zusammensetzung der Kieselsäure. 271 das li'o Aeq. Kohlensäure austreibt, hat man durch die Neigung der Säure, basische Verbindungen einzugehen, und durch den schwach sauren Charakter derselben zu erklären versucht. Aber die Neigung der Kieselsäure, basische Salze zu bilden, ist nicht stärker als bei andern Säuren, zumal wenn man nicht darauf besteht, in der Säure 3 Aeq. Sauerstoff vorauszusetzen : bei Annahme von 2 Aeq. Sauerstoff fallen alle basischen Silicate der Alkalien weg, bis auf das vom Kalk. Und wenn das l'/2fache Aequivalent Kohlensäure durch 1 Aeq. Kiesel- säure, SiO^, ausgetrieben wird, so bewiese dies gerade eine ungemeine Stärke der Säure; denn die Stärke wäre grösser als die der Schwefelsäure, welche man für die stärkste Säure hält, und welche doch nur 1 Aeq. Kohlen- säure austreiben kann. Auch in den drei Verbindungen der Kieselsäure mit Aether, wie sie Ebelmen dargestellt und analysirt hat, lässt sich ein Grund für die Annahme zweier Aequiva- lente Sauerstoff in der Kieselsäure erblicken. Den Ver- bindungen kommen die Formeln zu : 2H5C40 + Si02 H5C40-|-Si02 H5C40 4-2Si02; diese bekommen mit dem Berzelius'schen Atomgewicht für Kieselsäure folgende complicirte Gestalten: 3H5C40-|-Si03 3H5C40-|-2Si03 3H5C40 + 4Si03. Man wird nicht leugnen, dass letzte Formeln unwahr- scheinlich sind, weil sie aller und jeder Analogie ent- behren. Mit welchem Rechte man aber von den hier zu Grunde liegenden Versuchen behaupten kann, „sie haben keine entscheidenden Resultate geliefert" (Handwörterb. der rein. u. angew. Chem. Bd. IV. S. 338), ist dem Verf. unbekannt. Die Ebelmen 'sehen Versuche scheinen aller- dings fiir die, welche die Kieselsäure als Trioxyd betrach- ten, eine gewisse Unbequemlichkeit mit sich zu führen: das neutrale Aethyloxydsalz der Kieselsäure, was nach den sonstigen Analogien zum Vorschein hätte kommen sollen, H^C^O -|- SiG3, ist nicht erhalten worden, wird aber ohne Weiteres hingestellt, trotz ungeheurer Abwei- 272 Kühn, chung vom Versuche! Ja man stösst auf eine zweite, gleich grosse Abweichung, nämlich 2H5C'*0-f-Si03! Das erste wird auch geradezu ganz mit Stillschweigen über- gangen; dann findet man nur die beiden, 3 H^C^O-j-SiOS und 3H5C40 -}- 2Si03^ angeführt, nach der betreffenden Theorie zwei basische Salze, dergleichen sonst hier gar nicht vorkommen ; oder endlich wird auch das eine von diesen beiden nur anhangsweise erwähnt, und bloss SH^C^O -f- SiO^ besprochen. Und dies Alles für eine nicht gehörig begründete Annahme! Gerade wie Doveri zwei Hydrate, HO -|- Si03 .und HO -|- 2Si03, ankündigte, das erste sogar krystallisirt, welche aber H. Rose gar nicht erhalten konnte. Wenn man also die Augen nicht verschliesst, so findet sich in den Verbindungsverhältnissen des Silicium- Oxyds allein schon hinreichende Veranlassung zur An- nahme von 2 Aeq. Sauerstoff in demselben. Diese Annahme wird aber ausserdem durch die Verbindungsverhältnisse des Silicium- Fluorids bestätigt. Die Zusammensetzung einer ziemlichen Anzahl von Fluorsilicaten ist von Ber- zelius genau ermittelt worden: wir verdanken diesem grossen Experimentator einzig die hier zu Grunde lie- genden Thatsachen. In Bezug auf diese Verhältnisse sagt aber Berzelius {Lehrh. 5. Aufl. Bd. III. S. 1202): „Die Fluorkiesel Verbindungen enthalten auf 1 Atom Fluormetall eine Quantität Kieselsuperfluorid, worin die Menge des Fluors zweimal so gross ist als die im Fluor- metall, während dagegen in den Fluor bor Verbindungen das Verhältniss = 1:3 ist, und in dem Kieselfluoridgase ist die Condensation der Elemente eine andere als im Borfluoridgase, was eine in einer Ungleichheit ihrer Con- stitution begründete Ursache haben muss. Die, die man am leichtesten einsieht, ist, dass in den Fluorkiesel-Ver- bindungen 1 At. Kieselsuperfluorid 2 Aeq. Fluor enthält. Was dagegen die ungleiche Condensation bei den bei- den Gasen betrifft^ so zeigt sie nichts mehr, als dass das Kieselfluoridgas gerade die Hälfte vom Volum des Fluors übe7' die Zusammensetzung der Kieselsäure. 273 in Gasform einnimmt, dass aber das Gas des Borsuper- fluorids 2^3 vom Volum des darin enthaltenen Fluorgases hat. Legt man hinzu, dass die Condensation bei dem Titan- und Zinnsuperchlorid in Gasform ganz dieselbe ist, wie bei dem Gas des Kieselsuperfluorids und Kiesel- superchlorids, und dass die beiden letzteren 2 Aeq. Chlor enthalten, so ist nicht zu leugnen, dass hierin starke Gründe gegen die Annahme von 3 Aeq. in den Kieselverbindungen liegen. Und wäre die Conden- sation des Gasvolums der Elemente in den Gasen der Verbindungen stets und in allen gleich, so wäre sie ein vollgültiger Beweis gegen die Annahme von 3 Aeq. Chlor oder Fluor. Aber wir haben Beispiele, dass selbst das Volum isolirter Elemente in Gasform verschieden ist, nach ungleichen allotropischen Modificationen, und dass ausserdem die Condensation in den Gasen gleichartiger Verbindungen nicht gleich ist, daher aus diesem Verhält- niss kein sicherer Schluss gezogen werden kann in Be- zug auf die Anzahl von einfachen Atomen in den Ver- bindungen des Kiesels, zumal da andere Umstände mit dem Resultate schlecht übereinstimmen, welches am natürlichsten aus der Zusammensetzung der Fluorkieselverbindungen folgt." Die anderen Um- stände, welche schlecht übereinstimmen sollen, sind oben schon zur Sprache gebracht und beleuchtet worden; sie werden gesucht und gefunden in zwei aus der grossen Anzahl anderer herausgegriffener basischer Sesqui-Oxyd- silicate und die Betrachtung darüber dann geschlossen mit den Worten: „Mögen diese Beispiele hinreichen zu zeigen, dass, wie grossen Anlass man auch aus der Zusammensetzung der Kieselfluorverbindungen haben mag, in der Kieselsäure nur 2 At. Sauer- stoff zu vermuthen, diese Ansicht doch bei den Ver- bindungen der Kieselsäure mit Basen in mehreren ihrer ungleichen Sättigungsgrade keine Prüfung aushält, wie noch durch viele andere Beispiele nachgewiesen werden, könnte. " Arch. d. Pharm. CLL Bd». 3. Hft. 20 274 Kuhn, Wenn nun einmal beliebige „Beispiele" als wissen- schaftliche Beweise dienen sollen, wie Schade, dass nicht bessere Beispiele beigebracht worden sind. Vielleicht würden sie auch die vollständige Dunkelheit der anzu- stellenden Prüfung beseitigt haben. — Die weitere Be- trachtung Berzelius' über den Werth der Fluorverbin- dungen bei Bestimmung des Aequivalents der Kieselsäure bietet noch andere Dunkelheiten dar, auch Inconsequen- zen. Bleiben wir nur bei dem erwähnten Puncte der Condensation stehen. Zur gehörigen Uebersicht der That- sachen dient folgende Tabelle, deren zweite Columne die Gewichte gleicher Umfangstheile von verschiedenen Gasen und Dämpfen einfacher Verbrennungsproducte enthält, die dritte die Gewichtsmengen der Combustoren^ welche nach der bekannten Zusammensetzung der aufgeführten Verbrennungsproducte in den Gewichtsmengen der zwei- ten Columne enthalten sind; die vierte endlich die Grössen, welche bei Vergleichung der in der dritten Columne aufgeführten Werthe mit dem sogenannten spe- cifischen Gewicht der betreffenden Combustoren in Gas- oder Dampfform sich ergeben. Aus dieser Tabelle hät- ten BiF3 und SiF2 eigentlich weggelassen M'erden sollen, da das Gewicht des Volums weder des einen noch des andern Bestandtheiles hat bestimmt werden können; sie sind daher auch in Parenthese gestellt. HO 0,625 0,577 '/2 S03 3,0 1,8 IV2 HCl 1,247 1,213 ^k (BiF3 2,3124 1,94 IV2 HBr 2,75 2,70 'h BoCls 3,942 3,576 IV2 HJ 4,44 4,405 'l2 PC13 4,8765 3,77 1^/2 CO 0,97 0,55 V2 AsC13 6,3 3,7 1^/2 CCrO 3,43 0,55 'I2 AsJ3 16,1 13,4 IV2 NO 1,527 0,555 "12 SbC13 7,8 3,65 IV2 Hg2Cl 8,35 1,26 '12 BiC13 11,35 3,82 1^/2 Hg2Br 10,14 2,86 V2 C02 1,525 1,109 1 CGI 5,82 4,98 2 CCIO 3,43 Cl 2,46 1 CCI2 5,33 4,904 2 S02 2,247 1,1235 1 TiC12 6,836 5,09 2 Se02 4,03 1,12 1 SuC12 9,1997 5,02 2 S2C1 4,70 2,47 1 SiC12 5,94 4,93 2 SC102 4,665 Cl 2,454 1 (SiF2 3,6 2,58 2) 1,106 1 As 03 13,85 3,36 3. aber die Zusammensetzung der Kieselsäure. 275 Silicium- (Fluorid und-) Chlorid enthält also in einem bestimmten Volum eine andere Menge von (Fluor oder) Chlor als die entsprechenden Verbrennungsproducte des Borons, und doch haben Boron und Silicium, und die Fluoride und Chloride beider Elemente so ausserordent. lieh viel Aehnlichkeit mit einander, dass man beide Ele^ mente überall zusammengestellt hat und R. Herr mann in der Borsäure sogar auch nur 2 Aeq. Sauerstoff anzu- nehmen empfiehlt, wie in der Kieselsäure, wozu jedoch keine Veranlassung vorliegt. Auf der andern Seite sieht man in der Menge von Chlor, welche ein bestimm- tes Volum von Siliciumchlorid enthält, die vollständigste Uebereinstimmung dieses Chlorids mit denen von Koh- lenstoff, Titan, Zinn, welche Uebereinstimmung sich aber noch etwas weiter erstreckt, und in einer Menge von Eigenschaften sichtbar wird. Allein die Condensation des Gasvolums ist, wie man sieht, für Berzelius ein so grosser Anstoss, dass er die sonst starken Gründe gegen die Annahme von 3 Aeq. Sauerstoff in der Kieselsäure über den Haufen wirft. Von dieser Condensation sagt jedoch Berzelius selbst, es könne kein sicherer Schluss daraus gezogen werden in Bezug auf die Anzahl von einfachen Atomen in den Verbindungen des Kiesels, sie kann begreiflicher Weise gar keinen Einfluss auf die Entscheidung der Frage haben, ob 2 oder 3 Aeq. des Combustors anzunehmen seien^ zumal wir gar nicht dar- über zu entscheiden vermögen, wie gross thatsächlich die Condensation des Gasvolums der Elemente in diesen Fällen sein möchte; denn, das Gasvolum von Kohlenstoff, Zinn, Titan, Silicium ist nicht im Entferntesten bekannt; man hat es nach gewissen Hypothesen berechnet, aber ob die Hypothesen richtig sind, kann nicht im Gering- sten bewiesen werden, und es ist eine völlig verlorene Sache, eine Hypothese durch Plypothesen zu stützen. Berzelius behauptet, dass es Beispiele gebe, dass selbst das Volum isolirter Elemente in Gasform verschieden sei nach ungleichen allotropischen 20* 276 Kühn, Modificationen. Dies ist aber eine Fiction, wieder eine Hypothese, deren Richtigkeit und Zuläs- sigkeit nicht erwiesen ist! Die allotropischen Modi- ficationen werden von Berzelius beim Schwefel, Phos- phor und Quecksilber angenommen; ob es aber ein Schwefelgas gebe oder geben könne^ was etwa das spe- cifische Gewicht 2,25 oder 1/3 der bis jetzt einzig beob- achteten besitze, oder ein Phosphorgas, was halb so schwer sei, als das bis jetzt gefundene, oder ein doppelt so schweres Quecksilbergas, das wissen wir eben nicht, und unter solchen Umständen wird und muss auch der grösste Naturforscher sich bescheiden, dergleichen Fictionen als Argumente für oder gegen die Richtigkeit eines Schlus- ses zu gebrauchen. Lässt man also diese keinen wissen- schaftlichen Gewinn bringende Betrachtung weg, so bleibt nur die Thatsache stehen, dass in gleichen Maasstheilen der Bichloride von Kohlenstoff, Titan und Zinn und des Chlorsiliciums gleiche Mengen von Chlor enthalten sind, und dass dieses Chlor ausserhalb der Verbindung gerade, das doppelte Volum ausmacht. Nimmt man nun in den betreffenden Chloriden von Kohlenstoff^ Titan und Zinn 2 Aeq. des Combustors an, so dürfte es wohl erlaubt sein, das Gleiche auch beim Siliciumchlorid zu vermu- then, also die Annahme von 3 Aeq. des Combustors darin zu verwerfen. In einem Zersetzungsproducte des Siliciumchlorids durch Schwefelwasserstoff hat Isidor Pierre noch einen Beweis für die 3 Aeq. des Combustors in Verbindung mit Silicium sehen wollen. Dasselbe besteht aus 19^2 Procent Si, 15 Proc. S und 65,8 Proc. Cl. Dies giebt ungefähr entweder die rohe Formel Si^S^Cl'* (= SiS2 -\- 2 SiC12) oder mit der Berzelius 'sehen Zahl für Silicium SiSCP. Man hält die erste Formel für „wenig wahrscheinlich", welches Urtheil, da es nicht motivirt ist, offenbar keinen Werth hat. Weswegen aber Pierre auf ein anderes Product, was er in sehr kleiner Menge bei höherer Temperatur erhielt^ und was bei einem Gehalte über die Zusammensetzung der Kieselsäure. 277 von 5:},84 bis 54,39 Proc. Chlor zu der Formel SiSCl oder mit der Berzelius'schen Zahl für Silicium zu der .wenig wahrscheinlichen" Formel Si^S^CP hinführt, keine Rücksicht -nimmt, ist wohl einzusehen, aber nicht zu billigen. Die grössere oder geringere Wahrscheinlich- keit dieser Formeln lässt sich doch bloss nach der Ana- logie mit der Zusammensetzung anderer passender Verbin- dungen beurtheilen, und welche kennt man hier überhaupt, oder welche haben zu Vei'gleichungspuncten gedient? Pierre bestimmte noch die Dampf dichte der ersten Productes zuerst zu 4,78^ später zu 5^24 bei 160^ und zu 5,32 bei 154^5^, und scheint ein Gewicht darauf zu legen, dass 3 Volumen gesetzt werden müssten^ um das specifische Gewicht des Dampfes aus den Bestandtheilen zu berechnen. Allein ein solcher Grund kann gar nichts entscheiden, da die Dichte des Siliciumdampfes nicht experimentell bestimmt worden ist, also Hypothese auf Hypothese gesetzt wird, und daher mögen die Ansichten ganz unerörtert bleiben, wie man zu den 3 Volumen gelange. Koch ein anderes Verhältniss_, was sich bei dem Chlorid und Bromid des Siliciums darbot, hat der Vor- stellung von der Zusammensetzung der Kieselsäure als Trioxyd einige Zeit lang so grossen Vorschub geleistet, dass man dadurch die Frage zu Gunsten von SiO^ „für entschieden" erklärte. Vor etwa 12 Jahren lenkte näm- lich Dr. H. Kopp auf die merkwürdige Thatsache die Aufmerksamkeit der Chemiker, dass zwischen den Siede- puncten von Chloriden und Bromiden verschiedener Kör-' per eine Differenz von 30 bis 32^ sich zeige, wenn 1 Aeq. Chlor und Brom zugegen sei, zwei Mal 30 bis 32^, wenn 2 Aeq., und drei Mal 30 bis 32^^ wenn 3 Aeq. der Com- h)Ußtoren sich vorfänden ; da nun zwischen den Siede- puncten des Chlorids und Bromids vom Silicium die Differenz von« ungefähr GG*^ sich zeigt^ so rausste man darin Veranlassung finden, zur Annahme von 3 Aeq. von Chlor oder Brom in diesen Combusten, und demgemäss 278 Kühn, auch von 3 Aeq. Sauerstoflf in der Kieselsäure. Man wird frappirt durch dieses eigenthümliche Zusammen- ireffen der Differenzen zweier Siedepuncte mit der An- zahl von Aequivalenten der Combustoren ; vergebens be- müht man sicb^ denselben zu erklären. Es bietet sich hier ein sehr ähnlicher Fall dar, wie das nicht weniger merkwürdige Verhältniss zwischen den specinschen Wär- men und den Aequivalenten vieler Elemente, auf welches Dulong zuerst aufmerksam machte. Auch dieses ist vielfach benutzt worden, zur Sicherstellung des Aequi- valents einzelner Körper, und für diejenigen, welche auf derlei Auffälligkeiten ein übergrosses Gewicht legen, mag hier die Bemerkung aufgeführt werden, dass bei Multi- plication der specifischen Wärme des Siliciumchlorids mit dessen Aequivalenten nach SiCP berechnet, eine Zahl herauskommt (11,423), welche mit dem gleichen Producte beim Zinn- und Titan-Bichloride sehr gut über- einstimmt (12,21 und 12,04), während bei Annahme von SiCP ein Product sich ergiebt (17,09), was vom Pro- ducte des Trichlorids vom Phosphor oder vom Arsen (18,51 und 20,36) um das zwei- und vierfache, wie bei der ersten Annahme abweicht. Allein wie es hier ein- zelne Fälle giebt, die dem sehr allgemeinen Verhältnisse selbst bei den Elementen in keiner Weise entsprechen wollen (Se, Te, As, Sb, Ag, Hg), und noch viel weniger bei den gasförmigen Elementen (O, Cl; Br, H, N\ so konnte man auch bei den Differenzen der Siedepuncte bei vermehrten Beobachtungen etwas Aehnliches erwar- ten. Und es hat Dr.. H. Kopp, nachdem mit der Zeit immer mehr widersprechende Thatsachen beobachtet worden waren, „mit der Aufrichtigkeit, w^elche ausge- zeichneten Geistern eigen ist, seine erste Ansicht auf- gegeben". Er führt [Annal. der Chem.u. Pharm. Bd. 98. S. 266) folgende Thatsachen auf: Siedepuncte DiflFerer.z Brommethyl H3C2Br IS« Pierre Chlormethyl H3C2C1 20« Berthelot ^^ über die Zusammensetzung der Kieselsäure. 279 Siedepuncte Differenz Bromphosphor PBr3 1750,3 Pierre Chlorphosphor P C13 780,0 Dumas, 780,3 Pierre 3 X 321/2 780,5 Andrews Bromoform HC2Br3 1520 Cahours Chloroform HC2C13 600,8 Liebig, 610 RegnauU 3X30V3 630,5 Pierre Bromäthyl H^C^Br 400,7 Pierre, 410 Bonuet Chloräthyl H^CJCl lio Pierre, 120Thenard ^^ Bromarsen AsBr3 2200 Serullas Chlorarsen As C13 1320 Dumas, 1330,8 Pierre 3 X 29 Phosphoroxybromid P02B3 1950 Ritter Phosphoroxychlorid P02C13 llOOWurtz, Cahours 3X281/3 Bromacethyl ... H3C^Br02 8l0 Ritter Chloracethvl ... H3C4C102 550 Gerhardt, 55 — 560 Kopp 26 Bromelavl H4C4Br2 } j29;Regn., ISOOCal. d^W 'lo2^',5 Herrn., 1320,b rierre 1 820,4 Liebig, 840,9 Pierre Chlorelayl R-IC-ICP ^820,5 Regn., 850,8 Despretz 2 X 23 (85 - 860 Dumas Brompropylen . . . . H6C6Br2 1430Reynolclo, 1450Cahours Chlorpropylen . . . . H6C6C12 100- 1()3 — 1040 Cahours 2X20/2 Dibromhydrin 116 C6 02Br2 2190 Berthelot u. Luca Dichlorhydrin H6C6 02C12 1780 Berthelot 2X20/2 Brombutylen PI8C8Br2 1600 Cahours Chlorbutylen HSC8C12 1220,3 Kopp, 1230Kolbe 2X18,9 Bromamyl H4ClOBr 1180,7 Pierre Chlo.amyl H4C10C1 }Kp-^'''1'n9?r'^.^'PP 17 •' 1010,8 Pierre, 1020 Cahours Brombutyl H9C8Br 890 Wurtz iq_i4 Chlorbutyl H^CSCl 70 -750 Wurtz Bromcapryl HHCißBr 19O0Bouis -_ Chlorcapryl HHCieCl 175« Bouis Demgemäss macht Dr. Kopp den sehr gerechtfer- tigten Schlus.s, dass aus der Differenz der Siedepuncte von Chloriden und Bromiden die Anzahl der Aequivalente von Coinbustoren sich nicht ergeben könne. Bei Ver- gleichung der Siedepuncte der Chloride und Bromide von Silicium und Titan stellt sich die nämliche Differenz heraus, nämlich 94 bis 95, nämlich : Siliciumbromid SiBr^ siedet bei 148 — 1500 Serullas Diff. 1530,4 Pierre Siliciumchlorid . . . . 8iC.2 „ „ 5(J0 Ser., 590 Pierre 100-94 Titanbibromid TiBr2 „ „ 2300 Franci.s, Bald- win, Duppa Titanbichlorid .... TiC12 „ „ 1350Frai]cie,Baldw., 95 — 94 Duppa, Dumas, 1360 Pierre 280 Kühn, Also ist die Differenz annähernd wie bei den Tri- chloriden von Phosphor und Arsen, und man hat daher wie gesagt auf 3 Aeq. der Combustoren geschlossen. Gesetzt, man wäre ungewiss über das Aequivalent der Kieselsäure, was man in der That nicht wohl sein kann^ wenn man die oben angeführten Thatsachen vorurtheils- frei ins Auge fasst, so sieht man keine Ungewissheit bei der Titansäure und den Zinnoxyden. Da nämlich über die Zusammensetzung der Zinnsäure niemals ein Zweifel sich erheben liess, und man die Säure unbestritten immer für ein Bioxyd ansah und noch ansieht, die Titansäure aber mit der Zinnsäure isomorph, sogar isodimorph ist^ so muss dieselbe ebenfalls für ein Bioxyd zu nehmen sein, trotzdem dass nach der Differenz der Siedepuncte des Chlorids und Bromids vom Titan auch hier 3 Aeq. der Combustoren, also das entsprechende Oxyd als Tri- oxyd angenommen werden müsste; die letzte Annahme vertrüge sich auch nicht mit der sichergestellten Oxy- dationsreihe des Titans, denn letztere müsste darnach durch die unhaltbaren Formeln vorgestellt werden : Ti^O^,, Ti^O^, Ti03. Nach diesem Allem muss man also nach Dr. Kopp als feststehend anerkennen^ dass nicht immer die nämlichen Beziehungen zwischen Siedepunct und chemischer Zusammensetzung ergeben, ebensowenig wie zwischen chemischer Zusammensetzung und Krystallform.. Ganz neuerlich endlich ist es Marignac gelungen, einen Beweis für die Annahme von 2 Aeq. Fluor im Fluorkiesel aufzufinden, der nicht zurückgewiesen oder angezweifelt werden kann; dies ist nämlich ein weit gehender Isomorphismus von Fluosilicaten mit Fluostan- naten. Die nämliche Gruppe von Elementen, deren Sul- phate bei gleichem Wassergehalte einen so merkwürdigen Isomorphismus oder Dimorphismus zeigen, und sich weiter zu gleichgestaltigen Doppelsalzen mit den Sulphaten von Kali und Ammoniak vereinigen, welche Elementargruppe auch noch in andern Verbindungen eine so ausserordentliche Aehnlichkeit besitzen, die Gruppe der Magnesia (Mg, Fe, Mn^ über die Zusammensetzung der Kieselsäure. 281 Ni, Co, Ze, Cu, Cd), hat auch hier ein ähnliches Ver- hältniss dargeboten. Von Magnesium hat man das fluor- kieselsaure und fluorzinnsaure Salz nicht dargestellt, da- gegen die Ton den übrigen Elementen alle, und namentlich sind die bestimmtesten Angaben über die beiderseitigen Salze von Nickel, Zink und Cadmium mitgetheilt wor- den : diese Salze enthalten alle 6 Aeq. Wasser und boten hexagonale Prismen mit Rhomboedern dar. Ebenso wur- den als gleichgestaltig erkannt die Fluostannate und Fluo- silicate von Strontium und Calcium, mit 2 Aeq. Wasser. Die entsprechenden Baryumsalze konnten nur in mikro- skopischen Kiystallen erhalten werden. Die Natrium- salze kamen nur wasserfrei und namentlich das Fluo- stannat nur in undeutlichen Krystallen vor ; die Silbersalze nur wasserhaltig, mit 4 Aeq. Wasser, aber diese wieder mit einander gleichgestaltig. Die Kali- und Ammoniak- salze zeigten allein noch Verschiedenheiten und konnten nicht mit einander verglichen werden^ indem die Fluo- silicate wasserfrei, die Fluostannate aber mit 1 Aeq. Wasser krystallisirten. Nach diesen wichtigen und interessanten Beobach- tungen Marignac's könnte man nur noch meinen, um die 3 Aeq. der Combustoren in den Verbrennungspro- ducten des Siliciums aufrecht zu erhalten, das Aequivalent des Zinns zu verändern; es scheint aber nach allen hier zusammengestellten Beobachtungen angemessener, lieber das Aequivalent des Siliciums zu verändern, imd dem- gemäss die Kieselsäure als Bioxyd anzunehmen. Mannit in den Blättern von Ligustrum vulgare L; von A. Kroinayor, Aesistent am chcmisch-pharmficeutischen Laboratorium zu Jena. Beschäftigt mit der Aufsuchung des Bitterstoffs in den Blättern von Ligustrum vulgare L. (worüber ich mir 282 Kromayer, spätere Mittheilung vorbehalte) fand ich, dass dieselben eine ansehnliche Menge Mannit enthielten. Wenn auch das Vorkommen des Mannits ein sehr verbreitetes ist, so bestätigt es sich doch vollkommen, dass dasselbe besonders für die Familie der Oleaceen Lindl. charakteristisch ist, da man seine Gegenwart ausser in Fraxinus ornus auch in Fraxinus excelsior und Syringa vulgaris nachgewiesen. {Vergl. Ludioig, über das Vorkommen des Mannits in Syringa vulgaris, Archiv der Pharmacie, 1857, Septemberheft, S. 296.) Pol ex hat zwar im Ligustrum Mannit als Bestand- theil angegeben, allein denselben keiner Elementarana- lyse unterworfen. {Siehe Arch. der Pharm., Januar 1839, 2. Reihe, Bd. XVII. S.75.) Die Blätter waren Ende Juli vorigen Jahres von, an sonnigen Bergen der Umgegend Jenas gewachsenen Sträuchern gesammelt. Sie wurden in vollkommen fri- schem Zustande im Dampfapparate zweimal mit heissem Wasser extrahirt; die durch Absetzenlassen geklärten Auszüge sodann im Wasserbade bis zur Hälfte eingedun- stet, hierauf mit basisch essigsaurem Bleioxyd gefällt. Der schmutziggelbe Niederschlag wurde auf einem Seih- tuch gesammelt^ die klare, schwach gelblich gefärbte Lösung durch Schwefelwasserstoff von überschüssigem Blei befreit und nach Entfernen des Schwefelbleis im Wasser- bade bis zum Syrup eingedunstet. Nach achttägigem Stehen war der ganze Syrup zu einem körnigen Krystallbrei erstarrt, in welchem man mittelst der Loupe deutlich kleine Nädelchen wahrnehmen konnte. Durch Abtröpfelnlassen wurde der grösste Theil der syrupartigen Mutterlauge entfernt, hierauf der rück- ständige Krystallbrei mit kaltem starkem Alkohol län- gere Zeit geschüttelt, wodurch die bitter schmeckenden Principien entfernt wurden. Die so behandelte Krystallmasse wurde jetzt wieder- holt zwischen Fliesspapier ausgepresst; der Pressrück- stand war nur noch schwach bräunlich gefärbt, schmeckte Mannit in den Blättern von Ligustrum vulgare L. 283 süss und schon mit unbewaifnetera Auge erkannte man jetzt die nadelformigen Kryställchen. Sie wurden in siedendem Alkohol gelöst, die Lösung mit Thierkohle entfärbt und noch heiss filtrirt. Das Filtrat war ganz farblos und erstarrte nach dem Erkalten zu einer blendendweissen Kr^^stallmasse. Durch Abtröpfelnlassen wvirde das Flüssige entfernt, die Krystalle zwischen Papier ausgepresst und sodann an der Luft getrocknet. Sie stellten einen vollkommen M-eissen, zusammen- gepressten Kuchen dar, aus lauter in einander geworre- nen Nüdelchen bestehend, besassen einen rein süssen Geschmack, lösten sich sehr leicht in Wasser und waren vollständig flüchtig; mit frischer Hefe zusammengebracht, gingen sie keine Gährung ein, die alkalische Kupfer- oxydlösung reducirte sie nicht. Das Gewicht derselben 1 etrug 5,2 Grm. (0,2 Proc. der angewandten Blätter). Die Krystalle konnten demnach Aveiter nichts als Mannit sein, was auch zwei damit vorgenommene Ele- mentaranalysen bestätigten. Die eine, von mir selbst ausgeführt, ergab: L 0,298 Grm. bei 100^0. getrockneter Mannit gaben: 0,433 „ C02 = 0,1177 Grm. C und 0,228 „ HO = 0,0253 „ H. IL (Ausgeführt von Herrn Stahl aus Blankenburg bei Rudolstadt, Mitglied des pharmaceutischen Instituts zu Jena.) 0,410 Grm. bei lOO^C. getrockneter Mannit gaben: 0,587 „ C02 = 0,lGOGrm. C und 0,302 „ HO = 0,033 „ H. Hieraus berechnen sich folgende Procente: I. IL gefunden gefunden berechnet z= 39,265 = 39,024 = 39,560 = C6 H = 8,389 = 8,048 := 7,692 = H7 = 52,346 r= 52,928 = 52,748 = 06 100,000 100,000 100,000. 284 Hirschberg, über kupferhaltigen Schniipftaback. Das frische Grün und die vollkommen glatte, makel- lose Oberfläche der Ligusterblätter, müssen wohl ent- schieden dahin zeugen, dass der Mannit ein normales Product der Pflanze ist und kein krankhaftes, durch, äussere Einflüsse erzeugtes, denn hier konnte von einer Verletzung der Blätter und einer Umänderung ihres Stof- fes durch irgend eine Gährung nicht die Rede sein. Endlich war der Gang der Analyse auch ein solcher, welcher jede Umänderung der vorhandenen Stoffe wäh- rend der Arbeit verhütete. Mannit ist also, wie Zucker, Weinsäure, Nicotin u. s. w. ein normales Product des Lebensprocesses der Pflanze. Was noch besonders hervorgehoben werden muss, ist das häufige Zusammenvorkommen von Bitterstoffen mit Mannit, in Folge dessen schon oft oberflächlich unter- suchende Chemiker einen mit Bitterstoff verunreinigten Mannit für den reinen Bitterstoff gehalten haben. Vielleicht steht der Mannit, den wir ja jetzt für einen süssen Alkohol halten müssen, in einer nahen Be- ziehung zu den elektro- negativen bitteren und adstrin- girenden Stoffen, die ihn begleiten, er bildet vielleicht mit ihnen salzartige Verbindungen, die sich während der chemischen Abscheidung zerlegen. Ueber kupferhaltigen Schnupftaback; A. Hirschberg in Sondershausen. Bei der Untersuchung einer Reihe von Schnupf- tabackssorten fand ich ausser einigen bleihaltigen auch deren zwei mit Kupfer verunreinigt. No, I. ergab in einem Zollpfunde 0,897 Gran, No. IL 6,283 Gran Kupfer. Das Kupfer wurde, nachdem die Anwesenheit desselben durch die bekannten Reagentien festgestellt worden, der- art quantitativ bestimmt, dass das aus dem salpetersau- Feldhaus, über eine Verbesserung des Röhrenkülders. 285 ren Aschenauszuge erhaltene Schwefelkupfer in schwefel- saures Kupferoxyd verwandelt und hieraus das Oxyd gefällt wurde. Ob dieser Metallgehalt von einem absichtlichen Zu- satz eines Kupfersalzes zur Tabackssauce oder von Be- reitung dieser Säure in kupfernen Gefassen entstamme, muss zur Zeit dahin gestellt bleiben. Die in No. I. ge- fundene Menge dürfte vielleicht von den Eisensalzen herrühren, mit denen der Schnupftaback vielfach gefärbt und welche wohl nicht immer in vollkommener Reinheit angewendet werden. Deber eine Verbesserung des Röhrenkühlers ; von F e 1 d h a u s , Apotheker iu Horstmar. Man kann die Wirksamkeit des gewöhnlichen Röh- renkühlers bedeutend erhöhen, wenn man statt des gera- den Glasrohres ein oftmals winklig gebogenes anwendet. Ich gebe eine Beschreibung eines solchen Kühlapparates, so gut es ohne Zeichnung thunlich ist. Ein 8 Fuss lan- ges und 34 Zoll weites Rohr, massig stark im Glase, ist etwa 13 Zoll von dem oberen Ende anfangend im Zickzack in der Art hin und her gebogen, dass die ein- zelnen Biegungen rechten Winkeln möglichst nahe kom- men. Die Schenkel der Winkel sind 5 Zoll lang und liegen genau in einer Ebene. Ungefähr 1 Fuss vor dem unteren Ende hören die Biegungen auf Die erste wie die letzte Biegung haben nur die halbe Länge der übri- gen Winkelschenkel, so dass die beiden Enden in einer geraden Linie liegen. Das obere Ende ist am Rande umgelegt, das untere in eine kurze nicht zu feine Spitze ausgezogen. Ein solches Rohr umgiebt man zweckmäs- sig mit einem ovalen Blechmantel, ein runder würde wegen der grossen Menge Wasser, die er fasst, den Apparat unbehülflich machen. Man lässt den Mantel 286 FeldJiaus, über eine Verbesserung des EöTirenkühlers. bis auf das Anlötlien des oberen Querstücks fertig machen, befestigt das untere Ende des Glasrohrs mittelst eines Korks mit der Vorsicht, dass die Biegungen wagerecht zu liegen kommen und lässt dann das obere Querstück anlöthen. Wegen des umgelegten Randes muss man den Kork, welcher zum Befestigen des oberen Endes dient, der Länge nach durchschneiden. Die Vorzüge dieser Abänderung sind einleuchtend. Es wird durch das Biegen in rechte Winkel die Fläche des Kühlrohrs bei gleicher Länge mit einem geraden verdoppelt; die abzukühlende Flüssigkeit bleibt folglich auch doppelt so lange damit in Berührung und ausser- dem ist den durchströmenden Dämpfen durch die Bie- gungen vielfacher Widerstand entgegengestellt. Umstände, welche die vollständige Abkühlung des Destillats begün- stigen. Bei verhältnissmässig langsamer Destillation kühlt ein solcher Apparat in der That fast vollständig, das heisst, die Temperatur des Destillats ist der des ange- wandten Kühlwassers beinahe gleich. Die Reinigung des Kühlrohrs mit Wasser oder Alkohol bietet durchaus keine Schwierigkeit. Diese Abänderung empfiehlt sich namentlich auch für kleine Kühler, um kleine Mengen, besonders sehr flüchtiger Substanzen, ohne Verlust zu destilliren. Einen kleinen Apparat kann man aus einer passenden Glas- röhre leicht selbst anfertigen, grössere liefern die Herren Warmbrunn, Quilitz & Comp, in Berlin in vorzüg- licher Beschaffenheit. 287 II. Matiir^escliiclite und Pliarina- kog^uosie« Allgemeines über brasilianische Nutz- und Heil- pflanzen; von Th. P eck oll. (Fortsetzung.) Nebst der Carnaubapalme {Corypha Cerifera Linn.) ist der fiir die Industrie so wichtige Kautsehukbaum des südlichen Amerikas, von den Brasilianern am Amazonen- strome Seringueira benannt {Syphonia elastica Mart.). So wie der ^Milchsaft noch mehrerer zu der Euphorbiaceen- familie gehörender Bäume Kautschuk liefern soll, z. B. Jatroplia elastica, Syphonia rhytidocarpa Mart. ; nach P e - reira soll der von den Indianern Tupy Mangabeira be- nannte Baum ebenfalls Kautschuk liefern. Die Producte des Baumes werden in der trocknen Jahreszeit gesam- melt. Der grosse Verbrauch dieser Substanz und in Folge dessen der hohe Preis, welcher dafür gezahlt wird, hat die Bewohner der kleineren Nebenflüsse des Araazo- nenstromes fast Scämmtlich in das Innere der Wälder ge- lockt, wo diese Bäume in IVlenge wachsen. Einige Bewohner der Provinz Cearä entdeckten, das» der in dortiger Gegend Manigoha benannte Baum iden- tisch mit der Seringneira von Para ist und machten im Jahre 1845 einige Versuche den Kautschuk zu extrahi- ren, der glückliche Erfolg verursachte eine solche Auf- regung bei dem Volke, dass man zu dieser Zeit fast 288 Peckolt, nur Greise und Kinder in den Dörfern fand, indem Alles auf Kautschukbeute ausgezogen war. Der Baum ist in der ganzen Provinz Cearä ziemlich häufig, besonders in dem Districte der Hauptstadt; bei der Serra de Maran- guape, Aratanhi, Inbaia, Ararape, besonders im Jahre 1854 bis 1855 nahm die Kautschukjagd einen grossen Aufschwung, durch die dortigen Kaufleute dazu animirt, welche für jede Arroba (= 32 Pfund) Gummi elasticum 20 Milreis (= 12 Thlr. 15 Sgr.) offerirten. Doch bekam dieser Versuch sowohl dem Handel als der Industrie schlecht*, indem theils durch die Unerfahrenheit der Käufer^ theils den Missverstand und Nachlässigkeit der Sammler, das Kautschuk meistentheils mit Erde verunreinigt war und man gab in England fast gar keinen Preis; d. h. der grösste Theil, welchen sie Xirinamhi oder Sarnamby nann- ten. Nur eine sehr kleine Quantität, welche einige Samm- ler mit Sorgfalt extrahirt, hatte den Preis der besten Sorte. Zugleich kam auch ein Fallen des Preises in Amerika und England, welches Alles dazu beitrug, diesen Indu- striezweig zu paralysiren und den Kaufleuten, welche grosse Verluste erlitten, den Speculationsgeist zu unter- drücken; obwohl es bei gehöriger Aufmerksamkeit und Sorgfalt noch mit grossem Vortheil betrieben werden könnte. Nach den Listen des Zollamts von der Provinz Cearä wur- den in dem Decennium von 1845 bis 1855 folgende Quan- titäten Kautschuk exportirt : 1845 bis 1846 344 Arrobas 1846 1 1847 906 n 1847 V 1848 92 n 1848 n 1849 24 n 1849 n 1850 42 n 1850 n 1851 25 n 1851 n 1852 71 n 1852 n 1853 168 » 1853 V 1854 399 » 1854 n 1855 15955 n Die Leute hatten zur Extraction die einfachste Methode Allgemeines über brasilianische Nutz- w. Heilpflanzen. 289 von der Welt, aber auch zugleich auf die Bäume am zer- störendsten wirkend. Statt kleine Einschnitte zu machen, entschälten sie die Bäume bis zur Wurzel und sammelten die zu Boden fallende Milch, auf diese Art mit Erde ver- unreinigt. Es ist dieses die schlechteste Sorte, wofür 10 Milreis (1 Milreis = 19 Sgr. ca.) bezahlt wurde. An- dere verfuhren dabei sorgfältiger und fingen den Milch- saft in Gefässen auf, um ihn in kleine Formen zu brin- gen und so brodförmige Stücke formirend, welche auf dem Markte zu 20 Milreis per Arroba verkauft wurden. Man hat den Kautschukbaum auch in der Provinz Ma- ranhao gefunden. Von den erfahrenen Sammlern Avird das Gummi ela- sticum auf folgende Weise extrahirt. Man theilt den Baum in sechs gleiche Theile, gerechnet von der Höhe, welche ein grosser Mann mit der Hand erreichen kann, bis zur Wurzel herab, um in diesem Räume Einschnitte zu ma- chen. Man formt einige Näpfchen von feinem Thon, welche an den Baum in gewissen Entfernungen angeklebt werden, nachher haut man mit einer Axt kleine Ein- schnitte, 5 bis 6 Finger hoch über dem Näpfchen; von oben nach unten anfangend, in der Ordnung der Tage der Woche, jeden Tag mit den weiter nach unten kom- menden Näpfchen fortfahrend; dann wieder hinaufgehend, bis die Gefässe gefüllt sind, welche dann in einer Art Wassereimer mit enger Oeffnung ausgeleert werden. Um die Brode zu formiren, macht man Formen von der Grösse eines Backsteins oder nach Belieben, welche mit Milch gefüllt werden, wenn dieselbe coagulirt ist, wird sie aus den Formen genommen und der Sonne ausgesetzt. Diese Qualität hat den schlechtesten Preis und hat auch einen unangenehmen Geruch. Um Kautschuk in Blättern, das sogenannte „ßna'^ (feine) zu präpariren, macht man Bretter von 2 Palmas (Handlange) Länge, l'/2 Palma Breite und */2 Zoll Dicke, welche mit einem Stiele versehen sind. Die Dimensionen können erhöht werden, doch ist diese Grösse die am mei- Arch.d. Pharm. CLL Bd8.3. Hft, 21 290 Peckolt, sten gebräuchliche Form. Das Brett wird mit weichem Thon bestrichen, die in einer irdenen flachen Schüssel befindliche Milch wird mit einer Cuia (Schale von Cres- centia Cuiete) aufs Brett geschüttet und sogleich geräu- chert, so lange es noch die Farbe verändert. Der Rauch wird stets aus der Cocosrinde, welche zur Feuerung benutzt wird, hervorgebracht, meistentheils von der Palme Catore. Die Räucherung geschieht folgendermaassen : Man macht von Thon eine zuckerhutähnliche Form, unten mit einer ziemlich weiten Oeffnung versehen. Die Form muss stark und gut gebrannt sein, dieselbe muss nahe der grossen Oefinung einige Luftlöcher haben. Diese Form wird über's Feuer gesetzt und durch die Oeffnung immer Stückchen der Cocosrinde hineingeworfen, in den her- ausqualmenden Rauch wird d.as Brett mit dem Safte gehalten. Diese Räucherung dauert nur so lange, bis die Milch getrocknet ist, wo man dann eine zweite Schicht darauf bringen kann, auf diese Art eine auf die andere, bis 20 bis 30 Schichten, wenn man Lust hat. Jede Räucherung dauert kaum einen Augenblick, so dass fast keine Zeit verloren wird. Nachher wird das Brett an die Sonne gelegt, wenn sie getrocknet sind, werden sie mit einem Messer getrennt und haben oft nur die Dicke eines Papierblattes. Ist der Milchsaft dick, so müssen nur wenige Schichten aufeinander bereitet werden^ und viele deren, wenn derselbe wässerig ist. Die Schuhe werden auf ähnliche Weise bereitet. Den Milchsaft in den Näpfen nennt man Serigada und wenn er fertig ist, Xirinamhi. Ein Arbeiter von mittelmässiger Thätigkeit kann in einem Tage 6 bis 8 Pfund sammeln. Zu den Nahrungsgewächsen übergehend, bemerkt man besonders die grösste Mannigfaltigkeit der stärkmehl- baltigen Knollengewächse; so wie eine Einbürgerung der meisten europäischen Nahrungspflanzen, sich je nach der geographischen Lage der Provinz mehr oder weniger mit TJeppigkeit klimatisirend. Die Hauptcultur ist natürlich dem brasilianischen Brodkorn, der Milho (Wälschkorn^ Allgemeines über hrasilianische Nutz- u. Heilpflanzen. 291 Zea Mais) gewidmet. Eine allgemeine Missernte dieser Kornfrucht würde dieselben unangenehmen Folgen haben, wie in Europa eine gänzliche Missernte der Kornfrüchte. Dieselbe ist in den verschiedensten Gestalten die Nah- rung der Hohen und Niedrigen; von den Weissen bis zur schwärzesten Schattirung der Bewohner als üniver- salmittel ihren hungerigen Magen gleichwirkend. Ueber die anderweitige Anwendung derselben ist schon früher im Archiv geschrieben. Man pflanzt dieselbe hier im September, in heisseren Gegenden im October. Zuweilen wird auch im Juni gepflanzt, was man MiJho do frio (Mais der kalten Zeit) auch JlJilho de St. Joao (St. Johan- nes Milho) nennt; doch ist diese Ernte stets sehr wenig ergiebig, nur bei lOOfacher Frucht als ausgezeichnet zu betrachten ; dahingegen die zur richtigen Zeit gepflanzte Frucht in gutem Lande 400- bis öOOfache Frucht giebt. In gutem Lande wird sie in 6 Handlängen Entfernung gepflanzt, in jedes Loch legt man 5 bis 6 Körner, in schlechterem Lande nur 4 bis 5 Palmas Entfernung mit 4 bis 5 Körnern in jedem Loche. Die Ernte darf nur geschehen, wenn das Korn vollkommen reif und trocken ist; so wie allgemein der Glaube herrscht, dass die Ernte bei abnehmenden Monde (Minguante) sein muss, wo sie dann weit weniger der Milbe ausgesetzt ist. Dann folgt die als Nahrungszweig mit der Kartoffel in Deutschland rivalisirende hiesige Bohne, Phaseolus de- rasus, Feijao preto (schwarze Bohne), welche tagtägliches Frühstück und Mittagbrod und eine wirkliche brasilia- nische Nationalspeise ist; sie fehlt weder auf den Tischen der Reichen noch der Armen, der Letzteren so wie der Neger fast einzige tägliche Nahrung, mit Milho- oder Mandiocca-Mehl vermischt und als Würze zu trocknem P'leische. Der Arbeiter hat ihr den Namen Pai da casa (Hausvater) gegeben. Man säet sie gewöhnlich von Ende Januar bis Ende Februar, doch wird hierbei auch Rück- sicht auf den Mondwechsel genommen. Auch säet man manchmal im September und October, was man Feijao 21* 292 Peckolt, das Aguas (Bohnen zur Wasserzeit) nennt, welche aber nie ein besonders gutes Resultat geben. Man pflanzt in 2 — 3 Palmas Entfernung in jedes Loch 3 — 4 Bohnen, gewöhnlich zwischen der Maispflanzung, damit dieselben an den Stengeln des Korns hinaufranken können. Wenn die Blätter gelb und die Schote beinahe trocken ist, wird die ganze Pflanze herausgerissen und der Sonne ausgesetzt, nachher die Bohnen getrennt und das Kraut verbrannt, dessen Asche benutzt wird. Seit einigen Jahren ist die schwarze Bohne einem Wurme, Bixo de Feyao, ausgesetzt, weshalb dieselben öfters an der Sonne ausgebreitet wer- den müssen, indem diese Milbe nur entsteht, wenn die Bohnen feucht sind. Manche heben auch die Bohnen mit den sämmtlichen Unreinigkeiten, besonders dem Pulver des Bohnenkrautes, auf, und trennen nur das gröbere Kraut, welches die Bildung des Wurmes verhüten soll. Die am meisten benutzte Methode ist die Aufbewahrung der mit Kalk gemischten Bohnen. Ausser der schwarzen Bohne werden noch verschiedene Bohnenarten cultivirt, doch nie als Hauptnahrungspflanze, Avie die obige, z. B. Feijaö mulatinho, Mulattenbohne, F.fradinlio, Mönchsbohne, F. vermelho, rothe Bohne, F. hranco, weisse Bohne, auch Feijoeiro genannt, F. do Egypto, ägyptische B., F. roxo, auch Matafome (Hungertödter) genannt, welche eine sehr frühe Ernte giebt, F. de impigem, gefleckte B. oder F. da India, indische B., F. de corda, Rankenbohne, in der Tupysprache Comendd oder Comandd. Die Schale oder vielmehr die Haut der schwarzen Bohne hat einen car- moisinrothen Farbstoff, welcher mit Citronensaft ausgezogen wird. Ferner sind noch die Guandubohnen {Cytisus cajau) ein hübsches Bäumchen. Die Bohnen werden an den Wegen im September und October gepflanzt, in Entfer- nung von 10 - 12 Handlängen, in jedes Loch 2 — 3 Boh- nen. Die Schoten werden vollständig getrocknet und ungeöffnet aufbewahrt. Ferner der treue Speisegefährte der schwarzen Na- tionalspeise, die Mandiocca {Manihot utilissima), nicht Allgemeines über hrasilianiscJie Nutz- u. Heilpflanzen. 293 allein wie die Milho Ersetzer des Brodes, sondern auch Vertreter der Kartoffel und sogar schmackhafter. Die- selbe ist eines der nothwendigsten Gewächse der Pflan- zungen und aus ihren Producten werden die mannigfal- tigsten Speisen zubereitet. Sie wird von Stecklingen gepflanzt. Auf gutem Boden wird in Distanz von 3 zu 3 Palmas eine kleine OefFnung gemacht und der Steck- ling mit dem Auge nach oben hineingelegt. Die zu Stecklingen geschnittenen Aeste müssen so getheilt wer- den, dass jeder Steckling wenigstens drei Augen hat. Die beste Zeit der Pflanzung ist August und September; zu einer guten reifen Wurzel, welche oft eine wirklich riesenhafte Grösse erlangt, sind 10 — 18 Monate erforder- lich. Viel Regen ist der Güte der Wurzeln nachtheilig. Man hat verschiedene Qualitäten dieses nützlichen Ge- wächses, worunter folgende die bemerkenswerthesten: Mandy Camhaia, M. Iraja, M. Sao Sehastiao, Pury, Ro- china, Campeii'a, Sertao, Vara de Canoa, Mandiocca hranca, Aipim, Pao de Chile, welche letztere einen feinen und deliciösen Brei giebt und sich vorzüglich zum Gebäck eignet. Die gewöhnliche Mandioccapflanze, Mandiocca hrava, hat die Eigenthümlichkeit, ein tödtliches Gift und viel Kahrungsstoff in sich zu vereinigen. Sie ist einheimisch und schon seit langer Zeit von den Indianern gekannt und benutzt. Es ist schwer zu erklären, auf welche Art die Wilden das nährende Princip dieser giftigen Wurzel entdeckt haben. Die verschiedenen Stämme haben auch verschiedene Benennungen für dieselbe. Nach Dr. von Martius heisst sie in der Tupysprache Manduha oder Maniha, eine Mandioccapflanze. Nach G. Dias wird die Mandioccapflanze in der Tupysprache Maniva genannt, ein Mandioccabiatt Manigoha. Das giftige Wasser, wel- ches von der geriebenen Mandioccawurzel abgepresst wird, wurde früher Tycupy (Mandioccasaft) genannt, jetzt nen- nen es die Indianer IJucujyini. Der über dem Feuer ein- gedickte Saft dient als Würze zu Speisen und wird 294 Peckolt, Mani'poeira genannt, welchen Namen aucli die Gebirgs- bewohner gebrauchen. Bei den Boticudos-Indianern wird die Mandiocca Amgigik genannt. Die Art, wie die Wil- den dieselbe verarbeiteten, war folgende: Man zerrieb die Wurzel mit Muschelschalen, oder gewöhnlich hatten sie eine eigene Vorrichtung dazu, welche darin bestand, dass mehrere kleine spitze Steine in der Rinde eines Baumes befestigt wurden. Die Mandiocca wurde auf diese Art zu einem Brei zerrieben, dann der Saft mit aller Vor- sicht ausgepresst, am Feuer getrocknet und Caarima ge- nannt; wenn dieselbe an der Sonne getrocknet und fein zerstossen ist, so wird dieses Mehl Ty^pyrati genannt. Der auf Blausäure reagirende^ giftige, abgepresste Saft wird wie oben bemerkt benutzt; das Stärkmehl, die Ta- piocca, nennen sie Typyoca (woher es die Portugiesen entnommen). Da sie glaubten, dass die Zubereitungsart dieser Wurzel den Arbeitern schädlich sei, so verrichte- ten diese Arbeit nur die Gefangenen (Sklaven), welche zu ihren Speisen Blumen von Nhamhi (aus der Lauri- neenfamilie) und Wurzeln von Urucu {Bixa Orellana) mischten, um das schädliche Princip darin unwirksam zu machen und Brust und Magen zu stärken. Zu ihren Festen machten sie ein geistiges Getränk von den Wur- zeln ; dieselben wurden zertheilt, ganz weich gekocht und nachdem sie erkaltet, von den Weibern gekaut und in ein Gefäss gespuckt, welches zum Theil mit Wasser ge- füllt war; wenn die Gefässe gefüllt waren, wurden sie noch einmal aufgekocht, unter fortwährendem Umrühren, so lange sie auf dem Feuer befindlich waren. Nachher wurde die Flüssigkeit in grösseren thönernen Gefässen aufbewahrt, welche bis zur Hälfte in die Erde eingegra- ben und mit der grössten Genauigkeit zugedeckt wurden. Nach drei Tagen fing die Gährung an. Zur Zeit des Festes wurden um die Gefässe herum Feuer angezündet und die Flüssigkeit von den Weibern credenzt. Es war eine alte Tradition unter ihnen, dass wenn die Männer die Wurzeln kauten, das Getränk missrathen und beson- Allgemeines über brasilianische Nutz- u. Heilpflanzen. 295" ders der wichtige Verlauf der Gährung unterbleiben würde. Die Portugiesen machten sogleich Mühlen zur Bereitung der Farinlia und pressten die Wurzeln an Stellen, wo sie keinen Nachtheil verursachen. Viele behaupten, dass aus dem giftigen Safte sich nach längerer Zeit kleine weisse Insekten bildeten, welche eben so schädlich wie der tödliche Saft wären. Ueber die medicinischen Eigen- schaften habe ich in früheren Jahrgängen des Archivs Mittheilungen gemacht. Jetzt wird die Wurzel durch praktisch eingerichtete Maschinen verarbeitet und das Stärkmehl von dem Brei getrennt, welches dann Tapiocca genannt wird und ein bedeutender Handelsartikel ist. Der Saft von der jetzt allgemein cultivirten Mandiocca (Mandiocca boa oder mansa) ist nicht giftig. Gleich wichtig für Brasilien ist auch die Reiscultur (Arroz, Oryza sativa), eine ebenfalls nie fehlende Speise und namentlich Nahrung der kranken Neger. Die besten Monate zur Aussaat sind August und September, auf feuchten Niederungen und sumpfigem Boden; doch hat rnan neuerdings eine andere Art, den Bergreis_, welcher selbst auf trocknem Boden gedeiht, von röthlicher Farbe, Arroz da China genannt. Eine andere Art, der kleine Reis, Arroz miuda, giebt ebenfalls gute Ernte, auf glei- chem Boden wie der vorhergehende. Man pflanzt den Reis in Distanz von 2 — 3 Palmas, in jedes Loch eine Prise von circa 5 — 6 Körnern. Wenn die Aehren eine goldgelbe Farbe annehmen, ist die Zeit der Ernte da. Von den Knollenpflanzen ist besonders zart und delicat die Wurzelknolle von Cara (Dioscorea- Art) ^ welche am besten sind, wenn die Wurzelknollen die Grösse einer starken Faust erreicht haben; doch werden sie auch so dick wie ein kleiner Kinderkopf Man pflanzt die Schöss- linge in ziemlich tiefen Löchern von 3 — 4 Palmas Um- fang und gewöhnlich in jedes Loch drei Pflanzen. Sie werden gekocht, gebraten und als Gebäck genossen. 2 Theile zerriebener Cara mit 3 Theilen Mehl giebt ein sehr wohlschmeckendes Brod, welches weit länger frisch. 296 Peckoltj bleibt. Man hat noch verschiedene andere Cara- Sorten des Waldes_, wovon die meisten geniessbar sind, doch werden nur zwei Arten von denselben angepflanzt, z. B- Cara do mato, auch Caratinga genannt, wovon die junge Pflanze mit den schön gezeichneten^ roth und schwarz marmorirten Blättern glänzt, welche zur Blüthezeit ein- farbig dunkelgrün werden; dann die Cara do Espinha oder C. de Sapateiro, eine der viel producirenden Knollen- schlingpflanzen, wovon besonders die Knollen als zart und schmackhaft beliebt sind, welche diese merkwürdige Pflanze oben an den Ranken in der Luft ansetzt und ihre Reife zur Blüthezeit erreichen. Dann noch die wilde Cara preta, die C. hrava, die cul+ivirte Cara tinga und die C. tinga do mato, welche sämmtlich gegessen werden, obwohl sie wenig schmackhaft sind, doch wird noch keine derselben angebaut. Mangarito {Caladium sagittifolium), dessen schön gelbe Knollen ebenfalls als eine feinschmeckende Speise ange- baut werden. Man pflanzt sie im August bis October an den Wegen, auf gleiche Weise wie die Cara, und werden geerntet, wenn die Blätter gelb werden. Man isst dieselben im Innern des Landes als Nachtisch, ge- kocht und in Zuckersyrup gelegt. Inhame (Dioscorea sativa Muri.), dessen Knollen in Menge auf allen feuchten Stellen gepflanzt werden; die ganze Pflanze, Blätter und zerschnittene Knollen, gekocht, bilden nebst dem Mais die Hauptnahrung der Schweine. Diese Wurzelknollen erreichen auf gutem feuchtem Lande die Grösse eines Menschenkopfes; namentlich erreicht die sogenannte Art Inhame roxa eine immense Grösse, manch- mal II/2 Fuss lang und von der Dicke eines starken Mannesschenkels. Im Haushalte finden sie auch noch anderweitige vielfache Anwendung, besonders beliebt als Mischung zum Brodteige, wo es dieselben Eigenschaften wie das Cara besitzt. Von allen Knollen wird diese als die gesundeste gerühmt und soll das Blut reinigen. Auf den Azorischen Inseln soll sie der Hauptnahrungszweig AUgemeiJies über hrasüianische Nutz- u. Heüpflcmzen. 297 der dortigen Bewohner sein. Man pflanzt sie im Juni bis September und erntet am Ende des Jahres; doch wird sie auch im Laufe des ganzen Jahres benutzt. Taioha oder Mangaraz {Caladium violaceum Mart.), Der Geschmack dieser Knollen hat Aehnlichkeit mit der Mangarita\ gekocht nehmen sie eine schön blauviolett marmorirte Farbe an, werden auch ebenso cultivirt und geei'ntet wie die vorigen. Die jungen Blätter, so wie die des Arum Colocasia geben ein deliciöses Gemüse, welches wie Spinat zubereitet wird. Dann die jetzt auf allen Pflanzungen in Menge cul- tivirten süssen Kartoffeln^ Batata doce, B. da Terra, Je- tyca in der Tupjsprache. Als den meisten Ertrag lie- fernd, so wie reichhaltiger an Nahrungsstoff und weniger den Missernten ausgesetzt, ist sie überall über die andern Knollenbrüder siegreich gewesen. Dieselbe gedeiht auf jedem Boden, doch vorzüglich in einem frischen, flachen, etwas sandigen Terrain-, giebt mehr Ausbeute in Ebenen als auf Bergen und Urwaldland ; wird die früher von andern Pflanzungen ausgebeutete Erde mit wenig Dün- ger präparirt, so giebt es eine ausgezeichnete Ernte ; feuchte Jahre sind sehr fruchtbringend, in trocknen Zei- ten ist die Ausbeute geringer, aber an Qualität aus- gezeichneter. Es giebt eine Unmasse Arten dieser Kartoff'el^ nach Dr. V. Martins: 1) Convolvidus edulis, 2) C. üiherosus, 3) C. esculentus, 4) C. varius. Die vorzüglichsten Sorten sind: die sogen, von Demarara^ eine Kartoffel bis zur Grösse eines Menschenkopfes; dann die gelbliche Batata und die Batata de Angola. Die gelbliche Kartoffel ist kleiner, aber in grösserer Quantität, trockner und süsser und allen Sorten vorzuziehen; die einzige Art, welche sich manchmal von einem Jahre zum andern in der Erde conservirt, ohne zu faulen oder an Nahrungsstoff zu ver- lieren, indem die andern Arten sogleich in der Regenzeit anfangen zu faulen. Die Angola Batata ist weiss, volu- minöser, vegetirt besser und hat die sehr gute Eigen- 298 Peckolt, Über brasilianische Nutz- und Heilpflanzen. Schaft^ dass sie frühzeitig und deshalb einen Monat frü- her als die gelbe zum täglichen Gebrauch geerntet wird, und muss deshalb vor Allem Ende August gepflanzt werden. Man hat zweierlei Methoden, dieselbe zu pflan- zen. Ist die Erde feucht oder hat es stark geregnet, so ist die Ranke der Pflanze vorzuziehen, welche dann fast nie fehlschlägt und nicht dem Insektenfrass unterworfen ist, auch spart man die nützliche Knolle. Man macht Löcher in 2 Palmas Distanz und pflanzt darin 1 oder 2 Knollen von 2 — 3 Palmas Länge, mit den Spitzen nach aussen, 4 — 5 Zoll mit Erde bedeckt. Gewöhnlich pflanzt man vorher Millio in dieses Land, dessen Stengel den Ranken der Kartoffel als Stütze dienen. Wenn die Blät- ter nach der Blüthezeit gelb werden, welches gewöhnlich im Juni oder Juli geschieht, wird zur Ernte geschritten; doch die Angola schon im April. Schlechtes Land, wel- ches fast nie lOOfachen Ertrag an Mais giebt, trägt 1000- fache und in besserem Lande selbst 1600fache Frucht- Die süsse Kartoffel ermüdet die Erde nie, wie die übri- gen Knollen- und Hülsenpflanzen; durch ihre vielen Zweige und Blätter bedeckt sie die Erde gleich einem festen Teppich, wodurch der Boden stets frisch erhalten und bei Dürre Ersatz gegeben wird; auch sind sie bei Un- wetter und Hagel durchaus keiner Gefahr unterworfen, leiden nicht durch die hier Alles zerstörenden Ameisen und bleiben von den übrigen Insekten verschont. Sie ist nicht allein Allen eine angenehme Speise, sondern auch wegen ihres Zuckergehalts und des vielen Amylums sehr nahrhaft; sie besitzt etwas von einem resinösen Princip, wel- ches auch in den milchsaftgebenden Ranken enthalten ist, leicht abführend wirkt und die Verdauung beschleunigt: wahrscheinlich die Ursache, dass das Kraut von den In- sekten verschont bleibt. Dieselbe giebt eine vorzügliche Stärke, welche besonders in Backwerk sehr schmackhaft ist. Die andere Kartoffel {Solanum tuberosum) erfordert hier bei der Cultur sehr viel Sorgfalt und die Ausbeute ist bei weitem geringer. (Fortsetzung folgt.) Landerer, Notiz über Feigenmilch. 299 Notiz über Feigenmilch; von Dr. X. Land er er in Athen. Eine ausgezeichnete Conntüre, welche sich die Leute im Orient bereiten, sind die eingemachten unreifen Fei- gen, welche sie Tractus Fici, Caricae imaturis condite nennen. Um dieselbe zu bereiten, müssen die kleinen Früchte im Monat ilärz gesammelt werden, wo sie von dem scharfen Milchsafte strotzen, der so kaustische Eigen- schaften besitzt, dass dadurch die Epidermis und die Haut in kurzer Zeit angegriffen und zerstört wird. Da man dieselben zuerst von ihrer Haut durch Abschälen befreien muss, so geschieht dieses mittelst Handschuhen, oder man muss diese Arbeit von Zeit zu Zeit unterbre- chen, indem bei Nichtbeachtung dieser Vorsichtsmaas- regeln, je nachdem ein Mensch mehr oder weniger sen- sibel ist, Entzündung der Haut und Geschwüre entstehen. Der frische Milchsaft ins Auge gespritzt, kann eine hef- tige Conjunctivitis nach sich ziehen, daher man sich sehr davor zu hiiten hat. Wird der frische Milchsaft der Fei- gen zum Kochen erhitzt, so scheidet sich aus demselben eine zähe, resinöse^ elastische, kautschukähnliche Masse au.s, die der Träger des scharfen Stoffes ist; denn wenn diese Masse auf Papier oder Leinwand gestrichen und auf die Haut gelegt wird, so empfindet man in kurzer Zeit ein heftiges Brennen, gleich einem starken Vesicans, mit starker Itöthe und Pustelbildung, so dass man es nicht lange auszuhalten im Stande ist^ ohne Gefahr zu laufen, Erysipelas und Geschwüre zu bekommen. Die von dieser zähen Masse abfiltrirte Flüssigkeit ist bei- nahe ohne Geschmack, so dass das giftige Princip nur in der milchig- emulsiven Verbindung, die eine Pseudo- Emulsion aus vegetabilischem Albumin und einem schar- fen Harze hervorbringt, zu suchen ist. Ueberlässt man diese emulsive Masse sich selbst, so beginnt eine leichte Gährung unter Gasentwickelung und Säurebildung (Milch- 300 Lander er y säure?), die sich durch starkes Röthen des Lackmus- papiers zu erkennen giebt, und es scheidet sich das Harz in Form einer zähen, an Glas festklebenden Masse ab^ die alle Eigenschaften eines Weichharzes besitzt, sich in Aether, Alkohol und Oelen löst, und alle diese Lösungen besitzen die charakteristische Schärfe der Feigenmilch im höchsten Grade und das Harz besitzt sehr saure Eigen- schaften. Um die Bereitung der Feigen- Confitüren zu beendi- gen, werden die geschälten Feigen ins Wasser gelegt und darin so lange liegen gelassen^ bis dieselben weich geworden sind, und sodann mit Zucker eingekocht. Notiz Über SGammonium; von Demselben. Ueber die Gewinnung des Scammoniums in Klein- asien, in der Umgegend von Damaskus^ Brussa bis nach Palmyra habe ich in einer früheren Notiz das Wichtigste mitgetheilt. Dass das echte Scammonium mit andern Pflanzensäften, u. a. auch mit dem Safte von Euphorbien- Species vermischt und verfälscht wird, ist wohl als ge- wiss anzunehmen. Nach neueren Nachrichten, die ich von einem Kaufmann in Brussa erhielt, soll die Wurzel; nachdem man aus derselben durch Einschnitte das echte Scammonium, welches in dem darin enthaltenen Milch- safte besteht^ erhalten hat, aus der Erde genommen, in Stücke zerhackt, in kupfernen Kesseln ausgekocht und das wässerige Extract mit dem Milchsafte vermischt wer- den. Dieses geschieht weniger, um das Quantum des Scammoniums zu vermehren, als vielmehr um die stark drastische Wirkung des echten Milchsaftes zu massigen, indem einige Gran in Pillenform im Stande sind, starke Entleerungen zu bewirken. Um nun diesen Verfälschungen zu entgehen, soll die über den Cyprischen Wein. 301 frische Wurzel ein bedeutender Handelsartikel geworden sein und besonders nach London versendet werden, um dort reines Scammoniumharz daraus zu bereiten. Dieses aus den Wurzeln bereitete Scanimonium soll auch nicht den unangenehmen käseartigen Geruch besitzen, der dem aus Kleinasien eigenthümlich ist, sondern einen sehr an- genehmen. Da nun dieses reine Scanimonium in seiner Wirkung ganz verschiedene Eigenschaften von dem ge- wöhnlichen besitzen wird, so ist es nöthig, auch die Dosen dieses neuen Heilmittels, Scaminonium lourum e radice paratuni genannt, genau zu bestimmen und die Wirkung desselben durch langjährige Versuche zu con- statiren. üeber den Cyprischen Wein; von Demselben. Wer kennt nicht den Cyprischen Wein, wenigstens dem Rufe nach, als eine Weinsorte, die vor der Einfüh- rung des Champagners auf der Tafel der Wohlhabenden nicht fehlen durfte, und der Seltenheit und des hohen Preises wegen in kleinen Kredenzgläschen zu Ende der Tafel als die Verdauung befördernd getrunken wurde? Dieser Cyperwein ist nicht nur der stärkste weingeist- haltige Wein, sondern er zeichnet sich auch durch ein eigenthümliches Bouquet aus. Comandaria nennt man diesen Nektar der Insel Cypern, welchen Namen derselbe von dem Worte Comanda, d. i. Herrschaft, erhielt, eine Benennung, die aus der Zeit stammt, wo die Venetianer Herren der Insel waren. Der Cyperwein ist ein süs- ser, starker Wein und dürfte nur mit den Weinen Spa- niens und Portugals Aehrdichkeit haben. Auf dieser von der Natur so reich gesegneten Insel werden verschiedene Sorten Wein bereitet. Alle Cyperweine sind gute, starke, kräftige Weine, namentlich der sogenannte Comandaria- 302 Landerer, über den CypriscJien Wein. Wein, welcher der ausgezeichnetste ist, und je älter, desto besser und desto theurer ist derselbe. Es giebt Cyperweine, die an Ort und Stelle mit 30 Drachmen pro Okka bezahlt werden, jedoch kommen solche Weine nicht in den europäischen Handel, und ein Jeder behält einige Flaschen für sich und seine Familie, um in Krankheits- fällen sich und die Seinigen dadurch zu stärken, indem man demselben viele Heilkräfte zuschreibt. Um nun auch jungen Weinen das eigenthümliche Bouquet des alten Comandaria- Weines zu geben, wird derselbe in die Fässer, worin sich alter Wein befun.den, eingefüllt; denn ein solches altes Fass wird weder ge- waschen, noch die sich im Laufe der Jahre gebildeten Absätze ausgeleert, sondern die jungen Weine werden auf diese Hefe und Wein-Absätze eingefüllt, wodurch sie nach einigen Jahren das Bouquet der alten Weine erhal- ten, da in diesem Absätze das Oenanthol enthalten ist. Solche alte Fässer mit ihren Niederschlägen werden sehr theuer verkauft und sind kaum aufzutreiben, und es soll wirklich möglich sein, auf die angegebene Weise den jüngeren Weinen das Bouquet der älteren zu geben. 303 III. lloiiatisliericlit. Siliciuinmangan. Das aus der Fluor- oder Chlorverbindung durch Katrium reducirte Mangan besitzt ganz andere Eigen- schaften, als das aus einem Oxyd durch Kohle reducirte. Es hat eine grosse Härte, nimmt eine ebenso ausgezeich- nete Politur an, wie Stahl und behält seinen Glanz an der Luft unverändert, während das auf gewöhnliche Weise reducirte Metall an der Luft sehr bald zu pulverigem Oxyd zerfällt und schon bei gewöhnlicher Temperatur das Wasser zersetzt. Da nun das durch Natrium redu- cirte Mangan immer noch Silicium enthält, so stellten Wöhler und Brunner mehrere Proben Manganraetall mit variirendem Siliciumgehalte dar, um festzustellen, ob das Silicium die Ursache der abweichenden Eigen- schaften des Mangans sei. Die Versuche mussten in gewöhnlichen Thontiegeln vorgenommen werden und es gelang deshalb nicht, ein von Silicium ganz freies Man- gan zu erhalten ; man bemerkte aber, dass das Verhalten des ^Mangans durch die Beimischung verschiedener Men- gen Silicium nicht bedingt wurde, indem Farbe, Schmelz- barkeit, Härte und Glanz bei den verschiedenen Proben so ziemlich dieselben bleiben. Entweder ist also das aus dem Oxyd durch Kohle reducirte Metall nicht rein und vordankt seine Schmelzbarkeit und Oxydirbarkeit einer fremden Beimischung, oder dieses ist wirklich das reine Metall, und es ist ein so ausserordentlich kleiner Gehalt an Silicium hinreichend, um so wesentlich die Eigen- schaften eines Metalls zu verändern. (Annal. der Chem. V. rharm. XXX. 54—59.) G. Zwei neue Metalle im schwedischen Magneteisenstein. Bei der Analyse eines Magneteisensteins von Westerby bei Ackersund in Scliweden glaubt Ullgreen zwei neue Metalle, das eine von elektro- negativer, das andere von elektro -positiver Natur aufgefunden zu haben. 304 Crocus martis aperitivus. Das elektro - negative Metall wird aus einer sauren Auflösung durch Schwefelwasserstoff mit brauner Farbe gefällt, der Niederschlag ist in Ammoniak und Schwefel- ammonium mit brauner Farbe löslich. Die Auflösung desselben in Königswasser setzt beim langsamen Ver- dunsten einen festen Körper von braungelber Farbe ab. Vor dem Löthrohr giebt derselbe mit Phosphorsalz farb- lose Perlen, mit Soda auf Kohle kein Metall. Das elektro - positive Metall wird aus der mit einer hinreichenden Menge von essigsaurem Natron versetzten Eisenlösung durch Schwefelwasserstoffgas zugleich mit Eisen und einer kleinen Menge Zink, das in dem Erz enthalten ist, gefällt. Nachdem der Niederschlag auf dem Filtrum theilweise getrocknet ist, können Eisen und Zink mit verdünnter Salzsäure und darauf Salpetersäure ent- fernt werden. Der Rückstand unter Luftzutritt geglüht und darauf mit kohlensaurem Natron geschmolzen, giebt eine graugelbe Substanz, welche beim Glühen in Wasser- stoffgas ein schwarzes Pulver liefert, welches an der Luft zu einem graugelben Körper verbrennt. Das durch Re- duction mit Wasserstoffgas erhaltene schwarze Pulver wird nur äusserst schwierig von Salpetersäure, leichter von Königswasser aufgelöst; in dieser Lösung bilden Alkalien einen hellgelb -braunen, flockigen Niederschlag, Blutlaugensalz einen blauen oder grünen. Vor dem Löth- rohr giebt es mit Phosphorsalz eine farblose Perle, welche in der inneren Flamme opalisirend und bei grösserer Menge grau wird. Vom Magnet wird es nicht im Geringsten an- gezogen. (Ann. der Chem. u. Pharm. XXVIII. 336 — 337.) Gr. lieber Croeus martis aperitivus hat V. Bastelaer Untersuchungen veröffentlicht. Im Drogueriehandel und in den Apotheken findet man das genannte Präparat von verschiedener Beschaffen- heit. Man kann zwei Hauptvarietäten unterscheiden : a) die eine Sorte, theurer und für vorzüglicher er- achtet, ist von schönerer Farbe als die zweite, ihr Braun gleicht dem des Clozel'schen Kermes; h) die zweite Sorte, weniger geschätzt, ist ochrig- rothgelb, mit einem Stich ins Gräuliche, nicht so sammet- artig, wie die erste Sorte. Der braune Crocus martis No. I. des Handels enthält nach der Analyse des Herrn v. Bastelaer: Eisenoxydulsalz mit kaust. Alkali als Reductionsmittel. 305 89,3 Proc. Eisenoxyd, 7,3 Proc. Wasser, 3,2 Proc. Kohlensäure. (Verlust bei der Analyse 0,2 Proc.) Der ocherartige Crocus No. 2. des Handels enthält nach demselben Pharmaceuten : 70,2 Proc. Eisenoxyd, 19 Proc. Wasser, 10,5 Proc. Kohlensäure. (Verlust bei der Analyse 0,3 Proc.) van Bastelaer erklärt den ocherartigen Crocus No. 2. für den wii'ksamsten, der allgemeinen Ansicht zuwider. Die zur Prüfung dieser Angaben ernannte Commis- sion, bestehend aus den Herren Gripenkoven, Louis Coomans und Aug. Daenen, ist nicht dieser Ansicht, sondern hält dafür, dass das Präparat als Eisenoxydhydrat zu betrachten sei; wollten die Aerzte kohlensaures Eisen- oxydul anwenden, so ständen ihnen die Sacharate des- selben zu Gebote, wie die Oesterreichi^che, die Bayer- sche und Edinburger Pharmakopoe sie aufgenommen haben. Aber auch die genannte Commission bestätigt, dass der Crocus martis aperitivus in seinen beiden Formen noch Kohlensäure enthält und deshalb, mit Salzsäure über- gössen, beträchtliches Aufbrausen zeigt. {Bidl. de la See. de Pharm, de Brux. 2. Ann. No. 11. Seance du 10. Nov. 1858.) Dr. H. Ludioig. Eisenoxydulsalz mit kaustischem Alkali als Reduc- tionsmittel. C. W. Hempel fand, dass die Reduction von Platin- und Quecksilberchlorid, welche bei Anwendung von Eisen- vitriol allein nicht gelingt, augenblicklich vor sich geht, wenn dem Eisenvitriol noch ein Alkali hinzugefügt wird. Platinchlorid wurde mit Eisenvitriol und Natronlauge und hierauf mit Salzsäure versetzt. Es blieb ein schwarzes Pulver zurück, welches nach dem Auswaschen und Trock- nen mit Leichtigkeit Alkohol in Essigsäure überführte und aus vorzüglichem Platinmohr bestand. Quecksilber- chloridlösung, mit Eisenvitriol, Natron und Schwefelsäure behandelt, hinterliess Quecksilberchlorür und das Filtrat war frei von Quecksilber. Salpetersaures und schwefel- saures Quecksilberoxyd verhielten sich ebenso, wenn ihnen vorher eine hinreichende Menge von Chlomatrium zugesetzt worden war. Ebenso wird Jodsäure durch Eisenvitriol und Natron schnell reducirt. Das durch das Eisenoxydulhydrat aus- geschiedene Jod setzt sich mit dem überschüssigen Natron in jodsaures Natron und Jodnatrium um, und der dar- Arch.d.Pharm.CLI.Bds.S.Hft. 22 3,06, Bestimmung des Mangans, Nickels, Kobalts u. Zinks. auif folgende Zusatz von Schwefelsäure macht wieder sämmtliches Jod frei (5 HJ + JO^ = 6 J -f 5 HO), welches sich in hinzugefügtem Chloroform mit tiefrother Farbe auflöst. {Ann. der Chem. u. Pharm. XXXI. 97—98.) G. lieber die Bestimmung des Mangans, Nickels, Kobalts und Zinks. Mangan, Nickel, Kobalt und Zink werden bekannt- lich aus sauren Flüssigkeiten durch Schwefelwasserstoff nicht gefällt, während Schwefelammonium sie vollständig als Schwefelmetalle niederschlägt. Diese Schwefelmetalle sind in einem Ueberschuss von Schwefelammonium un- auflöslich, welche Eigenschaft man fast immer benutzt, um das Mangan, Nickel, Kobalt und Zink von den alka- lischen und erdigen Basen zu trennen. A. Terreil zeigt jedoch im Nachstehenden, dass die Fällung der er- wähnten Metalle durch Schwefelammonium unvollständig ist, wenn die Flüssigkeit Ammoniaksalze und freies Am- moniak enthält. Die Mangansalze geben, wenn sie rein sind, mit dem Schwefelammonium einen fleischrothen Niederschlag von Schwefelmangan, welcher in einem Ueberschuss des Reagens unauflöslich ist. Bei Gegenwart von Ammoniak- salzen geben die Mangansalze mit Schwefelammonium einen schmutzig - weissen bis hellgelben Niederschlag. Enthält die Flüssigkeit ausserdem noch freies Ammoniak, so ist das gefällte Schwefelmetall schwefelgelb. Alle diese Niederschläge bräunen sich an der Luft. Der bei Ge- genwart von Ammoniaksalzen und freiem Ammoniak er- haltene Niederschlag enthält aber nicht alles vorhanden gewesene Mangan; denn die abfiltrirte Flüssigkeit, welche durch Schwefelammonium nicht mehr gefällt wird, hin- terlässt beim Verdampfen und Glühen einen Rückstand von Mangan, der um so beträchtlicher ist, je mehr Am- moniak und Ammoniaksalze vorhanden waren und je schwefelhaltiger das Schwefelammonium ist. Wenn man einem Mangansalze so viel Ammoniaksalze zufügt, dass freies Ammoniak keine Trübung mehr darin hervor- bringt, so wird das Mangan durch Schwefelammonium nicht mehr gefällt; das Mangansalz bedarf aber ungefähr seines 60fachen Gewichts an Ammoniaksalz und eines üeberschusses an Ammoniak, wenn diese Reaction gut eintreten soll. Bestimmung des Mangans, Nickels, Kobalts u. Zinks. 307 Die neutralen oder sauren Nickelsalze werden be- kanntlich durch Schwefelammonium schwarz gefällt und das Schwefelmetall ist in einem Ueberschiisse des Fäl- lungsmittels etwas löslich. Fügt man zu einer mit über- schüssigem Annnoniak versetzten Nickellösung 2 bis 3 Tropfen Schwefelammonium, so erhält man einen brau- nen Niederschlag, der sich augenblicklich wieder auflöst, wodurch die blaue Farbe der Flüssigkeit in eine maha- gonibraune übergeht; bei weiterem Zusatz von Schwefel- ammonium entsteht der braune Niederschlag neuerdings und löst sich endlich in einem Ueberschusse des Fällungs- mittels. Die neutralen oder sauren Salze des Kobalts und des Zinks werden durch das Schwefelammonium voll- ständig gefällt; dieses erhält aber von jenen Metallen mehr oder weniger in Auflösung, wenn die Flüssigkeit Ammoniaksalze und freies Ammoniak enthielt, wie der durch Verdampfen der filtrirten Flüssigkeit bleibende Glührückstand zeigt. Bei Kobalt ist die filtrirte Flüssig- keit mahagonibraun. Es ist hier nur von solchen Metallen die Rede, deren Oxyde in Ammoniak löslich sind und deren saure Lö- sungen nicht durch Schwefelwasserstoff gefällt werden. Wenn man bei einer Analyse aus der Auflösung der sämmtlichen gegebenen Metalle diejenigen abgeschieden hat, welche durch einen Strom Schwefelwasserstoflgas fällbar sind, und man will dann das Mangan, Nickel, Kobalt und Zink von den etwa vorhandenen alkalischen oder erdigen Basen trennen, so fällt man jene als Sul- furide mittelst Schwefelammonium. Sehr oft schreitet man aber zu dieser Fällung erst dann, nachdem man vorher die Thonerde, das Eisen und das Chrom durch einen Ueberschuss von Ammoniak abgeschieden hat, welches bekanntlich die Oxyde des Mangans, Nickels, Kobalts und Zinks in Auflösung zurückhält. In diesem Falle muss man nach dem Zusatz des Schwefelammoniums zur Abscheidung der sämmtlichen Metalle (des Mangans, Nickels, Kobalts und Zinks) als Sulfuride die ammonia- kalißche und schwefelammoniumhaltige Flüssigkeit so lange kochen, bis sie entfärbt ist, und dar^i die Schwe- felmetalle im Gemenge mit dem niedergefallenen Schwe- fel durch Filtration abscheiden; oder, noch besser, die Flüssigkeit zur Trockne verdampfen und den Rückstand glühen, um den überschüssigen Schwefel und die Ammo- 22* 308 Plastische Masse aus Zinkoxyd und Zinkchlorid. niaksalze zu entfernen, die aufgelöst gebliebenen Schwe- felmetalle erhält man dann als Rückstand. Wenn man Mangan, Nickel, Kobalt und Zink in einer Salzlösung genau bestimmen will, so ist es bei vorhandenen Ammoniaksalzen nothwendig, die Lösung vorher zur Trockne zu verdampfen, um jene Salze aus dem Rückstande durch Glühen zu vertreiben. {Compt. rend. 1857, — Dingl. polyt. Journ. Bd. 149. Heft 4.) Bkh. Spanische Zinkblnthe. Das wasserhaltige Zinkcarbonat (Zinkblüthe) der Zinklagerstätten Spaniens, welchem Smithson die For- mel 3ZnO -[- C02 -j- 3 HO giebt, scheint keine be- stimmte Zusammensetzung zu haben. T. Petersen und E. Voit untersuchten eine Zinkblüthe von Santander bei Cumillas in Spanien, welche derbe, homogene Massen von splitterigem Bruch Und rein weisser Farbe bildete-, der innere Theil dieser Masse stimmte in der Zusam- mensetzung mit dem Niederschlage überein, welcher von Lefort durch Fällen gleicher Aequivalente von Zinksalz und kohlensaurem Natron in der Siedhitze constant er- halten wurde und aus 8 ZnO + 3 C02 -f- 6 HO bestand, während die zerschlagenen und nach Verlauf eines Vier- teljahres analysirten Stücke Resultate lieferten, die sich auf die Formel ZnO,C02 -|- 2ZnO, HO beziehen Hes- sen. {Ann. der Chem. u. Pharm. XXXII. 48 — 50.) G. lieber die plastische Masse ans Zinkoxyd und Zink- chlorid. Seit einiger Zeit beziehen Münchener Zahnärzte aus Paris einen Zahnkitt *), der erhärtet eine blendend weisse Farbe besitzt und eine sehr bedeutende Härte erlangt. Man bezieht denselben nicht als eine fertig gebildete Masse, die nur in den Zahn gebracht werden darf, son- dern die Zahnkittmasse wird unmittelbar vor der Anwen- dung erst gemischt^ zu diesem Zwecke besteht dieselbe 1) aus einem weissen zarten Pulver, und 2) aus einer klaren Flüssigkeit, welche, durch Mischen in Form feines Teiges gebracht, den Zahnkitt bilden. Fei ch tinger hat eine Analyse dieses Zahnkittes *) Vergl. auch diese Zeitschr., Bd. 95, 168 u. 361; Bd. 96, 282; neu ist der Zusatz von Glaspulver. R. Plastische Masse aus Zinkoxyd und Zinkchlorid. 309 unternommen, die quantitative Analyse gab folgendes Resultat : Wasser 10,80 Zinkoxyd .... 55,15 Glaspulver . . . 16,56 Zinkchlorid... 19,49 100,00. Es ist daher die Zahnkittmasse von Paris nichts Anderes, als die von Sorel entdeckte und bekannt ge- machte Zinkoxychloridmasse. Fei ch tinger hat verschiedene Versuche zur Her- stellung dieser Zahnkittmasse gemacht und als das beste Mischungsverhältniss der dazu nöthigen Bestandtheile Folgendes gefunden : 1) 1 Gewichtstheil feines Glaspulver, 3 Gewichtsth. Zinkoxyd. Das Glaspulver muss sich in höchst fein- zertheiltem Zustande befinden, was am besten durch Schlämmen erreicht werden kann. Das Zinkoxyd muss frei von Kohlensäure sein, und wird am besten vor der Mischung nochmals ausgeglüht; dasselbe muss sich eben- falls im Zustande des feinsten Pulvers befinden und beide, das Glaspulver und Zinkoxyd, müssen innig gemischt werden. 2) 50 Gewichtstheile Zinkchloridlösung, 1 Gewth. Borax. Die Zinkchloridlösung muss sehr concentrirt sein, von 1,500 bis 1,600 spec. Gewicht, sonst geht die Er- härtung nur langsam vor sich und die Masse erlangt auch keine bedeutende Härte. Am besten macht man sich die Flüssigkeit, indem man 1 Gewth. Borax in so wenig als möglich heissem Wasser löst und diese Lösung zu den 50 Gewth. concentrirter Chlorzinklösung giebt und tüchtig durchschüttelt. Bei der Anwendung als Zahnkitt mischt man das Pulver mit der nöthigen Menge Chlorzinklösung zu einem gleichförmigen Teige an und verbraucht die Masse gleich, denn sie wird nach einigen Minuten schon so hart, dass sie sich niciit mehr gleichmässig verarbeiten lässt. Beim Mischen erwärmt sich die Masse ein wenig. Nach einem Tage ist die Masse schon so hart, dass man Gewalt an- wenden muss, um sie zu zerbröckeln. Sie erlangt eine Härte mindestens wie Marmor. Werden die betreffenden Bestandtheile in reinem Zustande gemischt, so besitzt die Masse ein blendend weisses Ansehen, das aber bei Zähnen nie gefunden wird. 310 Jodcadmium. Es ist daher nöthig^ dem Zahnkitte einen färbenden Kör- per zuzusetzen, und dies geschieht am besten, indem man dem Gemische aus Zinkoxyd und Glaspulver etwas Ocker beimischt^ wodurch dann nach der Menge des beigemeng- ten Ockers der hellere und dunklere Ton erzielt wer- den kann. Die hier beschriebene Masse aus Zinkoxyd und Zink- chlorid kann aber nicht allein mit Vortheil als Zahnkitt angewendet werden, sondern sie besitzt auch noch an- dere werthvolle Eigenschaften, auf welche schon der Ent- decker Sorel aufmerksam gemacht hat. Die Versuche Fei ch tinger 's sprechen ebenfalls sehr günstig für Anwendung der Zinkchloridverbindung als plastische Masse. Derselbe hat Abgüsse von Münzen hergestellt, welche in keiner Beziehung etwas zu wün- schen übrig lassen ; sie sind eben so rein und bis in das kleinste Detail eben so genau, wie sie nur mit irgend einem Material hergestellt werden können. Im Vergleich mit Gypsabgüssen haben sie Vieles voraus, denn obwohl die Abgüsse von Gyps sehr genau und äusserst billig hergestellt werden können, so sind sie doch mit einem grossen Fehler behaftet^ das ist ihre Zerbrechlichkeit. Dieser letztere Nachtheil verschwindet aber bei der Zink- oxychloridmasse gänzlich, denn dieselbe ist so hart und so wenig zerbrechlich^ dass um sie zu zerbröckeln, eine grosse Gewalt angewendet werden muss. {Kunst- u. Ge- werhebl. für Bayern. Juni 1858. — Polyt. Centralbl. 1858.) B. Heber Jodcadmium. Man weiss, dass die gewöhnlichen Darstellungsmetho- den des Jods und dessen Verbindungen manche Schwie- rigkeiten darbieten. Das Jod reizt sehr und besitzt einen unangenehmen Geruch, während es die Haut gelb färbt. Die Jodkaliumsalbe ist eine grosse Qual für die Apothe- ker. W^enn das Jodkalium nicht lange genug gerieben wird, ist die Salbe körnig, dann ist sie wieder gefärbt durch Abscheidung von Jod, welches man immer wahr- nimmt, wenn das Fett etwas alt und das Jodkalium voll- ständig neutral ist. Ein weiteres Uebel ist^ dass das Jodkalium mit Fett verbunden, nicht bequem durch die Haut absorbirt wird, woraus folgt, dass das Heilmittel sich nicht in der Form eignet, um alle Eigenschaften, Avelche es besitzt, mitzutheilen. Das Jodblei reizt zwar nicht die Haut, doch färbt es sie gelb und bringt durch Neue Bereitungsweise eines cJieni. reinen Bleisuperoxyds. 311 längeren Gebrauch andere Krankheiten hervor_, wie Blei- kolik_, Lähmungen, Obstructionen u. s. w. Diese Zufälle können selbst durch geringe Dosen Jodblei entstehen, indem es sehr leicht absorbirt wird. Während eines Zeitraums von drei Jahren hat nun Garrod die Erfahrung gemacht, dass das Jodcadmium alle Vortheile in sich vereinigt, ohne mit den genannten nachtheiligen Folgen anderer Jodpräparate belästigt zu werden. Es ist ein schönes Salz von perlmutterartigem Ansehen, sehr weiss und glänzend, wird an der Luft nicht verändert, ist leicht in Wasser und Alkohol löslich und besteht aus gleichen Aequivalenten Jod und Cadmium. Mit Schmalz stellt das Salz eine weisse zarte Salbe dar, welche durch Einwirkung der Luft selbst nach län- gerer Zeit nicht gefärbt wird und die reizende Wirkung der gewöhnlichen Jodsalbe nicht besitzt. Diese Salbe wird bereitet aus 1 Theil Jodcadmium und 8 Theilen Schmalz. {Pharmac. Journ. etJourn. de Pharm, et de Cliim. Fevr. 1858.) Dr. Joh. Müller. Nene Bereitungsweise eines ehemisch reinen Blei- snperoxyds, Prof. R. Böttger ist es gelungen, ein einfaches und wohlfeiles Darstellungsverfahren eines chemisch reinen Bleisuperoxyds zu ermitteln. Man verfährt dabei auf folgende Weise : Man überschütte aufs allerfeinste zerriebenes neutra- les essigsaures Bleioxyd (reinen Bleizucker) in einer ge- räumigen Porcellanschale mit einem Ueberschuss von liltrirter, vollkommen wasserklarer Chlorkalklösung, er- hitze das Gemisch unter Umrühren bis zum heftigen Sieden, und fahre mit dieser Erhitzung so lange fort, bis die aufsteigenden Dämpfe nicht mehr nach Chlor, sondern nach Essigsäure riechen. Ist dieser Zeitpunct eingetreten, dann pflegt auch das Bleiacetat schon voll- ständig in Bleisuperoxyd übergegangen zu sein. Man überzeugt sich hiervon sehr leicht, Avenn man zu einer kleinen abhltrirten Probe der Flüssigkeit (die bei voll- ständig erfolgter Zersetzung lediglich nur aus essigsau- rem Kalk und Chlorcalcium besteht) einige Tropfen Schwe- felstofF\vasf|er setzt; tritt dabei eine Bräunung oder gar (3ine Fällung von schwarzem Schwefclblei ein, so wäre dies ein Zeichen, dass man dem Inhalte der Porcellan- schale noch Chlorkalklösung hinzufügen und mit dem 312 Darstellung des Kupferoxydammoniaks. Erhitzen des Ganzen einige Zeit lang fortzufahren hätte. Ist dann der Zeitpunct eingetreten, bei welchem eine abfiltrirte Probe der Flüssigkeit nicht mehr von Schwe- felwasserstoffwasser getrübt wird, so überlässt man die Schale eine kurze Zeit hindurch der Ruhe, schüttet die über dem schön braun gefärbten Superoxyde stehende Flüssigkeit vorsichtig ab, bringt das Oxyd auf ein dop- pelt zusammengelegtes Papierfilter und süsst es hier so lange mit destillirtem Wasser aus, bis das Ablaufende bei Zusatz einiger Tropfen einer Oxalsäuren Ammoniak- lösung keine Kalkreaction mehr zu erkennen giebt. Man erhält auf diese Weise den ganzen Bleigehalt des essig- sauren Salzes in der Gestalt von Superoxyd, und zwar in einer Reinheit, wie dasselbe wohl schwerlich auf einem anderen Wege mit so geringen Kosten und Umständen erzielt werden dürfte. Bei ganz gleicher Behandlung von fein zerriebenem Manganchlorür mit einer filtrirten klaren Chlorkalklösung, erhält man ein chemisch reines Mangansuperoxyd. Kocht man dagegen auf gleiche Weise gepulvertes essigsaures Manganoxydul mit Chlorkalklösung, so sieht man neben dem Superoxyde, besonders bei oftmals erneuerter Chlor- kalklösung, auch eine nicht unbedeutende Menge von übermangansaurem Kalk sich bilden, der als prachtvoll roth gefärbte Flüssigkeit das Superoxyd überdeckt; es ist daher besser, sich stets des Manganchlorürs zu dem letztgenannten Zwecke zu bedienen. {Jahresh. des pkysik. Vereins. IS^'^l^g.) B. Darstellung des Kupferoxjdammoniaks. E. Schweizer äussert sich darüber, dass die mei- sten basischen Kupferoxydsalze, so wie das Kupferoxyd- hydrat^ in Ammoniak gelöst, die Eigenschaft hätten, Cel- lulose ohne Veränderung der Substanz zu lösen. Im höchsten Grade besitzt aber diese Fähigkeit die Lösung von basisch kohlensaurem Kupferoxyd in Ammoniak. Man fällt eine Lösung von Kupfervitriol durch koh- lensaures Natron, wäscht den Niederschlag gut aus und trocknet ihn auf dem Wasserbade etwas ab, bis er sich pulvern lässt, und schüttelt ihn in einer gut verschliess- baren Flasche mit Ammoniakflüssigkeit von 0,945 spec. Gewicht. Stärkerer, wie schwächerer Salmiakgeist lösen den Niederschlag weniger. Die leichtere Löslichkeit des basisch kohlensauren Kupferoxyds in Ammoniak mag Darstellung von Ferridcyankalium. 313 -wohl die stärkere Lösungsfähigkeit für Baumwolle etc. bedingen. Peligot hat diese Flüssigkeit zuerst als Lösungs- mittel für die Cellulose angewandt und empfiehlt die- selbe als Reagens bei physiologischen Untersuchungen. Er stellt die Kupferlösung dar, indem er in einem Vor- stoss wiederholt über Kupferdrehspäne Aetzammoniak fliessen lässt. Schweizer bemerkt hierzu, dass die lösende Kraft der Ammoniakflüssigkeit sehr befördert wird durch Zusatz einiger Tropfen Salmiaklösung und Anwendung des Cementkupfers an Stelle der Drehspäne. Peligot giebt an, dass die nach seiner Angabe bereitete Kupferlösung das gleiche Gewicht des gelösten Kupfers an Cellulose aufnehme. {Journ. für prakt. Chem. 1859. Bd. 76. S.344.) Rät. Knop bemerkt hierzu Folgendes: Eine sehr wirk- same Flüssigkeit habe er sehr leicht dadurch erhalten, dass er Kupferspäne, oder durch Reduciren von Kupfer- oxvd in Aetherdampf dargestelltes Kupfer mit Wasser übergoss und diesem ein Paar Tropfen Platinchloridlösung zusetzte, bis das Kupfer einen dünnen Platinüberzug be- kommen hat. Man giesst das Wasser ab, ersetzt es durch Ammoniak und lässt das Gefäss offen stehen. {Chem. CentralU. 1859. No. 29.) B. Darstellung von Ferridcyankalium. Ausgehend von der Thatsache, dass ozonisirter oder activer Sauerstoff die Ueberführung des gelben Blutlau- gensalzes in rothes rasch bewerkstelligt, versuchte F. Reindel die Darstellung des Ferridcyankaliums aus dem Doppelsalze Ferrocyankaliumbaryura durch zweifach- schwefelsaures Kali und einem Sauerstoff abgebenden Körper. Bei Anwendung von Braunstein geht die Um- wandlung schon in wenigen Minuten in der Kälte vor sich. (2 KCy -i- FeCy + 2BaCy + FeCy) -f KO, 2S03 -f- O = 3 KCy + Fe2Cy3 -f 2(BaO, SO»). In gleicher Weise bildet sich durch Schwefelsäure und Braunstein aus gelbem Blutlaugensalz rasch das rothe. {Joum. ßr j/rald. Chemie. 1869. Bd. 76. S. 843.) Rdt. 314 Reinigung des Kupfervitriols etc. lieber die Reinigung des Kupfervitriols und anderer schwefelsaurer Salze von £isen^ und über die Befreiung des Wassers yon €yps. Um den Kupfervitriol von seinem Eisengehalt zu l)efreien, kocht man nach H. Wurtz die Lösung des- selben zuerst mit etwas braunem Bleioxyd, um das schwe- felsaure Eisenoxydulsalz in Oxydsalz zu verwandeln, und sodann mit kohlensaurem Baryt, wodurch das EisenOxyd niedergeschlagen wird, während zugleich unlöslicher schwe- felsaurer Baryt entsteht. Die heisse Lösung wird dann filtrirt und krystallisiren gelassen, wobei schöne, ganz eisenfreie Krystalle sich bilden. Statt des braunen Blei- oxyds kann man auch Mennige anwenden, welche aber etwas Kupferoxyd mit niederschlägt. Wenn ein gerin- ger Kalkgehalt des Kupfervitriols nicht nachtheilig ist, wie in der Druckerei und bei der Farbenfabrikation, so kann man statt des kohlensauren Baryts kohlensauren Kalk anwenden. Sollte der Kupfervitriol Mangan ent- halten, wie es oft der Fall ist, so wird dasselbe durch diese Behandlung ebenfalls abgeschieden. Das hier angegebene Reinigungsverfahren ist auch bei den schwefelsauren Salzen der Alkalien, der Bitter- erde, des Zinkoxyds u. s. w. anwendbar, und dürfte nament- lich zur Reinigung der schwefelsauren Bittererde oder des Bittersalzes eine technische Anwendung finden. Das Bittersalz kann durch Behandlung mit kohlensaurem Baryt nicht bloss von Eisen, sondern auch von seinem Gehalt an schwefelsaurem Kalk befreit werden, denn der koh- lensaure Baryt schlägt den Gyps aus seiner Lösung voll- ständig nieder, selbst in der Kälte, indem schwefelsaurer Baryt und kohlensaurer Kalk entstehen. Man kann da- lier dieses Mittel anwenden, um den Gyps aus dem Was- ser, welches zur Speisung von Dampfkesseln bestimmt ist, zu entfernen und dadurch die Kesselsteinbildung zu verhüten. Kohlensaures Bleioxyd schlägt den Gyps ebenso nieder, wie kohlensaurer Baryt, und kann deshalb zu dem- selben Zweck angewendet werden, und dürfte hierzu nicht zu kostspielig sein, da sich das Blei aus dem Nieder- schlage, einem Gemisch von schwefelsaurem Bleioxyd und kohlensaurem Kalk, leicht als Metall wiedergewinnen lässt. {Chemie. Gaz. 1859. No. 391. — Dingler s Journal. Bd. 152. Heft 4. S. 319.) Bkb. Silberoxydul. 315 Neue Methode, Kupfer quantitativ zu bestimmen. Vei'setzt man eine Kuptersalzlösung mit Jodkalium, so entsteht ein gelbbrauner Niederschlag, der unter Ein- wirkung eines reducirenden Körpers, wie der schwefligen Säure, sich in Kupferjodür, Cu^J, in der Gestalt eines weissen, in Wasser unlöslichen Pulvers verwandelt. Die- sen chemischen Process hat F. Pisani zur quantitativen Bestimmung des Kupfers in folgender Weise benutzt. Eine kupferhaltige Lösung, die vorher von denjeni- gen Metallen, die mit Jod unlösliche Verbindungen ein- gehen, befreit worden, versetzt man mit schwefliger Säure und fügt nach gelindem Erwärmen Jodkalium so lange hinzu, bis die Flüssigkeit ihre, vom Kupfer bedingte Fär- bung verloren hat und sich kein Niederschlag mehr bil- det. Das Kupferjodür fällt, besonders in der Wärme, sehr rasch nieder, ähnlich wie das Chlorsilber. Die schweflige Säure muss in leichtem Ueberschusse vorhan- den sein, um die Bildung des braunen Kupferjodids zu verhindern. Nachdem die Flüssigkeit sammt dem Nie- derschlage fast bis zum Sieden erhitzt worden, flltrirt man durch ein tarirtes Filter, wäscht mit heissem Was- ser aus und verfährt ferner wie gewöhnlich. Bei Lösungen des Kupfers in Salpetersäure hat man einen Ueberschuss der letzteren zu vermeiden. Ist ein solcher vorhanden, so wird er durch Pottasche beseitigt. {Rtpart. de Pharm. — Journ. de Pharm. d'Anvers. Oct. 1858. pag. 482ff.) Hendess. Silbero\ydul. Wohl er weist nach, dass die Schwärzung des gel- ben arsenigsauren Silberoxyds beim Erwäi'men für sich oder mit Kalilauge mit einer Bildung von Silberoxydul verbunden ist. Wird das gelbe arsenigsaure Silberoxyd mit concentrirter Natronlauge übergössen und erwärmt, so wird es rasch schwarz. Zur Vollendung der Einwir- kung muss man längere Zeit zum Sieden erhitzen, die Flüssigkeit von dem sich leicht absetzenden schwarzen Pulver abgie.ssen und dasselbe mit neuer concentrirter Natronlauge kochen, damit es nicht arsenikhaltig bleibe. Nach dem Auswaschen und Trocknen ist es ein schwe- res schwarzes Pulver mit einem Sciiein ins Graue; unter dem Polirstahl nimmt es dunkeln Metallglanz an. Die Natronlauge enthält nur arseniksaures Natron, das zu- weilen selbst auskrystallisirt. Der schwarze Körper ist 316 Erkennung von Clirom neben Eisen. ein Gemenge von Silber und Silberoxydul im Verhältnis» gleicher Aequivalentgewichte, gebildet dadurch, dass von 1 Aeq. 3AgO, As03 2^3 des Sauerstoffs vom Silberoxyd die arsenige Säure in Arseniksäure verwandelte = Ag2 -{- Ag -\- AsO^. Beim Erhitzen für sich wird der schwarze Körper leicht zu grauweissem metallischem Silber unter Verlust von 2,4 Proc. Sauerstoff. Reines Silberoxydul würde 3,56 Proc. verlieren. Mit Chlorwas- serstoffsäure Übergossen, wird er etwas grauer und ändert überhaupt sein Ansehen, indem er dadurch in ein Ge- menge von Silber und Chlorsilber verwandelt wird, letz- teres ausziehbar durch Ammoniak. Aehnlich verhält sich Cyanwasserstoffsäure. In Salpetersäure ist er leicht lös- lich zu Oxydsalz, unter Entwickelung von Stickoxydgas. Wird arsenigsaures Silberoxyd für sich in einem Glasrohr erhitzt, so wird es bei einer gewissen Tempera- tur schwarz. Erhitzt man etwas stärker, so sublimirt sich arsenige Säure. Ammoniak zieht dann mit Hinter- lassung von metallischem Silber arseniksaures Silber- oxyd aus, fällbar mit seiner eigenthümlich rothbraunen Farbe durch Salpetersäure. Hieraus muss man schlies- sen, dass 2 Atome arsenigsaures Silberoxyd zerfallen in 1 At. arseniksaures Silberoxyd, 1 At. Silberoxydul, 1 At. Silber und 1 At. arsenige Säure. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXV. 363 — 365.) G. Erkeunnng von Chrom neben Eisen. Um Eisen und Chromoxyd von den übrigen Gliedern der Eisengruppe zu sondern, wird nach W. Stein die Lösung des Schwefelniederschlags in Salzsäure, unter Zu- satz von etwas Salpetersäure, mit einem Ueberschuss von Aetznatron gekocht, wodurch ausser Zinkoxyd und Thon- erde alle übrigen Oxyde gefällt werden. Der Nieder- schlag wird in möglichst wenig Salzsäure gelöst und mit kohlensaurem Natron versetzt, bis die Lösung eine braun- rothe Farbe angenommen hat oder ein geringer Nieder- schlag entstanden ist. Auf Zusatz von essigsaurem Kali wird beim Erwärmen alles Eisen und Chromoxyd ge- fällt, w^elches nach dem Auswaschen in Salzsäure gelöst wird, so jedoch, dass nur ein geringer Ueljerschuss vor- handen ist. Sollte zu viel Salzsäure zugesetzt worden sein, so muss der Ueberschuss durch Abdampfen entfernt wer- den. Der möglichst neutralen Lösung setzt man nun einige Krystalle unterschwefligsauren Natrons zu. Be- Erkennung von Zinn neben Antimon und Arsenik. 317 sonders nach dem Erwärmen bemerkt man zuerst eine dunkelrothe Färbung der Flüssigkeit, wie sie auch schwe- flige Säure hervorbringt. Sobald kein Eisenoxyd oder Chlorid mehr in der Flüssigkeit vorhanden ist, hört diese Erscheinung auf, es findet eine Abscheidung von Schwe- fel statt und die grüne Farbe des Chromchlorids tritt hervor. In einer Mischung von 999 Eisen und 1 Chrom liess sich letzteres noch deutlich erkennen. {Polyt. Cen- tralhl. 1859. S. 145 — 150.) E. Erkeniiuug von Zinn neben Antimon nnd Arsenik. In einem Gemische von Zinnchlorid und Antimon- chlorid, und ebenso, wenn neben diesen Arsenchlorid vor- handen ist, entsteht nach W. Stein auf Zusatz einiger Krystalle von unterschwefligsaurem Katron, eine dunkle Färbung und später ein dunkler Niederschlag. Diese Erscheinung rührt wahrscheinlich her von der Bildung von Zinnsulfür. Die Bildung von Zinnsulfür kann er- klärt werden durch die Reduction des Zinnchlorids zu Zinnchlorür durch die beim Zerfallen der unterschwefli- gen Säure frei werdende schAveflige Säure. Verf. hat aber ein Gemisch von Zinnchlorid mit schwefliger Säure, so wie von Zinnchlorid, Salzsäure und unterschweflig- saurem Natron in den verschiedensten Verhältnissen ge- kocht, ohne mehr als Spuren von Zinnchlorür zu erhalten. Wenn man Zinnchlorid allein mit unterschwefligsaurem Natron behandelt, so erhält man nur einen gelben Nie- derschlag von Zinnsulfid, wähi-end die dunkle Farbe bei Gegenwart von Antimonchlorid sofort auftritt. Letzteres ist zur Hervorbringung der Erscheinung also nöthig, wahr- scheinlich ist, dass das entstehende Dreifach - Schwefel- antimon dem Zinnsulfid Schwefel entzieht, um in Fünf- fach - Schwefelantimon überzugehen. Bei der Anwendung der Probe hat sich ergeben, dass es schwer ist, geringe Mengen von Zinn neben grossen Mengen von Antimon dadurch nachzuweisen. Bei Gegenwart von Kupfer, von dem geringe Mengen stets in die Antimongruppe übergehen, wird die Erkennung grösserer Mengen Zinn sogar unsicher, da sich Schwefel- kupfer bildet. Das verschiedene Verhalten der drei in Frage kommenden Schwefelverbindungen gegen Salzsäure htietet jedoch ein Mittel, in einem Gemische derselben noch ein ''looo Zinn und weniger als V2000 Arsen zu 318 Entdeckung der schv:efligen Säure in Salzsäure. erkennen. Schwefelantimon und Schwefelzinn lösen sich , nicht nur in Salzsäure, sondern auch in Schwefelsäure^ Kleesäure und Essigsäure. Zum Theil lösen sich die Schwefelmetalle unverändert, denn auf Zusatz von Was- ser scheiden sie sich als solche wieder ab. Schwefel- kupfer wird schwer und Schwefelarsen, wie es scheint^ gar nicht gelöst. ^/4ooo arsenige Säure Hess sich als gelber Rückstand noch deutlich erkennen. Um mit Hülfe der Salzsäure Zinn, Antimon und Arsen neben einander zu erkennen^ kann man entweder die Schwefelammoniumlösung direct, oder nachdem sie bis nahe zur Trockenheit abgedampft •worden ist, oder den durch Salzsäure daraus erhaltenen Niederschlag noch feucht benutzen. Den Niederschlag schüttelt man mit rauchender Salzsäure, wodurch sich Antimon und Zinn lösen. Ist nur Arsenik neben Antimon und Zinn vor- handen, so bleibt reines Schwefelarsen ungelöst ; ist Kupfer vorhanden, so bleibt dieses zum grössten Theil bei dem Arsenik. In diesem Falle übergiesst man den Rückstand mit Aetzammoniak und lässt die Flüssigkeit in rauchende Salzsäure tropfen. Das Kupfer bleibt als Schwefelkupfer auf dem Filter, dem Arsen noch etwa beigemengtes An- timon löst sich in der Salzsäure, Arsen bleibt als Schwe- felarsen ungelöst. Die Salzsäure, welche Antimon und Zinn gelöst ent- hält, vermischt man mit dem gleichen Volum Schwefel- wasserstoffwasser, wodurch Antimon gefällt wird. Aus dem Filtrate scheidet sich nach Zusatz einer grösseren Menge Schwefelwasserstoffwassers das Schwefelzinn ab. {Polyt. Centralhl. 1859. S. 145—150.) E. Entdeckung der schwefligen Säure in Salzsäure. Man bringt nach W. Stein zur Piüfung der Säure einige Lothe davon in ein geeignetes Becherglas, fügt etwa ein Quentchen Zinnchlorürlösung hinzu, überdeckt dann das Glas mit einem Stück mit Bleizuckerlösung befeuchteten Filtrirpapiers und stellt es in gelinder Wärme hin. Bei Gegenwart von schwefliger Säure wird durch die Entwickelung von Schwefelwasserstoff das mit Blei- zuckerlösung getränkte Papier alsbald geschwärzt. {Polyt. Centralhl. 1859. S. 145 — 150.) E. Verbindungen von Süssstoff'en mit nichtflüchtigen Säuren. 319 Inosit. Hermann Vohl stellte aus den unreifen Bohnen bei dem bedeutenden Inositgehalte derselben, der 2^4 Proc. beträgt, eine grössere Menge dieses zuckerähnlichen Kör- per dar und nahm damit mehrere Versuche vor, deren Resultate in Folgendem enthalten sind. Die Inositkrystalle von der Krystallform des Gypses haben bei -|- 40R. das specifische Gewicht 1,1154 und lösen sich in 6 Gewichtstheilen Wasser von 19^ C. Sie nehmen 4 Aeq. Krystallwasser auf und können nur was- serfrei gewonnen werden, wenn eine Inositlösung bis unter den Gefrierpunct des Wassers abgekühlt wird. Auf die Polarisationsebene übt der Inosit keine Wirkung aus; eine concentrirte Auflösung desselben für sich ist der Zer- setzung nicht unterworfen, mit faulender Membrane aber in Berührung gebracht, geht sie in Butter- und Milch- säure über. Charakteristisch ist das Verhalten des Ino- sits zu einer concentrirten Auflösung von basisch essig- saurem Bleioxyd, mit der er in der Kälte erst nach längerer Zeit, beim Erhitzen sogleich eine wasserklare durchsichtige Gallerte bildet. Durch verdünnte Salpeter- säure Avird der Inosit in Oxalsäure und in eine purpur- rothe flockige Masse zerlegt, mit concentrirter Salpeter- säure wird der wasserfreie Inosit in Nitroinosit verwan- delt, für den die Formel C2H06N oder C2H02 -|- NO« aufgestellt ist. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXIX. 330 — 334.) G. Verbindungen von Süssstoffen mit nichtflüchtigen Säuren. Die Weinsäure geht nach Mar cellin Berthelot Verbindungen ein mit Krümelzucker (glucose), Rohrzucker fgemeinem Zucker), Milchzucker, Sorbin, Dulcin, Pinit^ Quercit, Mannit und Erythroglucin ; auch die Citronen- säure lässt sich mit Glucose verbinden. Diese Verbin- dungen sind saurer Natur und gleichen in ihren Eigen- schaften der Aetherweinsäure und der Gerbsäure. Sämmt- lichc Weinsäureglucide bereitet man nach Berthelot wie folgt: Man vermengt innig gleiche Theile Weinsäure und Sübsstoff und erhitzt das Gemenge bei 1200 Q^ jn einem offenen Gefässe ein oder zwei Tage lang; die erkaltete Masse wird mit wenig Wasser und mit kohlensaurem Kalk zerrieben und wenn Sättigung eingetreten ist, der 320 Verbindungen von Süssstoffen mit nichtflüchtigen Säuren. unverbundene kohlensaure Kalk nebst dem vorhandenen weinsauren Kalk durch ein Filter getrennt. Die filtrirte Lösung enthält das Kalksalz der gebildeten gepaarten Säure, nebst einer gewissen Menge unverbunden geblie- benem Süssstoff. Man fügt zur Lösung ihr doppeltes Volum Weingeist und sammelt das gefällte Kalksalz auf einem Filter, wo man es mit Weingeist wäscht, der mit seinem gleichen Volum Wasser verdünnt wurde. So entfernt man den unverbundenen Süssstoff. Man löst nun das Kalksalz wieder in Wasser, fällt es abermals mit Weingeist, wäscht mit Weingeist und wiederholt diese Manipulationen ein drittes Mal. So entfernt man die letzten Reste von anhängendem Süssstoff und weinsaurem Kalk und erhält das reine Kalksalz der aus Weinsäure und Süssstoff minus Wasser gepaarten Säure als weissen Niederschlag von käsiger Beschaffenheit, durchaus unkry- stallinisch. Man trocknet denselben im Vacuum bei ge- wöhnlicher Temperatur, was zur Beendigung 8 bis 14 Tage Zeit erfordert. Zur Analyse trocknet man das Salz bei 1100 C. völlig aus. Nach dieser Austrocknung löst es sich in Wasser nur langsam und schwierig wieder auf. Ersetzt man den kohlensauren Kalk durch kohlen- sauren Baryt, kohlensaures Bleioxyd oder kohlensaure Talkerde, so erhält man ohne Schwierigkeit die entspre- chenden Salze dieser Basen. Die Talkerdesalze erschei- nen häufig im Augenblicke ihrer Fällung gallertartig; mehrere werden während des Austrocknens im Vacuum krystallinisch. Gewöhnlich enthalten sie einen Ueber- schuss an Basis, da basisch kohlensaure Talkerde zu ihrer Bereitung diente. Um die gepaarten Säuren in freiem Zustande darzu- stellen, löst man die entsprechenden Kalksalze im Was- ser auf und fällt den Kalk durch eine genau ausreichende Menge von Oxalsäure. Lässt man die wässerigen Lösun- gen dieser gepaarten Säuren oder ihrer Salze kochen, so erleiden diese Säuren Spaltungen, unter Wiederaufnahme von Wasser und Wiederherstellung von Süssstoffen und Weinsäure. Durch Zusatz kleiner Mengen verdünnter Schwefelsäure wird diese Spaltung auf merkwürdige Weise beschleunigt. Dulcinweinsäure = (HO, C6H605, C8H309) = (HO, C6H5 04, C8H4O>0) = C14H10O15. Einbasisch, analog der Glycerinw einsäure von Berzelius. Das Dulcin C^H^O^ hat Wasser verloren »md ist als Dulci- nan = C^H^O^ der Weinsäure beigetreten. Verbindungen von Sussstoffen mit nichtßüchtigen Säuren. 321 Dulcinweinsaurer Kalk = CaO, C14H9014 bei llOOC. getrocknet, und CaO, Ci^HöOi« -f 4 HO im Vacuum getrocknet. ZuakerAveinsäure = (HO, C6H305, C8H4O»0) ^= Ci^'HioOiß. Rohrzucker und Weinsäure, mit ein- ander auf 1000 C. erhitzt, geben diese Säure, in welcher nicht mehr gemeiner Zucker, sondern umgewandelter Zucker vorhanden sein muss, weil diese Säure aus wein- saurem Kupferoxydkali leicht Kupferoxydul reducirt. Zuckerweinsaurer Kalk bei lOO^C. getrocknet = CaO, Ci4H90»5. Glucoweinsäure ^ (2 HO, C6H505, 2 C8H309) = (2H0, C6H303, 2CSH4O»0) = C22H13025 = 2H0, C22HUQ23. Zweibasische Säure. Analog -der stearin- sauren Glucose. Gluco weinsaurer Kalk im Vacuum getrocknet = 2Ca0,C22Hn023-|-. 2 HO, und bei 100» C. getrock- net = 2 CaO, C22HJ1023. Reducirt aus dem weinsauren Kupferoxydkali Kupferoxydul. Dieses Salz, mit Bierhefe in Berührung, erleidet nicht die Weingährung; behandelt man dasselbe aber bei 1000 C. niit verdünnter Schwefel- säure, so zerfällt es in Oyps, Weinsäure und Glucose, welche letztere nun leicht durch Hefe in Alkohol und Kohlensäure zerlegt wird. Glucoweinsäure Talkerde, bei gewöhnlicher Temperatur im Vacuum getrocknet = 2 MgO, C22H11023 4- 4MgO, 5H0. Verliert bei llOOC. 26,4 Proc. Was- ser. Reducirt aus dem weinsauren Kupferoxydkali Kupfer- oxydul. Gluco weinsaures Bleioxyd, bei llO^C. ge- trocknet = PbO, C22H12024. Das im Vacuum getrock- nete Salz verliert bei llO^C. 10,9 Proc. Wasser. Das angeführte Salz ist das saure lösliche; das neutrale ist unlöslich oder wird es bald nach seiner Darstellung. Eine der Glucoweinsäure ähnliche, oder mit ihr identische Säure findet sich natürlich in den Weintrau- ben zur Zeit ihrer Reife. Aus 4 Kilogrm. blauer Trau- ben wurde der Saft gcpresst, mit Kreide gesättigt, filtrirt, bis auf '2 Liter cbncentrirt, abermals filtrirt, 1 Liter gewöhnlicher Weingeist zugemischt, der gebildete Nie- derschlag gesammelt, mit schwachem Weingeist gewa- schen, wieder in Wasser gelöst und durch Alkohol ge- fällt U.S.W. So erhielt Berthelot eine kleine Menge eines Kalksalzes, analog oder identisch mit glucowein- saurem Kalk. Es reducirte aus dem weinsauren Kupfer- Arch. d. rharm. CLL Bds. 3. Hft. 23 322 Verbindungen von Süssstoffen mit nicJitßücTitigen Säuren. oxydkali Kupferoxydul, und verdünnte Schwefelsäure spal- tete die Säure des Salzes in Glucose und in eine nicht- flüchtige Säure, löslich im Wasser, fällbar durch essig- saures Bleioxyd und die meisten Reactionen der Weinsäure gebend ; nur die Krystallisirbarkeit fehlte derselben, wahr- scheinlich wegen fremder Beimengungen. Glucocitronensäure = (C6H606 + 3 C'2H8014) — 2 HO = C42H280465 entsteht aus Citronensäure und Glucose. Glucocitronensaurer Kalk = 8 CaO, C42H20O38 4- 2 HO. Glucophosphorsäure, entsteht beim Erhitzen syrupartiger Phosphorsäure mit Glucose bei 1400 C. Giebt ein Kalksalz. Salicin und Weinsäure, bei 120^0. auf einan- der wirkend, liefern eine Säure, deren Kalksalz aus wein- saurem Kupferoxydkali Kupferoxydul reducirt und in der Kälte durch concentrirte Schwefelsäure gefärbt wird. Mit Schwefelsäure und zweifach-chromsaurem Kali behandelt, liefert es Salicylaldehyd. Berthelot lässt es unent- schieden, ob hier eine Verbindung von Weinsäure mit Salicin, oder ein Gemenge von Verbindungen der Wein- säure mit den Spaltungsproducten des Salicins (nämlich Saligenin und Glucose) vorliegt. Sorbinweinsäure, aus Sorbin und Weinsäure bei 1000 C. gebildet. Das Kalksalz dieser Säure reducirt gleich dem Sorbin aus weinsaurem Kupferoxydkali Kupfer- oxydul. Lactinweinsäure erhielt Berthelot bei Einwir- kung der Weinsäure auf Milchzucker in zwei Modifica- tionen; er nimmt in derselben nicht unveränderten, sondern modificirten Milchzucker {Glucose lactique) an. Genauere Angaben über die Bildung einer und der andern Modi- fication dieser gepaarten Milchzuckerglucose- Weinsäure fehlen zur Zeit noch. Die eine Lactinweinsäure = (C^H^Oß -f- 2C8H6012) — 2H0 = C22H16028 ist dreibasisch; ihr Kalksalz, bei gewöhnlicher Temperatur im Vacuum ge- trocknet, ist = 3CaO, C22H13025 _j- 4H0; bei llOOC. getrocknet verliert es 19,2 Proc. Wasser. Die andere Lactinweinsäure = (3 C^H^O^ -|- 2C8H6012) — 4H0 = C34H26038 ist zweibasisch; ihr Kalksalz hat die Formel 2 CaO, C24H24036 -]_ 2 HO. Es reducirt aus dem weinsauren Kupferoxydkali Kupfer- Verbindungen der Erdmetalle mit organ. Substanzen. 323 oxjdul und liefert, mit Salpetersäure behandelt, eine grosse Menge von Schleinisäure. QuercitAveinsäure = (C6H605 -f 2C8H60>2) — 2 HO = C—H^^O-'^; dreibasische Säure aus Quercit und Weinsäure gepaart. Quercitweinsaurer Kalk = 3 CaO, C22H«3024 -\- 2 HO, verliert bei llOOC. getrocknet 16,1 Proc. Wasser. Erythroglu ein Weinsäure = (C'^Hi^O'^ _|- 4C8H60«2) — 4H0 := C44H35056, gepaart aus Ery- throglucin und Weinsäure. Erythroglucin weinsaurer Kalk = 6CaO, C44H29O50 _j_ 4 HO verliert bei llü« C. 16,8 Procent Wasser. Pinitweinsäure = (C6H605 + 3C8H6012) _ 6 HO = C30H'8O35, gepaart aus Pinit und Weinsäure. Dreibasisch, analog der Mannitweinsäure, welche Ber- thelot schon früher dargestellt und beschrieben hat. Pinitweinsaurer Kalk = 3 CaO, C30H15O32 _[_ 6 HO, verliert bei 110^0. getrocknet 16,7 Proc. Wasser. Glvcerinweinsäure = (C6H806 + C8H6012) — 2 HO = C14H120'6, wurde schon früher beschrieben. Mannitweinsäure = (C6H605 + 3 C8H6012) — 6H0 = C30H18O35. Schon früher beschrieben. Der Körper C^H^O^ = Mannitan. {Ami. de Chim. et de Fhys. 3. Ser. Sept. 1858. T. LIV. p. 74—87.) Dr. H. Ludivig. Verbindungen der Erdmetalle mit organischen Sub- stanzen. Schafarik hat nachgewiesen, dass die bisher an- genommene Homologie des Vanadins mit Molybdän und Scheel in den Atomvolumen des Vanads und seiner Ver- bindungen keine Bestätigung findet; wohl aber fanden sich Andeutungen, die es als möglich erscheinen lassen, dass das Vanad zum Tellur in einem ähnlichen Verhält- nisse stehe, wie das Arsen zum Brom. Um eine Stütze für diese Ansicht zu gewinnen, schien es vor allem nöthig, das Verhalten des Metalles gegen Jodäthyl zu studiren, und es ist natürlich, dass dabei der Gedanke entstand, noch andere leichte Metalle in dieser Richtung zu behan- deln. W. H all wach s^ und A. Schafarik haben sich zu dieser Arbeit verbunden und geben hier eine vorläufige Anzeige von den ersten höchst interessanten Resultaten derselben, da bei den grossen experimentalen Schwierig- 23* 324 Verbindungen der Erdmetalle mit organ. Substanzen. keiten, die hier zu überwinden sind, die genaueren Details nur langsam vorrücken können. Metallisches Magnesium, grob zerkleinert und mit seinem gleichen Volum vollkommen entwässerten Jod- äthyls in eine starke Glasröhre eingeschmolzen, greift schon bei gewöhnlicher Temperatur das Jodäthyl an und setzt Jodmagnesium ab; bei -}- 1000 geht die Zersetzung ziemlich schnell vor sich; bei -\- 1500 bis -\- 1800 gi^d 5 Grm. Jodäthyl in einem Tage zersetzt; das Magnesium ist in eine weisse Masse verwandelt, die Flüssigkeit ver- schwunden. Beim Oeffnen der Röhre entweicht mit Hef- tigkeit Gas und die weisse Masse liefert erhitzt ein farb- loses flüchtiges Liquidum, welches penetrant zwiebelartig riecht, bei der kleinsten Spur hinzutretender Luft weisse Wolken von Talkerde absetzt und an der Luft erwärmt, dichte weisse Dämpfe verbreitet, aber sich nicht von selbst entzündet. Es entsteht wahrscheinlich aus freien Kohlenwasserstoffen mit Spuren von Aethylmagnesium; die Hauptmenge der letzteren ist offenbar in der weissen Masse mit Jodmagnesium verbunden; denn diese behält auch noch nach anhaltendem und starkem Erhitzen die Eigenschaft, Wasser mit explosionsartiger Heftigkeit zu zersetzen, wobei bedeutende Erhitzung eintritt und ein penetrant riechendes Gas entwickelt wird. Fein zer- schnittenes Aluminiumblech, mit seinem doppelten Volum Jodäthyl eingeschmolzen, greift letzteres erst über -|- 1000 an; bei -|- 1800 geht die Zersetzung sehr rasch; in zwei Tagen sind 5 Grm. Jodäthyl zersetzt und in ein dickes syrupähnliches Liquidum verwandelt, ti'übe durch einen grauen Schlamm (Silicium- und Eisengehalt des käuflichen Aluminiums). Beim Oeffnen entweicht wenig Gas, aber jeder Tropfen des Liquidums verbrennt an der Luft mit prachtvoller Feuer erscheinung und unter Bil- dung weisser, brauner und violetter Dämpfe; zugleich fliegen lockere Flocken von Thonerde (Pompholix) herum. Der Röhreninhalt, im Kohlensäurestrome abdestillirt, lässt ein schweres farbloses Oel von ungemein hohem Siede- puncte übergehen, welches wahrscheinlich Aethylalumi- nium ist und ebenfalls Wasser auf das heftigste zersetzt. Es ist leicht einzusehen, dass, auch wenn kein Alumi- niumjodür (AU) gebildet wird, das Aethylaluminium doch- eben so gut Al^Aet^ als AlAet ((»der vielmehr APAet^) sein kann. Pulverförmiges Vanadin (aus V Cl^ durch Wasser- stoff reducirt) greift Jodäthyl bei -j- 1800 nur langsam. Vei-hindungen der En'dmetalle mit organ. Substanzen. 325 an und liefert ein tiefrothes Liquidum, dessen nähere Untersuchung bis jetzt am Mangel des Materials schei- terte. Es ist von entschiedener Wichtigkeit, ob hier AetVJ (analog Telluräthyljodür AeTeJ) oder Ae^VJ (ana- log Rieh es Me^WJ) entsteht. Phosphor, Selen (beide amorph) und Tellur greifen das Jodäthyl leicht und rasch an, liefern auch wohl nur die schon bekannten Verbindungen; Bor und Silicium haben dagegen noch keine bestimmten Resultate gege- ben, wiewohl nicht zu zweifeln ist, dass auch hier ent- sprechende Vei'bindungen existiren. War es zwar auch nach den Entdeckungen der letz- teren Jahre höchst wahrscheinlich geworden, dass alle Elemente in Verbindung mit organischen Radicalen dar- stellbar seien, so ist es doch überraschend, die Metalle der sonst so trägen und feuerfesten Erden durch Aethyl in volatile_, brennbare, ja selbstentzündliche Liquida ver- wandelt zu sehen, deren Atomvolumina und Dampfdich- ten gewiss zu weiteren Aufschlüssen über die bis jetzt so räthselhafte moleculare Natur der anderthalbatoraigen Radicale führen werden; und gerade darum erscheint es unbedingt nothig, neben Aluminium auch Beryllium, Zirkonium, Eisen und Chrom zu untersuchen. Zwar weiss man durch F ran kl and, dass Eisen das Jodäthyl auch bei -f- 2000 nicht angreift, und für Chrom ist nach Analogie dasselbe zu erwarten; aberCahours' und Ho f- mann's Meisterarbeit über die Phosphorbasen hat Hall- wachs und Schafarik im Zinkäthyl ein Mittel von viel- leicht unbeschränkter Anwendbarkeit kennen gelehrt, das diese Schwierigkeit verschwinden macht. Um die Wich- tigkeit der hier zu erwartenden Resultate nur anzudeuten, genügt es, darauf aufmerksam zu machen, dass die Ein- wirkung des Zinkäthyls auf Uranylchlorür (U'^O^Cl) einen äthylhaltigen Körper von der Formel Ü^O^Ae geben wird, dessen Eigenschaften die Controverse über dieUranyl- frage entscheiden müssen. Ist das Uransesquioxyd in der That Uranyloxyd, so wird obige Verbindung als Verbin- dung zweier Radicale, als Uranyläthylür, indifferent sein fin dem Sinne wie Zinkäthylj; sind aber die drei Sauer- stoffatome des Uranoxyds gleichartig, so wird die Ver- bindung U202Ae als Base auftreten. P^benso wird die I^inwirkung von Zinkäthyl auf Chlorchromsäure CrO^Cl einen Körper CrO'-^Ae geben, der indifferent ist, wenn die Chromsäure Cr02Cl in der That die Constitution CVC)2» ^^^^> sauer dagegen, eine wahre athylirte Chrom- 326 Aethylverbindungen, welche Alkalimetalle enthalten. säure, wenn alle drei Sauerstoffatome der Chromsäure zu ihrer Acidität beitragen. Es versteht sich aber von selbst, dass bei allen die- sen Versuchen an der Stelle des Zinkäthyls das Alumi- niumäthyl wegen seiner geringen Flüchtigkeit und wegen seiner schärfer ausgesprochenen elektro- positiven Eigen- schaften mit dem grössten Vortheile wird angewandt wer- den können. (Sitzher. der Akad. der Wissensch. zu Wien. Bd. 82. — Chem. Centralbl. 1859. No. 11.) B. Aethylverbindungen, welche Alkalimetalle enthalten. Die Classe von Verbindungen, zu welcher das Kako- dyl und das Zinkäthyl gehören, hat AVanklyn durch Auffindung neuer Körper vergrössert, indem es ihm ge- lang, Aethyl mit Natrium, Kalium und Lithium zu ver- einigen. In eine an einem Ende verschlossene und mit Stein- kohlengas gefüllte Röhre wurde Natriummetall und Zink- äthyl gethan, die Röhre verschlossen und einige Tage sich selbst überlassen. Nach Verlauf derselben enthielt sie metallisches Zink und eine klare, farblose Flüssigkeit, welche aus Zinkäthyl bestand, in dem eine Verbindung von Zinkäthyl mit Natriumäthyl aufgelöst war. Diese - war in hohem Grade entzündlich, begann der Luff aus- gesetzt, explosionsartig zu verbrennen und hinterliess einen stark alkalisch reagirenden Rückstand. Bei dem Erkalten auf 0^ schied sie grosse Mengen schöner Kry- stalle ab, deren Analyse zu der Formel 2ZnC4H5--|- NaC^H^ führte. Zwar war es nicht möglich, das Natriura- äthyl frei von Zinkäthyl zu erhalten, doch blieb kein Zweifel darüber, dass die Formel des Natriumäthyls = Na / (-^4jT5 der des Zinkäthyls analog ist. Es möchte hier- nach scheinen, dass für die Existenz des Natriumäthyls die Verbindung desselben mit Zinkäthyl nothwendig ist. Werden die Krystalle Q4JJ5{ -j- ^ ,Q4jj5 in einem Kölbchen massig erwärmt, so entwickelt sich Gas und es bleibt metallisches Natrium zugleich mit metallischem Zink zurü6k, aber der Rückstand ist nicht kohlenstoff- haltig. Mit Wasser entwickeln sie reines Aethylwasser- stoff unter Bildung von Zinkoxyd- und Natronhydrat. Mit Kalium, Lithium und Calcium wurden ähnliche Die Verhindungen des Ai'sens mit dem Methyle. 327 Verbindungen beobachtet, sind aber noch nicht unter- sucht. (Ann. der Chem. u. Pharm. XXXII. 67 — 79.) G. Die Verbindungen des Arsens mit dem Methyle. Auf ähnliche Weise, wie sich in dem ölbildenden Gase durch abwechselnde Einwirkung von Chlor und weingeistiger Kalilauge ein Atom Wasserstoff nach dem andern durch Chlor ersetzen lässt, konnte A. Bayer in den Arsenmethylverbindungen das Methyl durch Chlor substituiren und dadurch eine Reihe von Körpern dar- stellen, deren Beziehungen zu einander durch folgende Tabelle veranschaulicht werden: AsC2H3P2H3n2H3C2H3Cl ASL. II V. n v^ n o n V.1 AsC2H3C2H3C2H3 AsC2H3C2H3C2H3Cl Cl A.r'>H3C'>H3Cl AsC2H3C2H3Cl Cl Cl ? n^u-^ni ni A,c=H3a Cl Cl Cl tr cl Cl' Jedes Glied dieser Arsenreihe kann als Ausgangs- punct für Arsenmethylverbindungen angesehen werden und erzeugt bei der Einwirkung auf Körper von anderem Typus und contrastirenden Eigenschaften Gruppen von Verbindungen, welche Radicale enthalten^ deren Basicität ausgedrückt wird durch die Anzahl von Chloratomen, die in der Stamrareihe mit denselben verbunden waren. Demgemäss Hessen sich vom Arsentetramethyliumchlorid Verbindungen herleiten, in denen das Arsentetramethylium 1 At. Wasserstoff vertritt, während das Arsentrimethyl sich immer wie ein zweibasisches Radical verhält. Das Kakodyl im Chlorkakodyl ist wieder einbasisch, dagegen enthalten die vom Dreifach - Chlorkakodyl abgeleiteten Substanzen dasselbe Radical an der Stelle von 2 At. Wasserst(jff. Dieselben Beziehungen wie in dieser Arsen- reihe treten z. B. auch in der Propylreihe auf. Das Propylchlorid enthält das Propyl mit 1 At. Chlor ver- bunden und es vertritt auch in den daraus abgeleiteten Verbindungen, wie im Propylalkohol, nur ein Atom Was- serstoff. Das folgende Glied C^H^Cr^ liefert das zwei- atomige Radical C^ilf', den im Propylglycol enthaltenen Kohlenwas.serstoff, und durch weitere Vertretung 1 At. Wasserstoffs durch Chlor entsteht das Trichlorhydrin, in dem das dreiba.sische Radical des Glycerins, C^^H^, ent- halten i.st. Dieser Kohlenwasserstoff tritt in dem Allyl- chlorid C^'lI^Cl auch noch mit nur einem Atom Chlor 328 Verbindungen des Schwefeläthyls mit Quecksilberjodid. verbunden auf und bildet den Ausgangspunct für die Allyl Verbindungen . Arsentetramethyliumchlorid . . . As(C2H3)4 . Cl Arsentrimethylbichbrid As(C2H3)3 . C12 Kakodyltrichlorid As(C2H3)2 . C13 Kakodylchlorid As (C2H3)2 . Cl. Propylchlorid C6'H7 . Cl Dichlorhydrin .... C6H6 . CP Trichlorhydrin . . . . C6H5 . C13 Allylchlorid C6'H5 . Cl. Um diese Regelmässigkeit in der Arsenreihe durch- gängig nachzuweisen, zeigte A. Bayer, dass die aus dem Arsenmonomethylbichlorid darstellbaren Körper das Monomethyl als zweibasisches Radical enthalten, und dass es Verbindungen giebt^ in denen dieselbe Atomgruppe vierbasisch auftritt, wie aus folgendem Schema ersicht- lich ist : Arsenmonomethylbichlorid AsC2H3 . CP Arsenmonomethylsulfid AsC2H3 . S Arsenmonomethyloxyd .,.,»... AsC2H3 . O Arsenmonomethyljodid AsC2H3 . J2 Arsenmonomethyltetrachlorid . . AsC2H3 . CH Arsenmonomethylsäure AsC2H3) __ {Annal. der Chem. u. Pharm. XXXI. 257 — 293.) G. Verbindangen des Schwefeläthyls und Schwefelmethyls mit Quecksilberjodid. Nach A. Loir vereinigt sich Schwefeläthyl direct mit Quecksilberchlorid, wenn dieses demselben in Lösung dargeboten wird, zu C^H^S, HgCl. Mit Quecksilberjodid vermag es sich jedoch nicht direct zu verbinden. Die Vereinigung erfolgt aber, wenn man in einer zugeschmol- zenen Glasröhre ein Gemenge von (C^H^S, HgCl), Jod- Verbindungen des Schwefeläthyls mit Quecksilberjodid. 329 äthyl und Alkohol einige Stunden bei lOO^C. erhält. Wenn man 10 Grm. des Quecksilberchlorid -Schwetel- äthyls, 12 Grm. Jodäthyl und 20 Grm. Alkohol von 980 drei Stunden lang auf einander wirken lässt, so entstehen zwei Flüssigkeitsschichten. Beim Erkalten erstarrt die untere und nimmt das Ansehen von Schwefel an; die obere Schicht lässt nach einigen Stunden gelbe Krystalle anschiessen. Diese, mit siedendem Alkohol gewaschen und zwischen Papier über concentrirter Schwefelsäure getrocknet, stellen das Jodquecksilber- Schwefeläthyl dar. Seine Formel ist C^H^S, HgJ. Auch beim Erhitzen von feingepulvertem Zinnober mit einem Gemenge aus Jod- äthyl und Alkohol bei lOO^C. in verschlossener Glasröhre entsteht dieselbe Verbindung reichlich. Nach dem Er- kalten und Decantiren der überstehenden Flüssigkeit trennt man mechanisch den nicht angegriffenen Zinno- ber von dem gelben Körper, wäscht diesen mit sieden- dem Alkohol und trocknet. Erhitzt man Jodäthyl und Quecksilberoxyd bei lOO^C. in zugeschmolzenen Glasröhren einige Stunden lang, so bildet sich reichlich Jodquecksilber und gewöhnlicher Aether. Schon Frankland erzeugte Aether durch Er- hitzung von Jodäthyl mit Wasser im Verschlossenen auf 1500 C. Das Quecksilberjodid-Schwefeläthyl = C^H^S, HgJ besitzt ganz das Ansehen des Schwefels; beim Rei- ben riecht es nicht und ändert dabei seine Farbe nicht. Es ist in siedendem Alkohol sehr wenig löslich und aus der Lösung scheiden sich beim Erkalten kleine gelbe Krystallblättchen aus. Es löst sich in kleiner Menge im Aether, Holzgeist, Chloroform. Schmilzt bei lOOO C. zu gelber, durchsichtiger Flüssigkeit, die beim Erkalten zu einer strahligen gelben Krystallmasse gesteht. Bei 1500 C. entwickelt es einen schwachen Geruch nach Schwefel- äthyl. Bei 1800 C. färbt es sich braun und riecht stark nach Schwefeläthyl. Bei höherer Temperatur zerlegt es sich unter Entwickelung stinkender Dämpfe, die mit bläulicher Flamme brennen. Es entweicht Jodquecksil- berdarnpf. Salpetersäure greift die Verbindung schon in der Kälte an ; in der Wärme entwickeln sich Jod und Untersalpetersäure. Die Flüssigkeit enthält Quecksilber, Jodsäure, aber keine Schwefelsäure. Quecksilberjodid - Seh wefelmethyl = C^IPS, HgJ erhält man entweder J) indem man die Verbindung C2H3S, HgCl mit Alkohol und Jodmethyl bei lOOOC. in 330 Verbindung des Aldehyds mit wasserfreier Essigsäure. zugeschmolzener Röhre erhitzt, oder 2) durch Erhitzen eines Gemenges von Jodmethyl mit fein gepulvertem Zin- nober auf lOOOC. Beim Erkalten setzt sich die Verbin- dung als gelbe Masse ab, die mit siedendem Alkohol gewaschen wird. Gelbe Krystalle, beim Reiben sich nicht ändernd, ohne merklichen Geruch. Wenig löslich in heissem Alko- hol und Aether. Schmilzt bei 870 C. ^^ gelber ^durch- sichtiger Flüssigkeit, die beim Abkühlen zu gelben Kry-- stallen erstarrt. Bei 1300 bis 1450 C. entwickelt es den Geruch nach Schwefelmethyl. Erst bei 1650 C. beginnt die sichtbare Zersetzung, und über dieser Temperatur entwickeln sich stinkende Dämpfe unter Sublimation von gelbem Jodquecksilber, welches bald roth wird. Salpetersäure zersetzt die Verbindung unter Abschei- dung von Jod. Auch mit Jodblei, Jodsilber und Jodplatin liefert das Schwefeläthyl nach A. Loir leicht krystallisirende Ver- bindungen; dieselben sind jedoch noch nicht genauer untersucht worden. {Ännal. de Chim. et de Phys. 3. Ser. Sept. 1858. T. LIV. p. 42—49.) Dr. H. Ludwig. Verbindung des Aldehyds mit wasserfreier Essigsäure« Da der Essigsäureäther des Glycolalkohols als eine Verbindung von Aldehyd mit wasserfreier Essigsäure betrachtet werden kann, so versuchte A. Geuther, den- selben direct aus Aldehyd und Essigsäure-Anhydrid dar- zustellen. 1 Aeq. reines Aldehyd und 2 Aeq. wasserfreie Essig- säure wurden in einer zugeschmolzenen Röhre im Oel- bade bis auf 1800 erhitzt, etwa 12 Stunden hindurch, das Gemisch ward rectificirt, das über 1400 übergehende Product für sich aufgefangen, mit heissem Wasser ge- waschen und über Chlorcalcium entwässert. Die so er- haltene Flüssigkeit zeigte den constanten Siedepunct 1680,8, roch nach Zwiebel und Rauch zugleich und reagirte wahr- scheinlich von einer geringen Zersetzung bei der Destil- lation sauer; sie ist indessen nicht der Essigsäure-Glycol- äther von Wurtzy sondern nur ein damit isomerer Körper, da die Siedepunctsdifferenz 200 beträgt. Als rationelle Formel erhält dieser essigsaure Aldehyd die Formel : (C^H^^C^O^) Q4JJ3Q3, während dem essigsauren Glycol- Das Aethylenoxyd oder der Glycoläther. 331 \ C4H303 äther die rationelle Formel: (C^H2, H^O^). Q4 jj3Q3 zugetheilt ist. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXX. 249 —2Ö2.\ G. Constitution des Aldehyds nnd des Elaylchlornrs. Geuther versieht nach seiner Theorie das Aldehyd mit der rationellen Formel C^H'*, C^O^ und hält es dem- nach für eine Verbindung von Sumpfgas mit Kohlenoxyd- gas. Dem Aldehyd analog schreibt er eine Chlorverbin- dung, welche er zuerst dargestellt hat und die dem Elaylchlorür isomer ist, C^H*, C-CP, und betrachtet sie also als eine Vereinigung von Sumpfgas mit Chlorkohlen- stoff. Aus dieser Anschauungsweise glaubt Geuther leicht die zweibasischen Alkohole ableiten zu können; es würde dann hier die Gruppe C^ H"*, C2 O^ die- selbe Stelle einnehmen, wie das mit einem Atom Was- ser verbundene Elayl im gewöhnlichen Alkohol: Gewöhnhcher Alkohol Glycolalkohol (C4H4, HÜ) (C2H4, C2 02) HO HO, HO, und es wären so die Aldehyde der einbasischen Alkohole wieder die Aether der zweibasischen Alkohole. Für das Elaylchlorür dagegen wird die rationelle Formel ' u pi gegeben und schon hierdurch ein Unterschied zwischen der holländischen Flüssigkeit und der vorher erwähnten, procentisch gleich zusammengesetz- ten Chlorverbindung angezeigt. Das Elaylchlorür müsste demnach als der Chloralkohol des Kohlenwasserstoffs C^H^ betrachtet werden, wie aus folgendem Schema hervorgeht: Gewöhnlicher Alkohol Vinvlalkohol Elaylchlorür C4H4, HO C4H2^HO C4H2,HC1 HO Hü HCl {Annal. der Chem. u. Pharm. XXIX. S21 - 329.) G. Das Aethylenoxyd oder der Glycoläther C^II^O-. Wenn man nach A. Wurtz mit Salzsäuregas gesät- tigtes Glycol im verschlossenen Gefässe erhitzt, so ver- einigen sich beide Körper unter Wasserausscheidung, nach der Ghiichung: CMlßO« -I- HCl = C4H5CI02 -f- 2 HO. Der Körper C4H5C102 = CH 4 02, HCl, salzsaures 332 Das Äeihylenoxyd oder der Glycoläther. Glycol {Glycol monochhrhydrique) ist neutral, farblos^ lös- lich im Wasser, siedet bei 128" C. Es wird augenblick- lich durch Kalilauge zerlegt unter Bildung von Chlor- kaliura und Aethylenoxydgas C^H^O^ oder Aethylen- oxyddampf. Das Aethylenoxyd ist das Oxyd des ölbildenden Gases C^H^j wie das Leuchtgas lässt es sich entflammen und brennt wie dieses mit hellleuchtender Flamme. Es ist die dem Chloräthylen C^H^CP entsprechende Sauer- stoffverbindung; es ist dem Aldehyd isomer. Bei 0,7465 Meter Druck siedet es schon bei -\- 130^5 (Aldehyd sie- det erst bei -|- 210C.). Es löst sich im Wasser in allen Verhältnissen. Mit zweifach - schwefligsaurem Natron lie- fert es zerfliessliche Krystalle von frischem und schwe- fligem Geschmack. Mit ammoniakalischera Aether be- handelt, giebt es keine Krystalle (Unterschied vom Aldehyd). Mit PC15 giebt es unter heftiger Einwirkung Chlor- äthylen C4H2C12 und Phosphoroxychlorid PC1302. Das Aethylenoxyd C^H^O^ ist das erste Glied einer neuen Reihe von Körpern, die den Aldehyden iso- mer sind. Wenn man jedoch die Aldehyde gewöhnlich als die Wasserstoffverbindungen sauerstoffhaltiger Radi- cale ansieht (z. B. den gewöhnlichen Essigaldehyd als C*H302-|-H), so ist das Aethylenoxyd das Oxyd eines zweiatomigen Kohlenwasserstoffs (= C^H* -\- O^). Bei Behandlung des Propylglycols mit Salzsäuregas und dann mit Kali erhält man das zweite Glied der neuen Reihe, das Propylenoxyd C^H^O-, isomer dem Propyl- aldehyd. Aethylenoxyd und Propylenoxyd stellen nach Wurtz die wahren Aether des Glycols und Propylglycols dar, denn sie sind fähig, die Chlorverbindungen und aus die- sen die Glycole' selbst zu liefern. Durch eine Molecular- umwandlung entstehen aus den Glycolen bei Einwirkung von Chlorzink auf dieselben die gewöhnlichen Aldehyde, aus denen die Glycole sich nicht wieder herstellen lassen. Die Glycole_, gegenwärtig vier an der Zahl, bilden eine Alkoholreihe, welche die Brücke zwischen den ge- wöhnlichen Alkoholen imd dem Glycerin schlagen, ebenso, wie ihre Verbindungen die Uebergänge von den Aethern zu den Fetten bilden. Oxalsäure, Glycolsäure und Milchsäure lassen sich künstlich erzengen und aus den Glycolen ableiten, wie Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure aus den Alko- holen. Jene zweibasischen Säuren bilden sich aus zwei- Alkoholische Kalilösung auf gechlorte Verbindungen. 333 säurigen Alkoholen, wie diese einbasischen Säuren aus einsäurigen Alkoholen entstehen. Den Glycolen entsprechen eine Reihe von Oxyden, die Avahren Aether der Glycole, die obengenannten Aethy- lenoxyd und Propylenoxyd, C'»H402 und C6H602. Durch Entwässerung der Glycole entstehen Aldehyde, isomer den Glycoläthern. Die holländische Flüssigkeit C^H^Cl^ und ihre zahl- reichen Analoge stellen die Chlorwasserstoffäther der Glycole dar. Das ölbildende Gas oder Aethylen ist ein zweiato- miges Gas. Denn bei Einwii'kung von Silbersalz auf C4H4C12 bleibt das Radical C^H* unversehrt und tritt an die Stelle von 2 Aeq. Silber. Diese Thatsache ist neu und wichtig. Die Umwandlung des Jodallyls C^H^J in Glvcerin liefert ein Beispiel der Substitution von 3 Aeq. Silber durch die Atomgruppe C^H^, welches mit 3 Aeq. Brom verbunden war. Eine organische Gruppe, mit 2 Atomen Chlor oder Brom verbunden, is't 2 Atomen Wasserstoff äquivalent; eine solche mit 3 Atomen Chlor oder 3 Atomen Brom vereinigt, ist das Aequivalent von 3 Atomen Wasserstoff. So gelangt die Lehre polyatomer Radicale in die Wissenschaft, unterstützt von Thatsachen; bis hierher war sie nur eine rege Hypothese ohne Stützen. {Compt. rend. Janvr. 1859. pag. 101 — 105.) Dr. H. Ludicig. Einwirkung alkoholischer Kalilösung auf gechlorte Verbindungen. Bei Einwirkung alkoholischer Kalilösung auf Bichlor- elayl entstehen nach M. Berthelot Chlorkalium und Chloracetyl neben Wasser: C4ii4C12 _|_ KO = C4H3CI 4- KCl -f HO. Aus Chloroforrti wird ameisensaureß Kali und das Chlor tritt ans Kalium: C2iici3 _^ 4K0 = KO,C2H03 -f 4KC1. Zuweilen tritt der Alkohol selbst in Wechselwirkung. So entsteht aus Jjromäthyl und alkoholischer Kalilösung Aether und Bromkalium; aber diese Umwandlung ge- schieht nicht einfach nach der Gleichung: C4H5Br -f KO ■-= C4H5 -|- KBr, sondern unter Bildung der doppelten Menge von Aether, wobei also nothwendig für jedes Aequivalent C^H^Br 334 Alkoholische Kalilösung auf gechlorte Verbindungen. auch 1 Aeq. Alkohol C^H^O^ zerlegt werden muss, um (C4H50, C4H50) zu bilden. Ersetzt man den Alkohol durch Glycerin oder Man- nit, so erhält man eigenthtiraliche Aethylglycerin- oder Aethylmannitverbindungen. Erhitzt man in zugeschmolzenen Glasröhren ein Ge- menge von Kalihydrat, Alkohol und Zweifach - Chlorkoh- lenstoflf C2C14 oder Chloroform C2HC13 bei 100« C. eine Woche lang, so erhält man beim Oeffnen der Glasröhre eine gewisse Menge von ölbildendem Gas C^H*. Schon 1855 zeigte Hermann {Annal. der Chem. u. Pharm. Bd. 25. S. 211), dass ßromoform durch alkoholi- sche Kalilösung zersetzt ein Gemenge von ölbildendem und von Kohlenoxydgas liefern. Berthelot konnte die Bildung des letzteren nicht bemerken, da bei Gegenwart von Kali das C^O^ leicht in Ameisensäure übergeführt wird; die Gegenwart von Alkohol beschleunigte die Bil- dung der Ameisensäure. Eine alkoholische Kalilösung, für sich erhitzt, giebt selbst bei 2000 C. nach zwei und mehr Stunden kein Öl- bildendes Gas. Erhitzt man eine alkoholische Kalilösung mit Andert- halb-ChlorkohlenstofF C^Cie oder Einfach-Chlorkohlenstoff in zugeschmolzenen Röhren eine Woche lang auf lOO^C., so bildet sich ein Gemenge von ölbildendem Gas C^H^ und Wasserstofifgas. Unter denselben Umständen liefert der Zweifach- Chlorkohlenstoff 0201* Köhlensäuregas C204; Chloroform liefert Ameisensäure und der Anderthalb-Chlorkohlenstoff C4C16 liefert auch Oxalsäure C^O^, d.h. die einfachen und beständigen Substitutionsproducte des Sauerstoffs für das ausgetretene Chlor. Ausserdem aber entstehen auch noch verschiedene Flüssigkeiten und unlösliche humusartige Stoffe, analog denjenigen, welche sich bei Einwirkung von Alkalien auf Krümelzucker bilden. Diese Substanzen scheinen das Resultat der Einwirkung der Alkalien auf Glycerin oder zuckerartige Körper zu sein, welche sich bei dieser Sub- stitution des Chlors durch Sauerstoff gebildet haben moch- ten. (Ännal. de Chim. et de Phys. 3. Ser. Septhr. 1858. Tom. LIV. pag. 87 — 89.) Dr. H. Ludivig. Wirkung des Clilors und Broms auf Holzgeist. 335 l'eber die Wirkung des Chlors und Broms auf Uoizgeist. S. Cloez hat die Wirkung des Chlors und Broms auf Holzgeist studirt. Das Brom übt eine sehr heftige Wirkung auf Methyl- alkohol aus. Man bringt den Holzgeist in eine tubulirte Retorte^ befestigt in der Tubulatur ein Trichterrohr, das unten fein ausgezogen ist, und giesst das Brom durch dieses zu dem Holzgeiste. Der Retortenhals neigt sich in eine mit Eis gekühlte Vorlage. Die Dämpfe, die während der Reaction sich bilden, condensiren sich in der Vorlage zu einer Flüssigkeit, die unveränderten Holz- geist, Brommethyl und einen krystallisirbaren Körper ent- hält. Der Rest entweicht bei dieser Operation als Brom- wasserstoff, begleitet von einer flüchtigen, heftig zu Thrä- nen reizenden Materie. Man hat ungefähr 10 — 12 Th. Brom gegen 1 Th. Holzgeist zu verwenden. Ist die Reaction vollendet, so findet man in der Vorlage zwei Schichten; die eine leich- tere ist gesättigte wässerige Brom wasserstoffsäure, die andere ist ölförmig, bernsteingelb und krystallisirt, sobald man sie nach dem Waschen mit Wasser der Luft aussetzt. Man roinigt diese Substanz durch Umkrystallisiren aus Alkohol und erhält sie in farblosen, dem Salpeter ähnlichen Krystallen. Dieser Körper ist das Parabroma- lid, C^HBr302 Cloez's, isomer mit Bromal. Seine Bil- dung: 2 (C'^H402) + 8Br = C4HBr302 4- 2H0 + öHBr. Vollkommen unlöslich in Wasser^ löslich in Alkohol und Chloroform, von 3,107 spec. Gew. Bei 200^ entwickelt es Brom und Bromwasserstoff, es ist nicht destillirbar. Alkalien zersetzen es in Bromoform und Ameisensäure. Chlor wirkt auf ganz reinen und wasserfreien Holz- geist ganz ähnlich ein ; man erhält unter heftiger Reac- tion, die bis zur Explosion sich steigern kann, wenn man bei zerstreutem Lichte operirt, eine mit Chlor gesättigte Flüssigkeit, die man mit ihrem gleichen Volum Schwefel- säure mischt und nach 24 Stunden über Massicot destil- lirt. Die hierbei übergehende Flüssigkeit ist das Para- chloralid, C4HC1302 Cloez's, isomer mit Chloral, von l,.o7G'> spec. Ccw., bei 14", es siedet bei 182*^, riecht erstickend und unterscheidet sich vom Chloral leicht durch seine Unlösliclikeit in Wasser, so wie durch den fast dop- pelt 80 hohen Siedepunct. {Campt, rund. T. 48. — Chem. Centrhl. 1850. No.21.) B. 336 Wirkung von Chloracetyl auf Aldehyd. Darstellung Ton Amiden« T. Petersen stellte Acetamid dar, indem er 1 Aeq. geschmolzenes essigsaures Natron und 1 Aeq. Salmiak innig mengte und in einer Retorte erhitzte. Die Masse schmolz zusammen und es ging alsbald eine dicke ölige Flüssigkeit über, welche im Retortenhalse oder in der Vorlage krystallinisch erstarrte. Durch nochmalige De- stillation der erhaltenen Masse wurde das Acetamid in langen, in der Vorlage verdichteten Nadeln rein gewon- nen. Der Vorgang findet nach der Gleichung statt: C4H302 C*H302j 02 + H4NC1 = N j H -f- 2 HO + NaCl. Nach derselben Methode durch Destillation von benzoe- saurem Natron und Salmiak wurde noch das Benzamid dargestellt. (Ann. der Chem. u. Pharm. XXXI. 381 — 333.) a. lieber die Wirkung von Chloracetyl auf Aldehyd. Bertagnini hatte durch Einwirkung des Aldehyds, der Benzoesäure, des Bittermandelöls, auf Chloracetjl Zimmtsäure erhalten. Simpson hoffte durch Einwirkung von Chloracetyl auf Aldehyd die Säure C^H^O* zu erhal- ten, die in der Acryl- (oder Oelsäure) Reihe zwischen der Acrylsäure und Angelicasäure in der Mitte stehen würde. Als jedoch eine Mischung gleicher Theile jener beiden Körper in einem zugeschmolzenen Rohre 3 Stun- den im Wasserbade erhitzt worden war, fand sich, dass kein Gas gebildet war. Der im Rohr enthaltene flüssige Körper enthielt eine bei 120 — 124^0. kochende, aus C^H'^O^Cl bestehende, im Wasser untersinkende, dadurch in der Kälte sehr langsam, in der Hitze schnell zersetz- bare, in Kalihydratlösung unter Bildung von Aldehyd, Chlorkalium und essigsaurem Kali lösliche Substanz. Feuchtes Silberoxyd wirkt in analoger Weise darauf ein. Diese Substanz ist jedoch schon von Wurtz unter den Producten der Einwirkung des Chlors auf Aldehyd ent- deckt, aber als eine Verbindung von 2 Aeq. Aldehyd betrachtet worden, in der 1 Aeq. Wasserstoff durch Chlor vertreten ist. Die von Simpson entdeckte Bildungs- weise derselben lehrt, dass sie als eine Verbindung des Aldehyds mit Acetylchlorid betrachtet werden muss. (Philos. Mag. Ztschr. für die ges. Naturw. Bd. 13. Heft 2.) Bkb. Sarkin. 337 Sarkin. In der Mutterlauge des nach der Liebig'schen Me- thode aus der Fleischflüssigkeit dargestellten Kreatins wurden zuerst Kreatinin, Inosinsäure und Paramilchsäure, und später noch flüchtige fette Säuren so wie Inosit auf- gefunden; jetzt hat Strecker in derselben noch einen neuen Körper, das Sarkin, entdeckt, zu dessen Gewin- nung er die Mutterlauge mit einer Lösung von essigsau- rem Kupferoxyd bis zum Kochen erhitzt, den entstandenen Niederschlag mit Schwefelwasserstofi" zersetzt, die vom Schwefelkupfer abiiltrirte Flüssigkeit zur Trockne ver- dampft, den Rückstand in kochendem Wasser auflöst, die Lösung mit etwas Bleioxydhydrat versetzt und aus dem Filtrate durch Schwefelwasserstoff" das Blei abscheidet. Aus der filtrirten Flüssigkeit erhält man das Sarkin beim Abdampfen als weisses Pulver, welches sich in 78 Th. kochenden und in 300 Th. kalten Wassers, aber erst in 900 Th. kochendem Alkohol auflöst. Beim raschen Ab- dampfen der wässerigen Lösung bleibt es in sich abblät- ternden Schuppen zurück und lässt sich bis auf 1500 und wahrscheinlich noch höher erhitzen, ohne sich zu ver- ändern. Die Zusammensetzung entspricht der Formel: C10H4N4O2. Das Sarkin bildet mit vielen Säuren krystalli sirbare Verbindungen. Das schwefelsaure Sarkin krystallisirt in farblosen Nadeln, die auf Zusatz von Wasser in ein weis- ses Pulver zerfallen; die Krystalle des salpetersauren Sarkins haben die Form des essigsauren Natrons und werden an der Luft allmälig undurchsichtig; das salz- saure Sarkin besteht aus farblosen, perlmutterglänzenden Krystalltafeln mit der Formel: C>0H4N4O2 4- HCl + 2aq und die Zusammensetzung des gelben Platindoppelsalzes wird durch Ci0H4N4O2^HCl4-PtCl2 ausgedrückt. Das Sarkin verbindet sich aber auch, wie das Gly- cocoll, mit Metalloxyden und Salzen. Eine Lösung von Sarkin in Wasser giebt mit den meisten Metallsalzen in der Kälte keinen Niederschlag, häufig aber, wenn man zugleich Ammoniak oder Kali zufügt, oder auch nur zum Kochen erhitzt. Charakteristisch verhält sich das Salpeter- säure Silberoxyd gegen eine wässerige Sarkinlösung, mit der ein flockiger Niederschlag entsteht, welcher erst durch Kochen mit viel Salpetersäure vollständig gelöst wird. Beim Erkalten setzen sich farblose kleine Krystallschup- pen von .salpetersaurem Silberoxyd -Sarkin ab, für die Arch.d.Pharm.CLI.Hds.S.Hft. 24 338 Oxydationsproducte des Leucins. sich die Formel: CJ0H4N4O2 -f AgO, N05 berechnen lässt. Das Sarkin-Silberoxyd ist = C10H4N4O2 -f 2 AgO oder CiOH2Ag2N402-{- 2aq, der Sarkin-Baryt = CiOH 4^40^ 4- 2 (BaO, HO) oder CiOH2Ba2N402 -|- 4aq. Ob das Sarkin identisch ist mit dem Hypoxanthin C5H2N20, ist noch nicht entschieden. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXXIL 129-140.) G. Kreatin und Kjanurensänre. J. V. Lieb ig fand in dem Harn eines mehrere Wochen mit Fleisch gefütterten Hundes eine grosse Menge Kreatin. Da der Harn zur Verhütung der Fäulniss mit Kalk versetzt war, so rührte der Gehalt an Kreatin von einer Umsetzung und Verwandlung des durch den Kalk abgeschiedenen freien Kreatins her. Als derselbe Hund mit Fett allein und mit Fett und wenig Fleisch gefüttert war, gab der Harn desselben beim Abdampfen, Zusatz von Salzsäure und längerem Stehen eine ziemliche Menge Kyanurensäure. Diese ist eine äus- serst schwache Säure, ihre Salze reagiren sehr alkalisch und werden schon von der Kohlensäure zersetzt. Die wenigen Analysen stimmten nothdürftig mit der Formel: C16NH7 05. (Ann. der Chem.u. Pharm. XXXIL 254—256.) G. Oxydationsproducte des Leucins. Bei der Einwirkung des übermangansauren Kalis auf Leucin geht eiue Zersetzung des Leucins vor sich, durch welche nach den Untersuchungen von C. Neu- bauer in erster Reihe hauptsächlich Ammoniak, Oxal- säure und Valeriansäure entstehen. Die zugleich noch auftretenden Fettsäuren mit niederem Kohlen soffgeh alte, so wie die Kohlensäure, müssen wohl als weitere Zer- setzungsproducte der Baldriansäure angesehen werden, zumal diese für sich mit übermangansaurem Kali behan- delt zunächst niedriger stehende Glieder der Säurereihe C"H"04, Buttersäure, Metacetonsäure, Essigsäure, ferner nicht unbedeutende Mengen von Oxalsäure, durch deren weitere Zersetzung dann die Kohlensäure entsteht, und endlich mit grösster Wahrscheinlichkeit auch Spuren von Angelicasäure lieferte. Diese Zersetzungsweise des Leucins spricht auch für die schon von Cahours angegebene nahe Beziehung der sog. Aminsäuren der einbasischen Säuren zu den Kör- Verbindungen des AUoxans mit Alkalien. 339 pern Glycocoll, Alanin, Leucin u. s. w. ; auch unter den Zersetzungsproducten der Benzaminsäure oder Amido- benzoesäure wurden Kohlensäure, Ammoniak und Oxal- säure aufgefunden. Die Formel des Leucins müsste dann entsprechend der der Amidobenzoesäure geschrieben werden : C;i4H5 (H2N) O"* Amidobenzoesäure, Ci2Hn(H2N) 04 Leucin, oder C14H4 (H2N)02» .. .. H I Amidobenzoesäure, Ci2HiO(H2N)02| _, _ . H ( Leucin. {Annal. der Chem.u. Pharm. XXX. 59 — 76.) G. YerbindaDgen des Alloxans iii|t sanreu schwefligsauren %ilkalien. ^^ Das Alloxan = C8H2N208 geht schön krystallisirende Verbindungen mit den sauren schwefligsauren Alkalien ein, welche Wuth kennen gelehrt hat. Alloxan mit saurem schwefligs. Kali C^H^KN 2820*4 -j- 2 aq wird erhalten, wenn man gepulvertes Alloxan in eine concentrirte Lösung des sauren schwefelsauren Kalis unter fortwährendem Umrühren und gelindem Erwärmen 80 lange einträgt, als es sich noch löst. Die Krystalle sind schwer in kaltem, leicht in heissem Wasser löslich, reagiren schwach s^uer und verlieren bei 100^ das Kry- stallwasser unter schwacher Röthung. Jlit saurem schwefligsaurem Natron vereinigt sich das Alloxan zu einer Verbindung C8H3NaN2S20*4_[- 3aq. Die Krystalle sind gleichfalls gross und gut ausgebildet, aber weit löslicher als die der Kaliverbindungen. Die Verbindung von Alloxan mit saurem schweflig- saurem Ammoniak C^H-^ (H4N) N2S2014 gleicht den bei- den vorhergehenden, zeigt aber noch eine viel leichtere Löslichkeit in Wasser. Wird Ailoxantin C'6H4N40*4 mit saurem schweflig- saurem Ammoniak vermischt, so setzen sich beim Erkal- ten Krystalle von dialursaurem Ammoniak C8H3(H4N)N20'' ab. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXXII. 42 — 46.) G. 24' i340 Murexid. Marexid. Lieb ig und Wo hier zählten das Murexid zu den amidartigen Körpern und gaben ihm die Formel C^^H^N^OS; später erklärte Fritz sehe, dass das Murexid als purpur- saures Ammoniak zu betrachten sei, welche Ansicht be- reits Prout ausgesprochen hatte. Die Richtigkeit der Fritzsche'schen Anschauungsweise hat jetzt Fr. Beilstein bestätigt und dem Murexid die Formel C^^NGH^Oi^ zu- ertheilt. Das Murexid stellte Beilstein aus Uramil und Quecksilberoxyd dar und veranschaulichte die Entstehung desselben durch die Gleichung: 2C8N3H506 -{- 20 = C16N6H80I2 4-2HO. Dass das Murexid wirklich 12 At Sauerstoff enthält, folgt mit Nothwendigkeit nicht nur aus der Zusammensetzung der übrigen purpursauren Salze, sondern auch aus seinen Zersetzungs- und Entstehungs- weisen, namentlich Gmelin's Vcji'such: Ci6H4N40i4-f 2H3N = Ci6N6H8 0i2_[-2HO. Alloxantin Murexid Gegen die Amidnatur des Murexids spricht der Um- stand, dass, wenn man dasselbe mit Kalilauge übergiesst, sich schon in der Kälte Ammoniak entwickelt, was be- kanntlich die charakteristische Eigenschaft eines jeden Ammoniak salz es ist, bei den Amiden aber erst durch Erwärmen erfolgt. Wichtig ist, dass das Murexid nicht, wie man bisher glaubte, als ein neutrales, sondern als ein saures Salz angesehen werden muss. Dass aus einem wasserfreien Ammoniaksalz ein wasserhaltiges Silbersalz entsteht, er- klärt sich dann unter dieser Voraussetzung leicht dadurch, dass das Murexid selbst ein saures Ammoniaksalz ist und daher noch 1 At. basisches Wasser enthäll, welches sich in dem auf gewöhnliche Weise dargestellten Silbersalze wiederfindet. Die Purpursäure, welche nicht in freiem Zustande besteht, sondern sogleich in Uramil und AUoxan zerfällt, ist hiernach eine zweibasische Säure und bildet dem ge- mäss saure und neutrale Salze. Von diesen wurden un- tersucht das: saure purpursaure Kali, Ci^N^H^KOi^ oder Ci6N5H3KOi», HO, Natron, Ci6N5H4NaO«2, Barytsalz, C'6N5H4BaO»2, Silberoxyd, Ci6N5H4AgOi2, neutrale purpursaure Silberoxyd, Ci6N5H3Ag20^2. Verwandlung des Guanins in Xanthin. 341 Die Zersetzung des Murexyds durch Säuren geht nach der Gleichung: C16K6HS012 -f 2 HO = C8N2H2CS -f C8N3H506 -j- H3N vor sich und es zerlegt sich demnach die Purpursäure im Momente des Freiwerdens in Uramil und Alloxan. Diese einfache Zersetzungsformel beruht auf der Identität von Uramil und Murexan, welche von Beilstein gleich- falls nachgewiesen wurde. {Annal. der Chem. u. Pharm. XXXI. 176-191.) G. Verwandlung des Guanins in Xanthin. Die grosse Aehnlichkeit des Sarkins mit dem Gua- nin, dessen Formel sich nur durch ein Minus von HN von letzterem unterscheidet, veranlasste Strecker, die Verwandlungen des Guanins einer näheren Untersuchung zu unterziehen. Löst man den durch Einwirkung von Salpetersäure auf Guanin entstehenden gelben Körper in Kalilauge auf, setzt Eisenvitriollösung hinzu und erhitzt zum Kochen^ so erhält man schwarzes Eisenoxyduloxyd und die davon abfiltrirte alkalische Lösung ist völlig entfärbt; sie giebt auf Zusatz von Essigsäure einen farblosen, flockigen Nie- derschlag, der auf einem Filtrum gesammelt wird. Die Substanz löst sich in 723 Th. kochendem und in etwa 1950 Th. kaltem Wasser, leichter ist sie in Ammoniak^ Kalilauge^ Salzsäure, starker Salpetersäure oder concen- trirter Schwefelsäure löslich. Aus der kaiischen Lösung scheidet sich der Körper in deutlich krystallinischen Blätt- chen ab und erhält nach den Analysen bei Berücksich- tigung des aus den Verbindungen abgeleiteten Atom- gewichts die Formel C'OH'1N'*0*, ist also nach der Glei- chung: Ci0H5N5O2 4-O3=zC««H4N4O4-f HO-f N ent- Guanin standen. Dieser Körper ist mit Xanthin identisch; die kalt gesättigte Lösung in Wasser giebt mit Sublimat- löäung einen weissen Niederschlag, mit essigsaurem Kupfer- oxyd keinen Niederschlag, indem sich erst beim Kochen gelbgrüne Flocken abscheiden, mit salpetersaurem Silber- oxyd einen gallertartigen Niederschlag, der sich in Am- moniak nur sehr schwierig löst. In seinen Verbind ungs Verhältnissen gleicht das Xan- thin dem Guanin und Sarkin, nur sind seine basischen Eigenschaften etwas schwächer. Von den Verbindungen des Xanthins mit Säuren wurden dargestellt: das schwefel- 342 Producte der trocknen Destillation thierischer Materie. saure Xanthin mit der Formel C10H4N4O4 4- 2 (HO, S03) 4- 2 aq, das salpetersaure und das salzsaure Xanthin, CiOH4N404, HCl. Von den Basen bildete das Xanthin mit Baryt eine schAverlösliche Verbindung CiOH^N^O* -\- 2 (BaO, HO), mit salpetersaurem Silberoxyd aus ammo- niakalischer Lösung einen Niederschlag = C'^H^N^O* -f- 2 AgO und aus saurer Lösung einen Niederschlag, der aus Xanthin und salpetersaurem Silberoxyd bestand. [Annal. der Chem.u. Pharm. XXX. 141 — 156.) G. Die Producte der trocknen Destillation thierischer Materie. , Anderson hatte schon früher nachgeAviesen, dass in dem Knochenöl (Dippel'schen Oel) die gar^ze Reihe der Basen mit Alkoholradicalen vom Methylamin bis zum Butylarain enthalten seien; es ist ihm jetzt auch geglückt, durch die Auffindung des Amylamins an dem Verhalten gegen Jodamyl und den Eigenschaften des Platindoppel- salzes (C10H13N, HCl, PtC12) diese Reihe noch zu ver- vollständigen. Zugleich war Anderson im Stande, das Pyridin, Picolin und Pyrrol in grösserer Menge darzu- stellen und genaueren Untersuchungen zu unterwerfen. Das Pyridin ist eine ölartige, farblose Flüssigkeit, von sehr scharfem Geruch und nach allen Verhältnissen in Wasser löslich. Sein Siedepunct liegt bei 1160,7 C; sein spec. Gewicht ist bei 0^ = 0,9858 und die Dampf- dichte, für C^OH^N und eine Condensation auf 4 Vol. berechnet, =2,734. Es wurden mit HCl, HJ, N05,H0 n. s. w. krystallisirbare Salze dargestellt und dabei die grosse Neigung des Pyridins bemerkt, Doppelsalze zu bilden, die meistens leicht krystallisirten und das Metall- oxyd in einem solchen Zustande enthielten, dass es durch überschüssiges Pyridin nicht gefällt wurde. Das Pyridin zeichnet sich noch, wie die mit ihm homologen Basen, durch seine grosse Beständigkeit aus, leistet oxydirenden Agentien grossen Widerstand und wird bei der Einwir- kung von Chlor, Brom und Jod nur theilweise zersetzt. Das Picolin ist nach der Formel C^^H'N zusammen- gesetzt, besitzt ein spec. Gewicht = 0,9613 bei 0^ und hat die Dampfdichte = 3,29. Bei der Behandlung mit Chlorgas entsteht eine krystallinische Masse, welche mit Wasser übergössen, ein blendend weisses, amorphes Pul- ver ungelöst zurücklässt. Das Pulver ist nach der be- H4 rechneten Formel C^^^^sN, HCl als salzsaures Trichlor- Künstlicher Tokay-Wein. — Kaffeegrün. 343 pikolin zu bezeichnen. Natrium wirkt erst durch Erhitzen bis zum Siedepuncte auf Pikolin ein und verwandelt das- selbe in eine braune zähe Masse, aus welcher durch De- stillation .das Parapicolin als ein blassgelbes Oel von der Consistenz der fetten Oele gewonnen wird. Die Analyse ergab, dass das Parapicolin mit dem Picolin isomer ist, vor dem es sich aber durch das spec. Gewicht = 1^077 und den hohen Siedepunct 260 — 3150 C. auszeichnet. Der von Runge Pyrrol genannte Körper konnte nur nach umständlichen Manipulationen rein erhalten werden. Frisch bereitet ist das Pyrrol farblos, bräunt sich aber an der Luft; es schmeckt heiss und stechend, sein Geruch ist angenehm ätherartig, an den des Chloroforms erin- nernd. Das spec. Gewicht ist = 1,077, der Siedepunct liegt bei 133^0., die procentische Zusammensetzung wird durch die Formel C^H^N ausgedrückt und die Dampf- dichte berechnet sich für die eben angeführte Formel und eine Condensation auf 4 Vol. zu 2,31. Das Pyrrol giebt mit Fichtenholz die von Runge beschriebene Reaction in ganz besonders starkem Grade und zeigt nur äusserst schwache basische Eigenschaften-, mit Quecksilberchlorid giebt es eine Verbindung, die aus C^H^N -f- 4HgCl zu- sammengesetzt ist, und mit Chlorcadmium einen Nieder- schlag, welcher aus 2 CSH^N -f 3CdCl besteht. Wird das Pyrrol mit verdünnten Säuren geschüttelt, so schei- det sich eine rothe flockige Substanz ab, das Pyrrolroth, welches in Wasser, Säuren und Alkalien unlöslich ist und bei der Analyse die Formel C^^Hi^N^QS ergiebt. Die Entstehung des Pyrrolroths aus dem Pyrrol erklärt sich nach der Gleichung: 3C8H5N — H3N -f 2H0 =r C24H14N202. (Annal. der Chem. u. Pharm. XXIX. 335 — 359.) G. Künstlicher Tokay - Wein. Ein zweifelhaft echter Tokay-Wein, der zwar an Farbe und Geruch nichts und am Geschmacke nur sehr wenig dem echten, reinen Tokajer nachstand, bestand, wie die Untersuchung ergab, aus gleichen Theilen eines leichten fMosel-) Weins und Ananas- punsch -f^ssenz, welcher Mischung durch gebrannten Zucker die Couleur ertheilt war. Claisi. Kaffeegrün, eine auegezeichnete und dauerhaft grüne Farbe, erhält man, wenn man grüne Kaffeebohnen eine Zeitlang mit Kupfervitriol und Pottasche zusammen in siedend heissem Wasser ausziehen lässt. Claiai. 344 IV. liiteratiir imd Kritik. Charakteristik der für die Arzneikunde und Teelinik wichtigsten Pflanzengattungen, in Illustrationen auf 100 in Stein gravirten Tafeln. Nebst erläuterndem Texte, oder Atlas zur pharmaceutischen Botanik, von Dr. Otto Berg, Privatdocenten an der Universität zu Berlin. Zweite vermehrte und sorgfältig revidirte Auflage. Erste Lieferung. Taf. I — VIII und Text- bogen 1 und 2 enthaltend. Berlin 1860. Verlag von Rudolph Gärtner (Amelang'sche Sortiments-Buchhand- lung). Quart. Grössere Kupferwerke erleben selten eine neue Auflage. Desto mehr würde es- für vorliegendes Werk sprechen, wenn es dessen noch bedürfte, dass die erste und wohl nicht unbedeutende Auf- lage, welche im Jahre 1851 erschien, so vollständig vergriffen ist, dass eine zweite nothwendig wurde, welche Eef. als eins der gelun- gensten Zeugnisse der hier einschlagenden Literatur begrüsst und mit warmem Interesse bestens empfiehlt. Der sehr verdiente Verf. hat sich aufs angelegentlichste bestrebt, seine Pflanzenbilder der Natur getreu aufs beste und sorgfältigste auszustatten, und nicht nur etwas Gediegenes, sondern 'auch etwas Vorzügliches zu liefern, und dieses ist ihm in hohem Grade gelungen. Schärfe und Sau- berkeit der Ausführung empfehlen die Abbildungen schon auf den ersten Blick, eine genauere Prüfung zeigt aber einen solchen Reich- thum von Zergliederungen, dass ungeachtet der gedrängten Dar- stellung dieses Werk auch neben den vorzüglich ausgestatteten von Fr. Nees v. Esenbeck begonnenen klassischen „Genera plan- tarum ßorae germanicae iconihus et descriptionibus ülustrata" einen würdigen Platz einnimmt, ja sogar vor diesem noch das voraus hat, dass es nach einer Seite hin mehr liefert als dieses, indem es auch die ausländischen, für die Arzneikunde und Technik wichtigsten Pflanzengattungen umfasst, auch in dieser neuen Auflage bald voll- endet vorliegen wird und durch den äusserst billigen Preis von 6 Thlr. 20 Sgr. auch dem weniger Bemittelten die Anschaff'ung möglich macht. Diese wird aber noch dadurch bedeutend erleich- tert, dass das Werk in 10 Lieferungen zu je 10 Tafeln im Sub- scriptionspreise zu 20 Sgr. bezogen werden kann. Die ersten 4 Tafeln enthalten die Kryptogamen in musterhaf- ter Darstellung, so dass sich Jeder, der nur mit einem guten Mikroskop ^^ umzugehen weiss, mit Hülfe dieser Abbildungen auch mit diesem schwierigeren Theile des Pflanzenreiches leichter wird vertraut machen können, da aus verschiedenen Familien der Pilze, der Al- gen, Flechten und der Farrnkräuter (so wie von ein Paar Moosen) Eepräsentanten und sorgfältige Zergliederungen, die kaum etwas zu Literatur. 345 •wünschen übrig lassen, gege6en sind, und dabei auch die ganze Entwickelungsgeschichte des Mutterkorns nach Tulasne's geist- reicher Auffassung. Die Gräser sind vorzüglich auf Taf. 5. und 6. dargestellt, Taf. 5 a. enthält ein« sehr gelungene Zusammenstellung des Blüthenstandes mehrerer Gräser, so wie ein vergrössertes Bild von deren Keimung. Die Taf. 7., 7 a. und 8. enthalten die Najaden, Aroideen, Alisma- ceen, Junceen und Palmen, die Taf. 7 a. ist eine sehr dankens- werthe Zugabe und Bereicherung, denn sie bringt Habituszeich- nungen von mehreren Palmen und führt uns so auch diese Kinder ferner Zonen näher. Taf. 8. enthält dagegen die Keimung von Phoenix dactylifera nebst der Zergliederung anderer Palmblüthen und Früchte. Der Text, in diesem ersten Hefte schon bis zu Taf. 16. vor- greifend, giebt die Erklärung der Abbildungen nach dem gegen- wärtigen neuesten Stande der Wissenschaft. Möge auch diese neue Auflage recht viel verbreitet, aber von den Besitzern auch recht fleissig benutzt und studirt werden. Stoff dazu finden sie an den Abbildungen in reichem Maasse. Wer mit einer guten Loupe oder resp. Mikroskop die ihm zugänglichen Arten in frischen Exemplaren mit den hier gelieferten Abbildungen ver- gleicht, und des Verf. Pharmaceutische Botanik dabei zur Hand nimmt, bedarf keiner weiteren Anleitung; er wird in dem Studium der Gewächse bald heimisch werden und sich heimisch fühlen, denn er wird auch ohne andere Anleitung durch eigenen Fleiss zu einer tüchtigen Pflanzenkenntniss gelangen und in dieser einen Hochgenuss finden, H r n u n g. Darstellung und Beschreibung sämmtlicher in der Phar- macopoea Borussica aufgeführten officinellen Gewächse oder der Theile und Rohstoffe, welche von ihnen in Anwendung kommen. Nach natürlichen Familien geordnet von Dr. O. Berg, Privatdocenten an der Uni- versität zu Berlin, und C F. Schmidt, akadem. Künstler zu Berlin. Leipzig, Verlag der A. Först- ner'schen Buchhandlung. Mit dem 16ten Hefte schliesst der jetzt vollendet vor uns lie- gende 2te Band dieses Prachtwerkes. Sind auch die uns in Aus- sicht gestellten kurzen Zwischenräume bei dem Erscheinen der ein- zelnen Hefte nicht ganz inne gehalten worden, so ist dennoch der Eifer und Fleiss der Herren Herausgeber, die dem schönen Werke ihre Kräfte weihen, nicht dankbar genug anzuerkennen, zumal Alles, was in diesen Blättern und andern wissenschaftlichen Orga- nen zum Lobe und zur Empfehlung des ersten Bandes bereits ge- sagt ist, für diesen nun vollendeten zweiten Band mindestens in demselben Maasse gilt. Die auf Quartformat ausgeführten und illuminirten Abbildungen sind sämmtlich Originale und zum allergrössten Theile nach lebenden Pflanzen entworfen, mit musterhafter Naturtreue und beinahe beispielloser Sauberkeit aus- geführt. Einer jeden Abbildung ist ein vollständig eingehender Text beigegeben, welcher sowohl den natürlichen Oharakter der Familie, Gattung und Specics ganz erschöpfend behan- 346 Literatur. delt, als auch eine mühsam zusamAengetragene, nach Jahren geordnete Literatur der Pflanze und ihre Synonymie,, ferner eine ausführliche Beschreibung der Pflanze selbst und der einzelnen Theile, eine Beschreibung möglicher Ver- wechselungen und endlich noch specielle Beschreibung der betreffenden Drogue und ihrer chemischen Consti- tution enthält. Wie leicht und angenehm ist es für den jungen Pharmaceuten, nach diesen auf das Gewissenhafteste ausgeführten und so instruc- tiv gezeichneten Analysen diejenigen Pflanzen zu studiren, welche für ihn das nächste Interesse haben, wie interessant selbst für den eingeweihteren Forscher, die auf eigene Beobachtungen gegründe- ten, oft nicht unbedeutenden Abweichungen älterer Abbildungen zu vei-gleichen und in vielen Fällen ganz Neues zu finden. Gehen wir nun auf die einzelnen Hefte und deren Tafeln näher ein. Heft IX. — Taf. a. Cassia angustifolia Vahl. Unter diesem Namen wird uns hier die früher als Cassia acidifolia Delile be- kannte Stammpflanze der indischen Senna vorgeführt. Gegen Batka's Annahme weist der Verf. nach, dass sie in der That die von Delile abgebildete und beschriebene Pflanze sei; da dieselbe jedoch schon früher von Vahl gekannt und benannt ist, so gebührt dem oben erwähnten Namen die Priorität. Taf. h. Unter Cassia ohovata Golladon vereinigt der Verfasser Hayne's Cassia ohtusata wieder mit der genannten Art. Sie ist die Stammpflanze der Aleppo-Senna, einer wegen ihres widerlichen Geschmacks wenig beliebten Sorte. Taf. c. Tamarindus indica L. Verf. führt die eigenthümliche Unregelmässigkeit der Blumenblätter auf die für die Cassiaceen geltenden Verhältnisse zurück und macht diese Deutung durch einen idealen Querschnitt der Blüthe anschaulich. Man vergleiche mit dieser Abbildung diejenige von Guimpel und Schlechten- dal (Bd. I. Taf. 44.), und man wird einen Begrifi^ erhalten von den Fortschritten in Kunst und Wissenschaft, so weit sie hier in Be- tracht kommen. Taf. d. Unsere Paeonia officinalis wird auf Miller's Paeonia peregrina zurückgeführt, zu welcher Ansicht die Beobachtungen von Pflanzenforschern und die Identität des Wurzelsystems beider Pflanzen wohl geführt haben mögen. Taf. e. Sahadilla officinalis, eine prächtige, ganz vollständige Abbildung. Dem gewählten Gattungsnamen gebührt wohl die Prio- rität, weil, was Link in der Pharmakopoe ganz übersehen hatte, Asagraea und Schoenocaulon nur als später erschienene Synonyme betrachtet werden können. Taf. /. Styrax Benzoin Dryand. Verf. nimmt zwar nach den von Hayne gegebenen Kennzeichen die Gattung Benzoin (Hayne, Arz.-Gew. XI. 24.) nicht an, jedoch wünscht er dieselbe wegen der abweichenden Insertionsverhältnisse ei-halten. Heft X. — Taf. a. Polygala Senega L. Dem Ref. kommt hier zum ersten Male eine brauchbare Zergliederung dieser sehr kleinblüthi- gen und daher vielleicht bis jetzt falsch oder unvollständig dar- gestellten Pflanze vor (Hayne's Abbild. XIII. 21. — Guimp. et Schlecht. II. 176.) Bei einem Vergleiche mit der auf der folgenden Tafel abgebildeten Polygala amara ersieht man, dass, abgesehen von dem abweichenden Habitus, die Staubgefässbündel und die Samenschwiele bei beiden Arten sehr verschieden gebildet sind. Literatur. 347 Auffällig ist dem Unterzeichneten, dem ein Exemplar zur Contro- lirung augenblicklich nicht zu Gebote steht, die Abbildung einer Cr isla, der Blume, die in den Diagnosen einer als fehlend und bei keiner andern Abbildung angegeben wird. Bei der vor- züglichen Piäcision, die aber sämmtliche Darstellungen des vor uns liegenden Werkes so vortheilhaft auszeichnet, ist nicht anzunehmen, dass hier ein Versehen statt gefunden habe. Taf. b. Polygala amara L., nach einem in Würtemberg von Hohenacker gesammelten Exemplare gezeichnet. Ob diese kleine Pflanze, die nach dem Standorte sehr abändert und von der Koch 3 Varietäten annimmt, in Deutschland und Schweden identisch ist, steht noch nicht ganz fest, zumal unsere Pflanze nie auf Kalkboden •wächst, wie Linne von der schwedischen angiebt. Taf. c. Bosmarinus officinalis. Taf. d. Menyanthes trifoliata. Beide meisterhaft gezeichnet und höchst vollkommen in Darstellung und Colorit. Taf. e. Camphora offieinarum Nees. Eine sehr detaillirte und sorgfältig ausgeführte Abbildung, weit übertreff'eud die Düsseldorfer Darstellung. Ein idealer Querdurchschnitt der Blüthe gestattet eine schnelle Orientiruug in der relativen Stellung der Blüthen- kreise. Taf. /. Iris florentina L. Fast möchte dem Ref. die Erinne- rung vor-schweben, als falle die natürliche Farbe der Blüthe mehr oder weniger weiss aus, während sie bei dem hier abgebildeten Exemplare stark ins Blaue streift. Heft XI. — Taf. a. Orchis militaris Huds. Der Umstand, dass Linne mehrere Orchis- Arten unter diesem Namen vereinigt, hat wahrscheinlich den Verf. bestimmt, eine andere Autorität zu wählen. Es wird der Ursprung der Knolle entwickelt, welche der Verf. als unterstes verdicktes Stengelglied einer aus dem Winkel der Wurzelscheide hervorbrechenden achselständigen Knospe und daher als achtes Achsenorgan ansieht. Die Abbildung ist mit gros- ser Genauigkeit und Naturtreue ausgeführt, und Jeder erkennt augenblicklich die ihm lieb gewordene Pflanze seines Herbariums, welche noch nach Jahren einen angenehmen, toncaähnlichen Duft verbreitet. Taf. h. Larix decidua Mill. wii'd nach älterer, die Priorität behauptender Benennung von Miller die Lärche genannt. Sehr bemerkenswerth erscheint dem Ref. die Annahme des Verf., dass die zwischen den beiden Eichen oder Samen befindliche Leiste des Fruchtblattes, welche auch bei andern Abietinen nachgewiesen wird, als Samenträger zu betrachten sei, weil dies der von Seh leiden beliebten Ansicht entgegentreten würde. Die Abbildung des Pol- lens (Fig. H.) zeigt diesen auch abweichend von der gewöhnlichen Form. Taf. c. Picea exeelaa Lke., Fichte, Roth- oder Schwarztanue, gemeine Tanne: eine ganz vorzügliche Abbildung. Taf. d. Qtiassia amara Tj.. ein Ast der blüh(;nden Pflanze nach einem Exemplar des Königl. Herbariums gezeichnet. Taf. e. Cochlearia officinalis L. Neu und eigenthümlich er- scheint dem Ref. die Entwickelungsgcschichte der Cruciferen-Frucht, deren Scheidewand durch das Verwachsen zweier wandständigen Samenträger entstanden ist. Durch dies VerhältnLss würde es sich leicht erklären, warum oft bei sili(jui» latiseptis ein Zerreissen der Scheidewand in der Mittellinie der Länge nach statt finden kann. 348 Literatur. Taf. /. Anemone pratensis L. Eine ausgezeichnet naturgetreue Abbildung mit höchst gelungenem Colorit. Heft XII. — Taf. a. Colchicum autumnale. Wer jemals auf den Wiesen Thüringens, des Harzes, des Rheins, Colchicum gesam- melt hat, muss diese Abbildung mit höchster Befriedigung betrachten. Taf. b. Daphne Mezereum L. Verf. erklärt jetzt auch die Frucht nach Schlei den's Vorgang für eine Beere. Taf. c. und d. Nicotiana rustica und Tahacum L. sind niemals vollkommener abgebildet worden. Taf. e. und /. Glycyrrhiza echinata et glabra L. Verf. will aus eigener Erfahrung behaupten, dass erstere Art bei der Cultur den süssen Geschmack der Wurzel einbüsse, was bei der letzteren nicht statt finden soll. Heft XIII. — Taf. a. Myristica fragrans Houtheyn. wird nach der die Priorität für sich habenden Houtheynschen Benennung die Stamm- pflanze der Nuces moschata und Macis genannt. Die prachtvolle Farbe der letzteren ist völlig naturgetreu. Dieser Samenmantel nimmt nach der Ansicht des Verf. seinen Ursprung aus dem Samenstrang, ist in einer sehr kurzen Ausdehnung mit dem Nabelstreifen ver- wachsen, von Gefässbündeln durchzogen und deshalb ein wahrer Arillus, und nicht, wie Planchon annimmt, eine Wucherung des Eimundes. Taf. b. Strychnos Nux vomicaL. Die einfächerige, mit Muss erfüllte, wenigsamige Beere entsteht aus einem zweifächerigen viel- eiigen Fruchtknoten. Die Beschaffenheit der Samen wird sehr ein- gehend mitgetheilt. Taf. c. Convolvulus Scammonia L. Die Spitze eines blühen- den Stengels nach einem von Fleischer bei Smyrna gesammelten Exemplare. Taf. d. Arnica montana L. Prachtvoll in Ausführung und Colorit, nach einem Exemplare vom Wallberge bei Tegernsee ge- zeichnet. Taf. e. Coriandrum sativum L. Sehr gelungene und ganz voll- ständige Darstellung der Pflanze. Taf. /. Simaruba medicinalis Endl. Die Stammpflanze der jamaicanischen Simarubarinde, deren Unterscheidung von der java- nischen im Texte gelehrt wird. Heft XIV. — Taf. a. Cocculus palmoius DC. und Anamirta Cocculus Wright et Am. Erstere, eine Abbildung der männlichen Pflanze, die Stammpflanze der Columbo- Wurzel, von der eine Scheibe sehr naturgetreu dai-gestellt wird; letztere, von welcher nur die Samen zur VervoUsändigung der Tafel und des Interesses wegen, was sie selbst bieten, abgebildet sind, die Stammpflanze der Kok- kelskörner. Bisher sind die Blüthenstellungsverhältnisse (auch von Hook er) ganz abweichend von der Ansicht des Verf. angegeben worden. Dieser zeigt zuerst, dass auch hier, wie bei den Berbe- rideen, sämmtliche Kreise opponiren; ferner, dass die Staubbeutel, wie bei andern diklinischen Blüthen, nach aussen, und nicht, wie die Abbildungen gewöhnlich zeigen, nach innen gerichtet sind. Die Zergliederung der käuflichen Kokkelskörner (Fig. M bis Q.) zeigt die eigenthümliche Lage der Samenlappen, die, von einander getrennt, in besonderen einander gegenüber stehenden Spalten des Eiweisses stehen. Taf. b. Guajacum officinale L. Der Verf. bestätigt Hayne's Angabe (XII. 28), dass hier die Frucht nur zweicarpellig sei. Die Literatur. 349 gegenläufigen Eichen zeichnen sich durch die bedeutend in die Länge gezogenen Mündyngen der Eihäute aus. Taf. c. Boswellia serrata Roxb. et Colehroke. Die erste nach Colebroke gelieferte Originalzeicbnung, die sich freilich etwas von den Copien der Colebrok'schen Abbildungen entfernt, obgleich man erfahren kann, dass beiden Bildern dieselbe Pflanze zum Grunde lag. Wie bei allen uns vorliegenden Abbildungen dieses AVerkes sind die Zergliederungen auch hier sehr eingehend und klar. Es wäre nur noch zu wünschen, dass der sorgsame Verf. auch eine Abbildung der Mutterpflanze des afrikanischen Weih- rauchs lieferte, der Boswellia papyrifera Höchst., Ploeslea floribunda Endl.. Amyris papyrifera Delile. Im Texte finden wir eine sehr übersichtliche Zusammenstellung der Weihrauchsorten des Handels. Taf. d, e, f. Cinchona Calisaya Wedd., C. Uritusinga Pavon, C. micrantha Ruiz et Pavon. Wir erhalten hier sehr gut abgebil- dete und colorirte Darstellungen von Cinchonen, deren erste Ref. colorirt noch nicht gesehen hat. Sie sind sämmtlich Originalzeich- nuugen. C Calisaya nach einem von W^eddell selbst gesammelten Exemplare aus dem Herbario des Hrn. Dr. Sonder, C. Uritusivga nach einem Pavon'scheu Original -Exemplar des Berliner Herba- riums. Letztere zum ersten Male abgebildet und vom Verf. als eigene Art anerkannt, wird als die Stammpflanze einer sehr ge- schätzten Loxa-Rinde und in älteren Exemplaren einer Königs- Chiua erklärt. Cinchona mici-antha, nach einem Exemplar aus dem Herbarium des verstorbenen Dr. Lucae gezeichnet, will Verf. als verschieden von Cinchona scrobicidata Hi/mb. et Bonpl., mit der sie von den meisten Autoren vereinigt wird, angesehen wissen, da theils äussere Kennzeichen, theils der anatomische Bau für diese Trennung sprechen. Heft XV. — Taf. a. Cinchona Chahuarguera Pavon. Auch diese Art, welche hier nach einem Pavon'schen Original-Exemplare des Berliner Herbariums zum ersten Male abgebildet wird, will der Verf. als eigene selbstständige Art angesehen wissen, obgleich sie von verschiedenen andern Schriftstellern andern Cincho?ia- Arten nur als abweichende Form beigesellt wird. Sie wird hier als die Mutterpflanze einer sehr geschätzten Loxa-Rinde angegeben. Taf. b. Anatomie verschiedener Rinden schichten von Cinchona Calisaya. C. Uritusinga, C. conglomerata, C. micrantha. Hierzu 6 Seiten Text, in welchem wir eine gedrängte, aber sehr übersichtliche, auf eigene umfassende Untersuchungen des Verf. gestützte Arbeit über die Chinarinden und somit endlich Klarheit über diesen bis jetzt* ziemlich dunklen Gegenstand erhalten. In der Einleitung bespricht der Verf. zunächst die Organe der Pflanze, äussert sich über den Werth, den sie für die systematische Bestimmung haben und gruppirt die Arten nach der Gegenwart oder Abwesenheit der Blattgrübchen. Aus dieser Zusammenstellung ergiebt sich, dass der von Karsten behauptete Werth dieser Blattgrüb- chen für die VVertlibestimmung der Rinde sehr precär ist, da eine grosse Anzahl von grossblätterigen, grübchcnlosen Arten sehr gcbchätze Rinden liefern, während auch umgekehrt von grüb- chentragenden Arten gering geschätzte Rinden abstammen können. Hierauf folgt eine historische IJebersicht aller nicht bloss compila- torischer Arbeiten über die Cinchonen, in der wir das allrnälige Fortschreiten unserer Kenntnisse über dieselben vollständig entwickelt finden. Zugleich weist der Verfasser nach, dass die Trennung von Cinchona und Ladenbergia nicht allein durch äussere Kennzeichen 3oO Lüeratur, and die chemiische Constitution, sondern auch durch die Verschie- denheit des anatoffiifechen liaues gebot^rn f>ei. Darauf folgt die Anatomie der Chinarinden. \ erf . giebt eine allgemeine Entwicke- lungisgeßchichte und macht auf die VerhältniBse aufmerksam, durch welche ßich eine wihfeenschaftliche Chtwsification der Rinden aus- führen läfcst. Er zeigt dabei, da*« auch der zweite von KarBten aufgeetellte Cardinalpunet. da«e nämlich die dickßten und am vollständigsten verdickten Kastzellen ein Kriterium für die an organischen iiaten reichsten Chinarinden ab- gäben, nicht zuverlässig sei, da 10 Cinchonen dickere und 7 etwa eben so dicke Bastzellen besitzen, wie die unter allen am meibten geschätzte Calisaya-Kinde. Hieran »chliesst sich die systematische Zusammenstellung von ito Cinchonen nach dem anatomischen Bau der Binde, so das« man sicher die verschiedenen liinden auf ihre Art zurückführen kann. Es folgt dann die lieschreibung der Han- delssorten, aus der wir erfahren, dass die Kinde von 4 Cinchonen ab Huanaco, von 10 Arten als I>f>xa, von '6 Arten als Pseudo-Loxa, von .0 Arilin als JaeV/, yaUAda vorkommen u. s. w. Der Verf. Vxjstä^ tigt gegen Karsten die schon von v. iiergen aufgestellte liehaup- tung, daiss Ckin/i jUiKa dura von CinfJtf/na cordifolia Caber auch wohl noch von einigen andern Arten) und China flava fihroHfj. allein von (Jine Achsenorgan sei, und dass die Poren der aufgesprungenen Kapsel von den nach aussen »ich umschlagenden Spitzen der Fruchtblätter gebild«^ werden. Heft X\'i.— Das Heft enthält die Taf. a. Chdidonium majus, h. und c. f^ioi^/ odoraUx und P^ü^^ l.ri(:oUyi\, d. llhuH Toxicodenflrerselbe hält es für seine J'flicht, nochmals alle Fachgenossen auf die Vorzüglichkeit desselben aufmerksam zu machen, und kann nicht umhin, die Behauptung aufzustellen, dai« ein illuhtrirtes Werk in s^ilcher Vollkon-menheit, Naturtreue und Sauberkeit bis jetzt nicht existirt. Da es in Lieferungen zu dem »ehr billigen Preise ä 1 'Ihlr. erscheint, s*^» ist seine Anschaffung »ehr erleichtert, und Niemand wird es je bedauern, dies kleine Opfer gebracht zu haben, gegentheils wird ein Jeder mit gr'.rt«ier Befriedigung sich seines Besitzes erfreuen. Cüsfrin, Januar 18^/^. C. Rubach. Literatur. .'{f)! Brunnenärztliche Mittlicilungcn über die Thermen von Ems. Vom llotmth Dr. L. Spengler, .'{te Auflage. 18ä9. In dieser von den Aeiv-ten vielfach begehrten Schrift ist die Rede von den Heilwirkungen der Kinscr Quellen im Allgeiueincn, dann im Speciellen: gegen Lungenemphyseni, gegen Hautkrank- heiten, gegen chronische katarrhalisclie Augeuentzinulungen, gegen Leberkrankheiten, gegen Wechseifieberkacliexic und die Einwirkung^ bei Fraueidtraiikheiten, des Kessi^lhrunnens bei l'neumonien. Ein Abschnitt handelt von »hr Ab.soriilion in ilen IJäilein zu Knis, einer über die Wirkungen dieser Quellen bei Morbus Jlrii/lifU simplem, ein drill«M' über die iidialatoren der 'l'hermalgase der Kniser IJrun- nen bei l'/i(iiy>icje«cc. JBM>. 6. Zur Technolode. Ceber Anwendung dts Wassirgl-ases. Ans dem Berichte der Commi^ion. welche von der französi- schen Begiemng zur Präfung der Ton Kuhlmann über die An- wendbarkeit des Wa^eiglases gemachten Angaben eingesetzt wor- den war, entnehmen wir hier das zur praktischen Anwendung Bezög^che in Folgendem: 100 Theile Kalk und 11 Th. alkalfeehes Silicat geben, fein gepulvert und innig gemengt, einen Torzüglichen hydraulischen Kalk. Kin Mörtel tou fettem Kalk rerwandelt sieh, wenn er wie- derholt mit einer Lösung von kieselsauTem Alkali benetzt wird, in hydraulischen MörteL Kreide, mit einer L&nng von ki^elBaurem Alkali in Berüh- nmg gebracht, verwandelt sidi zum Theil in eine Verbindung von kieselsaurem und kohlensaurem Kalk, wird dadurch so hart wie die besten Cemente und haftet, wenn sie arit dem Silicat zu einem Brrä angerührt wird, sehnr fest an der Oberfläche der Körper. Dies Gemisch wird als ein Kitt für versdriedene Zwecke nützlich sein. Er &nd femer, dass gewöhnliche Kreide, welche wiederholt in eine Lösung des SiHeats gebracht und der Luft ausgesetzt wurde, eine grosse Härte an nalini und eine bedeutende Menge Kiesel- säure in sieh aufiiahm. Das Eüihärten findet znnäcl^ an der Oberfläche statt, pflanzt äeh aber dann auch weiter fort: ein Stück. das vor 15 Jahren zu diesen Veisudieh gedient hatte, war bis auf etwa 1 (Zentimeter Tiefe erhärteL Dieser Absatz tou Eaeselsäure klangt nach einiger Zeit die Härte, dass er Glas ritzt. Die Wirkung des lösHdien SiUeats auf den Gyps ist dieselbe, wie auf Kreide, sie erfolgt indessen rascher. Jedoch tritt hier der Hebelstuid ein, dass das gebüd^e sdiwefelsauxe .Alkali krystaUi- sirt und die oberen Schichten abbläitem. Deshalb muss hier, um Jene KrystaDisation zu vermdden, die Lösung verdünnter sein, damit die ^Qnwiiknng langsamer vor sich gehe. Kuhlmann verShrt folgendermaa^en. um das Wasserglas bei Monumenten und Bauwerken in Anwendung zu bringen. Er bereitet zunäclet eine Auflöeune von einem Theile des kieselsauren \ Vereinszeitung. 369 Alkali von der Zusammensetzung des Wasserglases und zwei Thei- len Wasser. Dies ist auch die kaufliche Lösung, welche So" B. zeigt. Wird" diese Lösung mit zwei Volumen Wasser verdünnt, 80 hat dieselbe die geeignete Concentration. Bei neuen Gegen- ständen geschieht die Anwendung unmittelbar, ältere müssen da- gegen erst durch Waschen und Bürsten mit alkalischen Laugen gereinigt werden. Grosse Oberflächen benetzt man mittelst Pumpen oder Spritzen mit Brausen, ein Verfahren, das seit 1847 in Deutsch- land üblich ist. P'ür Sculpturen und in manchen Fällen auch für Gebäude wendet man vortheilhaft weiche Bürsten oder Pinsel an. Die Erfahrung hat gelehrt, dass dies Verfahren, wenn es während 3 Tagen einmal täglich angewendet wurde, eine hinreichende Er- härtung hervorbringt. Auch hat im Laufe seiner Untersuchungen Kühl mann be- merkt, dass die Verkieselung oft zu verschiedenen Färbungen Ver- anla.ssung giebt, und wurde dabei auf ein Mittel zur Abhülfe der- selben geführt. YAn Zusatz von kieselsaurem Manganoxydul zu dem alkalischen Silicat färbt die Gesteine dunkel: ein solches Ge- misch ist anwendbar für Kalksteine von zu heller Farbe. Durch Zusatz von künstlich bereitetem schwefelsaurem Baryt zu dem Silicat erhält man ein Mittel, um zu dunkel gefärbte Gesteine oberflächlich heller zu färben. f2r hat femer gezeigt, dass poröse Kalksteine durch Erhitzen mit Flüssigkeiten, welche schwefelsaure Metallsalze enthalten, aus diesem die Oxyde in Verbindung mit Kalk fällen und hierdurch eine Färbung bis auf eine gewisse Tiefe erfolgt. Mit Eisenvitriol erhielt er eine mehr oder weniger tiefe Rostfarbe, mit Kupfervitriol eine ausgezeichnete grüne Fär- ))ung, mit schwefelsaurem Manganoxydul eine braune und mit einem Gemische von Kupfer- und Eisenvitriol eine chocoladenbraune Färbung. Er fand zugleich, dass die so gebildeten Verbindungen in den Stein eindringen und seine Härte vermehren. Von der Verkieselung zu deren Anwendung auf die Malerei war nur ein Schritt. Fuchs hat schon 1847 dem berühmten Maler Kaulbach die Anwendung des Wasserglases bei der Malerei auf Kalk an die Hand gegeben; die Frescomalereien im Museum zu Berlin sind nach diesem Principe von ihm ausgeführt. Kuhl- mann geht weiter und trägt mit den Farben zugleich die Flüssig- keit auf. F> hatte bemerkt, dass eine Ausscheidung der Kiesel- säure durch kohlensauren Kalk aus dem alkalischen Silicat auch durch die kohlensauren Salze von Strontian, Talkerde, Eisen und Bleioxyd erfolgt, so wie durch andere Salze, wie z. B. chromsaures Bleioxyd, chromsauren Kalk, die Oxyde von Zink und Blei. Er suchte deshalb bei der Anwendung dieser Farbemittel auf Stein da« Gel u. e. w., womit dieselben aufgetragen werden, durch eine Lösnng von kieselsaurem Alkali zu ersetzen. Beim Bleiweiss er- folgt die Bildung von kieselsaurem Bleioxyd zu schnell, als dass jenes Gemisch eine Anwendung erleiden könnte. Zinkoxyd giebt genügende Resultate, auch der schwefelsaure Baryt hat sich hier anwendbar erwiesen. Jetzt hat es sicVi auch festgestellt, dass der schwefelsaure Baryt, zu wiederholten Malen mit Leim und Stärke- mehl aufgetragen, eine eben so gut deckende Varha giebt, wie Blei- weiss und Zinkweiss in der Leimmalerei. Diese Entdeckung ist von grösster Wichtigkeit, es ist damit ein neuer Farbstoff gegeben, welcher die früher benutzten ersetzt. Diese Farbe, das Baryt- wciss. hat den Vorzug, dass sie nicht durch Schwefelwasserstoffgas verändert wird, und ist bei einer Ersparniss von etwa 2/3 des Arch. d. Pharm. CLL Bds, 3.Hft, 2G 370 Vereinszeitung, Preises zur Hervorbringung glänzender und matter Farben brauch- bar. Diese Farbe hat ferner den doppelten Vortheil, dass einmal das der Gesundheit schädliche Bleiweiss und Zinkweiss ersetzt und die Unannehmlichkeit des üblen Geruchs der Oele und Essenzen vermieden werden. Kuhlmann hat deshalb das schwefelsaure Baryt im grossen Maassstabe eingeführt. In seiner Hütte zu Loos (Nord) wird der natürliche Schwerspath in Chlorbaryum übergeführt und dieses in der Hütte Saint Andre durch Schwefelsäure in schwefelsaure Baryterde von grosser Reinheit und Feinheit um- gewandelt. Diese Fabrikation wird schon in einem solchen Maass- stabe ausgeführt, dass jährlich 6000 metrische Centner geliefert wer- den können. Von den weissen Farbematerialien ist Kuhlmanu zu anderen Farben übergegangen; er fand, dass die Farbstoffe, welche Alka- lien verändern, auch mit der Lösung von Wasserglas zersetzt wer- den, dass aber Ocher, Chromoxyd, Zinkgelb, Schwefelcadmium, Mennige, Manganoxyd u. s. w. in gleicher Weise verwendet werden können ; dass die wenig trocknenden Farben durch Mischung mit den trocknenden Farben oder mit den rasch trocknenden weissen Farbmaterialien in der Malerei verwendet werden können, und dass die mit einer concentrirten Lösung von Wasserglas vermischten Farben sich besser auf den Gesteinen anbringen lassen, wenn die- selben vorher mit Wasserglas getränkt wurden, als auf den nicht verkieselten. Die Anwendung des Wasserglases für Holz bietet jedoch manche Schwierigkeiten dar. Ueber die Malereien auf Glas berichtet die Commission sehr Günstiges. Der künstliche schwefelsaui-e Baryt mit der Lösung von alkalischem Silicat auf Glas aufgetragen, ertheilt diesem eine sehr schöne milchweisse Farbe. Nach einigen Tagen hat derselbe mit der ausgeschiedenen Kieselsäure eine so feste Masse gebildet, dass dieselbe jetzt der Einwirkung des heissen Wassers widersteht. Durch den Einfluss hoher Temperatur verwandelt sich dieser Kie- selüberzug in ein schön weisses Email. Meerblau, Chromoxyd, gefärbte Emails können auf diese Weise angewendet werden. In gleicher Weise lassen sich die Untersuchungen Kuhl- mann's beim Bedrucken des Papiers, der Gewebe, bei der Deco- rationsmalerei und der Appretur nutzbar machen. Die Resultate, welche Kuhlmann durch seine Versuche hin- sichtlich zu neuen und wichtigen Anwendungen für das Wasser- glas in der Malerei, in der Bereitung hydraulischer Kalke und zur Verkieselung von Kalksteinen erlangte, welche aber durch den Druck noch nicht veröffentlicht sind, werden in Folgendem zusam- mengefasst. Die metallischen Oxyde, welche in den kieselhaltigen Farben -oder in den Cementen enthalten sind, haben nicht nur die Eigen- schaft, sich mit der Kieselsäure des Silicats zu verbinden, diesel- ben binden auch einen Antheil Alkali und machen denselben un- löslich. Die Farben, deren Wirkung am energischsten ist, sind der Ocker, die Oxyde von Mangan, Zink, Blei, und das künstliche schwefelsaure Baryt. Diese Beobachtungen weisen darauf hin, dass hier das Alkali in einem Zustande sich befindet, wie in vielen natürlichen Silicaten ; sie haben Kuhlmann zur Darstellung ähnlicher Verbindungen, wie der Feldspathe und anderer natürlichen Silicate, geführt. Die- selben bestätigen ferner die Ansicht, welche Kuhlmann über das Erhärten der Cemente sich gebildet hat; er glaubt, dass aus- Vereinszeitung. 371 gezeichnete Cemente auch ohne Einfluss von Kohlensäure, allein durch die langsame Bildung eines Silicats von Kalk, Thouerde oder Talkerde und Alkali erhalten werden können, und dass die natürlichen hydraulischen Kalke ihrem Wesen und ihrer Zusam- mensetzung nach sich sehr jenen Cementen nähern. Was endlich die Bindung von Alkali in Kalksteinen bei deren Verkieselung betrifft, so hat Kühl mann sehr gute Resultate da- durch erhalten, dass er st itt der Kieselflusssäure, in der Absicht, eine glimmerartige Veibiudung im Steine zu bilden, ein Aluminat von Kali anwendete. Er erzeugte den Feldspath statt des Glim- mers, welcher auch Kali bindet. Er schliesst ferner hieraus, dass schon die Gegenwart der Thonerde in dem Kalksteine die Bindung des Alkali erklärt, und dass damit auch die Besorgniss verschwin- det, es möchte in den verkieselten Gesteinen später eine Verände- rung vor sich gehen. (Verkandl. des Vereins zur Beförderung des GeiL-erbfleissesinPreussen. 1859.— Chem.Centrbl. 1859 No.46.) B. Darstellungsarten der Kautscliukfirnisse. 1) Ein Pfund weiches, fein geschnittenes, elastisches Harz weicht man mit VaP^und Schwefeläther auf. Nachdem bei gelinder Wärme im Wasserbade das Kautschuk völlig flüssig geworden ist, setzt man 1 Pfund hellen, warmen Leinölfirniss hinzu, und nach einer klei- nen Weile 1 Pfund ebenfalls warm gemachtes Terpentinöl. Man filtrirt diesen Firniss lauwarm und bringt ihn auf Glasflaschen. Er trocknet langsam. 2) Mi 11 er 's Kautschukfirniss. Man löst 1 Loth fein ge- schnittenes Kautschuk in 1/4 PM. rectificirtem weissem Steinöl ver- mittelst des Sandbades in einem Glaskolben. Nach geschehener Auflösung vermischt man solche mit 2 Loth öligem Copalfirniss. Dieser wird hauptsächlich bei Vergoldungen angewendet. 3) Champagnat's Kautschukfirniss zum Lackiren des Saffians. In eine Glasflasche mit weitem Halse bringt mau 4 Loth sehr fein geschnittenes Kautschuk und giesst 1 Pfd. Ter- pentinöl darüber, lässt das Gemisch zwei Tage lang, ohne aufzu- schütteln, stehen und rührt nach Ablauf dieser Zeit mit einem höl- zernen Spatel gehörig um. Ist dies geschehen, und hat das Kaut- schuk alles Terpentinöl aufgenommen, so giebt man noch 1 Pfund Terpentinöl zu und digerirt so lange unter öfterem Umrühren, bis alles Kautschuk aufgelöst ist. Hierauf bringt man 2 Pfd. weissen, fetten Copalfirniss, l'/aPfd. gut gekochtes, fettes Leinöl und l'/aPW. von obiger Kautschuklösung in Terpentinöl zusammen, rührt gut um, bringt das Gemisch in ein Sandbad, erwärmt gelinde, bis alles zu einem Firniss sich vereinigt hat. 4) Biegsamer Firniss. Man schmilzt 1 Pfd. Colophonium und trägt nach und nach V2 Pf*^- ganz fein zerschnittenes Kaut- schuk ein und rührt bis zum Erkalten. Hierauf erhitzt man ge- linde von Neuem und setzt schliesslich 1 Pfund heiss gemachten Leinölfirniss zu. (Leucfis, polyt. Zty.) 5) Eine andere Vorschrift. Man löst 1 Pfd. Dammarharz und 1/2 J'fd. ganz fein zerschnittenes Kautschuk in 1 Pfd. Terpen- tinöl n,it Hülfe der Wärme des Wasserbades. Nach erfolgter Auf- lösung setzt man noch 1 Pfd. heiss gemachten Leinölfirniss zu. 6) Kautschukfirniss zu wasserdichten Zeugen von Chevaliier. Man lässt V4 PW- ft;in zerschnittenes Kautschuk in 1/2 Pfd. Terpentinöl aufschwellen, setzt ihm 2 Pfd. gut gekochtes 26* 372 Vereinszeitung. Leinöl zu und lässt alles zwei Stunden lang bei gelindem Kohlen- feuer sieden. Nach Auflösung des Kautschuks setzt man weiter 6 Pfd. gekochtes Leinöl und 1 Pfd. Bleiglätte zu, kocht so lange, bis die Masse eine homogene Flüssigkeit bildet. Dieser Firniss wird warm auf Zeuge getragen. 7) Firniss von Guttapercha. Man wäscht 1/4 Pfd. Gutta- percha mit lauwarmem Wasser aus, befreit sie durch Auslesen von den ihr anhängenden Holztheilchen, trocknet sie gehörig aus, löst sie in 1 Pfd. bei der trocknen Destillation des amerikanischen Harzes gewonnenen und rectificirten Pinolins und setzt endlich 2 Pfd. kochend heissen Leinölfirniss zu und filtrirt. Dieser Firniss ist besonders zum Ueberziehen von Metallen, um sie gegen Oxy- dation zu schützen, sehr brauchbar. (Dr. Winkler's Lack- u. Oel- firniss-Fahrik.) B. lieber Wasserstoffgas (sogenanntes Wassergas) zur Beleuchtung. Das Gillard'sche Verfahren, durch Zersetzung von Wasser erzeugtes WasserstofPgas ohne Verbindung mit Harz, Cannekohlen oder Gasen aus anderen Substanzen für Beleuchtungszwecke geeig- net zu machen, bei-uht in der Hauptsache darauf, dass der Wasser- stoflP unterhalb eines Netzes von Platindraht brennt, welches, auf diese Weise bis zum Weissglüheu erhitzt, ein brillantes Licht giebt. Gillard hat bereits zu Hihgate einige kleinere Etablisse- ments errichtet, und geschieht die öffentliche Beleuchtung in der Nachbarschaft theilweise schon nach seinem Principe, das in Fol- gendem näher beschrieben ist. Den Dampf eines Kessels leitet man durch Röhren, in denen er überhitzt und in eiserne G Retorten geführt wird, wo er sich mittelst einer Anzahl kleiner Löcher in Röhren, welche durch die ganze Länge der Retorte laufen, in möglichst fein getheiltem Zu- stande über Lagen von weissglühender Holzkohle verbreitet. Das auf diese Weise producirte Gas wird nun, nachdem es noch den hydraulischen Apparat passirt hat, durch die Condensatoren in einen kleineren Reinigungsapparat übergeführt, um es von der Kohlen- säure zu befreien, und geht alsdann behufs der Vertheilung als nahezu ganz reiner Wasserstoff in den Gasometer. In diesem Zu- stande kann das Gas zur Heizung benutzt werden; soll es aber zur Beleuchtung dienen, so muss es durch einen Argandbrenner gehen, der sich von den zu anderem Gase in der Regel gebrauch- ten dadurch unterscheidet, dass er mit einer grösseren Anzahl Löcher versehen ist und diese kleiner sind. Der Brenner wird von einem Netzwerk aus massig feinem Platindrahte überragt, welches demselben so angepasst ist, dass es ein wenig über der trüben Flamme des Wasserstoffs steht. Dieses Netzwerk verwan- delt sich, sobald man das Gas anzündet, an der Aussenseite des Platins in einen Cylinder von intensiv weissem Lichte, das sich als vollkommen rein und, wie aus der Natur des Arrangements selbst erhellt, ruhig erweist. Nach Angabe des Erfinders betragen die Fabrikationskosten weniger, als jene des Kohlengases, und was den Bedarf an Platin für die Brenner anbelangt, so ist die Aus- lage hierfür nicht beträchtlich. Die Stadt Narbonne wird mit solchem Gase beleuchtet, und hat Gillard für die öffentliche Be- leuchtung dort selbst zu 500 Flammen einen Contract auf 3 Jahre abgeschlossen. (Lond. Journ. 1859. u. a. 0. m.) ß. Vereinszeitung. 373 Veber die Anwendung des Leuchtgases als Heizmaterial. In der Sitzung des Berliner Bezirksvereins deutscher Ingenieure vom 18. Januar 1858 hielt Herr Endenthum einen Vortrag über diesen Gegenstand. Er theilte mit, dass in der Berliner Domkirche (560,000 Cubikfuss Inhalt) nach seinen Beobachtungen bei einer Aussentemperatur von — S" C, einer Inneuteniperatur von — 1", mit Gas geheizt nach 40 Minuten der Thermometer durchschnitt- lich -|~ lÖO zeigte. Es waren hierzu 1900 Cubikfuss Gas erforder- lich, wonach zum Anheizen auf je 1000 Cubikfuss Raum etwa 3,4 Cubikfuss Gas kamen. Zum Unterhalten der Temperatur waren per Stunde 99 Cubikfuss Gas nöthig; für 1000 Cubikfuss Raum also 0,18 Cubikfuss Gas. Zum Heizen des Domes sind 8 Kamine mit je 24 Brennern (11 Zoll lang, l'/2 Zoll breit), also im Ganzen 3168 Quadratzoll Breuuoberfläche erforderlich, was einem Flächen- raum von 5,7 Quadratzoll für je 1000 Cubikfuss Raum entspräche. Endenthum bemerkte, dass man für Wohnräume für 1000 Cubik- fuss Raum zum Anheizen 5 Cubikfuss, zum Unterhalten der Tem- peratur pro Stunde l'/2 ^'is 2'/2 Cubikfuss Gas rechne, und dass für 1000 Cubikfuss Raum 10 Quadratzoll Brennoberfläche zu rech- nen seien. In zweckmässig eingerichteten Kochmaschinen braucht man, um 1 Quart Wasser zu erhitzen, 1 Cubikfuss Gas. (Ztschr. des Vereins deutscher Ingenieure.) B. Farbe zum Zeichnen der Wäsche mittelst eines Stempels. Andere Vorschriften entsprechen dem Zwecke nicht so gut, wie das von G. Kindt in Bremen mitgetheilte Verhältniss, näm- lich 11 Theile Höllenstein (salpetersaures Silberoxyd), 22 Theile Salmiakgeist, 22 Theile krystallisirtes kohlensaures Natron, 50 Theile arabisches Gummi, 2 Theile Saftgrün und 13 Theile destillirtes Wasser. Die mit dieser, aus den genannten Ingredienzien wohl bereiteten Farbe bedruckte Leinwand muss längere Zeit dem Sonnenscheine ausgesetzt, oder besser mit einem heissen Plätteisen 60 lange, bis die Schrift nicht mehr an Schwärze zunimmt, gebügelt werden. {Böttgers Notizbl. 1858. No.8.) Bkb. Neuer Kaffeezusatz. Als ein sehr schmackhafter und unschädlicher KaflPeezusatz wird in der „Science pnur tous"' der Mais empfohlen. Er verlangt zum Rösten ein langsameres Feuer, wenn er seinen Wohlgeschmack nicht einbüssen soll, und muss also eigens geröstet werden. Ge- mahlen wird er in der gewöhnlichen Kaffeemühle. Auf Milchkaffee nimmt man die gleiche Menge Mais und Kaffee, auf schwarzen Kaffee das Drittheil .Mais. Er muss etwas länger im siedenden Wasser gekocht werden ; der Aufguss bekommt dann ein sehr an- genehmes (!) Aroma. Sein Beisatz zum Kaffee ist jedenfalls ge- sunder, als der von Erbsen, Eicheln, Bohnen, Cichorie u. s. w. {Ausland. 1800. S. 672.) Bkb. 374 Vereinszeitung. 7. Jahresbericht über Droguenhandel Ton H. Lappenberg. (Fortsetzung von Band CLL Heft 2. pag. 247.) Nelken sind ebenso wie im vorhergehenden Jahre bei weitem weniger importirt worden als in den früheren Perioden, namentlich sind mit den directen Schiffen von Zanzibar immer nur massige Quantitäten angebracht worden, da der Artikel nicht mehr lohnend war. Die Preise hatten in den ersten Monaten d. J. einen so nie- drigen Stand, dass solche hin und wieder von Speculanten Beach- tung fanden, für die zuletzt angekommenen Zufuhren bewilligte man ungefähr 1/4 Seh. höheren Preis als im Frühjahr bezahlt wurde. Der Consum des Artikels bleibt sich sehr gleichmässig, und ist der- selbe viel grösser als die diesjährige Einfuhr von circa 1043 Gonjes, weshalb man die älteren und meistens zu weit höheren Preisen aufgespeicherten Läger, die wir ult. 1858 auf circa 600,000 Pfund taxirten, gegenwärtig nur auf circa 500,000 Pfd. schätzen darf. — Von Nelkenstengeln, wovon im vorigen Jahre nichts eingeführt wurde, sind circa 75,000 Pfd. angelangt, die bei Ankunft in die zweite Hand übergingen, man hat für diesen Artikel wieder mehr Absatz wahrgenommen, der Preis hat sich auf 13/^ Seh. gehoben und das Lager wird nicht grösser als Ende v.J. ca. 100,000 Pfd. sein. Die Preise von Oleum Anisi vulgaris haben sich ca. 2 Mrk. niedriger gestellt, der Markt war nie reichlich mit dem Artikel versehen, aber die Nachfrage war zu keiner Zeit von merklicher Lebhaftigkeit, der Grund davon mag darin zu suchen sein, dass Oleum Anisi Stellati sich im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren durchweg auf einem niedrigen Stand erhalten hat; die Preisfluctuation bewegte sich zwischen 52/4 Mrk. und 7 Mrk.; un- gewöhnlich grosse Abladungen von China, die in diesem Jahre hauptsächlich den Weg nach England nahmen, haben in den letz- ten 6 Monaten fortwährend drückend auf den Werth des Artikels eingewirkt, und es hat sich erst in den letzten Wochen wieder eine bessere Stimmung dafür kundgegeben, weil bedeutende Par- thieen nicht mehr schwimmend sind und die Vorräthe in China als sehr klein berichtet werden. Die Notirung ist gegenwärtig 6I/2 Mrk., der Vorrath besteht in ca. 100 Kisten gegen 80 Kisten ult. 1858. Für Oleum Cassiae herrschte in den ersten Monaten viel Kauf- lust, die kleinen Bestände aller Orten und Bedarf der Consumen- ten Hessen gute Avance hoffen und verlockten zum Ankauf der schwimmend angebotenen Parthieen, welche successive höher bis 16 Mrk. bezahlt wurden, zu einer Zeit, wo loco bei einem Vorrath von weniges Kisten für eingehende Aufträge 18 Mrk. bewilligt werden musste. Das Angebot auf Lieferung hielt aber wider Er- warten an, da fortwährend neue Abladungen gemacht wurden, welche in Betracht der Consumfähigkeit dieses Artikels zu beträcht- lich wurden und vom Monat Juni an dem Pi-eise eine weichende Richtung gegeben haben, die fast ohne Unterbrechung bis vor Kurzem anhielt. Der Artikel ist jetzt willig ä, 12 Mrk. käuflich und die Läger sind gut damit versehen, schwimmend auf hier sind 21 Kisten angegeben. Oleum Cajaputae ist viel vorhanden, der Verbrauch schwach und Verkäufe schwer und nur zu billigen Preisen zu beschaffen. Vereinszeitung. 375 Der Preis für Oleum Cai'yophyllorum hat sich ca. 3 Seh. höher gestellt in Folge der kleinen Wertherhöhung von Nelken. Oleum j\It77thae Piperitae in geringer verfälschter Waare ist incouranter geworden, die Preise der feinen Qualitäten sind wie- der etwas billiger geworden, es ist gute Auswahl davon am Markt. Von Oleum Ricini sind ca. 300 Kisten mehr wie im vorigen Jahre eingeführt worden, nämlich 1171 Kisten, wovon direct von Calcutta 755 Kisten. Bei Beginn dieses Jahres waren die Preise 7 Seh. bis 71/2 Seh. nach Qualität, im Laufe des Frühjahrs gingen dieselben zurück, indessen fanden die im Sommer eingetroflPenen 705 Kisten coulant ä 6 Seh. Käufer, und in den letzten Monaten hat sich der Preis für gutes weisses Oel auf 6V4 Seh. gehalten, während gelbliches ä 6 Seh. erhältlich ist; den Berichten von Eng- land zufolge dürfte der Artikel einer Erhöhung entgegensehen, der hiesige Vorrath beläuft sich auf ca. 350 Kisten, die erste Hand ist geräumt, schwimmend für hier sind 187 Kisten, die täglich ein- treffen können. Für Opium haben sich anhaltend hohe Preise zwischen 16Mrk. und 18 Mrk. behauptet. Orlean. Von Brasil waren Zufuhren nicht von erheblichem Belang, was von prima Qualität darunter befindlich, wurde immer rasch verkauft und zeitweilig bis 13 Seh. bezahlt, auch für mittel- mässige Waare ist ziemlich viel Begehr gewesen und ältere Läger davon sind aufgeräumt worden. Die in diesem Monate angekom- menen ca. 500 Körbe sind zum grössten Theil noch im Markt, das wenigste davon ist von prima Qualität; von dem flüssigen Brasil Orlean in Fässern befindet sich noch eine Parthie am Platz, diese Qualität findet successive mehr Anerkennung. — Cayenne kömmt wenig mehr vor, dagegen wird Guadeloupe couranter zu den nie- drigen Preisen von 41/2 bis 6V2 Seh. Von Orseille • Moos waren die Ankünfte selten, die ganze Zu- fuhr dieses Jahres hat sich nur auf 1945 Ballen erstreckt, gegen 4701 Ballen im Jahre vorher; in den ersten 6 Monaten war die Nachfrage schwach, doch hat sich in der zweiten Hälfte dieses Jahres ein sehr lebhafter Begehr für den Artikel eingestellt, der eine wesentliche Erhöhung des Werthes aller Gattungen herbei- geführt hat und dem schon seit einigen Monaten nicht mehr ent- sprochen werden konnte, da die Vorräthe versandt worden und Zufuhren ausbleiben, die gerade jetzt einen guten Markt trefi'en würden; von Angola und (Jap de Verd sind kürzlich kleine Par- thieen angelangt, die aber zu hoch limitirt sind, um Käufer zu finden. Pfeffer. Der Import von schwarzem, ca. 14,G00 Säcke, ent- sprach dem ziemlich regelmässigen Bedarf unseres Marktes, die Zufuhren, welche succe-ssive eintraten, wirkten zu keiner Zeit drückend auf die Preise, welche von den Bewegungen des eng- lischen Marktes abhängig bleiben mussten. Von Sincapore, der am meisten hier vertreten war, wurden die ersten Verkäufe im Anfang dieses Jahres k 4V8 Seh. abgeschlossen, der Preis zog lang- sam an und hob sich im Spätsommer auf 42/3 Seh. bis 4^2 Seh., im Herbst hat .sich der Preis nicht mehr behaupten können und es wurden später Abschlüsse aus der ersten Hand zu 41/2 ^ch. gemacht, in der letzten Zeit hat die Frage zum Versand wieder sehr zugenommen und es geben Inhaber gegenwärtig nicht unter 4»/2 Seh. a 4'^/ifi Seh. ab. Der jetzige Vorrath ist ca. 2000 Säcke, ult. vorigen Jahres war derselbe 4.0OO Säcke, ult. 1857 : 7000 Säcke. 376 Vereinszeitung, — Weisser Pfeffer ist wieder reichlicher zugeführt worden und die Preise dafür haben sich erheblich niedriger gestellt. — Langer Pfeffer ist schon seit mehreren Jahren nicht mehr eingeführt wor- den, die Preise waren bis jetzt keiner Veränderung unterworfen, doch nehmen die Läger allmälig ab, was zwar bei dem nur schwa- chen Consum dieses Artikels noch nicht auffällig geworden ist. Piment schloss Ende vorigen Jahres flau zu Preisen von 3Vi6 Seh. bis 33/jg Seh. bei einem Vorrath von ca. 11,500 Säcken. Auch im Laufe dieses Frühjahrs und Sommers behielt der Artikel eine nie- drige Werthstellung und die Preise variirten zwischen ca. 2'^/g Seh. bis 33/g Seh.; verschiedentlich wurden, aufgefordert durch den nie- drigen Stand des Artikels, ansehnliche Ankäufe davon auf Meinung gemacht, die indess keine erhebliche Veränderung des Marktes be- wirkten, da die billigen Bezugspreise von Amerika wieder grosse Zufuhren heranzogen. Dagegen haben im Laufe der letzten Mo- nate die Preise einen raschen Wechsel erfahren ; in Folge der wie- derholten Berichte von dem Missrathen der diesjährigen Ernte auf Jamaica hat sich die Speculation in sehr ausgedehntem Maasse des Artikels bemächtigt und es ist das Gros des bestehenden Vorraths von ca. 10,000 Säcken ganz aus dem Markt gezogen worden, wäh- rend zu jetzigen Preisen von SH/ie Seh. bis 3i3/jg Seh. nur wenig Abgeber sind. Quecksilber ist in diesem Jahre fast ausschliesslich aus Oester- reich zugeführt worden, da dasselbe nach Ausbruch des italieni- schen Krieges sehr billig von dort zu beziehen war; der Preis wich zeitweilig bis auf 18 ä 19 Seh. herab und es hat in jener Periode ein sehr lebhaftes Exportgeschäft in dem Artikel geherrscht. Gegenwärtig ist der Werth wieder 22 V2 Seh. ä 23 Seh., also 1 Seh. höher, als Anfang dieses Jahres, vorhanden sind ca. 150 Colli. Von Radix Chinae ist seit einer Reihe von Jahren nichts mehr importirt worden, der Verbrauch ist sehr geringfügig und keine Werthveränderung bemerkbar gewesen. Der Vorrath von Radix Galangae war am 1. Januar ca. 400 Ballen und die Einfuhr bis zum October ergab ca. 600 Ballen; sämmtliche dieser Parthieen fanden in hohen Preisen von 34 Mrk. bis 36 Mrk. Käufer und da sich anhaltender Bedarf zeigte, so blie- ben nur ganz kleine Pöste von dem Artikel übrig, als nach Schluss der Saison die erwarteten grossen Zufuhren von Ostindien eintra- fen, welche in England sofort einen jähen Fall der Preise herbei- führten. Hier hat sich gegen Jahresschluss ein Lager von circa 70,000 Pfd. angesammelt, der Preis hat sich noch nicht fixirt, da bis jetzt keine Verkäufe gemacht wurden, und lässt sich die Noti- rung von 20 Mrk. nur als nominell angeben. Radix Gentianae fand nicht viel Absatz, der Preis ist etwas billiger geworden. _ Radix Jalappae ward so wenig von Mexiko verschifft, dass der Artikel in diesem Jahre noch seltener als im vorigen in Europa gewesen ist; nachdem in jenem Zeitraum bereits 35 Seh. bewilligt wurden, hat man im Laufe dieses Jahres während der theuersten Periode bis 56 Seh. ä 60 Seh. bezahlt, es sind gegenwärtig nur wenige Seronen vorhanden, wofür der Preis auf 44 Seh. gehalten wird. Die Nachfrage für Ipecacuanlia ist das ganze Jahr hindurch äusserst schwach gewesen und hat seit mehreren Monaten eigent- lich ganz aufgehört; der Preis fluctuirte zwischen ca. 37 Seh. und 62 Seh., in der letzten Zeit war die Forderung 48 Seh., vorräthig sind ca. 40 Seronen. Vereinszeitung. 377 Von Rad. Ratanhiae ist in diesem Jahre wenig eingeführt worden, die Läger haben merklich abgenommen und der Preis hat sich um ca. 2 ISch. gehoben. Die Preise von Chines. Rhabarber waren einem abermaligen Rückgang unterworfen, da die Importen das Maass des Consums zu weit überschritten: was sich davon unserm Markte zuwandte, war zum grösseren Theil von einer Qualität, die nicht all und jeden Ansprüchen genügte, und bei der Schwierigkeit, mittelmässige und selbst mittelfeine Waare zu placiren, sind davon noch verschiedene Parthieen unbegeben geblieben, obschon die Inhaber durch Herab- setzung der Preise wiederholt den Käufern Concessionen machten; wirklich feine, gesunde und rothbrechende Waare ist immer selten gewesen, ordinaire braune Qualitäten waren nur zu ca. 4 Seh. bis 8 Seh. abzusetzen. Die jetzigen Lagerbestände betragen circa 200 Kisten. — Russische Rhabarber wird nur noch im Detail ab und an verlangt. Rad. Sassaparillae. Von Honduras sind 1442 Seronen ange- bracht worden, im Jahre vorher 575 Seronen ; ungeachtet der häu- figeren Ankünfte haben sich jeder Zeit zu guten Preisen Käufer für den Artikel gezeigt, sobald davon Parthieen an den Markt kamen, deren Qualität als fein bezeichnet werden konnte ; für aus- gesuchte Seronen wird noch heute 20 Seh. bewilligt; mittelmässige und geringe Honduras Sassaparille ist ein- für allemal auf unserm Platze schwer verkäuflich, und selbst zu sehr niedrigen Pi-eisen ist dies bisweilen nicht möglich. Wir behalten noch einen Vorrath von ca. 450 Seronen, eben eingetroffene 50 Seronen werden in die- sen Tagen gelandet. — Von Veracruz Sassaparille waren Ende vorigen Jahres kleine Läger übriggeblieben, es fanden die ersten im Frühjahr herankommenden Zufuhren guten Absatz zum Export und die Preise wurden in zweiter Hand bei kleinen Beständen auf 10 Seh. bis 11 Seh. nach Qualität der Waare gehalten. Im Laufe des Sommers bildete sich ein grösserer Vorrath am Markt, der Ab- zug war aber demjenigen früherer Jahre nicht entsprechend und es sind nur einzelne Parthieen k ca. 10 Seh. begeben worden, so dass gegenwärtig noch ca. 150 Ballen vorhanden sind; eine Zufuhr von 70 Ballen ist im Hafen. — Von Caracas ist nichts importirt worden und es befindet sich nur noch wenig davon am Platz. — Von Manzanillo eingeführte 115 Ballen haben sich zu hohen Prei- sen verwerthet. — Es sind von Zanzibar 33 Ballen angebracht worden, die aber ihrem ganzen Wesen nach wenig Aehnlichkeit mit anderer Sassaparille haben und bis jetzt ohne Käufer blieben. Die Preise von Rad. Senegae haben keine erhebliche Verän- derung erfahren, der Markt ist damit genügend für den Bedarf versorgt gewesen. — Rad. Serpentariae ist niedrig im Werth ge- blieben, es war selten Frage für diese Wurzel. Von Saflor war jeder Zeit nur kleines Lager am Platz und es blieb derselbe im Preise abhängig von dem Londoner Markt, in Ermangelung directer Importen. tiafran hat die seit vorigem Jahr eingetretene Wertherhöhung behauptet und die Preise haben zwischen 25 Mrk. und 30 Mrk. variirt: auch die diesjährige Ernte soll karg ausgefallen sein und verspricht daher für das kommende Jahr keine Preisermässigung. fiufjo. Von Rio sind nur 150 Fässer eingeführt worden, diese sowohl, wie die zu Anfang dieses Jahres noch in erster Hand lagern- den GOO Fässer, fast sämmtlich aus mittel- und mitt'elfciner Waare bestehend, haben zu massigen Preisen Käufer zum Versand gefun- 378 Vereinszeitung. den, so dass gegenwärtig nur sehr wenig von dem Artikel vorhan- den ist, feine Qualität war ungemein selten und war dafür anhal- tend Begehr. — Von Para und Bahia wurden 653 Colli angebracht, deren Qualität zum grössten Theil gering war, und ist solche hier schwer und nur zu kleinen Preisen abzusetzen, weshalb circa 500 Colli noch unbegeben sind. — Von Perl -Sago befanden sich bei Beginn dieses Jahres grosse Läger am Platz, wovon 4000 Kisten noch in Händen der Importeure waren, im Laufe der letzten 12 Monate sind 7552 Kisten zugeführt worden'; bei der reichlichen Versorgung des Marktes haben die Preise keinen reellen Aufschwung nehmen können, nur für feine weisse Waare, wovon einzelne Par- thieen vorkamen, hat man ziemlich hohe Preise, 2^/4 Seh. bis 2^/8 Seh,, bewilligt. Die jetzigen Vorräthe in erster Hand betragen ca. 3000 Kisten. Die Einfuhr von Chili -Salpeter seit dem 1. Januar d. J. hat fast den Umfang derjenigen von den vorhergehenden zwei Jahren zusammen erreicht; dieselbe betrug: Ao. 1854. 1855. 1856. 1857. 1858. 1859. 42,992 Säcke. 45,596 S. 163,258 S. 83,973 S. 63,172 S. 135,314 8. Bei der vermehrten Zufuhr behielt das Geschäft in diesem Artikel eine grosse Ausdehnung; der Vorrath Anfang dieses Jahres war nicht bedeutend, nämlich ca. 9000 Säcke, die ersten eintreffenden Ladungen holten ca. 10 Mrk. bis IOV4 Mrk., der Ausbruch des italienischen Krieges wirkte steigend auf den Werth ein und es wurde auf Lieferung bis 11 Mrk. bewilligt. Nach dem Friedens- schluss ward die Stimmung des Marktes sehr flau, das Angebot auf Lieferung nahm zu und es konnten in der niedrigsten Periode im Sommer derzeitige grosse Abschlüsse nicht über ca. 8V2 Mrk. auf- bringen; im Herbst hat sich der Werth des Artikels wieder etwas gehoben, wodurch Impoi-teure in Stand gesetzt wurden, höhere Preise von 8V2 Mrk. bis 82/4 Mrk. zu bedingen. Die zweite Hand hat hier ihre Preise immer nach den für schwimmende Ladungen be- zahlten regulirt; bemerkenswerth ist noch, dass die Qualität des in diesem Jahre hier importirten Salpeters durchschnittlich von weit höherem Gehalt war, als dies in früheren Jahren der Fall gewesen ist. Die Läger belaufen sich bei Jahresschluss auf 25,000 Säcke, der Markt hat seit Kurzeta eine feste Haltung angenommen, und die Preise neigen sich zu einer Erhöhung hin. Von Ostindischem Salpeter lagerten hier zu Anfang dieses Jah- res 1933 Säcke, die kurz vorher erst gelandet waren, seitdem sind ca. 12,400 Säcke eingeführt worden, wovon indess ein grosser Theil per Transite. Die Preise waren in den ersten Monaten sehr steif und es wurde nach Maassgabe der Qualität 27 Mrk. bis 30 Mrk. bezahlt für damals zum Verkauf gebrachte Parthieen; bei Beginn des Krieges steigerten die Inhaber ihre Forderung sofort und zwar bis auf 36 ä 40 Mrk., doch existirten diese Preise nur nominell, da sich keine Käufer dazu zeigten. Nach dem Frieden von Villa- franca ging der Artikel im Werth zurück und ist dieser jetzt nie- driger als vor 12 Monaten; der Begehr überhaupt war seitdem lässig, es bleiben noch ca. 3000 Säcke vorräthig. Von Orangen -Schalen haben die Zufuhren in diesem Jahre auch dem Bedarf nicht genügt; nachdem man für die Ankünfte im ersten halben Jahre 21 Mrk. bis 23 Mrk. bewilligte, hat man im Herbst, als sich der Mangel deutlicher herausstellte, bedeutend höhere Preise angelegt, und selbst das Inland hat unlängst Retour- sendungen gemacht, um von den hier zu bedingenden Preisen» Vereinszeitung. 379 ca. 33 Mrk. bis 35 Mrk., zu profitiren. Grüne Orangen- Schalen waren bis vor Kurzem fehlend, jetzt ist kleiner Vorrath davon zum Preise von 30" Mrk. — Cifronen-Schalen sind dagegen reichlich zu- geführt und erheblich billiger geworden, man kauft solche vyillig zur Notirung von 14 Mrk. Sdiellack. Dieselben Ui'sachen, welche schon im Jahre 1857 fiir diesen Artikel allgemeine Beachtung hervorriefen, sind sowohl im vorigen als auch in dem jetzt verflossenen Jahre vorwaltend geblieben, allein die Wirkung derselben auf die europäischen Märkte ist vordem nicht so extravaganter Art gewesen, als in den letzten 6 Monaten. Die zunehmende Seltenheit von Schellack in Calcutta, dem Hauptverschii^ungsort, und die mit jedem Jahre verminderten Abladungen von dort mussten successive in Europa eine Aufräu- mung der Läger herbeiführen, weil der Consum, ungeachtet der grossen Wertherhöhung, keine Einschränkung erfahren hat. Was den Ausfall in der Production von Sehellack veranlasst hat, ist noch nicht behannt: ob die jahrelangen Unruhen in Ostindien die Ein- sammlung des Stocklack verhindert haben, oder ob das denselben producirende Insekt, die Gummilack-Schildlaus [Coccus Lacca Linn.) in weniger grossen Massen wie sonst existirt hat, ist nicht genau ermittelt. — Was nun die speciellen Verhältnisse des hiesigen Marktes anbelangt, so haben wir Ende vorigen Jahres schon dar- auf hingewiesen, dass orange Schellack den Mauptbestaud der be- reits merklich reducirten Läger bildete, die diesjährigen Zufuhren bestanden hauptsächlich aus fein orange und aus native und mit Harz vermischten Sorten: letztere haben sich bei der Vertheuerung des Artikels nach und nach Eingang bei den Consumenten ver- schafft. Der früher bestandene Preisunterschied der verschiedenen Qualitäten ist heute nicht mehr geltend, je seltener die geringeren dunkeln Sorten geworden sind, einen desto annähernden Werth mit orange haben solche erreicht: reiner brauner und leberfarbener Schellack existirt gar nicht mehr, native Sorten von jenen Farben sind beinahe ebenso theuer als ordinair orange, rubin ist jetzt selbst noch werthvoller und sehr rar, die für Blutlack in den fei- neren Sorten bezahlten Preise haben den Werth von feinem orange Schellack noch bei weitem überholt und es befindet sich davon sehr wenig im Markt. Das Gesammtlager taxiren wir gegenwärtig auf ungefähr 800 Kir>ten und Säcke. Die Proportion der Werthsteige- rung erhellt aus den nachfolgenden Notirungen: ord. u. mitt. f. u. ffein Blutlack orange orange 91/4 ä 93/4 10 h 101/2 8V2 ä 11 Seh. 101/2 Ji 103/4 IIa 14 lOälö „ 161/2^171/2 18ä20 12ä21 „ Das Geschäft in Schellack hatte im Verlauf des Jahres eine grosse Lebhaftigkeit und dasselbe ruhte nur während der Monate Mai bis Juli, wo überhaupt der Handel nicderlag. Es ist nicht zu leugnen, dass die Speculation, welche fortwährend in dem .Artikel agirte, ganz besonders während der letzten Monate einen wesent- lichen Antheil an der raschen Steigerung der Preise hatte; gerecht- fertigt war solche allerdings bis jetzt dadurch, dass der Consum nicht aufgehalten hat und stets die erhöhten Preise wieder für reellen Bedarf bezahlt wurden. Die Einfuhr von Schellack in den letzten 6 Jahren ergab: 1854. 1855. 18.56. 1857. 1858. 18.59. 536, 7W 814,100 57.5,100 693,800 .338,400 ca 150,000 Pfd. 1858. braun u. rubin leberf. I.Jan.: 8'/2ä9 9 k 91/4 l.Aug.: 10 k 101/2 10 '/2 Sl.Dec: 16kl6'/2 17 380 Vereinszeitung. Schwefel. Von rohem Schwefel lagerten hier zu Anfang des Jahres 1,200,000 Pfd., seitdem sind eingeführt worden 5,200,000 Pfd.;, der Import im vorigen Jahre war 7,000,000 Pfd., zu verschiedenen Zeiten haben die Vorräthe nicht hingereicht für die Nachfrage und es bleibt auch gegenwärtig nur ein kleines Lager von ca. 71,000 Pfund übrig; der Preis für gute secunda Qualität hat zwischen 53/4 Mrk. und 6V2 Mrk. variirt. — Von raffinirtem Schwefel sind seit 2 Jahren keine Zusendungen von auswärtigen Fabriken mehr erfolgt, die hiesige Fabrik ist im Stande gewesen, dem sich zeigen- den Bedarf jeder Zeit zu genügen; die jetzigen Preise derselben sind 8 Mrk. bis 8V2 Mrk., je nach Quantität und Verpackung. — Von Schwefel - Blüthe war hiesiges sowohl wie fremdes Fabrikat stets am Markt, die Preise haben sich etwas niedriger gestellt. Von Semen Cumini waren die Zufuhren in diesem Jahre höchst unbedeutend, bei gutem Abzug von dem Ai-tikel haben sich die Läger so sehr gelichtet, dass jetzt nur kleine Vorräthe existiren und die Preise sind ca. 10 Mrk. gestiegen. Die Einfuhr von Semen Cynae levant. war ebenso wie im vori- gen Jahre nicht von grosser Ausdehnung; der Begehr ist nicht lebhaft gewesen, für beste grüne Waare, welche selten vorkam, hat sich der Werth etwas gehoben, mittel Qualitäten haben mas- sige Preise behauptet, der Vorrath erstreckt sich ult. d. J. auf nicht völlig 200 Ballen. Semen Sabadül. hat etwas im Preise angezogen, in diesem Jahi'e ist nur ,enthülseter Samen zugeführt worden und davon noch, nicht alles begeben, der Preis dafür wird auf 7 Seh. gehalten. Von Sesam-Saat betrug die Einfuhr dieses Jahres 1,130,000 Pfd. gegen 700.000 Pfd. im vorigen Jahre; der Artikel fand nur zu klei- nen Preisen von 91/2 Mrk. bis 10 Mrk. Absatz: der Vorrath ist jetzt geräumt und ausser der bereits in Cuxhafen per „Alma" von Zan- zibar angekommenen Parthie von ca. 220,000 Pfd. ist keine weitere Zufuhr von dort erwartet. Sternanis. Directe Zufuhren von China sind gänzlich aus- geblieben, kleine Parthieeri, die von Amerika eintrafen, standen zu hoch ein, um zum Verkauf gebracht werden zu können. Da der Mangel dieses Artikels in China bei Beginn dieses Jahres be- kannt wurde, so fand derselbe hier schon in den ei-sten Monaten die Beachtung von Speculanten; die Frage für Export war im Früh- jahre ansehnlich und es hob sich der Preis im Laufe des Jahres auf 10'/2 Seh., mithin völlig um 3 Seh. per Pfund seit Januar. Seit den letzten Monaten, als der Versand aufhörte, war der Markt etwas flauer geworden und der Artikel ist jetzt willig ä 10 Seh. käuflich. Die Läger haben im Vergleich zum vorigen Jahre sehr abgenommen und betragen ungefähr 400 Kisten, schwimmend sind nur 300 Kisten per „Wilhelmine". Süssholz. Es ist von spanischem gar keine Zufuhr an den Markt gekommen und die Läger, die sich hier befanden, haben sich schon seit einiger Zeit aufgezehrt. — Eussisches war genügend für den Bedarf vorhanden, die Preise dafür blieben ziemlich gleich- massig. Von Terra Catechu (Cutch) sind in diesem Jahre ca. 1,400,000 Pfund, in den vorhergehenden 12 Monaten dagegen 647,100 Pfd. importirt worden. Die Preise fluctuirten in dem ersten Halbjahr wenig und hielten sich auf 24 Mrk. bis 251/2 Mrk., später konnte der Artikel diesen Werth nicht mehr behaupten, da sich auf allen Märkten grosse Vorräthe anhäuften, gegen Ende August wich der Vereinszeitung. 381 Preis durch einen derzeit gemachten Verkauf von ca. 5000 Packen auf 19 Mrk. und es wurde der Absatz in Folge dieser Ermässigung merklich befördert. Seitdem hat sich die Notirung auf 19'/2 Mrk. ä 20 -Mrk. gehalten, der Markt zeigt aber gegen Jahresschluss eine festere Stimmung, ungeachtet des noch beträchtlichen A^orraths, der ca. 700,000 Pfd. beträgt, gegen ca. 150,000 Pfd. ult. 1858. Für Terra Japonica (Gambier) wechselte der Werth in den ersten Monaten dieses Jahres zwischen 10 Mrk. und 9 Mrk., der Artikel hatte zu diesen niedrigen Preisen einen starken Abzug, wodurch sich der Vorrath, der im Januar ca. 800.000 Pfd. war, im Laufe des Frühjahrs sehr aufräumte. Der Preis hob sich gra- duell auf 12 Mrk. bis I2V2 Mrk., und ist derselbe im zweiten Seme- ster nur wenig auf 11 1/4 Mrk. k 11 V2 Mrk. zurückgegangen; die Einfuhr dieses Jahres hat ca. 500,000 Pfd. weniger ergeben, als im Jahre vorher, nämlich ca. 890,000 Pfd., vorräthig sind gegenwärtig ca. 400,000 Pfund. Von Toncabohnen waren die Bestände durchgängig sehr be- schränkt, da nur unbedeutende Zufuhren angelangt sind, gute schwarze Waare musste unter diesen Umständen höher bezahlt werden. Geringe Qualität fand selten Käufer. Die Preise von Tamarinden haben einen niedrigen Stand be- halten, die Consumenten schienen von den vorjährigen Zufuhren her noch gut versorgt zu sein, da sich nur ein massiger Abzug von dem Artikel zeigte. Gegenwärtig befinden sich in Importeurs Händen noch circa 1150 Kisten und Fässer, die Von-äthe in zwei- ter Hand sind weniger belangreich. Terpentin. Die von amerikanischem angebrachten Parthieen transitirten sämmtlich nach England, wenige kleine Pöste aus- genommen, wovon noch 40 Fässer übrig sind: dieser Artikel findet hier keinen Markt. — Die Preise von französischem erlitten keine nennenswerthe Veränderung, es sind davon jetzt ca. 60 Oxhoft im Lager. Terpentinöl. Der Betrieb des Geschäfts stellt sich im Ver- gleich zu dem vorigen Jahre wie folgt: 1858. Lager 1. Januar ca. 357,000 Pfd. Einful.' tZlt^^".\ . '•'03,000 , Export und hiesiger Verbrauch „ 1,600,000 „ Vorrath 31. December „ 400,000 „ 1859. Lager 1. Januar ca. 400,000 Pfd. f • r V 16034 Geb. Arner. I 1 r.ar\r\f\i\ E'"^"'^'- ••• ;••! 22 Geb. Franz.! " 1-5^0,000 „ Export und hiesiger Verbrauch „ 1,460,000 „ Vorrath 31. December 1903 Geb. Amer.... „ 500,000 „ Die Preise hoben sich im Laufe des Frühjahrs von 26 Mrk. bis auf ca. 31 Mrk., und zwar theils begünstigt dadurch, dass sich d*'r Vorrath in einzelnen Händen befand; während der zweiten Hälfte des Jahres hat der Artikel unausgesetzt eine weichende Richtung gehabt und derselbe war in der letzten Zeit bei schwacher Frage nur für den vorkommenden Jiedarf zu Preisen von 24 Mrk. hi«! 24l'2 Mrk. verkäuflich. Der verminderte Export ist wohl er- klärlich durch den niedrigem Stand, den andere mit hiesigem Platz 382 Vereinszeitung. concurrirende Märkte zeitweilig hatten. Französisches Oel stand so hoch ein, dass beinahe gar nichts davon eingefühi-t wurde. Vanille hatte bereits im vorigen Jahre eine bedeutende Werth- erniedrigung erlitten, doch waren die Preise im Laufe der ersten 6 Monate dieses Jahres durch forcirte Verkäufe einem ferneren Eückgang von Belang unterworfen. Die billigste Periode war bald vorüber und der Artikel hat sich seitdem successive wieder um ca. 10 Mrk. im Werth gehoben. Weinstein und Cristal Tartari haben bei nicht genügender Versorgung des Marktes einen höheren Werth angenommen. Der Mangel an guten und schönen Qualitäten, sowohl von weissem als rothem Weinstein, machte sich besonders bemerkbar, da fast alle Zufuhren geringe leichte Waare lieferten; rother war zeitweilig gar nicht anzuschaflFen, später ist davon sehr schöner schwerer Cap an den Markt gekommen, der zuerst mit 65 Mrk. bezahlt wurde und jetzt auf 70 Mrk. gehalten wird. — Halbraffinirter Wein- stein ist ebenfalls selten geivesen und der Preis ist auf 72, Mrk. gestiegen. — Von Cristal Tartari waren die Ankünfte bis zum Herbst sehr spärlich und hoben sich die Preise in Folge dessen um 5 Mrk. bis 10 Mrk., gegen Schluss des Jahres hat sich etwas mehr Vorrath am Markt gebildet zu Preisen von 83 Mark bis 85 Mark. Zinnober. Von chinesischem war die Zufuhr höchst unbedeu- tend und seit geraumer Zeit hat derselbe so gut wie gefehlt. — Oesterreichischer ist bei den billig einstehenden Preisen in grösse- ren Quantitäten wie sonst bezogen worden und reichlich vorhanden. 8. Bibliographischer Anzeiger für Pharmaceuten. 1860. No.l. Bauer, Prof. A., kleinere chemische Mittheilungen aus dem Labo- ratorium der Wiener Handels -Akademie. (A. d. Sitzungsber. 1859. der k. Akad. der Wiss.) Lex.-8. (11 S.) Wien, Gerold's Sohn in Commiss. geh. n. 2 nf. Berg, Privatdoc. Dr. Otto, Charakteristik der für die Arzneikunde u. Technik wichtigen Pflanzen-Gattungen, in Illustr. auf 100 in Stein grav. Taf. nebst erläut. Text od. Atlas zur pharmaceut. Botanik. 2. verm. u. sorgfältig revidirte Auflage, (in 10 Lief.) 1. Lief. gr. 4. (10 Steintaf. mit Text. S. 1-16.) Berlin 1860, Gärtner, geh. Subscr.-Pr. n. 2/^ ^. — und C. F. Schmidt, Darstellung und Beschreibung sämmtl. in der Pharm. Boruss. aufgeführten officinellen Gewächse od. der Theile u. Rohstofi"e, welche von ihnen in Anwendung kommen, nach natürl. Familien. 15. u. 16. Heft. gr. 4. (2. Bd. 28 S. mit 12 color. Steintaf.) Leipzig, Förstner. ä n. 1 ^. (1 — 16. n. 152/3 ^.) Bibra, Dr. Frhr. v., die Getreidearten u. das Brod. Lex.8. (VHI u. 502 S.) Nürnberg 1860, W. Schmidt, geh. 22/3 ^. Bibliotheca medico-chirurgica, pharmaceutico-chemica et veteri- naria oder geordnete Uebersicht aller in Deutschland u. dem Auslande neu erschien, medicin-chirurg.-geburtshülfl.-, pharma- ceut.- ehem.- u. veterinair-wissenschaftl. Bücher. Herausg. von C. J. Fr. W. Ruprecht. 13. Jahrg. 1859. L Heft. Jan. — Juni. Vereinszeitung. 383 gr. 8. (51 S.) Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht's Verlag. n. i/e 4>. Dankworth, W., Vorschläge zu einer Arzneitaxe nach neuen Prin- cipien. gr. 8. (VU u. 79 S.) Magdeburg, Creutz. geh. n. 121/2 «gr. Drescher, Dr. Emil, analyt. u. bildl. Darstellung des Linneischen Pflanzensystems, für Anfänger entw. 1 col. Steintaf. in Imp.- Fol. Mit Text. (4 S. in 8.) Cassel, Fischer. In 8 carton. Eisenlohr, Hofr. Prof. Dr. W., Lehrbuch der Physik zum Gebr. bei Vorles. u. z. Selbstunterricht. 8. verb. u. verm. Aufl. Mit mehr als 600 eingedr. Holzschn. Lex.- 8. (1. Hälfte. 352 S.) Stuttgart, Krais u. Hofi'mann. geh. n. 22/3 ^. Eisenstuck, C. Mor., über die flüchtigen KohlenwasserstofiPe des Erdöls von Sehnde bei Hannover. Inaug.-Dissert. gr. 8. (63 S. mit 1 Steintaf.) Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht, geh. baar n. 12 sfr. Espenschied, R., über Stickstoff'selen. Inaug.-Dissert. gr. 8. (36 S.) Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht, geh. baar n. 8 sjr. Flora von Deutschland, herausg. von Dir. Prof. Dr. D. F. L. von Schlechtendal, Prof. Dr. Christ. E. Langethal und Dr. Ernst Schenk. XVIII. Bd. 3. u. 4. Lief. Mit 20 col. Kpftaf. 8. (40 S.) Jena, Mauke, geh. k n. 1/3 4- — dieselbe. 3. Aufl. XVI. Bd. 7. u. 8. Lief. Mit 16 col. Kpftaf. 8. (32 S.) Ebd. geh. a n. V3 >*• — dieselbe. 4. Aufl. XI. Bd. 5. u. 6. Heft. Mit 16 col. Kpftaf. 8. (32 S.) Ebd. geh. k n. 1/3 4. Frauen feld, Notizen über die Fauna Hongkongs u. Schanghais, gesammelt daselbst während des Aufenthalts Sr. Maj. Fregatte Novara im Sommer 1858. (A. d. Sitzungsber. der k. Akad. der Wiss. 1859.) Lex.-8. (34 S.) Wien, Gerold's Sohn in Comm. geh. n. n. Ve 4- Frederking, Carl, Tabellen über die Zusammensetzung anorgan., pharmaceutisch u. technisch wichtiger ehem. Präparate, nebst kurzer, zum Verstehen derselben nöthigen Einleitung, hoch 4. (XXVIII u. 52 S.) Berlin, Gärtner, geh. n. 2/3 ^. Fresenius. Geh. Hofr. Prof. Dr. R., Analyse der im J. 1856 er- bohrten Louisenquelle zu Bad Homburg, gr. 8. (24 S.) Wies- baden, Kreidel u. Niedner. geh. n. 6 sjfr. Gavaret, Prof. J., Lehrbuch der Elektricität. Deutsch bearb. v. Dr. Rud. Arendt. (Autorisirte Ausgabe.) 3. Lief. 8. (2. Th. S. 1 — 2.56 mit eingedr. Holzschn.) Leipzig, Brockhaus. geh. k n. 1 ^^ Ger ding, Dr. Th., illustr. Gewerbechemie od. die Chemie in ihrer Beziehung zur allgem. Kunst- u. Gewerbethätigkeit. Ein Hand buch der techn. Chemie u. ehem. Technologie für Fabrikanten, Techniker, Künstler u. s. w. leichtfasslich bearb. 2. u. 3. Lief, gr. 8. (S. 81— 240 mit eingedr. Holzschn.) Göttingen, Vanden- hoeck u. Ruprecht's Verl. geh. ä n. '/s «^• Gi ebel, Prof. Dr. C. G., Tagesfragen aus der Naturgeschichte. Zur Belehrung und Unterhaltung für Jedermann vorurtheilsfrei be- leuchtet. 3te (Titel-) Aufl. gr. 8. (V u. 316 S.) Berlin 1857, Bosselmann. geh. n. I2/3 4- Hai ding er, W., Bemerkungen über die optischen Eigenschaften einiger chrvsaminsauren Salze. (A. d. Sitzungsb. der k. Akad. der Wisß. 1859.) Lex.-8. (10 S. mit eingedr. Holzschn.) Wien, Gerold's Sohn in Commiss. geh. n. 2 «gr. 384 Vereinszeitung. Haidinger, die grosse Platinstufe im k. k. Hof-Mineralien- Cabinet, Geschenk des Fürsten Anatole v. Demidoff. (A. d. Sitzungsb. der k. Akad. der Wiss._ 1859.) Lex.-8. (6 S. mit 1 Chromolith.) Wien, Gerold's Sohn in Commiss. n. 4 sqr. Hand-Atlas sämmtl. medic.-pharmac. Gewächse od. naturgetreue Abbildungen u. Beschreibungen der officinellen Pflanzen u. s. w. Bearb. v. einem Vereine Gelehrter. 3. Aufl. 16 — 19. Lief, gr. 8. (72 S. mit 32 col. Kpftf.) Jena, Mauke, geh. a n. 1/3 «$• — vollst., des Pflanzenreichs. 2. Aufl. Fol. (48 Steintaf. u. 9 S. Text.) Jena 1860, Holzhausen's Verl. cart. n. 1 ^; col. u. 2^. Hlasiwetz, Prof. H., über das Chinovin. (A. d. Sitzungsb. 1859 der k. Akad. der Wiss.) Lex.- 8. (10 S.) Wien, Gerold's Sohn in Commiss. geh. n. 2 s^r. — über das Quercitrin. Ebendah. Lex.-8. (20 S.) Ebd. in Comm. 3 s^r. Hornig, Prof. Dr. E., Lehrbuch der techn. Chemie für Ober-Eeal- schulen u. techn. Anstalten. 1. Th. Unorganische Chemie. Mit 9. Kupftaf. in qu. Fol. gi-. 8. (VI u. 428 S.) Wien 1860, Ge- rold's Sohn. geh. n. 21/2 »^• Hüb n er, Hans, über die Alkalien. Inaug.-Dissert. gr. 8. (29 S.) Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht, geh. baar n. 7 s^r. Kalender, pharmaceutischer, für das J. 1860. 1. Jahrg. 16. (VI u. 281 S.) Berlin, A. Hirschwald. In engl. Einb. n. 27 s^r. Kunze, Prof. Dr. Aug., Lehrbuch der Physik mit mathemat. Be- gründung. Zum Gebr. in den höheren Schulen u. zum Selbst- unterricht. 2. verb. u. verm. Aufl. Mit 390 in den Text gedr. Holzschn. Lex.-8. (XVH u. 787 S.) Wien 1860, .Braumüller, n. 22/3 4. K ü tz i n g , Prof. Dr. Fi-dr. Traug., Tabulae phycologicae od. Abbild, der Tange. 9. Bd. 6 — 10. (Schluss-) Lief, oder 86—90. Lief, des ganz. Werkes, gr. 8. (VHI u. S. 25 — 42 mit 50 Steintaf.) Nordhausen, Köhne in Commiss. In Mappe ä Lief. n. 1 ^; col. ä Lief. n. 2 4*- Lange, Dr. Vict. v.. Versuch einer Monographie des Bleivitriols. Mit 27 lith. Taf. in Lex.-8., 4. u. Fol. (A. d. Sitzungsb. 1859 der k. Akad. der Wiss.) Lex.-8. (54 S. mit eingedr. Holzschn.) Wien, Gerold's Sohn in Commiss. geh. n. IV3 «$• Lersch, Dr. B. M., Einleitung in die Mineralquellenlehre. Ein Handbuch für Chemiker u. Aerzte. (8 Lief.) 2. Bd. 2. Th. 1. Hälfte des Mineralquellen-Lexikons.) gr. 8. (S. 1183—1394.) Erlangen, Enke's Verl. geh. xi. 2'dsy. (I— IL 2. n. 6 ^ 11 sgr.) Lehmann, Ed., Beiträge zur Kenntniss der Flora Kurlands. (A. d. Archiv für die Naturkunde Liv-, Esth- u. Kurlands abgedr.) Lex.-8. (44 S.) Dorpat, Gläser, geh. n. 8 s^r. Leunis, Prof. Dr. Job. u. Frdr. Ad. Römer, Synopsis der drei Naturreiche. Ein Handbuch für höh. Lehranstalten u. für Alle, welche sich wissenschaftlich mit Naturgeschichte beschäftigen u. s. w. Mit vorzügl. Berücksichtig, der nützl. u. schädl. Natur- körper Deutschlands, so wie der wichtigsten vorweltl. Thiere u. Pflanzen. 2. gänzl. umgearb., mit 2000 Holzschn. u. mit der etymolog. Erklär, sämmtl. Namen verm. Aufl. 1. Th. 2. Hälfte. 2. Abth. gr. 8. Hannover 1860, Hahn. geh. 2 4 21/2 stjr. (1. Th. compl. 42/3 4-) Inhalt: Synopsis der Naturgeschichte des Thierreichs. Bearb. von Prof. Dr. Joh. Leunis. (LXVI u. S. 671 — 1014.) Vereinszeitung. 385 Lexikon, physikalisches. Encjklopädie der Physik u. ihrer Hülfs- wissensch. 2te neu bearb. u. mit in den Text gedr. Abbild, in Holzschn. ausgestatt. Aufl. Begonn. v. Prof. Dr. Osw, Mar- bach. Fortges. von Doc. C. G. Cornelius. 75 — 78. (Schluss-) Lief. gr. 8. (6. Bd. S. 961 — 1141 u. Register 124 S.) Leip- zig, 0. Wigand. geh. ä '/a 4'- Lunge, Geo., de fermentatione alcoholica. Dissert. inaug. gr. 8. 31 S. (Breslau, Goschorsky. geh. n. l/e ■^■ Miquel, Prof. Dr. Fredr. Ant. Gull., Flora Indiae Batavae. Acce- dunt tab. lapidi incisae. Vol. I. Pars II. Fase. 3. et Vol. II. Fase. 7. Et s. t. : Flora van niederlandsch Indie. Met platen. 1. Deel. 2. Afdeel. 3. Stuk en 2. Deel. 7. Stuk. Lex.-8. (1. Bd. 2. Th. S. 353 — 560 u. 2. Bd. IX u. S. 961-1103 mit 5 Steintaf.) Am- stelaedami. Leipzig, Fr. Fleischer, geh. ä n. IV3 ^. Mitscherlich, Dr. Alfr., der Cacao und die Chocolade. Lex.-8. (VI u. 129 S. mit 1 lith. Karte u. 3 Steintaf., wovon 1 col., in Lex.-8. u. qu. Fol.) Berlin, A. Hirschwald. geh. n. II/3 i$. Muspratt, Dr. E. Sheridan, theoret., prakt u. analyt. Chemie, in Anwendung auf Künste u. Gewerbe. Frei bearb. v. F. Stoh- mann. Mit gegen 1000 eingedr. Holzschn. 3. Bd. 16. Lief. gr. 4. (Sp. 961 — 1024.) Braunschweig, Schwetzschke u. Sohn. geh. ä n. 12 sgr. Neumann, A., die Fabrikation der künstl. Mineralwässer, nebst Beschreibung der hierzu nöthigen Apparate. 16. (20 S.) Quer- furt, Schmidt's Verl. geh. 8 s^r. Perger, A. R. v., die Lichtempfindlichkeit des Asphalts. (A. d. Sitzungsber. 1859 der Akad. der Wiss.) Lex,-8. (16 S.) Wien, Gerolds' Sohn in Commiss. geh. 3 sjfr. Pharmakopoe für das Königr. Bayern. Neue Bearbeitung. Auf königl. Befehl herausg. 2. Aufl. 4. (XIV u. 346 S.) Mün- chen, Palm. geh. n. 22/3 ^. Radikofer, Prof. Dr. Ludw., über Krystalle proteinhaltiger Kör- per pflanzlichen u. thierischen Ursprungs. Ein Beitrag zur Phy- siologie der Pflanzen u. Thiere, zur Chemie u. Physik der organ. Körper. Mit 3 lith. Taf. gr. 8. (XIV u. 154 S.) Leipzig, Engelmann. geh. n. II/3 »$• Keichardt, H. W., über die Gefässbündel-Vertheilung im Stamme u. Stipes der Farne. Ein Beitrag zur anatom. u. System. Kennt- niss dieser Familie. Mit 3 lith. Taf. in Tondr. (A. d. Denk- schr. der k. Akad. der Wiss.) gr. 4. (28 S.) Wien, Gerold's Sohn in Commiss. geh. n. 26 sgr. Eeichenbach, Hofr. Prof. Dr. H. G. Ludw., u. Prof. H. Gust. Rei- ch enbach, Deutschlands Flora mit höchst naturgetr. Abbild. No. 212 u. 213. gr. 4. (20 Kpftaf. u. 8 S. Text in Lex.-8.) Leip- zig, Abel, k n. 5/5 ^. col. k n. Vj^ ^. — dasselbe. Wohlf. Ausgabe, halbcolor. Ser. I. Heft 144 u. 145. Lex.-8. (20 Kupftaf. u. 8 S. l'ext.) Ebd. k n. 16 s^r. — Iconographia botanica. Tom. XXIX. Dec. 11 u. 12. Icönes florac germanicae et helveticae simul terrarum adjacentium ergo mediae Europae. Tom. XIX. Decas 11 u. 12. gr. 4. (20 Kpftaf. u. 8S. Text.) Ibid. k n. ä/g ^. col. k n. II/2 4. ^jachs, Dr. Jul., über einige neue mikroskop.-chemische Reactions- inethoden. Mit 2 chromolith. Taf. in qu. gr. 4. (A. d. Sitzungsb. 18.59 der k. Akad. der Wiss.) Lex.-8. (34 S.) Wien, Gerold's Sohn in Commiss. geh. n. n. 14 sy. Arch. d. Pharm. CLL Bds. 3.Hft. 27 386 Vereinszeitung. Sachs, Dr. Jul., physiologische Untersuchungen über die Keimung der Schminkbohne (Phaseolus multißorus). Mit 3 lith. Taf. in qu. Fol. Ebendaher. Lex.-8. (65 S.) Ebd. geh. n. 2/3 ^. Schenk, Prof. Dr. Aug., der botan. Garten der Universität Würz- burg. 8. (24 S.) Würzburg 1860, Stahel. geh. 6 sfr. Schmidt, Dr. Frz. Xav., Anleitung zur Prüfung der ehem. Arz- neimittel, mit besond. Berücksichtig, der würtemberg. Pharma- kopoe für Aerzte u. Apotheker, so wie für Studirende der Me- dicin u. Pharmacie bearb. gr. 8. (XI u. 120 S.) Erlangen 1860, Enke's Verl. geh. n. 22 scjr. Schnitzlein, Prof. Dr. Adalb., Iconographia famil. naturalium regni vegetabilis. Abbild, aller natürl. Familien des Gewächsreichs. 13. Hft. gr. 4. (58 S. u. 20 theils col. Steintaf.) Bonn, Henry, u. Cohen, ä n. 2 ^. Stein, Prof. W., Anleitung zur qualit. Analyse u. zu den wich- tigsten Gehaltsprüfungen für den ersten Unterricht u. z. Selbst- studium. 8. (XII u. 187 S. mit eingedr. Holzschn.) Dresden, Schönfeld. geh. n. 5/g ^. Uhrlaub, G. E., die Verbindungen einiger Metalle mit Stickstoff. Inaug. - Dissertat. gr. 8. (30 S.) Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht, geh. baar n. 6 sgr. Wagner, Prof. Dr. Job. Rud., die ehem. Technologie, fassl. dar- gestellt nach dem jetzigen Standpuncte der Wissenschaft und des Gewerbewesens, als Leitfaden bei Vorles. an Universitäten, Gewerbeschulen u. polyt. Anstalten, so wie zum Selbstunter- richt. 4. umgearb. u. verm. Aufl. Mit 205 eingedr. Orig.-Holz- schnitten. gr. 8. (VIII u. 676 S.) Leipzig, 0. Wigand. geh. n. 21/3 4. Weltzien, Prof. Dr. C, systemat. Zusammenstellung der organ. Verbindungen. gr. 8. (LH u. 720 S.) Braunschweig 1860, Vieweg u. Sohn. geh. n. 32/3 ^. Will, Prof. Dr. Heinr., Anleitung zur ehem. Analyse zum Gebr. im chemischen Laboratorium zu Giessen. 5. Aufl. 8. (XIV u. 324 S.) Leipzig, C. F. Winter, geh. n. l'/s 4- — Tafeln zur qualitat. ehem. Analyse. 5. Aufl. br. 8. (III S. u. 10 Taf. in qu. 4.) Ebd. cart. n. 16 sf. Williams, C. Greville, Handbuch der ehem. Manipulationen. Aus dem Engl, übers, v. Hammerl. Mit einem Vorwort v. Dr. G. C. Wittstein. Mit 407 in den Text eingedr. Holzschn. gr. 8. (XX u. 567 S.) München 1860, Palm. geh. n. 2 ^ 28 sgr. Willkomm, Dr. Maurit., Icones et descriptiones plantarum nova- rum criticarum et, rariorum Europae austro-occidentalis prae- cipue Hispaniae. Fase. 16. Imp.-4. (Tom. IL Cistineae. S. 85 — 96 mit 10 col. Kpftaf.) Leipzig, Payne. ä n. 2 ^. Zippe, Reg.-Rath Prof. Dr. F. X. M., Lehrbuch der Mineralogie mit naturhistor. Grundlage. Mit 334 dem Text eingedr. Holz- schnitten, gr. 8. (XIX u. 435 S.) Wien, Braumüller, geh. n. 22/3 4. Ziureck, Dr. 0. A., Elementar- Handbuch der Pharmacie, mit Be- rücksichtigung der sämmtl. deutschen Pharmakopoen u. Medi- cinalordnungen. 2. Hälfte. Mit 190 eingedr. Holzschn. Lex.-8. (S. 385 — 1104.) Erlangen, Enke's Verlag, geh. n. 32/3 4. (compl. n. 52/3 4.) Mr. Vereinszeitung. 387 9. Personalnachriehten. An die Stdle des in Ruhestand getretenen hochverdienten Pro- fessors Dr. Chr. G m e 1 i n in Tübingen ist Prof. Dr. S t r e ck e r in Christiania berufen. Der ausserordentliche Professor Dr. Schlossberger in Tübin- gen ist zum ordentlichen Professor der Chemie ernannt worden. An die Stelle Soubeirau's ist J. Kegnault als Professor der Pharmakologie bei der modicinischen Facultät in Paris berufen. Der Professor Frhr. J. Liebig in München ist zum Präsiden- ten der k. Akademie der Wissenschaften in JMünchen ernannt wor- den und zu deren Mitgliedern die Professoren: Dr. Nägeli in München. Dr. Kies er in Jena, Peters in Altona, Dr. Möbius in Leipzig, Kummer in Berlin, Richelot in Königsberg, de la Rive in Genf, Despretz in Paris, Plücker in Bonn, Dr. H, Buff in Giessen, Dr. 0. L. Erdmann in Leipzig, Stass in Brüs- sel, Dr, Hyrtl in ^"^'ien, Dr. Ludwig in Wien, Dr. Bernard Claude in Paris, Sharpey in London, Edwards in Paris, J. van der Höven in Leiden, Elce de Beaumont in Paris, Dr. Fürn- rohr in Regensburg, Dr. Reuard in xMoskau, d'Arrelt in Copen- hagen, Stern in Göttingen, Riemann daselbst, Dr. Hankel in Leipzig, Dr. Mayer in Heilbronn, Dr. Crusiv.s in Zürich, Thom- son in Glasgow, Henry in Washington, v. Fehling in Stuttgart, Dr. Her rieh Seh äff er in Regensburg, Beneden in Löwen, Ge- genbauer in Jena, Dr. W. Hofmeister in Leipzig, Dr. Bent- ham in London, Dr. Rammeisberg in Berlin. Den .Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft haben erhal- ten: Prof. Dr. Pettenkofer in München, Prof. Dr. W. Weber in Göttingen. 10. Notizen zur praktischen Pharniacie. An die Apotheker itn Königreich Sachsen, welche der Bitte der Unterzeichneten um Unterstützung eines un- glücklichen Collegen so vertrauungsvoU entgegenkamen. Im ersten Bande unsers Archivs vom Jahre 1858, S. 125 haben wir Ihnen, werthgeschätzte Freunde und Collegen, das Namen- Ver- zeichniss derer vorgelegt, welche unserer Auftbrderung vom 25. Sep- tember 1857, einen ohne eigenes Verschulden bedürftigen Collegen zu unterstützen, durch Einsenden von Geldbeiträgen so freundlich nachkamen. Die dort angegebene Totalsumme der Einnahme betrug 387 ^ IG sf. Hiervon waren 275 ^ sofort zu dem angegebenen Zweck abgesandt und 5 .$ 24 si^r 7 ^ für Porto und Drucksachen ausgegeben wor- den. Von dem bleibenden Reste wurde ein Königl. Sächsischer Staatsschuldschein über 100 J(> incl. Agio und Zinsen am G. Novbr. 1857 für 101 ,^ 27 sc^t gekauft und von uns nebst dem Bestände an baarem Gelde von 4 4^ 24 sgr 3 ä>) in Verwahrung behalten. — Der Schein hat bis zum Jahresschluss 1860 an Zinsen 10 «^ ein- getragen und ist den 3. Januar 18G0 für 100 «^ 27 .vjjr verkauft worden. Es beträgt somit die Summe, über deren Verwendung wir noch Rechenschaft zu geben haben, 115 4 21 sgr 3 d). 388 Vereinszeitung. In unserm ersten Berichte Hessen wir es unentschieden, ob das noch vorhandene Geld dem unglücklichen Collegen später nöthig sein würde, oder ob wir es im Interesse der Pharmacie und zur Ehre der Geber anderweit verwenden könnten. — Neue eingezogene Erkundigungen haben uns zwar gezeigt, dass dem Unterstützten ein wesentlicher Nutzen durch das Gegebene erwachsen ist, dass aber doch seine Verhältnisse sich nicht so umgestaltet haben, wie wir es wünschten und er es hoflfte; deshalb haben wir es für un- sere Pflicht erachtet, den noch vorhandenen Eest des uns Anver- trauten seiner ursprünglichen Bestimmung gemäss zu verwenden, und haben denselben am 6. Januar d. J. an den so thätigen, un- schuldig Leidenden abgesandt, damit er eine weitere Verbesserung seiner Verhältnisse herbeiführe. Indem wir hierdurch den Gebern einen vollkommenen Rech- nungs-Abschluss vorgelegt haben, danken wir denselben nochmals im Namen des Unglücklichen, dessen Noth sie lindern halfen; wir aber danken für das Vertrauen, welches sie uns schenkten. Dresden, den 22. Januar 1860. W. Stein, Friedrich Meurer, Professor u. Apothekenrevisor. Dr. medic. und Apotheker, Anzeige. Die durch den Tod des Collegen Muth erledigte Stelle eines Kreisdirectors des Kreises Arnswalde hat der College Branden- burg in Arnswalde übernommen. Die Vereinsmitglieder des Krei- ses Arnswalde werden hiervon benachrichtigt. Königsberg i. d. N., im März 1860. Dr. Geiseler. Danksagung. Bei meinem langwierigen Leiden und hülflosen Zustande, ohne alle Mittel, selbst für meine Existenz zu sorgen, habe ich wiederum eine reichliche Gabe von meinen lieben Collegen in Holstein durch den Herrn Apotheker Clausen in Oldenburg, zum Betrage von 185 «^ 32 s erhalten, wofür ich Ihnen Allen hierdurch meinen tief- gefühlten Dank bringe. Ihnen Allen ein frohes und gesegnetes Jahr wünschend, verbleibe ich Ihr Tangsholm, getreuer und dankbarer den 20. Januar 1860. Hans Thomas Karberg^ Pharma ceuten werden jeder Zeit placirt durch Schwerin (Mecklenburg) 1860. E. Eange, Chemisch- pharmaceutisches Institut. Das Sommersemester beginnt mit dem 15. April. Näheres im Programm. Heidelberg, im Februar 1860. Prof. Dr. Walz. Vereinszeitung. 389 Im chemisch -pharmaceutischen Institute zu Jena beginnt mit dem 16. April d. J. der Sommercursus. Anfragen und Anmeldungen wolle man richten an den unterzeichneten Director Jena, den 8. März 1860. Dr. Hermann Ludwig, ausserord. Professor. Wichtige Anzeige für die Herren Chemiker, Pharmaceuten u. A, In der unterzeichneten physikalischen Handlung ist vorräthig: Stöchiometrische Tafel von Dr. Th. Schwann. Mit erklärendem Texte. Aufgezogen auf Holz mit verschiebbarer Skale und gefirnisst 4 ,$ 20 Sf. Die stöchiometrische Tafel hat zum Zweck, bei chemischen und pharmaceutischen Operationen mühselige Rechnungen zu ersparen. Durch blosse Versetzung des darauf befindlichen Schiebers giebt sie z. B. an, wie viel Silber und wie viel Chlor in einer gefundenen Quantität Chlorsilber enthalten ist: wie viel Zink und wie viel Schwefelsäure angewandt werden müssen, um ein bestimmtes Volu- men WasserstoflFgas zu bereiten ; wie gross das Gewicht dieses Was- serstotfgases und wie gross dasjenige eines gleichen Volumens atmo- sphärischer Luft oder irgend eines andern Gases ist; ferner wie viel Alkohol, Schwefelsäure, Chlorwasserstoffsäure, Salpetersäure^ Essigsäure von bestimmter Concentration man nehmen muss, um eine bestimmte Quantität einer dieser Substanzen von einem an- dern specifischen Gewichte zu erhalten. Diese und ähnliche Fra- gen werden durch die stöchiometrische Tafel durch einfache Ver- schiebung der beweglichen Skale mit der grössten Leichtigkeit augenblicklich gelöst, und kann dieselbe demnach allen denjenigen, welche mit chemischen Versuchen zu thun haben, als Chemikern, Pharmaceuten, Aerzten, Ingenieuren an chemischen Fabriken, Berg- werken, Hohöfen, Glashütten etc., Spiritusfabrikanten etc., als ein eben so nützliches als bequemes Hülfsmittel bestens empfohlen werden. W. J. Rohrbeck, Firma : J. F. Luhme & Comp. in Berlin, Wien und New-York. Fellgiebel & Comp. in Schönberg bei Görlitz in der Oberlausitz, unweit der Nieder- schlesisch- Märkischen und der Sächs.-Schlesischen Staatseisenbahn, halten ihre Cartonnagen - Fabrik, wie die damit verbundene lithographische Anstalt und Stein- druckerei, den Herren Apothekern zum Bezug aller zum phar- maceutischen Gebrauch nöthigen Papparbeiten, wie aller damit zusammenhängenden Artikel, namentlich: Pulver- und Pillen- Schachteln, Convolute, Täschchen zu Pulver, Medicinflaschen-Fut- terale, fertige Kapseln zur Dispensation der Pulver, in gewöhnlichen, wie in feinen weissen und bunten Papieren, Kräuter-, Thee- und Pulver-Beutel in allen Papiergattungen, sowohl ohne als mit Fir- men, Devisen und Symbolen bedruckt, alle Arten Papiere, als: Wachs-, Tectir-, Filtrir- und Briefpapier, letzteres auch mit gepräg- ter oder aufgedruckter Firma; ferner Rechnungs- Schemas und Signaturen, letztere zum Anbinden wie Ankleben, und diese 390 Vereinszeitung. geschnitten -wie gummirt, an Medicinflaschen, in einfachem, Bunt- und Golddruck, auf weissen wie farbigen Papieren, Mineralwässer- wie alle Sorten Pomaden-Etiquets, Giftscheine, Mahnbriefe, Klage- formulare etc. bestens empfohlen. Durch Engagement eines gewandten Thierzeichners können wir auch namentlich den Herren, welchen es darum zu thun ist, cor- rect gezeichnete Thierfiguren, als Löwen, Bären etc., auf den Signa- turen zu haben, in dieser Richtung jetzt das Beste bieten. Ferner machen wir auf unser Lager von Salbenkruken ia Faj^ence wie Porcellan, erstere auch mit eingebrannter Firma versehen, welches sich ganz der Art präsentirt, wie die mit Schrif- ten gezierten Standgefässe der Officinen, ferner Pillen- und Pul- ver-Gläser, letztere billig und in schönem weissem böhmischem Glase, mit dazu gehörenden sauber polirten Deckeln, Etiquets und Signaturen, aufmerksam. Unser Lager der currentesten Hörn-, Holz-- und Messing - Geräthschaften, als: runde und ovale Wagschalen in Hörn mit gut seidenen Schnüren, Messing wageschalen, Messingwagebalken, complete Handverkaufswagen, vorzüglich solid und sauber gearbei- tet, Pulverkapseln von Hörn, ebenso Messer, Spatel u. s. w., wie Gummi- und Guttapercha-Waaren, als Kappen mit 1, 2 und 3 Röhren, um die Halsöffnungen bei Gasentwickelungs-Apparaten luftdicht mit den zu applicirenden Glasröhren zu verbinden, in ver- schiedenen Weiten, ebenso Kappen in allen Weiten, vorzüglich zum gleichmässigen Verschluss, am besten schützend gegen alle äussern Einflüsse, bei Standgefässen in Kellern, wie auf Materialkammern, Schläuche, Saugepfropfen, Finger etc. offe- riren wir ebenfalls der geneigten Beachtung. Nächstdem lassen wir noch eine Menge anderer bisher nicht genann- ter Gegenstände fabriciren, die aber doch öfters benöthigt werden, als z. B. sauber polirte Schachteln zu Zahnpulvern, in trocknem schö- nem weissem Holze, zu Lippenpomaden, mit und ohne Zinneinsatz^ Kapseln zu Argent. nitric., Bestecks und Pinsel zu Collodium etc.^ wie wir überhaupt bemüht sind, stets das Neueste in unsere Branche Eingreifende zu bieten. Unsere Preise sind die billigsten und können jeder reellen Concurrenz begegnen. Die Lieferung der Waaren innerhalb der Zollvereins-Staaten erfolgt franco an jeden Haupt- Eisenbahnstations- platz, sobald die Waare bereits den Betrag von 25 Thlr. repräsen- tirt; die sonst übliche Berechnung der Steine, Platten, findet bei uns nicht statt. Ueber die Qualität unserer Fabrikate beliebe man Näheres in de;n Catalogen der Weltindustrie -Ausstellungen der Neuzeit zu ersehen, wie wir uns auch auf Urtheile die pharmaceutischen Interessen speciell berührende Datas beziehen, so bei Gelegenheit der Versammlung des norddeutschen Apotheker- Vereins in Bres- lau, wo wir ein grösseres Sortiment unserer Fabrikate ausstellten *). Unsere Reisetouren, welche ohnehin schon sehr ausgedehnt sind, machen es leider nicht möglich, dieselben so speciell statt finden zu lassen, als es uns wünschenswerth wäre; wir. richten da- her namentlich auch an die Herren des Vereins (dessen Mitglieder *) Nach der aus der Aufstellung vorgedachter Gegenstände bei der Genei-al- Versammlung in Breslau gewonnenen Kenntniss, kann ich dieselben als durchaus sauber, zweckmässig und solide empfehlen. Dr. L. F. Bley. Vereinszeitung. 391 zu sein wir die Ehre haben), welche sich in Orten befinden, die ausser unserer gegenwärtigen Wirksamkeit sind, die ergebene Bitte, uns auf brieflichem Wege mit ihren Ordres zu erfreuen, noch bemerkend, dass Drucksachen, also auch Schachteln mit Signatu- ren, auf Wunsch mit jeglicher Sprache versehen, geliefert werden; nur bitten wir, diesen Aufträgen stets correct gedruckte oder deut- lich geschriebene Vorlagen beizufügen. Preiscourante, welche alles Nähere besagen, stehen stets gratis zu Diensten. Schliesslich ersuchen wir die sehr geehrten Herren des Ver- eins, welche seit einer Reihe von Jahren uns ihr Wohlwollen schenkten, dies uns auch ferner zu wahren und uns mit recht zahlreichen Aufträgen oft zu erfreuen. Hochachtungsvoll und ergebenst Fellgiebel & Comp. in Schönberg bei Görlitz in der Oberlausitz. Apotheken - Verkäufe. Journ.-*^^.: Umsatz: Miethe : Preis: 308. 13,000 4 — 75,000 4 262. 10,000 „ 400^ 65,000 „ 241. 9000 „ 150 „ 70,000 „ 209. 8500 „ 400 „ 55,000 „ 373. 4500 „ 100 „ 35,000 „ 380. 3600 „ 24,500 „ 378. 1500 „ 50 „ 13,000 „ 371. 2500 „ Gart. U.Feld 15,600 „ 372. 2700 „ do. do. 20,000 „ 366. 6000 „ — 41,500 „ 364. 5800 „ 2 Gärten 38,000 „ 356. 3000 „ Garten 22,500 „ 350. 4300 „ 450^ 43,000 „ 349. 1900 „ — 12,500 „ 346. 5000 „ 140 „ 36,000 „ 345. 3800 „ 250 „ 30,000 „ 340. 2500 „ 60 „ 18,000 „ 333. 7000 „ 120 „ 47,000 „ 309. 1200 „ 8500 „ 297. 3500 „ 220 „ 28,000 „ 287. 4500 „ 180 „ 33.000 „ 283. 4600 „ 32^000 „ 277. 3500 „ 250 „ 28,000 „ 261. 2100 „ 100 „ 15,000 „ 258. 2400 „ Gärten 17,000 „ 245. 42(J0 „ — 30,000 „ 202. 40(JO „ 410^ 34,000 „ 236. 44(XJ „ 300 „ 38,000 „ 300. 10,500 „ 1200 „ 85,000 „ 379. 1700 „ — 11,000 „ und mehrere andere verschiedener Grösse durch L. F. Haarte. Apotheker I. Ol. und Agent, in Firma L. F. Baarta & Co. Berlin, Ziethenplatz No. 2. 392 Vereinszeitung. 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Jünecke zu HannoTer. .. ü jB i 1 H K T) t n u yjiftü ...S a im Jp DER PHARMACIE. Eine Zeitschrift des allgemeinen deutschen Apotheker- Vereins. Herausgegeben unter Mitwirkung des Directoriunis Ton li. Bley. IL, Jahrgang. HANNOVER. Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandlung. 18 60. DER PHARMACIE. Zweite Reihe. CIL Band. Der ganzen Folge CLII. Band. Unter Älitwirkung der Herren Aldenhoven, Berg, Feldhaus, Geiseler, 0. Geiseler, Giselce, Gräger, Gundermann, Henckss, Herzog, Hirschberg, Hornung, Ihlo, Kühn, Landerer, v. d. Marck, Morgenstern, Peckolt, Beichardt, Siemens^ Venghauss, Wicke, WöhVer heraus gegeben von KastJicr*i!»clie$ Vereinsjalir, HANNOVER. Im Verlage der Ilahn'schen Hofbuchhandlung. 18 60. Inhaltsanzeige. Erstes Heft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmaeie. Seite Die Hermanusborner Mineralquellen und ihre Entstehung; von Dr. W. V. d. Mar ck in Hamm 1 Ueber eine organische Base in der Coca; von F. Wöhler.... 29 Vorkommen von Cölestin in einer Mergelgrube beiWassel; von Prof. Wilhelm Wicke 32 Ueber die volumetrische Bestimmung der salpetrigen Säure überhaupt und des salpetrigsauren Aethyloxyds insbeson- dere; von Feldhaus, Apotheker in Horstmar 34 Ueber bittere Hefe; von Dr. X. Landerer in Athen 41 Ueber Prüfung der Extracte auf Alkaloide; von W. Gunder- mann in Cöln 43 n. Monatsbericht 45 _ 74 in. Literatur und Kritik 75 Zweite Abtheilung. Vereins - Zeitung. 1 . Vereins - Angelegenheiten. Veränderungen in den Kreisen des Vereins 89 Notizen aus der Generalcorrespondenz des Vereins 90 Bericht der Bucholz- Gehlen -Trommsdorff 'sehen Stiftung zur Unterstützung ausgedienter würdiger Apothekergehülfen vom Jahre 1859 90 2. Zur Medicinalgesetzgebung und Medicinalpolizei ... 91 3. Zur Medicin, Toxikologie und Pharmakologie .... 96 4. Botanisches . 102 5. Zur Technologie 107 6. Allgemein interessante Mittheilungen 113 VI ' Inhaltsanzeige. Seite 7. Auszug aus den ProtocoUen der wissenschaftlichen Versammlungen des Hamburg-Altonaer Apotheker- Vereins während des Vereins- iahres 1859, mitgetheilt in der General-Versammlung am 7. Februar 1860 119 8. Droguen- Bericht von Maruschke und Schübe in Breslau 122 9. Personalnachrichten 126 10. Notizen zur praktischen Pharmacie 126 ►«8+' Zweites Bleft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Notizen über Cyanverbindungen; von Prof. Dr. 0. B. Kühn. . . 129 üeber eine Cyankaliumvergiftung; von F. Venghauss, Apo- theker in Rahden 138 Ueber den Blausäuregehalt der Blüthen und Blätter von Pru- nus Padus; von Dr. Otto Geiseler 142 Ueber die Schädlichkeit einiger grünen Kleiderstoffe; von Dr. L. F. Bley 148 Einige Bemerkungen über die Verwendung von fliessendem Wasser, besonders zu gewerblichen Zwecken'; von Dr. Gräger 150 Unterscheidung des Roggenmehls von dem Gerstenmehl durch das Mikroskop; vom Apotheker Giseke in Eisleben 157 Ueber kupferhaltigen Schnupftaback ; von Hirschberg in Son- dershausen 158 II. Naturgeschichte und Pharmakognosie. Allgemeines über brasilianische Nutz- und Heilpflanzen; von Th. Peckolt. (Fortsetzung.). 159 III. Monatsbericht 170—206 IV. Literatur und Kritik , . . . 207 Zweite Abtheilung. Vereins - Zeitung. 1. Vereins - Angelegenheiten. Veränderungen in den Kreisen des Vereins 2l7 Notizen aus der Generalcorrespondenz des Vereins 217 Inhaltsanzeige. vii Seite 2. Üeber die Concurrenz im Blutegelhandel; vom Apotheker Morgenstern in Rhinow 218 3. Zur Medicin, Toxikologie und Pharmakologie 221 4. Botanisches 233 5. Zur Technologie ,- *• V,v * • ' ^^^ 6. Allgemein interessante IVJittheilungen . . . 249 7. Notizen zur praktischen Pharmacie 264 Drittes Heft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. Sollen die Pharmakopoen für deutsche Staaten in deutscher oder lateinischer Sprache abgefasst werden? 257 Stickstoff und dessen Werthbestimmung; von Dr. C. Herzog 271 Ueber den Spiritus nitri dulcis; von Feldhaus, Apotheker in Horstmar 278 Ueber Kali nitricum tabulatum; von A. Aldenhoven 307 Ueber metallglänzendes künstliches Schwefelblei; von Dem- selben 307 IL Monatsbericht 309—347 III. Literatur und Kritik 348 Zweite Abtheilung. Vereins-Zeitung. 1 . Vereins - Angelegenheiten. Dankschreiben 353 Veränderungen in den Kreisen des Vereins 354 Notizen aus der Generalcon-cspondenz des Vereins 354 2. Zur Medicinalgesetzgcbung und Medicinalpolizei . . 354 3. Zur Medicin, Toxikologie und Pharmakologie .... 360 Vni Inhaltsanzeige. Seite 4. Medicinische Zustände in den Donaufürstenthümem 368 5. Botanisches 370 6. Zur Technologie 373 7. Allgemein interessante Mittheilungen 381 8. Bibliographischer Anzeiger 386 9. Notizen zur praktischen Pharmacie 391 ARCHIV DERJHARIHACIE. CLII. Bandes erstes Heft. Erste Abtheiliing. I. Physik, Chemie und pralitisclie Pliariuacie. Die Hermannsborner Mineralquellen und ihre Entstehung ; von Dr. W. V. d. Marck in Hamm. I. Der Hermauusborner Stahlbrunnen. Uie Quelle liegt in der Gemeinde Pömbsen, Kreises Höxter, Regierungsbezirks Minden, in einem engen und ziemlich tiefen Thale, ungefähr 1 Stunde nord- nordwest- lich von Driburg und circa 80 Ruthen west- südwestlich von der Stelle, wo die neue Kreisstrasse die alte Strasse von Schöneberg nach Pömbsen scheidet. Sie ist in jüngster Zeit zweckmässig und dauerhaft in Sandstein gefasst. Bei Niederbringung des Brunnen- schachtes wurden von unten nach oben folgende Erd- und Gesteinschichten durchbrochen: 4" Wiesenboden^ 6' fos- siler Torf, 7" plastischer Thon, 4" bunter Sandstein, worauf noch 18' tief in den Sandstein gebohrt wurde. Die Quelle liefert, nach Angabe des mit der Fassung der Quellen beauftragten Technikers in der Minute 4 (^uart eines sehr klaren, angenehm nach Eisen und Kohlensäure schmeckenden Wassers, während fortwäh- rend mächtige Blasen kohlensauren Gases entweichen und eine stetige wallende Bewegung des Wassers ver- anlassen. Arch.d. Pharm. CLII.Bds. l.Hft. 1 2 / V. d. Marck, Temperatur. Die Temperatur des Stahlbrunnens betrug bei mei- ner Anwesenheit am 3. August r. J. -|-9,lOR.^ während das Thermometer in der Luft -\- 180 R. im Schatten zeigte. Frühere Temperatur-Beobachtungen lagen nicht vor, wes- halb es vorläufig unentschieden bleiben muss, ob die Tem- peratur der Quelle eine constante ist. Die grössere Wahrscheinlichkeit spricht jedoch, zufolge der Analogie mit Driburg und Pyrmont, für eine constante Temperatur, Specißsches Geioicht. An der Quelle geschöpftes Wasser wurde so rasch wie möglich auf einer genau ziehenden Wage in einem Piknometer gewogen und ergab ein specifisches Gewicht von 0,9969. Wasser, welches in einem mit eben geschliffenem Halse versehenen und durch eine matte Glasplatte be- deckten Glase 24 Stunden hindurch gestanden hatte, zeigte dagegen ein spec. Gewicht von 1,0022. Untersuchung und Bestimmung der Quellengase. Eine ungefähr 1 Liter Wasser fassende Flasche wurde mit Gas gefüllt und zwischen Kork und Flaschenhals ein mit Bleiessig getränkter Papierstreifen eingeklemmt. Da nach mehrstündigem Stehen keine Farbenveränderung an dem Bleipapier wahrzunehmen war, so konnte um so mehr eine Beimengung von Schwefelwasserstoff in dem Quellen- gase in Abrede gestellt werden, als nach Oeffnung des während der Nacht zugedeckten Quellenbassins kein Ge- ruch nach Schwefelwasserstoff bemerkt wurde. Eben so wenig entstand durch eine Auflösung von Bleioxyd in kaustischem Natron eine dunkle Färbung, wenn solche in ein mit dem Stahlwasser angefülltes Trink- glas von weissem Glase getröpfelt wurde. Der sich bil- dende Niederschlag blieb rein weiss. Eine Glasröhre, welche 3 Cubikzoll Wasser fasste und deren Theilung i/jqq Cubikzoll erkennen lässt^ wurde die Hermannsborner Mineralquellen. 3 mit Quellengas gefüllt und darauf in ein passendes Ge- fass, welches kaustische Kalilauge enthielt, gebracht. Nach einigen Stunden war alles Gas (bis auf 0,03 CubikzoU) von der Kalilauge absorbirt, das absorbirte Gas war Koh- lensäure. Es enthalten mithin 100 Theile Quellengas: 99 Theile Kohlensäure und 1 Theil eines nicht durch Kalilösung absorbirbaren Gases. Letzteres wurde nicht weiter untersucht, allein die grössere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass es aus atmosphärischer Luft bestand. Sinter nnd Absätze. Der Stahlbrunnen setzt in dem behufs Ableitung des überfliessenden Wassers gezogenen Kanäle eine nicht un- bedeutende Menge Sinter ab ; allein da ■ bei meiner An- wesenheit die Fassung der Quelle und die Herstellung des Abzugskanals eben erst beendet war, so war es un- möglich_, schon jetzt reine Sintermassen zu erhalten, deren Prüfung mithin einer späteren Zeit vorbehalten bleiben muss. Untersuchung des Wassers. A. Qualitative Untersuchung. Die qualitative Analyse ergab folgende Bestandtheile des Hermannsborner Stahlbrunnens: A. Basen. Kalkerde, Bittererde, Thonerde, Eisen oxydul, Manganoxydul, Natron, Kali. B. Säuren und Salzbilder. Schwefelsäure, Chlor Kohlensäure, frei und gebunden, Kieselsäure, in Wasser gelöst, und aufgeschwemmter Quarzsand. C. Organische Substanzen. Zur Auffindung solcher Substanzen, welche nur selten und immer in ge- ringen Mengen in Mineral wassern vorzukommen pflegen' wurden 13 Liter Mineralwasser unter Zusatz von einigen Grammen kohlensauren Natrons zur Trockne gebracht hierauf sowohl der in Wasser lösliche, wie der darin un- lösliche Theil des Abdampf- Rückstandes einer Prüfung unterworfen, und namentlich versucht, folgende Substan- zen darin aufzufinden: Borsäure, Salpetersäure, Phosphor- 1* 4 V. d. Marck; säure, Jod, Brom, Baryt, Strontian, Lithion; allein es wurde keine Reaction erhalten, welche auf die Gegenwart der genannten Stoffe hätte schliessen lassen. B. Quantitative Untersuchung. 1. Kohlensäure-Bestimmung. Die Bestimmung resp. Fixirung der Kohlensäure geschah an der Quelle, und zwar in der Art, dass in zwei Versuchen jedesmal 200 Cubikcentimeter (199,38 Grm.) Stahlbrunnenwasser mittelst einer grossen Pipette in ein Gefäss gebracht wurden, welches 150 Cubikctmr. einer vorher aufgekoch- ten und filtrirten ammoniakalischen Chlorbaryumlösung enthielt. Nach dem Einbringen des Mineralwassers wurden die auf solche Weise angefüllten Gefässe sofort luftdicht verschlossen und zur weiteren Untersuchung im Labo- ratorium mit nach Hause genommen. Hier wurde der entstandene Niederschlag, welcher neben kohlensaurem Baryt auch schwefelsauren Baryt, kohlensaure Kalk- und Bittererde enthielt, mit heissem destillirtem Wasser aus- gesüsst und abfiltrirt, darauf in Chlorwasserstoffsäure ge- löst und aus der chlorwasserstoffsauren Lösung die Baryt- erde als schwefelsaurer Baryt gefällt. Die erste Probe gab: a) 2,8730 Grm. schwefelsau- ren Baryt, entsprechend 0,5420 Grm. Kohlensäure, oder für 1000,0000 Grm. Wasser 2,7184 Grm. Kohlensäure. Die zweite Probe gab: h) 2,8330 Grm. schwefel- sauren Baryt, entsprechend 0,5345 Grm. Kohlensäure, oder für 1000,0000 Grm. Wasser 2,6808 Grm. Kohlensäure. Als Mittel aus beiden Bestimmungen ergiebt sich, dass 1000,0000 Grm. Wasser 2,6969 Grm. Kohlensäure enthalten. Bei Berechnung und üeberführung des also ermit- telten Gewichts der Kohlensäure in Raumtheile wurde die neueste Angabe von Fresenius {dessen Anleitung zur quantit. ehem. Analyse, 4. Aufl. 1859. S. 802) benutzt, der zufolge I Liter Kohlensäuregas bei 00 und 760 M.M. Barometerhöhe 1,97146 Grm. wiegt. die Hermannshorner Mineralquellen. 5 Demnach sind in 1000 Grm. Wasser von -f- 11,30 0. (Quellentemperatur) 1425 Cubikcentimeter Kohlensäure und in einem alten Civilpfunde desselben (= 7680 Gran) 36,83 CubikzoU enthalten, -wenn nach Schubert lOOCubik- zoll Kohlensäure 0,2422 Loth wiegen. Selbstredend ist hier nur diejenige Menge Kohlen- säure bestimmt und berechnet, die neben den einfach kohlensauren Salzen der Erden und Metalloxyde im Was- ser enthalten ist. 2. Gesammtquantum aller festen Bestand- theile und organischen Substanzen. 300 Cubik- centimeter = 299,7 Grm. Wasser wurden an einem staub- freien Orte in einer Platinschale bei gelinder Wärme zur Trockne gebracht und darauf längere Zeit bei -\-lQO^G. erhitzt. Es blieben hierauf 0,4280 Grm. feste Bestand- theile zurück, welche beim Glühen durch eine bald vor- übergehende geringe Schwärzung des Rückstandes die Anwesenheit einer kleinen Menge organischer Substanzen verriethen. In 1000,0000 Grm. Wasser sind demnach ],4289 Grm. feste Bestandtheile enthalten. Durch einen besonderen Versuch wurde die Gesammtmenge aller im Wasser befindlichen organischen Substanzen in 1000,0000 Grm. zu 0,01237 Grm. gefunden. 3. Bestimmung des Ohlors. 500 0.0. Wasser = 499,5 Grm. gaben 0,0082 Grm. Ohlorsilber, entspre- chend 0,0020 Grm. Ohlor. 1000,0000 Grm. Wasser ent- halten mithin 0,00400 Grm. Ohlor. 4. Bestimmung der Schwefelsäure. 500 0.0. Wasser = 499,5 Grm. gaben 0,6712 Grm. schwefelsau- ren Baryt = 0,2302 Grm. Schwefelsäure. In 1000,0000 Grm. Wasser finden sich also 0,46086 Grm. Schwefelsäure. 5. Bestimmung der Gesammtmenge der Kalk - erde, der Bittererde, der Kieselsäure, so wie des Eisen- und Manganoxyduls und der Alkalien. 1880 Grm. Was- ser v/urden mit Chlorwassorstoffsäure angesäuert und zur Trockne gcVjracht. Der schwach geglühte Rückstand wurde mit einigen Tropfen OhlorwasserstofFsäure durchfeuchtet 6 V. d. Marck, und später mit so viel destillirtem Wasser behandelt^ dass die grosse Menge Gryps völlig in Auflösung kam^ wozu eine längere Digestion mit beinahe 1 Liter Wasser erforderlich war. Nach dem Filtriren und Glühen blie- ben 0,0916 Grm. weisser Kieselsäure zurück. Vor dem Glühen erschien sie grau und verlor beim Verbrennen 0,0079 Grm. organischer Stoffe. Eine mikroskopische Untersuchung der Kieselsäure Hess keine von lebenden Organismen stammende Theile, wie Kieselpanzer u. s. w., erkennen. Man unterschied nur formlose Kieselsäure und einige wenige Sandkörn- chen. Durch Behandlung mit schwacher Aetznatronlauge lösten sich 0,0865 Grm. amorphe Kieselsäure, während 0,0051 Quarzsand zurückblieb. Für 1000,0000 Grm. Was- ser besteht demnach der, nach der Behandlung mit Chlor- wasserstoffsäure und Wasser zurückgebliebene' Rest aus Quarzsand 0,0027 Grm. Kieselsäure (in Auflösung gewesen) 0,0460 „ Organischer Substanz 0,0042 „ Nach Abscheidung der Kieselsäure wurde das Eisenoxyd bestimmt und 0,0664 Grm. desselben erhalten, welche in .1000,0000 Grm. Wasser 0,03179 Grm. Eisenoxydul oder 0,05177 Grm. .kohlensaurem Eisenoxydul entsprechen. Die Quantität des abgeschiedenen Manganoxyduloxyds betrug 0,0086 Grm., entsprechend in 1000,0000 Grm. Wasser 0,00457 Grm. Manganoxyduloxyd = 0,00425 Grm. Man- ganoxydul oder 0,00699 Grm. kohlensaurem Manganoxydul- Die Kalkerde wurde, wie gewöhnlich, als Oxalsäure Kalkerde abgeschieden und in der obengenannnten Menge Wassers 0,8720 Grm. Kalkerde gefunden, in 1000,0000 icrrm. Wasser sind folglich 0,47010 Grm. Kalkerde ent- halten. Die Trennung der Bittererde von den Alkalien ge- schah nach der von Mitscher lieh empfohlenen und von Lasch beschriebenen Methode {Journ. für prakt. Chemie, 63. 343.) mittelst Anwendung reiner Oxalsäure. Die Bittererde wurde schliesslich als phosphorsaure Ammoniak- die Hermannshorner Mineralquellen. 7 Bittererde gefällt, die Alkalien zusammen als Chlormetalle bestimmt und das Kali nach der Menge des aus dem Kaliumplatinchlorid erhaltenen Platins berechnet. Die dii'ecten Ergebnisse Avaren folgende: Pyro-phosphorsaure Bittererde 0,4301 Grm. = Bittererde 0,1545 „ Chloralkali -Metalle 0,0775 „ Platin 0,0110 „ Dem entsprechend sind in 1000,0000 Grm. Wasser ent- halten : Bittererde 0,08219 Grm. Natron 0,01968 „ Kali 0,00281 „ 6. Bestimmung der Kieselsäure, derThon- erde, so wie der kohlensauren Kalk- und Bittererde in dem beim Kochen des Wassers entstehenden Niederschlage. Da das sämmtliche im Mineralwasser enthaltene Eisen und Mangan beim Kochen des Wassers ausgefällt wird, so wurde die Bestimmung dieser Substanzen hier nicht wiederholt. 1330,12 Grm. Wasser wurden in einem Kolben zwei Stunden lang gekocht, indem das verdunstete Wasser von Zeit zu Zeit durch destillirtes ersetzt wurde. Aus dem hierdurch entstandenen Niederschlage wurden erhalten: Kieselsäure, als solche (incl. einer kleinen Menge Quarzsand) .... 0,0066 Grm. Thonerde als solche 0,0090 „ Kohlensaure Kalkerde, als solche 0,6673 „ „ Bittererde (als phosphor- saure Bittererde erhalten) . . . 0,0054 „ In 1000,0000 Grm. Wasser sind demnach folgende, durch Kohlensäure gelöst gewesene und durch längeres Kochen unlöslich ausgeschiedene Stoffe enthalten: Eisenoxyd 0,03532 Grm. Manganoxyduloxyd 0,00457 „ Kohlensaure Kalkerde 0,50016 „ Bittererde 0,00300 „ S V. d. Marck, Thonerde 0,00676 Grm. Kieselsäure und Quarzsand .... 0,00496 „ Zusammenstellung der erhaltenen Resultate. Es enthalten 1000,0000 Grm. Herraannsborner Stahl- bnmnen bei -|- 11,30 C ; 1. Schwefelsäure, nach No. 4 0,46086 Grm. 2. Chlor, nach No. 3 0,00400 „ 3. Kalkerde, Gesammtquantum nach No. 5. 0,47010 „ 4. Bittererde, " „ „ „ 5. 0,08219 „ 5. Natron, nach No. 5 0,01968 ^ (resp. Natrium: 0,01473) 6. Kali, nach No. 5. 0,00281 „ 7. Eisenoxyd, nach No. 5 0,03532 „ (resp. kohlens. Eisenoxydul: 0,5177) 8. Manganoxyduloxyd, nach No. 5 0,00457 „ (resp. kohlens. Manganoxydul : 0,00699) 9. Kohlensaure Kalkerde, nach No. 6.... 0,50016 „ 10. „ Bittererde, „ „6 0,00300 „ 11. Thonerde, nach No. 6 0,00676 „ 12. Kieselsäure. a) in dem durch Kochen entstand. Niederschlage: ■ als Quarzsand 0,00270 als gelöst gewesene 0,00226 &) lösliche im, gekochten Wasser.. 0,04374 0,04870 „ 13. Organische Substanz 0,01237 „ 14. Kohlensäure, welche neben den kohlen- sauren Erden und Metalloxyden im Wasser enthalten ist, nach No. 1 2,69960 „ oder 1425 Cubikcentimeter. 15. Summa aller festen Bestandtheile, durch directen Versuch bestimmt, nach No. 2 1,4289 „ Gruppirung der erhaltenen Bestandtheile. Bei der Gruppirung der gefundenen Mengen von Säuren und Basen zu Salzen gehe ich yon der Voraus- setzung aus, dass die geringe Quantität Chlor mit Chlor- natrium im Wasser verbunden ist, und theile sodann die Schwefelsäure den übrig gebliebenen Basen zu, um da- die Herrn amisborner Mineralquellen. 9 mit in Wasser lösliche Salze zu bilden, nachdem die durch directen Versuch gefundenen Mengen von Kalk- und Bittererde, enthalten in dem durch das Kochen ent- standenen Niederschlage, in Abzug gebracht sind. Für die Verbindung des Chlors mit dem Natrium spricht der Umstand, dass die alkoholische Lösung der in Wasser auflöslichen Salze des Stahlbrunnens nach dem Verdun- sten des Alkohols und Wiederauflösen im Wasser nicht durch kohlensaures Natron gefällt wird. Die Gruppirung geschieht demnach in folgender Weise : a) 0,00400 Grm, Chlor erfordern 0,00260 Grm. Natrium, um damit 0,00660 Grm. Chlornatrium zu bilden. h) Der Rest des Natriums entspricht 0,01635 Grm. Na- tron, welche zur Bildung von 0,03744 Grm. schwefelsau- ren Natrons 0,02109 Grm. Schwefelsäure verlangen. c) 0,00281 Grm. Kali erfordern 0,00238 Grm. Schwefelsäure und bilden damit 0,00519 „ schwefelsaures Kali. d) Das Gesammtquantum aller gefundenen Bittererde beträgt 0,08219 „ Davon wird diejenige Menge abgezogen, die als kohlensaure Bittererde in dem durch das Kochen des Wassers entstandenen Nieder- schlage enthalten ist. Die dort gefundenen 0,00300 Grm. kohlensaure Bittererde enthal- ten an Bittererde 0,00142 „ es bleiben mithin 0,08077 Grm. Bittererde, welche 0,16155 Grm. Schwefelsäure zur Bil- dung von 0,24227 Grm. schwefelsaurer Bittererde verlangen. e) Die Gesammtmenge aller gefundenen Kalkerde beträgt 0,47010 Grm. Davon abgezogen diejenige Menge, welche als kohlensaure Kalkerde in dem durch das Kochen des Wassers entstandenen Nieder- schlage enthalten ist (0,50016 Grm. kohlen- saure Kalkerde) = Kalkcrdc 0,28009 „ bleiben... 0,19001 Grm. 10 V. d. Marckj Kalkerde, welche mit 0,26654 Grm. Schwefelsäure 0,45655 Grm. schwefelsaurer Kalkerde bilden. Die Gesammtmenge der gefundenen Schwefelsäure übertrifft um ein Geringes die hier zur Bildung der schwefelsauren Salze vorausgesetzte Menge. Nach den so erhaltenen Resultaten sind in 1000,0000 Grm. Hermannsborner Stahlbrunnen enthalten: A. Substanzen, welche nach dem Kochen des Was- sers gelöst bleiben : Schwefelsaures Kali 0,00519 Grm. „ Natron 0,03744 „ Schwefelsaure Bittererde 0,24227 „ „ Kalkerde 0,45655 „ Chlornatrium 0,00660 „ Kieselsäure 0,04374 „ B. Substanzen, welche bei dem Kochen des Wassers unlöslich geworden sind : Kohlensaure Kalkerde 0,50016 „ „ Bittererde 0,00300 „ Kohlensaures Eisenoxydul 0,05177 „ „ Manganoxydul 0,00699 „ Thonerde 0,00676 „ Kieselsäure 0,00226 „ C. Organische Substanzen 0,01237 „ Quarzsand 0,00270 „ Summa der festen Bestandtheile .... 1,37780 Grm. D. Summa aller festen Bestandtheile, durch directen Versuch gefunden 1,42890 Grm. E. Kohlensäure^ welche neben den koh- lensauren Erden und Metalloxyden im W^as- ser enthalten ist 2,69960 „ oder 1425 Cubikcentimeter. In einem alten Civilpfunde = 7680 Gran oder 16 Unzen Hermannsborner Stahlbrunnen sind enthalten: A. Substanzen, welche nach dem Kochen des Wassers gelöst bleiben. Schwefelsaures Kali 0,0898 Gran „ Natron 0,2875 „ Schwefelsaure Bittererde 1,8606 „ die Hermannsborner Mineralquellen. 11 Schwefelsaure Kalkerde 3,5063 Gran Cbloruatrium 0,0506 „ Kieselsäure 0,3359 „ B. Substanzen, welche durch das Kochen des Wassers unlöslich werden : Kobleusaure Kalkerde 3,8412 „ „ Bittererde 0,0230 „ Kohlensaures Eisenoxydul 0,3975 „ „ Mangauoxydul 0,0536 „ Thonerde 0,0519 „ Kieselsäure . .". 0,0173 „ C. Organische Substanzen 0,0950 „ . Quarzsand 0,0217 „ Summa aller festen Bestandtbeile .... 10,5819 Gran. D. Summa aller festen Bestandtheile, durch directen Versuch bestimmt 10,9739 Gran E. Kohlensäure, welche neben den koh- lensauren Erden und Metalloxyden im Was- ser enthalten ist. 20,7329 „ oder 36,83 Cubikzoll. II. Der Hermauusborner Saiierbruuucu. Die Quelle liegt etwa 100 Schritt von dem Her- mannsborner Stahlbrunnen in einer Felsschlucht. Sie kommt unmittelbar aus dem bunten Sandstein, ist in ähn- licher Weise, wie der Stahlbrunnen, in Sandstein gefasst und liefert nach des Technikers Angabe pro Minute drei Quart eines ebenfalls angenehm nach Kohlensäure, aber weniger nach Eisen schmeckenden Wassers. Die Untersuchung des Sauerbrunnens geschah in der- selben Weise, wie diejenige des Stahlbrunnens, und führe ich daher hier nur kurz die gewonnenen Resultate an. Tem-peratur. Die Temperatur der Quelle betrug am 3. August v.J. -f '^70 11. r= 12,10C.^ während das Tiiermometcr im Schatten und in der Luft -j- IS^K. zeigte. ±2 V. d. Marck, Specißsches Gewicht. Sofort an der Quelle untersucht, hatte der Sauer- brunnen ein spec. Gewicht von 0,9969, nach 15 Minuten aber von 0^9990, „ 24 Stunden von 1,0011. Quelleiigase. Dieselben verhielten sich genau wie diejenigen des Stahlbrunnens. Sinter hatte der neu gefasste Brunnen noch nicht abgesetzt, Untersuchung des Wassers. A. Die qualitative Analyse hat folgende Bestand- theile des Hermannsborner Sauerbrunnens nachgewiesen: a) Basen. Kalkerde, Bittererde, Eisenoxydul, Man- ganoxydul, Natron. h) Säuren und Salzbilder. Schwefelsäure, Chlor^ Kohlensäure, frei und gebunden, Kieselsäure. c) Organische Substanz. Da die Untersuchung des hinsichtlich des qualitativen Verhaltens seiner Bestand- theile so sehr ähnlichen Stahlbrunnens keine der seltenen Stoffe^ auf welche man Mineralquellen zu untersuchen pflegt, nachgewiesen hatte, so wurde bei dem in Rede stehenden, an festen Bestandtheilen ungleich ärmeren Sauerbrunnen keine weitere Rücksicht darauf genommen. B. Quantitative Bestimmungen der einzelnen Bestand- theile. 1. Kohlensäure-Bestimmung. Die Fixirung der Kohlensäure geschah an der Quelle, in derselben Weise, wie solches bei der Analyse des Stahlbrunnens angegeben ist. Die erste Probe lieferte folgendes Resultat: 200 CG. Wasser gaben 2,7212 Grm. schwefelsauren Baryt, ent- sprechend 0,5134 Grm. Kohlensäure, oder für 1000,0000 Grm. Wasser 2,5750 Grm. Kohlensäure. Die zweite Probe hingegen: 200 C.C.Wasser gaben die Hermannshorner Mineralquellen. 13 2,6772 Grm. schwefelsauren Baryt = 0,5051 Grm. Koh- lensaure, oder für 1000,0000 Grm. Wasser 2,5333 Grm. Kohlensäure. Das Mittel aus beiden Bestimmungen ergiebt für 1000,0000 Grm. AYasser 2,5541 Grm. Kohlensäure ( = 1291 C.C.) Dem entsprechend sind in einem alten Civilpfunde = 7680 Gran, bei der Quellentemperatur von -|- 12,10 C., an Kohlensäure 35,34 Cubikzoll enthalten. Um zu bestimmen, wie viel Kohlensäure das bereits seit Wochen gefüllte Wasser noch enthält, war schon vor längerer Zeit ein Versuch angestellt, dessen Resultate ich ebenfalls hier folgen lasse. Auch hier geschah die Fixi- runa: und Bestimrauno- der Kohlensäure vermittelst ammo- niakalischer Chlorbaryumlösung. Es enthielten 1000,0000 Grm. Wasser 1183 C.C. = 2,2353 Grm. Kohlensäure, und in einem alten Civilpfunde desselben waren 30,83 Cubikzoll desselben enthalten. 2. Gesammtquantum aller festen Bestand- theile. 300 Grm. Wasser gaben 0,1180 Grm. bei -\- 1800 C. getrocknete feste Bestandtheile ; 1000,0000 Grm. enthalten demnach 0,39381 Grm. 3. Bestimmung des Chlors. 650 Grm. Wasser gaben 0,0122 Grm. Chlorsilber, entsprechend für 1000,0000 Grm. Wasser 0,0046 Grm. Chlor. 4. Bestimmung der Schwefelsäure. 400 Grm. Wasser gaben 0,0637 schwefelsauren Baryt, entsprechend für 1000,0000 Grm. Wasser 0,0548 Grm. Schwefelsäure. 5. Bestimmung des Natrons. 650 Grm. Was- ser gaben 0,0221 Grm. Chlornatrium, entsprechend für 1000,0000 Grm. Wasser: 0,0134 Grm. Natrium oder 0,0180 „ Natron. 6. Bestimmung der Gesammtraenge der im Wasser enthaltenen Kalkerde. 1000 Grm. Wasser gaben 0,2369 Grm. kohlensaure Kalkerde, von welcher Menge 0,2061 Grm. beim Kochen des Wassers rcsp. nach 14 V. d. March, Austreibung der freien Kohlensäure unlöslich geworden waren. Nach Abzug der letzteren blieben 0,0208 Grm. koh- lensaure Kalkerdc; entsprechend 0,0116 Grm. Kalkerde, die mit Schwefelsäure verbunden im Wasser enthalten ist. 7. Bestimmung der im gekochten Wasser enthaltenen Bittererde. 400 Grm. gekochtes und filtrirtes Wasser gaben 0,0111 Grm. pyrophosphorsaure Magnesia, wonach in 1000,0000 Grm. gekochten Wassers 0,0100 Grm. Bittererde enthalten sind. 8. Bestimmung aller Kieselsäure. 1000 Grm. Wasser enthielten 0,0337 Grm. Kieselsäure und zwar: 0,0332 Grm. flockige Kieselsäure und 0,0005 , Quarzsand. 9. Bestimmung der durch freie Kohlensäure aufgelöst gehaltenen Bestandtheile. Nach zwei- stündigem Kochen hatten 1000 Grm. Wasser 0,2319 Grm. bei -j- 1800 C. getrocknete unlösliche Carbonate von Kalk und Bittererde, so wie Eisenoxyd und Manganoxyduloxyd, endlich auch Kieselsäure abgesetzt. Die nähere Prüfung ergab: d) Eisenoxyd: 0,0088 Grm., entsprechend 0,0108 Grm. kohlensaurem Eisenoxydul. h) Manganoxyduloxyd: 0,0021 Grm., entsprechend 0,0032 Grm. kohlensaurem Manganoxydul. c) Kohlensaure Bittererde: 0,0129 Grm. d) „ Kalkerde: 0,2061 „ e) Kieselsäure: 0,0020 Grm. 10. Bestimmung der im Wasser enthaltenen organischen Substanz. 1000 Grm. Wasser gaben 0,0067 organische Substanz. Zusammenstellung der vorstehend erhaltenen Resultate. Es enthalten 1000,0000 Grm. Hermannsborner Sauer- brunnen : die Herrn annshorn er Mineralquellen. 15 1. Schwefelsäure, nach No. 4 0,0548 Grm. 2. Chlor, nach No. 3 0,0046 „ 3. Kalkerde, nach dem Kochen des Was- sers gelöst bleibend, nach No. 6. 0,0116 „ 4. Bittererde, do. do. nach No. 7. 0,0100 „ 5. Natron (Natrium: 0,0134), nach No. 5. 0,0180 „ 6. Kohlensaures Eisenoxydul (Eisenoxyd: 0,0088 Grm.), nach No. 9. «) 0,0108 „ 7. Kohlensaures Manganoxydul (Mangan- oxyduloxyd: 0,0021 Grm.), n. No. 9. h) 0,0032 „ 8. Kohlensaure Kalkerde, nach No. 9. d) 0,2061 „ 9. „ Bittererde, nach No. 9. c) 0,0129 „ 10. Kieselsäure. a) Sand 0,0005 Grm. 6) in dem durch Kochen ent- standenen Niederschlage . . . 0,0015 „ c) im Wasser gelöst geblieben 0,0332 „ 0,0352 „ nach No. 8. und 9. e) 11. Organische Substanz, nach No. 10 0,0067 „ 12. Kohlensäure des an der Quelle geschöpf- ten Wassers, welche im Wasser neben den kohlensauren Salzen enthalten ist, 1291 CG. oder nach No. 1 2,5333 „ 13. Kohlensäure aus Wasser, welches vor 3 Wochen versandt war, 1183 C. C., oder nach No. 1 2,2353 „ 14. Gesammtquantum aller festen Bestand- theile, durch directen Versuch gefun- den, nach No. 2 0,3938 „ Die Gruppirung der durch die Analyse erhaltenen einzelnen Bestandtheile geschah ebenfalls nach der beim Hermannsborner Stahlbrunnen beschriebenen Methode und lieferte folgende Resultate. 1000,0000 Grm. Hermannsborner Sauerbrunnen ent- halten : 16 V. d. Marck, A. Substanzen^ welche nach dem Kochen des Was- sers gelöst bleiben: Schwefelsaures Natron 0,0321 Grm. Schwefelsaure Bittererde ■. . . . 0,0294 „ „ Kalkerde 0,0283 „ Chlornatrium 0,0076 „ Kieselsäure 0,0332 „ B. Substanzen, welche beim Kochen des Wassers unlöslich geworden sind: Kohlensaure Kalkerde 0,2061 „ „ Bittererde 0,0129 „ Kohlensaures Eisenoxydul 0,0108 „ „ Manganoxydul 0,0032 „ Kieselsäure 0,0015 „ C. Sand 0,0005 „ D. Organische Substanzen 0,0067 „ Summa . .. 0,3723 Grm. E. Summa aller festen Bestandtheile durch directen Versuch gefunden 0,3938 „ F. Kohlensäure (1291 Cubcent.) 2,5333 „ In einem alten Civilpfunde = 7680 Gran oder ,16 Unzen Hermannsborner Sauerbrunnen sind enthalten: A. Substanzen, welche nach dem Kochen des Wassers aufgelöst bleiben : Schwefelsaures Natron • 0,2465 Gran Schwefelsaure Bittererde 0,2257 „ „ Kalkerde 0,2173 „ Chlornatrium 0,0583 „ Kieselsäure 0,2549 „ B. Substanzen, welche durch Kochen des Wassers unlöslich werden: Kohlensaure Kalkerde 1,5828 „ „ Bittererde 0,0990 „ Kohlensaures Eisenoxydul 0,0829 „ „ Manganoxydul 0,0245 „ Kieselsäure 0,0115 „ C. Sand 0,0038 „ D. Organische Substanzen 0,0514 „ Summa. . . 2,8586 Gran. die Hermannsborner Mvieralqiiellen. 17 E. Summa aller festen Bestandtheile, durch direeten Versuch ermittelt 3,0249 Gran. F. Kohlensäure, im Wasser an der Quelle 35,34 Cubikzoll y. in einem Wasser bestimmt, welches 3 Wochen vor der Untersuchung schon geschöpft war 30,83' „ Zur Vergleicliung lasse ich hier eine Zusammenstel- lung von Analysen a) derjenigen Mineralwasser, welche unter ähnlichen geognostischen Verhältnissen vorkommen, so wie h) der berühmten Stahlquellen von Spaa und Schwal- bach folgen, (Siehe umstehend S. 18 und 19.) Aus nachfolgender Uebersicht ergiebt sich, dass: 1) der Hermannsborner Stahlbrunnen a) mehr Eisen, wie Driburg, Herste, Meinberg und Tatenhausen und bei- nahe so viel, wie die Pjrmonter Trinkquelle enthält; h) ferner, dass er weniger Gyps und kohlensauren Kalk, wie Pyrmont, Driburg und die Meinberger Steinquelle ; c) endlich, dass der Stahlbrunnen mehr Kohlensäure, wie die Gesundbrunnen von Herste, Meinberg und Tatenhau- sen enthält. 2) Dass der Stahlbrunnen, hinsichtlich des Eisen- gehalt?, den Quellen von Spaa ungefähr gleichsteht, aber dieselben durch einen grösseren Kohlensäuregehalt über- trifft, während die Schwalbacher Quellen mehr Eisen und der dortige Paulinen -Brunnen auch eine geringe Menge Kohlensäure mehr enthalten. y) Der Hermannsborner Sauerbrunnen zeichnet sich durch einen geringen Gehalt von festen Bestandtheilen neben einer reichen Menge Kohlensäure aus. Sein Eisen- gehalt steht demjenigen des Herster und Meinberger Was- sers fast gleich und wird nicht nur ein angenehmes Ge- tränk, sondern auch für solche Individuen, denen eine grosse Menge Eisen nicht zusagt, ein passendes Heil- mittel sein. Nach den Resultaten vorstehender Analysen erschei- nen die Hermannsborner Quellen, als zwei neue Glieder Ai eh. d. Pharm. CLII.Bds. l.Hft. 2 18 V. d. Marck, In einem Pfunde = 16 Unzen = 7680 Gran sind enthalten in Granen. Pyrmont. Trink- Säiier- quelle li°S nach nach -vVe- Struve. strumb. Driburg. Haupt- Hoister Quelle Quelle nach Varrentrapp. Meinberg. Quelle Alte im Trink- Stein quelle nach Brandes. Taten- hau- sen, nach Bran- des. Hermanns- born. Stahl- Sauer- brunnen brunner nach V. d. Marck. Schwefels. Kali 0,042 — — — 0,002 0,018 0,003 0,0398 — „ Natron . . . 2,145 0,20 3,030 4,177 1,343 1,154 0,04 0,2875 0,246i „ Bittererde 2,697 1,36 0,842 2,803 3,678 1,149 — 1,8606 0,225' „ Kalkerde 7,221 0,76 12,547 9,662 15,164 0,280 0,041 3,5063 0,217i „ Lithion . . . 0,009 — — — — — — — — „ Strontian 0,020 — — — — 0,004 — — — Chlorkalium ~ — 0,253 0,409 — ■ — — — — Chlornatrium — 0,52 1,120 0,069 — — 0,011 0,0506 0,058i Chlormagnesium . . . . 1,126 — — — 0,244 - 0,028 — — Chlorcalcium — 2,05 — — — — — — — Kohlens. Natron — — — — — — — — — „ Ammoniak . . . — — — — — — — — — „ Bittererde 0,323 0,56 — — 0,172 0,153 0,627 0,0230 0,0991 „ Kalkerde 5,988 1,86 7,008 9,192 1,172 0,450 0,953 3,8412 1,582! „ Baryterde — — — — — 0,002 — — — „ Strontianerde — — — — — — — — — „ Manganoxydu 0,048 — — — — 0,010 0,002 0,0536 0,024 „ Eisenoxydul . . 0,490 — 0,345 0,120 0,012 0,080 0,109 0,3975 0,082 Jodnatrium — — — — — — 0,003 — — Phosphors. Thonerde 0,014 — 0,023 — — — — — — „ Kalkerde — — — — 0,008 — 0,004 — — Thonerde 030 0,006 0,0519 Phosphors. Natron . . . ~ — — ' — — — Kieselsäure u. Sand 0,490 — 0,004 — 0,081 0,060 0,028 0,3749 0,270 Schwefelnatrium . . . . — — — — 0,006 0,027 — — — Organ. Substanzen . . — — — — 1,450 0,660 0,219 0,0950 0,051 Summa aller festen Bestandtheile 20,624 5,70 25,172 26,434 23,362 5,962 2,840 10,5819 2,858 Kohlensäure in Cu- bikzollen 44,52 27,29 51,6 23,16 1,85 34,45 19,08 36,83 35,34 An merk. Die Angaben über Pyrmont, Driburg, Meinberg, Poggendorff's Handwörterbuch der Chemie" extrahirt. die Hermannsbomer Mineralquellen. 19 Langenschwalbacli. S p a .1 . Wein- brunnen Stahl - bruunen nach J« Pau- linen- brunnen kastner. Rosen- brunnen Poubon. Mon- »truve. heim. Geron- stere. Saure- niere. M c I. Ton- nelet. n h e II. Ton- uelet. i m. Grois- beck. _. _ 0,79 0,160 0,210 0,025 0,007 — 0,037 0,041 0,075 0,021 0,007 0,024 0,0002 0,1850 0,0013 0,3400 0,0012 0,0300 0,0008 0,3200 0,204 0,449 0,093 0,062 0,045 0,015 0,047 0,1750 _ 0.2500 0,4500 0,3500 0,905 0,737 0,452 0,301 0,217 0,080 0,224 3,1250 2,1100 6,8800 1,4000 2,7500 2,9550 0,9800 2,9550 0,312 0,750 1,123 0,985 0,163 0,331 0,107 0,220 0,084 0,154 0,065 0,129 0,081 0,160 0,0001 0,8330 0,0001 0,7500 0,0020 0,6500 0,0002 0,9100 0,875 0,052 0,375 0,456 0,437 0,390 0,250 0,245 — — — — — 0,0085 0,0136 — — — — — 0,0001 0,0001 0,00(J1 0,0001 0,0002 0,0002 0,0001 0,0003 0,0002 0,0002 0,0003 0,031 0,281 0,498 0,106 0,073 0,007 0,042 0,007 0,027 0,007 0,048 6,5910 3,8320 6,8660 5,5189 3,375 4,359 1,657 1,282 0,960 0,589 0,836 2C,00 28,10 39,80 26,00 21,68 8,19 14,164 20,183 22,042 19,786 21,623 Tatenhausen, Schwalbach und Spaa sind aus „Liebig's und 2* 20 V. d. Marck, in der Kette von Mineralwässern, die im Gebiete der Trias (bunter Sandstein, Keuper und Muschelkalk) zwi- schen dem Teutoburgerwalde und der Weser in so gros- ser Verbreitung auftreten, und von denen sich diejenigen von Pyrmont, Driburg und Meinberg schon lange einen wohlverdienten Ruf unter Deutschlands Gesundbrunnen gesichert haben. Aus der vorhin mitgetheilten Uebersicht ergiebt sich eine grosse Uebereinstimmung hinsichtlich der chemischen Bestandtheile der eben genannten Quellen, in denen Koh- lensäure, schwefelsaure und kohlensaure Kalkerde und Bittererde^ so wie kohlensaures Eisenoxydul, endlich auf- gelöste Kieselsäure vorherrschen. (Die Meinberger Quel- len enthalten ausserdem ein alkalisches Schwefelmetall, wahrscheinlich als secundäre Bildung.) Eine ebenso grosse Aehnlichkeit waltet hinsichtlich ihres Vorkommens und ihrer Entstehung ob. Am schärfsten sind die geognosti- sclien Verhältnisse der Umgebungen von Pyrmont und Driburg ausgeprägt, allein im minderen Grade wieder- holen sich dieselben bei allen bekannten Säuerlingen und Gasquellen des ganzen oben bezeichneten Gebiets. Schon Hoff mann {Poggend. Ännal. XVII. S. 151) hat die Aehnlichkeit im Vorkommen der Quelle von Pyrmont, Driburg und Meinberg erkannt und dieselben auf gleiche geologische Ursachen' zurückgeführt. G. Bi- schof führt in seinem Lehrbuche der chemischen und physikalischen Geologie, 1. Bd., S. 49, S. 286 und S. 295 U.S.W, die von Hoffmann aufgestellte Ansicht weiter aus und nimmt dieselbe noch für viele andere in dem Gebiete der Trias jener Gegend auftretende Säuerlinge in Anspruch. Seine Beobachtungen sind für die Genesis dieser Quellen von so grosser Wichtigkeit, dass ich mir erlaube, das Wesentlichste davon hier zu wiederholen: Er sagt am angeführten Orte: „Hoff mann hat im nordwestlichen Deutschland eigenthümliche Thäler nach- gewiesen, welche ursprünglich vollkommen geschlossen. die Hermannsborner Mineralquellen. 21 von allen Seiten durch steile Abhänge umgeben werden, deren zusammensetzende Schichten, von ihrem Mittel- puncte abwärts gekehrt, nach allen Kichtungen sich nei- gen. Er hat diese Thäler Erhebungsthäler genannt. Die ausgezeichnetsten dieser Thäler sind die von Pyr- mont, Meinberg und Driburg, wo die bekannten Sauer- quellen mit bedeutenden Kohlensäure-Entwickelungen ent- springen. Pyrmont und Meinberg liegen gerade an Stellen, wo die Richtungen des nordöstlichen und des rheinischen Gebirgssystems an ihren Grenzen sich kreuzen. Es fin- det sich also hier eine ähnliche Kreuzung zweier Gebirgs- systeme, wie in den Alpen, nur in einem bei weitem kleineren Maassstabe, aber in dieser Kreuzung trifft man ebenfalls aufsteigende Quellen an. Durchgebrochene Mas- sen sind nicht vorhanden, sondern bloss die secundären Schichten des Muschelkalks, Keupers und bunten Sand- steins aufgericl}tet und zerrissen. Die Spaltungen, welche durch diese Zerreissungen entstanden, reichen zwar bis zu grosser Tiefe, so dass Kohlensäuregas in ihnen auf- steigen kann ; durch seine bedeutende Spannung, mit der es ausweicht, scheint es aber das tiefe Eindringen der Meteorwasser zu verhindern. Daher denn auch die da- sigen Mineralquellen nicht als warme, sondern als kalte zu Tage kommen. Ueberdies führt die, von dem Mittel- puncte des Erhebungsthals abwärts gekehrte Neigung der Schichten, die Meteorwasser von dem Mittelpunct der Kohlensäuregas- Entwickelung nach allen Richtungen weg. Der folgende aus Hoff mann 's Werke entlehnte Profildurchschnitt des Erhebungsthals von Pyrmont zeigt, die vom Mittelpunct abwärts gekehrte Neigung der Schich- ten a h, c d, e f, g h, i k, l m. " 22 V. d. Marck, „Nach Hoffmann's Beobachtungen, tritt in dem genannten Landstriche Westphalens die Kohlensäure an den Bändern aus, wo die Muschelkalkdecke der selbst- ständigen Verbreitung des bunten Sandsteins Platz macht. Die Erhebungsthäler von Pyrmont und Driburg, ursprüng- lich geschlossen, sind von allen Seiten durch einen wider- sinnigen Abhang oder durch ein Escarperaent umgeben, dessen zusammensetzende Schichten, A^on ihrem Mittel- puncte abwärts gekehrt, nach allen Richtungen sich neigen, wie die Profilzeichnung von Pyrmont (siehe vorher) darthut. Wir finden hier den Muschelkalk und den ihn bedecken- den Keuper in sehr steiler Neigung, die obersten Ränder des Erhebungsthals bildend. Auf dem Boden des Thal- grundes verbreitet sich der unter dem Muschelkalke lie- gende bunte Sandstein, dessen oberste Grenzen gegen den Muschelkalk an den gegenüber liegenden Abhängen^ nicht immer dasselbe Niveau haben, sondern an der nörd- lichen und östlichen Seite constant um ein Beträchtliches höher gehoben sind, als an der südlichen und westlichen. Diesem gemäss ist auch das nach aussen gekehrte Ein- fallen der Schichten an den erstgenannten Seiten steiler, als an den letzten." „Auf dem Boden, dieses Erhebungsthals, aus dem bunten Sandsteine, entspringen Pyrmonts an Kohlensäure sehr reiche Mineralquellen." „Ueberall stösst man in geringer Tiefe auf Ausströ- mungen von Kohlensäuregas, welche in der sogenannten Dunst- oder Schwefelhöhle bei Pyrmont so berühmt ge- worden sind." „Ganz dieselben Verhältnisse finden sich zu Driburg. Das Driburger Thal ist ein vollkommenes, nur ein etwas verkleinertes Abbild des Thalgrundes zu Pyrmont. Auch hier ist der Muschelkalkrücken auf seiner Scheitellinie in der Richtung von Süden nach Norden geborsten und auf- geklafft. Unter ihm tritt auf dem Boden des Thaies der bunte Sandstein frei an die Oberfläche und aus letzterem die an Kohlensäure sehr reichen Mineralquellen und Gasexhalationen. " die Hermannshorner Mineralquellen. 23 >Noch einmal, etwa zwei Meilen nördlich, an der sogenannten Wulfeshärte bei Vinsebeck, zeigt sich der- selbe Muschelkalkrücken in seinem Scheitel von Neuem geborsten. In seine Spalte drängt sich jedoch nur ein sehr schmaler Keil von senkrecht geschichtetem bunten Sandsteine, und unmittelbar neben ihm entspringen zwei ansehnliche Sauerquellen. Endlich da, wo dieser Muschel- kalkrücken, nachdem er seine grösste Erhebung in dem Bellenberge bei Hörn erlangt hat, sich schnell unter der Decke des Keupers verbirgt, liegen vor ihm, aus Keuper entspringend^ die Mineralquellen von Meinberg, welche gleichfalls sehr reich an Kohlensäure sind." „Auch im Inneren der Hochebene von Paderborn finden sich zahlreiche Kohlensäuerlinge und bedeutende Entwickelungen von Kohlensäuregas. So bei Saatzen, bei Istrup und Schmechten, bei Schönenberg und Reel- sen unweit Driburg, ebenso auch auf der Nordseite von Brackel, am Fusse der Hinnenburg. Von allen diesen Puncten lässt es sich nachweisen, dass sie gewaltsamen Unterbrechungen des Zusammenhangs der Oberfläche ihre gegenwärtige Stellung verdanken." „Zwischen Schönenberg und Reelsen erhebt sich mit- ten aus der Muschelkalkfläche der Mehberg, und an seinem westlichen Abhänge liegen die Gasquellen. Der Berg- rücken, auf welchem die Hinneburg bei Brackel liegt, zeigt einen fast senkrechten aus dem Muschelkalk her- vorgehobenen Keil von buntem Sandsteine, und am süd- lichen Abhänge des Berges findet sich eine Sauerquelle." „Alle diese Kohlensäuregas-Exhalationen kommen dem- nach aus Vjuntem Sandstein, bloss mit Ausnahme der zu jMeinberg, welche aus Keuper austreten. So viel ist gewiss, dass ihr Sitz in keiner Formation, welche jünger als der bunte Sandstein ist, sein könne. Auch die Exhalationen zu Meinberg ziehen ge- wiss nur durch den Keuper und kommen gleichfalls aus dem bunten Sandsteine. — Wir sehen, dass da, wo die Schichten der bunten Sandsteine senkrecht oder fast 24 V. d. Marck, senkrecht stehen, die Kohlensäureströme ihren Ausweg nehmen. Diese Formation ist in ihren unteren Schichten, wo mächtige Sandsteinbänke vorwalten, zerklüftet; in den jüngeren, die grösstentheils aus Thonmergelbänken bestehen, dagegen weniger. „Diese letzteren Schichten möchten wohl eine was- ser- und gasdichte Decke bilden, um so mehr, da sie zu einer bindenden Thonmasse verwittern. So lange daher der bunte Sandstein horizontal liegt, können Gasströrae aus der Tiefe nur in die unteren zerklüfteten Schichten eindringen, vom weiteren Aufsteigen in den Muschelkalk werden sie aber durch die jüngeren Thonmergelbänke zurückgehalten. Nach der Aufrichtung dieser Formation kommen dagegen die Schichten im Liegenden in freie Communication mit der Oberfläche, und die früher zu- rückgehaltenen Gase strömen aus." „Höchst wahrscheinlich sind es plutonische Massen^ welche ohne zum Durchbruch gekommen zu sein, die Schichten aufgerichtet haben. Da solche aufgestiegenen Massen alle sedimentären Formationen von den ältesten bis zu den jüngsten, in jener Gegend bis zum Keuper, und denselben theils durchbrochen haben, theils gehoben und zerrissen haben, so müssen diese Spaltungen und Zerklüftungen durch alle diese Formationen hindurch- gehen, und ist es daher begreiflich, wie die Kohlensäure- Exhalationen zu Pyrmont, Driburg u. s. w. aus einem Heerde kommen werden, der unter allen* sedimentären Gebilden liegt" „Es ist ein ähnliches Verhältniss wie da, wo am Fusse oder in der Nähe krystallinischer Gebirge (Basalt- kegel u. s. w.) solche Exhalationen erscheinen, nur dass hier die aufgestiegenen Massen das sedimentäre Gebirge durchbrochen haben, dort hingegen nicht." „Dass hier wie dort Kohlensäure-Exhalationen wenig oder gar keinen Antheil an den Hebungen, Aufrichtun- gen und Zerreissungen der Gebirgsmassen gehabt haben, darauf ist schon hingedeutet worden. Man könnte alle die Hermannshorner Mineralquellen. 25 OefiEhungen verstopfen, aus denen sich zu Pyrmont, Dri- burg, Meinberg u. s. w. und in den vielen Puncten der obenerwähnten Landstriche von Carlshafen bis Vlotho u. s. w. Kohlensäuregas entwickelt, und es würde noch kein Hügel von 20 Fuss Höhe emporgehoben werden. Das Phänomen dieser Erscheinungen ist ohne Zweifel in den unbekannten Regionen im Erdinnern so allgemein und so verzweigt, dass, wenn ihm an einer Stelle Hin- dernisse entgegentreten, das Gas an einer anderen weit davon entfernten hervortritt." „Wären die Schichten aller neptunischen Gebirge auf der ganzen Erde in horizontaler Lage, wären viele von ihnen völlig wasser- und gasdicht, und fände unter dieser neptunischen Erdki'uste eine Kohlensäure - Ent- wickelung statt, wie jetzt, wo bei weitem die meisten dieser Schichten mehr oder weniger aufgerichtet sind, so würde dieses Gas, durch die hohe Temperatur, welche unter dieser Kruste herrscht, gewiss so expandirt werden, dass an den Stellen, wo der geringste Widerstand wäre, Durchbrüche oder Hebungen, Aufrichtungen u. s. yv. er- folgen w^ürden. Nach Elie de Beaumont's Unter- suchungen und Ansichten, fällt die Aufrichtung des bun- ten Sandsteins, des Muschelkalks, und des Keupers, gleichwie die aller älteren Schichten in das sechste He- bungssystem. Hebungen älterer neptunischer Gebilde waren demnach der Ablagerung der ebengenannten Schich- ten vorausgegangen, und dadurch die unter dem bunten Sandsteine liegenden sedimentären Formationen schon aus der ursprünglichen Lage verschoben worden. An ebenso günsti<2;en Umständen, welche jetzt das Entweichen der Kohlensäure aus dem bunten Sandsteine gestatten, hat es daher vor der Aufrichtung dieser Formation, des Muschelkalks und des Kenpers gewiss nicht gefehlt. So wie die in den Umgebungen des Laacher Sees und der vulkanischen P^ifel aus Spalten des Uebergangsgebirgös strömende Kohlensäure einen anderen Auswog suchen würde, ohne Durchbrüchc und Aufrichtungen zu voran- 26 v. d. Marck, lassen, wenn diese Gegenden mit neuen Schichten be- deckt würden^ so hat höchst wahrscheinlich die Kohlen- säure, welche jetzt aus dem bunten Sandsteine in jener Gegend Westphalens ausströmt, vor der Aufrichtung des- selben andere Auswege gehabt." „Die Gebirgsarten, auf denen die Conglomerate und Sandsteine ruhen, welche zur Gruppe des rothen Sand- steins gehören, sind in den meisten Fällen stark geneigt, gewunden und gerissen, zum Beweise, dass sie heftigen Störungen vor der Bildung dieser Gruppe ausgesetzt waren. Diese Erscheinungen sind nicht auf gewisse Be- zirke beschränkt, sondern mehr oder weniger allgemein. Sofern in den älteren Schichten unter Pyrmont, Driburg u. s. w. vor der Ablagerung des bunten Sandsteins, Mu- schelkalks und Keupers, ähnliche Verhältnisse statt ge- funden hatten, fehlte es nicht an Auswegen für die Koh- lensäure. Als vor dieser Ablagerung die älteren Schichten abermals unter das Meer getreten waren, hätten freilich die damaligen Kohlensäure - Exhalationen auf der Ober- fläche nicht mehr erscheinen können, sondern sie würden theils vom Meerwasser absorbirt worden sein, theils sich Auswege an .Stellen gesucht haben, wo die älteren Schich- ten nicht vom Meere bedeckt waren. Hatten sie einmal solche Auswege seitwärts gefunden, so war kein Grund vorhanden, dass sie diesen Weg, wo gewiss weniger Hindernisse entgegenstanden, hätten verlassen sollen." Soweit B i s ch f. Versuchen wir nun hiernach eine kurze Genesis der besproöhenen Mineralquellen zu geben, so haben wir zu- nächst zweierlei sorgfältig zu trennen: 1) Die Kohlensäure - Exhalationen aus gros- ser, uns unbekannter Tiefe, und 2) die aus den oberen Schichten zufliessen- den Wasser. Der Heerd der Kohlensäure-Entwickelung liegt nach Bischofs Annahme unter den sedimentären Schichten der Gegend, in welcher die Säuerlinge zu Tage treten^ die Hermannshorner Mineralquellen. 27 aber mit Bestimmtlieit wissen wir nicht, ob unter den Trias-Bildungen noch andere sedimentäre, also paläozoische, vorhanden sind. Ehen so wenig wissen wir, welche un- geschlichteten Gesteine die sedimentären unterteufen. End- lich kennen wir auch nicht mit Sicherheit den chemischen Process, durch welchen fortwährend so grosse Quantitäten Kohlensäure entwickelt werden. Nur wissen wir, dass einige Meilen südlich von unseren Quellen zahlreiche basaltische Durchbrüche bekannt sind, welche sich bis ins benachbarte Kurfürstenthum Hessen fortsetzen; fer- ner, dass in eben jener Gegend wohl der Heerd zu suchen ist, von dem aus die wiederholten Hebungen des Teutoburger Waldes erfolgt sind, deren letzte sogar erst nach Ablagerung der Diluvialmassen statt fand. Endlich ist es bemerkenswerth, dass die meisten Säuerlinge, so die von Schmechten, Istrup, Herste, Dri- burg, die Gasquellen des Mehberges zwischen Reelsen und Schönenberg, unsere Hermannshorner Quellen, der Säuerling an der Wulferhärte bei Vinsebeck und Mein- bergs Gesundbrunnen vingefähr in einer Linie liegen, welche mit der Hebungslinie des Teutoburger Waldes parallel, nämlich von Süden nach Korden läuft. In derselben Richtung sind auch die grösseren Mu- schelkalkrttcken zerrissen, und in den dadurch entstan- denen P^rhebungsthälern entspringen aus den steil auf- gerichteten Bänken des, im Liegenden des Muschelkalks vorkommenden, bunten Sandsteins die Säuerlinge. Viel- leicht dürfte man aus diesem Verlialten auf einen Zu- sammenhang schliessen, der zwischen den Kohlensäure- Exhalationen und den vulkanischen Erscheinungen statt findet, welche die Bildung und Emportreibung basaltischer Gesteine bedingte. Der durch die bei ihrer Hebung zerrissenen und gespaltenen Schichten der sedimentären Gesteine mächtig aufsteigende Kohlensäurestrom trifft in den oberen Schich- ten seitwärts zuströmende Wasser, die von diesem Gase gesättigt zu Tage treten. Aber nicht sämtjitlichc Koh- 28 V. d. Marck, die Herviannshorner Mineralquellen. lensäure kann immer gebunden werden, ein grosser Theil derselben entweicht unter fortwäbrendem heftigen Auf- wallen ; ja an einzelnen Stellen entstehen nur Gasquellen^ wenn die Kohlensäure auf ihrem Wege kein Wasser an- trifft, welches sie mit emporbringen kann. Die fixen Bestandtheile der in Rede stehenden Mine- ralwasser sind diejenigen, die in den meisten Quell- oder Brunnenwässern angetroffen werden; eine verhältniss- mässig grössere Menge von Bittererdesalzen erklärt sich leicht aus. dem Bitterdegehalt, sowohl des Muschelkalks, wie auch des Zechsteins, falls letzterer das Liegende der Trias bilden sollte. Der Muschelkalk in der Gegend zwischen dem Teutoburgerwalde und der Weser ist durch- gehends reich an kohlensaurer Bittererde und unter den im südöstlichen Theile Westphalens zu Tage gehenden Gliedern des permischen Systems (Zechstein etc.) tritt eigentlicher Dolomit auf. Die Schwefelsäure der schwe- felsauren Salze verdankt auch hier wohl ihren Ursprung verwitternden Schwefelkiesen, die fein eingespi^engt sel- ten den genannten Gesteinen fehlen. Dieselben Schwefel- kiese konnten das Material für das in den meisten Säuer- lingen vorkommende kohlensaure Eisenoxydul abgeben, obgleich letzteres Salz fertig gebildet, auch ein steter Begleiter des Muschelkalks ist. Dieser enthält zudem neben völlig ausgebildeten, aber mikroskopisch kleinen Quarzkrystallen, ein sehr kieselsäurereiches Thonerde- silicat^ durch dessen Zersetzung der Kieselsäuregehalt in den Mineralwässern seine Erklärung findet. Bemerkenswerth ist allerdings der in allen Mineral- wässern jener Gegend vorkommende bedeutende Gehalt an Kieselsäure, der in der Pyrmonter Trinkquelle fast einen halben Gran im Pfunde Wasser beträgt. Beinahe ebenso gross ist er im Hermannsborner Stahlwasser. Der geringe Gehalt an Chloriden, namentlich an Chlornatrium ist nicht auffallend^ da ich häufig die aus dichten Kalksteinen der verschiedensten Formationen her- vortretenden Quellen sehr arm an Kochsalz gefunden habe. Wöhler, über eine organische Base in der Coca. 29 Ueber eine organische Base in der Coca; von F. Wühler*). Wie schon in den ältesten Zeiten, findet man noch jetzt in Peru und anderen Ländern Südamerikas den Genuss der Coca, der Blätter von Erythroxylonarten, namentlich bei den Indianern, die sie mit etwas unge- löschtem Kalk oder Asche zu kauen pflegen, allgemein verbreitet, und es macht dieser Strauch dort einen nicht unbedeutenden Gegenstand der Cultur aus. Ueber die physiologischen W'irkungen, die ihr Gebrauch hervor- bringt, werden die wunderbarsten Angaben berichtet**); sie soll, massig genossen, aufregend wirken, die Nahrung auf längere Zeit ersetzen können und fähig machen, die grössten Ansti-engungen zu ertragen; ihr unmässiger Ge- brauch aber^ der^ ähnlich dem Missbrauch des Opiums, häufig zum Laster wird_, bringe, wie sich dies bei den leidenschaftlichen Cocakauern, den Coqueros, zeige, alle die schädlichen Wirkungen der narkotischen Gifte, rausch- artigen Zustand mit Visionen, frühes Altern, Stumpfsinn und Blödsinn hervor. Diese eigenthümlichen Wirkungen Hessen schon im Voraus in dieser Pflanze einen beson- deren organischen Körper als das eigentlich wirksame Princip vermuthen, von dem mit grosser Wahrscheinlich- keit anzunehmen war, dass er zur Classe der organischen Basen gehören werde. Auch sind zur Aufsuchung die- ses wirksamen Bestandtheils bereits vei'schiedene Ver- suche gemaclit worden, von denen aber keiner zu einem positiven Resultat geführt hat ***), vielleicht weil zu *) Im .Separatabdruck eingesandt. **j Veigl. unter andern: J. J. v. Tschudi's Peru. Bd. IL S. 299. *'**) Ein Chemiker in La Paz in Bolivia glaubte aus der Coca eine krystallisirte Base dargestellt zu haben, ich konnte mich aber bei Untersuchung einer Probe von dieser vermeintlichen Base, die ich von Herrn v. Tschudi erhielt, leicht überzeu- gen, daHö sie nichts anderes als Gyps war. 30 Wähler, kleine Mengen der Blätter oder zu alt gewordenes Mate- rial zur Untersuchung genommen wurden. Diese letzte- ren Schwierigkeiten konnten nun durch eine grosse Quan- tität frischer Coca beseitigt werden^ die ich durch die Liberalität meines Freundes W. Haidinger in Wien zur Verfügung erhielt, der sie auf meinen Wunsch durch Dr. Scherzer, auf der bekannten Reise mit der k. k. österreichischen Fregatte Novara, von Lima hatte mit- bringen lassen. Ueberhäuft mit anderen Geschäften, war ich nicht im Stande, die beabsichtigte Arbeit über die Coca selbst vorzunehmen, ich übertrug sie einem der Assistenten des hiesigen Laboratoriums, Herrn Niemann, der sie mit grossem Geschick und rühmlichster Ausdauer ausgeführt hat und dem es gelungen ist, . in der Coca in der That eine eigenthümliche, krystallisirbare organische Base zu entdecken, der nach dem gewöhnlichen Sprach- gebrauche der Name Cocain beigelegt werden kann. Die Arbeit ist indessen noch weit entfernt beendigt zu sein, denn wenn auch das Dasein und die Eigenthüm- lichkeit des Cocains feststehen, so ist doch die Formel für seine Zusammensetzung noch nicht mit voller Sicher- heit ausgemittelt, es sind über die Hauptfrage_, die auch in praktischer Hinsicht Wichtigkeit haben könnte, ob sie nämlich die physiologischen Wirkungen der Coca her- vorbringt, noch keine Versuche gemacht, so wie auch noch die übrigen Bestandtheile der Pflanze, worunter sich eine neue Gerbsäure zu befinden scheint, genau untersucht werden sollen. Zur Darstellung des Cocains wandte Herr Nie mann, nach manchen fruchtlosen Versuchen, das folgende Verfah- ren als das zweckmässigste an: die zerschnittenen Coca- blätter wurden mehrere Tage lang mit Alkohol von 85 Procent, dem etwas Schwefelsäure beigemischt wurde^ digerirt, die entstandene dunkel braungrüne Lösung aus- gepresst, filtrirt und dann mit dünnem Kalkhydrat ver- setzt. Hierdurch werden verschiedene Körper, nament- lich ein Theil des Chlorophylls und ein Wachs ausgefällt, ühei' eine organische Base in der Coca. 31 welclies letztere vollkommen farblos dargestellt werden kann. Die so behandelte alkalische Flüssigkeit wird nach dem Filtriren mit Schwefelsäure neutralisirt, der Alkohol davon abdestillirt und der Rest davon im Was- serbade abgedunstet. Der Rückstand wird mit Wasser vermischt, Avodurch sich eine schwarzgrüne, halbflüssige Masse ausscheidet, die das übrige Chlorophyll enthält, während sich eine gelbbraune Lösung . bildet, die das Cocain als schwefelsaures Salz enthält. Das Cocain wird daraus durch kohlensaures Natron noch unrein als brau- ner Niederschlag gefällt. Durch Behandeln mit Aether wird die Base ausgezogen, nach dessen Verdunstung sie als eine noch gelbliche und noch riechende amorphe ]\[asse zurückbleibt, in der sich aber bald concentrische Krystallringe zu zeigen anfangen. Durch wiederholte Behandlung mit Alkohol wird sie vollkommen rein und farblos erhalten. Das Cocain krystallisirt in kleinen färb- und geruch- losen Prismen. In Wasser ist es wenig löslich, viel leichter in Alkohol, sehr leicht in Aether. Es reagirt stark alkalisch. Es schmeckt bitterlich und übt auf die Zungennerven die eigenthümliche Wirkung aus, dass die Berührungsstelle vorübergehend wie betäubt, fast gefühl- los wird. Es schmilzt bei 980 uir^j ei'stärrt wieder kry- stallinisch. Bei höherer Temperetur zersetzt es sich gros- sentheils unter Bildung ammoniakalischer Producte, nur ein kleiner Theil scheint sich unzersetzt zu verflüchtigen. Auf Platinblech erhitzt, verbrennt es mit leuchtender Flamme ohne Rückstand. Das Cocain neutralisirt die Säuren vollständig, in- dessen scheinen die meisten Salze lange amorph zu blei- ben und nur schwer zu krystallisiren. Am leichtesten krystallisirt das salzsaure Salz, das auch unter starker Wärmc-Entwickelung entsteht, wenn man trocknes Chlor- wasserstoffsäuregas zu Cocain leitet. Das Cocain hat mit dem Atropin grosse Aehnlich- keit, indessen sind sie, wie vergleichende Reactionen 32 Wicke, und auch vorläufig schon die verschiedene Zusammen- setzung gezeigt haben, wesentlich von einander verschie- den. Sehr ähnlich sind sie auch durch die Aehnlichkeit der Goldchloridsalze^ die beide aus den salzsauren Sal- zen durch Goldchlorid als hellgelbe, flockige Nieder- schläge, aus verdünnten warmen Lösungen in feinen gelben Krystallblättchen gefällt werden. Aber das Cocam- Goldsalz ist dadurch so charakterisirt und für die wahr- scheinliche Constitution des Cocains so merkwürdig, dass es bei der Zersetzung durch Erhitzen eine grosse Menge Benzoesäure bildet. Auch scheint das Cocain durchaus nicht auf die Pupille zu wirken. Vorkommen von Cölestin in einer fflergelgrube bei Wassel; von Prof. W i 1 h e 1 m W i ck e. Das Dorf Wassel liegt in südwestlicher Richtung von Lehrte, der bekannten Eisenbahnstation zwischen Hannover und Braunschweig. Die Mergelgrube, in wel- cher der Cölestin aufgefunden wurde, gehört dem Acker- mann Behmann zu Wassel. Herr Bergcommissair Retschy zu Uten hat das Verdienst, zuerst auf den, für die hei- mathliche Naturkunde nicht uninteressanten Fund auf- merksam gemacht zu haben. Ich verdanke ihm nicht allein sehr schöne Stücke des erwähnten Fossils, sondern auch nähere Angaben über dessen Vorkommen. Noch ein anderer Fundort für Cölestin ist von Herrn Retschy in dortiger Gegend entdeckt worden. Die Niederung zwischen Sehnde und Rethmar ist es, wo ebenfalls Cöle- stin vorkommt und zwar in einem Thone, der auf der Sehnder Ziegelei zu Mauer- und Dachsteinen verarbeitet wird. Indessen sei hier gleich erwähnt, dass dieser zweite Fundort das Mineral in weniger reiner Form lie- fert; auch sind die bis jetzt gefundenen Stücke von Cölestin in einer Mergelgnibe hei Wassel. 33 geringerer Dicke. Möglich aber, dass, da die Sehnder Fundstätte nur 1 Stunde von der Wasseler entfernt ist, hier ein zusammenhängendes Lager von Cölestin in der Tiefe auftritt. Der Wasseler Mergel ist ein zäher dunkel gefärbter Thonmergel. Ich muss unentschieden lassen, ob er der Muschelkalkforraation oder der Kreide angehört. Viel- leicht ist das Terrain nur aufgeschwemmter Boden. Die Ackerkrume ist sandig, ziemlich tief und die Oberfläche hat mehrere hügelige Erhebungen. Nach Westen hin fällt der Boden ab und geht in eine deutlich ausgesprochene Sinke über. Am Saume dieser letzteren liegt die gedachte Mergelgrube. Es kommen dergleichen Gruben in der Nach- barschaft mehrere vor. Auch in den übrigen will man Cöle- stin gefunden haben. Nach den Aussagen Behmann's ist das Vorkommen folgendes. In einer Tiefe von wenigen Füssen, das erste Lager; horizontal erstreckt, in dünnen Platten. In grös- serer Tiefe eine zweite Folge und endlich noch eine dritte. Bruchstücke dieser letzteren Formation, welche sich durch Reinheit und Dicke besonders auszeichnen, standen mir für meine Untersuchung zu Gebote. Es waren Fragmente grösserer Tafeln, ^l^ bis 1 Zoll dick. Die oberen Schichten sind mit dem Mergel aufs Feld gefahren, von den unteren Lagen soll der Eigenthümer mehrere Centner sich reservirt haben. Es ist Aussicht vorhanden, in der nächsten Zeit bestimmtere Angaben über das ganze Vorkommen zu erhalten, da Behmann die Gruben noch weiter auszubeuten gedenkt. Der Wasseler Cölestin ist durchaus ungefärbt und ohne jede Spur von Bitumen, glasartig glänzend. Seiner Textur nach hält er die Mitte zwischen faserig und diclit. Der Bruch ist splittcrig. Er ist frei von Baryt und koldensaurera Kalk; enthält aber Gyps. Ein geringer I2i.sengehalt ist in Form von Oxydul vorhanden. Es schien mir nicht uninteressant auch den Mergel zu untersuchen, namentlich auf einen Gehalt von Stron- Arch.d. Pharm. CLII.Hds. l.IIft. 3 34 Feldhaus, tianerde. Es konnten nur qualitativ Spuren von kohlen- saurem Strontian nachgewiesen werden. Ausser 1^3 Proc. Gyps und 41,7 Proc. kohlensaurem Kalk, bestand der Rest aus Thon, Thonerde und Eisenoxyd. Die Analyse vom Cölestin gab: Schwefelsauren Strontian. . . 91,464 Proc. Schwefelsauren Kalk 8,313 „ Eisenoxydul 0,003 „ 99,780 P"roc. Specifisches Gewicht: 4,020. Der schwefelsaure Kalk ist in wasserfreiem Zustande vorhanden. Ueber die voiumetrische Bestimmung der salpetri- gen Säure überhaupt und des salpetrigsaureu Aethyloxyds insbesondere; von F e 1 d h a u s , Apotheker in Horstmar. Von den Gewichtsbestimmungen der salpetrigen Säure sind es die mit Bleisuperoxyd und mit Harnstoff, welche leicht auszuführen sind. Die erste Methode ist von Peli- got und beruht auf der Veränderung der salpetrigen Säure durch den Sauerstoff des Bleisuperoxyds zu Salpetersäure, so dass aus 2 Atom des Superoxyds 2 Atom Bleioxyd und 1 Atom Salpetersäure entsteht. Setzt man eine ge- wogene Menge Bleisuperoxyd und gleichzeitig Salpeter- säure zu, wenn dieselbe nicht schon frei vorhanden ist, so kann man aus dem Verlust an Bleisuperoxyd die Menge der salpetrigen Säure bestimmen. Die gegenseitige Zersetzung der salpetrigen Säure und des Harnstoffs in Kohlensäure, Stickstoff und Ammo- niak lässt sich ebenso gut zur Bestimmung der salpetri- gen Säure als zu der des Harnstoffs benutzen. Mit Leichtigkeit und Schärfe lässt sich die salpetrige Säure im freien Zustande, wie in ihren Salzen volume- volumetrische Bestimmung der salpetrigen Säure etc. 35 trisch mit übermangansaurem Kali bestimmen. Die Ueber- mangansäure oxyclirt sowohl in alkalischer.^ wie in sau- ren Lösungen die salpetrige Säure zu Salpetersäure. In alkalischen Flüssigkeiten entsteht neben Manganoxydul leicht Manganoxydhydrat und Superoxydhydrat, in säuern entsteht, so lange salpetrige Säure zugegen ist, nur Man- ganoxydul. In alkalischen Lösungen kann man das Ende der Oxydation wegen Bildung des Manganoxydhydrats nicht an der Entfärbung des übermangansauren Kalis er- kennen. Man muss einen Ueberschuss davon zusetzen und mit Eisenoxydul zurücktitriren. Dies Verfahren ist umständlich, und ausgeschiedenes Mangansuperoxyd lässt sich schwer wieder in Lösung bringen. Werden sehr kleine Mengen salpetriger Säure durch die Ueberman- gansäure in sauren Lösungen augenblicklich oxydirt und lassen sich die salpetrigsauren Salze in Lösung ohne Ver- lust der salpetrigen Säure mit Schwefelsäure oder Sal- petersäure ansäuern, so muss die Bestimmung in sauren Flüssigkeiten wegen ihrer Einfachheit den Vorzug haben. Die erste Thatsache steht schon dadurch fest, dass noch so geringe Spuren der salpetrigen Säure durch die Ent- färbung des Chamäleons angezeigt werden. Verdünnte Lösungen der salpetrigsauren Salze kann man mit stark verdünnten Säuren versetzen, ohne dass man den Geruch des Stickoxydgases wahrnehmen kann. Um jeden Zwei- fel hierüber zu beseitigen und die Methode nach ihrem Werth zu prüfen, habe ich Versuche mit dem salpetrig- sauren Silberoxyd, welches am leichtesten rein darzu- stellen ist, angestellt und die Resultate rechtfertigen die Annahme der beiden erwähnten Thatsachen vollständig. Ich wandte zu den Versuchen eine Lösung des kry- stallisirten übermangansauren Kalis an, die durch Prüfung mit Eisen so gestellt war, dass 5 C.C. derselben 1 Milli- grammäquivalent activen Sauerstoflf enthielten. Eine solche Lösung erhält man durch Auflösen von etwa 10 Grm. kry- stallisirtem übermangansaurem Kali in einem Liter Was- ser und Verdünnen. Im Dunkeln hält sich diese Lösung, 36 Feldhaus, wenn man etwas Kalihydrat zusetzt, Monatelang unver- ändert. Ich benutzte eine Bürette von Dr. 'Mohr, woran ich eine kleine Aenderung vorgenommen habe, die sehr bequem ist, und die ich deshalb mittheilen will. An Stelle des Blaserohrs habe ich eine Gummikugel von li/^ Zoll Durchmesser und ziemlich starker Wandung, wie die Kinder sie zum Spielen benutzen_, angebracht. Diese Kugel hat zwei fast gegen einander überstehende Oeflfhungen. Vermittelst der einen wird sie in ein kur- zes, etwas verengtes Glasrohr und dieses in den Kork der Bürette befestigt. Verschliesst man die zweite Oeff- nung mit dem Zeigefinger und drückt die Kugel mit dem Daumen und Mittelfinger, so fliesst die Flüssigkeit aus der Bürette heraus. Hebt man den Zeigefinger auf, so hört das Ausfliessen auf, und man muss dies immer eher thun, als man mit dem Druck nachlässt, weil sonst Luft durch das Ausflussrohr eintritt und Blasen verursacht. Man kann bei geringer Uebung einen einzelnen Tropfen wie einen anhaltenden Strahl ausfliessen lassen. Da 1 Aequivalent salpetrige Säure 2 Aeq. Sauer- stoff absorbirt, so sind 10 C. C. der erwähnten Chamäleon- lösung gleich einem Milligrammäquivalent der salpetrigen Säure oder eines salpetrigsauren Salzes. Das Milligramm- äquivalent des salpetrigsauren Silberoxyds ist 0,154. Es wurde das Zehnfache desselben 1,54 Grm. abgewogen, mit lauwarmem Wasser gelöst und die Lösung auf 500 CG. gebracht. Bei 16 bis IT^C. bleibt diese Lösung klar und man kann sie mit sehr dünner Schwefelsäure und Salpeter- säure versetzen, ohne dass eine Veränderung wahrzuneh- men ist. 50 C. C. dieser Auflösung enthielten ein Milli- grammäquivalent salpetrigsaures Silberoxyd, waren also 10 C. C. der Chamäleonlösung gleichwerthig. In acht ver- schiedenen Versuchen entfärbten 50C.C. mit Schwefel- säure oder Salpetersäure angesäuert, 10 bis 10,2 C. C. Chamäleonlösung, womit die Brauchbarkeit der Methode dargethan war. Einen geringen Einfluss auf das Resul- tat hat die Temperatur^ wobei man den Versuch vornimmt. volumetnsche Bestimmung der salpetrigen Säure etc. 37 Bei sehr niedriger Temperatur, etwa bei S^C. ist die Oxydation am Ende langsam, so dass man um ein Paar Zehntel -Cubikcentimeter, welche noch zu verbrauchen sind, in Zweifel sein kann. Am günstigsten ist eine Temperatur von 16 bis 18<^C.; darüber hinaus braucht man leicht etwas Chamäleon zu viel. Gewichtsanalysen mit Bleisuperoxyd zeigten bei dem salpetrigsaüren Sil- beroxyd keine so grosse Uebereinstimmung, als die volu- metrische Analyse. Diese Methode musste sich auf die Bestimmung der Untersalpetersäure in der rothen rauchenden Salpetersäure anwenden lassen,, da die Untersalpetersäure nur 1 Aeq. Sauerstoflf zu ihrer Oxydation bedarf, so sind 5 C. C. der oben erwähnten Chamäleonlösung gleich einem Milli- grammäquivalente Untersalpetersäure. Da die Unter- salpetersäure sich wie die salpetrige Säure beim Ver- mischen mit Wasser leicht in Salpetersäure und Stickoxyd zerlegt, so muss man Acht haben, dass kein Stickoxyd entweicht. Kennt man das specifische Gewicht der rothen rauchenden Säure, so kann man bequemer mit der Pipette eine Anzahl Cubikcentimeter abmessen, als eine Wägung machen, die wegen des Rauchens der rothen Säure sehr unangenehm ist. 4C.C. einer Säure von 1,525, in 50C.C. Wasser gebracht^ verbrauchten genau 30 C.C. Chamäleon- lösung, 4 C.C. dieser Säure waren 6,100 Grm. und ent- hielten 0,276 Grm. Untersalpetersäure^ nahezu 41/2 Ge- wichtsprocent. Berechnet man das Chamäleon auf salpetrige Säure, so entspricht die verbrauchte Menge 0,114 Grm. 1 Unze dieses Acid. nitric. fumans enthielt nicht ganz 22 Gran Untersalpetersäure, oder beinahe 9 Gran salpe- trige Säure. Eine Gewichtsbestimmung mit Bleisuperoxyd stimmte hiermit ziemlich genau, gab aber eine etwas kleinere Zahl. So leicht eine genaue Bestimmung der salpetrigen Säure in reinen Verbindungen ist, so schwierig ist sie^ wenn noch andere Substanzen zugegen sind, die reduci- rend wirken. Besondere Schwierigkeit bietet in die- 38 Feldhaus, ser Beziehung die Analyse des salpetrigsauren Aethyl- oxyds dar. Der '^ directen Bestimmung des Salpeterätliers steht besonders die grosse Flüchtigkeit desselben entgegen. Man könnte sonst z. B. seine Zersetzung mit HarnstoIT in wäs- seriger Lösung zu einer Gewichtsanalyse benutzen. Man muss aus diesem Grunde die salpetrige Säure in eine nicht flüchtige Verbindung bringen und dann erst ihrer Menge nach bestimmen. Da der Salpeteräther durch Wasser zersetzt wird, so kann man wässerige Lösungen nicht anwenden; es bietet sich aber die spirituöse Kali- lösung als ausgezeichnetes Mittel dar, das salpetrigsaure Aethyloxyd in Alkohol und salpetrigsaures Kali zu zer- legen. Da man hierbei einen, wenn auch nur kleinen Ueberschuss an Kali anwenden muss^ so lässt es sich nicht vermeiden, dass Bräunung eintritt und Substanzen gebil- det werden, welche das übermangansaure Kali ebenfalls entfärben. Bei Anstellung von Versuchen zur Prüfung dieser Verhältnisse hatte ich zunächst zu ermitteln, ob die Zerlegung des salpetrigsauren Aethyloxyds mit Kali vollständig bewirkt wird. Hiervon verschaffte ich mir Ueberzeugung dadurch^ das ich eine Destillation des mit Kali behandelten Salpeteräthers vornahm, und das erste Destillat mit concentrirter Schwefelsäure und dann mit Eisenlösung versetzte. Ausserordentlich geringe Mengen Salpeteräther erkennt man hierbei an der braunen Fär- bung. Eine Lösung von Kalihydrat in 3 Theilen Alko- hol zerlegt in kleinem Ueberschuss den Salpeteräther vollständig, in 5 Minuten, wenn man auf 1000 C. erwärmt. Diese Zersetzung lässt sich in einem starken Glase mit vollständig dicht eingeriebenem Stöpsel, den man mit sehr wenig Talg bestreicht, fest eindrückt und mit Lein- wand überbindet, sehr leicht ausführen. Bei gewöhnlicher Temperatur ist bei Anwendung von concentrirter^ wie von verdünnter spirituöser Kalilösung nach mehreren Tagen noch eine Spur Salpeteräther unzersetzt. Man bekommt in der angeführten Weise alle salpe- volumetrische Bestimmung der salpetrigen Säure etc. 39 trige Säure an Kali gebunden, hat aber ausser dem über- schüssigen Kali nun auch die durch Einwirkung desselben auf den Alkohol entstandenen Substanzen und ausserdem den Alkohol in Lösung. Sehr verdünnter Alkohol entfärbt das übermangansaure Kali nicht, jedenfalls in der Zeit nicht, welche ein Versuch erfordert. Man braucht ihn deshalb nicht abzudunsten, wodurch die Einwirkung des freien Kalis nur vergrössert würde.. Anders verhält es sich mit den durch das Kali bei der Zersetzung des Sal- peteräthers entstandenen braunen Substanzen. Erhitzt man spirituöse Kalilösung für sich, verdünnt mit Wasser und übersäuert mit Schwefelsäure oder SaljDetersäure, so wird das übermangansaure Kali entfärbt, je nach der Dauer der Einwirkung, mehr oder minder. Spirituöse Kalilösung, die bei gewöhnlicher Temperatur einige Zeit gestanden hat, zeigt dasselbe Verhalten. Aus diesem Grunde kann die Maassanalyse mit Chamäleon für das salpetrigsaure Aethyloxyd keine ganz genauen Resultate geben. Es wurden 3,00 Grm., das vierzigfache Milligramm- äquivalent salpetrigsaures Aethyloxyd, Siedepunct 1G,40C., mit Kalihisung zerlegt und auf 200 CG. verdünnt. 10 G.G. dieser Lösung mussten 20C.G. Ghamäleon entfärben. Es wurden in verschiedenen Versuchen 20,6 bis 21,6 G.G. verbraucht. Ob mit Schwefelsäure oder mit Salpetersäure übersättigt wurde, das hatte keinen Einfluss. Gewichts- bestimmungen mit Bleisuperoxyd waren noch viel ab- weichender von dem Gehalt an salpetriger Säure, sie waren alle viel zu gross und gar nicht zu gebrauchen. Es scheint, dass das Bleisuperoxyd in noch grösserem Maasse von den durch Einwirkung des Kalis auf den Alkohol entstandenen Substanzen reducirt wird, als die Lösung des üljermangansauren Kalis. Eine Gewichts- bestimmung mit Harnstoff hat auch in diesem Pralle grosse Schwierigkeiten. Wendet man die alkoholhaltige Lösung zur Gewichtsbestimmung an, so muss schon durch das Verdunsten des Alkohols ein zu grosser Gewichtsverlust 40 Feldhaus, volumetr. Bestimmung dter sa'petrigen Säure etc. entstehen. Dampft man den Alkohol ab, so entsteht koh- lensaures Kali, welches von dem salpetrigsauren Kali schwer genau zu trennen i