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WISSENSCHAF TLICHE ERGEBNISSE

DER

DEUTSCHEN ZENTRAL-AFRIKA- EXPEDITION 1907—1908

UNTER FOHRUNG VON

ADOLF FRIEDRICH, HERZOG ZU MECKLENBURG BAND VIII

ETHNOGRAPHIE ANTHROPOLOGIE V

HERAUSGEGEBEN VON Dr. J. CZEKANOWSKI

LEIPZIG KLINKHARDT & BIERMANN 1927

FORSCHUNGEN

IM

NIL-KONGO-ZWISCHENGEBIET

VON

Dr. JAN CZEKANOWSKI

O. 0. PROFESSOR FOR ANTHROPOLOGIE UND ETHNOLOGIE AN DER JOHANNES-CASIMIRUS-UNIVERSITAT IN LEMBERG

FUNFTER BAND ETHNOGRAPHISCH-ANTHROPOLOGISCHER ATLAS

AZANDE / UELE-STAMME / NILOTEN

MIT 167 TAFELN IN LICHTDRUCK

LEIPZIG KLINKHARDT & BIERMANN 1927

EUS ON tet

Dem Gedachtnis

des Herrn

Dr. Werner Klinkhardt

dem es nicht gegonnt war den Abschlu®& des Werkes zu erleben, das im Laufe von siebzehn Jahren den

Gegenstand seiner Arbeit und Sorgen gebildet hat gewidmet vom Verfasser

Lwow, den 29. Marz 1927.

Inhalts- und Tafelverzeichnis.

Tafel

Tafel

I. 2.

3.

Widmung : Inhalts- und ateeeecenaie Risasi und sein dltester Sohn Séhne des Azande-Hauptlings Risasi . Kinder des Azande-Hauptlings Risasi

4—5. Frauen des Azande-Hauptlings Risasi

6. . Azande-Madchen-aus dem Dorfe Risasi’s

7 8. 9.

10. its 12. BA. 14. 7H 16. 17

18.

. Azande-Haus, . Azande-Vorratshaus im Dorfe des Bilali.

Azande-Frauen aus dem Dorfe Risasi’s .

Azande-Madchen aus dem Dorfe Risasi’s Frau und Tochter des Azande-Hauptlings Risasi eas See erceles Azande-Frauen aus dem Dorfe Risasi’s . Nasi, Frau des Azande-Hauptlings Azanga Azande-Frauen vom Oberlaufe des Bili . Nayira 0 : Azande-Frauen aus aes Oper Uele Azande-Frauen aus dem Oberen Uele Azande-Frauen des Bilali bei Faradje Azande-Frauen aus dem Dorf des Bilali bei Faradje

Azande- Hauptling Atenas mit en ia Gefolge .

. Azande- “Hauptling Ricasi inde sein t Gebize . Tanz bei Risasi

Gacevane von Farddie :

Azande-Vorratshaus .

. Azande-To6pferin . ae . Azande-Medizinmann aus Boradie

. Medizinmann mit den zu Beschneidenden . Halten des zu Beschneidenden .

. Abziehen des Priaputiums .

. Erster Schnitt .

. Circumcision .

. Letzte Stellung des Besenicdeaden

- Zur Strafe fiir Ehebruch

verstiimmelter Azande

. Blutstillen durch Finceramace

. Blutstillen durch Einklemmung . . Behandlung einer Kopfleidenden . Wachhaus

des Azande-Herrschers Ba-

vungura .

Seite

COonrnrt noOAamM uN

37- 38. 39-

40. 41.

42. 43.

| 44. [aise | 46. 47- 48.

Opferkérbe bei Bavungura Gediachtnishaus des Bitima

Hof des verstorbenen Azande-Herrschers Bitima . Geisterhiitten i‘ Aga Herscher (Ee Lebensmittelabgabe beim Azande-Herr- scher Gangi é

Azande-Herrscher Gangi : . Azande-Herrscher Gangi und seine Wied. lingsfrau : Tracht des Agende Hones aa Frau des Azande-Herrschers Gangi

Frau des Azande-Herrschers Gangi

Frau des Azande-Herrschers Gangi Frauen des Azande-Herrschers Gangi.

49—50. Frauen des Azande-Herrschers Gangi

Rito 52. 53- 54: 55° 56, 57:

58.

59. 60.

| 61. | 62.

63.

64.

65.

| 66. 67. | 68. 69— Wc 1a 75: 70. 77:

des des

Frau Azande-Herrschers Gangi

Frau Azande-Herrschers Gangi

Frau des Azande-Herrschers Gangi

des Azande-Herrschers Gangi.

Azande-Frau aus Faradje .

Frau

Azande-Frau aus Faradje .

Azande- Waffen

Madyo-Matte

Bangba-Haus : . Azande-Frauen aus der Uncen von Nala Makere-Haus aus der Poko-Umgebung Bemaltes Mangbetu-Haus aus der Um- gebung von Danga . :

Kleiner Mangbetu- Hauptling ¢ aus eee ite gebung von Nepoko 3 Mangbele-Siedlung bei Gucvbari Baumfallende Mangbele . ue Wande eines Mangbele-Hauses bei Metin Geriist eines Mangbele-Hauses bei Meritu Dorf des Bangba-Hauptlings Naberet

71. Bangba-Haus. Naberet . E Vorratshaus und Hiihnerstall. Bangba 74. Bangba-Frauen des Djabir . Dorf Gumbari’s. Mangbele . Dorfplatz bei Gumbari Mangbele-Frau mit Kind .

Seite

27

28

Tafel 78. Mangbele-Frauen aus Gumbari 79. Elfenbeinschnitzer aus Gumbari

80. Bananenhain aus der Gumbari-Umgebung 81—82. Bakango-Boote aus Niangara S2eedhochtem Aramas 7.09 <j 2s aie eee 84. Mayogu-Krieger aus der Umgebung _ von Nala . ;

85. Se ee

86. Mayogu-Frau BEER AGS

87. Elephantiasiskranker aus Amadi

88. Abarambo aus der Umgebung von Amadi

89—90. Abarambo aus der Umgebung von Surango

Abarambo - Jagling aus Ge Ume bung von Surango .

Abarambo-Zauberer

Schmelzofen in Amadi

Buschmesser . . . .

gl.

92. 93. 94. Heit 95—97. Bari-Frauen aus der von Vankerckhovenville .

Umgebung 98. 99.

100.

IOI.

102,

103.

104.

Bari-Hauptling Surur und sein Gefolge.

Mabali-Knabe

Mabali-Mann

Mabali-Jiingling

Mabali-Frau . -

Dorfplatz eines Lur- Dorfes ;

Lur-Dorf in der Nahe von Mahagi

105. Lur-Hiitte -

106. Lur-Vorratshaus

107—108. Lur .

tog. Lur aus der Weenies von Maha

110. Gehoft des Logo-Hauptlings Maruka

111. Maruka mit seinen Familienangehérigen

112, Logo-Kinder aus dem Dorfe Maruka’s ,

113—I114. Logo

115. Bambisa-Dorf in ay Kilo- Uimgebune

116. Rauchender Bambisa. Kilo-Umgebung

117. Lendu u. Bambisa aus d. Kilo-Umgebung

118. Lendu-Hiitte aus der Umgebung von Kilo

119. Lendu- Hauptling Djangoba. Leute und sein Dorf . :

120—122. Lendu-Krieger Djangoba’s

Seine

Seite 30 30 31 31 32

32 32 33

316) |

33

34

34 34 35 35

Vill

Tafel

123. Lendu-Krieger mit Frau .

124. Lendu-Frau aus dem Dorfe Dyaneobs: 125—126. Dorf der Nil-Madi

127. Hiitten der Nil-Madi .

128. Madi-Hiitte im Bau

129. Viehkrai der Nil-Madi : i 130. Vieh und Vorratshduser der Nil-Madi : 131. Madi aus der Umgebung von Nimule 132. Bari-Dorf in der Nahe von Redjaf . 133. Dorfplatz im Bari-Dorf .

134. Bari-Dorf am Nil

135. Kakwa-Landschaft .

136. Kakwa-Gehéft in der Nahe von ise 137. Vorratshauser d. Kakwa. ee

Kakwa-Arbeiter . Tanz am Totenfest der ae

138. soe 139. Aba- Umgebung :

Trauernder Bruder und Nochisleet ‘de

verungliickten Kakwa-Hauptlings bei Aba

140.

141. Mahlen der Hirse am _ Totenfest. Kakwa eee

142. Tanzrast am Totenfest

143. Soldatendorf in Aba

144. Garnison von Gumbari

145. Garnisonsbad in Gumbari

146. Vom Bad . pe a

147. Soldatentanz am Ko6nigsgeburtstag in Faradje ee rasta ion tis!

148. Frauenspiel am Kd6nigsgeburtstag in Faradje hs petegtaronaas

| 149. Nectintacsanpell ae Garnison von

Gumbari é Noe ®

150. Frauenpalaber dhwartende Bingeborent in Gumbari : :

I51. Straflinge an der Kette in Anaude 6

152. Hinlieferung der Abgaben in Gumbari .

153. Bespannung d. Rinder im Viehkral in Yei

154—159. Aus dem Viehkral in Kagulu .

160—164. Aus dem Viehkral in Vankerck- hovenville . 5

165. Mannergurte aus Nepako

166—167. Keramik aus Surango .

Seite

Tafelerklarungen.

Tafel 1. Risasi und sein altester Sohn.

Risasi ist ein kleiner Azande-Hauptling aus dem Gebiet des Postenbezirks Faradje. Seine Hauptlingschaft verdankt ihre Existenz der von den belgischen Behorden durchgeftihrten administrativen Einteilung des Landes und wurde aus einem Teile der Besitzungen des Azande-Herrschers Renzi gebildet, die dem Secteur Faradje zugefallen sind. Das Dorf des Risasi liegt vier Stunden westlich von Faradje, 2 km stidlich von der KarawanenstraBe nach Dungu. Die Nahe zur Station macht sich hier ftihlbar in der Tatsache, dafS§ sowohl der Vater, wie auch sein mutmaflicher Nachfolger ,,europdische“ Kleider tragen. Diese bestehen aus einer Hose aus blauem Baumwollstoff (kaniki) und einer Bekleidung des Oberkorpers. Wahrend aber der Hauptling ein Flanellhemd tiber einem 4rmel- losen Sporthemd tragt, ist sein Sohn mit einer nach europdischer Art genahten Jacke (mit sechs weifien Glasknépfen und zwei Seitentaschen) bekleidet. Die Jacke wurde im Posten von einem Askari aus blauem Baumwollstoff hergestellt. Die Kopfe sind mit viereckigen, mit Hahnenfedern geschmtickten Strohmiitzen der Mangbetu-Art, bedeckt, und bezeugen den so weit nach Osten reichenden Einflu8 der westafrika- nischen Kultur. Beide tragen Armringe am linken Handgelenk: der Hauptling einen aus Pflanzenfasern geflochtenen mit mehreren Amuletten, der Sohn einen solchen aus einem Stiick Messingdraht, der auf der Station zu Zahlungszwecken benutzt wird. Beide haben nach Soldatenart kurzes Haar.

Wahrend in der ganzen Tracht, vielleicht abgesehen von den Amuletten, keine Spur der urspriinglichen Azande-Kultur sich bemerkbar macht, sieht man im Hintergrunde eine recht typische Azande-Hiitte. Sie ist rund, hat ein konisches Strohdach und weist die iiber den Unterbau vorspringende Wand auf, die das Innere gegen das Eindringen der im Lande so lastigen Ratten sichert. Der Vorsprung ist auf dem Bilde sichtbar als eine scharf abgeschnittene Schattenlinie, ungefahr 25 cm tiber dem Boden.

Tafel 2. Séhne des Azande-Hauptlings Risasi.

Die zwei anderen erwachsenen Sohne von Risasi sind ganz abweichend ge-

kleidet. Der jiingere tragt ein Stiick blauen Baumwollstoffes nach der Art der Deutsche Zentralafrika-Expedition. IIL. I

Be

Rindenstoffe (roko) der Azande und tragt auf dem Kopfe eine viereckige mit Hahnenfedern geschmiickten Strohmitze, ganz wie sein Vater. Der altere dagegen, der Sohn einer Momvu-Frau, hat um die Lenden ein Stiick weifen Baumwoll- stoffes (merikani) geschlungen, tiber das ein Gurt geschnallt ist. Das ist das einzige Mal, wo mir diese Bekleidungsart bei einem Eingeborenen aus dem Uele-Gebiet auf- gefallen ist. Sonst sieht man sie nur bei den Tragern der Elfenbeinhandler, die aus dem - Zwischenseengebiet stammen. Seinen Kopf bedeckt eine runde Strohmiitze, die eine Nachahmung des agyptischen ,,tarbush“ darzustellen scheint und haufig im Nordosten des Uele-Gebietes vorkommt. Wa4hrend der jiingere in der rechten Hand einen Fliegenwedel halt, der im Grunde genommen ein Rangabzeichen der Vornehmen darstellt und asiatische Ankniipfungen zu verraten scheint, sehen wir beim alteren ein Halsband. aus vergoldeten Glasperlen (mangala). Dieses von den Azande- Mannern des Risasi sonst nicht getragene Schmuckstiick schlieBt sich ohne Zweifel dem Halsschmuck der Waldstamme an und verrat die ethnische Zugehorigkeit der Mutter des Betreffenden, die zum Stamme der Momvu gehorte. Das tritt auch im auffallend verschiedenen Korperbau der beiden Manner zutage. Wahrend der jiingere den typischen athletischen Bau der Azande aufweist, ist der altere wesentlich schwacher gebaut, hat vor allem einen engeren, flacheren Thorax, schwdchere Muskeln und ist durch einen iippigeren Bartwuchs ausge- zeichnet. Den Schmuck der Beiden erganzen Armbander aus vergoldeten Glas- perlen, beim jiingeren ein einfaches, beim 4lteren ein doppeltes. Das Haupthaar der beiden ist recht kurz, aber doch in eine Anzahl Strange geflochten.

Tafel 3. Kinder des Azande-Hauptlings Risasi.

Der Jiingling ist ganz identisch gekleidet mit seinem etwas alteren Bruder, der auf der vorigen Tafel abgebildet ist. Der einzige Unterschied ist der, daB er auch sein rechtes Handgelenk mit einem Armband schmiickt. Das Madchen tragt als Kleidung einen Vorderschurz aus weifem Baumwollstoff (merikani), der infolge der langen Benutzung die charakteristische braune Farbung erhalten hat. Der Schurz ist befestigt durch Einstecken unter die Lendenbinde, die aus Pflanzen- fasern geflochten ist. Dieselbe Binde halt hinten die Hinterquaste aus Gras fest. Yorn wird die Binde durch eine Anzahl Messingringe aus diinnem Draht ge- schmiickt. Die beiden Handgelenke zieren je zwei Armringe, der eine aus vergoldeten Glasperlen, der andere aus Messingdraht. Am Halse sieht man ein Band aus feinen Glasperlen in mehreren Schniiren, das den typischen Schmuck der hiesigen Azande-Frauen darstellt.

Am Boden hinter dem Madchen liegt ein weitmaschig geflochtener Korb, wie er von den benachbarten Logo und den Waldbewohnern benutzt wird. Das Dorf des Risasi liegt ganz am Rande des geschlossenen Logo-Gebietes. Im Hinter- grunde sieht man eine Frau auf einer Mangbetu-,kalagba“ sitzen. Diese sofaartige Sitz- und Liegegelegenheit zusammen mit der Bananenplantage am Rande des

3

Dorfplatzes ebenso wie die viereckige Strohmiitze sind Erscheinungen, die der Azande- Kultur urspriinglich fremd, hier jedoch schon ganz eingebiirgert sind. Wahrend aber die ,kalagba“ und die viereckige Miitze zur westafrikanischen Kultur der Mangbetu gehoren, sind die Bananenpflanzungen am Rande des Dorfplatzes auch bei den Momvu ganz allgemein.

Tafel 4—5. Frauen des Azande-Hauptlings Risasi.

Die altere der beiden hier abgebildeten Frauen ist die erste Frau des Azande- Hauptlings Risasi. Die ersten Frauen nehmen in den hiesigen Harems eine Vor- rangstellung ein gegentiber den jiingeren Frauen, die im Geschlechtsleben ihres Herrn die Hauptrolle spielen. Die erste Frau, die urspriinglich den ersten Platz in jeder Beziehung einnahm, wird spdter mit der Vergré®erung des Frauen- besitzes zur Vorgesetzten des ganzen Haushaltes, welche die Arbeit verteilt und das Ganze tiberwacht. Die jiingere der beiden abgebildeten Frauen ist die Favo- ritin des Risasi.

Die Kleidung der ersten Frau bildet ein Vorderschurz aus bunt bedrucktem Baumwollstoff (kanga), der von einer iiber ihn geschlagenen Lendenbinde mit zahlreichen Ringen aus Messingdraht und einer Schmuckbinde aus mehreren Schniiren weiSer Glasperlen festgehalten ‘wird. An diesen Binden ist die Hinterquaste befestigt. Den Schmuck vervollstandigen eine Stirnbinde und ein Halsband, beide aus zahlreichen Schniiren ebensolcher weifSer Glasperlen. Die Beine schmiicken dicke Messingringe an beiden Knocheln und zahlreiche feine Drahtringe ebenfalls aus Messing tiber den Knocheln. Die Handgelenke verzieren kleine Manschetten aus spiralig zusammengerolltem Messingdraht und ein dicker Messingring am rechten Handgelenk.

Die Favoritin ist mit einem Vorderschurz aus weifSem Baumwollstoff be- kleidet, und die tiber ihn geschlagene Binde tragt hinten Laub statt der Hinter- quaste. Der Schmuck besteht aus dicken Messingringen an den Knécheln, mittelhohen Manschetten aus spiralig zusammengerolltem Messingdraht an den Unterarmen, je zwei Armringen aus dickem Messingdraht an den Handgelenken, einem Messingring am rechten Daumen und einer einfachen Schnur vergoldeter Glasperlen am Halse. Dazu kommt die Vorrichtung zum Tragen des Kindes. Sie besteht aus einem weiten Gurt aus Antilopenfell, der den Oberkérper umhiillt und das auf der Hiifte rittlings sitzende Kind stiitzt. Dieser Traggurt wird von einem uber die linke Schulter geschlagenen Tragband gehalten. Den Verschlu8 des Traggurtes bildet ein langs durch seine Lécher durchgezogener Riemen, der auf der Abbildung gut sichtbar ist. Das Kind tragt als Schmuck lediglich mehrere Schniire vergoldeter Glasperlen um den Hals und je eine solche Schnur um die Handgelenke und um die Knéchel. Sonst ist es nackt.

Beide Frauen haben durchlochte rechte Nasenfliigel und zahlreiche feine Zier-

narben am Leibe. Die Verschiedenheit der beiden Frisuren hat ihren Grund darin, 1

=— 4

da8 die Haare der jiingeren Frau noch nicht fertig gekammt sind. Bei der alteren gestattet die Seitenansicht eine Orientierung tiber die Anordnung der geflochtenen Haarstringe. Sie bestehen aus einem einfassenden Haarstrang tiber der Stirn, von dem longitudinale Sektoren nach hinten verlaufen und dort in winzigen Zopfchen endigen.

Sehr auffallend ist die Tatsache, daB die erste Frau viel reicher geschmiickt

ist als die Favoritin.

Tafel 6. Azande-Frauen aus dem Dorf Risasi’s.

Die drei hérigen Frauen aus dem Dorf Risasi’s sind ganz armselig gekleidet. Nur eine tragt einen Vorderschurz aus Baumwollstoff. Bei den tibrigen sehen wir stark abgetragene Rindenstoffe. Keine weist Beinringe auf, und nur bei einer sehen wir einen einfachen Armring aus Messingdraht. Den zwei anderen fehlen dagegen nicht die Halsbander aus mehreren Schniiren feiner weifien Glasperlen, und die mittlere, die ihren Saugling ohne Tragband halt, hat noch dazu eine grofe Schnur vergoldeter Glasperlen iiber die Schulter geschlagen. Ihren Schmuck er- ganzen ferner noch Ohrringe und ein knopfartiges Schmuckstiick im rechten Nasenfliigel. Die Frisuren haben die oben mnaher geschilderte Form, und den Oberkérper bedecken feine Ziernarben, die ftir das Uele-Gebiet so charak- teristisch sind.

Tafel 7. Azande-Madchen aus dem Dorfe Risasi’s.

Das hier abgebildete Madchen soll eine Tochter des Hauptlings Risasi sein. Sie wurde meinem Reisebegleiter, einem belgischen Unteroffizier, als Gastgabe wahrend unseres Aufenthaltes tiberlassen. Diese im siidwestlichen Uele-Gebiet ganz allgemein verbreitete Sitte erstreckt sich meines Wissens bei den Azande nicht auf die ebenbiirtigen Téchter der Vornehmen. Hier wird man wohl mit dem Um- stande zu rechnen haben, daf Risasi seine ganze Stellung der Station und nicht seiner Herkunft verdankte.

Das Madchen weist die iibliche Tracht der Azande-Frauen dieses Gebietes auf, die schon oben eingehend geschildert wurde. Gut sichtbar sind die feinen Punktkeloide und die kleinen Ziernarben, die symmetrisch den Korper bedecken. Ferner sind noch die drei divergierenden Narben auf jeder Wange zu erwahnen.

Tafel 8. Azande-Madchen aus dem Dorfe Risasi’s.

Die Profilansicht des eben besprochenen Méadchens und ihrer jiingeren Schwester gestattet die Form der Hinterquaste zu beobachten. Sie besteht aus einem Biischel Gras, der oben in einen Schopf zusammengeflochten ist. Uber den

5 —— Schopf ragt auf einem geflochtenen Stengel eine rosettenartige Verzierung heraus, die bei der Gangbewegung nach beiden Seiten kokett schwankt. Nur selten fehlt diese Verzierung, wie das hier beim alteren Madchen der Fall ist.

Wahrend bei der jiingeren im noch nicht fertig gekammten Haar ein Kamm steckt, unterscheidet sich die Frisur der alteren von den bereits geschilderten dadurch, daB zwischen dem geflochtenen Strange, der den Stirnrand einfa®t, und den nach hinten verlaufenden Sektoren noch ein anderer eingeschaltet ist, in dem die Haare in zwei senkrechte Reihen zusammengezogen sind. Beide Madchen tragen Messingringe am vierten Finger der rechten Hand.

Sehr charakteristisch fiir die Azande-Madchen ist die hier gut sichtbare Ver- jungung der Brustspitze am Rande des Warzenhofes, die sie zitzenformig vor- ragen lat.

Die im Hintergrunde sichtbare Rundhiitte mit konischem Dach zeigt einen sehr gut ausgebildeten Vorsprung der Wandpartie tiber dem verjiingten ebenfalls aus Ton hergestellten Unterbau, der in diesem Falle einen halben Meter hoch ist.

Tafel 9. Frau und Tochter des Azande-Hauptlings Risasi.

Die Tafel gibt neben der eben besprochenen jiingeren Tochter des Risasi eine seiner jungen Frauen wieder. Die Frau tragt ihren Saugling in einem Stiick weifien Baumwollstoffes, das iiber der rechten Schulter am Halse verknotet ist und den'linken Arm freila®Bt, der das rittlings auf der Hiifte sitzende Kind stiitzt. Die Anwendung des Baumwollstoffes anstatt des Traggurts aus Tierfell mit Trag- band hat zur Folge, da® die straffe Korperumhiillung weggefallen ist und blo die stiitzenden Teile geblieben sind. Deshalb darf man annehmen, da® wir es hier nur mit einer durch die Veranderung des Materials der Tragvorrichtung ver- ursachten Verdnderung der Form, nicht aber mit einer fremden Beeinflussung zu tun haben.

Ganz auffallend ist der leichte Bau der unteren Extremitaten, die bei den Azande-Mannern eine recht starke Ausbildung der Muskulatur aufweisen.

Tafel 10. Azande-Frauen aus dem Dorfe Risasi’s.

Die drei hier abgebildeten Frauen tragen die tibliche Kleidung und Schmuck. Einer fehlen dabei sowohl die Armringe wie auch das Halsband. Keine tragt Beinringe. Nur eine hat ein Schmuckstiick im durchlochten rechten Nasenfliigel. Der Mangel an reichlicherem Schmuck kennzeichnet Frauen tieferer sozialer Schichten. Wa&ahrend die eine ihren Kopf mit einer runden Manner-Strohmiitze bedeckt, weist die zweite eine bisher noch nicht abgebildete Frisur auf. Wir sehen hier einen Scheitel, von dem Sektoren nach beiden Seiten verlaufen und sich parallel zur Einfassung des Stirnrandes stellen. Die Frisur der dritten ist nicht

ong et

fertig, wie das die im Haar steckende Haarnadel verrdt. Das Haar zerfallt in .

eine groBe Anzahl kleiner Locken, die nach allen Richtungen abstehen. Es. ist zu betonen, da® die Briiste dieser jungen Frauen keine Spuren der Verjiingung am Rande des Warzenhofes zeigen, die sonst bei den Madchen auffallen.

Tafel 11. Nasi, Frau des Azande-Hauptlings Azanga.

Nasi, die am meisten geliebte Frau des kleinen Azande-Hauptlings Azanga aus der unmittelbaren Umgebung von Faradje, wurde aufgenommen, als sie ihren Gatten der Sitte der Mangbetu gemaf® beim Besuche auf die Station begleitete. Dort, wo die Azande noch an ihren alten Sitten festhalten, bringen sie ihre Frauen nicht mit auf die Stationen. Nasi ist gelegentlich des feierlichen Besuches nach Art der Soldatenweiber gekleidet. Ihr Korper ist eingehiillt in ein Stiick blauen Baumwollstoffes (kaniki), das aus zwei normalen Breiten der Lange nach zusammengenaht ist und durch Umkrampelung des oberen Randes iiber den Briisten gehalten wird. Man hiillt sich in der Weise in den Stoff, da® das linke Ende nach Innen und das rechte nach Aufen unter die linke Achsel kommt und der senkrechte Rand beim Gehen von dem linken leicht nach unten gehaltenen Arme an den Ko6rper gedtiickt wird. Den Schmuck erganzen einfache Armringe aus dickem Messingdraht und Manschetten aus einer etwas diinneren Drahtspirale aus demselben Metall. Den Hals schmiickt eine doppelte Schnur feiner weifer Glasperlen, und das Haar weist die gew6hnliche Frisur auf, die hier schon wiederholt erwahnt wurde. Im Hintergrunde sieht man die Blumenbeete vor dem Hause des Postenfiihrers.

Tafel 12. Azande-Frauen vom Oberlaufe des Bili.

Die beiden hier abgebildeten Frauen gehdren zur Kategorie der ,,Haus- halterinnen“ (menagéres) des europdischen Personals, dem es gestattet ist nur je ein ,,bedienstetes Frauenzimmer zu halten. Beide sollen vom Oberlaufe des Bili- Flusses stammen, doch ist diese Angabe nur beziiglich der gro®eren ganz sicher, da sie aus diesem Gebiet als Begleiterin eines dort ausgehobenen und spater an den Pocken gestorbenen Rekruten gekommen ist. Die kleinere ist schon auf den Stationen aufgewachsen, wohin sich ihre Mutter seinerzeit gefliichtet hatte.

Beide Frauen waren nach der Art der Soldatenweiber gekleidet, d. h. in Baumwollstoffe gehiillt, wie die auf der vorigen Platte abgebildete Nasi. Trotz- dem behielten sie an Stelle der schon nicht mehr benutzten Lendenbinden Perl- schntire tiber den wenig vorragenden Hiiften bei. Den Schmuck vervollstandigen Halsbander aus feinen weifen Glasperlen und Armbander aus groBen vergoldeten Glasperlen an den Handgelenken.

Da sie zur Photographie sehr sorgfaltig Toilette machen wollten, wurde das

a ee ee ee

7 Haar aufgekammt. Da ich aber nicht langer warten konnte, so wurden sie aufge- nommen, ehe die Frisuren fertiggestellt waren. Ihre Koketterie verraten die in die Ohr- lécher gesteckten Blumen, die von den Blumenbeeten der Station gepfliickt wurden. Sehr auffallend ist der groSfie Unterschied im K6rperbau der beiden Frauen. Wahrend die hdéhere den typischen Korperbau der nordlichen Azande aufweist, ahnelt die kleinere den Frauen des Urwaldrandes. In Hinsicht auf den Unter- schied in der Ausbildung der Briiste ist hervorzuheben, dafi beide Frauen, wie das meistens bei den Frauen des Stationspersonals der Fall ist, steril waren. Trotzdem zeigt keine die charakteristische Verjiingung am Rande des Warzenhofes, die bei den Azande-Madchen (Tafel 8) auffallt. Den Bauch der beiden Frauen schmiicken feine Punktkeloide.

Tafel 13. Nayira.

Das Bild gibt die auf der vorigen Tafel abgebildeten Frau wieder und ge- stattet das im Uele-Gebiet haufig vorkommende Keloidenmuster zu beobachten. Es besteht aus zwei Rechtecken, die aus je sechzehn in vier Reihen zu vier Stiick angeordneten kleinen rechteckigen Keloiden gebildet werden. Hier sind die Muster tiber den beiden Briisten angebracht, sie kommen aber auch weiter oben und auf den Armen vor.

Das ‘von Nayira getragene Halsband ist ein europdisches Erzeugnis, das von den Elfenbeinhindlern aus Chartum mitgebracht wurde.

Tafel 14. Azande-Frau aus dem Oberen Uele.

Nach dem Ablegen des blauen Baumwollstoffes tragt die hier abgebildete Soldatenfrau, abgesehen vom gewohnlichen Schmuck aus zwei Schniiren vergoldeter Glasperlen (mangala) tiber den Hiiften und dem Halsbande aus mehreren Schniiren feiner Glasperlen, noch drei Armringe aus Glasperlen am rechten Handgelenk und zwei von den Azande-Frauen hier sonst wenig getragene Ringe aus Messingdraht iiber den Kno6cheln. Bauch und Brust bedecken zahlreiche Ziernarben, die auf dem Bauch fein ausgeftihrt sind, wahrend sie auf der Brust, wohl infolge nach- lassiger Ausfiihrung, zu groben Kelloiden zusammenfliefen.

Die Frisur ist nicht die am haufigsten vorkommende Form. Die Einfassung des Stirnoberrandes zerfallt in zahlreiche schmale zum Stirnrande senkrecht ver- laufende Streifen. Das iibrige Haar bildet eine Art Kappe aus radialen Sektoren, die tiber dem Hinterhaupt zusammenlaufen und dort den Ausgangspunkt eines winzigen Zopfchens bilden, das frei hinunterhanegt.

Die Briiste dieser sterilen Frau weisen die charakteristische Verjiingung am Rande des Warzenhofes auf. Diese ist jedoch schon recht schwach angedeutet.

Tafel 15. Azande-Frau aus dem Oberen Uele.

Der Schmuck dieser jungen Soldatenfrau ist duferst diirftig, wenn auch der Korper eine sehr sorgfaltige Pflege bezeugt. Er besteht aus zwei Schniiren ver- goldeter Glasperlen iiber den Hiiften und einer Perlschnur derselben Art am linken Handgelenk.

Den Korper schmiicken zahlreiche Punktkeloide und Ziernarben. Die letzteren sind in zwei senkrechten Reihen angeordnet und bestehen aus einer Anzahl gesonderter Elemente aus je drei Narben, die seitlich auseinanderlaufen. Diese Ziernarben kann man sowohl am Bauche, wie auch oberhalb der Briiste beobachten. Im Gesicht sieht man oberhalb der Augenbrauen eine horizontale Linie aus kleinen senkrechten Keloiden, die in geringen Entfernungen voneinander angebracht sind. Diese Verzierung weist auf die Lander in der Nahe des Ababua-Gebietes hin.

Die hier abgebildete Frau unterscheidet sich von den bis jetzt abgebildeten Azande-Frauen durch die Starke ihrer Hiiften und die Ausbildung der Kriimmung in der Lumbalgegend. Die recht grofen Briiste zeigen keine Spuren der Ver- jiingung am Rande des Warzenhofes, wenn auch die Frau ganz jung ist.

Das Kopfhaar wurde vor wenigen Wochen rasiert und verrat keine Spur einer kunstvollen Frisur. Es ist zu kurz dazu. 3

Tafel 16. Azande-Frauen des Bilali bei Faradje.

Die beiden Frauen des Bilali, eines kleinen Azande-Hauptlings am Wege Vankerckhovenville—Faradje, tragen keinen Schmuck. Die dltere ist nach der Art der Soldatenweiber mit blauem Baumwollstoff bekleidet. Sie scheint ihn aber noch nicht zu tragen zu verstehen und schnallt die Lendenbinde tiber ihn. Die jiingere ist nach der Art der gewohnlichen Azande-Frauen mit einem Vorderschurz aus Rindenstoff bekleidet und tragt ihr Kind mit Hilfe eines Traggurtes aus Anti- lopenfell, wie er schon oben besprochen wurde. Das Haar der 4lteren ist nicht gekammt, wihrend die Frisur der jiingeren aus einer grofSfen Anzahl kleiner Zopfe besteht, die auf die Stirn hinunterfallen.

Die Kinder sind im Gegensatze zu ihren Miittern mit Perlschniiren um den Hals und um die Knéchel geschmiickt. Am Beinring des einen sieht man ein An- hangsel aus einer Kaurimuschel.

Den Hintergrund bildet das Gestriipp in der Umgebung des Rasthauses dieses Etappenpunktes.

Tafel 17. Azande-Frauen aus dem Dorfe des Bilali bei Faradje.

Den Gegenstand der Aufnahme bilden Frauen und Kinder, die aus dem Dorfe kamen um die Expeditionskarawane anzusehen. Die Feierlichkeit des Besuches kommt darin zum Ausdruck, da8 drei Frauen Baumwollstoffe tragen, tiber den

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die mittlere einen europdischen Gurt geschnallt hat. Nur eine, die schon auf der vorigen Tafel abgebildet wurde, hat ihre einheimische Tracht beibehalten und glinzt in der Sonne mit der nackten vollen rechten Brust. Die Frauen ohne Sauglinge tragen Halsbander aus Perlschniiren. Es ist ganz auffallend, daf die jungen Miitter durch den Mangel an Schmuckstiicken gekennzeichnet sind. Ob das durch bloBe Nachlassigkeit der stark durch ihre Kinder in Anspruch ge- nommenen Frauen oder durch eine bestimmte Sitte veranlaft ist, konnte ich nicht ermitteln,

Eine Frau tragt in der Hand eine Schlafmatte aus steifem Grasgeflecht.

Die Aufnahme wurde in der Savanne in der Nahe des Rasthauses gemacht.

Tafel 18. Azande-Hauptling Azanga mit Frau und Gefolge.

Die Manner sind nach Azande-Art mit Rindenstoff bekleidet, der zwischen den Beinen durchgezogen und vorn und hinten tiber den Lendengurt geschlagen wird. Den Kopf des Hauptlings schmiickt eine viereckige mit Hahnenfedern ge- schmiickte Strohmiitze nach Art der Mangbetu. Der jiingere Mann seines Gefolges tragt eine runde Strohmiitze, wahrend der 4ltere seinen Kopf mit einem alten ab- getragenen ,,tarbush“ bedeckt hat. Wahrend der Hauptling in der Hand ein Busch- messer halt, sind die beiden Manner seines Gefolges mit langen Azande-Speeren bewaffnet. Abgesehen von diesen Kleidungsstiicken und Waffen besteht der ganze Schmuck der Manner aus einem Armband am linken Handgelenk des Azanga und einem Ring am kleinen Finger der rechten Hand des jiingeren Mannes seines Gefolges.

Die Frau des Azanga ist die schon auf der Tafel 11. abgebildete Nasi. Hier tragt sie nach Azande-Art einen Vorderschurz aus Rindenstoff, der von einer doppelten Perlschnur festgehalten wird. Sie stiitzt sich auf einen langen Bambus- stock. Ihr Haar ist diesmal anders gekdmmt. Am Stirnrande sehen wir mehrere zusammengerollte kleine Zopfe.

Die Schlankheit des weiblichen Korpers, der mit den gut entwickelten Briisten sehr schmale Hiiften und du erst leicht gebaute untere Extremitaten vereinigt, bleibt in einem schroffen Kontrast zum athletischen Korperbau der Manner, die nicht allein unvergleichlich breitere Schultern, sondern auch breitere Hiiften haben. Die Manner sind typische Azande. Ob aber Nasi als eine typische Azande-Frau gelten darf erscheint mir fraglich.

Die Aufnahme wurde auf der Karawanenstrafe Faradje—Dungu gemacht.

Tafel 19. Azande-Hauptling Risasi und sein Gefolge.

Aus der Gesamtzahl der hier abgebildeten Manner sind uns vier schon be- kannt. Das sind Risasi und seine drei Sdhne, denen die zwei ersten Tafeln ge- widmet wurden. Ihre Tracht wurde bei dieser Gelegenheit eingehend besprochen. Von den iibrigen ist an erster Stelle Risasi’s Bruder zu erwahnen, der neben ihm

steht und durch seine ,,europaische“ Kleidung auffallt. Er ist mit einem alten Rock aus leichter Wolle, einer Hose aus blauem Baumwollstoff und einem roten ,,tarbush“ bekleidet. Die iibrigen tragen zwischen den Beinen durchgezogene Stoffe, die vorne und hinten iiber den Lendengurt geschlagen sind. Zwei benutzen dazu Baumwollstoffe aus den Magazinen des Congo-Staates und zwei begniigen sich mit gewohnlichen einheimischen Rindenstoffen. Ihre Haupter bedecken viereckige Strohmiitzen. Eine von diesen ist mit einem Pompon aus Federn geschmiickt, wahrend eine andere nach allen Richtungen wehende Hahnenfedern tragt. Die zwei tibrigen haben ganz neue Miitzen ohne Federschmuck. Der kleine Knabe am Rande tragt ebenfalls Rindenstoff und stiitzt sich auf einen Stock, der ihm die Krticke ersetzt. Seine von den Sandflohen zerfressenen, eiternden Fife machen ihn zum Krtippel. Im Hintergrunde sieht man einen Mann in der landesiiblichen Azande-Tracht, eine Hiitte ohne die tibliche Dachspitze und die am Rande des. Dorfplatzes gelegene Maispflanzung.

Tafel 20. Tanz bei Risasi.

Die Tanzer sind im Kreise um die zum Tanze geschlagene Holztrommel und zwei in der Mitte tanzende Solisten aufgestellt. Auferhalb des Kreises stehen die Zuschauer. Der Tanz ist nicht typisch, da an ihm keine Frauen teil- nehmen. Wie ich mich tiberzeugen konnte spielt die Frau und der primitivste Erotismus im Tanze der Azande die Hauptrolle. Wenn die Tanzstimmung ihren Hohepunkt erreicht, pflegen sich Manner und Frauen mit ihren Korpern anein- ander zu driicken, die sie, den Geschlechtsakt in stehender Stellung nachahmend, im Takt der Tanzmusik bewegen. Die verziickten Gesichter lassen keinen Zweifel iibrig worum es sich eigentlich handelt. Hier wird man wohl den Ursprung der modernen europdischen Tanze suchen miissen, die zusammen mit einer Welle von Negereinfliissen unsern Kontinent nach dem Kriege tberflutet haben, wie das am besten viele Details unserer modernen Frauentoiletten beweisen. Zur Ehre der Azande mu man sagen, da der Tanz verhaltnismafig oft blutige Abrechnungen unter den Mannern zur Folge hat. Eine Aufnahme dieser Art konnte ich nicht machen, da man so ,,begeistert® nur an Abenden zu tanzen pflegt.

Im Vordergrunde sieht man einen kleinen hdlzernen Trog, der zur Enthiilsung der Eleusine benutzt wird. Eleusine spielt in der Nahrung der Azande die Hauptrolle.

Tafel 21. Azande-Haus. Umgebung von Faradje.

Die hier in einer Maniokpflanzung abgebildete Azande-Hiitte hat ein ganz typisches konisches Dach mit einem Schopf an der Spitze. Unten wird das Dach von einer angebundenen Liane festgehalten, die eine Sicherung gegen die hier im Lande sehr starken Winde bildet. Die aus Ton hergestellten Wande sind mit schwarz-weif-roten Mustern bemalt, was eine Beeinflussung seitens der be- nachbarten Bangba darzustellen scheint. Im Vordergrunde sieht man Brennholz, das zum Kochen verwendet werden soll.

Tafel 22. Azande-Vorratshaus im Dorfe des Bilali.

Das Azande-Vorratshaus besteht am oberen Uele aus einem zylindrischen Behalter, der auf einem hdlzernen Unterbau steht. Den Unterbau bilden vier ein- gerammte Pfahle, auf denen zwei Tragbalken ruhen. Auf diesen liegt der aus neben- einandergelegten diinnen Holzstammen gebildete Boden, auf dem der Wand- zylinder aufgestellt ist. Dem frisch hergestellten, in der Sonne trocknenden Vorratshause, fehlt die Dachkappe. Die letztere besteht aus einem korbartigen mit Gras benahten flachen, konischen Geriist.

Der neben dem Vorratshause stehende Azande-Krieger stiitzt sich auf einen langen Speer mit lanzettformiger aufgesteckter Eisenspitze. Der Speer hat keinen Schuh am unteren Ende seines Schaftes. Der Krieger ist mit einem Stiicke rot bedruckten Baumwollstoffes bekleidet, der, zwischen den Beinen durchgezogen, vorn und hinten tiber den Lendengurt hinunterhangt. Sein Haar ist kurz, d. h. es wurde unlangst rasiert.

Tafel 23. Azande-Vorratshaus.

Das hier abgebildete Vorratshaus ist mit der oben bereits erwahnten Dach- kappe bedeckt. Es ist auf einer kleinen runden Erhebung aufgestellt, deren scharf abgestochene Rander gut sichtbar sind. Man scheint den Raum unter dem Be- halter in ein Magazin umwandeln zu wollen. Dafiir sprechen die im Kreise ein- gesteckten diinnen Stabe. Eine Anlage dieser Art zu beobachten hatte ich sonst keine Gelegenheit und auch hier konnte ich keine Auskunft bekommen, da in der Niederlassung im Augenblicke meines Durchmarsches keine Einwohner zugegen waren. Am Rande des Bildes sieht man eine Hiitte mit viereckigem Grundri&, mit Wdnden aus Ton und einer Veranda, deren Strohdach von Holzpfosten ge- tragen wird. Die Aufnahme stammt aus der Umgebung von Nala, und dort sind die Einfliisse der Mangbetu-Kultur sehr stark. Mit ihnen wird man diese Form des Hiittenbaues in Zusammenhang bringen miissen. Auf dem sonst sehr sauber gehaltenen Boden der Siedlungsanlage liegen Stiicke fiir Feuerungszwecke her- geschleppter Holzstimme und ein benagter Maiskolben.

Tafel 24. Azande-TOpferin.

Die Toépferin formt das Geschirr aus einem zu diesem Zwecke gerollten Ton- wulst, dessen spiralig tibereinander gefiigte Windungen das Geriist des GefaBes geben. Durch Glatten mit einem Stiick eines Flaschenkiirbisses werden die ur- spriinglich wulstigen Wande geebnet und gleichmaBig dick gemacht. An den Scherben der zerschlagenen Gefafe kann man jedoch manchmal die Spuren ihrer urspringlichen Struktur beobachten. Die Wande der fertigen Gefafie werden mit

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eingeritzten Ornamenten versehen, die das Halten der runden GefaBe ohne Boden und Henkel erleichtern. Die Topferin sitzt auf einer Matte und hat zur Rechten einen Topf mit Wasser, in dem ein Pinsel aus Bananenblattern steckt. Das Wasser dient zum Auffeuchten des bearbeiteten Tones. Am Boden steht ein halbfertiger Topf.

Den ganzen Schmuck der Tépferin bildet ein Halsband aus feinen weifen Glasperlen. Ihr Haar ist in eine Anzahl Sektoren geflochten, die aus der Gegend ‘des Haarwirbels ausstrahlen. |

Tafel 25. Azande-Medizinmann aus Faradje.

Der hier abgebildete, an einem Auge blinde, alte, schmachtige Mann ist ein Medizinmann aus Faradje, der sich auf die Kunst des Beschneidens versteht. Friiher pflegten sich die Azande nicht zu beschneiden. Erst jetzt verbreitet sich diese Sitte, angeblich unter dem Drucke der Frauen, welche den beschnittenen Mannern den Vorzug geben. Aus diesem Grunde darf man schlieSfen, dafi auch bei den Azande der aufereheliche Geschlechtsverkehr eine sehr grofe Rolle spielen mu.

Der Mann ist mit einem stark abgetragenen Stiick Rindenstoff und einer sehr alten roten Miitze (tarbush) bekleidet. Seinen Schmuck bildet ein weites Halsband aus Liane mit daran hingenden Blattern und ein doppeltes Armband mit Amu- letten am linken Handgelenk. Auf seiner rechten Schulter hangt eine Tasche mit Medikamenten und in der Hand halt er am Tragriemen der Scheide das zum Be- schneiden benutzte ,,sapi“-Messer der Mangbetu. Dieses bei der Beschneidung benutzte Instrument zeigt uns deutlich die Quelle, aus welcher die neue Sitte zu den Azande ihren Weg gefunden hat.

Tafel 26. Medizinmann mit den zu Beschneidenden.

Das Bild zeigt uns neben dem schon oben besprochenen Medizinmann, der bereits sein Halsband und seine Medikamententasche abgelegt hat, zwei Soldaten und einen jungen Arbeiter der Station Faradje, an denen die Operation ausgefiihrt werden soll. Bei den Azande des éstlichen Uele-Beckens verbreitete sich die Sitte der Beschneidung so rasch, da8 man die Soldaten und Arbeiter der Stationen durch schwere Korperstrafen von dem Ausiiben der Beschneidung, die sie fiir mehrere Wochen arbeitsunfahig machte, zuriickhalten mute. Als Herr SEGERS, der Kommandant des Postens Faradje, um mir die Méglichkeit zu geben das Be- schneiden zu beobachten, beim Appell anfragte, wer sich beschneiden lassen wollte, damit der Europaer dies photographieren konnte, meldeten sich so viele, daf nur die mit den besten Konduiten ausgewahlt wurden.

Die Soldaten sind typische, athletisch gebaute Azande mit breiten Schultern und starkem Fettansatz auf der schén gebauten Brust. Das Praéputium bedeckt die ganze Glans. Wahrend das kurze Haupthaar beim ersten ganz gleichma®ig

wichst, hat es der junge Arbeiter blo auf dem Schadeldeckel stehen lassen und sonst rasiert. Beim zweiten Soldaten beschrankt sich das Haar auf ein stehen- gelassenes U-Muster, das mit dem offenen Teile nach hinten gerichtet ist.

Im Hintergrunde sieht man einen aufgestellten Topf, in dem Wasser gekocht wird, mit dem die zu Operierenden vor der Operation sorgfaltig gewaschen werden. Die Operation wird in einer Maniokpflanzung in der Nahe einer Hiitte ausgefiihrt. Der Rand des Daches der letzteren ist auf dem Bilde sichtbar. Dort wurde der Topf geliehen.

Tafel 27. Halten des zu Beschneidenden.

Der zu Operierende wurde folgendermafen in Operationsstellung gebracht. Zuniachst stellte man auf dem Boden ein Polster aus abgebrochenen Maniokzweigen her. Darauf setzte sich ein kraftiger Bursche mit gespreizten Beinen hin. Der zu Operierende wurde vor ihn gesetzt und unter die Schultern gefaBt, wahrend seine Beine iiber die Beine des Haltenden geschlagen wurden. Auf seine Beine setzten sich zwei andere, ihn ebenfalls haltende Burschen. Damit wurde er fixiert und die Operation konnte beginnen.

Die Haltenden sind Kollegen des Operierten, Arbeiter der Station. Einer traet eine runde Strohmiitze.

Tafel 28. Abziehen des Praputiums.

Nachdem alles fertig war, nahm der vor dem zu Operierenden hockende Medizinmann den Penis in die Hand, zog das Praputium herunter und machte mit dem Fingernagel ein Zeichen, wo der Schnitt zu fiihren war.

Der von hinten Haltende verdeckt dem Operierten die Augen und sieht selber neugierig zu. Der sein Bein Haltende hat dagegen in Erwartung des Schnittes das Gesicht verzerrt.

Tafel 29. Erster Schnitt.

Nach sorgfaltiger Priifung des Zeichens wurde mit einem langen Rundschnitt der gespannte, nach aufen gerichtete Teil der Praputiumduplikatur durchschnitten, so daB im ersten Augenblick eine weife klaffende Wunde entstand, die auf der Tafel gut sichtbar ist. Der dadurch verursachte Schmerz veranlaBte den Operierten zum Versuche sich von den Haltenden frei zu machen. Wahrend die Beine stark festgehalten werden, hat der die Arme Haltende einen schweren Stand. Er wurde bereits weit nach hinten geschoben, wenn auch der Operierte wesent- lich jiinger und schwacher war.

Tafel 30. Circumcision.

Nach der Ausfiihrung des ersten Schnittes wurde das von oben abgetrennte Praputium nach unten heruntergestiilpt, so da es um die Glans einen blutenden Kragen bildete. Dann faBte der Beschneidende den Rand mit den Fingern, zog ihn zu sich und trennte ihn mit mehreren Schnitten von der Glans ab. Das ist der schmerzhafteste Teil der Operation, die damit zu Ende ist. Es bleibt nur noch das Blut zu stillen.

Tafel 31. Letzte Stellung des Beschneidenden.

Das Bild zeigt uns das Halten des Operierten wahrend des _ schmerz- haftesten Teiles der Operation, des Abtrennens des Praputiums von der Glans. Die groSten Schwierigkeiten bereiten den Haltenden die Bewegungen der Arme und des Oberkoérpers des Operierten, nicht die seiner Beine, wie man das er- warten wiirde, und was die Operation stark storen konnte. Hier sehen wir sogar, dafS8 der Mann, der das rechte Bein hielt, seinen Platz verlassen hat um seinem Nachbar, der den Oberkorper halt, zu Hilfe zu eilen.

Tafel 32. Zur Strafe fiir Ehebruch verstiimmelter Azande.

Babandara Sohn Delaw’s, den ich in Faradje zu sehen Gelegenheit hatte, bildet die schonste Illustration der Geschicklichkeit, mit welcher Azande auch fiir unsere Chirurgen schwierige Operationen auszufiihren verstehen. Zur Strafe fiir die Ver- fiihrung der Frau Sanango’s, des Sohnes Ngeria’s, der am Gadda-Flu8 sitzt, wurden ihm der Penis samt Hoden abgeschnitten, so da ihre Stelle durch eine rauhe Narbe gekennzeichnet wird, und die beiden Hinde abgehackt. Das zum Blutstillen verwendete Verfahren, dem er sein Leben verdankte, verriet ebenfalls die be- absichtigte Grausamkeit. Die verunstalteten Armstummel wurden einfach in einen Topf mit siedendem Palmol eingetaucht. Die Behandlung der Kastrationswunde bot gréBere Schwierigkeiten. Sie wurde wiederholt mit kochendem Palmol be- gossen. Der Mann wurde von seiner jungen Frau gepflegt, die er angeblich mit seinen atrophischen Armstummeln geschlechtlich befriedigen konnte.

Der Mann trégt am Halse eine Schnur feiner Perlen. Diese, ebenso wie das in feine Strange zusammengerollte Haar seines Schadeldaches, bekunden die Sorge der Frau um ihren verstiimmelten Gatten. |

Tafel 33. Blutstillen durch Fingerdruck.

Nachdem man mit dem Beschneiden fertig war, nahm jeder Operierte auf einem Polster aus Maniokzweigen Platz, um das Bluten seiner Wunde zu stillen. Zunachst, wohl im Verlauf einer ganzen Stunde, wurde die Stillung durch Fingerdruck ausgefthrt. Jeder Operierte prefte seinen Penis in den Fingern zusammen.

Tafel 34. Blutstillen durch Einklemmung.

Spater wurde ein Zweig genommen, ungefahr 20 cm lang beschnitten und in der Mitte mit einem Messer durchstofen. In das auf diese Weise gemachte Loch, das mit dem Finger erweitert wurde, steckte der Gehilfe des Medizinmannes den blutenden Penis hinein, der durch die beiden Rander dieser Zwinge oberhalb der Wunde zusammengeprefBt wurde. Das Bluten hérte erst nach mehreren Stunden auf.

Es muf erwahnt werden, da das Tempo der Operation so rasch war, da®B ich zwei Serien von Aufnahmen machen mute, um die hier ausgewdhlte Serie von Bildern zu geben. Die einen wurden auf dem Platze in der Nahe der Hiitte gemacht, die anderen im Schatten der Pflanzung, als die Sonne den Morgennebel durchbrach. Der Medizinmann wollte nicht in voller Sonne operieren, obwohl ich ihn darum gebeten habe, um bessere Momentaufnahmen machen zu kénnen.

Tafel 35. Behandlung einer Kopfleidenden.

Das Bild gibt ein Fragment einer Azande-Siedlung. Die Hiitte und das Vorratshaus sind sehr typisch. Im Hintergrunde sieht man vereinzelte Bananen und das Gebiisch einer verwilderten Pflanzung. Die sitzende Frau massiert den Kopf der vor ihr hockenden Leidenden, die ein Biindel Brennholz in der Nahe -des Vorratshauses hingelegt hat.

Die Azande, ebenso wie die tibrigen zentralafrikanischen Neger, klagen sehr oft tiber Kopfweh. Das scheint mit den sehr lastigen Konstipationen zusammen- zuhangen, denen sie merkwiirdigerweise mit einheimischen Mitteln nicht recht gut abzuhelfen verstehen. Diesem Umstande ist es zu verdanken, daf§ europdische Abfiihrungsmittel und Aloe zu den begehrtesten Tauschwaren gehoren.

Tafel 36. Wachthaus des Azande-Herrschers Bavungura.

Im Dorfe des Azande-Herrschers Bavungura, des Sohnes Bitima’s und Enkels Wando’s, kommen fast ausschlieflich Bauten mit rechteckigem Grundrif vor. Diese Tatsache ist mit den Einfliissen der Bogoru-Stamme (Mabadi, Bote) in Zu- sammenhang zu bringen, die weit nach Nordosten versprengte Angehorige der Ababua-Gruppe (Bantu) sind.

Die hier abgebildete Hauptwache im Dorfe Bavungura’s besteht aus zwei recht nahe beieinander gebauten quadratischen Hiitten mit pyramidenformigen Dachern, die ihre Tiiroffnungen dem tiberdachten Zwischenraum zuwenden, der so die beiden Bauten zu einem Ganzen vereinigt. Das weit abstehende Dach der Hiitten wird von hdlzernen Pfosten gestiitzt. Das Dachstroh ist mit einem teilweise zerstorten Fachwerk aus Lianen tiberdeckt, durch das es gegen die auf diesen Anhohen sehr starken Winde geschiitzt wird. Die Dachspitzen haben die charakteristischen

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Schépfe der Azande-Hiitten behalten, die anscheinend das einzige Azande-Element im ganzen Bau darstellen. Die Lehmwdande tragen Spuren eines weif en Anstriches.

Vor dem Gebaude steht die Wache in Bereitschaft, die sich aus drei mit Vorder- ladern bewaffneten Kriegern und einem Trompeter zusammensetzt. Die Leute sind mit blauen Hosen aus Baumwollstoff bekleidet und tragen die grof en charakte- ristischen Patronentaschen der Azande. Ihre Kopfe bedecken viereckige Strohmiitzen, nur einer tragt einen roten ,tarbush“. Vor den Leuten steht am Boden ein charak- teristisches Wassergefa8 der Mangbetu aus schwarzem Ton, daneben liegen zwei Baumstéamme, die zu Feuerungszwecken verwendet werden sollen.

Tafel 37. Opferkérbe bei Bavungura.

In der Mitte des Dorfplatzes standen bei Bavungura zwei Opferkorbe, in denen man Nahrungsreste sehen konnte, die seine Sorge um das Wohl seiner verschiedenen Ahnen (Eltern?) bekundeten. Die Opferkorbe bestanden aus armdicken, iiber einen Meter hohen, in den Boden eingerammten Pfosten, deren gespaltete obere Enden durch Einflechten konzentrisch angebrachter Lianenringe in einen konischen, korb- artigen Behalter verwandelt waren. Opferkorbe dieser Art habe ich noch in der Umgebung von Amadi beobachten konnen.

Im Hintergrunde sieht man eins der Weiberhauser Bavungura’s. Jeder Bau dieser Art besteht, ebenso wie die schon besprochene Hauptwache, aus je zwei im Grundrif quadratischen Hausern. Den Unterschied bildete jedoch das Dach, das hier schon zu einem Ganzen zusammengeflossen ist und keine gesonderten Dachspitzen mehr aufweist. In jedem Weiberhause dieser Art waren vier Frauen untergebracht und zwar je zwei in einem Raume, der durch einen quadratischen Teilbau gebildet war.

Tafel 38. Gedéachtnishaus des Bitima.

Auf der Reise von Poko nach Nala kam ich an der Gedachtnishiitte des Bitima vorbei. Bitima, der Sohn Kana’s und Vater Kipates, ist auf einem Feldzug gegen den Mangbetu-Herrscher Zebwanda, den Sohn Mongomasi’s, gestorben. Dort mufte er auch auf das Drangen der Europier, die er mit seiner bewaffneten Macht begleitete, beerdigt werden. In der Hiitte werden blo® seine Sachen, wie Schild, Speer und Liegestuhl, eine , kalagba“ nach Art der Mangbetu, die man mir als ,,kitikwala“ bezeichnete, aufbewahrt.

Die Gedachtnishiitte war ein quadratischer Bau von drei Meter Seitenlange mit einem steilen Dach, das unterhalb seiner Spitze mit einem Lianenring umfaBt war, aber sonst keine Bedeckung mit Lianenfachwerk und auch nicht den Schopf der Azande-Hiitten aufwies. Die Wande bestanden aus einem Holzgeriist, und zwar aus in den Boden eingerammten Holzpfosten, das mit einem Uberzug aus Lehm ver- kleidet war und nur in den Rissen des letzteren zum Vorschein kam. An der Ein-

gangsseite, die dem Westen zugekehrt war, befand sich eine geschlossene Veranda, deren Wande, von einem Holzgeriist getragen, aus Lianengeflecht und Blattern hergestellt waren. Von der Veranda gelangte man in das quadratische Haus- innere, in dem die bereits erwahnten Gegenstande des Verschiedenen mit Pietat aufbewahrt werden.

Tafel 39. Hof des Verstorbenen Azande-Herrschers Bitima.

Der tadellose Erhaltungszustand der aus so verganglichem Material gebauten Gedachtnishiitte bekundet am besten die Ergebenheit des Sohnes seinem ver- schiedenen Vater gegeniiber. Eine Anzahl von Leuten wurde einzig zu dem Zwecke angestellt, um fiir die Bediirfnisse des Verschiedenen zu sorgen. Das waren zunichst einige Warter, die in der nachsten Umgebung wohnten. Sie sorgten fiir Ver- pflegung und unterhielten nachts den Herd, wie die frischen Feuerungsspuren in der Nahe der ,,kitikwala“ Bitima’s im Hausinneren bewiesen. Ferner hatte der Verschiedene eine Ehrengarde aus mit Vorderladern bewaffneten Kriegern, die aber keine standige Wache bezogen, wie es sonst auf den Hofen der lebenden Azande-Herrschern Sitte ist.

Das Bild gibt den Hofstaat des Bitima wieder. Im Vordergrunde stehen die ‘drei Hauptwarter. . Der Vorgesetzte der Warter ist nach Art der Congo-Askari gekleidet, tragt aber eine runde Strohmiitze. Der Zweite hat iiber seinen um die Lenden geschlagenen Baumwollstoff eine Patronentasche geschnallt. Die iibrigen tragen die landesitiblichen Rindenstoffe, und nur einer hat ein zwischen den Beinen durchgezogenes Stiick Baumwollstoff. Nur die ganz jungen Burschen tragen keine Patronentaschen. Sie sind noch nicht im Besitz eines Gewehres, da dessen Verleihung eine besondere Auszeichnung darstellt. Die meisten tragen viereckige Strohmiitzen, und nur einer, vom Hauptwarter abgesehen, tragt eine runde. Die Krieger sind von ihren kleinen spitzartigen hellgelben Jagdhunden begleitet. Im Hintergrunde sieht man Palmen, die die ganze Umgebung der Ge- dachtnishtitte wunderbar, ich méchte sagen marchenhaft schon erscheinen lassen.

Tafel 40. Geisterhiitten beim Azande-Herrscher Gangi.

Beim Azande-Herrscher Gangi in der Umgebung der Station Poko hatte ich Gelegenheit eine ganz andere Art von Geisterhiitten zu sehen. Sie bestanden dort aus vier in den Boden eingerammten Pfosten, die ein Strohdach trugen. Das Dach bestand aus einem korbartigen Geriist, das bei einer beschadigten Ge- dachtnishiitte auf unserer Abbildung gut sichtbar wird. Dieses Geriist aus radial angebrachten Holzstaben, die von konzentrischen Lianenringen zusammengefaBt werden, ist mit trockenem Gras benaht. Diese Grasbedeckung ist unterhalb des charak- teristischen Schopfes der Azande-Hiittenspitzen mit einem Lianenringe zusammen-

gefaft, wie wir ihn schon auf der Gedachtnishiitte des Bitima gesehen haben. Auf Deutsche Zentralafrika-Expedition. VIII. 2

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dem Dache der Azande-Hiitte aus der Umgebung von Faradje, die auf der Tafel 21 abgebildet wurde, war der Lianenring in der Nahe des Dachrandes angebracht. Gedichtnishiitten in so groSer Zahl beisammen, wie das bei Gangi der Fall war, hatte ich nirgends Gelegenheit zu beobachten.

Im Hintergrunde sieht man eine typische Azande-Hiitte mit vorspringender Wandpartie und verschmalerten Unterbau. Durch verstandnislose Retouchierung ist die Tiirdffnung bis zum Boden verlangert und erscheinen die Wande senkrecht gestreift, wodurch die Hiitte den Eindruck eines Holzbaues macht, was durchaus unzutreffend ist.

Tafel 41. Lebensmittelabgabe beim Azande-Herrscher Gangi.

Die von den aufgeputzten kleinen Kindern Gangi’s gebrachten Lebensmittel bilden ein Gastgeschenk seiner Frauen, die ich photographierte. Das kleine Madchen ist nur mit einer um die Lenden geschlagenen Perlenschnur bekleidet, wahrend die Knaben nach der Art Erwachsener zwischen den Beinen durch- gezogene und tiber die Lendengurte geschlagene Rindenstoffe tragen. Diese Aus- stattung der Knaben ist von der Mutter aus Scherz vorgenommen, da so kleine Kinder hier stets nackt herumlaufen.

Am linken Rande des Bildes sieht man die Tragpfosten zweier Geddchtnis- . hiitten, denen die Dachpartie fehlt. Sie lassen uns am oberen Rande die Einkerbung sehen, die zum Tragen des stiitzenden Ringes des Dachgeriistes bestimmt ist. Am rechten Rande sieht man die Veranda des grofen Hauses, in dem Gangi die ihn besuchenden Europder unterzubringen pflegte. Das Haus war nach Art der Stationshduser gebaut.

Tafel 42. Azande-Herrscher Gangi.

Gangi, der Sohn Akengai’s und Enkel des schon von Prof. SCHWEINFURTH erwahnten Bakangoi, ist der vornehmste Azande-Herrscher, mit dem zusammen- zukommen ich Gelegenheit hatte. Dieser vierzigjahrige Mann verrat eine grofe Intelligenz und versteht im Verkehr mit den Europdern seinen Rang respektieren zu lassen. Wenn er auch offiziell in einer ihm von der Regierung verliehenen Uniform eines Majors der Congo-Truppen erscheint, hat er mich in seinem Dorfe in seiner eingeborenen Tracht empfangen. Er wiinschte eben in ihr photographiert zu werden. Er war viel stolzer auf seine edle Herkunft, als auf den hohen Rang, den ihm die Gunst der Eroberer zuerkannt hatte.

Gangi ist ein typischer Azande von etwas iiber mittelhohem Wuchs, athle- tischem Bau und starkem Fettansatz auf der Brust. Sein Gesicht weist einen recht starken Bartwuchs auf.

Seine Kleidung bildete ein zwischen den Beinen durchgezogenes Stiick Rinden- stoff, das von einem Gurt aus einem Biindel feingeschnittener schwarzer Riemen festgehalten wurde. Am Gurte sah man zahlreiche Jagdtrophien aus den Fellen

kleiner Feliden und ein Messer von Mangbetu-Form. Den Kopf bedeckte eine recht hohe viereckige Strohmiitze, um die sein geflochtenes Haar drapiert war. Die Miitze war mit einem grofien Federpompon geschmiickt und mit Hilfe zweier grofBer Haarnadeln aus Elfenbein befestigt. Den Hals umgab ein Coller aus mehreren Schniiren feiner weifen Glasperlen, die von den Azande-Frauen ganz allgemein getragen werden.

Tafel 43. Azande-Herrscher Gangi und seine Lieblingsfrau.

Die neben Gangi abgebildete Frau nimmt in seinem Harem die erste Stelle ein. Sie ist mit einem soregfaltig gefalteten Vorderschurz aus Rindenstoff bekleidet, der von einem Gurt aus einem Biindel fein geschnittener Riemen gehalten wird. Die Riemen fallen vorne unterhalb der Verknotung frei herunter und reichen bis in die Knéchelgegend. Hinten tragt der Gurt eine elastische Holzplatte, die die bei den ostlichen Azande-Frauen tibliche Hinterquaste ersetzt. Das hutformig ge- kammte Haar wird von einem Perlenbande zusammengehalten. Der Schmuck wird erganzt durch eine doppelte Perlenschnur tiber dem rechten Knochel, eine einfache Schnur derselben Art am linken Handgelenk und ein Halsband. Dieses besteht aus einem diinn geschnittenen Riemen, auf den zahlreiche weife Glasringe auf- gezogen sind. Seine beiden frei herunterfallenden Enden tragen gleichen Schmuck in der Mitte und sind mit groBeren Ringen derselben Art abgeschlossen.

Tafel 44. Tracht des Azande-Herrschers Gangi.

Das Bild gibt uns die bereits geschilderte Tracht des Herrschers in der Hinteransicht. Auf dem Boden der Strohmiitze ist die Versteifung aus zwei dia- gonal angebrachten Holzspangen sichtbar.

Tafel 45. Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Die sehr scharfe Aufnahme gestattet die typische Frauenfrisur der stidlichen Azande zu beobachten. Die Hauptmasse des Haares ist, unter Hinzuftigung fremder Haare, in eine Reihe von Zépfen geflochten, die in einer Ebene liegen und radial vom Kopfe abstehen. Da sie aber nach dem Kopfe zu miteinander verflochten sind, bilden sie zusammen eine deckelartige Platte, die mach der Art eines Heiligenscheines tiber dem Kopfe schwebt. Das vor der Platte tibrig gebliebene Haar ist in eine Anzahl kleiner, zur Platte senkrecht gestellter Strange geflochten, die ungefahr 2 cm voneinander abstehen. Die Enden der Strange sind nach oben gerollt. Das hinter der Platte iibrig gebliebene Haar ist in einen kleinen Zopf zusammengezogen. Im Haar steckt ein zusammengesetzter Kamm.

Die Frau trigt am Halse drei Schniire groSer weifSer Perlen, und eine doppelte Perlenschnur derselben Art ersetzt den Lendengurt. An ihr ist vorn der Schurz aus Rindenstoff und hinten die kleine elastische Holzplatte befestigt.

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Tafel 46. Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Die Tracht der hier abgebildeten Frau ist typischer, als die der zuletzt be- sprochenen, da sie einen Lendengurt aus fein geschnittenen Riemenstrangen tragt. Der Verschlu8 des Gurtes ist gut sichtbar. Er wird in der Weise hergestellt, ~ daB das ganze Biindel etwas oberhalb seines linken Endes zusammengeschnurt wird. Durch die in dieser Weise gebildete Schlinge wird das frei herabhangende rechte Ende gezogen. Die Frau tragt eine doppelte Schnur weiSer mittelgroSer Perlen am Halse, eine einfache Schnur etwas groferer weiSer Glasperlen am linken Handgelenk und einen Ring aus Messingdraht am rechten. Den Bauch bedecken feine in Mustern angeordnete Punktkeloide.

Tafel 47. Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Hier sehen wir wieder anstatt des Riemenbiindels einen einfachen mittelbreiten | Riemen, der mit Hilfe eines an seinem einen Ende angebrachten Loches kra- wattenartig geschlossen ist. Einen Verschluiknoten dieser Art habe ich bei den Momvu abgebildet *).

Tafel 48. Frauen des Azande-Herrschers Gangi.

Das Bild gestattet uns die charakteristische elastische Hinterplatte der hiesigen Azande-Frauen genauer zu betrachten. Sie ist S-formig gebogen, schmiegt sich mit dem unteren Teile dem Gesaf eng an und biegt sich oberhalb der Sakral- gegend vom Kérper ab. Beim Gehen schlagt jedoch das Oberteil der Platte an den Kérper, wodurch bei herumgehenden Frauen das eigentiimliche klappernde Gerdusch erzeugt wird. Die Platte ist am Lendengurt mit Hilfe eines Fellstiickes befestigt, das iiber den Gurt gelegt und oben und unten mit Hilfe zahlreicher kleiner, mit Messingképfen versehener Stifte angenagelt ist. Uber der oberen Vernagelung wird manchmal noch eine Verzierung angebracht, die aus je funf in zwei Reihen angeordneten weiffen Glasknopfen besteht. Der obere Rand der Platte ist meistens ebenfalls benagelt und manchmal mit einem Anhdangsel verziert.

Tafeln 49-50. Frauen des Azande-Herrschers Gangi.

Der Kopfschmuck der hier abgebildeten Frauen unterscheidet sich dadurch, da sie vor den landesiiblichen Haarplatten Stirnbinden tragen. - Diese bestehen bei den zwei ersten nach Art der-Mangbetu aus einem plattgeflochtenen Faser- biindel. Die ganze Stirnbinde ist aber im Gegensatze zu denen der Mangbetu, wo sie die ganze Stirnpartie tiberdeckt, bandartig schmal zusammengeschoben.

1) CZEKANOWSKI, J., Forschungen im Nil-Kongo-Zwischengebiet 1924, Band II, S. 436, Abb. 193.

Die dritte Frau tragt eine Stirnbinde aus einem Bande, auf dem zwei Reihen kleiner weiSer GlasknOpfe aufgenaht sind. Bei der vierten sehen wir die Stirn- binden beider Arten nebeneinander.

Wahrend der Halsschmuck der beiden ersten aus Schniiren weifer runder Perlen besteht, bildet den Schmuck der dritten eine Schnur grof er langlicher Glas- perlen. Die frei herunterhangenden Enden der Schnur verzieren je fiinf weife Glasperlen. Den Halsschmuck der vierten Frau bildet eine einfache schon ge- drehte Schnur mit frei bis zum Nabel herunterhangenden Enden.

Wahrend die Frauen Gangi’s durch die mafige Entwicklung ihrer Briiste im allgemeinen auffallen, haben wir hier zwei Frauen mit stark entwickelten Briisten, die dem Bilde der ,typischen Negerin“ entsprechen.

Tafel 51. Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Wir sehen hier neben der tiblichen Tracht eine ganz abweichende Frisur. Das Haar ist in eine Anzahl Segmente zusammengeflochten, die in Zopfe aus- laufen, die stark zusammengerollt die Gegend des Haarwirbels rosettenartig um- geben. Das Haar aus der Gegend des Haarwirbels ist in einen nach unten herunter- fallenden Zopf zusammengeflochten, dessen Ende nach oben gerollt ist.

Die Frau tragt keinen Schmuck.

Tafel 52. Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Die Frau wurde photographiert ehe sie mit der Herstellung ihrer Frisur fertig geworden ist. Die Herstellung der Frisur beginnt mit dem Flechten des Zopfes, der das Haar aus der Gegend des Haarwirbels zusammenfaft. Dieser ist bereits fertig und sein Ende schmiicken zwei aufgezogene weife Glasperlen. Das tibrige Haar wurde in der Hast nach hinten gezogen und zweimal zusammen- gebunden. Der iibrig gebliebene Teil wurde in eine Kugel gerollt, wodurch diese eigenartige Frisur entstanden ist. Im Haar steckt eine Haarnadel aus Knochen, die bei der Herstellung der Frisur die Hauptrolle spielt.

Den Schmuck der Frau bildet ein Halsband aus weifgfen und roten Glasperlen, dessen Schnur frei auf die Brust herunterfallt, und eine Manchette aus spiralig gerolltem Messingdraht.

Ganz auffallig ist die scharf ausgesprochene Schragstellung der Augen.

Tafel 53. Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Die hier abgebildete Frisur unterscheidet sich von der eben besprochenen nur dadurch, da hier das ganze noch nicht geflochtene Haar oberhalb des ein- fassenden Bindfadens nach der Herstellung des hinteren Zopfes in noch gréferer Hast in eine Kugel gerollt wurde. Der Schmuck besteht neben der gleichartigen

Manchette aus einem spiralig gerollten Messingdraht, aus einem Halsband aus einer doppelten Schnur weifer Glasperlen, auf deren frei herunterhangende Enden ebenfalls Glasperlen derselben Art aufgezogen sind. Fiinf ebensolche SeSDE RE? schmiicken das Ende des Zopfes.

Tafel 54. Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Das Haar ist in radial abstehende Zopfe gekimmt, die aber auch an ihrer Basis nicht in eine Platte zusammenflieBen. Auf dem Bilde ist gut sichtbar, da die Zopfe nach hinten umgebogen sind und eine Reihe von zusammengelegten Schleifen bilden. Vorn werden sie von einer Stirnbinde eingefaBt, die aus einem Biindel spiralig gedrehter Schniire feiner weif er Perlen hergestellt ist. Vor dieser Stirnbinde sehen wir eine zweite aus einem Bande, auf das zwei Reihen Glasknopfe aufgenaht sind. Das Halsband bilden mehrere Schniire weifer Glas- perlen. Den Bauch bedecken zickzackformig angeordnete Punktkeloide.

Tafel 55. Azande-Frau aus Faradije.

Die Soldatenfrau dieser Tafel hat das sie bis zur Héhe der Achselhéhlen einhiillende weife Baumwollgewand heruntergelassen. Das intelligente Gesicht hat einen ausgesprochenen maskulinen, energischen Ausdruck. Den Schmuck bildet ein Halsband aus feinen weifen Glasperlen, Schniire vergoldeter Glasperlen an den Handgelenken und ein Ring am mittleren Finger der rechten Hand. Die Aufnahme hat die schone Musterung der Brust nicht wiedergegeben.

Tafel 56. Azande-Frau aus Faradje.

Den ganzen Schmuck der Frau bilden zwei Perlenschniire iiber den Hiiften, je eine Perlenschnur an den Knécheln und am linken Handgelenk, und ein Hals- band aus mehreren Schniiren feinerer Glasperlen. Den Bauch bedecken feine Punktkeloide, die in Mustern angeordnet sind. Am Oberarm sieht man eine grofere Anzahl groéberer Keloide, die ganz unregelmaBig angebracht sind.

Tafel 57. Azande-Waften.

Das Bild gibt uns zwei Wurfmesser, einen Sabel und ein dolchartiges Schwert.

Die eigentliche Azande-Waffe bildet hier nur das Wurfmesser (pinga). Es hat eine Z-formige Gestalt und besitzt drei schneidende Spitzen, wahrend die vierte mit einer Umflechtung versehen als Handhabe dient. Ihr gegeniiber liegt noch ein kleiner Stachel. An der unteren schneidenden Spitze befindet sich in der Nahe der Umflechtung noch ein rundlicher, scharf zugeschliffener Vorsprung. Frei mit der Hand geschleudert wird das Wurfmesser in rotierende Bewegung gebracht und verursacht sehr breite Schnittwunden. Die Oberfliche des blank

polierten Wurfmessers wird gewohnlich verziert. Meistens sieht man an den Randern des flach geschmiedeten Mittelstiickes dunkle Dreiecke, die durch feine, sich senkrecht kreuzende Striche gebildet werden. Manchmal ist das Mittelstiick nach dem oberen Ende zu mit langlichen schmalen Durchlochungen versehen. Die Wurfmesser werden sehr sorgfaltig geschmiedet, was durch die Ausbildung des medialen Randes der scharf zugeschliffenen Schneide zum Ausdruck kommt.

Der von den Azande benutzte grofe Sabel scheint schon zur Zahl der fremden Entlehnungen zu gehéren. Er wurde mir wiederholt als Mangbetu-Waffe be- zeichnet. Er hat eine lange, schmale, gebogene Klinge. Die Schneide ist an der konkaven Seite angebracht und geht auf dem verbreiterten geraden End- sttick auch auf die andere Seite hiniiber. In der Nahe des Griffes ragt stets ein halbmondférmiger Vorsprung hervor, der als ,,Garde“ zu dienen scheint. Der hdlzerne, geschwarzte Griff ist in der Mitte verjiingt und verbreitert sich an beiden Enden. Nach der Klinge zu ist er flach, am freien Ende dagegen knopfformig. Die Klingen sind meistens verziert. Das hier abgebildete, von den Azande stammende Sttick tragt am duSeren Rande dieselben Dreieckmuster, wie eins der beiden Wurfmesser. Auf der inneren Seite sieht man dagegen eine Reihe kleiner Halbmonde, die am Rande der Kante der zugeschliffenen Schneide angebracht sind. Auf der Oberflache des Endstiickes sieht man zwei X-formig zueinander gestellte Dreiecke. Diese Verzierungen sind aus senkrecht tibereinander gelegten Strichen hergestellt. Man sieht auf der Klinge aber noch zwei, aus eingestochenen Punkten hergestellte Eidechsen. Dieses animalische Motiv verrat schon den west- afrikanischen Einflu8, der mit den Mangbetu oder den Ababua (das Stiick stammt aus Poko) in Zusammenhang zu bringen ist. Es ist sehr merkwiirdig dabei, daf der ganze Sibel dem_,khoukhri“-Sabel aus Nepal dbnlich ist, der sogar den halbmondférmigen Vorsprung, die ,,Garde“, besitzt, die dort aber in einer Ein- buchtung der konkaven Schneide angebracht ist. Mit Riicksicht darauf darf man vermuten, da® der Sibel doch zur Zahl der indischen Elemente des Sudans ge- hort, ebenso wie die Frisuren der Mangbetu-Frauen und die zusammengesetzten Bogen der Kiwu-Batwa.

Das dolchartige Schwert dagegen gehért schon ganz entschieden in das Gebiet der westafrikanischen Einfliisse. Der Azande, von dem ich es erhalten hatte, bezeichnete das Stiick einfach als Ababua-Waffe. Seine lanzettformige Klinge hat eine schwach ausgebildete Mittelrippe, die etwas unterhalb des Griffes sich scharf absetzt und nach dem Rande zu allmihlich diinner wird. Sie bildet keine dem Rande parallele Kante, wie die iibrigen hier dargestellten Waffen. Die Klinge ist mit je drei schrig einander gegeniiberliegenden, langen, recht tief eingeschnittenen, parallelen, geschwiirzten Linien auf beiden Seiten verziert. Der Griff ist in der Mitte verjiingt und mit einer Umwicklung aus Draht versehen.

Die anderen typischen Azande-Waffen, wie Speere und Schilde fehlen hier auf dem Bilde.

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Tafel 58. Madyo-Matte.

Die schénen, wenn auch aus sehr schwachem Material hergestellten Matten der Madyo sind recht weit tiber die Grenzen ihres Gebietes verbreitet und werden mit Riicksicht auf die Schdnheit ihrer Muster geschatzt. Das hier abgebildete Stiick ist aus gelblichem und schwarzem Stroh hergestellt und besteht aus einfach sich _ kreuzenden, senkrecht miteinander verflochtenen Fasern. -

Tafel 59. Bangba-Haus.

Die mit den Mundu und Mayogu sprachlich verwandten Bangba des Bere- Stammes wohnen in Rundhiitten. Das hier abgebildete, in der Umgebung von Dungu aufgenommene Haus hat die typische Form dieser Bauten, wenn es auch von einem Azande bewohnt wurde. Seine aus Lehm hergestellten Wande werden von einem konischen Dache iiberdeckt, das von besonderen Pfosten getragen wird, die in der Nahe der Wande in den Boden eingerammt sind. Die Dachbenadhung ist _ oben zu einem Schopf zusammengeschniirt. Das Dachstroh tragt keine Sicherung aus Lianen gegen den Wind, wie wir das bei den Azande in mehr oder weniger ausgebildeter Form gesehen haben. Vor dem Hause steht, in der Nahe der Tiir- offnung ein roh geschnitzter groBer Mérser, neben dem auf dem Boden der Morser- stampfer liegt. Weiter links liegen am Boden dicke Klétze, die fiir Feuerungs- zwecke bestimmt sind. Im Hintergrunde sieht man die Bananenpflanzung, von der die Siedlung umgeben ist.

Tafel 60. Azande-Frauen aus der Umgebung von Nala.

Das Bild gibt eine schéne Illustration zur Geschichte der Azande-Expansion im Siiden des Bomokandi. Im unlangst gegriindeten Dorfe sitzen einige wenige Azande mit einheimischen Medje-Frauen, die ihrer alten Kultur treu geblieben sind. Das merkwiirdige dabei ist, daS dieses nicht allein in der Tracht der Frauen, sondern auch in den Bauten zum Ausdruck kommt. Abhnliches konnten wir schon weit im Osten beim Azande-Herrscher Bavungura beobachten.

Die Frauen tragen die landestibliche Mangbetu-Kleidung aus einem nicht ge- falteten Vorderschurz aus Rindenstoff, der von einer Lendenschnur gehalten wird, liber die eine umgebogene, aus Bananenblattern genahte Vorderplatte geschlagen ist. Die Frisuren der Frauen bestehen entweder aus den hochgestellten Haar- zylindern oder aus den flach an der Kopfhaut geflochtenen Zopfsegmenten. Ganz auffallend ist die grofe Zahl von Frauen mit stark entwickelten Briisten, wahrend dies bei den Azande nicht der Fall war.

Im Hintergrunde sieht man, abgesehen vom Vorratshaus, das sich von dem der Azande nicht unterscheidet, noch zwei Bauten mit Giebeldichern und recht- eckigem Grundri8. Bei dem im Bau befindlichen Hause sieht man gut das

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weite Vorspringen des Daches an den beiden Lingsseiten, das vorspringende _ Stiitzpfosten erfordert. Das Gleiche kann man auch an dem fertiggestellten schlecht sichtbaren Hause beobachten.

Tafel 61. Makere-Haus aus der Poko-Umgebung.

Das in einem reizenden Palmenhaine gelegene Haus hat ein Giebeldach und viereckigen Grundrif. Das Dach ist iiber die mit der Tiirdffnung versehene Giebel- wand recht weit vorgeschoben und wird an seinen Ecken von freistehenden Pfosten gestiitzt. Die Wande des Hauses werden durch ein Fachwerk aus senkrecht in den Boden eingerammten Pfosten und horizontal befestigten diinnen Stimmen gebildet. An den senkrechten Pfosten ist die Wandbekleidung angebracht. Die Blatter der Dachbedeckung werden von longitudinal angebrachten Gerten festgehalten. Vor dem Hause liegen trockene, ftir Feuerungszwecke bestimmte Holzstamme und ein umgekippter Liegestuhl (kalagba). Im Hintergrunde sieht man ein Klubhaus, und zwar ist es ein auf Pfosten aufgestelltes langes Giebeldachhaus. Sein Dach ist senkrecht zur Langsachse des Hauses gestellt.

Tafel 62. Bemaltes Mangbetu-Haus aus der Umgebung von Danga.

Das auf dem Wege von Niangara nach Surango aufgenommene Haus unter- scheidet sich von dem bereits besprochenen Makere-Hause nicht allein dadurch, da8 es mit Lehm verputzte Wande hat, sondern auch dadurch, da® sich die hier nicht sichtbare Tiirdffnung in der Langswand befindet. Das nach allen Richtungen recht weit vorragende Dach wird von freistehenden Pfosten gestiitzt. Die Wand ist mit naturalistischen Darstellungen geschmiickt. Wir sehen hier neben drei Europdern ein Tierbild, das einen Leoparden darstellen soll. Als ich die Ver- mutung aussprach, da® wir hier eine scheckige Ziege vor uns hatten, fingen die Leute an zu lachen und fragten, ob es in Europa Ziegen mit langen Schwanzen gabe? An der Wandecke steht ein Topf mit zusammengekneteten frischen blattern, die als Zukost genossen werden.

Tafel 63. Kleiner Mangbetu-Hauptling aus der Umgebung von Nepoko.

Das kleine, affenahnliche, schmachtige Mannchen, das sich ganz unwiirdig benahm und stark angetrunken wie ein Hanswurst auftrat, war mit einem ab- getragenen Rindenstoffe bekleidet, der zwischen den Beinen durchgezogen und vorn und hinten iiber die Lendenschnur geschlagen war. Dariiber trug der Mann einen prachtigen, aus Lianen gedrehten braunlichen Prunkgurt. Seine Schultern bedeckte ein Leopardenfell, da® seine hohe soziale Stellung bekundete, die man sonst nicht geahnt hatte. -Seine viereckige Strohmiitze war mit reichlichem Federschmuck

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versehen. In der Hand hielt er einen Fliegenwedel aus einem Biindel elastischer feiner Ruten.

Der Mann brachte eine reichliche Bewirtung, bestehend aus mehreren Topfen Bananenbier und trank aus jedem eine bedeutende Menge, um der Landessitte gema® zu beweisen, daf es nicht vergiftet ist. Die Giftmischerei spielt im Leben der Mangbetu eine sehr grofe Rolle.

Tafel 64. Mangbele-Siedlung bei Gumbari.

Auf dem mit jungen Palmen bewachsenen Dorfplatze sehen wir eine Rund- hiitte mit W4anden aus Elefantengras. Das konische Strohdach wird von frei vor- stehenden Pfosten gestiitzt. Die horizontal verlaufenden Streifen sind durch die Nahte gebildet, durch welche die senkrechten Grasstabe an die horizontalen Reifen befestigt werden. Vor der Hiitte sieht man eine Frau auf einem ,,bala‘- Schemel vor einem Kochtopfe sitzen, wahrend die andere auf einer _,,kalagba“ schlaft. Weiter hinten an einer Palme steht ein Topf.

Tafel 65. Baumfallende Mangbele.

Der mit Baumfallen beschaftigte Mann benutzt dazu eine Axt mit einer mei®elartigen, in den Schaft eingelassenen Klinge. Den Boden bedecken im weiten Umkreise Holzsplitter, da der Baum in einer Hohe von mehr als einem Meter bereits zur Halfte durchhauen ist. Die im Hintergrunde sichtbare Htitte hat mit Lehm verputzte Wande und es fehlen bei ihr die frei vorstehenden Pfosten am Dachrande. In der Nahe der Hiitte sieht man mehrere Hiihner.

Tafel 66. Wéande eines Mangbele-Hauses bei Meritu.

Zur Zeit meiner Durchreise herrschte im Dorfe Meritu’s eine rege Bautatigkeit. Abgesehen von dem frisch hergestellten groffen Klubhause, das den Stolz des kleinen Mangbele-Herrschers bildete, wurden noch mehrere Hiitten gebaut. Ich benutzte diese Gelegenheit um mehrere Aufnahmen zu machen.

Das Bild gibt uns den Wandzylinder des Mangbele-Hauses wieder. Er besteht aus senkrecht nebeneinandergestellten Staben des Elefantengrases. Die Stabe sind an horizontale Reifen gebunden, durch die sie von innen gestiitzt und von aufen zusammengehalten werden, wie Dauben von den Reifen. Innen sind noch recht diinne Pfosten angebracht, die das leichte Dach tragen helfen sollen. Die Tiir- offnung wird erst nach der Herstellung des Wandzylinders ausgeschnitten. Der hier abgebildete Wandzylinder hat noch keine Tiirdffnung.

Tafel 67. Geriist eines Mangbele-Hauses bei Merita.

Das Dachgeriist besteht aus diinnen Sparren, die von diinnen, sehr dicht nebeneinander gelegten Latten tiberdeckt werden. Dieses korbartige Geriist ist etwas kuppelartig gewolbt und wird mit trockenem Gras bendaht.

Im Hintergrunde links sieht man ein Klubhaus, das aus einem konischen Dache besteht und von frei im Kreise stehenden Pfosten getragen wird.

Tafel 68. Dorf des Bangba-Hauptlings Naberet.

Naberet behauptete ein Bruder Denge’s zu sein und zum Geschlecht des Degberra zu gehoren. Denge trug aber eine so grofe Unzufriedenheit zur Schau, als ich ihn darauf aufmerksam machte, da er bei der Durchzahlung seiner Briider Naberet vergessen hatte, daf} ich das ftir mich so wichtige Gesprach auf ein anderes Gebiet lenken mufte. Spater hatte ich keine Gelegenheit mehr etwas genaueres iiber die Herkunft Naberet’s zu erfahren. Seine untertanige Hilfsbereitschaft sprach vielmehr zugunsten der Vermutung, da® er erst mit Hilfe der Station in die Hohe gekommen ist und die Ungeschicklichkeiten des stolzen und schwerfalligen Denge noch mehr auszunutzen hoffte.

Sein Dorf am Wege Dungu—Niangara, ungefahr zwei Stunden vor dem Dorfe Denge’s, gehorte zu den schodnsten und am sorgfaltigsten unterhaltenen Siedlungen an der von mir bereisten Strecke der Uele-Strafe. Den grofen Platz schmiickte ein imposantes Klubhaus, dessen Giebeldach von zahlreichen freistehenden Pfosten getragen wurde. Auf dem Platze sah man zerstreute Bananen und kleine Palmen, die bekundetenh, da wir es hier mit einer ganz jungen Siedlung zu tun haben, die erst vor wenigen Jahren entstanden ist. Am Rande des Platzes lagen die Hauser seiner Frauen zerstreut. Das Ganze machte einen wunderbaren Eindruck, als Naberet, von einem Trupp seiner Krieger und einem Orchester aus Trommeln und mit Fell bezogenen Kiirbistrompeten begleitet, im Morgennebel mir entgegen- kam, als ich mich seiner Residenz naherte.

Tafel 69—71. Bangba-Haus. Naberet.

Die auf diesen drei Tafeln abgebildeten Bangba-Hauser unterscheiden sich von denen der Tafel 59, die schon eingehender besprochen wurden, nur dadurch, daf sie an den beiden Seiten des Einganges auf den Wanden grofe, in drei Farben (rot, wei und schwarz) aufgemalte geometrische Ornamente aufweisen. Diese grofen ornamentierten Flachen zerfallen in mehrere symmetrische Teile. In der Verzierung des dritten Hauses fallen zwei an den Seiten angebrachte Halbmonde auf, wahrend das Ornament sonst geradlinig ist. In der Verzierung des ersten Hauses sehen wir neben geraden Linien auch Kreismotive. Die Orna- mentierung des zweiten ist am kompliziertesten. Wir haben hier neben Kreis- motiven und geraden Linien auch Schleifen und Wellenlinien.

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Tafel 72. Vorratshaus und Hithnerstall. Bangba.

Das Vorratshaus hat die uns schon aus dem Azande-Gebiet bekannte Form. Es ist nur wesentlich breiter und niedriger gebaut, und auf seinem Dache sehen wir iiber dem Stroh der Benahung unregelmafig angebrachte Lianen, die es gegen die Winde sichern. Unter dem Vorratshause ist ein Haufen Brennholz aufge- stapelt. Der Hiihnerstall hat im groSen und ganzen die tibliche Form der Vor- ratshauser. Die einzigen Unterschiede bilden nur die in der Mitte seiner Wand angebrachte Eingangsoffnung ftir Hiihner und die scharf abgesetzte Erweiterung seines Wandzylinders itiber der Eingangsdffnung, die wohl, wie bei den Azande- Hausern, eine Sicherung gegen Ratten darstellt. Die Eingangsoffnung wird nachts- iiber mit einer Holzplanke zugeschoben. Die Planke wird von einer Fiihrung gehalten, die durch die Verdoppelung der aus Lehm hergestellten Wand in der Umgebung der Eingangséffnung gebildet wird. Diese Verdoppelung ist von vorn als eine aufgeklebte quadratische Platte sichtbar. An den Rand der Eingangs- offnung stiitzt sich ein schrag gestellter diinner Stamm, der den Hiihnern ermég- licht in das Innere des Stalles zu gelangen. Er spielt die Rolle einer Leiter. Das Dachstroh ist unterhalb der Dachspitze von einem Lianenringe zusammengefafst. An der beschadigten Stelle des Daches sieht man das Gitterwerk des Dachgeriistes.

Die Dacher dieser beiden Bauten fallen durch ihre Flachheit auf, wodurch sie sich von den Hiittendachern unterscheiden.

In Hinsicht auf die hier hervorgehobenen Details der Dacher und der Wand des Hiihnerstalles wiirde man schlieSen miissen, da wir es hier mit Azande- Bauten zu tun haben, und doch ist das nicht der Fall. Die Aufnahme wurde aber in der Nahe des Azande-Gebietes, am Wege Dungu—Niangara, gemacht.

Tafel 73—74. Bangba-Frauen des Djabir.

Der kleine Bangba-Hauptling Djabir ist ein Emporkoémmling. Als ausge- dienter Soldat, der es bis zu den Galons eines Sergeanten gebracht hatte, wurde er in der Heimat von der Verwaltung zum Hauptling gemacht, um die Verhalt- nisse an der so wichtigen Verkehrsarterie, wie die Karawanenstrafe Dungu— Niangara es ist, in Ordnung zu halten. Der intelligente Mann gab sich alle Miihe seinen Untertanen gegentiber als Mangbetu-Herr aufzutreten. Die Tafeln geben uns seine 8 jungen Frauen wieder, die nach der Landessitte gekleidet sind. Sie tragen nach Art der Mangbetu einen Vorderschurz, der von einer Lendenschnur gehalten wird, iiber die wir eine zusammengelegte Platte aus trockenen, zusammengendhten Bananenblattern geschlagen sehen. Nur eine trdgt frische griine, einfach ge- faltete Blatter, wahrend der Schurz auf die Schulter geworfen ist. Vier haben Halsbander aus einfachen Schniiren kleiner Glasperlen, die nur bei einer mit zwei Eberzahnen geschmiickt sind. Bei einer anderen sehen wir Manschetten aus spiralig

zusammengerolltem Messingdraht iiber einfachen dicken Drahtringen, wéahrend zwei andere blo8 Armbander am Handgelenk tragen; die eine aus einfachen Draht- ringen, die andere aus kleinen quergestellten kurzbeschnittenen Holzstiicken, neben denen man am rechten Handgelenk noch einen Drahtring sehen kann.

Drei Frauen tragen die charakteristischen Mangbetu-Frisuren, bei denen die Hauptmasse des Haares in einen nach oben etwas divergierenden Zylinder zu- sammengekammt ist, wahrend das im Inneren freigebliebene Haar in einen kleinen Zopf, und das vor der Basis des Zylinders wachsende in kleine, sie konzentrisch umfassende Strange zusammengeflochten ist. Das Haar der iibrigen Frauen ist in frei abstehende Zopfe geflochten, die entweder gréfer sind und die Gegend des Haarwirbels umgeben, oder auch mehrere Ringe kleiner konzentrisch ange- ordneter Zopfe bilden. In den Frisuren sehen wir die beim Kammen der Frisuren benutzten Haarnadeln stecken.

Ganz auffallend ist das haufige Vorkommen der Verjiingung am Rande des Warzenhofes, die uns schon bei den Azande aufgefallen ist.

Tafel 75. Dorf Gumbari’s. Mangbele.

Am Rande des Dorfplatzes sieht man die Hiitten der Frauen des Mangbele- Hauptlings Gumbari. Die Hiitten haben die Bauart der uns schon aus dem Dorfe Meritu’s bekannten und auf den Tafeln 66 und 67 abgebildeten. Es lassen sich aber auch gewisse Abweichungen konstatieren. Bei einigen sehen wir frei um die Hiittenwand stehende Pfosten, die das Dachgeriist tragen, und bei einer weiteren hatte ich Gelegenheit zwei einander gegentiberliegende Tiirdffnungen zu konsta- tieren. Die Hiitten sind, ebenso wie bei Meritu, aus Elefantengras gebaut. Am Rande sieht man eine Bienenkorbhiitte, die von den tibrigen Bauten ganz ab- sticht. Sie wurde von den Baganda-Tragern des sich im Dorfe aufhaltenden eriechischen Elfenbeinhandlers Karageorgio (von Samos) gebaut.

Tafel 76. Doriplatz bei Gumbari.

Den Schmuck des Dorfplatzes bilden die seit langem sorgfaltig gepflegten Palmen, die das Alter der Siedlung bekunden. Im Vordergrunde sieht man eine groBe hédlzerne Trommel, die zu den Tanzen, die hier an den Abenden stattfinden, geschlagen wird. Bei feierlichen Gelegenheiten wird der Tanz vom alten Gum- bari allein vor seinen im Kreise auf Schemeln sitzenden und ihre langen Brite rhythmisch schwenkenden Frauen ausgefiihrt, wie ich das einmal zu sehen Ge- legenheit hatte. Im Hintergrunde sieht man Hiitten und gro8e Vorratshauser auf vierbeinigen Gestellen.

Tafel 77. Mangbele-Frau mit Kind.

Die nach Art der Mangbetu gekleidete Frau tragt ihren Saugling mit Hilfe eines sehr breiten, aus Pflanzenfasern geflochtenen Tragbandes. Dieses ist uber

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die rechte Schulter geschlagen und stiitzt das auf der linken Hiifte rittlings sitzende Kind, dessen ganzer Koérper von den Kniekehlen bis unter die Arme umfafit wird. Den Schmuck der Mutter bilden Manschetten aus zusammengerollten Draht- spiralen und ein Halsband aus Glasperlen, der des Kindes besteht aus einfachen -Messingdrahtringen an den Knocheln.

Das Kind tragt die charakteristische Stirnbinde aus einem ganz schmalen Bande, das eigentlich eine plattgeflochtene Schnur ist, mit der der Kopf de- formiert wird. Die Binde ist in mehreren Windungen um den bereits schon stark in die Lange gezogenen Kopf gewickelt.

Tafel 78. Mangbele-Frauen aus Gumbari.

Das Bild gestattet uns die Frauenkleidung in Seitenansicht zu betrachten. Wir sehen hier die ganz diinne Lendenschnur, von der der Vorderschurz aus Rindenstoff und die Platten aus zusammengenadhten trockenen Bananenblattern gehalten werden. Wahrend der Rindenstoff rechteckig ist, ebenso wie die vor ihm iiber die Lendenschnur geschlagene, unten gefranste, aus mehreren Schichten trockener Bananenblatter zusammengenahte Vorderplatte, hat die Hinterplatte eine ovale Form. Sie ist oben mit einem Vorsprung versehen, von dem ein Stiel nach unten geht, der zwischen die Lendenschnur und den Korper gesteckt wird und in dieser Weise die Hinterplatte an der richtigen Stelle halt.

Die erste Frau tragt die tibliche Mangbetu-Frisur. Bei der zweiten dagegen sehen wir zwei zusammenfassend geflochtene Strange tiber dem Stirnrande und schmale senkrecht zu ihnen gestellte Parallelstrange, die bis zum Hinterhaupte durchlaufen und nur in der Gegend des Haarwirbels zwei herunterfallende kleine Zopfe freilassen.

Die Korper der Frauen sind vorne mit feinen Punktkeloiden bedeckt, die nur am Oberarm der einen gréSere Dimensionen annehmen. Ferner waren beide Frauen mit Gardenia-Saft mit Mustern bemalt, die aber auf dem Bilde unsichtbar geblieben sind.

Tafel 79. Elfenbeinschnitzer aus Gumbari.

Das Bild zeigt uns einen in der Umgebung von Gumbari durch seine Ge- schicklichkeit in der Herstellung von Elfenbeintrompeten beriihmten Mangbele bei der Arbeit. Der Mann ist mit dem Abtragen der auSeren Schichten des Zahnes in langen, schmalen Spénen beschaftigt, um so den dickwandigen Zahn in eine diinnwandige Trompete umzuwandeln. Er arbeitet mit einer schmalen, meifel- artig zugeschliffenen Axt, deren quergestellte Klinge mit Hilfe einer Tiille auf die als Stiel dienende Kriicke aufgesteckt ist. Der nach Mangbetu-Art mit einem zwischen den Beinen durchgezogenen Rindenstoffe gekleidete Mann tragt eine runde Strohmiitze und sitzt auf einem Liegestuhl von europdischer Form,

die hier schon auch von den Eingeborenen benutzt wird. In diesem Falle ist der in den Rahmen des Liegestuhles eingehingte Stoff durch eine geflochtene Matte ersetzt.

Vor dem Kiinstler steht ein Stationsarbeiter in der iiblichen Kleidung, die aus einer blauen Hose und einer Jacke mit Taschen besteht. Seinen Kopf be- deckt ein Strohhut europdischer Form, der mit einem Futteral aus weiSem Baum- wollstoff tiberzogen ist.

Im Hintergrunde rechts sieht man ein Klubhaus, dessen rechteckiges Dach von freistehenden Holzpfosten getragen wird.

Tafel 80. Bananenhain aus der Gumbari-Umgebung.

In der Umgebung von Gumbari bilden Bananen die Grundlage der Ernahrung. Sie werden sowohl gegessen, wie auch zur Herstellung von Bananenbier benutzt. Man pflegt aus ihnen auch Konserven herzustellen und zwar entweder in Form von Mehl, das aus getrockneten und in MGrsern zerstoBenen Bananen bereitet wird, oder auch in Form von verzuckerten Friichten, die in der Sonne gar geworden sind. Fiir die Konserven der letzteren Art sollen sich nur einige wenige, besonders dazu ausgewdhlte Sorten eignen. .

Das Bild gibt uns eine wohlgepflegte Pflanzung aus der Umgebung der Station wieder, die an der KarawanenstrafSe nach Vankerkhovenville liegt.

Tafel 81—82. Bakango-Boote aus Niangara.

Mit dem Namen ,Dakango“ pflegt man die in ethnischer Beziehung aus sehr verschiedenen Elementen zusammengesetzte FluBbevolkerung des Uele-Gebietes zu bezeichnen. Mit demselben Namen bezeichnet man auch die Bootsleute der Re- gierungsstationen, die den Wassertransport der Regierungsgtiter auf den Fliissen Uele und Bomokandi besorgen und die Boote an den Fahren bedienen.

Zum Transport auf dem Uele dienen grofe Einbaume mit einer Bemannung von zehn bis zwanzig Ruderern und einem Steuermann, der durch den reichen Federschmuck seiner viereckigen Strohmiitze ausgezeichnet ist. Die Boote loéschen bis fiinf Tonnen Ladung. Mit Riicksicht darauf, da die Boote nicht selten in den Stromschnellen kentern, wird das Elfenbein nicht auf dem Wasserwege be- fordert. Es hat einen zu grofen Wert im Verhaltnis zu seinem Gewicht, und wird infolgedessen von Tragein bis zu den Dampferstationen gebracht.

Im Hintergrunde des Bildes sieht man das Niangara gegeniiberliegende, von Bakango bewohnte Dorf mit den charakteristischen Rundhiitten. Die Bakango gehéren hier zur Mundu-Gruppe. Das sind die Day, die mir als Mangbele be- zeichnet wurden. Abgesehen von diesen abweichenden Bauten scheinen sie sich von den Mangbetu in ihrer Kultur nicht zu unterscheiden.

Tafel 83. Tochter Arama’s.

Arama, der Bruder des von JUNKER erwahnten Gambari, beherrschte zur Zeit meiner Reise noch einen Teil des friiher viel groferen Mabadi-Gebietes im Norden von Gumbari. Der Norden seines Gebietes, das schon zur Station Van- kerkhovenville gehérte, wurde von seinem Sohne Bagba verwaltet, mit dem aber die Station unzufrieden war, so da$ seine Absetzung in Erwagung gezogen wurde.

Die hier abgebildete Tochter Arama’s, die mich in Vertretung ihres abwesenden Vaters in seinem Dorfe empfangen hatte, trat mit einer ganz auffallenden Sicher- heit auf. Sie war mit einem kleinen Vorderschurz aus Baumwollstoff bekleidet und trug auf dem Kopfe eine runde Strohmiitze, die zahlreiche kleine vorspringende Zopfe umgaben.

Ihren Bauch und ihre Arme schmiickten zahlreiche Punktkeloide und in Mustern angeordnete Ziernarben. Abgesehen vom einfachen Halsbande aus einer doppelten Schnur feiner Glasperlen, trug sie keinen Schmuck.

Die vorspringenden Briiste wiesen eine Verjiingung am Rande des Warzen- hofes auf.

Tafel 84. Mayogu-Krieger aus der Umgebung von Nala.

Das Bild zeigt uns einen mit Schild und Wurfspeeren bewaffneten Krieger in Stellung zum Schleudern des Speeres auf kurze Entfernung. Der Mann deckt sich mit dem typischen Brettschild der Mangbetu, den er zusammen mit zwei Wurfspeeren in der linken Hand halt. In der rechten wiegt er den dritten Speer, den er werfen soll. Auf dem glatten Brett des Schildes sieht man zwolf horizontal angebrachte Verstarkungen aus geflochtenen Bandern aus Pflanzenfasern. Die Wurfspeere haben kurze, scharf zugeschliffene Klingen und lange elastische Schafte ohne Schuh am anderen Ende. .

Tafel 85. Mayogu-Bogenschiitze.

Die Waffe bildet ein kleiner, im Querschnitte runder Bogen der typischen Ur- waldform mit Rotangsehne. Die Pfeile sind mit einer Flugsicherung aus einem einge- klemmten Blatt im Schlitze des Pfeilschaftes versehen. Der Mann halt den Pfeilvorrat in der linken Hand zusammen mit dem Bogen und benutzt keinen Kocher, wie das meistens bei den Urwaldstammen der Fall ist. Beim Spannen des Bogens liegt der Pfeil mit seinem Schaft auf der linken Hand und wird zwischen dem zweiten und dritten Finger der rechten Hand, die die Sehne spannt, gehalten. Die Bogen- ‘sehne wird mit vier Fingern gespannt.

Der Mann ist mit einem sorgfaltig gefalteten, breiten, zwischen den Beinen durchgezogenen und fast bis zur Hohe der Brustwarzen reichenden Stiick Rindenstoff

bekleidet. Der steife, ganz neue und gelegentlich des feierlichen Auftretens ange- zogene Rindenstoff wird von einem breiten Riemengurt gehalten, der mit Hilfe eines Schlitzes krawattenartig geschlossen ist. Den Kopf des Mannes bedeckt eine

runde Strohmiitze mit einer groeren Federquaste hinten, und mehreren am vorderen oberen Rande eingesteckten einzelnen kleinen Federn.

Tafel 86. Mayogu-Frau.

Die verhaltnismaBig langkopfige Frau tragt keine Spuren einer absichtlichen Deformation des Kopfes, wenn auch diese Sitte bei den siidlichen Mayogu vor- kommt. Uber den ma®ig entwickelten Briisten sieht man je zwei Reihen sym- metrisch angebrachter Ziernarben, die Gratenornamente bilden. Auf den Armen und am Bauch sieht man zahlreiche Keloide. Das linke Handgelenk schmiicken zahlreiche Armbander aus Drahtspangen und Perlschniiren. Das Haar ist kurz gehalten. Die Kleidung der Frau, die zur Postenbesatzung gehorte, da sie mit einem Arbeiter in Nala verheiratet war, bildete ein Baumwollstoff, der den Korper bis zur Hohe der Achselhohlen verhiillte.

Tafel 87. Elephantiasiskranker aus Amadi.

Der hier abgebildete Mann reprdsentiert einen verhaltnismaBig schweren Fall, wenn auch wesentlich schwerere Falle, bei denen der Hoden bis zum Boden reicht, nicht so selten sind. Aber auch hier ist der Penis nicht mehr sichtbar, da er in der Vertiefung, die durch die Wucherungen der Haut gebildet sind, verborgen bleibt. Der Kranke verbringt die ganze Zeit auf einer ,,kalagba“ sitzend und liegend und ist sonst ganz gesund. Sehr auffallend ist die starke Entwickelung seiner Briiste, die doch mit dem Leiden nichts zu tun hat.

Auf dem Boden sieht man seine ,,kalagba“ hinter einem kleinen glimmenden Herd und den abgelegten Rindenstoff, mit dem er bekleidet war. Die zum Tragen des Stoffes dienende Lendenschnur sieht man auf seinem Korper. Seine Ohren haben nach Art der Mangbetu ausgeschnittene Muschelbéden. Seinen Kopf be- deckt eine viereckige Strohmiitze.

Im Hintergrunde sieht man seinen Sohn mit Frau und Kind auf einer anderen ,kalagba“ sitzen.

Tafel 88. Abarambo aus der Umgebung von Amadi.

Der Mann tragt die tibliche Mangbetu-Kleidung. An seinem Gurt sehen wir das typische ,,sapi‘'-Messer mit dem schweren herunterhangenden hélzernen Griff und sehr enger Scheide. In der Hand halt er ein einfaches Buschmesser ‘mit blank zugeschliffenen Schneiden der sonst geschwarzten Klinge. Der runde holzerne

Griff ist am Ende ein wenig erweitert. Deutsche Zentralafrika-Expedition. VIII. 3

Tafel 89—90. Abarambo aus der Umgebung von Surango.

Die beiden Manner tragen ebenfalls die tibliche Mangbetu-Kleidung. Wahrend aber der erste durch den reichen Federschmuck seiner viereckigen Miitze, den Lendengurt aus einem Lianenbiindel, der hinten verknotet ist, und ein Amulett in der Form einer runden Holzréhre an dem aus einer Messingdrahtspange bestehenden linken Armbande auftallt, sehen wir beim zweiten einen breiten Ledergurt, an dem - hinten ein ,,sapi“-Messer herunterhangt. Den Halsschmuck des zweiten bildet ein rund geflochtener Strang, an dem vorne ein Eberzahn befestigt ist. Auf den Strang sind hinten mehrere weife groSfe Glasperlen aufgezogen, wahrend man an den Seiten nur je zwei sieht. Beide Manner tragen Stirnbinden aus Baum- wollstoff. Die des Zweiten ist mit einer Schnur Kaurimuscheln eingefaft. Wahrend das Haar des ersteren recht kurz gehalten ist, sehen wir beim zweiten mehrere lange diinne Zopfe herunterhangen und auch sein Bart ist in zwei nach vorne zusammengerollte Zopfe geflochten. Der erste hatte nur einen Bartzopf.

Tafel 91. Abarambo-Jiingling aus der Umgebung von Surango.

Die abweichenden Einzelheiten in der Tracht des Jiinglings bestehen in der iiber dem Rindenstoff seiner Kleidung getragenen Patronentasche vom Azande-Typus und in einer von vorn in die reichlich mit Hahnenfedern geschmiickte, viereckige Strohmiitze gesteckte Haarnadel aus Elfenbein. Die Haarnadel ist mit einem platten Endstiick versehen, das von vorne gesehen eine runde glanzende Scheibe darstellt. Die Patronentasche bezeugt, da® der Jiingling zur Zahl der auserwahlten, mit Vorderladern bewaffneten Krieger der Leibwache des Abarambo-Hauptlings Su- rango gehort. Auf seiner Stirnbinde sehen wir aufgenahte weifie Glasknopfe.

Tafel 92. Abarambo-Zauberer.

Das eigenartige Kleidungsstiick des hier abgebildeten Abarambo-Zauberers bildet der runde Strohhut mit weiter Krempe, die den Kopf wie ein Heiligen- schein umgibt. Die Krempe wird von sechs Perlschniiren gehalten, die an einer auf der abgerundeten Hutspitze angebrachten Platte radial befestigt sind. Die untere, von vorne sichtbare Flache der Krempe ist reichlich mit Kauri- muscheln und Glasperlen geschmiickt. Wahrend der Rand der Krempe mit Kauri- muscheln besetzt ist, sind die Glasperlen in parallel angeordneten Schniiren an- geordnet, die in recht regelmaBigen Abstanden auf dreieckigen Sektoren das Geflecht der Hutkrempe frei lassen. Der Hut ist auf dem Kopfe mit Hilfe eines mit Kaurimuscheln besetzten Sturmbandes befestigt, das auf die Kinn- spitze geschoben ist. Von der Mitte des Sturmbandes hangt ein ebenfalls mit Kaurimuscheln besetztes Endstiick herunter. Die Stirn des Zauberers ist mit den dicht nebeneinander angebrachten Windungen der plattgeflochtenen Stirnbinde

bedeckt. Uber der Stirnbinde umfa®t den Kopf, sich dem Hute anschmiegend, ein Biindel feiner Perlschniire, die spiralig gedreht sind. Den Schmuck des Zauberers erganzen ein Halsband aus mehreren nebeneinander angebrachten Schniiren feiner weifer und roter Glasperlen und Armbander aus dicken Kupfer- spangen.

Tafel 93. Schmelzofen in Amadi.

Der Schmelzofen besteht aus einer 50 cm tiefen Grube mit aus Lehm _her- gestellten Wanden, die nach oben und aufien umgebogen einen breiten sauber abgestochenen Rand bilden, der auf dem Bilde sichtbar ist. Die mit Schichten von Holzkohle und Erz gefiillte Schmelzgrube hat eine seitliche Ausbuchtung, deren Boden sich allmahlich bis zur Erdoberflache erhebt. Hier ist das aus Ton hergestellte Rohr angebracht, mit dem die Luft aus den Blasebalgen in das Innere des Herdes geleitet wird. Beim Schmelzen arbeiteten vier Blasebalge, die von zwei jungen Burschen bedient wurden. Die den Blasebalgen entstrémende Luft schlug in die trichterformige Erweiterung der eben erwahnten Tonréhre, vor der in den Boden je zwei Pfahle in den Boden geschlagen waren, um die nach dem Trichter zu zusammenlaufenden Luftrohren der Blasebalge festzuhalten. Die Blasebilge be- standen aus holzernen gefaBartigen Behaltern mit weit auslaufenden Luftréhren, so daf sie riesengrofen Pfeifen ahnlich waren. Die Luftkammern wurden durch bewegliche Membranen abgeschlossen, die aus Bananenblattern hergestellt waren. Diese Membranen wurden mit Hilfe angebundener Stocke, die von den beiden Jungen gehandhabt wurden, abwechseln in die Luftkammer gestofen und in die Hohe gezogen. Die beiden abgebildeten Europaer sind R. P. CUSTERS aus der Mission in Amadi und der Postenftthrer Herr HINGUIN, dem ich viel wichtige Angaben und die Gelegenheit diese Aufnahme zu machen verdanke. Das Bild ist sehr mangelhaft, da es bei starker Sonne im Inneren des Gebdudes, das den Schmelzofen schiitzte, gemacht werden mute. Das Gebaude war ein sehr nachlassig gebautes Giebeldach auf freistenenden Holzpfosten, das die Sonne an vielen Stellen durchschimmern lief’ und die Aufnahme sehr erschwerte.

Tafel 94. Buschmesser.

Die beiden in der Mitte abgebildeten Buschmesser weisen die bei den Ma- budu verbreiteten Formen auf, wahrend man an den Seiten die zwei Formen der Mangbetu-Buschmesser sieht. Das abweichende Merkmal der Mabudu-Buschmesser ist das breite Endstiick der sonst schmalen rechteckig abgeknickten Klinge, wahrend man bei den Formen der Mangbetu stets sehr scharf auslaufende Spitzen hat. Die Durchlochung kann man dagegen sowohl bei dem einen, wie auch bei den anderen sehen. Die beiden Mangbetu-Formen. unterscheiden sich

durch die Gestaltung sowohl der Klinge, wie auch des Griffes. Wahrend die 3*

scharf geknickten Formen dieselben Griffe wie die Mabudu-Buschmesser. haben, hat die zweite, wesentlich seltenere Form einen Griff mit kurzem stark verdickten Endstiick und einem sehr langen Mittelstiick. Die oft vorkommende Umflechtung des unteren Teiles der Klinge mit Pflanzenfasern sehen wir hier bei einem Stiick, das auch eine Umwicklung des Griffes mit Kupferdraht aufweist. Bei einem anderen Stiick ist die Drahtumwicklung auf zwei Bander beschrankt, die das Klingenende des Griffes umfassen.

Tafel 95—97. Bari-Frauen aus der Umgebung von Vankerckhovenville.

Die hier abgebildeten Frauen wurden in Faradje aufgenommen, wo sie sich ~ mit ihren Gatten, den Soldaten der dortigen Garnison, aufhielten. Sie gehdrten zum Bari-Stamm des oberen_Uele, der in sprachlicher Beziehung zur Madi-Gruppe gehort, aber schon die Kultur der hier herrschenden Mangbetu angenommen hat.

Den Korper der ersten Frau bedecken zahlreiche in Muster angeordnete Ziernarben. Diese bestehen entweder aus kurzen geraden Linien, die alternierend in langen Linien angeordnete Gratenornamente bilden, oder auch aus doppelten halbmondférmigen langen Narben, die zwei iibereinanderliegende Paare bilden, deren Teile einander ihre konvexen Seiten zuwenden. Auf dem Nabel kreuzen sich schrag zwei Reihen der zuerst besprochenen kleinen geraden Narben. Denselben Schmuck tragen auch die Arme. Das Haar ist in kleine parallel ver- laufende Strange geflochten, deren kurze Endzipfel den Haarwirbel umgeben.

Die zweite Frau tragt dieselbe Frisur, die Hautverzierungen sind infolge der mangelhaften Aufmahme nicht sichtbar. Die dritte hat kurzes Haar. Auffallend ist die starke Entwicklung der Briiste, besonders bei den zwei letzten Frauen.

Tafel 98. Bari-Hauptling Surur und sein Gefolge.

Surur herrscht mit seinem Anhang der Bari-Stammesgenossen iiber die Masse der ihnen sprachverwandten Logo im Verwaltungsgebiet der Station Faradje. Der Hauptling wurde mit seinem Gefolge beim Verlassen der Station, die er in Verwaltungsangelegenheiten besuchte, aufgenommen. Er steht links in der Kleidung eines Soldaten der Kongo-Truppe, seine beiden Hande auf die Hiiften stiitzend. Die hervorragenderen Manner seines Gefolges sind ebenfalls ,,europaisch“ gekleidet, wobei aber den roten ,,Tarbush“ meistens runde Strohmiitzen ersetzen. Bei zwei Mainnern sehen wir um die Lenden geschlagene Baumwollstoffe. Bei einem gesellt sich zu diesem Stoff eine dariiber geschnallte Patronentasche der Azande-Art und eine Jacke mit ausgelegtem Kragen. Nur ganz wenige tragen zwischen den Beinen durchgezogene Rindenstoffe. Wa&ahrend ein Junge den Liegestuhl von europdischem Typus tragt, der vom Hauptling benutzt wird, sehen wir bei einem anderen eine geflochtene Tasche des Momvu-Typus unter dem linken Arm, die mit Hilfe ihres breiten geflochtenen Tragbandes, das auf

die linke Schulter eehangt ist, getragen wird. Die Tasche enthielt verschiedene

_ Kleinigkeiten und einen Vorrat Lebensmittel. Im Hintergrunde sieht man das Haus des Postenfiihrers von Faradje.

Tafel 99. Mabali-Knabe.

Bauch und Brust des Knabens zeigen uns die charakteristische Tatowierung der Mabali. Sie besteht aus zwei doppelten Reihen von_ schleifenformigen doppelten Ziernarben, die einander ihre konvexen Seiten zuwenden. Sie sind in fiinf horizontalen Reihen angeordnet und machen die Haut einem Husarendolman ahnlich, mit dem sie von den Offizieren der Kongo-Truppe, die ebensolche Uniformrécke tragen, auch verglichen werden. Sehr charakteristisch ist ferner die Haartracht. Das Haar .ist bis auf eine Scheitelkappe, die man wachsen liefi, rasiert. Der Knabe ist mit einem zwischen den Beinen durchgezogenen Stiick Rindenstoff bekleidet.

Ganz auffallend ist das starke Hervorspringen der Augenbrauenwiilste, das im Zusammenhange mit der sonst schwach angedeuteten Deformierung des Schadels zu stehen scheint. Die Lippen sind sehr dick 'und weisen einen stark ausge- bildeten Lippensaum auf. Das gleiche gilt auch beztiglich der Ausbildung des Filtrums. Den Hintergrund bilden die Giebeldachbauten des Dorfes, die hier aber im Gegensatz zu den typischen Mabali-Dorfern, wo sie vereinzelt stehen, mit ihren Giebelwanden ineinander tibergehen.

Tafel 100. Mabali-Mann.

Der Mann weist die gleiche Tatowierung auf. Seine viereckige Strohmiitze schmiicken an beiden Seiten groBe Federbiische, wahrend die Kleidung aus einem stark abgetragenen Stiick Rindenstoff besteht, das zwischen den Beinen durchgezogen ist.

Tafel 101. Mabali-Jiingling.

Der hier abgebildete Jiingling hat gleiche Tatowierung und Kleidung, die einzigen Unterschiede bilden lediglich der geringere Federschmuck seiner stark ab- getragenen urspriinglich viereckigen Strohmiitze, ein doppeltes Armband aus zwei Schniiren Glasperlen am rechten Arm und ein Messingring am vierten Finger der linken Hand.

Ganz auffallend ist die Nachlissigkeit der Kleidung der Mabali, die auferst armlich aussehen. Wir werden hier ohne Zweifel mit den Folgen der schweren und aussaugenden Herrschaft der Wangwana zu tun haben, die bei der Bevolkerung den Zustand einer schweren psychischen Depression erzeugt hat, die besonders im Vergleich zum Uele-Gebiet auffallt. Noch zur Zeit meiner Reise hatten die Mabali wenig Frauen, so griindlich wurden sie von den Wangwana ausgeraubt.

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Auch die schon mehr als zehn Jahre dauernde belgische Okkupation konnte hier

keine durchgreifende Umwandlung der Verhaltnisse schaffen, da sie sich auf die

Wangwana stiitzen mufte.

Tafel 102. Mabali-Frau.

Das Bild gibt uns eine der zahlreichen Mabali-Frauen wieder, die von den Wangwana geraubt wurden und in der grofBen Wangwana-Niederlassung von Avakubi leben. Die Frau tragt die iibliche Kleidung der Wangwana-Frauen. Diese besteht aus zwei der Lange nach zusammengenahten Stiicken Baumwollstoff, mit dem der Korper bis zur Hohe der Achselhohlen verhiillt wird. Beim Photographieren wurde die Kleidung heruntergeschlagen um die zahlreichen Keloide des Korpers sichtbar zu machen. Diese feinen Ziernarben sind in senkrechten Kolonnen und horizontalen Reihen angebracht. Uber den Briisten, die welk herunterhangen, sehen wir nur horizontale Reihen. Die charakterische Deformation der Wang- wana bilden je drei runde Locher in den Ohrmuschelbéden. Das Haar ist in zahlreiche feine parallel nach hinten verlaufende Strange geflochten, deren kleine Zipfel vorne frei um die Stirn herumstehen. Den Schmuck der Frau bilden ein Halsband aus mehreren Schniiren feiner weifer Glasperlen und ein Armband aus’ groBen vergoldeten Glasperlen am rechten Handgelenk. Ferner tragt sie noch eine Schnur mit zwei Amuletten, die mir sonst nirgends aufgefallen ist. Die Schnur ist liber die rechte Schulter geschlagen und unter der linken Achselhohle durch- gezogen, so da} die Amulette von dem Baumwollstoffe der Kleidung verdeckt bleiben.

Tafel 103. Dorfplatz eines Lur-Dorfes.

Den grofen Dorfplatz eines Lur-Dorfes in der Nahe von Mahagi umgeben zahlreiche Wohnhiitten in Bienenkorbform, die an seinem Rande stehen. Vor den Hiitten, dem Inneren zu, sehen wir die gerdumigen Vorratshauser. In der Mitte des Dorfplatzes stehen zwei Baume, unter denen meine drei Diener und die Soldaten der Begleitung rasten. Sonst sieht man keinen Eingeborenen. Die Bewohner hatten sich namlich gefliichtet und das Gleiche taten auch die ein- geborenen Trager, die aus dem benachbarten Dorfe meine Lasten hierher ge- schafft hatten. Es vergingen mehrere Stunden ehe sich die Bewohner entschlossen, unser Gepack in das nadchste Dorf zu schaffen und sich in dieser Weise der Karawane zu entledigen. Meine Leute sind mit dem Bereiten des Mittagsessens beschaftigt.

Tafel 104. Lur-Dorf in der Nahe von Mahagi.

Die beim Verlassen des auf der vorigen Tafel abgebildeten Dorfes gemachte Aufnahme veranschaulicht uns, da® die hinter den Wohnhiitten aufgestellten

Vorratshauser schon inmitten des hohen Steppengrases stehen, was sie wahrend der Grasbrande stark gefahrden muf. Der frei von Gras gehaltene Streifen bildet die groSe Karawanenstrafie, die Mahagi mit Kilo und Irumu verbindet.

Tafel 105. Lur-Hiittte.

Das Bild zeigt uns die am Rande des Dorfplatzes nebeneinander aufgestellten Bienenkorbhiitten derLur. Ganz auffallend sind die weit itiberdachten Hiitteneingange, zu denen man nur ganz gebiickt gelangen kann, in dem man sich mit den Handen auf den Boden stiitzt. Die Hiittenbenahung besteht aus abgerollten Strohmatten, deren untere Rander sich von den darunterliegenden Matten treppenartig abheben und oben spitz zusammengefafBit sind. Neben den Wohnhiitten sieht man konische Geisterhtitten und vor der ersten Wohnhiitte stehen zwei umgekippte bauchige Topfe.

Tafel 106. Lur-Vorratshaus.

Das Vorratshaus der Lur besteht aus einem recht weiten, fast zylindrischen - Behialter mit halbkugeligem Boden. Das Korbgeflecht des Behalters besteht aus kreuzweis miteinander verflochtenen Ruten, die im oberen zylindrischen Teile des Behalters von horizontalen dicht tibereinander angebrachten Reifen aus Ruten- biindeln zusammengefaBt sind. Gegen diese Reifen stemmen sich die in den Boden eingetriebenen Pfosten, auf denen der Behalter aufgestellt ist. Der Korb wird mit einer korbartigen Kappe bedeckt, die mit einer Grasbenadhung versehen ist. Die Grasbenahung ist unterhalb der verknoteten Spitze durch einen aufgelegten Grasring zusammengefaBt, der an dem Geriist der Kappe befestigt ist.

Tafeln 107—108. Lur.

Die Bilder fiihren uns die charakteristischen langen, schlanken und leicht gebauten Gestalten der Lur vor Augen. Die Kleidung der hier abgebildeten Manner bilden kleine zwischen den Beinen durchgezogene Ziegenfelle, die mit _Hilfe ihrer Beinenden befestigt sind, die iiber die Lendenschnur von innen nach aufen geschlagen wurden. Die auf der zweiten Platte abgebildeten weifen Rocke sind einfach ein Phantasieerzeugnis des Retoucheurs, der die beschadigte Platte verbessern wollte.

Bei zwei Mannern sehen wir iiber die rechte Schulter gehangte Schniire, an denen kleine Taschchen befestigt sind. Einer dieser Manner tragt ein Halsband aus einer einfachen Schnur weifer Glasperlen. Bei einem anderen sehen wir einen abgetragenen ,,Tarbush“ auf dem Kopfe.

Tafel 109. Lur aus der Umgebung von Mahagi.

Das Bild 1aé8t uns die charakteristische Stammestétowierung der Lur, die auf der Stirn angebracht wird, sehen. Sie besteht aus Punktkeloiden, die neben-

einander in Reihen angebracht sind. Eine dreifache Reihe setzt sich tiber den Augen aus nach oben gerichteten Ecken zusammen und kommt in der Mitte bis zur Nasenwurzel herunter, von wo senkrecht nach oben eine Kolonne, ebenfalls aus drei Reihen, emporragt. Sonst sehen wir bei den Lur keine Keloide.

Der Mann ist mit dem bereits erwahnten Ziegenfell bekleidet und tragt ferner die iiber den Oberkérper geschlagene Schnur, ein Halsband aus feinen weifgen Glasperlen und Armringe aus Messingdraht.

Tafel 110. Gehéft des Logo-Hauptlings Maruka.

Das von einer Hecke umfriedigte Gehoft des Logo-Hauptlings Maruka besteht aus einem grofen, frei von Gras gehaltenen Platz, an dessen Rande sowohl seine Hiitte, wie auch diejenigen seiner Frauen errichtet sind. Die Hiitten bestehen aus einem aus Ton hergestellten Wandzylinder, der von einem konischen Dach geschiitzt wird. Die weit vorstehenden Dachrander werden von einer kreisformigen Reihe aus hdlzernen Pfosten getragen und bilden einen geschiitzten Rundgang, der ganz frei gehalten wird. Das Dach ist mit trockenem Grase benaht, das oben in einen pilzformigen Schopf nach Art der Azande zusammengefaft ist. Unterhalb der Spitze ist die Dachbenahung von einem Lianenring zusammen- gefaBt. Neben der Hiitte ist ein Vorratshaus mit zylindrischem Behalter und einer weiten Dachkappe aufgestellt. Ganz im Vordergrunde sehen wir das charak- teristische Wachhaus, das einen Ausblick tiber die Hecke hinweg gewahrt. Das Wachthaus besteht aus vier dicken, in den Boden eingerammten Pfosten, die in der Hohe von ungefahr zwei Metern eine tiberdachte Plattform tragen. In der- selben Linie wie das Wachthaus sehen wir ferner vier niedrige Erdhiigel am Boden. ‘Es sind Graber der verstorbenen Familienangehorigen.

Die Hiitte des Hauptlings schien nur fiir den Verkehr mit den Europaern be- stimmt zu sein. Sie war mit europdischen Erzeugnissen tiberfillt. Man sah dort Stiihle, Tropenkoffer, Gramophone, Tische und ein Feldbett, das den Stolz Maruka’s bildete, obwohl er in ihm nicht zu schlafen pflegte. Diese ganze Einrichtung, ebenso wie die vielen Bilder der griechischen Herrscherfamilie an den Wadanden, diente dekorativen Zwecken.

Tafel 111. Maruka mit seinen Familienangeh6rigen.

Zur Zeit meiner Reise war Maruka der wichtigste und machtigste Hauptling im Gebiet der Station Faradje. Er herrschte dort. nicht allein tiber seine Logo- Stammesgenossen, sondern auch tiber Avokaya-Oigiga und Azande.

Maruka tragt hier die ihm vom Congo-Staate verliehene Uniform eines Kommandanten (Majors), die ihn im Range dem Chef de Zone gleichstellt. Diese Auszeichnung wurde nur Grofhauptlingen wie den verschiedenen Azande- Herrschern zuerkannt. Maruka bekam sie fiir seinen ergebenen Dienst an der

wichtigen MilitarstraBe, die den Zugang zum Nil sicherte und sehr viel Trager- dienste verlangte.

- Von den sieben Frauen Maruka’s sind nur zwei der alten Tracht treu ge- blieben, was ihre Vernachlassigung seitens ihres Gatten bekundet. Diese Tracht ‘besteht aus einer Lendenbinde, die vorne von einem Biindel umfa®t und auf die Geschlechtsteile heruntergezogen ist. Das Fasernbiindel ist zwischen den Beinen durchgezogen und hinten an der Lendenbinde befestigt. Vorn sind an der Umfassung des Biindels, wie bei den Frauen der Gras-Babira, Blatter befestigt, die die Ge- schlechtsteile verdecken. Dieselbe Kleidung tragen die kleinen Madchen.

Die Lieblingsfrau tragt ein europdisches Kleid aus Baumwollstoff, wahrend die iibrigen nur mit Unterrocken bekleidet sind, und eine nach der Sitte der Soldaten-Frauen in Baumwollstoff gehiillt ist.

Die meisten tragen in den durchlochten Unterlippen ungefahr 7 cm lange polierte Quarzstifte, zahlreiche Arm- und Beinringe aus dickem Messingdraht und Halsbander aus weifen Glasperlen.

Das verhaltnismafig kurzgehaltene Haar ist sorgfaltig geflochten, wobei man uber der Stirn einen feinen einfassenden Strang sehen kann.

In die Augen fallt das haufige Vorkommen der Verjiingung am Rande des Warzenhofes der Brust, die mir bei den Azande-Madchen des Risasi aufgefallen ist. ‘Sollte diese Form der Brust eigentlich nicht mit den Azande, sondern mit den dunkelhautigen Niloten zusammenhangen?

Tafel 112. Logo-Kinder aus dem Dorfe Maruka’s.

Das Bild zeigt uns Kinder, die in der Nahe des Rasthauses an der Karawanen- straBe Soldaten spielten. Sie stellten sich auch in einem Glied vor der Kamera auf. Ganz auffallend ist, da8 selbst so kleine Knaben, die man sonst nackt herum- gehen sieht, hier mit zwischen den Beinen durchgezogenen Rindenstoffen be- kleidet waren. Zwei sehen wir sogar in viel vollstandigerer Kleidung; einer tragt einen belgischen Soldatenrock und einen zwischen den Beinen durchgezogenen Baumwollstoff, ein anderer ist, abgesehen vom zerfetzten Rock, noch mit einer Hose bekleidet, ein dritter hat tiber den zwischen den Beinen durchgezogenen Rindenstoff noch ein Stiick Baumwollstoff um die Lenden geschlungen.

Tafeln 113—114. Logo.

Die Stammestadtowierung der Logo bildet ein Band aus drei parallelen Punkt- linien, die von einem Ohre zum anderen quer iiber die Augenbrauen hintibergehen und von den Ohren noch Linien nach den Nasenfliigeln zu auslaufen lassen.

Das Haar wird kurz getragen, da aber die Stirn und die Schlafen meistens rasiert werden, so bildet das Haar eine rund eingefaBte Kappe. Die Gesichts-

haare pflegt man zu entfernen.

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Die Kleidung bildet ein zwischen den Beinen durchgezogenes Stiick Rinden- stoff, das iiber den Lendengurt hiniibergehangt wird.

Besonders auffallend ist das sehr hadufige Vorkommen der leichteren Falle von Elephantiasis. Als ich die mir von Maruka gestellten 32 Trager untersuchte, stellte es sich heraus, da$ 17 ein vergréfertes Scrotum aufweisen, das bei den mit Rindenstoff bekleideten nicht bemerkbar war.

Tafel 115. Bambisa-Dorf in der Kilo-Umgebung.

Die den Lur urspriinglich verwandten Bambisa bilden in der Nahe von Kilo eine Enklave, die jetzt schon von den Lendu stark assimiliert ist, wie die auf unserer Tafel abgebildeten Hiitten bekunden.

Im Vordergrunde sehen wir hier eine Geisterhiitte und einen Baumstamm mit kurz gestutzten Asten zum niederlegen der Opfergaben. Er erinnert sehr an die Opferkérbe der Azande. In der Nahe liegen zwei kranke Manner, die auf mich den Eindruck von Schlafkranken gemacht haben.

Tafel 116. Rauchender Bambisa. Kilo-Umgebung.

Wenn auch die Bambisa von den Lendu in mancher Beziehung stark assi- miliert wurden, so hatte ich dort doch Gelegenheit Leute in der typischen Lur- Tracht zu sehen. Einen solchen Bambisa sehen wir auf dieser Tafel seine charak- teristische Pfeife rauchen. Der Mann ist mit einem zwischen den Beinen durch- gezogenen Ziegenfell bekleidet, das vorn und hinten tiber den breiten Lendengurt gehangt ist. An seiner linken Seite ist unter dem linken Arm an einem breiten, iiber die rechte Schulter gehingten Tragriemen der typische Lur-Dolch be- festigt. Der Dolch hat einen flachen, nach oben sich allmahlich verjiingenden, hdlzernen Griff und eine flache breite Scheide, die sich in der unteren Halfte all- mahlich verjiingt und mit einem speerklingenformigen eisernen Beschlag versehen ist. Die lange Tabakpfeife hat eine lange Rohre, an der zwei lange Spitzen be- festigt sind, die unter dem Pfeifenkopf weit hervorragen und sogenannte ,,FuSchen“ bilden, die den ,,Briisten“ der Baamba-Pfeife entsprechen.

Der Schmuck des Mannes besteht aus zahlreichen feinen Bein- und Armringen, die am Kndochel und iiber dem Handgelenk getragen werden, wo sie eine Art Man- chette bilden, ferner sieht man noch zusammengesetzte Armringe tiber dem Biceps und mehrere Schniire weiSfer Glasperlen am Halse. Grofe einfache Ohrringe aus Messingdraht, die in den durchlochten Ohrlappchen getragen werden, schmiicken die Ohren.

Das Haar ist rasiert bis auf eine kurze Haarkappe, die auf dem Hinterhaupt stehen gelassen ist und an die Frisuren der Logo-Manner erinnert.

Tafel 117. Lendu und Bambisa aus der Kilo-Umgebung.

Das Bild bringt den anthropologischen Gegensatz der fiir die beiden Stamme charakteristischen anthropologischen Typen zum Ausdruck. Wahrend der Bambisa durch seinen sehr langen und schlanken Bau auffallt, ist der Lendu-Mann wesent- lich niedriger und untersetzter gebaut, wobei der Unterschied zwischen den breiten Schultern und schmalen Lenden in die Augen springt.

Im Hintergrunde sieht man die in zwei Hiittenreihen langs der DorfstraBe angeordnete Siedelung der Bambisa.

Tafel 118. Lendu-Hittte aus der Umgebung von Kilo.

Die Lendu wohnen in Bienenkorbhiitten, die sich von denen des Zwischen- seengebietes durch die Art ihrer Grasbedeckung unterscheiden. Diese besteht aus Grasschichten, die in scharf sich abhebenden Schichten angebracht sind und den Eindruck machen, als ob die ganze Bedeckung aus iibereinander abgerollten -Grasmatten bestiinde. Uber der Tiirdffnung, die mit Hilfe eines Tiirschildes ab- geschlossen wird, befindet sich eine Ausbuchtung der Hiittenwand, die an die Uberwélbungen der Einginge der Lur-Hiitten erinnert jedoch mit dem Unter- schiede, daf§ hier das Dach nicht so tief herunterreicht. Die Dachspitze tragt einen senkrecht angebrachten Stock, der ganz wie bei den Ruanda-Hiitten in die Hohe ragt. An den beiden Seiten des Hiitteneinganges sind zwei lange Gerten in den Boden gepflanzt, die tiber der Eingangoffnung durch ein aus Gras geflochtenes Seil miteinander verbunden sind. Auf unserem Bilde liegt das eben erwahnte Seil auf dem Dachstroh ganz am Rande der Tiiriiberwélbung. Neben dem Ein- gange liegt ein Vorrat Brennholz, der in diesem waldlosen Gebiet aus recht diinnen Asten besteht.

Tafel 119. Lendu-Hauptling Djangoba. Seine Leute und sein Dori.

Djangoba ist ein kleiner Hauptling, eigentlich ein Dorfschulze, an der grofen StraBe, die Mahagi mit Kilo und Irumu vereinigt und von gréf®iter Wichtigkeit ist. Djangoba ist durch die Unterstiitzung der Congo-Verwaltung in die Hohe gekommen und war ihr zur Zeit meiner Reise, in dem noch nicht unter- worfenen und durch die Intriguen des benachbarten Uganda stets im Zustande einer Gadhrung gehaltenen Lande, treu ergeben. Dies Wohlwollen der Congo- Verwaltung kommt in der reichlichen Kleidung der Leute zum Ausdruck, die nach der Art des Stationspersonals auftraten und sich alle Miihe gaben meine Wiinsche zu befriedigen. Djangoba erschien, als er seine Leute brachte, mit einem Regenmantel und Hut bekleidet. Der breitkrempige, aus Stroh ge- flochtene Hut war von derselben Art, wie die Hiite, die von den Offizieren und

Soldaten der Force Publique des Congo-Staates auSer Dienst getragen werden. Auch der aus weifem Baumwollstoff hergestellte Uberzug fehlte dem Hute nicht, ebensowenig wie der Zettel mit der Preis- und GrdéSenangabe am schwarzen ganz neuen Regenmantel. Das weifSfe Rechteck glanzte hell in der Sonne.

Die meisten Leute tragen weite Soldatenhosen aus blauem Indigodrill (Baum- wollstoff, kaniki) und kurze Trikotjacken neben blauen Baumwollstoffblusen wie die Soldaten. Nur wenige Jungen sind nach der Landessitte mit zwischen den - Beinen durchgezogenen Stoffen bekleidet. Aber auch in diesen Fallen waren es Baumwollstoffe aus den Staatsmagazinen und nicht einheimische Rindenstoffe. Bis auf Djangoba sind alle barhaduptig und tragen ebenso wie der Hauptling kurzes Haar.

Im Hintergrunde sieht man die breite DorfstraSe und die ihr entlang ange- ordneten Wohnhiitten. Die Dorfanlage zeigt also den Urwaldtypus. Im Dorfe Djangoba’s wachsen die letzten Bananen, die ich auf dem Marsche nach Mahagi- gesehen habe.

Tafeln 120—122. Lendu-Krieger Djangoba’s..

Die meiner Karawane zu Ehren angelegte ,,europdische“ Kleidung bildet im Dorfe Djangoba’s eine ganz neue Erscheinung. Sie wird nicht alltaglich benutzt. Die Leute hatten auch ihre alte Bewaffnung bewahrt, die ich ohne weiteres Zu- reden photographieren konnte.

Diese wird gebildet aus Lederpanzer, Schilden, Kocher, Bogen, Pfeilen und Speeren. Die Lederpanzer bestehen aus breiten Streifen Biiffelleder, die den Ober- korper umhiillen und von einem Tragriemen, der tiber die linke Schulter lauft, gehalten werden. Der Streifen des Panzers ist so fassoniert, daf} seine beiden freien Enden unter dem rechten Arme einander ganz nahe kommen und infolgedessen miteinander nicht verbunden werden. Die grofien runden Schilde sind zylindrisch gebogen, verdecken den K6rper vom Kinn bis unterhalb der Knie und sind den Lederschildern der Ja-Luo ganz ahnlich. Sie sind aber aus Gras geflochten und mit einer angebundenen, aus Holz geschnitzten Handhabe versehen, die einem Faustschild gleicht. Die Oberflache des Schildes ist mit rechteckigen schwarzen Mustern verziert. Die Riickenschilde sind eigentlich stark erweiterte flache Kécher, die mit Hilfe einer geflochtenen Schnur auf der linken Schulter getragen werden und die Aufgabe haben den fliehenden Krieger zu schiitzen. Die Riickenschilde sind aus Rohr geflochten, ebenso wie die schmalen eigentlichen Kocher, die man am Halsbande vorn zu tragen pflegt. Die runden Bogen des Urwaldtypus haben Rotangsehnen, die jedoch mit Hilfe besonderer Schleifen befestigt sind. Sie sind ebenfalls ganz flach und erinnern in ihrer Form an die Ritickenschilde. Die Speere haben kleine Eisenspitzen mit langen Tillen, die auf den langen Schaft aufgesetzt sind. Der Speer ist mit einem spitzen Schuh versehen. Damit wird der Speer in den Boden gesteckt, um dem Krieger

das Benutzen des Bogens zu erméglichen. Die Pfeile sind tiber einen halben Meter lang und mit einer eingelassenen eisernen Spitze versehen. Der Schaft wird gegen Spaltung durch Bastumwickelung gesichert. Am Sehnenende des Pfeiles hat man eine Flugsicherung aus einem eingeklemmtem Fellstiick angebracht. In Ubereinstimmung mit der Rotangsehne fehlt am Sehnenende des Pfeiles die Kerbe.

Tafel 123. Lendu-Krieger mit Frau.

Die Kleidung des Mannes ist ein zwischen den Beinen durchgezogenes Stiick Baumwollstoff, das tiber die Lendenschnur gehiangt ist.

Die Kleidung der Frau bildet eine mit groSen Glasperlen verzierte Lenden- schnur, die vorn und hinten mit Hilfe der zwischen den Beinen durchgezogenen Querverbindung aus einem Pflanzenbtischel fixiert ist und die Geschlechtsteile ver- deckt. Hinten tragen die Frauen lange bis unter die Knie reichende Pflanzen- biischel. Den Schmuck der Frau bilden zahlreiche Beinringe am Knéchel, Arm- ringe am Handgelenk und iiber dem Biceps, und Schniire weifer Glasperlen am Halse. Der Kopf ist meistens ganz rasiert.

Tafel 124. Lendu-Frau aus dem Dorie Djangoba’s.

Die Abbildung gestattet uns mehrere fiir den Schmuck der Lendu sehr charak- teristische Einzelheiten zu beobachten. In erster Linie ist der Armring mit zwei vorstehenden, etwas divergierenden Spitzen zu erwdhnen, die sich fast senkrecht iiber dem Handriicken erheben. Ferner sehen wir an der Lendenschnur zwei grofe, diinne eiserne Ringe. SchlieBlich ware noch das lange, an der Lenden- binde hinten befestigte PAlanzenbiindel, das bis unter die Kniekehlen herabreicht, zu etwahnen. Der Armring tiber dem Biceps wurde bereits erwahnt.

Das Haupthaar ist rasiert bis auf einen sagittalen Kamm, der sich schon an die Rasiermuster der Waldbewohner anschliefit.

Tafeln 125—126. Dorf der Nil-Madi.

Die Dérfer der Nil-Madi sind in der Regel umzdunt. Es kommen aber auch nicht umzdunte vor. Das hier auf Tafel 125 abgebildete Dorf konnte ich im Norden von Nimule in der Nahe der Bari-Grenze photographieren. Die Gebiude sind typische Rundhiitten mit einem Wandzylinder aus Ton. Sie sind schon ganz den Bauten dhnlich, die bei den Bari zu beobachten ich Ge- legenheit hatte. Die Dachbedeckung besteht aus stufenweise iibereinander gelegten Grasschichten, die sich unten in der Nahe des Dachrandes voneinander abheben und oben in einem dicken, stark zusammmengebundenen Schopf zusammen- laufen. Die Vorratshiuser stehen um die Hiitten herum, die den von Gras sauber gehaltenen Dorfplatz umgeben. Sie bestehen aus einem sich nach oben ver-

jiingenden, geflochtenen, mit Kuhmist gedichteten Korbe, der auf einem Gertist aus in den Boden eingerammten Pfahlen aufgestellt ist und mit einer konischen Strohkappe verdeckt wird. Ihre Strohbenadhung ist auf einem Gertist aus kon- zentrischen und radialen Staben befestigt.

Das auf der Tafel 126 abgebildete Dorf aus der Umgebung von Ibrahim im Siiden war ebenfalls nicht befestigt, hatte aber einen umzaunten Viehkral. Die von den Vorratshdusern begleiteten Hiitten umgaben unregelmafig den Dorfplatz. _ Die Vorratshauser waren jedoch aus Sicherheitsriicksichten nach innen, demDorfplatze zu, vorgeschoben. Wahrend der Dorfplatz ganz sauber von Gras gehalten wurde, hatten wir gleich hinter den Hiitten die ausgedérrte Steppe mit den recht spar- lichen Vegetationsspuren (Marz 1909). Am Rande des Dorfplatzes stand ein ein- samer Baum, gegen den Biindel Baumaterial gestiitzt waren. Das waren lange diinne Gerten und Biindel von Elefantengras oder Bambus. Im Dorfe befanden sich einige Hiitten im Bau. Man benutzte die spate Trockenzeit, die frei von Feldarbeiten ist, fiir die Herstellung und Ausbesserung der Gebdude, die der herannahenden Regenzeit Stand halten sollten.

Die ganze Bauweise verrdt schon gewisse Anklange an die Bauten der be- nachbarten Lur.

Tafel 127. Hittten der Nil-Madi.

Die beiden hier abgebildeten Hiitten machen duerlich den Eindruck typischer Rundhitten. Man sieht ganz deutlich den von der vorspringenden Grasbenahung iiberdeckten Wandzylinder. Dieser besteht in einem Falle aus Holzpfahlen, die in den Boden eingerammt und mit Bambusstreifen durchflochten ein korbartiges Geriist bilden. AufSerhalb des Kreises dieser Pfahle stehen noch einige in viel weiterem Abstande angebrachte frei. Sie stiitzen den vorspringenden Dachrand. Die zweite Hiitte hat keine Bambusdurchflechtung. Die eingerammten Pfahle stehen ganz dicht nebeneinander. :

Das Gras der Dachbedeckung wird von horizontal angebrachten Strohseilen gehalten. Auf diese Unterschicht wird eine Schicht von diinnen, dicht neben- einander angebrachten Garben gelegt, die ebenfalls von horizontalen Strohseilen festgehalten werden.

Das Vorratshaus ist zylindrisch, steht auf einem meterhohen Gestell und wird durch eine sehr grofSfe konische Strohkappe geschiitzt. Das Gras der Strohkappe wird ebenfalls von horizontalen Strohseilen festgehalten.

Tafel 128. Madi-Hiitte im Bau.

Die Abbildung verdeutlicht den wahren Charakter der Madi-Hiitte. Wir sehen hier, daf} das Skelett der Hiitte von einem korbartigen Geriist, ganz wie bei den Bienenkorbhiitten der Lendu, Lur und Zwischenseen-Bantu, gebildet wird, mit dem: Unterschiede aber, da®B die senkrechten Stabe und horizontalen Reifen weite

Maschen bilden. Erst dank der Umstellung des unteren Teiles mit senkrechten in den Boden eingerammten Pfosten, iiber die die nicht mehr bis zum Erdboden hinunterreichende Dachbedeckung hervorragt, erhalt das ganze Gebdude den Charakter einer Rundhiitte. Dieselbe Erscheinung, wenn auch in einer stark ab- geschwachten Form, konnte ich bei den Bambuba beobachten.

Der neben der Hiitte im Bau begriffene Speicher gestattet die Einzelheiten seiner Konstruktion zu beobachten. Das Untergestell besteht aus vier im Quadrat in den Boden eingerammten oben vergabelten Tragpfosten, auf denen zwei Trager ruhen. Auf diese sind dicht nebeneinander Querstabe gelegt. Auf der so entstandenen Platte wird der Behalter aufgestellt. Er besteht in diesem Falle aus einem tonnenartigen Korbe, dessen Wande noch nicht mit Kuhmist gedichtet wurden und ganz deutlich das Korbgeflecht durchscheinen lassen. Er ist aus diinnen, horizontal angebrachten Ruten und dicken senkrechten Staben hergestellt. Die Dachkappe fehlt noch.

Tafel 129. Viehkral der Madi.

Den Kral bildete eine Hecke aus tibereinandergeworfenen kleineren Baumen und dornigen Asten, die fiir die Raubtiere ein ganz unpassierbares Hindernis dar- stellt.. Der schmale Zugang wurde nachtstiber mit tibereinandergelegten, kurz abgestutzten, stark verdstelten Baumstammen, ganz wie in Ruanda, abgeschlossen. Mit dem Vieh schliefen zwei Waisenknaben, kleine Sklaven. Sie hatten dort keine Hiitte, sondern ein gewohnliches Speichergestell, auf dem die Speicherkappe lag. Einer ihrer Rander war in die Hohe gehoben und wurde von einem 40 cm hohen eingeklemmten Stocke gestiitzt. Diese klaffende Liicke gestattete den Knaben sich unter das Dach zu verkriechen. Auf der Platte des Speichergestelles lag ein wenig trockenes Gras.

Tafel 130. Vieh und Vorratshduser der Nil-Madi.

Die Rinder der Madi gehoren der recht kleinen, kurzh6rnigen Rasse mit einem sehr stark ausgebildeten Fettbuckel an und sind meistens schwarz, wenn auch weib gescheckte durchaus nicht selten sind. Sie unterscheiden sich nicht von den Rindern der Lugware und Lur. - Die Tafel gibt uns sehr typische Stiicke wieder.

Es ist zu bemerken, da8 die Kiihe mit Hilfe einer Halsschnur an einen in den Boden eingerammten Pfahl angebunden sind. In Ruanda hatte ich keine Gelegenheit das Anbinden der Kiihe zu beobachten. Die Viehhiirde in der Mitte des Dorfplatzes ist umzdunt. Die Umzaunung besteht aus vergabelten Pfosten, die horizontal gelegte diinne Baumstimme der Umfriedigung tragen.

Hinter der Kuh im Vordergrunde ist ein Gestell sichtbar. Diese nach dem Prinzip der Speicheruntergestelle gebaute Plattform ersetzte die Klubhiitte. Die Manner lagen in der Sonnenglut darauf und plauderten. Etwas naher rechts liegt ein Vorrat Feuerungsmaterial. Im Hintergrunde sieht man zahlreiche Vorrats- hauser und einige wenige Hiitten.

Tafel 131. Madi aus der Umgebung von Nimule.

Die beiden abgebildeten Manner sind ,,europaisiert“. Einer tragt ein kurzes, aus den Magazinen des Congo-Staates stammendes Hemd, das ihm die Geschlechtsteile nicht verdeckt, der andere einen Strohhut, wie ihn die Askari des Congo-Staates auBerhalb des Dienstes, ihre weifien Vorgesetzten nachahmend, zu tragen pflegen. Sonst pflegen die Madi ganz unbekleidet zu gehen. Ihren landesiiblichen Schmuck bilden recht diinne eiserne Halsringe mit Anhangseln an kleinen Ketten und dicke Armringe aus Elfenbein. Solche werden nicht allein am Kndédchel, sondern auch unter und iiber dem Biceps getragen. Bei dem nackten Manne sieht man iiber dem Biceps einen Armring, der aus zwei zusammengebundenen Hilften be- steht. Die beiden Manner tragen am Knochel ferner noch Beinringe.

Links am Rande des Bildes sieht man einen grofen Topf, auf dem ein mit Mehl gefiillter Korb aufgestellt ist. Rechts, unter dem sehr hohem Speichergestell, hat man eine Plattform zum Liegen. Im Gegensatze zur vorher erwadhnten ist diese im Schatten untergebracht.

Tafel 132. Bari-Dorf in der Nahe von Redjaf.

Die Tafel gibt ein Bild der prachtigen Vegetation, die ich hier nur in der Nahe des Flusses gesehen habe. Ich durchreiste diese Gebiete am Ende der Trockenzeit. Die hier abgebildete Siedelung ist nicht umzdiunt. Es ist aber zu bemerken, da®B wir uns hier im Gebiete des unmittelbaren Einflusses einer sehr alten und stdndig besetzten Station befinden.

Tafel 133. Dortplatz im Bari-Dorf.

Auf dem sehr sauber und frei von Gras gehaltenen Dorfplatze ruhen in spater Nachmittagsstunde im Schatten eines Speichers auf ausgebreiteten Matten zwei in Baumwollstoffe gekleidete Manner, anscheinend Fremde, die die Station besuchten. Leider konnte ich mich mit ihnen nicht verstandigen, da sie neben ihrer Muttersprache nur Sudan-Arabisch verstanden, das ich erst spater einiger- mafen erlernt habe.

Im Hintergrunde sieht man ein Speichergestell mit einer daraufgelegten Speicherkappe, das man auch hier als Plattform zum Liegen benutzte.

Tafel 134. Bari-Dorf am Nil.

Das Bild gestattet uns die unverhaltnismaBig grofe Zahl von Speichern fest- zustellen, die auf eine Wohnhiitte entfallen. Es miissen in den Dorfern auf diese Weise groBe Vorrate fiir die hungrige trockene Zeit aufgestapelt werden. In der Nahe der

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Speicher sieht man grofe Kérbe, die zum Transport der Lebensmittel benutzt werden. Ganz im Vordergrunde erblickt man einen grofen Biertopf. Am Hiitten- eingange steht das zum.Abschlieffien der Hiitte dienende Tiirschild. Es besteht aus senkrecht nebeneinander gebundenen Stiben, die von drei horizontalen Nahten zusammengefaSt werden. Eine Naht verlauft in der Mitte, die beiden anderen in der Nahe seiner Rander. Das Tiirschild wird von aufen vor die Tiir- 6ffnung geschoben. Das beweist sein Stiitzpfah!, der nicht in der Hiitte, sondern vor der Hiitte eingerammt ist.

Der am Speicher stehende Mann tragt eine weiBe Hose aus Baumwollstoff. Wir haben hier wieder einen Beweis des Einflusses der benachbarten Station.

Tafel 135. Kakwa-Landschaft.

Das Bild gibt uns eine Ansicht der sehr sorgfaltiz gepflegten groBen Militar- straBe, die das Uele-Gebiet mit der damals noch von dem Congo-Staat besetzten Lado-Enklave verbindet. Gleich am Rande der ,,Barabara“ beginnt das Gestriipp der Nil-Lander. Das Bild wurde auf der Strecke Aba-Yei aufgenommen, die von den Kakwa bewohnt wird.

Das Unterhalten der StraBe belastete die Eingeborenen sehr stark. Sie sollte zu einer AutomobilstraSe ausgebaut werden. Zwei Dampfkraftwagen wurden sogar bis ins Lado-Gebiet hinaufgebracht. Finer ist aber unterwegs stecken ge- blieben und wurde in der Trockenzeit vom Grasbrande vernichtet. Die Einrichtung des Automobilverkehrs, der die vom Tragerdienst stark in Anspruch genommenen Eingeborenen entlasten sollte, scheiterte doch. Man war nicht imstande die Briickenfrage zu losen. Die aus Holz hergestellten Bauten wurden so schnell von den Termiten vernichtet, dai man mit ihrer Aufbesserung nie fertig wurde, und anderes Baumaterial war nicht zu beschaffen, da die Transportkosten eines Kilogramms aus Europa via Boma auf drei Goldfranken zu stehen kamen.

Tafel 136. Kakwa-Gehoft in der Nahe von Aba.

Das am Rande der eben besprochenen Strafie gelegene Gehoft besteht aus drei Wohnhiitten. Die Siedlung ist mit einem starken Verhau aus verdstelten diinnen Baumstammen und dornigen Asten versehen. Die iiber zwei Meter hohe Umzaunung wird von in den Boden eingerammten Pfosten festgehalten, so daf sie den Eindruck einer sauber hergestellten schwarzen Wand und nicht den eines wiisten Haufens von aufeinander geworfenen Asten machte. In dieser Wand be- fand sich ein tiberdachter Toreingang, der nachtstiber mit aufeinandergelegten verdstelten Baumstammen verschlossen wurde. Die sehr starke Umzaunung schiitzte die Siedelung vor den Lowen, die hier in der Lado-Enklave eine sehr sroBe Gefahr bilden. Vor dem Gehoft befindet sich ein sauber gehaltener

Platz, der bis zur Strafe reicht. Deutsche Zentralafrika-Expedition. VIII. 4

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Tafel 137. Vorratshduser der Kakwa. Aba-Umgebung.

In der mit Vorratshausern ausgefiillten Ecke des Gehoftes kann man zwei ver- schiedene Typen derselben unterscheiden. Im Hintergrunde sehen wir den zylin- drischen, aus Ton hergestellten Behalter des im Uele-Gebiet verbreiteten Speichers. Im Vordergrunde dagegen kénnen wir den bauchigen Behalter des bei den Logo iiblichen Vorratshauses beobachten, das sich schon an die Formen der Lur an- schlieBt. Der. Behalter ist mit einer recht nachlassig hergestellten Graskappe be- deckt. Das Deckgras ist an der Spitze, ganz wie bei den Hiittendachern, in cinen Schopf zusammengeschnirt.

Tafel 138. Kakwa-Arbeiter.

Das Bild gibt uns eine Abteilung Arbeiter wieder, die auf der grofen Kara- wanenstraBe mit der Aufbesserung der Briicken beschaftigt sind. Sie schleppen einen schweren Balken. Die vier Eingeborenen werden von einem _,Pistonier“ der Station Aba und einem qualifizierten Stationsarbeiter begleitet. Die beiden Angestellten des Congo-Staates fallen auf durch ihre Strohhtite von europaischer Form, weife Hosen und blaue Jacken aus Baumwollstoff. Der Pistonier ist mit einem Vorderlader bewaffnet. Die iibrigen sind ebenfalls Stationsarbeiter, sie nehmen aber nicht einen so hohen Rang ein. Das kommt in ihrer Kleidung zum Ausdruck. Sie ist entweder nicht so vollstandig, oder wenigstens nicht so elegant. Zwei tragen die Strohmiitzen des Uele-Beckens, bei der sonst voll- stindig ,europdischen“ Kleidung. Die beiden barhauptigen sind ebenfalls mit Hosen bekleidet. Die letzteren waren aber der Askariuniform gemaf} blau. Wahrend der eine einen nackten Oberkorper hatte, war der andere mit einer gestrickten Vareuse der Askari bekleidet.

Im Hintergrunde sieht man eine nach der Landessitte nackte Frau, die auf dem Kopfe drei Korbe tragt.

Tafel 139. Tanz am Totenfest der Kakwa. Aba-Umgebung.

Ganz im Vordergrunde sehen wir einen langlich runden Grabhiigel, der fast einen halben Meter hoch war. Hinter dem Grabe tanzen Manner und Frauen.

Die Manner sind bis auf einen, der eine Hose tragt, nach Art der Mangbetu des benachbarten Uele-Gebietes bekleidet, die Frauen nach Art der Logo. Nur eine trigt die Mangbetu-Tracht. Die vorherrschende Kleidung besteht aus einer Leibbinde, die vorn durch ein Faserbiindel auf die Geschlechtsteile her- untergezogen ist. Das Faserbiindel umfaBt die Leibbinde, ist zwischen den Beinen durchgezogen und hangt, durch die Leibbinde geschlagen, hinten frei herunter. Bei einer Frau ist dazu hinten ein Pflanzenbiindel befestigt. Den

Schmuck der Frauen erganzen Perlenschniire am Halse. Aber auch an den Leib- binden sieht man Glasperlen.

Die Tanzmusik besteht aus einer hohen, schmalen, mit Fell bespannten Trommel, die von einer Frau geschlagen wird, und aus einem aus einer Kalebasse hergestellten Musikhorn, das von einem Manne geblasen wird.

Abseits haben wir eine Gruppe rastender Tanzer aus drei Mannern und einer Frau, die um ein schwach glimmendes Feuer hocken. Die Leute waren stark ermiidet, da die Tanze die ganze Nacht hindurch gedauert hatten. Die Aufnahme wurde gegen acht Uhr friih gemacht.

Im Hintergrunde sieht man die typische Kakwa-Hiitte mit niedrigem Wand- zylinder und sehr hohem konischen Dach.

Tafel 140. Trauernder Bruder und Nachfolger des verungliickten Kakwa-Hauptlings bei Aba.

Die aus einer etwas groferen Entfernung gemachte Aufnahme gestattet das ganze Trauerfest zu tiberblicken. Abgesehen von den bereits besprochenen Gruppen sehen wir hier noch den Bruder und Nachfolger des Betrauerten, eines kleinen Hiauptlings, eigentlich Dorfschulzen, der auf der Elefantenjagd verungliickte.

Der Brunder sitzt in einem Liegestuhl von europaischer Form und verdeckt sich das Gesicht mit einer Hand. Er tragt einen roten ,,Tarbush“, ein weifes Flanellhemd aus den Magazinen des Congo-Staates und eine blaue Kanikihose. Vor ihm ist neben seinem eigenen Speer noch der Speer des Verungliickten in den Boden gesteckt. In seiner Nahe steht sein Gefolgsmann mit der Patronentasche vom Azande-Typus umgiirtet und mit dem ,,Tarbush“ und ebenso wie sein Herr mit der blauen Kanikihose bekleidet. Die Patronentasche bekundet seine hohe soziale Stellung.

Tafel 141. Mahlen der Hirse am Totenfest. Kakwa.

Vor einer etwas abgelegenen Hiitte war eine Anzahl Frauen mit dem Zer- reiben des feuchten Hirsemalzes beschaftigt. Mit dem Biere sollten die Teilnehmer an den spateren Tagen der sehr lange anhaltenden Festlichkeit bewirtet werden. Das Malz wurde auf fiinf konzentrisch aufgestellten, flachen, grofen Steinen zerrieben, so da& der Raum in der Mitte zwischen den Steinen mit einem grofen Haufen fertigen Mehles gefiillt war. Jeder Stein wutde von je zwei sich bei der Arbeit abwechselnden Frauen bedient. Auf den grofen Steinen sind die kleinen in der Hand gehaltenen Reibsteine sichtbar.

Ganz am Rande sitzt ein typischer spitzartiger Hund, wie er von SCHWEINFURTH

aus dem Uele-Gebiet beschrieben wurde. 4t

Tafel 142. Tanzrast am Totenfest.

Diese nach dem Aufhéren des Tanzes gemachte Aufnahme gestattet die Form des Musikhornes zu sehen und festzustellen, da am Grabe ein Opferkorb von derselben Form, wie ich ihn bei den Azande und bei den Abarambo beobachten konnte, aufgestellt wurde. Er bestand aus einem Baumstamm, dessen oberes Ende zerspalten und durch Einschaltung konzentrischer horizontaler Lianenringe in ' einen konischen korbartigen Behalter umgewandelt wurde. In diesem Behalter werden die Opfergaben niedergelegt. Der Behalter wurde jedoch viel roher als weiter im Westen hergestellt. Es ist daher zu vermuten, daf wir es hier mit einer rezenten Entlehnung zu tun haben.

Tafel 143. Soldatendorf in Aba.

Die Niederlassung der europdischen Angestellten mit der Hauptwache und den Magazinen und das in der Nahe gelegene Soldatendorf der farbigen Besatzung bilden die beiden wichtigsten Teile der Stationen des Congo-Staates. Etwas abseits befindet sich die Siedelung der Stationsarbeiter. Die Magazine sind mit Kautschuk isoliert, da sie am starksten der Feuergefahr ausgesetzt sind.

Das Soldatendorf besteht aus einer Doppelreihe von Hiitten, die der Dorf- straBe entlang angeordnet sind. In den Hiitten sind die verheirateten Soldaten zu zwei und die unverheirateten zu vier untergebracht. In Aba waren die Htitten quadratisch im Grundrif und hatten ein konisches Dach, das vorn eine kleine Veranda tberdeckte.

Tafel 144. Garnison von Gumbari.

Die Besatzung der Stationen des Congo-Staates bildet gewohnlich ein halbes Peloton mit einem weifen Unteroffizier, der nicht selten auch fehlen kann. In diesem Falle geht die Fiihrung der Abteilung auf den Chef der Station tiber. In den Sitzen der Chefs der Secteurs ist ferner noch das Peloton seiner Eskorte stationiert. Das fiinfzig Mann starke Peloton, das von einem weifen Offizier ge- fiihrt wird, bildet die taktische Einheit der Congo-Schutztruppe. In den Haupt- stationen der Zone ist die Stammkompagnie stationiert, die das Depot der Streit- macht bildet. Hier werden die durch den Garnisondienst in kleinen Detachements verbummelten Mannschaften zum Zwecke der Ausbildung und Disziplinierung von Zeit zu Zeit eingezogen. Die Starke der einzelnen Kompagnien ist sehr ver- schieden. Administrativ gehoren zur Kompagnie samtliche Stationsbesatzungen der ganzen Zone. Das Depot wird gewohnlich von einem Offizier und einigen Unteroffizieren gefiihrt. Zur Zeit meiner Reise zahlte es gewdhnlich gegen 200 farbige Mannschaften.

Die Schutztruppe war mit dem Albini-Gewehr Kal. 11 mm_ bewaffnet, das

auf ein Modell aus den sechziger Jahren des XVIII. Jahrhundert zurtickgeht und hundert Jahre spdter in einen Hinterlader umgewandelt wurde. Die Waffe ist mit einem kurzen Stichbajonett versehen, scheint ballistisch minderwertig zu sein, verursacht aber mit seinen Bleikugeln sehr schwere Wunden.

Die Uniform der Soldaten bildeten: roter ,, Tarbush“ von hoher Form, dunkel- blaue Bluse mit roter Einfassung des Kragens und des dreiknopfigen Verschlusses und dunkelblaue Hose aus Kaniki. Diese Ausriistung erganzte der Leibriemen, an dem vorn die Patronentasche und an der Seite das Bajonett befestigt war. Wahrend des Marsches waren die Soldaten verpflichtet das Gepack zusammen mit der Schlafdecke zu tragen. Infolgedessen waren die Kongo-Truppen viel be- weglicher als die deutschen Schutztruppen, die einen Trager fiir je zwei Askari brauchten. Der Congo-Askari mit seinen 21 cms Tageslohn betrachtete sich als einen armen Proleten, im Vergleich zum gut bezahlten und gut behandelten deutschen Askari, und desertierte sehr oft, um in die deutsche Schutztruppe einzutreten.

Die Schutztruppe des Congo-Staates war nicht so gut ausgebildet und dis- zipliniert wie die deutsche Schutztruppe. Man konnte sie nicht einmal mit der englischen vergleichen, die wenigstens sehr gut ausgertistet war.

Tafel 145. Garnisonsbad in Gumbari.

Das Menschenmaterial der Congo-Schutztruppe mu im allgemeinen als gut bezeichnet werden. Die grofen Stamme des Nordens und Siidens lieferten vor- ziigliche Soldaten, wahrend die Angehorigen der kleinen Stamme, vor allem des Urwaldes, als minderwertig angesehen wurden.

Der gute Gesundheitszustand der Congo-Schutztruppe verdient vor allem Be- achtung, da in dieser Beziehung recht wenig gesorgt wird. Das illustriert am besten die Tatsache, da ich im Congo-Gebiet im Laufe eines Jahres nur zwei Arzte getroffen habe und wahrend meiner Krankheit von einem Veterinar be- handelt werden muf®te. Die sanitiren MaSnahmen beschranken sich darauf, daf die Garnison jeden Tag unmittelbar vor der Mittagsrast zum Bad geftihrt wird. Es verdient dabei Beachtung, da8 die Chargen und die Musikanten von der Pflicht des Badens frei sind.

Tafel 146. Vom Bad. |

Das Baden ist Dienst, dem sich niemand entziehen darf. Zum Bad und vom Bad marschiert man in geordneter Kolonne mit spielenden Hornisten und einem bewaffneten Soldaten an der Spitze.. Aber wenn auch das Baden Dienst ist, gehen doch die Soldaten dabei in ihrer Hauskleidung, wie das durch ihre Kopf- bedeckungen bekundet wird.

Tafel 147. Soldatentanz am K6nigsgeburtstag in Faradje.

Der Geburtstag Konig LEOPOLD II. wurde in den Garnisonen des Congo- Staates sehr feierlich begangen. Das Bild gibt uns den Tanz der Soldaten wieder, die in ihrer besten Privatkleidung auftreten. Die meisten tragen weifSe Anziige und Schuhe, die nicht zur Bekleidung der Soldaten gehdren. Sie treten hier zu Ehren: von Bula Matari als Europder auf. Bula Matari ist der eingeborene Name STANLEY’s, der auf den K6énig von Belgien, den Souverin des Congo-Staates, iibertragen wurde.

Als Musikinstrumente beim Tanz werden am Unterschenkel angebundene Rasseln und eine einsaitige Guitarre mit Ktirbisresonator benutzt.

In der Mitte des Tanzkreises stehen mit dem Postenfiihrer Herrn Agent Militaire SEGERS zwei durchreisende griechische Elfenbeinhandler, die als Re- serveoffiziere zum Festessen geladen worden waren, das vom Stationschef zu Ehren des Tages gegeben wurde.

Am Nachmittag fand ein Preisschiefen statt, an dem die Weiffien mit den farbigen Soldaten wetteiferten. Wenn auch die Europder besser als die Soldaten schossen, wurden die Preise selbstverstandlich nur an die letzteren verteilt. Geschossen wurde mit dem Albini-Soldatengewehr, dai infolge des sehr harten _ RiickstoBes das SchiefSfien zu einem recht schmerzhaften Vergniigen vor allem fiir die Griechen machte.

Tafel 148. Frauenspiel am Kénigsgeburtstay in Faradje.

Auch fiir die Soldaten- und Arbeiterfrauen der Station wurden Spiele ver- anstaltet. Dabei hat man aber nicht die kriegerische Ttichtigkeit im Handhaben der Feuerwaffe, sondern die Leistungsfahigkeit der Zunge mit zum Teile sehr wertvollen Preisen gekront.

Den Gegenstand des Wetteifers bildete das Einziehen der Faden aufgerollter Zwirnspulen, die auf dem Boden lagen, in den Mund ohne Hilfe der Hande. Den Erfolg sicherte ein méglichst rasches Aufwickeln des Zwirnes auf die ge- schickt rotierte Zunge. Da man in dieser Weise acht Meter Stoff, das hei®t das Doppelte des Monatsgehaltes des Mannes, gewinnen konnte, so wurde das ganze Spiel mit groé®tem Ernst betrieben. Die Aufnahme wurde ganz am Anfang ge- macht. Die Frauen stehen noch in einer Reihe. Sie sind nach der Sitte der Frauen von der Kiiste in Baumwollstoffe gehiillt. Nur eine ist nach europaischer Art mit einer Jacke und einem Rock bekleidet. Vor den Frauen stehen die europdischen Teilnehmer des Festes und hinter ihnen die Farbigen. Im Hinter- grunde sieht man der Reihe nach das Wohnhaus des Postenfiihrers und zwei Magazine, hinter den die Hauptwache mit dem tberdachten Toreingang des zentralen, befestigten, von den Europdern bewohnten Teiles der Station, in dem die Aufnahme gemacht wurde, sichtbar sind.

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Tafel 149. Nachmittagsappell der Garnison von Gumbari.

Zwei Uhr nachmittags findet der Appell des ganzen Personals der Station statt. In der Mitte stellt sich die Besatzung auf, auf dem linken Fliigel die Stationsarbeiter, und auf dem rechten die Frauen der Soldaten und Arbeiter. Ebenso wie vor der Front der Soldaten der zweitrangilteste Offizier, resp. ein Unteroffizier der Station steht, sehen wir vor der Front der Arbeiter den ,Kapita‘, der im Suaheli-Sprachgebiet ,Mnyampara“ genannt wird und die Arbeiter be- aufsichtigt.

Am Morgenappell erscheinen die Frauen nicht, wahrend abends beim Her- unterholen der Stationsfahne nur die Soldaten zugegen sind, um dem feierlichen Akte beizuwohnen.

Tafel 150. Frauenpalaber abwartende Eingeborene in Gumbari.

Vor der Messe der Station Gumbari, die zugleich als Amtsraum dient, ist das Gefolge zweier Hauptlinge versammelt, die eine Gerichtsverhandlung abwarten. Die meisten Gelegenheiten zur Einmischung der Stationsverwaltung in die An- gelegenheiten der Eingeborenen geben die Streitigkeiten, die jetzt nicht mehr durch Kriege geregelt werden konnen, wie das friiher der Fall war.

Im Uele-Gebiet werden die meisten Zwistigkeiten durch Frauenflucht ver- ursacht. Wenn sich eine Frau in das Gebiet eines anderen Hauptlings fliichtet und man nicht geneigt ist sie ihrem Gatten zuriickzugeben, so muf man sich - an die Stationsgewalt wenden. Diese nutzt diese Gelegenheit aus, um den Interessierten zu bewegen seine Versdumnisse der Station gegentiber schleunigst nachzuholen. Deshalb sehen wir auf dem Bilde, da® die Klagenden ihre riick- standigen Steuern, in diesem Falle Korbe mit Kautschuk, mitgebracht haben.

Die hier abgebildeten Leute bilden das Gefolge der Hauptlinge Alimasi und Arama. Sie sind nach Art der Mangbetu gekleidet, nur die vornehmsten tragen Baumwolljacken. Fast alle sind mit Vorderladern bewaffnet, die den Hauptlingen im Verhaltnis zum Quantum des abgelieferten Kautschuks als Extrageschenk ge- geben werden. In der Menge befindet sich auch die fltichtige Frau, die den ganzen Gerichtsfall verursacht hatte. Sie verlief ihren Gatten, der zum Gefolge des Alimasi gehorte, und fliichtete sich in das Gebiet des bejahrten Arama, von dem sie auf Befehl der Verwaltung in die Station gebracht wurde.

Tafel 151. Straflinge an der Kette in Andudu.

In Afrika gibt es nur ganz wenige Gefangnisse. In Congo zum Beispiel habe ich nur vom Gefangnis in Boma im administrativen Zentrum des Staates gehort. Sonst pflegt man die Straflinge der alten Landessitte gemaf an die Kette zu legen. Die mehrere Meter lange Kette ist in Abstanden von ungefahr zwei

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Metern mit verschlie8baren Ringen versehen, die um den Hals der in Haft Ge- haltenen gelegt werden. Die Aneinandergeketteten brauchen nicht in ver- schlossenen Raumen, iiber welche man nicht verftigt, gehalten werden und konnen unter recht schwacher Bewachung Arbeiten im Freien verrichten.

Unsere Aufnahme gibt uns sechs Momvu wieder, die im kleinen Unter- offizierposten Andudu wahrend der Abwesenheit des einzigen Europders der Station. eingeliefert wurden. Da es im Posten weder Gefangnis noch Kette gab, wurden die in provisorischer Haft gehaltenen, in eine angebliche Mordaffare verwickelten Eingeborenen an Lianen gebunden, die nach der Art einer Halskette befestigt wurden. Wie wir sehen, sind die beiden Geschlechter an zwei verschiedene Lianen gebunden, um nachtstiber getrennt eingesperrt zu werden. Im Hintergrunde steht der Bewachungsaskari.

Tafel 152. Einlieferung der Abgaben in Gumbari.

Auf dem Stationsplatze in Gumbari sind die Abgaben der Eingeborenen auf- gestapelt. Sie bestehen aus weitmaschigen kleinen Kérben mit Kautschuk und aus zusammengerolltem Rotang, der zur Herstellung von grofen taschenformigen Korben verwendet wird, in denen der getrocknete Kautschuk nach Europa trans- portiert wird. Im Hintergrunde sehen wir die ftir die Besatzung der Station ge- brachte Verpflegung in Gestalt von Bananentrauben und Gefafien mit Palmol. Diese bestehen zum Teil aus einheimischen Topfen und zum Teil aus von der Station gelieferten Flaschen, in denen fiir das weifie Personal Rotwein aus Europa gebracht wurde. Die Flaschen sind umflochten, und die T6épfe mit Bananenblattern umwickelt. Hinter den GefaSfien stehen Askari in ihrer Haus- kleidung, die mit dem Wegschaffen der Verpflegung in die Stationsmagazine be- schaftigt sind und augenblicklich die Aufnahme abwarten. Rechts hocken die Eingeborenen, von denen die Abgaben gebracht wurden und warten auf die ihnen zustehende Bezahlung.

Die Stationsgebaude sind aus Backstein gebaut und mit Gras gedeckt.

Tafel 153. Bespannung der Rinder im Viehkral in Yei.

In der Lado-Enklave, wurden im Viehkral von Yei, Versuche mit der Be- spannung durch Rinder gemacht. Die in Europa aus Eisen konstruierten Wagen wurden mit sechs bis acht Rindern der kleinen Lugware-Rasse bespannt. Zur Zeit meiner Reise befand man sich im Stadium der ersten Versuche. Die schwarzen und weifsen, zum Teil auch gescheckten Rinder haben sich als sehr wiederstandsfahig erwiesen, und man hatte Aussichten auf Erfolg, da man bei Viehbespannung nicht so stark gebaute Briicken, wie fiir die schweren Dampf- kraftwagen brauchte.

Neben dem Ochsenwagen sehen wir den in Yei gezimmerten Wagen des Veterinars, vor den sein Maultier gespannt ist. Der Wagen konnte in Yei ge- baut werden, da das schwierigste zur Herstellung die Rader von einem Geschtitz genommen wurden.

Auf dem Bilde sehen wir im Hintergrunde den Stall der Zugrinder, die man an die europaische Behandlung und intensivere Fiitterung gewohnen wollte.

Tafeln 154—159. Aus dem Viehkral in Kagulu.

‘In der Ackerbaustation von Kagulu in der Nahe von Yei hatte ich Gelegenheit eine Anzahl Rinder zu photographieren. Man konnte hier zwei Hauptrassen unterscheiden: erstens das groShérnige groBgewachsene Rind, das ohne Zweifel mit dem Bahima-Rind verwandt ist, und zweitens das kurzhérnige kleine schwarz- weiSe Rind, das hier als Lugware-Rind bezeichnet wurde. Das letztere ist auf der Tafel 158 abgebildet. Bei dem hiesigen groShdrnigen Rind erreichen die Horner nicht die GroBe, die man im Zwischenseengebiet beobachten kann.

Tafeln 160—164. Aus dem Viehkral in Vankerckhovenville.

Auch in dieser Station hatte ich Gelegenheit Rinder zu photographieren Das Vieh war aber nicht einheimisch. Im Uele gibt es kein Grofivieh. Es stammte aus der Lado-Enklave und hielt sich recht schlecht, so daf man zweifelte ob der Akklimatisationsversuch gelingen wird. Das Vieh war dem aus Kagulu ahnlich, das wir bereits besprochen haben.

Tafel 165. Mannergurte aus Nepoko.

Die aus Lianen gedrehten Mannergurte gehoren zur charakteristischen Manner- tracht des Mangbetu-EinfluBgebietes. An einem der beiden Gurte sehen wir Jagdtrophaen und das kleine Mangbetu-Messer mit Lederscheide, die mit platt- geschmiedetem Draht umwickelt ist.

Tafeln 166—167. Keramik aus Surango.

Die beiden Tafeln geben uns die charakteristischen Formen der Prunkgefafe des Mangbetu-EinfluBgebietes wieder, die uns schon durch SCHWEINFURTH und JUNKER bekannt geworden sind. Sie haben kugelige Boden und sind manchmal mit sehr groSem Geschmack ornamentiert. Die Deckel haben meistens die Form kleiner geflochtener Strohmiitzen, wie sie von den Mannern getragen werden.

Die Tépfe sind schwarz, und das eingeritzte Ornament hebt sich grau ab. Das Material ist recht minderwertig, und viele Topfe meiner Sammlung kamen in sehr schlechtem Zustand nach Europa.

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Tafel r.

Risasi und sein altester Sohn.

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Tafel 2.

Sdéhne des Azande-Hauptlings Risasi.

Tafel 3.

Kinder des Azande-Hauptlings Risasi.

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Frauen des Azande-Hauptlings Risasi.

Tafel 4.

Tafel 5.

Frauen des Azande-Hauptlings Risasi.

Tafel 6.

Azande-Frauen aus dem Dorfe Risasi’s.

Tafel 7.

Azande-Madchen aus dem Dorfe Risasi’s.

Tafel 8.

Azande-Madchen aus dem Dorfe Risasi’s.

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Azande-Frauen aus dem Dorfe Risasi’s.

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Nasi, Frau des Azande-Hauptlings Azanga.

Tafel 12.

Azande-Frauen vom Oberlaufe des Bili.

Tafel 14.

Azande-Frau aus dem Oberen Uele.

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Azande-Frau aus dem Oberen Uele.

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Tafel 17.

Azande-Frauen aus dem Dorfe des Bilali bei Faradje.

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Tafel 19.

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Tafel 20.

Tanz bei Risasi.

Tafel 21.

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Tafel 22.

Azande-Vorratshaus im Dorfe des Bilali.

Tafel 23.

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Tafel 24.

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Azande-Medizinmann aus Faradje.

Tafel 25,

Tafel 26.

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Tafel 27.

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Tafel 28.

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Tafel 29.

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Erster Schnitt.

Tafel 30.

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Tafel 31.

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Tafel 32.

Zur Strafe fiir Ehebruch verstiimmelter Azande.

Tafel 33.

Blutstillen durch Fingerdruck.

Tafel 34.

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Tafel 35.

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Tafel 36.

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Tafel 37.

Opferkorbe bei Bavungura.

Tafel 38.

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Tafel 39.

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Tafel 40.

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Tafel 41.

Lebensmittelabgabe beim Azande-Herrscher Gangi.

Tafel 42.

Azande-Hertscher Gangi

Tafel 43.

Azande-Herrscher Gangi mit seiner Lieblingsfrau.

Tafel 44.

Tracht des Azande-Herrschers Gang.

Tafel 45.

Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Tafel 46.

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Tafel 47.

Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Tafel 48.

Frauen des Azande-Herrschers Gangi.

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Tafel 49.

Frauen des Azande-Herrschers Gangl.

Tafel 50.

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Frauen des Azande-Hertschers Gangt.

Tafel 51,

Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Tafel 52.

Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Tafel 53.

Frau des Azande-Herrschers Gangi.

Tafel 54.

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Azande-Herrschers Gangi.

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Tafel 55.

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Tafel 56.

Azande-Frau aus Faradje.

Tafel 57.

Azande-Waffen.

Tafel 58.

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Madyo-Matte.

Tafel 59.

Bangba-Haus.

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Tafel 60,

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Tafel 61.

Makere-Haus aus der Poko-Umgebung

Tafel 62.

Bemaltes Mangbetu-Haus aus der Umgebung von Danga.

Tafel 63.

Kleiner Mangbetu-Hauptling aus der Umgebung von Nepoko.

Mangbele-Siedlung bei Gumbari.

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Tafel 65.

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Tafel 66.

Wande eines Mangbele-Hauses bei Meritu.

Tafel 67.

Geriist eines Mangbele-Hauses bei Meritu.

Tafel 68.

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Tafel 60.

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Tafel 70.

Bangba-Haus. Naberet.

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Tafel 71.

Bangba-Haus. Naberet.

Tafel 72.

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Bangba-Frauen des Djabir.

Tafel 74.

Bangba-Frauen des Djabir.

Tafel 75.

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Tafel 76,

Dorfplatz bei Gumbari.

Tafel 77.

Mangbele-Frau mit Kind.

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Tafel 79.

Elftenbeinschnitzer aus Gumbari.

Tafel 80.

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Tafel 8r.

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Tafel 82.

Bakango-Boote aus Niangara.

Tafel 83.

Tochter Arama’s.

Tafel 84.

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Mayogu-Krieger aus der Umgebung von Nala.

Tafel 85.

Mayogu-Bogenschutze.

‘Tafel 86.

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Tafel 87.

Elephantiasiskranker aus Amadi.

Tafel 88.

Abarambo aus der Umgebung von Amadi.

Tafel 80.

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Abarambo-Jiingling aus der Umgebung von Surango.

Tafel 92.

Abarambo-Zauberer.

Tafel 93.

chmelzofen in Amadi.

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Tafel 95.

Bari-Frau aus der Umgebung von Vankerckhovenville.

Tafel 96.

Bari-Frau aus der Umgebung von Vankerckhovenville.

Tafel 97.

Bari-Frau aus der Umgebung von Vankerckhovenville.

Tafel 98.

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Mubali-Knabe.

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Mubali-Mann.

Tafel Lor.

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Tafel 103.

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Tafel 104.

Lur-Dorf in der Nahe von Mahagi.

Tafel 105.

Lur-Hutte.

Tafel 106.

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Lur-Vorratshaus.

Tafel 107.

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Tafel 108.

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Lur aus der Umgebung von Mahagi.

Tafel 110.

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Maruka mit seinen Familienangeh

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Tafel 112.

Jer aus dem Dorfe Maruka’s

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Tafel 113.

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Tafel 114.

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Tafel 115.

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Tafel 116.

Rauchender Bambisa. Kilo-Umgebung.

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Tafel 117.

Lendu und Bambisa aus der Kilo-Umgebung.

Tafel 118.

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Tafel 119.

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Tafel 120.

Lendu-Krieger Djangoba’s.

Tafel 121.

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Lendu-Krieger Djangoba’s.

Tafel 122.

Lendu-Krieger Djangoba’s.

Tafel 123.

Lendu-Krieger mit Frau.

Tafel 123.

Lendu-Krieger mit Frau.

Tafel 124.

Lendu-Frau aus dem Dorfe Djangoba’s.

Tafel 125.

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Tafel 126.

Dorf der Nil-Madi.

Tafel 127.

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Tafel 128.

Madi-Hiitte im Bau.

Tafel 129.

Viehkraal der Nil-Madi.

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Tafel 130.

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Tafel 131.

Madi aus der Umgebung von Nimule.

Tafel 132.

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Tafel 133.

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Tafel 134.

Bari-Dorf am Nil.

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Tafel 136.

Kakwa-Gehoft in der Nahe von Aba.

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Tafel 137.

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Tafel 138.

Kakwa-Arbeiter.

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Tatel 139.

Tanz am Totenfest der Kakwa. Aba-Umgebung.

Tafel 140.

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Tafel 141.

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Tafel 142.

Tanzrast am Totenfest.

Tafel 143.

Soldatendorf in Aba.

Tafel 144.

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Garnison von Gumbari.

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Tafel 145.

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Tafel 146.

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Tafel 148.

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Tafel 149.

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Tafel 150.

Frauenpalaber abwartende Eingeborene in Gumbari.

Tafel 151.

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Tafel 152.

Binlieferung der Abgaben in Gumbari.

Tafel 153.

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Tafel 154.

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Tafel 156.

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Tafel 157.

Aus dem Viehkraal in Kagulu.

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Tafel 158.

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Tafel 160.

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Tafel 166,

Keramik aus Surango.

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LEIPZIG

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IPEK

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Wie der erste Jahrgang, so bringt auch der zweite wiederum eine 7 lle wenyalien unveroffentlichter oder neugefundener J Sa aus allen Kunstgebieten ee Ure und Naturvolker. Bae ra eet eri ss: Nur eine der zahlreichen lobenden Knitiken uber den ersten Band, die auch fe den uM soeben vollstandig gewordenen Band zutrifit? ve nd ny fe :

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besprechungen. Die Autoren und die Themata sind glanzend gewahlt. J Die Gemeinsamkeit der Arbeit steuert direkt auf das Ziel ernsten Strebens, | nach Verstandnis der Eimzelzuge und nach einer wissenschaftlichen Grund-

lage hin. Das Unkraut der orgiastischen Schwarmerei fur’ das Primitive ist verschwunden. Aus den Tatsachen wachst uns ein never Sinn, der unser eigenes Sein und Verstehen zuriickdrangt, gegentiber der Bedeu- tung eines weltumspannenden Blickes. Die Ausstattung und Durchfuhrung se ist in bibliographischer Hinsicht vorzuglich. Ich bringe dem Herausgeber, :

den Verlegern und ihren Mitarbeitern meine herzlichen Gluckwunsche dar.< Leo Frobenius in der Frankfurter Zeitung. a

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